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Starcraft; Legends of the Amaru; Legend of the 4 horsemen

Kapitel 2: The 7 day theory
von

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more rushing moments

2 the 7 day theory 4 more rushing moments
 

Another moment was rushing by. And again we couldn’t believe how fast the time can move. Rushing moment was our description 4 peace. Because peace don’t held 4ever.
 

Dienstag,12:32…Lyra, auf Lacrima Belli
 

Kain starrte in die Flammen des Lagerfeuers vor sich und streckte die Füße aus, welche ihm vom ganzen Gehen schon schmerzten.

Er warf einen kurzen Seitenblick auf Jackson und stellte fest, dass es dieser, obwohl er Marschieren vom Militärdienst sicher gewohnt war, auch ziemlich fertig wirkte.

„Was dauert da so lange?“ fragte Chris, während er über seine Schulter blickte. Er, Prince, Rockwood und Kain hatten das kleine Lager errichtet, wobei man von Lager nicht reden konnte, da sie einfach nur ein Lagerfeuer anmachten und die Decken darum ausgebreitet hatten.

Jay war hingegen losgezogen um das Abendessen aufzutreiben.

Nun warteten die vier auf die Rückkehr des Captains, wobei Chris und Prince hofften, dass das Feuer mehr Raubtiere fernhielt, anstatt sie anzulocken.

Hätten Kain und Jackson gewusst, was für Raubtiere auf dieser Insel herumliefen, hätten sie wohl dieselbe Sorge gehabt.

Doch der Wald um sie herum war ruhig. Vielleicht war er auch etwas zu ruhig, denn abgesehen vom Plätschern eines nahen Baches und dem Wind, der durch die Bäume heulte, war keinerlei Geräusch zu hören.

Nichts, was auf ein Leben schließen ließ.

Chris nahm es nicht ganz wahr und selbst wenn er es realisiert hätte, hätte er es wohl auf die Anwesenheit eines Raubtieres geschoben, deren Brutalität und Gerissenheit unerreicht und unnatürlich war. Denn was konnte schlimmer sein, als ein Wesen mit den Zähnen eines Raptors und den Gedanken eines Menschen. Jay war kein natürliches Wesen mehr, er war nichts, was die Natur je geplant hatte. Er verband alles, was die Natur nie geplant hatte. Intelligenz…mehr als nur biologisch denkende Intelligenz mit den messerscharfen Klauen und Zähnen einer blutrünstigen Bestie. Und die Tiere spürten die Anwesenheit einer solchen Kreatur und daher mieden sie das Lager der fünf Menschen, während Jay selbst losgezogen war, um für Essen zu sorgen.

Gleichzeitig reichte aber diese Aura, welche Jay ausstrahlte, um andere Raubtiere fernzuhalten.

Kain hatte inzwischen schon seinen PDA gezückt und machte sich Notizen zu den Dingen, welche ihm im Laufe des Tages erzählt worden sind.

Er machte sich Notizen zu Tortuga, zur Pandora, zum Untergang Tarsonis’ und auch zur Amaru.

Nur selten wurden ihm die Informationen in der Reihenfolge erzählt, in der sie passiert waren. Die Dinge wurden ihm erzählt, wie sie den Erzählern einfielen und meist schien Jay in den Erinnerungen zu versinken, denn als er über den Tod seiner Frau und einer seiner Töchter erzählt hatte, traten ihm die Tränen in die Augen, während in bei anderen Stellen der Blick glasig wurde und er vollkommen weggetreten wirkte. Ab und zu grenzte es dann auch an ein Wunder, dass er nicht über eine Wurzel oder einen Stein gestolpert war.

Kains Blick war starr in die Flammen gerichtet, während er kurz innehielt und darüber nachdachte, wie Jay seine eigenen Erinnerungen aufgenommen hatte.

Rockwood hingegen ließ seinen Blick immer wieder pendeln, während er versuchte mögliche Bewegungen in den Schatten hinter den Bäumen zu erkennen. Doch nichts war zu sehen und auch Jay hatte sich bei der Suche nach Beute vom Lager entfernt.

Und doch beschlich Rockwood auch das Gefühl, als würde ein Teil von ihm immer noch da sein. Irgendetwas, was nicht unbedingt zum besten Teil von ihm gehörte, war nicht mit ihm fortgezogen.

Oder war es nicht ein Teil von Jay selbst? War es vielleicht nur etwas, welches Jay in manchen Punkten sehr ähnelte?

Jenseits des Bereiches, welcher vom Lagerfeuer erhellt wurde, knackte ein Ast. Sofort riss Chris den Kopf hoch und blickte in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war.

Wieder herrschte eine Erdrückende Stille während Chris langsam nach seiner Waffe griff.

Wieder drang das Geräusch eines knackenden Astes aus dem Wald um sie herum. Doch dieses Mal aus der anderen Richtung. Chris wirbelte herum, zog die Waffe und richtete sie auf jenes Wesen, welches nun mit blutverschmiertem Maul zwischen den Bäumen aufgetaucht war. Die gelben Augen, deren Pupillen nur zwei Schlitze waren, blickten über den Lauf von Chris’ Waffe hinweg, während das Wesen selbst langsam auf die Flammen zuschritt. Behutsam und immer den Terraner mit der Waffe fixierend kam der Raptor zum Lagerfeuer, wobei eine sanfte, nahezu unauffällige Spur aus Blutstropfen seinen Weg säumten, welche von den Klauen und dem Kiefer herabtropfe. Und auch von der Beute, welche der Raptor bei sich hatte. Es war ein junges Reh, gerade nicht ausgewachsen und nicht schnell genug gewesen, dem Jäger zu entkommen. Der Raptor legte die Beute vor dem Feuer nieder, richtete sich auf und verwandelte sich in Jay.

„Du wirkst nervös.“ meinte der Captain trocken, während Chris die Waffe wieder weglegte.

Chris seufzte auf, lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Felsen und erwiderte: „Es ist dieser verdammte Wald. Es ist einfach zu ruhig hier.“

Jay nickte, während sich einer seine Finger in eine von Bloodtalons Klauen verwandelte und er anfing die Beute zu zerlegen.

Chris selbst holte eine Bratpfanne und einige Gewürze heraus, wobei Rockwood und Kain die Stirn runzelten.

„Ja, er kann kochen. Verdammt gut sogar.“ sagte Prince, der solche Blicke schon gewöhnt war.

Als das Essen ein paar Minuten später dann auch fertig war, konnten sich Kain und Rockwood selbst davon überzeugen, ob Prince die Wahrheit gesagt hatte.

Und zu ihrem Erstaunen hatte er nicht gelogen.
 

Dienstag, 23:23
 

Jay öffnete blinzelnd die Augen, woraufhin er von einem Sonnenstrahl geblendet wurde, welcher das Blätterdach über ihnen durchdrang und ihm dem angenehmen Lichtschein aufs Gesicht warf.

Er hatte eine traumlose Nacht hinter sich, wobei er erleichtert war, dass er nichts geträumt hatte, da er meist nur von schlimmen Dingen träumte. Er warf einen Blick auf die Uhr und die Zeit brannte sich ihm ins Gedächtnis, als er sich bewusst wurde, dass er einer halben Stunde, der dritte Tag seit seiner Auferstehung beginnen würde. Nun war er schon fast zwei volle Tage wieder im Reich der Lebenden und als er den Versuch startete, ein Frühstück erscheinen zu lassen, hatte er zum ersten Mal Heimweh an jenen Ort, wo er die letzten sieben Jahre verbracht hatte. Sich seiner Gedanken bewusst werdend, erhob er sich vom Waldboden und streckte sich, wobei er grinste.

Er begann gerade damit seinen Rucksack nach etwas Essbarem zu durchsuchen, als er sich gleichzeitig erinnerte, was man von ihm, dem Mastermind, den alle als am wertvollsten empfunden hatten, erwartete.

