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Chaos On Tour

~~True Lies~~
von

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Von Meerschweinchen, Gitarren und einer schicksalhaften Wendung

Kapitel 6.
 

Ein stürmischer Wind empfing Miku, als er das Hotel durch die große Glastür verließ und davor stehen blieb. Damit seine schwarze Mütze nicht stiften ging, zerrte er sie sich noch tiefer ins Gesicht und vergrub anschließend seine Hände in den noch warmen Seitentaschen seines Wintermantels. Fröstelnd hüpfte er von einem Bein aufs andere und blickte ungeduldig auf die digitale Anzeige, die schräg gegenüber hing und abwechselnd Temperatur, Datum und Uhrzeit angab.

-3°C. 13.12.06. 12:32Uhr.

Miku zog den Schal um seinem Hals fester und schaute zum Hoteleingang. Wo bleiben die bloß?

Gestern nach dem Konzert hatte Teruki vorgeschlagen, dass sie sich ja erst um halb eins draußen vorm Hotel treffen könnten, um dann gemeinsam in die große Einkaufspassage von Paris zu gehen, die – praktischerweise – nur ein paar Straßen weiter lag. Begeistert hatten alle diesem Vorschlag zugestimmt. So hatten Miku, Kanon, Teruki und Bou nach den vielen Konzerten, die sie schon gegeben hatten, mal so richtig ausschlafen können.

Miku hatte den Wecker auf 11:30Uhr gestellt, war ausgiebig duschen gegangen und hatte dann alleine das Zimmer verlassen, da Bou immer noch am Schlafen gewesen war. Er hatte ihn nicht wecken wollen, hatte aber vorsichtshalber den Wecker und zudem noch Bous Handy, das er komischerweise mitten im Zimmer auf dem Fußboden gefunden hatte, gestellt.

Bou hatte seit dem wütenden Kommentar auf der Bühne nicht mehr mit ihm gesprochen. Das Einzige, was er überhaupt über die Lippen gebracht hatte, als sie gestern allein in ihrem Zimmer waren, war `Gute Nacht’.

Miku hatte nicht den blassesten Schimmer, was er ihm jetzt schon wieder getan haben könnte.

Doch hatte Bou ihm gestern nicht noch gesagt, er wolle etwas Abstand von Miku haben? Aber wieso nur?

Miku beschloss, einfach nicht mehr darüber nachzudenken. Es würde ohnehin nichts bringen.

Und es würde auch nichts an der Tatsache ändern, dass er mutterseelenallein draußen im eisigen Wind mit schon halb abgefrorenen Füßen stand.

Der Vocal schaute erneut auf die Anzeige. 12:35Uhr.

Er schnaubte. „Die können mich mal“, murmelte er leise, drehte sich um und trat in die angenehme Wärme der Hotel-Lobby. Miku rieb sich die Finger.

Hier ist es wenigstens warm..

„He, Miku!“

Der Angesprochene drehte sich um und entdeckte drei in dicke Mäntel und Schals vermummte Gestalten, die er sofort als seine Bandkollegen identifizierte. Teruki, Kanon und Bou saßen auf den Treppenstufen, die er vor etwa sieben Minuten noch herunter gekommen war. „Was macht ihr denn hier?“, fragte er überrascht.

„Die Frage ist wohl, was machst DU draußen?“, meinte Kanon belustigt.

„Na, auf euch warten. Teruki hat doch gesagt, dass wir uns um halb eins draußen vorm Hotel treffen.“

Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen. „Du Baka. Du weißt doch genau, dass man unseren Drummi nie bei Wort nehmen sollte.“

„He! Was soll das jetzt schon wieder heißen?“, brauste Teruki auf, Kanon lächelte ihn nur verschmitzt an.

„Könnt ihr mir mal den Grund verraten, warum ihr hier gewartet habt?“, wollte Miku endlich mal wissen.

„Weil wir uns im Gegensatz zu dir nicht die Füße abfrieren wollten.“

Das klang logisch.

Miku ärgerte sich, dass er selbst nicht darauf gekommen war.

