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Starlight Express-Die Abenteuer von Casey Jones & Rusty

Nach Motiven des Musicals
von

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Ein ernstzunehmender Gegner

Hallo,

so, endlich wieder ein Kapitel geschafft! Hat diesmal etwas länger gedauert, da ich in letzer Zeit viel Arbeit hatte. Nun aber viel Spaß beim Lesen und würde mich über Kommentare freuen.
 

Kaptel 18: Ein ernstzunehmender Gegner
 

Am nächsten Tag wurden die Vorbereitungen für die Weiterreise getroffen. Eigentlich wollte er ja schon längst in Via Coronna sein.
 

Casey suchte den Laden der kleinen Stadt auf, um die Vorräte zu ergänzen. Es gab nur ein einziges, großes Geschäft, aber in diesem bekam man von Lebensmitteln bis hin zu Haushaltswaren alles.

„Oh, die Mücken haben Dir aber übel mitgespielt, kleiner Lehrling. Dann musst Du das nächste Mal ein „Mücken-Ex“ mitnehmen.“ meinte einer der Verkäufer, als er die fast verheilten Stiche an den Armen und Beinen des Jungen bemerkte.

„Mücken –Ex?“

„Die neueste Erfindung aus Elektanis! Eine Lampe, die Batterie wird durch Licht-und Sonnenenergie aufgeladen. Das gelbe Licht in der Mitte zieht die Mücken im Umkreis von hundert Meter wie ein Magnet an und vernichtet sie.“

„Ja, so eine hängt auch in meinem Zimmer. Packen sie mir gleich eine ein. Dann hab ich sie für spätere Fälle gleich zur Hand.“

„Sehr gerne, kleiner Lehrling.“ nickte der Verkäufer und holte eine Schachtel aus einem der unzähligen Regale.

Bald stapelten sich etliche Dinge auf der Theke.

„Gut, ich hätte dann alles. Was macht das zusammen?“

„Oh nein, Du brauchst nichts zu bezahlen. Du hast schließlich unser Zuhause davor bewahrt, unterzugehen. Wir werden Dir für deinen Mut auf ewig dankbar sein!“

„Danke, das ist sehr nett von ihnen. Aber ohne meine Freunde und die Sumpfkobolde hätte ich es nicht geschafft.“

Im selben Moment ging die Tür auf und der Kühlwaggon rollte herein.

„Hallo, Frigida! Alles wieder im grünen Bereich?“

„Natürlich, Casey. Es war ja nur mein Akku, der aufgeladen werden musste. Aber in zwei Monaten werde ich im Betriebswerk von Via Coronna ein neueres und stärkeres Akku-Modell eingebaut bekommen. Das lädt sich dann zum Teil von selbst auf, durch eine Art Dynamo, wenn ich fahre. Dann werde ich nie ganz ohne Energie sein.“

„Das ist toll.“ stimmte Casey zu.

„Tino, ich bringe die bestellten Tiefkühlvorräte. Wo sollen die hin?“ fragte sie.

„Nach nebenan. In den Kühlraum.“

Das Waggonmädchen nickte und begab sich wieder zur Tür. Aber vorher steckte sie Casey noch ein großes Eis zu.

„Für unseren Helden.“ lächelte sie.
 

Dann kam der Abschied. Auf dem kleinen Bahnhof hatten sich unzählige Bewohner der Stadt versammelt und die Freunde konnten noch die einheimische Diesellok Mattheo endlich kennenlernen, welcher erst vor wenigen Stunden in ihren Heimatbahnhof zurückgekehrt war. Sie lauschte mit staunendem Blick der Erzählung der Freunde.

„Und ich saß auf der Nachbarinsel fest. Das Wasser stand uns ebenfalls schon bis zum Hals, doch dann ging die Flut urplötzlich wieder zurück. Schade, das ich nicht dabei war. Ich hätte diesem roten Bremser ordentlich den hölzernen Hosenboden versohlt!“

„Das glaube ich Dir.“ lächelte Casey.

„Danke für deine Hilfe, Frigida.“ sagte Dinah.

„Kein Problem. Wir Waggons und Loks müssen schließlich zusammenhalten.“

„Ja, auch vielen Dank von mir, Remi, das ihr euch so um mich gesorgt habt, als ich krank war.“ erklärte Casey.

„Das gehört zu unseren Pflichten, wenn ein Lehrling krank wird.“ lächelte der Staionsvorsteher und beide gaben sich die Hand.

„Gute Reise! Und viel Glück in Via Coronna!“ wünschten die Bewohner.

„Seid ihr bereit?“ wandte sich Casey an seinen kleinen Zug. Alle drei nickten.

„Transformation!“

Gleich darauf standen eine abfahrbereite, dampfende und zischende Lok und zwei Waggons auf den Gleis. Casey kletterte in den Führerstand, winkte noch einmal zum Abschied und löste dann die Bremsen. Schnaufend und stampfend setzte sich Rusty in Bewegung und der kleine Zug ratterte aus dem Bahnhof. Noch lange winkten die Leute ihrem Retter nach.

„So einen tollen Lehrling hatten wir noch nie hier.“ seufzte Frigida.

„Ich hoffe, er kommt uns wieder einmal besuchen.“

„Das wird er bestimmt, Mattheo.“ lächelte das Waggonmädchen und warf einen wissenden Blick auf das Flussdelta hinaus.
 

Am Nachmittag erreichten Casey und seine Freunde wieder das Festland, das ausgedehnte Delta blieb hinter ihnen zurück. Nun verlief die Strecke wieder zwei-und mehrgleisig.

Die Nacht verbrachten sie auf einem kleinen Bahnhof, am nächsten Morgen ging es früh weiter.

„Schaut mal! Da kommt uns ein Zug entgegen!“ rief Rusty.“Seltsam. Der zuckelt aber langsam vorwärts. Und er ist im Humanoid-Modus.“

Als beide Züge sich begegneten, zog Casey die Bremse und brachte Rusty zum Stehen.

„Beim Starlight! Was ist denn mit euch passiert?“ fragte Casey, als er die E-Lok erblickte, die ihren Arm dick verbunden in einer Schlinge trug. Außerdem hinkte sie leicht und ihr Gesicht zierten zwei Pflaster. Der Waggonanhänger, ein gelber Rocky, sah nicht besser aus.

„Wir haben den Favoriten von Torrone herausgefordert....nehmt euch bloß vor Espresso in Acht! Er ist ein ziemlicher Rabauke!“ stöhnte die Lok.

„Ich hoffe, ihr wollt nicht ebenfalls mit ihm um eine Plakette wettlaufen.“ bemerkte der Lokführer, welcher neben seiner Lok herging.