„Woher soll ich wissen, wie wir die Reiter aufhalten sollen?“ fragte sich Jay leise selbst, während er seine Suche nach Essen aufgab und zwischen den Bäumen hindurch zum Bach ging, um wenigstens die Trockenheit in seiner Kehle wegzuspülen.

Er erreichte den Bach, beugte sich zum Wasser hinüber und sah etwas, dass ein Spiegelbild seines eigenen Gesichts auf der Wasseroberfläche war. Durch die Fließbewegung war es jedoch verzerrt und nur durch die drei Narben wirklich zu erkennen.

Wieder huschte ein kurzes Grinsen über sein Gesicht, was mit der Tatsache zusammenhing, dass sein schlimmster Feind genauso aussah, wie er selbst. Es heißt, dass er, sobald er den Tod besiegt hatte, den Kreislauf von neuem startete. Sicherlich würde der Tod erstaunt sein, zweimal von derselben Person umgebracht zu werden, aber später, wenn Jay dann wieder stirbt, wird es dem Tod egal sein, da er weiterhin im Besitz des gleichen Körpers sein wird.

Nun, vielleicht sollte er seinen eigenen Körper noch so weit verstümmeln, dass es dem Tod nicht lange helfen wird. Am besten, sorgt er dafür, dass er selbst kurz nachdem er den Tod umgebracht hatte, zu sterben. Vielleicht sollte er sich selbst schon Gift in das Blut spritzen, bevor er den Tod entgegentreten würde, denn schließlich übernahm der Tod genau den Körper, denn sein Besitzer in dem Moment hatte, als er den Tod getötet hatte.

„Den Tod getötet.“ wiederholte Jay in Gedanken, wobei er verächtlich aber auch zugleich belustigt aufschnaubte, da es sich unmöglich anhörte. Nun, der Tod konnte zwar das Alter und die Größe des Körpers variieren lassen, doch alle Fähigkeiten, Verletzungen und auch sonstiges waren dann mit denen gleich, welche im Zeitpunkt des Mordes vorliegen.

Nun, vielleicht gab es einen Spielraum von ein paar Minuten, doch sollte sich das Gift in Jays Körper befinden, würden sogar die paar Minuten keinen Unterschied mehr machen.

Jays Lächeln erlosch kurz, nur um etwas später noch stärker zurückzukehren. Er hatte nun die Schwäche entdeckt, welche die vier Reiter hatten.

Gerade wollte er sich zum Lager umdrehen, um Chris zu wecken und ihm bescheit zu sagen, als ihm etwas einfiel. Morbus, oder Pestilenz, wie er noch genannt werden konnte, war ein Wesen, dessen Namen schon verriet, dass er von allen möglichen Krankheiten befallen war, um sie zu verbreiten, aber ihn selbst schienen sie nichts anzuhaben. Und auch die anderen Reiter waren gegenüber diesen Giften immun.

Er merkte, dass Gifte doch zu einfach waren. Aber was, sollten sie sonst tun?

„Verdammt, wir werden sie töten. Und wenn wir selbst dabei draufgehen.“ murmelte Jay, wobei seine Freude von vorhin verflogen war.

Dann riss er die Augen auf und im nächsten Moment hörte er hinter ein Knurren, welches leise über das Plätschern des Baches hinweg, durch die Luft wehte.
 

Dienstag, 23:59
 

Mit einem Ruck saß Kain aufrecht auf dem Waldboden. Sein Atem war flach und abgehackt, während er zu realisieren begann, wo er sich befand und das das, was seinen Puls gerade so hochgedreht hatte, nur ein böser Traum gewesen war.

Die verzweifelten Schreie seiner Tochter hallten noch immer in seinem Kopf wieder, während er den Kopf schüttelte, um dieses furchterregende Geräusch loszuwerden. Gerade noch hatte er geträumt, wie Lentia von den Zerg überrannt worden ist und in seinem Traum, waren seine Frau und seine Tochter den Zerg zum Opfer gefallen. Nun war ihm übel und er konnte einfach nicht mehr liegen bleiben. Während er den Reißverschluss seine Schlafsackes öffnete stellte er fest, dass um ihn herum noch alle schliefen. Obwohl es schon wieder hell war und das schon seit einigen Stunden, wunderte es Kain, dass sie noch nicht weitergezogen sind.

Er überlegte gerade, ob er Jay wecken sollte, als er feststellte, dass dessen Schlafsack inzwischen auch schon leer war.

Kain stand auf, schlich sich aus dem Lager und zwischen den Bäumen hindurch zum Bach.

Als sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, hatte Prince das Wasser mit einem Gerät getestet und erleichtert verkündet, dass es trinkbar war.

Kain sank neben dem Bach auf die Knie und schöpfte mit beiden Händen Wasser und trank es begierig. Das kalte Wasser schien seine Nerven zu beruhigen. Sein Puls kam wieder herunter und beruhigte ihn. Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, schöpfte er abermals Wasser um sein Gesicht damit zu kühlen. Es war eine Erleichterung, denn es fühlte sich an, als würde er all seine Ängste mit dem Wasser fortspülen. Erneut genoss er das kühle Nass in seinem Gesicht, als ein Knurren ihn aufschreckte.

Im Wasser sah er die Spiegelung eines Raptors, der ihm gegenüber stand und scheinbar mit seinem Blick fixiert hatte.

Kain atmete erleichtert durch, als ihm einfiel, dass Jay sich in einen Raptor verwandeln konnte und er erhob sich ruckartig.

Doch der Raptor reagierte darauf, indem er alle Muskeln anspannte, den Kopf schief legte, dabei seine messerscharfen Zähne präsentierte, und den ehemaligen Reporter leise, aber drohend anknurrte. Kain erkannte, dass es sich bei dem Raptor nicht um Jay handelte und wusste nicht, was er jetzt tun sollte.

Er starrte dem Raptor einfach nur in die blauen Augen, deren Pupillen nur als Schlitze zu sehen waren, und überlegte, ob er sich umdrehen und davonlaufen sollte.

Wieder fauchte der Raptor und machte dabei einen ersten Schritt auf den Reporter zu.

Die Bestie spannte alle Muskeln an und machte sich bereit zum Sprung.

Im selben Moment fühlte Kain zwei weitere schwere Beine, wie sie gegen seine Schulterblätter prallten und er wurde umgeworfen. Schnell drehte er den Kopf, sah die krallenbewehrten Füße und verfluchte sich innerlich, da er es hätte wissen, dass Raptoren in Rudeln jagen.

Er versuchte aufzustehen, doch der Raptor auf seinen Rücken war zu schwer und so war ihm eine Flucht nicht möglich. Der Raptor senkte seinen Kopf und Kain hörte den tiefen, rasselnden Atem.

Der erste Raptor fauchte abermals und stürzte dann mit gesenktem Kopf vor. Das Wasser des Baches spritzte auf, als die Beine des Raptors dessen Oberfläche durchschlugen. Kain sah das Maul mit den Zähnen auf sich zukommen, schloss die Augen und fühlte, wie die Last von seiner rechten Schulter genommen wurde.
 

Mittwoch, 00:03
 

Rockwood wurde mit einem beschissenen Gefühl in der Magengegend munter. Er kannte das Gefühl und er wusste, dass es nichts Gutes zu verheißen hatte. Letztes Mal, als er mit diesem Gefühl aufgewacht war, war am selben Tag Antiocha von den Zerg angegriffen und überrannt worden.

Zusätzlich zum Bauchgefühl war auch noch immer das Gefühl, beobachtet zu werden. Seine Nackenhaare stellten sich auf und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.

Langsam und unauffällig wanderte seine Hand zum Griff seiner Waffe, während er versuchte zu lauschen. Abgesehen vom Plätschern des Baches, dem Wind in den Baumkronen und dem Schnarchen der anderen war nichts zu hören.

Doch dann hörte er noch etwas, was, wenn er es richtig zuordnete, vom Bach zu kommen schien. Ein kurzes Fauchen und ein paar Sekunden später ein Geräusch, als ob etwas auf den Boden gefallen wäre. Etwas Schweres. Wie der Körper eines ausgewachsenen Mannes, zum Beispiel.