„Könnt ihr jetzt mal aufhören euch zu streiten? Ich will endlich in die Stadt“, beschwerte sich Bou und ohne eine Antwort abzuwarten stand er auf, packte Miku an der Hand und zog ihn aus dem Hotel. Kanon und Teruki folgten ihnen.

„Warum hast du mich nicht geweckt?“, fragte Bou. Der Vocal war froh, dass Bou offensichtlich wieder mit ihm sprechen wollte und warf ihm im Gehen einen Blick zu. Die Hand hielt er fest umschlossen. Ihm war es egal, was die Passanten sagten oder taten, die ihnen unterwegs begegneten.

„Ich bin schon ziemlich früh aufgestanden und wollte dich nicht wecken. Ich habe aber gleich zwei Wecker für dich gestellt.“

„Aha.“ Bou zog seine Hand weg.

Ein ungutes Gefühl beschlich Miku und vorsichtig sagte er: „Und du…bist nicht vom Klingeln aufgewacht, sondern…“ Miku drehte sich um, feststellend, dass Kanon und Teruki einige Meter hinter ihnen ihr eigenes Gespräch führten, „Kanon.“

Bou sah ihn mit Ironie erstaunt an. „Wie kommst du nur darauf?“, fuhr er ihn wütend an. „Er hatte einen Heidenspaß.“

„Gomen, Bou“, sagte Miku kleinlaut, der langsam Angst bekam. Wieso war Bou nur so gereizt? An Kanon konnte es schlecht liegen, denn vor einigen Wochen war er noch – einigermaßen - gut gelaunt gewesen, wenn er von dem Bassisten aus dem Bett geschmissen worden war.

Er wollte Bou endlich mal darauf ansprechen.

„Bou.“

„Hai?“

„Wieso bist du so zu mir?“

Sie waren an einer Ampel angekommen. Bou drückte den Knopf für die Grünanforderung. „Wie bin ich denn zu dir?“

„Naja…du hast gestern kein einziges Wort mit mir nach dem Konzert gesprochen.“

„Echt? Ist mir nicht aufgefallen“, sagte Bou leise.

Die Ampel sprang auf grün um und sie konnten weitergehen.

Miku konnte es nicht fassen. War es Bou wirklich nicht aufgefallen oder meinte er das jetzt ironisch? Aber egal was es von beidem war, es deprimierte ihn.

„Gomen, wenn ich dich verletzt haben sollte“, meinte Bou entschuldigend, der bemerkt hatte, wie sehr Miku darüber grübelte. „Mir geht es momentan nur nicht so gut. Das hat aber nichts mit dir zu tun. Ich schwöre, dass ich dich nicht wieder ignorieren werde.“

„Bou, was-“

Bou schüttelte den Kopf. „Du wolltest heute shoppen gehen, Kanon möchte auf den Eifelturm, Teruki möchte einfach nur seinen Spaß haben und ich will, dass ihr alle drei – und vor allem du – einen schönen Tag habt.“

„Den ich aber nicht haben werde, wenn du mir nicht sagst, was los ist!“, entgegnete Miku schnell.

„Miku, ich-“

„Hey! Wo wollt ihr zwei hin?“, ertönte plötzlich Terukis Stimme. Miku und Bou drehten sich um und entdeckten Kanon und Teruki, die gerade in eine kleine Seitenstraße, etwa zehn Meter hinter ihnen, einbiegen wollten.

„Wir kommen!“ Bou eilte hastig dahin.
 

Kaum in der Einkaufspassage angekommen, die überfüllt war von Menschen, schlug jeder seinen eigenen Weg ein. Teruki wollte sein Handy aufladen gehen, Bou war im nächstbesten Klamottenladen verschwunden. Nur Miku und Kanon blieben zusammen, - Bou hatte hiervon nichts mitbekommen -, da der Bassist keine Ahnung hatte, wo er hingehen könnte, und war einfach dem Vocal gefolgt. Dieser hatte das Problem namens Bou schon längst auf einen späteren Zeitpunkt verdrängt und war voll und ganz mit seinem noch vollen Geldbeutel.

„Wow, Kanon sieh mal!“, rief Miku, blieb stehen und zeigte freudig auf einen kleinen Stand, über dem, neben unverständlichem Französisch, ein sehr vertrautes Kanji hing.