„Eigentlich schon...“ bemerkte Casey.

„Und in welcher Liga seid ihr?“

„D-Liga.“

„Vergesst es! Wir sind C-Ligisten und seht, was er mit uns angestellt hat!“ klagte der gelbe Rocky.“Unser Lokführer muss sogar zu Fuß neben uns hergehen.“

„Warum seid ihr nicht geblieben, bis eure Verletzungen verheilt sind?“

„Ich hab keinen Bock hier länger zu bleiben! Ich will so schnell wie möglich wieder nach Hause zurück.“ bemerkte die Lok. „Im nächsten Bahnhof werden wir abgeholt.“

Casey spürte, wie Rusty unruhig zu werden begann.

„Dann....wünsche ich euch eine gute Heimkehr.“

„Danke, kleiner Lehrling.“ lächelte der Lokführer. „Und-überlegt es euch lieber nochmal! Der Kerl kämpft mit harten Bandagen!“
 

„Ich hoffe, Du wirst jetzt nicht kneifen!“ sagte Casey, als der verletzte Zug weitergezogen war.

„Ich hätte große Lust dazu! Was treibt der Kerl nur während des Rennens? Drischt er mit nem Knüppel auf seine Gegner ein?“ bemerkte die kleine Dampflok.

„Es wird wohl mehr Kampfeinsatz verlangt, je höher man in der Liga steigt.“

„Na toll! Das ich im Kämpfen eine absolute Niete bin, hat mir Red Caboose mehr als deutlich gezeigt!“

„Lass es uns wenigstens versuchen. Das er sogar C-Ligisten in die Pfanne hauen kann, muss nichts heißen. Vielleicht haben die beiden einfach Pech gehabt.“

Je mehr sich der Zug seinem Ziel näherte, desto mehr schwanden Caseys Hoffnungen, hier eine Plakette zu erringen.
 

„Seht mal! Eine große Stadt! Das muss Via Coronna sein!“ rief Dinah. Am Horizont tauchte ein wahres Häusermeer auf, das mehrere Hügel bedeckte.

Der Hauptbahnhof lag im Zentrum der Stadt.

„Seht euch das an! Was für eine Menge Leute!“ staunte Casey.

„Und wie laut es hier ist!“ brummte Rusty. „Ich hoffe, wir müssen nicht hier die Nacht verbringen!“

Tatsächlich herrschte die ganze Zeit eine Geräuschkulisse aus unzähligen lauten und leisen Stimmen vor. Und die Menschen, die den Bahnhof bevölkerten, unterhielten sich nicht gerade in dem ruhigen Ton, den die Freunde normalerweise gewöhnt waren.

„Diese Torroner hier im südlichen Teil sind lebhafter als diejenigen des Deltas.“ bemerkte Dinah.

„Hektischer, würde ich sagen.“ knurrte Rusty. „Und lauter.“

„Okay, ich geh mich beim Stationsvorsteher melden. Bis nachher.“

Und die beiden Waggons und Rusty warteten.

„Mann, sogar unsere Kollegen hier sind nicht anders.“ brummte Rusty, der zwei Waggonmädchen vor einer Gruppe transormierter Waggons beobachtete, die sich lautstark und angeregt unterhielten. Dann entdeckten sie die Fremden und winkten ihnen zu. Dinah winkte lächelnd zurück. Sie hatte eines der Mädchen als Speisewaggon identifiziert.

Als nächstes kam eine E-Lok dazu und begann hektisch und aufgeregt auf die beiden einzureden. Die beiden Waggons antworteten genauso temperamentvoll.

„Streiten die jetzt oder reden die normal?“ fragte Dustin, der bis jetzt nur schweigend alles beobachtet hatte. Nicht einmal diese laute hektische Umgebung brachte ihn aus der Ruhe.

„Ist wohl ihre Art.“ meinte Dinah.

Schließlich ging der Lokführer dazwischen, ein paar knappe Befehle und die beiden Waggons samt Lok transformierten.

„So, der hat jetzt ein Machtwort gesprochen.“ grinste Rusty.
 

Endlich kam Casey wieder zurück.

„Das hat aber gedauert, diesmal. Wo warst Du so lange?“ fragte Rusty.

„Sorry, musste nach der Anmeldung noch beim Bahnhofsarzt vorbeisehen. Wegen meiner kürzlichen Kranheit musste der mich untersuchen und alles in meinen Unterlagen vermerken.“

„Richtig, das ist Vorschrift. Weil es auf Udiana keinen Bahnhofsarzt gab.“ bemerkte Dinah.

„Und wie geht’s jetzt weiter?“

„Wir beziehen in der großen Arena von Via Coronna Quartier. Dort befindet sich auch das Depot für Züge und Zimmer für die Lokführer. Also, macht euch bereit. Transformieren braucht ihr nicht, ich will mal wieder mit meinen Rollerblades fahren.

Gesagt-getan. Kurz darauf verließen die Freunde den Hauptbahnhof, froh, dem ganzen Lärm hinter sich zu lassen.

Ihr Ziel lag am südlichen Ende der Altstadt.

„Wow! Seht euch das an!“staunte Casey.

„Ist das diese Arena? Die ist ja riesig!“

Vor ihnen wuchs ein imposantes ovales Bauwerk in die Höhe.

„Das sieht aus, wie das Colosseum in Rom...“ murmelte Casey.

„Die Mauern müssen schon uralt sein!“ staunte Rusty.

„Ein weiterer Beweis, das die Ahnen der Torroner schon große Baumeister waren. Seht nur, die schönen Säulen!“ sagte Dinah und wies nach Rechts, wo weitere antike Stätten neben den Gleisen lagen.“Die besten Architekten stammen aus diesem Land. Und hier in Via Coronna gibt es sogar eine Universität für Architektur. Die Führende auf dem ganzen Kontinent.“

„Schon gut, Madame wandelndes Lexikon.“ brummte Rusty leise.
 

Jedes der vier Gleise führte durch einen reich mit Fresken verzierten Torbogen in das Innere der länglich-ovalen Arena. Das Gleis auf dem Casey und seine Freunde eintrafen bog gleich nach rechts ab und führte an der Mauer entlang bis vor die Tore des Depots.

„Wow, hier ist sogar die Lokhalle antik!“ bemerkte Dinah.

„Nur nicht die elektrischen Leitungen da oben.“ meinte Rusty und legte seinen Kopf in den Nacken.

Ein Mann in einer blauen Werkstattmontur kam auf die Freunde zu.

