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Schattenkrieg

von

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Epilog

„Ist Ihnen überhaupt bewusst, in was für eine Situation Sie mich mit diesem kopflosen Handeln gebracht haben?“ In seiner Rage hatte sich Assistant Director Skinner von seinem Stuhl erhoben. Die Hände auf die polierte Tischplatte gestützt, funkelte er die beiden Agents vor sich finster an. „Haben Sie eine Ahnung, was das jetzt für Sie bedeutet? Man hat Sie nicht ohne Grund in getrennte Bereiche versetzt und wenn es jemals eine Chance gegeben haben sollte, dass man Ihnen eine erneute Zusammenarbeit gestattet, so haben Sie diese hiermit zunichte gemacht.“

„Sir, unser Handeln war nicht kopflos.“ Mulder bemühte sich zu einem ruhigen, gefassten Tonfall. Innerlich schwelte sein Zorn allerdings bereits heftig. „Was hätten wir denn tun sollen? Sie kennen diese miesen Machenschaften mittlerweile doch selbst zu genüge.“

„Selbstverständlich tue ich das, Agent Mulder. Halten Sie mir nicht einen Spiegel vor, in welchen Sie selbst nicht zu blicken bereit sind.“ Er musterte Mulder mit harten Augen. „Ja, ich habe am eigenen Leib erleben müssen, zu welchen Dingen dieses Syndikat fähig ist und gerade deshalb dürfen wir uns nicht so leichtfertig mit ihnen anlegen. Sie haben nichts, keine Beweise. Wieder einmal. Wie soll ich sie beide da vor den Anschuldigen schützen, die jetzt unweigerlich auf uns zukommen werden?“

Darauf wussten sie keine Antwort. Aber zumindest Mulder war das auch herzlich egal. Beweise hatten nie zu ihren entlastenden Momenten gezählt, selbst wenn sie welche vorweisen konnten.

„Sie wollen nicht, das wir ein Team nach Pakistan entsenden, um nach dieser Forschungseinrichtung zu suchen. Und Sie haben keinen Beweis, dass die USS SeaCrawler diesen vermeindlichen Virus an Bord transportiert hat.“ Er warf die Hände in die Luft und wandte sich von Mulder und Scully ab, um aus dem Fenster zu blicken.

„Sir, selbst wenn wir eine Expedition ausschicken würden, um nach Pakistan zu reisen, sie würden nichts mehr finden. Ich bin überzeugt, dass das Syndikat schon jetzt all seine Spuren verwischt hat.“ Scully versuchte es mit Diplomatie. Sie konnte nachvollziehen, weshalb Skinner so tief enttäuscht war, nach allem was er für sie und Mulder schon riskiert hatte. Aber sie hatten wirklich keine andere Wahl gehabt. „Als wir herausfanden, dass die SeaCrawler mit dem Virus beladen wurde und die Fässer dazu fehlten, mussten wir handeln.“

„Und Sie konnten die Gefahr abwenden? Weil die Fracht nicht auf der SeaCrawler war, welche in Tennessee aufgetaucht ist, sondern auf der SeaCrawler, die irgendwo im Arabischen Meer in einer Zeitschleife gefangen ist?“ Seine Worte ließen keinen Zweifel, was er von dieser Erklärung hielt. „Wollen Sie das allen Ernstes in ihren Ermittlungsbericht schreiben, Agent Scully? Das Wrack in Tennessee ist ohne jeden Zweifel der Kreuzer USS SeaCrawler. Wie soll das Kriegsschiff an zwei Orten gleichzeitig existieren?“

Mulder wollte bereits zu einer Erklärung ansetzen, doch Skinner hob nur abwehrend die Hand. Er wollte es nicht hören. Er hatte deutlich genug gemacht, was er mit seinen Worten meinte. Niemand würde ihnen glauben und es würde so gut wie unmöglich sein, die X-Akten in Zukunft wieder zu öffnen. Er strich sich über das wenige Haar und seufzte. „Was haben Sie sich dabei nur gedacht?“

Noch ehe einer der beiden Agents antworten konnte, ging die Tür zu Skinners Büro auf und Gibbs betrat den Raum in Begleitung eines Mannes, dem Mulder und Scully schon häufig in den Gängen des FBI-Gebäudes begegnet waren. Nur nie im Zusammenhang mit dem NCIS. Verblüfft sahen sie Gibbs an, doch der richtete seine ganze Aufmerksamkeit ungeteilt auf Skinner.

„Agent Fornell, was soll diese Störung?“ Der Assistant Director sah alles andere als erfreut aus.

„Director Skinner, Agent Mulder, Agent Scully. Ich hoffe wir sind noch rechtzeitig zu dieser Besprechung gestoßen, bevor sich unsere beiden Agents hier um Kopf und Kragen reden konnten.“ Er lächelte gestelzt. „Darf ich Ihnen Special Agent Gibbs vorstellen? Er ist vom NCIS.“

Skinner beäugte die beiden Männer misstrauisch. „Was hat der NCIS hier zu suchen?“

„Ich bin derjenige, der die Agents Scully und Mulder zu einem meiner Fälle hinzugezogen hat. Es wäre mir unangenehm, wenn ihnen daraus jetzt ein Nachteil entstünde. Tobias hier hat mir berichtet, dass es Probleme geben könnte.“ Gibbs zuckte nicht einmal mit der Wimper. Das bedrohliche Auftreten Skinners schien ihn in keiner Weise zu beeindrucken. „Ich fragte Agent Fornell zu Beginn meiner Ermittlungen, ob es beim FBI Leute gäbe, die sich mit unerklärlichen Phänomenen auskennen. Er nannte mir die Agents Mulder und Scully und so habe ich sie angefordert. Ich bedaure, wenn Sie nicht darüber informiert wurden.“ Sein Blick glitt tadelnd zu Fornell, der auch den Anstand besaß und leicht errötete.