Kanon wollte weitergehen und sagte schmunzelnd: „Wenn du jetzt an jedem Ramen-Stand stehen bleibst, kommen wir heute noch nicht einmal bis zum Ende dieser Straße.“

„Baka. Das hier ist der einzige weit und breit.“

„Ich weiß. Komm, wir gehen weiter.“

„Ich habe aber Hunger“, beschwerte sich Miku, griff nach Kanons Hand, die, wie er nun feststellte, eiskalt war. Loslassen wollte er sie aber nicht, da sie ihn seltsamerweise wärmte. Zudem empfand er die Berührung als angenehm. Ohne groß nachzudenken stopfte Miku beide – seine und Kanons – Hände in seine Jackentasche. Kanon sah ihn überrascht an. „Was…“

„Du hast kalte Hände“, meinte Miku leise, zog ihn zum Stand und so genehmigten sie sich eine große Portion Ramen.

Da der Stand von waschechten Japanern geführt wurde, kamen sie nicht drum herum, einige Autogramme zu verteilen und sich mit den Besitzern fotografieren zu lassen. Nachdem auch dies überstanden war, gingen sie weiter die Straße hinunter.

Miku hatte Kanons Hand erneut in seine Tasche gestopft. Ein seltsames, aber angenehmes Kribbeln überkam ihn und strich Kanon reflexartig über den Handrücken. Kanon erschrak und wollte seine Hand zurückziehen, doch Miku hielt sie fest. „Gomen“, murmelte er leise.

Um das Geschehene zu überspielen erzählte Miku Kanon von Dingen, die den Schwarzhaarigen eigentlich gar nicht interessierten, wie zum Beispiel über die Erfindung des Ramen, oder er ließ pausenlos Kommentare über die Passanten ab, die ihnen unterwegs begegneten. Und das waren viele.

Kanon, dem das so langsam auf die Nerven ging, tat so, als ob er zuhören würde. Er wurde jedoch schnell von seinem Leiden erlöst, als Miku eine Tierhandlung entdeckte und ihn mit reinzog.

Die Tierhandlung bestand aus einem großen Raum, in dem sich viele Käfige, Aquarien, Terrarien und kleine Laufställe befanden.

„Oh, schau mal!“ Miku zerrte Kanon zu einem der Laufställe und streckte beide Hände aus, um einen kleinen Terrier zu streicheln. „Ist er nicht kawaii?“

„Hai.“

Miku ließ von dem Terrier ab und streifte durch die einzelnen Gänge. Kanon schlurfte lustlos hinterher und bereute es nun, mit Miku mitgegangen zu sein. Er war einfach zu verrückt nach Tieren. Wenn der Vocal nur ein kleines Tierchen sah, war er sofort hin und weg.

„Oh, sie mal, Kanon! Die haben hier sogar Meerschweinchen!“

„Hai.“

Miku deutete auf ein „Exemplar“ und grinste breit. „Der hier sieht sogar aus wie Miruku.“

„Hai.“

„Ob er wohl ein Verwandter ist? Obwohl…das ist sehr unwahrscheinlich.“

„Hai.“

„Aber süß ist er trotzdem.“

„Hai.“

„Weißt du was?“

„Hai?“

„Den kauf ich mir!“

„Hai.“

Miku lachte. „Das war ein Scherz.“

„Hai.“

„Kannst du eigentlich nur noch `hai’ sagen?“, fragte der Vocal, belustigt über Kanons Teil-

nahmslosigkeit.

„Hai.“

„Hmm…“ Miku überlegte kurz. Er grinste frech. „Bin ich kawaii?“

„Hai.“

Miku grinste Kanon frech an, der die ganze Zeit mit abwesendem Gesichtsausdruck auf die Meerschweinchen gestarrt hatte. Auf einmal verschwand die Teilnahmslosigkeit und seine Augen weiteten sich. Erschrocken drehte er sich zu Miku um.

„Was habe ich gerade gesagt??“

„Das du mich kawaii findest.“

Kanon errötete. „D-das war nicht ernst gemeint. Außerdem war das gerade unfair!“

„Wie? Du findest mich nicht süß?“, fragte Miku schmollend.