Rockwood berührte mit den Fingerspitzen den Griff der Waffe und lauschte, ob er noch etwas zu hören war. Wieder erklang das Fauchen und dann hörte er ein Platschen, als ob jemand in das Wasser des Baches gestiegen war.

Drei weitere Schritte durch das Wasser, dann merkte Rockwood eine weitere Veränderung in der Geräuschkulisse. Seit ein paar Sekunden schon war das Schnarchen verklungen.

„Jungs?“ fragte Rockwood flüsternd, da landete etwas in der Asche des Lagerfeuers und als Rockwood sich mit einem Ruck aufrichtete, wurde er von einem Raptor, mit weit aufgerissenem Maul, angebrüllt.

Reflexartig hob Rockwood seine Waffe an und zielte auf den Raptor, welcher mitten im Lager stand, und dessen Kopf ruckartig zwischen den drei Terranern hin und her wanderte.

Er wollte gerade abdrücken, als Chris zischte: „Nicht schießen!“

Rockwood runzelte die Stirn über diesen Befehl, während Chris langsam aufstand.

Vielleicht waren es die Bewegungen, die nun am Rande des Lagers zu sehen waren, als immer mehr Raptoren zwischen den Bäumen hervorkamen und mit gesenktem Kopf und wachsamen Augen auf die Lagerstelle der Terraner zukamen. Manche starrten die Schusswaffe in Rockwoods Händen an, als wüssten sie, was es war. Es handelten sich um knapp zehn weitere Tiere, welche zwischen den Bäumen aufgetaucht waren. Mit langsamen und überlegten Bewegungen hatte sich Chris erhoben und ging nun langsam auf den Raptor zu, der in den Überresten des Lagerfeuers stand.

Er streckte die Hand aus und strich den Raptor über die Stirn. Dieser schien es zu genießen und schloss die Augen.

„Was zum-?“ flüsterte Rockwood, während Prince erleichtert aufatmete und die Hände wieder von den Griffen seiner Maschinenpistolen nahm.

„Hast du mich vermisst, Hunter?“ fragte Chris flüsternd, während er dem Raptor den Kopf streichelte.

Einige der Raptoren wechselten aufgeregte Laute und Blicke, während auch sie sich zu entspannen schienen.
 

Mittwoch, 00:05
 

Die kraftvollen Kiefer des Raptors ließen immer noch auf sich warten und so öffnete Kain die Augen.

Knapp vor ihm war der Kopf des Raptors gestoppt worden. Und zwar vom rechten Bein des anderen Raptors. Dieser drückte gegen die Stirn des ersten Raptors und nun hörte Rockwood eine kratzende Stimme direkt über sich sagen: „Blue, aus!“

Der Raptor mit den blauen Augen blickte nach oben in das Gesicht des anderen und wich dann zurück.

Der zweite Raptor stieg von Kains Rücken und am Rand seines Blickfeldes sah Kain, wie sich dessen Beine veränderten und menschlich wurden.

„Jay.“ erkannte er und stemmte sich vom Boden ab. Während er aufstand, wurde er vom Blick des Raptors immer noch fixiert.

„Ich hoffe, er hat dir nicht zuviel Angst eingejagt.“ sagte Jay, als Kain endlich wieder stand.

„Es geht schon.“ erwiderte Kain, dessen Stimme jedoch anmerken ließ, dass es ihn doch etwas mitgenommen hatte.

„Okay. Darf ich vorstellen. Das ist Blue. Blue, dass ist Kain Norrington.“ stellte Jay vor und grinste dabei.

Der Raptor legte kurz den Kopf schief, was auch die einzige Reaktion darauf blieb.

„Blue.“, wiederholte Kain, „Wir haben die ganze Zeit nach einem Raptor gesucht?“

„Nach zwei Raptoren.“, korrigierte ihn Jay, „Hunter ist auch ein Raptor.“

„Aha.“ machte Kain.

Jay nickte kurz, drehte sich dann um und ging in Richtung Lager zurück, wobei ihm Blue wie ein Hund hinterherlief.

Kain war noch kurz wie versteinert, dann hörte er einen tiefes bedrohliches Fauchen in der Ferne, zuckte zusammen und folgte er den beiden schnell.
 

Mittwoch, 13:28
 

„Scheiß Regen!“ knurrte Chris, während er kurz nach oben blickte. Knapp eine Stunde nachdem sie ihr Lager abgebaut hatten und losgezogen waren, hatte es zu regnen begonnen.

Während sich die anderen Regencapes übergeworfen hatten, hatte Jay vollkommen anders auf den Wetterwechsel reagiert und statt sich etwas überzuziehen, sein T-Shirt ausgezogen und dieses zum Staubmantel in den Rucksack gestopft.

Das Raptorenrudel begleitete die fünf Terraner nun auf dem Rückweg zum Transporter und sie trugen nun auch die Ausrüstung.

Kain empfand es als seltsamen, das diese mörderischen Kreaturen nun so sanft wirkten.

Jay legte den Weg teilweise in Menschengestallt, teilweise aber auch in Gestallt eines Raptors zurück. Kain war dabei aufgefallen, dass alle Raptoren den Captain zu respektieren schienen.

Als er Jay über seine Erkenntnis informiert hatte, hatte dieser mit einem Lächeln geantwortete, dass alles Nachkommen von ihm waren. Nun, nicht von ihm direkt. Sondern vielmehr von Bloodtalon.

Und auch so hatte Kain wieder viel aus der Vergangenheit der beiden Masterminds erfahren. Unter anderem auch, wodurch sie sich kennen gelernt hatten.

Nun stand Jay auf einer Baumwurzel am Rande eines Abhangs und starrte in die Ferne. Da es regnete, war kein Nebel und so war am Horizont schon die Lichtung zu sehen, wo sie den Transporter zurückgelassen hatten.

Ein Blitz erhellte den Dschungel ein paar Sekunden später folgte das Donnergrollen. Tief und bedrohlich. Doch Jay schloss die Augen, blickte hoch zum Himmel und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht auf, während ihm der Regen ins Gesicht fiel und überall an ihm herunter lief.

Die anderen blieben stehen und warteten darauf, dass Jay weitergehen würde. Ein paar Sekunden vergingen, in denen Jay sich nicht bewegte und scheinbar nur die Regentropfen genoss, die ihn trafen.

Schließlich sagte Jay: „Ich liebe den Regen.“

Chris blickte Jay gelangweilt an und auch die anderen wussten nicht, was sie mit dieser Aussage anfangen sollten.

Doch dann sprach Jay weiter und schaffte es sogar, Chris in Erstaunen zu versetzen.

„Als ich damals im Waisenhaus aufwachte, war es so, als würde mein Leben erst beginnen. Jedenfalls wurde in den ersten Tagen, in denen mein Gedächtnis einen Zusammenhang bekam, viel über Religion und so mit mir geredet. Über das Leben, den Tod und den ganzen Scheiß von wegen Himmel.“, erzählte Jay verträumt, wobei er aufgrund seiner Erinnerungen lächelte, „An diesen Tagen hatte es viel geregnet und das war auf Korhal doch ungewöhnlich. Jedenfalls dachte ich dann damals, dass es regnet, weil die Toten weinen. Und ihre Tränen fallen als Regentropfen vom Himmel.“

Kain blickte Jay vollkommen gebannt an, während dieser den Kopf kurz senkte und nun auf den Boden starrte.

„Ich habe mich damals gefragt, warum die Toten geweint hatten.“, fuhr Jay fort, dann lächelte er, wobei es einer Verzweiflungstat glich, „Als der erste Vollmond kam, wusste ich warum die Toten geweint hatten. Sie weinten, weil ich überlebt hatte.“

Die vier Terraner starrten den Captain sprachlos an und auch die Raptoren schienen seinen Worten gelauscht zu haben, denn niemand wagte es etwas zu sagen, noch sich zu bewegen.