„Seid gegrüßt, Neuankömmlinge! Mein Name ist Giovanni und ich bin der Werksmeister hier.“

Casey stellte sich und seinen Zug vor und erklärte dann warum sie hierwaren.

„So, ihr wollt also gegen unseren Espresso laufen? Wir haben inzwischen noch eine Herausforderung erhalten. Dann gibt es ein dreier-Wettrennen.“

„So wie bei meinem ersten Wettlauf in Juti.“ bemerkte Rusty.
 

„Kommt, ich zeige euch eure Stellplätze und die Wohnräume.“

Innen war alles modern ausgestattet, die Zimmer für das Personal lagen einen Stock höher. Antike Säulen stützen die große Halle des Depots, in dem sich Stellbox an Stellbox reihte.

„Oh, wem gehört denn die große Box mit den Vorhängen?“ wollte Dinah wissen.

„Unserem Favoriten Espresso.“ antwortete Giovanni.“Er hat gerade Dienst und kommt erst am Nachmittag wieder. Hast Du schon zu Mittag gegessen, Casey?“

„Noch nicht.“

„Dann komm mit mir in unsere kleine Kantine, sie liegt gleich nebenan.“
 

„Sag mal, seh ich recht? Rusty!“

Alle fuhren herum. Gerade kam eine blaue E-Lok aus ihrer Stellbox gerollt.

„Hallo Tron! Du auch hier? So sieht man sich wieder.“

„Ich will es gegen den Favoriten hier versuchen. Vielleicht schaffe ich es, eine weitere Plakette zu erringen. Dann kann ich als nächstes gegen einen Oberligsten antreten. Seid ihr etwa auch schon soweit?“

„Selbstredend. Wir wollen schließlich auch weiterkommen. Noch eine Plakette und wir haben sieben zusammen.“

„Übernehmt euch nur nicht. Bis jetzt war es für euch einfach, aber Espresso fährt in einer ganz anderen Liga! Bei ihm müst ihr euch in Acht nehmen!“

„Davon hat man uns bereits gewarnt. Und der Kerl scheint ziemlich stark zu sein. Aber wir haben die sechs erforderlichen Plaketten. Wie Du.“

„Wo ist dein Lokführer?“

„Sitzt wohl gerade in der Kantine.“

„Na klar.“ grinste Casey, der an ihre erste Begegnung dachte. Damals war es genauso gewesen.

Tatsächlich traf Casey Mr. Shine beim Mittagessen.

„Na sowas! Casey Jones! Wann seid ihr denn angekommen?“

„Gerade eben.“

Mit seinem Tablett setzte sich Casey kurz darauf zu Trons Lokführer.

„Seid ihr auch wegen dem Wettrennen hier?“ fragte er.

„Stimmt. Tron und Rusty werden gemeinsam gegen Espresso antreten.“ nickte der Junge.

„Wird diesmal nicht so einfach werden.“

„Stimmt. Uns ist auf dem Herweg eine Lok mit Waggon begegnet. Die sahen übel aus. Sein Lokführer musste sogar nebenher zu Fuß gehen. Aber vielleicht können zwei Gegner gleichzeitig mehr ausrichten.“

"Ach ja, die Beiden vom letzen Rennen vor fünf Tagen. Die haben sich schon auf den Heimweg gemacht?"

"Die Lok wollte möglichst schnell wieder nach Hause."
 

Nach dem Mittagessen schlenderte Casey ein wenig durch die Arena. Drei Reihen Gleise liefen im oval an der Mauer nebeneinander entlang. Die Mitte war freigelassen worden, an zwei Stellen führte je ein Abstellgleis hinein.

„Puh, jetzt um die Mittagszeit ist es zu heiß hier draußen! Kein Wunder, das jetzt kaum Züge unterwegs sind. Ich zieh mich auch in die Kühle zurück.“ seufzte der Junge und begab sich zurück in das Depot.

In einer Ecke der Lokhalle erkannte er Lonzo, welcher sich mit einem Waggonmädchen unterhielt und anscheinend versuchte mit ihr zu flirten. Doch er hatte nicht mit dem Temperament der Torronierin gerechnet. Die gab ihm gleich lautstark Paroli, als er eine Hand um ihre Hüfte legen wollte und es hagelte eine saftige Backpfeife!

„Cretino!“ fauchte sie.

Dann rollte das Waggonmädchen hoch erhobenen Hauptes davon. Casey grinste.

Vor dem Jungen hielt sie wieder an.

„Oh, ein kleiner Lehrling. Wie heißt Du?“fragte sie freundlich.

„Casey Jones aus Kommoran. Ich bin mit meiner Lehrlok hier, die morgen ein Rennen gegen Espresso bestreitet.“

„Aha, der kleine schlafende Neri dort drüben gehört zu Dir! Ich bin Cappuchina, Espressos Waggonpartner bei den Rennen. Willkommen in Via Coronna!“ lächelte sie. Und schon hatte sie sich zu Casey heruntergebeugt und er bekam ein Küsschen von ihr auf die Backe. Der Junge lief rot an, gleichzeitig sah er, wie Lonzos Gesichtszüge entgleisten.

Summend rollte Cappuchina davon.

„Das hat sie sicher gemacht, nur um Lonzo eines auszuwischen.“ dachte Casey, hielt sich die Backe und sah ihr nach. „Baggern lohnt sich nicht immer.“
 

Rusty lag in seiner Box und döste. Nachdenklich besah sich Casey die wenigen noch verbliebenen Roststellen an der kleinen Dampflok.

„Wenn wir nach Kommoran zurückkommen, werde ich dafür sorgen, das dein Anstrich endlich komplett wird.“ murmelte er.

Plötzlich begann sich Rusty zu regen und schlug die Augen auf.

„Oh, hab ich dich aufgeweckt?“

„Nein, mein Aschekasten ist wieder mal voll. Ich merke das sogar im Schlaf und wache manchmal davon auf.“

„Dann komm mit, ich muss sowieso prüfen, ob für den morgigen Tag alles in Ordnung ist. Du musst topfit sein, denn Espresso muss ein ernstzunehmender Gegner sein.“

„Bin gespannt, wie der Kerl aussieht.“
 

Für das Entaschen und Entschlacken musste Casey vor das große Amphitheater fahren. Die längliche Grube befand sich außerhalb des Depots. Dort gab es auch noch ein kleines Kohlelager und einen alten Wasserkran. Man sah der Anlage an, das sie nicht mehr oft genutzt wurde. Demnach gab es auch hier in Torrone keine oder kaum noch dampfbetriebene Lokomotiven.

„Ein Glück, die Aschegrube befindet sich gerade im Schatten. Dann kanns gleich losgehen.“

Casey brachte Rusty in die richtige Position und kletterte dann aus dem Führerstand.