„Das habe ich nicht gesagt“, meinte Kanon hastig und ihm wurde das alles immer peinlicher. Wieso, zum Teufel, war ihm das gerade nur rausgerutscht?

„Aha, und wie war das dann gemeint?“

Kanon murmelte irgendetwas von wegen „bist schon süß“ und „aber irgendwie auch nicht“ und noch mehr unverständliches Zeug.

Miku ließ ihn einfach in Ruhe und sah sich die Fische an.

Er hatte das Gefühl, dass Kanon, so sehr er es auch versucht hatte abzustreiten, es ernst gemeint hatte, und dieses Kompliment schmeichelte ihn. Miku hatte es sonst immer nur von Bou zu hören bekommen. Doch es von seinem besten Freund zu hören, war etwas anderes. Wie anders es war spürte Miku genau, während er einem Karpfen dabei zusah, wie er den Mund pausenlos auf und zu machte.
 

Einige Stunden lang waren sie schon durch die Stadt geschlendert und hatten ihre Geldbeutel in Kleidergeschäften, Saturn, Media Markt und vielen anderen Läden ein wenig entlastet, als etwas in Mikus Jackentasche vibrierte.

Sie blieben stehen, Miku gab Kanon seine voll beladene Tüte, zog sein Handy hervor und las die SMS, die er bekommen hatte.

„Wer hat dir geschrieben?“, fragte Kanon neugierig.

Miku tippte schnell eine Antwort, steckte es wieder ein und griff nach seiner Tüte. „Teruki. Wir sollen um sieben Uhr wieder am Hotel sein.“

„Wieso sieben Uhr?“

„Weil du doch auf den Eifelturm wolltest und Teruki meinte, es wäre schöner da oben, wenn es schon dunkel ist.“

Kanon sah auf seine Uhr. „Dann haben wir noch gut eine halbe Stunde. Sollen wir schon gehen oder möchtest du noch einen Laden leer räumen?“ Er lächelte.

Miku überlegte kurz. „Ich wollte für Bou noch etwas kaufen.“

„Ok, dann machen wir das“, sagte Kanon und sie gingen weiter. Allmählich leerte sich die Fußgängerzone und sie hatten einen besseren Überblick über die einzelnen Geschäfte.

„Hast du dir schon überlegt, was du ihm schenkst?“

Miku verneinte.

Nach einer Weile blieb Kanon stehen. Miku drehte sich fragend um. „Was hast du?“

Der Bassist packte den Vocal am Ärmel – die Hand mied er seit dem peinlichen Gespräch in der Tierhandlung – und zerrte ihn zu einem kleinen Geschäft, das sich genau zwischen Media Markt und Saturn befand.

Es war ein Musikgeschäft.

Aber nicht irgendein Musikgeschäft mit Blas- oder Streichinstrumenten und klassischer Musik. Nein, dies war eins, indem jeder, der in einer Rock-Band spielte, auf seine Kosten kam.

„Wieso ist uns der hier nie aufgefallen? Wir sind hier doch mindestens dreimal vorbeigekommen“, meinte Miku andachtsvoll.

„Keine Ahnung.“ Auch Kanon sprach mit Ehrfurcht.

Vorsichtig öffneten sie die Tür und betraten den Laden.

„Wow“, kam es von Kanon, der auf Anhieb die Bässe entdeckt hatte, und schon war er in den hinteren Teil des Ladens verschwunden.

Miku schaute sich die E-Gitarren an.

Es erstaunte ihn immer wieder aufs Neue, wie viele verschiedene Modelle es von Gitarren gab, und dann noch in unterschiedlichen Farben. Besonders eine hatte es ihm angetan.

Sie war schwarz-weiß, hatte eine gewundene Form und stand in einem Gitarrenständer auf einem kleinen Podest.

Miku ging näher und nahm sie in die Hand. Die Gitarre war erstaunlicherweise sehr leicht und lag angenehm in der Hand. Vorsichtig fuhr er über die lackierte und glatte Oberfläche.