„Und daran glaube ich heute immer noch.“, fuhr Jay fort, wobei er wieder den Kopf anhob und wieder zu den Wolken emporblickte.

Prince fiel in dem Moment wieder etwas ein und er sagte: „Als du gestorben bist, hatte es auch geregnet.“

Jay nickte kaum merklich, während er tief durchatmete. Dann sagte er: „Lasst uns weitergehen.“

Die anderen nickten und sie setzten sich wieder in Bewegung.
 

Mittwoch, 14:08…Amaru, über Lacrima Belli
 

Ein Klopfen an seiner Kabinentür ließ Sammy aus seinem langen und traumlosen Schlaf erwachen. Zuerst lag er noch kurz im Bett und dachte, dass er sich das Klopfen nur eingebildet hatte, doch als es abermals klopfte, stand er auf und ging zur Tür hinüber.

Er öffnete die Tür und blickte dann auf die Person, die vor seinem Quartier stand. Eigentlich war er ja überrascht, doch sein Gesicht zeigte wieder einmal keinerlei Regung.

„Darf ich reinkommen?“ fragte Maggie vorsichtig.

Sammys Blick wanderte kurz von Links nach Rechts, dann nickte er und machte Platz, damit Maggie eintreten konnte.

Die Tür schloss sich automatisch hinter ihr, während Sammy wieder zum Bett zurückging und sich auf der Bettkante hinsetzte.

Maggie setzte sich neben ihm und lächelte ihn kurz an. Falls sie erwartet hätte, dass er eine Reaktion darauf zeigen würde, wurde sie enttäuscht.

„Kann ich mit dir reden?“ fragte Maggie und blickte ihn hoffnungsvoll an, da sie Angst hatte, dass er nein sagen könnte.

Sammy nickte, während er nach einer Flasche Wasser griff, wovon immer welche neben seinem Bett standen.

Maggie lächelte abermals und Sammy gefiel das Lächeln. Er hatte das Gefühl, dass wenn Maggie ihn anlächelte, dass das Leben für einen kurzen Moment an Kälte verliert. Er wusste jedoch nicht, ob das an Maggie lag, oder einfach nur daran, ein Lächeln zu sehen, welches echt war.

Dann fing Maggie an zu erzählen und wieder hörte ihr Sammy zu, ohne eine Reaktion zu zeigen.
 

Mittwoch, 17:40, Lyra, auf Lacrima Belli
 

Die fünf Terraner und die 12 Raptoren zwischen den letzten Bäumen hervor und fanden sich nun auf der Lichtung wieder, wo mehr sie mehr als zwei Tage zuvor den Transporter zurückgelassen hatten.

Immer noch ging überall der Regen nieder, doch davon ließen sie sich nicht aufhalten und schritten über die Lichtung auf den Transporter zu.

Sie hatten das Schiff beinahe erreicht, als in Jays Gedanken Bloodtalon eine Warnung ausstieß.

Sofort bremste der Captain ab und gab den anderen ein Zeichen, stehen zu bleiben.

„Was ist?“ fragte Chris flüsternd, während seine Hand langsam zum Griff seines Gewehres wanderte.

„Es ist zu ruhig.“ flüsterte Jay, während er all seine Sinne konzentrierte.

Prince warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter.

Blues Blick schoss in eine Richtung und er zeigte seine Zähne.

„Ghosts.“ sagte Chris leise.

„Leute vom Tod?“ erkundigte sich Prince mit gedämpfter Stimme.

Jay schüttelte den Kopf und zischte: „Nein, Mengsks Leute.“

„Blue, suchen und vernichten!“ befahl Jay seinem Raptor.

Dieser nickte kurz, gab einen krächzenden Laut von sich, dann drehten sich die Raptoren um und liefen denselben Weg zurück in den Wald.

Kain legte die Stirn in Falten, dann zischte Jay: „Okay, verhaltet euch ruhig und geht in Deckung!“

Die fünf Terraner duckten sich, während sie darauf warteten, dass etwas passierte.

„Seid ihr euch sicher?“ fragte Kain.

Die Antwort kam unmittelbar und abrupt endend. Am Rande der Lichtung ein Mensch aufschrie, als sich ein Raptor in seiner Schulter verbiss und ihn umstieß.

Der Rest lief schnell und blutig ab. Noch bevor die Ghosts richtig mitbekamen, was überhaupt vorging, stürmten überall die Raptoren aus dem Unterholz und schalteten mit unglaublicher Präzision die getarnten Ghosts aus. Sie waren zwar für das Auge unsichtbar und auch bei telepatischer Erfassung schwerer auszumachen, doch die Raptoren verließen sich da auf ihre Nasen und den Blutdurst.

„Chris, dort oben.“ flüsterte Jay zeigte auf den Transporter,

Chris blickte zum Transporter und sah, was Jay meinte. Auf dem Dach des Schiffes war ein weiterer Ghost, welcher zwar getarnt war, aber aufgrund des Wassers, welches an ihm hinunterlief, doch erkennbar war.

Chris legte schnell die Waffe an und drückte ab. Der Brustkorb des Ghosts explodierte in einer Blutfontäne, als er von den Spikes getroffen wurde.

Am Waldrand bekam ein Ghost Panik, als sein Kollege neben ihm von einem Raptor umgerissen wurde.

Der junge Soldat ließ die Waffe fallen und lief auf die offene Fläche, direkt auf den Transporter zu. Vielleicht versprach ihm der Metallkasten irgendwelchen Schutz, vielleicht war es auch das Wissen, dass er im Wald nur noch schneller zur Beute eines Raptors würde.

Der Regen peitschte ihm ins Gesicht, während er über die Lichtung stürmte.

Er hörte schnelle Schritte hinter sich und erkannte, dass sein Plan doch nicht so perfekt war.

Am Rand seines Blickfeldes sah er die fünf Terraner, welche sie eigentlich umbringen hätten sollen, doch im Moment dachte der Ghost nur an seine Flucht.

Chris hob gerade sein Gewehr an, um den Soldaten zu erschießen, als Jay den Lauf der Waffe nach unten drückte und zischte: „Nein! Von dem will ich ein paar Antworten.“

Dann sprintete Jay als Bloodtalon los, dem Ghost entgegen.

Dieser sah einen weiteren Raptor auf sich zukommen und traf einen Plan, wie er diesen entkommen könnte. Es war ein gewagter Plan, aber es war das einzige, was er noch tun konnte.

Er lief direkt auf den Raptor zu und im letzten Moment zog er auf die Seite, um am Raptor vorbeizukommen.

Der Ghost wusste, dass er einen Raptor so überlisten konnte. Doch hatte der Ghost nicht mitbekommen, dass es kein normaler Raptor war, der da auf ihn zukam.

In dem Moment, indem der Soldat sich zur Seite bewegte, verwandelte sich Jay in seine menschliche Gestallt zurück, streckte den Arm zur Seite. Der Ghost lief ungebremst dagegen und wurde umgerissen. Als er auf dem Boden aufschlug, versagte die Tarnvorrichtung.

Bevor er dann aufstehen konnte, sprang ihm ein Raptor auf die Brust, senkte seinen Kiefer zum Gesicht des Soldaten hinunter und knurrte ihn bedrohlich an, wobei Blut des letzten Opfers zwischen den Zähnen hervortropfte.

Der Raptor öffnete sein Maul, doch Jay sagte: „Nein, töte ihn nicht!“

Der Ghost atmete schwer und tauchte neben dem Kiefer des Raptors der Lauf einer Pistole auf, welche auf das Gesicht des Soldaten gerichtet war.

„Ihr seid von Mengsk geschickt worden, richtig?“ fragte Jay.

Panisch nickte der Ghost.

„Wie habt ihr uns hier gefunden?“ fragte Jay weiter.

Der Ghost schluckte kurz, woraufhin der Raptor seine Reißzähne präsentierte.