Nach dem Ausputzen untersuchte er noch alle wichtigen beweglichen Teile, zog mal hier, mal da eine Mutter oder eine Schraube an und füllte die Behälter über den Treibstangen mit Öl. Zu Anfang ihrer Reise waren sie oft zu unfreiwilligen Halts gezwungen worden, weil Rustys Getriebe heißgelaufen war. Aber je mehr sie unterwegs waren, desto mehr hatte sich die Laufleistung und auch die Geschwindigkeit der Dampflok verbessert. Er schaffte zwar noch keine hundert Stundenkilometer, konnte es aber für kurze Zeit auf ebener Strecke schon auf 87km/h bringen.
 

Ein lautes Signalhorn ließ beide aufhorchen.

„Da kündigt sich eine Lok an.“ bemerkte Rusty.

„Vielleicht ist es sogar Espresso.“

„Lass uns nachsehen. Wir sind hier sowieso fertig.“

Die kleine Dampflok transformierte, hob Casey auf ihre Schultern und rollte zurück in die Arena.

In der Einfahrt musste er kurz anhalten, weil ein Gleisarbeiter eine Warnflagge schwenkte. Zwei weitere Männer schoben eine seltsame Konstruktion vorbei.

„Was haben die denn vor?“ wunderte sich Casey, als die Durchfahrt wieder freigegeben wurde.
 

Auf einem freien Platz mitten in der Arena wurde das seltsame Teil aufgebaut.

„Das sieht aus wie eine....Halfpipe! Die Rampe ist halbrund nach oben gerichtet! Ich kann mir denken, was...-“

„Casey, schau mal!“

Auf dem innersten Gleis drehte eine leuchtend gelbe Lok vergnügt ihre Runden.

„Wer ist denn das?“

„Das ist Espresso. Er läuft sich gerade warm. Passt gut auf.“ lächelte einer der Gleisarbeiter.

Mit einem lauten „Klack“ sprang eine Weiche um, und der Neuankömmling schwenkte auf das Nebengleis ein. Mit unverminderter Geschwindigkeit hielt er auf die aufgebaute Konstruktion zu, wechselte mit einem kleinen Sprung auf die Rampe, raste die Wölbung hoch, schlug einen Salto rückwärts und kam wieder sicher auf ihren Rädern auf!

„Hast Du gesehen, was der kann?“ schluckte Rusty.

„Ganz ruhig. Für ein Rennen musst Du keine Saltos in der Luft schlagen. Wenns ihm Spaß macht...“ meinte Casey. „Eigentlich sieht er ganz harmlos aus, richtig nett...da, schon wieder ein Salto!“

Die anwesenden Arbeiter applaudierten, als Espresso ausrollte, die Arme ausbreitete und eine kleine Verbeugung andeutete.
 

„Espresso, würdest Du uns bitte einmal helfen?“ rief plötzlich ein Gleisarbeiter und winkte. Die Lok nickte und rollte zu den drei Männern, die an einem der drei Schienenstränge zu tun hatten.

„Wir müssen das Stück Gleis hier erneuern. Kannst Du das herausgeschweißte Teil zur Seite heben?“

„Kein Problem.“ grinste Espresso, bückte sich, hob das etwa zwei Meter lange Stück Stahl hoch und wuchtete es zur Seite.

„Mann, ist der stark! So ein Stück Gleis ist verdammt schwer!“ schluckte Rusty.

„Und nun noch das neue Stück.“ sagte einer der Männer. Espresso nickte, lud sich das neue Gleisstück vom Transportwaggon auf seine Schultern und trug es zur Baustelle. Beim Einpassen halfen die Arbeiter mit.

„Okay, passt! Danke, mein Freund.“

„Gern geschehen. Ist ein gutes Training für mich.“ lächelte die Lok.

„Bei uns nehmen die immer einen Kranwaggon für solche Arbeiten. Greaseball ist sich zu fein, um mal mitanzupacken.“ schnaubte Rusty.

„Probier mal, ob Du das alte Gleisstück anheben kannst.“ schlug Casey vor.

„Soll ich mich vor allen lächerlich machen?“

„Keiner erwartet von Dir, ein Herkules zu sein. Aber probier es einfach mal.“

„Na schön!“ knurrte Rusty, rollte zu dem alten Schienenstück, bückte sich und versuchte sein Glück. Espresso sah mit belustigter Miene den Versuchen der kleinen Dampflok zu.

„Hrrrgggnnnn! -Ich wusste es! Das Ding rührt sich keinen Zentimeter!“

„So wird das nichts, kleiner Neri*. Lass uns zusammen das Teil aufladen.“ lächelte Espresso und rollte langsam heran. Rusty ließ los und richtete sich wieder auf.

„Pass auf. Jeder nimmt ein Ende und bei Drei heben wir zur selben Zeit an.“

Gesagt-getan. Rusty hatte zunächst Bedenken, das er auch so nicht die Kraft dazu hätte, doch zu Zweit war das Gewicht besser verteilt und es bereitete keine Probleme.

„Übrigends: Wer bist Du eigentlich?“

„Rusty aus Kommoran. Ich werde mit Dir morgen ein Wettrennen austragen.“

„Oh, noch ein Gegner! Dann macht es noch mehr Spaß! Und Du kommst aus Kommoran? Ich habe vor, in nächster Zeit euren Champion herauszufordern und mir eure Plakette zu holen.“

„Tu was Du nicht lassen kannst. Aber ich warne dich. Mit dem ist nicht zu spaßen!“

„Das macht es um so interessanter.“ grinste die Lok.

Schließlich war das Gleisstück auf dem Waggon verladen.

„Danke, ihr beiden. Wir sind hier jetzt fertig. Machts gut, wir sehen Dir morgen beim Rennen zu!“ rief einer der Männer und winkte. Die kleine rote Diesellok vorne am Reparaturzug stieß einen Pfiff aus und setzte sich in Bewegung.

„Ciao, Espresso!“ rief sie.

„Ciao, Marco!“ lächelte die gelbe Lok und hob die Hand.
 

„Du bist wirklich unglaublich stark, Espresso.“ sagte Casey, der auf die beiden Loks zukam.

„Bist Du der Musi Neri von Rusty hier?“

„Musi-was?“

Espresso grinste. „So nennen wir Torroner die Lokführer von Dampfloks. Es bedeutet: „schwarze Fratze“.

„Aha. Und ein „Kleiner Neri“ ist ein kleiner Schwarzer.“

„Genau.“

„Grummel...schon wieder nennen mich alle „Kleiner!“ brummte Rusty so leise, das nur er es hören konnte.