„Ich hätte ja nicht gedacht, dass du etwas von Gitarren verstehst“, ertönte eine vertraute Stimme hinter ihm und riss ihn aus seinen Gedanken.

„Wieso? Wenn man einen Freund hat, der den Erfinder der E-Gitarre am liebsten heiraten würde, und in einer Band ist, bleibt einem nichts anderes übrig.“

Miku grinste Kanon an und überreichte ihm das Prachtstück, der sie etwas professioneller betrachtete. „Du hast einen guten Geschmack, Miku.“

„Nani?“

„Das hier ist das neuste Modell; wir können von Glück reden, dass wir sie in unseren Händen halten können, denn sie war schon, bevor sie überhaupt auf den Markt kam, sehr angesagt.“

„Echt?“ Miku freute sich, dass er offenbar eine richtige Kennermiene hatte.

Kanon stellte sie wieder zurück in den Ständer. „Hast du schon was für Bou gefunden?“

„Hai.“ Miku grinste breit.

Kanons Miene verdüsterte sich. „Wenn ich gerade denke, dass ich das gleiche denke wie du, dann…nein“, sagte er bestimmt.

„Wieso nicht?“, entgegnete Miku schmollend.

Der Schwarzhaarige seufzte. „Ganz einfach. Hast du schon mal auf den Preis geguckt?“

Miku tat wie ihm geheißen und quiekte auf. Einen Moment schwieg er.

„Für Bou ist mir kein Preis zu hoch.“

„Das erstaunte Kanon. „Du würdest echt 500 Euro nur für Bou ausgeben?! Das sind doch 81.000 Yen!“

„Klar. Wieso nicht?“

„Baka.“

„Hey! Das ist gemein.“

„Das war die Wahrheit, du Volltrottel. Warum kaufst du ihm nicht einen von diesen Schlüsselanhängern da vorne? Die gibt es auch mit Gitarren. Und sie kosten nur 2 Euro. Im Gegensatz zu diesem…Monster ist das ein richtiges Schnäppchen.“

Doch Miku blieb standhaft und Kanon konnte ihn nicht daran hindern, nach vorne an die Kasse zu gehen, dem Verkäufer auf Englisch verstehen zu geben, dass er im Begriff war, das Geschäft des Jahrhunderts zu machen und ihm die Adresse der Berliner Konzerthalle zu nennen, an die er das Prachtstück zu liefern hatte, da Miku die Gitarre – so leicht sie auch

war – nicht durch die ganze Stadt bis zum Hotel schleppen wollte. Zudem hatte Kanons Kommentar ihn zur Vorsicht gerufen. Was, wenn jemand versuchen würde, sie zu klauen? Um dies zu verhindern, schickte er sie lieber mit der Post.

Nachdem er – zu Kanons großem Entsetzen- auch noch den Kaufvertrag unterschrieben hatte, bat er den Verkäufer, der nun seltsamerweise über beide Ohren strahlte, sie mit der Eilpost zu schicken, damit Bou sie so schnell wie möglich bekam.
 

Es schneite.

Zwar nicht in großen Mengen, aber immerhin so viel, dass dafür gesorgt war, dass der Besuch des Eifelturms zu einem besonderen Erlebnis wurde.

Miku, Bou, Kanon und Teruki saßen an einem der vielen, kleinen, mit weißen Tischdecken überzogenen Tische des Restaurant und blickten aus der großen Glasscheibe auf Paris.

„Wow“, murmelte Kanon nun schon zum 10ten Mal, der direkt am Fenster saß. Er hatte seine Stirn an die Scheibe gepresst und starrte nach unten.

Teruki zog ihn wieder auf den Stuhl und meinte: „Du hast Paris doch schon im Flugzeug kurz vor der Landung beschaut. Was ist denn jetzt noch so interessant?“

„Alles.“ Kanon wandte seinen Blick nicht von der Stadt ab. „Sieh doch mal, wie schön Paris mit all den Lichtern aussieht. Von hier oben sehen sie aus wie tausende von Glühwürmchen. Und erst der Schnee…“

Irritiert brach Kanon ab und schaute zu Miku und Bou, die angefangen hatten zu lachen.