„Ich habe dich gefragt, wie ihr uns gefunden habt.“ donnerte der Captain.

„Wir-Wir sind mit einem zivilen Transporter von Antiocha hier angekommen.“ antwortete der Ghost panisch.

„Willst du leben?“ fragte Jay.

Wieder war der Ghost zu geschockt um gleich zu antworten.

„WILLST DU LEBEN?“ brüllte Jay.

Abermals nickte der Ghost.

„Weißt du was Treue ist?“ erkundigte sich Jay, wobei er sich zum Ghost hinunterbeugte.

Nun nickte der Ghost gleich.

„Weißt du auch, was Schulden sind?“

Wieder nickte der Ghost.

„Wenn ich dich hier überleben lassen soll, schuldest du mir etwas, kapiert?“ zischte Jay.

Der Ghost nickte.

Jay blickte dem Raptor kurz in die Augen.

Dieser nickte, fauchte den Ghost noch einmal kurz an und stieg dann von diesem herunter.

Chris kam herbei und fragte Jay: „Was ist los?“

„Wir übergeben diesen Soldaten an James Raynor.“ antwortete Jay, während er seine Pistole wieder sicherte und wegsteckte.

Chris legte die Stirn in Falten, sagte aber nichts.

Inzwischen kamen die Raptoren wieder über die Lichtung auf den Transporter zu.

Jay behielt den Ghost im Auge, während er zischte: „Lasst uns von hier verschwinden!“

Die anderen Terraner nickten und gingen zum Transpoter hinüber.

Jay half den vor Schock gelähmten Ghost auf die Beine, dann schubste er ihn vor sich her auf den Transporter zu.

Während Chris den Transporter startete, gurtete Jay den Ghost fest, sodass er nicht auf dumme Gedanken kommen konnte.

Blue und Hunter stiegen ebenfalls in den Transporter, während die restlichen Raptoren zurückblieben.

Als sich die Einstiegsluke schloss, wandten sich die Raptoren um und liefen in den Wald zurück, wo sie wieder ihrem normalen Leben nachgehen würden.

Der Transporter hob vom Boden ab und Kain, der ebenfalls den gefangenen Ghost nicht aus den Augen ließ, fragte den Captain: „Warum hast du ihn am Leben gelassen?“

Jay senkte seine Stimme, sodass nur Kain ihn hören konnte und antwortete: „Ich habe in seine Seele geblickt. Er ist kein schlechter Mensch. Er wurde nur mit Lügen aufgezogen. Außerdem hat sich seine Kondition verflüchtigt, als er beschloss zu fliehen, und nicht den Auftrag um jeden Preis durchzuziehen.“

Kain nickte verständnisvoll, während Blue am Ghost vorbeiging und diesen anfauchte.
 

Mittwoch, 18:02… Amaru, über Lacrima Belli
 

Sammy lag auf dem Bett in seinem Quartier und starrte an die Decke, während Maggie noch immer am Bettrand saß und noch immer mit ihm sprach. Sie öffnete ihm ihre Seele und fühlte die Erleichterung, dass sie jemanden hatte, der ihr zuhörte.

Er schloss die Augen und auch er hatte ein gutes Gefühl. Das Gefühl, dass es jemanden gab, der ihm vertraute.

Nicht ganz zehn Sekunden nachdem er die Augen geschlossen hatte, drehte sich Maggie zu ihm um und ihr Redefluss brach ab.

Als Sammy merkte, dass es ruhig geworden war, schlug er ein Auge auf und er sah Maggie, welche ihn beleidigt anblickte.

„Langweile ich dich?“ fragte sie gereizt und drehte ihm den Rücken zu.

Sammy bekam mit, dass sie sich verletzt fühlte, und er setzte sich auf.

Er legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte mit kratzender Stimme: „Nein. Überhaupt nicht.“

Maggie, die Sammy zum ersten Mal sprechen hörte, wandte sich überrascht zu ihm um und stammelte: „Du kannst reden?“

Ein kurzes Grinsen, welches ebenfalls einen überraschenden Effekt hatte, glitt über Sammys Gesicht und er antwortete: „Ja. Aber bisher habe ich lieber zugehört.“

Ein Lächeln breitete sich nun auch auf Maggies Gesicht aus.

„Erzähl weiter.“ bat Sammy, doch Maggie schüttelte energisch den Kopf.

„Nein, ich will etwas über dich erfahren. Erzähl von dir!“ drängte Maggie, wobei sie näher auf ihn zurückte, mit der Hand von der Bettkante abrutschte und in Panik ihre Hand um seinen Hals warf, um sich festzuhalten.

Im Reflex, hatte er seine Hände um sie gelegt, um sie zu fangen.

Die beiden saßen kurz eng umschlungen da und Sammy wurde bewusst, wie das für einen Außenstehenden aussehen musste.

„Zum Glück ist niemand da.“ dachte er erleichtert, woraufhin Maggie nickte.

Im gleichen Moment ging die Tür auf und Chris tauchte an der Tür auf.

„Sammy, wir…“, fing Chris an, dann sah er die beiden, blieb stehen und meinte dann, „…geben euch noch zehn Minuten.“

Dann drehte er sich wieder um und verließ das Quartier wieder.

Sammy und Maggie wechselten einen kurzen Blick, wichen voneinander zurück, und Maggie sagte, lachend: „Man soll den Teufel nicht an die Wand malen.“

Sammy nickte und murmelte: „Obwohl mir der Teufel manchmal sympathischer als Chris wäre.“

Maggie überlegte kurz, wo sie stehen geblieben waren und als es ihr schließlich wieder einfiel, drängte sie abermals: „Komm, erzähl mir von dir!“

„Du lässt wohl nicht locker, oder?“ erkundigte sich Sammy bei ihr.

Sie lächelte ihn verschlagen an und schüttelte den Kopf.

Sammy seufzte auf und fing an zu erzählen: „Ich bin mit zwei Freunden zur Rebellion gegangen. Carl und Brenda. Ich hatte es erst spät gemerkt, aber irgendwann empfand ich für Brenda mehr als nur Freundschaft. Doch als ich mir dessen bewusst wurde, wurden beide auf Char von den Zerg getötet. Und seit da bin ich mit meinen Gedanken und Erinnerungen gefangen. Gefangen in meinem Kopf. Ich habe versucht, die Welt, die mir das angetan hat, zu verstehen und hörte auf zu sprechen. Ich sprach nur noch, wenn es wirklich überhaupt nicht anders ging. Ich ließ niemanden mehr an mich ran. Ich ließ es nicht einmal zu, dass mir jemand geholfen hätte. Ich sperrte mich mit meinem Schweigen in meinem eigenen Kopf ein.“

„Und warum hast du jetzt wieder angefangen zu reden?“ fragte Maggie.

Sammy blickte sie an und antwortete: „Weil du angefangen hast, mir zu vertrauen. Ich bin zwar kein Telepath, aber das habe sogar ich mitbekommen.“

Maggie lächelte und stand auf.

„Nun, Sammy. Ich denke dort draußen wartet Arbeit auf dich.“ sagte sie mit ihrer typischen guten Laune.

Sammy, dessen Blick sich nicht sonderlich verändert hatte, sich dafür aber vornahm, wieder etwas aktiver zu leben und nicht nur zu vegetieren, erhob sich ebenfalls.

Maggie packte ihn beim Arm und zog ihn mit sich aus dem Quartier.
 

Mittwoch, 19:41
 

Zyress hatte gerade Ravens Quartier verlassen und ging nun den Korridor entlang, zum Kommandoraum, denn man hatte ihn dorthin beordert.

Er hatte gute Laune und war der Meinung, dass es im ganzen Universum nichts geben konnte, was daran etwas geändert hätte.

Schließlich erreichte er den Kommandoraum, trat ein und wunderte sich, als sich dieser leer präsentierte.

„Was zum-?“ fing Zyress an, da wurde er unsanft am Kragen gepackt und gegen die Wand neben der Tür gedrückt.