„Mit richtigem Namen heiße ich übrigends Casey Jones.“

„Freut mich dich kennenzulernen, kleiner Lehrling.“

„Findet das Rennen hier drin statt?“ wollte Rusty wissen.

Die gelbe Lok nickte.

„Früher wurden hier Wagenrennen veranstaltet und Gladiatoren kämpften gegeneinander. Aber das ist schon sehr lange her. Heute finden hier die Wettrennen gegnen mich, Espresso den Favoriten statt. Das Rennen geht über drei Runden. Seht ihr die Ampeln dort oben? Jedes Mal wenn eine Runde gelaufen wurde, leuchtet eine Farbe auf. Zuerst Grün, dann gelb und rot für die letzte Runde.“

„Und nur der Erste bekommt eine Plakette?“

„Genau. Gehe ich als Erster durchs Ziel, habt ihr Pech gehabt, scusi.“

„Tja, Rusty, es kann nur Einen geben, sagt man so schön.“ seufzte Casey.

"Sonst ist das hier ein ganz normales Depot für uns Loks und Waggons. Und da hinten liegen die Werkstätten. -Und jetzt gehts weiter mit meinen Training. Bis nachher, Leute!"

Schweigend schlenderten der Junge und sein Lokpartner zum Depot zurück, während Espresso noch blieb und sich seinem Training widmete.
 

Eine Stunde später rollte er in die Lokhalle, neben ihm schritt ein uniformierter Mann. Es gab eine kurze, überschwengliche Begrüßung mit Cappuchina, wobei Lonzo, der alles von seiner Box aus beobachtete, wieder eine saure Miene zog.

Die aufgeregten Stimmen hatten Casey und Mr. Shine aus dem Aufenthaltsraum gelockt.

„Das ist Vittorio, Espressos Lokführer.“ erklärte Letzerer.

„Aaah, unsere beiden Herausforderer. Ich wusste, das wir uns hier treffen würden. Und der Zweite ist ein junger Lehrling.“

„Casey Jones ist mein Name, Sir.“ stellte sich der Junge vor.

„Willkommen in Via Coronna.“
 

Beim Abendessen kam Mr. Shine mit der Idee heraus, Rusty und Tron einmal gegeneinander laufen zu lassen, um ein Gefühl für die Rennstrecke zu bekommen.

„Ich würde auch gerne zusehen, was unsere Gegner können.“ erklärte Vittorio.

Gesagt-Getan. Als es dämmerte, standen beide Loks mit ihren Waggons am Startpunkt und warteten auf Mr. Shines Zeichen. Auf Lonzos Wange war noch der dunke Abruck einer zierlichen Hand zu sehen.

„Oh, da hat aber einer eine ziemliche Abfuhr bekommen! Hat Mr. Shine dich nicht gewarnt, mit dem Waggonmädchen von Espresso einen Flirt anzufangen?“ grinste die blaue E-Lok.

„Sehr witzig, Tron!“ knurrte der Viehwaggon.
 

Am Horizont brauten sich dunkle Wolken zusammen, die Vorboten eines Gewitters.

„Und denkt daran, nicht volle Pulle. Wer als erster durchs Ziel geht, ist egal! Es handelt sich hier um einen reinen Trainingslauf, um mit der Strecke vertraut zu werden.“ erklärte Mr. Shine und hob die grüne Flagge. Beide Loks setzten ihre Helme auf und schnallten die Kinngurte fest.

„Achtung-uuund-Los!“

Die Flagge sauste nach unten, beide Gespanne sprinteten los. Rusty lief auf der äußeren Bahn an der Mauer, Tron in der Mittleren.

Morgen würde Espresso das mittlere Gleis nehmen, so war es bei Dreier-Rennen Vorschrift.

„Na komm schon, Kleiner!“ lachte Tron und versetzte Rusty einen Klaps gegen seinen Helm. Dann zog er an ihm vorbei.

„Hey!“

Bald war die erste Runde geschafft.

„Und gleich noch eine!“ rief Mr. Shine und wedelte mit der Flagge.

Beide Loks liefen dicht an dicht und wurden noch etwas schneller, die Anhänger feuerten ihre Zugmaschinen an.

„Die Beiden sind nicht schlecht. Selbst der kleine Neri hält gut mit Tron mit. Ich bin gespannt, wie schnell sie morgen sein werden.“ bemerkte Vittorio.

„Meinen Sie, Rusty, hat eine Chance?“

„Das kann ich nicht genau sagen. Aber er sollte möglichst immer genügend Abstand zu Espresso halten. Denn wenn er angreift, dann richtig. Und er benutzt nur selten eine Attacke. Mehr seine Kraft und seine Fäuste.“

„Verstehe. Danke für den Tipp.“
 

Die Anwesenden unten in der Arena ahnten nicht, das sie von zwei aufmerksamen Augenpaaren bebobachtet wurden. Espresso hockte in einer der hinteren Reihen im oberen Bereich der Tribühnen, neben ihm sein Waggonpartner Cappuchina. Das Waggonmädchen war ein Buffetwaggon, ähnlich wie Buffy, nur gab es bei ihr überwiegend die berühmten torronischen Kaffeespezialitäten und kleine Snacks.

„Und-was meinst Du?“ bemerkte Cappuchina, welche sich an ihren Partner gelehnt hatte und das Trainingsrennen unten in der Arena beobachtete.

„Sie sind beide gut, Cara Mia. Sieh nur, wie viel Mühe sich der kleine Neri gibt, um nicht zurückzufallen.“ bemerkte Espresso.

„Aber Du wirst es ihnen morgen nicht so leicht machen.“

„Das gehört sich für einen Favoriten meiner Liga.“ antwortete die torronsiche Lok und straffte stolz ihre Gestalt.
 

Ein lautes Donnergrollen ließ beide aufsehen.

„Kehren wir ins Depot zurück, bevor der Regen kommt.“ bemerkte Espresso und beide erhoben sich. Unbemerkt gelangten sie in die große Lokhalle zurück.
 

„Okay, das wars! Anhalten, wir machen Schluss!“ rief Mr. Shine und schwenkte eine rote Flagge. „Das Gewitter ist schon zu nahe!“

„Erster!“ rief Tron und rollte über die Ziellinie, dicht gefolgt von Rusty.

„Morgen mach ichs Dir nicht so leicht!“ knurrte die Dampflok.

Als sich die kleine Gruppe auf den Rückweg ins Depot machte, fielen bereits die ersten dicken Regentropfen herab und klatschten auf die Helme der Loks.
 

In der Nacht ging über der Stadt und der Arena das Haupt- Gewitter nieder und es goß in Strömen.