„Warum lacht ihr?“

Da der Blondschopf, der seit langem wieder richtig gut gelaunt war, neben Lachen auch noch mit seiner Zunge beschäftigt war, die er sich an seinem Kaffee verbrannt hatte, antwortete Miku: „Warum heiratest du Paris nicht einfach?“

Er stand auf, kniete sich breit grinsend vor Bou, der sich hektisch Luft zufächelte, und hob wie beim Beten die Hände. „Oh, Paris“, sagte er mit verträumter Stimme, hinauf zu Bou. „Du bist so schön wie tausend Glühwürmchen und durch den Schnee wirkst du wie verzaubert.

Heirate mich!“

„Mit größtem Vergnügen!“ Bou sprang lachend auf und zog Miku nach oben.

Miku umfasste dessen rechte Hand und gemeinsam begannen sie im Takt der Musik, die aus den Lautsprechern ertönte, zu tanzen.

„Hört auf, Leute“, meldete sich Teruki lachend. „Ich glaube, Kanon hat’s kapiert.“

„Oki.“ Miku und Bou sprangen belustigt zurück auf ihre Sitze und grinsten Kanon an, der sich schmollend zurückgelehnt hatte.

„Immer seid ihr gegen mich“, beschwerte er sich. „Das ist gemein.“

Teruki trank den Rest seines Kaffees aus und stellte die Tasse zurück auf den Tisch. „Ach, Kanon. Das war bestimmt nicht böse gemeint. Schau mal.“ Er deutete auf Miku und Bou, die immer noch ein breites Grinsen im Gesicht hatten. „Sehen die beiden etwa aus, als ob sie zu etwas Bösem fähig wären?“

Kanon schaute stirnrunzelnd zu den zweien und, als ob sie es abgesprochen hätten, streckten Miku und Bou dem Bassisten gleichzeitig die Zunge raus und schnitten Grimassen.

Kanon wandte sich erschrocken ab. „Die, und brav?!“

Teruki, der von all dem nichts mitbekommen hatte, da er nach einer Bedienung Ausschau gehalten hatte, drehte sich zu ihm um und lächelte ihn freundlich an. „Klar.“

„Von wegen! Schau mal, was die zwei Teufel machen!“

Teruki musterte die vermeintlichen Teufel. „Was machen sie denn?“

„Hä?“ Verwirrt drehte Kanon seinen Kopf.

Miku und Bou saßen brav auf ihren Plätzen und hatten ihr breites Grinsen mit einer Unschuldsmiene vermischt.

„Ist das?“, fragte Miku ganz unschuldig.

„Nee.“ Grummelnd wandte sich Kanon seiner Cola zu.

Miku und Bou grinsten sich an.

„Kanon ist ein Baka“, flüsterte Miku leise dem Gitarristen zu.

„Hai, aber Teruki ist der Größte. Er merkt es einfach nicht, dass er uns immer hilft Kanon zur Weißglut zu treiben.“

„Stimmt.“

Teruki hatte eine Bedienung endlich auf sich aufmerksam machen können. Die junge Frau kam zu ihnen an den Tisch und Teruki fragte sie auf Englisch, ob sich schon zahlen könnten. Die Frau nickte und sagte ihnen den zu bezahlenden Preis und Teruki gab ihr das Geld.

Bou gähnte herzhaft und streckte sich. „Wie wäre es, wenn wir so langsam wieder Richtung Heimat spazieren?“

„Einspruch!“, warf Kanon ein. „Erstens waren wir noch nicht ganz oben und zweitens, möchtest du wirklich nach Japan laufen??“

„Du weißt, wie das gemeint war“, maulte Bou, der so langsam wieder schlechte Laune bekam, und erhob sich. „Ihr könnt von mir aus noch hier bleiben, ich gehe.“

„Schade“, seufzte Miku. Er hatte vorgehabt, auf alle Fälle bis ganz nach oben zu gehen.