Ray enttarnte sich direkt vor ihm, wobei sein Blick alleine schon beunruhigend wirkte. Dennoch sah es seltsam aus, da Zyress um einiges größer war als Ray.

Die Stacheln, welche früher mal seine Haare gewesen sind, änderten ihre Ausrichtung und legten sich nun glatt an die Kopfhaut an.

„Okay, hör mir zu! Hör mir gut zu! Denn ich sage das nur einmal!“ knurrte Ray, wobei sich Zyress fragte, was mir ihm los war.

„Wenn du die Gefühle meiner Tochter verletzt, dann werde ich mir für dich ein Schicksal einfallen lassen, dass sogar Kerrigan schlecht wird, verstanden?!“ drohte Ray zischend.

Zyress, der wusste, dass das keine leere Drohung war, nickte.

„Gut!“, zischte Ray, „Ich wollte es nur mal gesagt haben!“

Dann wurde er wieder unsichtbar und verließ den Raum.

„Holy Shit.“ murmelte Zyress, während auch er sich besann und den Kommandoraum verließ.
 

Mittwoch, 21:03, Sparta (Hauptstützpunkt der terranischen Streitkräfte des PTC), auf Lacrima Belli
 

Alles war ruhig in den Korridoren des Hauptgebäudetraktes, in dem auch Raynors Büro war, welches bis vor kurzem noch Sam gehörte. Aber dieser hatte es dem ehemaligen Commander wieder überlassen und hat selbst ein leerstehendes Büro ein paar Türen weiter bezogen.

Alles war ruhig und die beiden Marines, welche zu beiden Seiten von Raynors Bürotür standen, starrten gelangweilt, aber dennoch pflichtbewusst den Korridor entlang, welcher nach knapp 100 Metern in einer schweren Doppeltür endete.

Neben dieser Tür standen zwei weitere Marines, so wie es im eigentlichen bei jeder solchen Tür der Fall war. Raynor war einige Stunden zuvor mit zwei Offizieren des Dominions und sechs Marines, seiner eigenen Leute, in seinem Büro verschwunden und sprach nun mit den beiden Offizieren, um festzustellen, ob sie wirklich die Wahrheit sagten, oder es eine List des Imperators war.

Kerrigan, die ebenfalls bei diesem Gespräch anwesend war, nutzte ihre telepatischen Kräfte, um sich ein klares Bild der beiden Offiziere zu machen. Soweit sie es mitbekam, sagten sie zwar die Wahrheit, aber man konnte es schließlich trainieren, seine Gedanken vor Telepathen zu verschließen.

Daher musste jemand zu rate gezogen werden, dem man nicht so leicht etwas vormachen konnte. Und so kam es, dass einige Minuten zuvor einige weitere Personen das große Büro betraten. Darunter befanden sich Captain Jaykoff Smith, Chris Owens, Capone Smith und Mike Owens. Sie hatten einen Gefangen dabei, welcher scheinbar nicht so recht wusste, warum er dem Commander und nicht dem Henker vorgeführt wurde.

Aus einer Abstellkammer zwischen den ganzen Büros trat ein Soldat in Drillichkleidung heraus und er schob einen Eimer, sowie einen Wischmopp vor sich her.

Er murmelte einen unverständlichen Fluch in einer Sprache, welche eigentlich ausgestorben war, er jedoch noch von seinen Eltern gelernt hatte, während er den Mopp im Wasser tränkte und dann begann den Korridor zu putzen. Diese Arbeit musste er eigentlich nur machen, weil er am Vorabend etwas zu viel getrunken hatte. Doch wie sollte man es den Menschen verübeln, wenn sie die Rückkehr der Hoffnung feierten.

„ ‚Und was ist, wenn der Stützpunkt angegriffen wird?’ “, ahmte er die Frage nach, welche sein Vorgesetzter stellte, als er ihm die Aufgabe zugeteilt hatte, „Was für ein Feind sollte bitte in der Lage sein, bis hierher vorzustoßen?“

Die schwere Doppeltür wurde schwungvoll aufgestoßen, als eine Person in den Korridor geflogen kam und über den Boden schlitterte.

Das halbe Gesicht war verschwollen und blutverschmiert. Die Tür ging wieder zu, nur um kurz darauf wieder aufgestoßen zu werden, als drei weitere Personen in den Korridor kamen.

„Kein schlechter Schlag.“ meinte Master anerkennend, während sich Sammy mit einen Fetzen das Blut von der rechten Hand wischte.

Er nickte schweigend, während die beiden wieder auf den Gefangenen zugingen, welchen sie unsanft in den Korridor befördert hatten.

Den beiden riesigen Terranern folgte die schmächtige Gestallt von Ray, der über das ganz bleiche Gesicht grinste.

Der Gefangene, der keine Handschellen umgelegt hatte, weil Master und Sammy das für unnötig hielten, richtete sich wieder auf und spuckte Blut auf den Boden, was den Soldaten mit dem Wischmopp einen Fluch entlockte.

Er drehte sich wieder zu den drei Soldaten um, welche ihn gefangen und hergebracht hatten, dann knurrte er: „Ich werde euch nichts erzählen.“

„Jaja. Schön für dich.“ meinte Master unbeeindruckt, während er dem Gefangen vor sich her auf die Tür zu Raynors Büro schubste.

„Ich denke, wir sollten ihm jetzt doch Handschellen anlegen.“ meinte Ray, woraufhin sich die beiden Riesen zu ihm umdrehten und ihn verständnislos anblickten.

„Das würde formaler wirken.“ fügte Ray bei den Blicken der beiden hinzu, während er ein Paar Handschellen hervorholte.

Sammy zuckte resigniert mit den Schultern, während Master brummte: „Wenn du meinst.“

Die beiden packten den Gefangenen an den Schultern, damit er stehen blieb, dann trat Ray vor ihm und befahl: „Streckt deine Arme vor!“

Der Gefangene schien jedoch nicht im Geringsten daran zu denken, dieser Aufforderung nachzukommen, sonder machte nur verächtlich: „Ts!“

„Streckt deine Arme vor, sonst sage ich den beiden, dass sie dich ganz nett darum bitten sollen!“ forderte Ray abermals, wobei er das nett betonte.

Der Gefangene warf einen kurzen, abwertenden Blick zu Master hinüber, als wolle er damit andeuten, dass er vor den beiden keine Angst hätte. Doch als Master kurz mit der Faust ausholte, zuckte der Gefangene panisch zusammen und streckte Ray seine Hände entgegen, damit dieser die Handschellen anlegen konnte.

Dann gingen sie weiter zum Büro. Ray ging voraus und die beiden überdimensionalen Soldaten schubsten den Gefangenen hinterher.

Sie erreichten die Tür, Ray klopfte an und nach ein paar Sekunden wurde ihnen auch schon geöffnet.

Gerade als sich die Tür hinter ihnen wieder schloss und der Soldat, weiterhin fluchend, begann den Blutfleck aufzuwischen, ging die Doppeltür abermals auf und zwei weitere Crewmitglieder der Amaru traten in den Korridor. Prince und Odin.

„Ich vermisse Tortuga.“ sagte Odin, während die beiden wenigstens ohne irgendwelche Unterbrechungen, oder eine Unordnung machend, auf Raynors Büro zugingen.

„Ja.“, seufzte Prince hoffnungsvoll, „Das waren noch die guten alten Zeiten. Wo es nur uns, den Rum und das Geld gab.“

Odin legte die Stirn in Falten, während er Prince zweifelnd musterte.

Prince grinste kurz und dann brachen die beiden in schallendes Gelächter aus.

Nachdem sich die beiden beruhigt hatten, und nur noch ein paar Meter vor der Tür waren, fragte Odin mit ernstem Gesicht: „Weiß er es schon?“

Auch Prince’ Gesichtsausdruck wurde trauriger und er nickte.

„Und wie hat er es aufgenommen?“ erkundigte sich Odin.