„Dann wird es morgen nicht so heiß.“ murmelte Casey und sah aus dem Fenster. Er zog die Rollos herunter und legte sich wieder hin.
 

Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel, aber einige Pfützen waren in der Arena neben den Gleisen zurückgeblieben. Doch auch diese würden bis zum Mittag verschwunden sein.
 

Der große Tag war da. Das Rennen wurde am Morgen abgehalten, bevor die Mittagshitze zu stark wurde.

Mehrere Züge brachten die Zuschauer aus der Stadt in die Arena. Sie hielten in den Einfahrten zur Arena, die Leute stiegen aus und die Stufen zu den Tribühnen hinauf.

Fast alle Ränge waren besetzt. Ganz vorne, hinter der Arenamauer standen die Loks und Waggons, die keinen Dienst hatten und warteten unruhig auf den Beginn des Wettrennens.

„Mann, was für ein Trubel! So viele Zuschauer hatten wir noch nie!“ staunte Casey. Rusty hatte bei der Auslosung diesmal die innerste Bahn bekommen, Tron die Äußerste bei der Mauer. Gestartet wurde versetzt, da die Innerste Bahn ja die kürzeste war. Tron stand also ganz vorne, Rusty an dritter Stelle.

„Mir wird ganz mulmig bei den vielen Leuten.“ murmelte Rusty.

„Nun krieg bloß kein Lampenfieber, Kumpel! Du machste es so wie immer. Konzentriere dich auf deinen Gegner, nur das ist wichtig.“

„Seht mal, warum grinst Espresso nur so?“ fragte sich Dinah.

„Keine Ahnung. Warscheinlich überlegt er sich gerade wie er uns in die Pfanne haut.“ meinte Rusty.
 

„Herzlich willkommen zum heutigen Wettrennen um die Plakette von Via Coronna!“ tönte es aus Dutzenden von Lautsprechern. Die Zuschauer verstummten, Stille kehrte ein.

„Zwei Gegner werden heute gegen unseren Favoriten antreten. Aus Arrosia Tron, die E-Lok! Mit seinem Waggonpartner Lonzo!“

Die Zuschauer applaudierten und Tron und sein Anhänger winkten.

„Aus Kommoran Rusty, die Dampflok! Mit Dustin, dem Tenderwaggon!“

Rusty winkte ebenfalls, als die Menge applaudierte.

„Seht mal, ein kleiner Neri! Und der will unseren Espresso schlagen? Er hat nicht den Hauch einer Chance!“ sagte eine blaue Diesel-Farbriklok zu einem Waggonmädchen.

„Aber er scheint sich qualifiziert zu haben, Olivero.“
 

„Und hier ist unser Favorit! Begrüßen sie-Espresso! Wie immer in Begleitung seiner reizenden Partnerin Cappuchina!“

Nun war das Publikum nicht mehr zu halten. Tosender Beifall und Jubelrufe brandeten auf. Galant und stolz rollte der Favorit auf seinen Platz in der Mitte, schräg gegenüber seinen Gegnern. Er verbeugte sich und winkte nach allen Seiten. Cappuchina verteilte Handküsschen.

„Der hat echt viele Fans!“ murmelte Lonzo geknickt. „Und seine Braut auch.“
 

„Ich bitte, die Zuggespanne an die Startpunkte zu gehen! Das Begleitpersonal bitte die Strecke freimachen!“

„Okay, also Rusty: Gib einfach dein Bestes. Und auch wenn Du verlierst, ist nicht so tragisch. Dann probieren wir es ein anderes Mal.“ sagte Casey und reichte ihm seinen Helm. Dann eilte er mit Mr. Shine und Espressos Lokführer aus der Arena auf die für sie reservierten Sitzplätze in der ersten Reihe.

Dinah wartete bereits.

„Jetzt bin ich gespannt.“ sagte sie.

„Und ich furchtbar nervös! Sieh Dir nur die ganzen Zuschauer an! Wie beim Grand Prix!“ schluckte Casey.
 

Lonzo zwinkerte Cappuchina verstohlen zu, als sie zu ihm herübersah. Er konnte es einfach nicht lassen. Dafür bekam er von Espresso einen kleinen Elektro-Blitz gegen sein Hinterteil.

„Jiautsch!“

„Du kannst es wohl wirklich nicht lassen, was?“ knurrte Tron. „Wegen deiner Anbaggerei hat er uns noch ständig auf dem Kieker!“

„Setzt eure Helme auf.“ bemerkte der Streckenposten, der am Startpunkt die Vorbereitungen überwachte. Die Loks folgten der Aufforderung.
 

„Auf die Gleise und an den Start!“ dröhnte es aus dem Lautsprechern.“Fünf-vier-drei-zwei-eins-START!“

Die roten Ampeln über den Startpunkten sprangen alle auf Grün, gleichzeitig ertönte ein lauter Sirenenton.

„Und es geht los!“

Alle drei Wettläufer spurteten vorwärts. Kurz danach wechselten alle drei Ampeln wieder auf rot. Die Torroner feuerten ihren Favoriten lautstark an.

„Mann, wie bei uns zu Hause auf dem Fußballplatz!“ meinte Casey.

„Fussballplatz?“ wunderte sich Dinah.

„Das kennt ihr hier wohl nicht? Na, nicht so wichtig. Ist eine Art sportlicher Wettkampf bei mir zu Hause.“
 

In der ersten Runde passierte nichts ungewöhnliches. Nur das Espresso ständig Lonzo triezte. Das nützte die kleine Dampflok, um sich an die Spitze zu setzen.

„Rusty liegt in Führung, dicht gefolgt von Espresso und Tron!“

„Nicht verausgaben Rusty! Du hast noch zwei Runden!“ rief Casey.

Schon passierte Rusty die Ampel, welche auf Gelb sprang.

„Noch zwei Runden! Jetzt wird’s ernst...“ murmelte Dinah.

Kurz darauf folgten Espresso und Tron.

Die torronische Lok zwinkerte ihrer Partnerin zu. Cappuchina nickte.

„Tut mir leid, kleiner Neri, aber jetzt muss ich Ernst machen.“

In Windeseile schloß Espresso zu Rusty auf.

„Hey, Kumpel, der Gelbe holt auf!“ rief Dustin.

„Ruß und Schlacke! Und wie schnell der ist!“

Schon liefen beide Züge auf gleicher Höhe. Und Tron zog grinsend an den Beiden vorbei.

„Tron, die Lok aus Arrosia hat sich an die Spitze gesetzt! Espresso und die Dampflok aus Kommoran laufen gerade Kopf an Kopf!“ drang es aus den Lautsprechern.
 