Bou ließ sich auf dem Schoß des Vocals nieder uns sah ihn mit seinem unwiderstehlichem Dackelblick an. „Bitte komm mit.“

Miku lachte. „Du bist gemein, Bou-chan. Du weißt doch genau, dass ich diesem Blick nicht widerstehen kann.“

Bou grinste breit. „Also kommst du mit, hai?“

„Lass gut sein, Bou“, sagte Teruki. „Ich komme mit dir. Zufrieden?“

Bou schwieg, sah Miku weiter an, klimperte sogar mit seinen Augen, doch da der Vocal sich immer noch nicht erweichen ließ, maulte er: „Du bist ein Baka, Miku-chan!“

„Gomen, Bou“, rief Miku, doch der Blondschopf war bereits von seinem Schoß gehüpft und war mit Teruki verschwunden.

Gemeinsam machten sich Miku und Kanon auf den Weg nach oben.

Die oberste Etage des Eifelturms war an diesem Tag nicht gut besucht, nur zwei kleine Gruppen von Touristen hatten offenbar das Interesse gehabt, sich in dieser Nacht das verschneite Paris anzusehen. Die zwei Musiker stellten sich an das große Fenster und schauten raus.

„Ich möchte ja nicht wissen, wir tief es hier runter geht“, sagte Kanon etwas ängstlich. Miku schaute auf ein Schild und sagte es ihm.

Kanon wurde kreidebleich und trat hastig ein paar Schritte zurück. „Ich kann verstehen, warum Bou Höhenangst hat.“

Miku grinste. „Ach. Auf einmal?“

Der Schwarzhaarige grummelte nur. Er wollte vor dem Vocal nichts Schlechtes über den kleinen Blondschopf sagen, aus Angst, dass Miku ihn dafür köpfen würde.

Er lehnte den Kopf an die Scheibe – ganz zum Entsetzen Kanons. „Ich frage mich shcon die ganze Zeit, was mit Bou los ist.“

„Nani? Er benimmt sich doch so wie immer.“

„Bei euch vielleicht.“ Und Miku erzählte es ihm.

Kanon scharrte nervös mit dem Fuß über den glänzenden Marmorboden.

Plötzlich kam Miku ein Gedanke, der erklären konnte, warum Bou sich so seltsam verhält.

„Ich glaube, er liebt mich nicht mehr.“

„Nein! Er liebt dich!“, sagte Kanon erschrocken. Miku schaute traurig auf die große Stadt, die ihm zu Füßen lag. Jetzt, wo er diese schreckliche Vermutung geäußert hatte, fühlte er sich noch trauriger aus zuvor.

Kanon lehnte sich neben Miku ans Fenster; der Vocal beachtete ihn nicht, starrte weiter nach unten.

„Glaube mir, er liebt dich von ganzem Herzen“, versuchte Kanon ihn wieder zu beruhigen. „Du weißt ja nicht, wie sehr er um dich besorgt ist, weil du überhaupt nicht mehr du selbst bist. Teruki und ich kennen den Grund, nur Bou nicht.“

Miku horchte auf. „Nani?“

Kanon schwieg kurz, sagte dann aber, ohne ihn anzusehen: „Teruki hat mir alles erzählt.“

„Dieser Baka“, murmelte Miku.

„Er hat es mir nur erzählt, weil er nicht wusste, wie er dir helfen könnte und hat mich als deinen besten Freund um Rat gebeten.“

Miku seufzte. „Und du hast bei Bou mal wieder alles ausgeplaudert.“

„Nein, habe ich nicht. Wie kommst du drauf?“

„Nur so,“ meinte Miku leise und grübelte weiter darüber nach, ob Bou ihn noch lieben würde.

Kanon, der diesen Anblick nicht mehr ertragen konnte, versuchte, ihn auf andere Gedanken zu bringen, indem er reihenweise die besten Witze von sich gab, die er kannte.

Miku, der das überhaupt nicht witzig fand, war nach einer Weile so genervt, dass er kehrtmachte und auf die Treppe zueilte.

Er wollte jetzt nur noch zu Bou und mit ihm Klartext reden. Er hielt es einfach nicht mehr aus.

Doch bevor Miku überhaupt an der Treppe ankommen konnte, hatte Kanon, der ihm nachgerannt war, ihn an der Hand gepackt und ihn in einen kleinen Nebengang gezogen.