Prince blickte seinen Kumpel an und man sah deutlich die Beunruhigung in seinen Augen: „Er hat gelacht.“

Odin, der bereits an die Tür klopfen wollte, verharrte nun mitten in der Bewegung und fragte geschockt: „Was?!“

Prince schluckte und wiederholte: „Er hat gelacht. Gott verdammt, er hat gelacht. Und es war keine Spur von Trauer in seinen Augen.“

„Gelacht.“ wiederholte Odin besorgt, während er an die Tür starrte, hinter der Jay sich in dem Moment aufhielt.

Prince nickte abermals.

„Ich werde diesen Typen nie verstehen.“ murmelte Odin, dann versuchte er seine Gedanken zu klären und klopfte, als er der Meinung war, dass er es geschafft hatte, an die Tür.

Wieder ging die Tür kurz nach dem Klopfen auf und die beiden betraten Raynors Büro.

Der Soldat, der eigentlich den Korridor wischen sollte, stand, auf den Wischmopp gestützt mitten im Korridor und blickte an Raynors Bürotür. Er hatte die Unterhaltung der beiden Piraten mitbekommen und fragte sich einerseits, über wenn sie sprachen, und andererseits, worüber sie sprachen.

Eine drohende Stimme hinter ihm, ließ ihn dann aber zusammen zucken.

„Rekrut, ich dachte, sie hätten eine Aufgabe!“ knurrte der Vorgesetzte hinter dem Soldaten.

Dieser entsann sich und machte sich wieder an die Arbeit.

Der Vorgesetzte, der kurz zuvor erfahren hatte, wer aller gerade bei Raynor war, blickte zu dessen Bürotür hinüber und grinste.

„Jaykoff Smith.“, flüsterte er leise, „Wie verdammt lange ist es her, dass du meinen Arsch aus den Klauen des Dominions gerettet hast? Wie verdammt lange ist es her, dass du mich beinahe umgebracht hast?“

„Haben Sie etwas gesagt, Commondore Backer?“ erkundigte sich der Soldat mit dem Wischmopp.

Andrew Backer blickte den Rekruten kurz an, wobei der Blick schon sagte, dass es unwichtig war, dann sagte er: „Rekrut Lawrence, ich denke Ihr Augenmerk sollte lieber auf den Blutflecken dort hinten liegen!“

Der Rekrut zuckte zusammen und schwang wieder den Wischmopp, während Commondore Backer grinsend den Kopf schüttelte und wieder zu seinem Büro zurückging.
 

Mittwoch, 21:20
 

Als Prince und Odin das Büro des Commanders, der den Titel einfach nur behielt, weil er weder als General, noch als Admiral angesprochen werden wollte, betraten, trafen sie auf ein Bild, welches sich in den letzten Minuten nur durch das Auftauchen von Ray, Sammy, Master und deren Gefangenen geändert hatte. Während Raynor einerseits mit dem Gefangenen, den Chris und Jay ihm gebracht hatten, redeten, der sich als ein Soldat herausstellte, der auf Lügen reingefallen war und das nun erkannt hatte, hatte der Commander gleichzeitig eine Diskussion mit Mike, Chris, Capone und Kerrigan über Jaykoff Smith geführt, welcher teilnahmslos etwas abseits der anderen saß, mit glasigem Blick vor sich hin starrte und ab und zu immer wieder leise auflachte, wobei er mit dem Gemurmel, in welches er dazwischen immer wieder verfiel, den Eindruck erweckte, als hätte sein Verstand sich verabschiedet und zurück geblieben sei ein geisteskranker Pirat, auf dessen Schultern das Schicksal der Menschheit ruhte. Nein, das war falsch. Nicht das Schicksal ruhte auf den Schultern der Menschheit, dass Schicksal aller hing von ihm ab.

Prince, der Jay besorgt musterte, erkannte, dass er genauso so war, wie er ihn zurückgelassen hatte, um Odin zu holen.

Der andere Gefangene, den Sammy und Master herbeigebracht hatten, stand nun vor Raynors Tisch, blickte trotzig den Commander an und warf ab und zu Seitenblicke auf Master, der keine Armlänge von ihm gewichen war, um ihm im Notfall eine reinzuhauen, sollte er entweder falsch antworten, oder zu beleidigend werden.

Der gefangene Ghost, der sich als Raphael Duarte ausgewiesen hatte, stand nun etwas abseits des anderen Gefangenen und blickte ratlos in die Runde, da er nicht wusste, was ihm noch bevorstand, aber auch, weil die Leute hier zwar schon distanziert mit ihm gesprochen haben, er es aber als freundlicher empfunden hatte, als die Art, wie man mit ihm beim Dominion umgesprungen war.

Damals hatte er schon schmerzhafte Strafen kassiert, wenn er nur eine Frage stellte. Doch hier wurde es ihm gestattet zu Fragen. Und zum ersten Mal in seinem Leben, bekam er statt Schlägen richtige Antworten.

Der andere Gefangene, der sich als Transporterpilot und vollkommenen Fanatiker von Mengsks Politik herausstellte, schien weniger Gastfreundschaft als der gefangene Ghost zu genießen. Was vielleicht damit zusammenhing, dass er auf Ray, Sammy und Master geschossen hatte, bis er schließlich von Masters vernichtendem Schlag zu Boden gestreckt wurde. Und auch während dem ganzen Weg hatte er sich uneinsichtig verhalten. Raphael hingegen schien hingegen erkannt zu haben, dass es besser war, die Seite zu wechseln.

Kerrigan, die seit dem der zweite Gefangene da war, nur schweigend dagestanden war und diesen von oben bis unten gemustert hatte, meldete sich nun auch wieder zu Wort.

„Er ist ebenfalls ein Ghost.“, sagte sie knapp, wobei der Gefangene zusammenzuckte, „Und er ist der eigentliche Anführer dieser Gruppe gewesen.“

„Und warum haben wir ihn dann am Spaceport aufgegabelt und nicht auf Lyra?“ erkundigte sich Master murrend. Er hatte damals auf Char sein Leben für Kerrigan riskiert, aber nie ein Danke dafür gehört. Vielleicht war er etwas zu nachtragend, aber es wäre wenigstens fair gewesen, wenn sich Kerrigan jemals bei den Häftlingen bedankt hätte. Schließlich hatten sie genug Freunde dabei verloren. Freunde war vielleicht etwas übertrieben, aber es waren mit Sicherheit Leidensgenossen gewesen.

Kerrigan ignorierte Masters Frage vorerst. Einerseits wegen dem Ton, wie er die Frage gestellt hatte. Andererseits, weil sie selbst keine Antwort darauf hatte.

Im Hintergrund brach Jay wieder in ein leises Gelächter aus, woraufhin sich einige Blick zu ihm wandten, manche einfach nur verständnislos, andere hoffend, dass er die Antwort auf diese Frage hatte.

Raynor ließ seinen Blick wieder vom Captain ab, starrte nun den zweiten Gefangenen an und meinte trocken: „Also, würden Sie jetzt endlich damit herausrücken, was Ihr Auftrag war? Denn die Jagd nach Jaykoff Smith war es vermutlich nicht gleich.“

Der Gefangene schenkte ihm nur einen verächtlichen Blick und knurrte: „Leck mich am Arsch!“

Dann krachte auch schon sein Boden gegen den Boden, nachdem ihm Master einen kräftigen Schlag verpasst hatte.

Seine Flüche zurückhaltende, erhob sich der Ghost wieder und blickte nun Master verächtlich an.

Das Gemurmel von Jay wurde brüchiger und abgehackter, als würden ihm langsam die Worte ausgehen, oder als würde er langsam wieder normaler werden.

Odin blickte den Captain besorgt an und musste noch immer verarbeiten, dass Jay unter Schock stand.