„Rusty, pass auf!“ rief Dustin plötzlich warnend. Aber Espresso hatte sich schon zu Rusty hinübergebeugt, packte mit zwei geübten Griffen zu und hob die kleine Lok von den Gleisen! Lachend hielt er ihn über seinen Kopf und verlangsamte sein Tempo nicht.

„WAH! Was soll das?“ rief Rusty erschrocken. Dustin hatte vor überraschung die Kuppelringe losgelassen. Gelächter war aus den Reihen der Zuschauer zu hören, Einige klatschten.

„Was machst Du mit meinem Kumpel! Lass ihn wieder runter!“ schimpfte er.

„Wie Du willst.“ grinste die gelbe Lok und warf ihren Gegner mit Schwung von sich! Rusty klatschte rücklings in eine große Matschpfütze, ein Überbleibsel des großen Regens von gestern nacht.

„Ciaociao!“ grinste Espresso frech und winkte.

Dustin eilte seinem Kumpel zu hilfe.

„Dieser Mistkerl! Haut mich einfach in den Matsch! Gemein, als wenn Greaseball und seine Bande nicht schon reichen würden!“ knurrte die Lok und ließ sich von dem Tender zurück auf die Gleise zerren. „Aber so leicht lass ich mich nicht rauswerfen! Komm, Dustin!“

„Die Lok aus Kommoran hat ihre Fahrt wieder aufgenommen! Aber wird sie es noch schaffen? Sie legt auf jeden Fall ein schönes Tempo vor!“ tönte es aus den Lautsprechern.

Inzwischen hatte Tron, der noch immer vorne lag, die zweite Runde geschafft, die Ampel über dem Startpunkt sprang auf grün! Gleich darauf folgte Espresso.

„Gerade eben hat auch Rusty die Lok aus Kommoran die zweite Runde geschafft! Jetzt geht das Rennen in die entscheidende Phase! Wird einer der Herausforderer es schaffen, den Sieg zu erringen?-Espresso nimmt sich jetzt Tron vor!“

Ohne große Anstrengung hatte Espresso zu Tron aufgeschlossen. Gleich darauf bekam die blaue E-Lok den Ellenbogen ihres Kontrahenden gegen seinen Helm.

„Aua! Lass das!“ fluchte Tron. Cappuchina trat nach Lonzo. Man merkte das es ihr sichtlich Freude bereitete, ihren Verehrer zu ärgern.

„Mann, Süße, sei doch nicht so nachtragend! Aua!“ fluchte der Viehwaggon, als er wieder einen Tritt gegen das Schienbein bekam. "Nein! Nicht mit heißem Wasser spritzen!"

Das heiße Wasser stammte aus ihrer eingebauten Espressomaschine.

"Die da vorne haben eine Rangelei angefangen! Vielleicht können wir uns unbemerkt vorbeimogeln, so lange sie mit sich beschäftigt sind!" rief Rusty Dustin zu."Ich geb jetzt volle Pulle, das ist unsere Chance! Das Ziel ist nicht mehr weit!"

Rusty ließ sein Feuer noch stärker auflodern, um noch schneller zu werden. Und der Abstand zwischen seinen beiden Gegnern veringerte sich immer mehr.
 

Inzwischen machte ein Fausthieb Espressos Bekanntschaft mit Trons Kinn.

„Mann, jetzt reichts aber! Du willst dich kloppen, kannst Du haben!“ grollte die E-Lok „Blitzstoß!“

Tron lud elektrische Spannung in seine rechte Hand und stieß mit der flachen Innenfläche zu. Espresso steckte einen schmerzhaften Treffer auf seiner linken Seite ein.

Maledetto!" knurrte er."Der Blaue kann auch gut austeilen!"

Diesmal warf sich der Torroner seitlich mit seinem Oberkörper gegen Tron, der zuerst leicht schwankte, sich aber wieder fing und mit seiner Schulter dagegenhielt. Ein Gerangel entstand. Für einen kurzen Moment hakte sich Tron in den Arm seines Gegners ein und ließ sich mitziehen.

"Elektrische Entladung!" knurrte Espresso und setzte seinen rechten Arm unter Strom. Mit einem Fluch zog Tron seinen Arm wieder zurück.

„Oh, da sehe ich gerade, das die Lok aus Arrosia und Espresso aneinandergeraten sind! Keiner will den anderen vorbeilassen! Wird Tron es schaffen?-Oh, der Hieb von unserem Favoriten hat aber gesessen! Und jetzt schlägt der Arrosier genauso zurück!“

Schulter an Schulter rangen, traten und schubsten Tron und Espresso gegeneinander, als plötzlich die torronische Lok kurz ihren Widerstand löste,Tron gefährlich schwankte und das Gleichgewicht verlor. Dann ein harter Stoß mit Espressos Arm, ein Bein gestellt, die blaue E-Lok kippte, strauchelte und knallte mit voller Wucht mit der rechten Schulter gegen einen Signalmast, der zwischen seinem und Espressos Gleis lag und an welchem sie gerade vorbeikamen. Funken sprühten, ein Aufschrei ging durch die Menge. Gleichzeitig brach und löste sich durch den Aufprall ein Stück von Trons linkem Schulterkasten, während Lonzo seinen Partner mit einen Ruck wieder zurückriss. Mit zusammengebissenen Zähnen beschleunigte Tron wieder.

„Nicht so, Kanarienvogel! Den Sieg gönne ich Dir nicht!“ knurrte er.

Das davonwirbelde Trümmerteil unterdessen raste direkt auf Rusty zu, welcher den Kontrahenden hart auf den Fersen war.

„Kumpel, vorsicht! DA! Kopf weg!“ rief Dustin warnend. Er duckte sich und ließ die Kuppelringe los.

Die Dampflok jedoch war zu sehr auf die Gegner konzentriert, bemerkte das heranfliegende Stück zu spät und so kollidierte es wenige Sekunden später mit deren Helm und ging noch mehr in Stücke!

Wieder ging ein Aufschrei durch die anwesenden Zuschauer auf den Rängen, viele sprangen erschrocken auf.

„Oh! Die Lok aus Kommoran wurde von einem herumfliegenden Trümmerstück in Kopfhöhe getroffen! Und sie entgleist!“ rief der Sprecher.

Rusty spürte einen dumpfen Schlag gegen seinen Helm, im nächsten Moment sprühten helle, brennende Funken durch die Sehschlitze, brenneder Schmerz explodierte in seinem Gesicht. Rusty schrie erschrocken auf, verlor das Gleichgewicht und flog in voller Fahrt von den Gleisen! Er überschlug sich zwei Mal, krachte in den Sand der Arena und blieb reglos liegen.