„Ich mag es nicht, wenn du unnyappy bist“, entschuldigte sich der Schwarzhaarige, die Hand des Vocals ließ er nicht los.

„Gomen.“

Kanon schmunzelte und zog Miku näher zu sich ran. „Du musst dich nicht immer für alles mögliche entschuldigen.“

„Das hat Bou mir auch gesagt.“

Kanon lächelte.

Miku seufzte. Er fragte sich, was das hier sollte und wollte gehen, doch Kanon hielt ihn zurück. „Bitte, Kanon! Teruki und Bou machen sich bestimmt schon Sorgen“, sagte Miku leicht entnervt.

„Ich weiß.“ Kanon drückte Miku an die Wand, hielt ihn nun an beiden Händen fest und kam mit seinem Gesicht immer näher. Miku wandte sich irritiert ab. Was hat Kanon vor?!

Der Bassist legte eine Hand auf Mikus Wange und zog dessen Kopf wieder zu sich, sodass der Vocal ihm direkt in die Augen sehen musste.

Mikus Herz klopfte wild und er spürte die beruhigende Wäre, die von Kanon ausging.

Dieser wartete nicht länger und küsste ihn sanft.

Miku blieb geschockt stehen. Sein Herz pochte immer stärker und ihm wurde heiß.

Kanon küsste etwas intensiver. Miku wehrte sich gegen den Kuss, doch Kanon war nicht mehr zu bremsen. Er drückte seine Lippen fester auf Mikus und drang ungestüm mit seiner Zunge in ihn ein und umspielte dessen Zunge.

Das war zu viel.

Miku stoß Kanon mit aller Kraft von sich weg. Dieser stolperte erschrocken zurück.

Miku blieb zitternd dort stehen, wo er war, und sah den Menschen an, von dem er vor einer Minute noch gedacht hatte, dass dieser nur sein bester Freund wäre.

Kanon hatte seinen Blick gesenkt und offenbar wurde ihm erst jetzt bewusst, was er da getan hatte. Mit hochrotem Kopf sagte er leise: „Gomen“, und eilte, ohne sich noch einmal umzudrehen, davon.
 

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das kapitel is eigentlich länger aba ich werde den nächsten teil in kapitel 7 packen um euch schön auf die folter zu spannen

hehe >DDD

ich hoffe doch stark dass euch dieses kapitel gefallen hat und ihr könnt schon gespannt sein aufs nächste ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-11-29T12:45:20+00:00 29.11.2008 13:45
hahahaha XDDD 'oh paris du siehst aus wie glühwürmchen und mit dem schnee... heirate mich' sorry ich weiß nich mehr ganz genau wie es geschrieben war. aber ich lieg am boden XDDD ich kann nicht mehr! XDDD ich LIIIEBE deine ff!
Von:  Madoka
2008-10-29T13:54:17+00:00 29.10.2008 14:54
ahh das kapitel is voll toll!!!! >///<
m,iku und kanon *kreisch* obwohl miku ja so ein bisschen überfallen wurde höhöhöh ^^ ich wusste es doch irgendwie hihii aba was wird jetzt mit miku und bou?? und kanon?? muss weiter lesen! ^.^
Von:  VL
2008-05-18T20:05:10+00:00 18.05.2008 22:05
hwaaaa~
das is soooo tollig *oo*
*quiiiitsch*
hjaaa Kanon und Miku *quik* 8>//////<8
hwa das is so tollig geschrieben und es liest sich sooo tollig <D
Die stelle mit dem heiraten ist goil XDDD
*lol*
bitte schreib schnell weiter jaaa??? XD
Ich freu mich schon mega!!^^ Bitte sag mir auch nächstes Mal wieder becsheid ja??? *___*
Arigatooo~
*knuddl*

Von:  Anini
2008-05-18T15:37:12+00:00 18.05.2008 17:37
Richtig schönes Kapitel.^^
Vorallem ne richtig schöne FF.
Also sowas von Kanon einfach Miku zu küssen
obwohl dieser mit Bou zusammen ist....
WEITER SO KANON! ^__^
Schreib weiter. Hast einen
Fan mehr.

mfg
Semai-chan


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