„Verzeihen Sie, Sir. Offenbar ist da etwas auf dem Dienstweg verloren gegangen. Wird nicht wieder vorkommen.“

Skinner runzelte nachdenklich die Stirn, während Mulder und Scully nur sprachlos daneben sitzen und sich wundern konnten. Was geschah hier gerade? Allen Anwesenden war bewusst, dass Gibbs und Fornell logen dass sich die Balken bogen. Nicht einmal achtzig Prozent von dem, was sie hier als Wahrheit hinstellten, entsprach dieser auch. Aber sie eröffneten dem Assistant Director mit dieser Darstellung einen Weg, der für alle Beteiligten zu einem glimpflichen Ende führen konnte. Was hatte Fornell bloß angestellt, dass Gibbs ihn zu einem solchen Gefallen bringen konnte?

Mulder starrte den NCIS-Agent mit unverhohlener Verblüffung an. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass Gibbs ihm zur Seite stehen würde. Ihn aus der Patsche ziehen würde, nach allem was zwischen ihnen vorgefallen war.

Die Blicke der beiden Männer trafen sich und Mulder musste sich beherrschen, um nicht unter der kalten Härte in den Augen des Senior-Agents zusammenzuzucken. Nein, er half ihm nicht seiner selbst Willen aus der Klemme. Es war die Revenge für die Hilfe bei Tony und Kates Rettung. Und um Scullys Willen. Er stand ihr zur Seite, nicht ihm. Zerknirscht neigte er den Kopf und signalisierte so, dass er verstanden hatte. Gibbs entließ ihn aus seinem Blick.

„Wenn Sie gegen jemanden Sanktionen erheben müssen, tun Sie das bei mir. Agent Mulder und Agent Scully trifft keine Schuld. Sie haben dem NCIS geholfen und es würde unseren Behörden nicht gut tun, wenn wir über so etwas in Streit gerieten.“

Langsam setzte sich Skinner, hinter seiner Stirn arbeitete es sichtlich und für einige Herzschläge zog sich die Zeit in zäher Langsamkeit dahin, während die Anwesenden auf eine Entscheidung des Assistant Directors warteten. Als er das Schweigen endlich brach, schwang in seiner Stimme keine Spur der zuvor gezeigten Verunsicherung mit. „Ich denke, dass ich in diesem Fall davon absehen kann, Maßnahmen gegen Mulder und Scully zu ergreifen. Was Sie betrifft, Agent Gibbs...“, er musterte den Agent eingehend. Wer war dieser Mann? „Wie Sie bereits sagten, Sie sind Angehöriger einer anderen Bundesbehörde. Da sind mir die Hände gebunden.“

Gibbs nickte. „Dann ist ja alles geklärt.“

„So ist es.“ Skinner entließ Mulder, Scully und Fornell mit einer knappen Geste und sah ihnen nach, wie sie gemeinsam mit Gibbs das Büro verließen. Dann stand er auf und trat an sein Fenster.
 

„Was war das gerade da drinnen?“ Sie hatten die Außentreppe des FBI-Gebäudes erreicht und es war an der Zeit sich endgültig voneinander zu verabschieden. Fornell hatte sie zuvor mit einem süffisanten Grinsen verlassen und Kate und Tony warteten mit einem schwarzen Dodge Charger auf Gibbs. Sie winkten zu Mulder und Scully hinauf.

Gibbs wandte sich noch einmal zu den beiden FBI-Agents um, eine Augenbraue skeptisch hochgezogen. „Was denn? Seid ihr etwa nicht zufrieden mit unserer kleinen Darbietung?“

Beiden fiel darauf keine passende Antwort ein. Bislang hatten sie Gibbs nie in einer solch gelösten Stimmung kennengelernt und es traf sie vollkommen unerwartet. Zumal er eben gerade im Büro von Skinner noch eine vollkommen andere Ausstrahlung gehabt hatte. Jetzt schien er wie ausgewechselt. Sie blickten ihn mit stummer Verwirrung an und Gibbs lachte bellend.

„Ihr solltet euch im Spiegel sehen.“ Er zog Scully in eine kurze, innige Umarmung, hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel und sprang dann leichtfüßig die Treppen hinunter. „Solltet ihr in Zukunft wieder einmal mit diesem Krebskandidat aneinander geraten, ihr kennt meine Nummer.“ Er umrundete den Charger, bedachte Tony mit einer unsanften Kopfnuss, als dieser sich auf den Fahrersitz setzen wollte, und nahm selbst hinter dem Steuer platz. „Wir werden diesem Bastard noch das Handwerk legen.“

Schulter an Schulter blickten Mulder und Scully dem Senior-Agent nach, einen Arm zum Gruß erhoben und noch immer perplex und berührt zugleich. Dann schoss der Charger mit aufheulendem Motor die Straße in Richtung Washington Square davon.
 

Am Fenster seines Büros verschränkte Skinner mit einem leisen Lächeln die Arme vor seiner Brust. Was für ein seltsames Ermittlerteam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2011-11-09T22:01:25+00:00 09.11.2011 23:01
Der Schluss gefiel mir am besten.
Schade das es schon vorbei ist.^^


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