Raynor, der merkte, dass er vom zweiten Gefangenen keine Antwort erhoffen brauchte, wandte sich an Raphael und fragte diesen: „Was war euer Auftrag?“

Raphael zuckte zusammen, kurz überlegte er, dann antwortete er: „Ich weiß es nicht. Wir wurden zur Insel gebracht und dann hatte man uns gesagt, wir sollten dort auf der Lichtung warten, bis die Eigentümer des Transporters zurückkämen. Dann sollten wir diese ausschalten.“

Kerrigan nickte und flüsterte Raynor zu: „Er spricht die Wahrheit. Von mehr wusste er auch nicht.“

„Warum seid ihr überhaupt zu dieser Insel geflogen?“ fragte Raynor wieder den anderen Gefangenen, der abermals nur trotzig den Blick erwiderte und keine Anstallten machte, als wollte er antworten.

„Er will wohl nicht antworten.“ meinte Ray murmelnd.

„Steuerchip. Sie haben irgendetwas vom Aufspüren eines Steuerchips geredet, der in einer der Rüstungen sei.“ meldete sich Raphael, woraufhin der andere Gefangene ihn, drohend anblickte.

Chris hob den Kopf an, als ihm etwas einfiel und er es auch gleich aussprach: „Kains Rüstung. Die Verteidiger von Antiocha hatten alte Rüstungen vom Dominion bekommen. Und Kain hatte eine solche an. Sie hatten seine Spur verfolgt, welche von der Amaru kam und zur Insel Lyra ging.“

Raynor nickte. Das ergab Sinn. Aber warum hatten sie es auf Kains Rüstung abgesehen? Oder war das alles nur Zufall und es hing damit zusammen, dass diese Rüstung kurz auf der Amaru gewesen war?

„Gut. Und was machen wir jetzt mit dem Gefangenen?“ fragte Raynor, nachdem sich seine Fragen geklärt hatten und sein Blick zu den beiden Kreuzerkommandanten hinüber glitt, welche übergelaufen waren und die ganze Zeit über stumm die Unterhaltungen verfolgt hatten.

„Wie wäre es mit töten?“ fragte Ray, der mit einer schnellen und fließenden Bewegung seine Gunblade gezogen hatte.

Nun schoss Jays Blick hoch und er starrte die anderen an, wobei er mit aufgeregter Stimme wiederholte: „Töten?“

Raynor legte die Stirn in Falten, kratzte sich am Kinn und war besorgt über das plötzliche zurückkehren von Jays geistigen Kräften.

„Ich denke, wir sollten ihn besser einsperren.“ meinte Raynor, nachdem er seine Überlegungen beendet hatte.

Doch Jay schüttelte den Kopf, erhob sich von seinem Platz und ging auf den Gefangenen zu, welchen er dann auch unsanft am Kragen packte.

„Das ist ein Gefangener der Amaru. Und als deren Captain liegt es an mir zu entscheiden, was mit ihm passiert.“ sagte Jay.

„Der Captain der Amaru ist Keith.“ widersprach ihm Raynor resolut.

Kurz zuckte es in Jays Mundwinkeln, dann korrigierte er sich: „Wie wahr. Es ist unter diesen Umständen dann ein Gefangener der California, deren Captain schon ich bin.“

Raynor seufzte und er sprach mit ruhiger Stimme: „Was würde es bringen, Jay?“

Jay zuckte mit den Schultern, was bedeutet, dass er sich daraus keinen Nutzen ziehen wollte.

„Also, lass ihn doch einfach leben.“ meinte Raynor hoffend, an die Menschlichkeit in Jay zu appellieren. Vielleicht hatte Jay genau diesen Gedanken mitbekommen, denn er zischte gleich: „In mir existiert keine Menschlichkeit mehr, an die du appellieren kannst.“

Dann lenkte er seine Schritte in Richtung Tür, wobei er den Gefangenen, der merkte, dass sein Tod bevorstand, hinter sich herzog. Dieser versuchte sich dagegen zustemmen, doch auch wenn Jay nicht danach aussah, war er dennoch stark.

Alle blickten dem Captain an, wobei einige versuchten ihn anzusprechen und zu beruhigen. Doch er hörte ihre Worte nicht, sondern erreichte die Tür, verließ den Raum und kurz nachdem die Tür wieder zu war, hörte man die verzweifelten Schreie des Gefangenen, während er von Jay den Korridor hinuntergezerrt wurde.

Sammy biss die Kiefer mit aller Kraft zusammen, den der Zustand, indem sich der Captain nun befand, hätte ihn beinahe gestehen lassen, was er mit den drei Toden zu tun hatte, welche Jay so fertig machten.

Raynor seufzte. Er wusste, dass es nur einen Menschen gab, der Jay vielleicht jetzt noch aufhalten könnte, doch diese Person würde weder rechtzeitig eintreffen, noch wäre es ganz sicher, dass sein Sohn noch auf ihn hören würde.

Kerrigan schien Raynors Gedanken bemerkt zu haben, denn sie legte ihm die Hand auf den Unterarm und murmelte: „Zieh Alan da nicht mit hinein!“

Die verzweifelten Schreie verklangen in der Ferne und Raynor atmete ein paar Mal tief durch, bevor er sich an die beiden Kreuzerkommandanten wandte.

„Commondore Jules, Captain Cole, willkommen beim PTC.“ sagte Raynor knapp.

Die beiden Offiziere blickten ihn erstaunt an, dann hatte Kerrigan etwas in Jules’ Gedanken gesehen und sie wich mit einem Gesicht, welches wohl Ekel und Zorn gleichzeitig sein sollte, vor diesem zurück.

Raynor hatte Kerrigans Bewegung gemerkt, denn er drehte sich zu Kerrigan um und fragte: „Was ist?“

„Er ist Dukes Sohn.“ zischte Kerrigan, wobei sie mit einem, von ihren grün schimmernden Fingern auf Jules zeigte.

Dieser blickte etwas erstaunt an Raynor vorbei Kerrigan an. Er selbst wurde hingegen von allen Anwesenden angestarrt. Alle, bis auf Raynor selbst.

Der Commander drehte sich zu Jules um und fragte: „Ist das wahr?“

Jules nickte. Er brauchte es nicht zu verheimlichen. Er war zwar nicht stolz darauf, aber er hatte gelernt mit dieser Schande zu leben.

„Und wie kommt es, dass-?“ fing Raynor an die Frage zu formulieren, doch Jules beendete die Frage für ihn.

„…, dass der Sohn von General Duke dem Dominion den Rücken kehrt?“, beendete Jules die Frage, dann atmete er tief durch und antwortete, „Weil ich meinen Vater verabscheut habe. Alles, was wofür er gekämpft hatte, hatte für mich keinen Wert. Alle, die mein Vater verachtet hatte, bewundere ich. Meine Mutter hatte ihn geliebt. Doch als sie schwanger von ihm war, hatte er sie alleine gelassen. Natürlich wurde mir immer wieder vorgehalten, wie stolz alle auf meinen Vater waren. Aber, Sir, ich war es gewiss nicht. Ich hasse meinen Vater.“

Raynor starrte den Kreuzerkommandanten verblüfft an und wiederholte nur, was er zuvor gesagt hatte: „Nun, ich denke, ich werde es nicht bereuen. Willkommen beim PTC.“

Gerade als Raynor um den Tisch herumgegangen war und Jules die Hand hin hielt, erklang in der Ferne ein einzelner Schuss. Noch nahe genug, um leise hörbar zu sein, doch fern genug um nicht mehr im Inneren des Hauses zu sein.

Jules wusste, was dieser Schuss bedeutete. Dennoch war er lange genug im Büro gewesen um mitzubekommen, was diesem Piraten in den letzten Tagen passiert war. Was seit der Auferstehung von Jaykoff Smith, diesem zugestoßen war.

Und auch wenn er gerade einen Menschen getötet hatte, der Jules wahrscheinlich nicht sehr unähnlich war, empfand er doch mehr Mitleid mit dem Piraten, als mit dem Menschen, den er gerade getötet hatte.

Jules’ Hand schloss sich um Raynors, als er dem Commander seine Dienste schwor.



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