Casey und die anderen sprangen erschrocken auf.

„RUSTY!!“

„Beim Starlight das sieht nicht gut aus!“ rief Mr. Shine.

„Mama Mia! Kommt mit!“ rief Vittorio und hastete die Stufen hinunter.

Die Freunde rannten durch die Arena zur Unglücksstelle. Mehrere der Steckenposten liefen zusammen, Zwei schwenkten rote Warnflaggen mit Signalstreifen, die bedeuteten, das ein Unfall passiert war. Ein weiterer gab gerade die Meldung an die Rennleitung weiter.
 

Dustin kniete ratlos neben seinem Freund.

„He, Kumpel, bist Du in Ordnung? Sag doch was!“ fragte er besorgt. Dann entdeckte er die beschädigte Stelle an Rustys Helm. Nicht weit entfernt lagen zwei Funken sprühende Teile des Trafos.
 

Während Casey mithalf, den Helm abzunehmen, hörte er wie aus weiter Ferne die Durchsage, das die Lok aus Arrosia gewonnen hatte. Zweiter war Espresso geworden. Tron hatte es also geschafft, trotz das er einen Teil seines Transformators verloren hatte.
 

Gerade als Casey den Helm abzog, kam Rusty wieder zu sich. Er schrie auf und presste seine Hände auf sein Gesicht.

„Ah! Aih! Meine Augen!“ schrie er.

„Rusty! Ganz ruhig! Lass mal sehen!“

Nur mit Hilfe von Dinah schaffte er es, die Hände vor dem Gesicht wegzubekommen.

„Oh nein!“ schluckte der Junge. Um die Augen hatte Rusty Verbrennungen von den Entladungen erlitten, aber was das schlimmste -die Pupillen waren getrübt.

„Casey! Meine Augen! Ich kann nichts mehr sehen!“

„Keine Panik! Kannst Du dich noch bewegen?“

„Mir tut alles weh!“ klagte Rusty. „Mein Gesicht...tut so weh...“

Er krümmte sich vor Schmerzen zusammen und begann leise zu wimmern.

Casey war den Tränen nahe. Warum musste so etwas gerade jetzt passieren?
 

Und am Ziel...

„Deine Schulter ist beschädigt. War der Aufprall so hart?“

„Ja, es sogar etwas davon abgebrochen, Du Rüpel!“ knrischte Tron und hielt sich die schmerzende Schulter. Eine weitere elektrische Entladung war die Folge.“ AH, mein Transformator!“

"Aber Du hast mich mit deiner letzten Attacke auch schön ins Schleudern gebracht. Dein Kugelblitz hat mein rechtes Bein voll getroffen und mir den Schwung genommen. Gratuliere."

"Nanu? Warum ist der Stationsvorsteher so aufgeregt?" wunderte sich Tron.

Der rundliche, ältere Mann kam angehastet und redete aufgeregt in sein Headset.

"Was ist passiert?" fragte Espresso.

"Die Lok aus Kommoran ist entgleist!"

"Entgleist?"

"Ein fliegendes Trümmerstück deines Transormatros hat den Helm getroffen."

"Oh nein!" schluckte Tron.

Beide schwiegen betreten, als der Stationsvorsteher eine neue Meldung empfing.

„Espresso! Tron! Gerade erhalte ich Nachricht, das die Lok aus Kommoran schwerer beschädigt wurde, als zunächst angenommen! Deshalb muss die Veranstaltung abgesagt werden! Ob der Sieg als gültig gewertet werden kann, muss die Rennleitung entscheiden.“ erklärte der Stationsvorsteher, welcher über sein Headset in Verbindung zu den Hilfskräften stand.

„Meine Damen und Herren! Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit! Wegen eines schweren Unfalls wird die Veranstaltung unterbrochen! Ich wiederhole: Wegen eines schweren Unfalls wird die Veranstaltung vorerst abgebrochen!“ tönte es wenig später aus den Lautsprechern. In der Überwachungszentrale hoch über den Zuschauerrängen hatte man das Geschehen auf einem der Monitore verfolgen können.

„Na toll! Hast Du das gehört?“ brummte Tron.

„Komm mit!“ rief Espresso.

Beide ließen den Stationsvorsteher stehen und eilten sie zu der Unglücksstelle.

„Oh nein!“

„Catastropho! Der Trafo, der bei Dir abgebrochen ist, hat wirklich seinen Helm getroffen!“

Rusty begann immer hektischer und unruhiger zu atmen.

„Lasst mich durch!“

Giovanni bahnte sich einen Weg durch die Anwesenden.

„Mama mia...“entfuhr es ihm. Espresso konnte nur düster nicken.

„Er hyperventiliert...steht unter Schock...ausgerechnet die Augen!“ stellte der Meister nach einer kurzen Untersuchung fest.

„Es...tut mir leid! Das wollte ich nicht!“

„Dich trifft keine Schuld, Tron. Es war ein unglücklicher Treffer.Durch den Aufprall hat sich ein Teil deines Transformators gelöst, als Espresso dich gegen den Mast gestoßen hat. Das war das reinste Gladiatorenrennen!“ sagte Mr. Shine.

„Ich bin untröstlich, das das passiert ist. Giovanni wird sofort nach deinem verletzten Freund sehen und ihn behandeln.“

Rusty hatte unterdessen das Bewusstsein verloren. Der Meister legte einen Arm um Casey, in dessen Augen die ersten Tränen schimmerten.

„Keine Angst, kleiner Lehrling. Ich werde alles tun, damit deine Lok wieder in Ordnung kommt. Solche Dinge passieren leider immer wieder mal und ich und meine Leute sind für solche Notfälle vorbereitet. Willst Du mitkommen oder lieber in deiner Unterkunft warten?“ fragte Giovanni.

„Nein, ich lasse Rusty jetzt nicht alleine!“ sagte Casey mit fester Stimme und wischte sich über die Augen.

„In Ordnung. -Espresso!“

„Si, Giovanni?“

„Hilf mir, den kleinen Neri aufzurichten.“

Die gelbe Lok nickte und rollte langsam näher.

„Greif ihm unter die Arme...vorsichtig...ja gut so.“

„Lehnt Rusty an meinen Rücken! Ich schleppe ihn ab.“ bot sich Dustin an.

Während die Zuschauerränge der Arena sich langsam leerten, wurden die Verletzten abtransportiert. Die Siegerehrung, sollte es eine geben, war verschoben worden.

Wie in Trance folgte Casey schweigend mit Dinah dem Konvoi...
 

Fortsetzung folgt....



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