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Chaos On Tour

~~True Lies~~
von

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Zwei unerwartete Besuche

Kapitel 28. – Zwei unerwartete Besuche
 

Die Probe verlief genauso, wie Miku erwartet hatte.

Bou zeigte Takuya die kompliziertesten Griffe und gab Ratschläge, um ihm ein wenig die Unsicherheit zu nehmen. Dennoch war sein Spiel ein wenig steif und zurückhaltend; Miku schob dies seiner Nervosität zu, doch nach einer Weile ging es ihm auf die Nerven, immer und immer wieder mit dem Singen aufzuhören, weil Takuya sich entweder verspielt hatte oder seine Gitarre kaum zu hören war.

Er versuchte, seinen Zorn den anderen nicht zu zeigen und wechselte mit ihnen kaum ein Wort. Bei jeder Pause, die sie einlegen mussten, wippte er ungeduldig mit dem Fuß, den Blick ausdruckslos auf Bou und Takuya gerichtet.

Dabei zog sich sein Magen eng zusammen und er spürte seinen Puls schneller schlagen.

Er konnte Takuya jetzt schon nicht gut leiden.

Außerdem fragte er sich, wie der kleine Blondschopf diese Probe nur so locker nehmen konnte, wo er doch bald kein Mitglied mehr war. Freute er sich etwa auf seinen Austritt?

Oder verstellte er sich, um es ihnen allen leichter zu machen?

Umso erleichterter war er daher, als Teruki die Probe am frühen Nachmittag für beendet erklärte.

Takuya, Kanon und Bou legten ihre Instrumente ab und Bou organisierte für sich und Takuya jeweils eine Wasserflasche, der sie dankend nahm und aus ihr einen kräftigen Zug trank.

Kanon biss herzhaft in seinen Burger, den er erfolgreich vor Miku hatte verstecken können, und schielte dabei vorsichtig zu diesem, der noch immer auf dem Verstärker saß und sich müde an die Wand angelehnt hatte; auf Mikus Blick hin, der komischerweise auf dem Burger hängen geblieben war, beeilte er sich vorsichtshalber mit dem Essen, ehe die Köstlichkeit noch im falschen Magen landete.

„Das war doch schon nicht schlecht“, meinte Teruki zufriedenstellend zu Takuya und kam hinter seinem Schlagzeug hervor. „Ein paar Fehler waren zwar dabei, aber das ist am Anfang normal.“

Miku runzelte nachdenklich die Stirn und kürte Teruki innerlich zur Untertreibung des Jahres; doch sagen tat er nichts.

„Ich würde vorschlagen, dass wir nach der Nippon-Tour und damit Bous offiziellem Austritt richtig mit dem Proben anfangen. Bis dahin dauert es ja noch ein paar Wochen und du hast Zeit zum Üben. Was hältst du davon?“

Diese Frage hätte er sich sparen können. Takuya warf all seine Schüchternheit ab und fiel dem Leader stürmisch um den Hals. „Arigatou!“, rief er freudig und ließ ihn wieder los, worüber Teruki ausgesprochen dankbar war, da Takuya trotz seines zierlichen Aussehens nicht gerade schwach war. „Ich gebe mein Bestes!“

Teruki lächelte und wandte sich Kanon zu, der mit seinem Burger schon längst fertig war. „Hast du was dagegen, Kanon?“

„Ich denke, es gibt keinen besseren Ersatz. Außerdem passt er auch optisch zu uns.“

„Hast du irgendwelche Einwände, Miku?“

Miku schüttelte nur den Kopf; er brachte es nicht über sich zu sagen, was er wirklich von Takuya hielt...
 

//Heute ist echt nicht mein Tag//, schoss es Miku bedrückt durch den Kopf, während er gedankenverloren aus dem Fenster blickte und dem Lauf der Straße gelangweilt folgte.

Neben ihm im Bus saß Bou; eigentlich sollte allein das schon ein Grund zur Freude sein, wenn da nicht der Neue wäre.

Da Takuya den gleichen Weg nach Hause hatte wie Miku und Bou, waren sie zusammen zur Bushaltestelle gegangen und schon nach den ersten fünf Minuten hatte er Bou sofort in ein Gespräch verwickelt. Offenbar war er nur unter vielen fremden Leuten zurückhaltend, und das regte Miku auf.

Wenn er schon ein Mitglied der Cafekko-Family werden wollte, sollte er gefälligst nicht so schüchtern sein!

Bou hatte zwar einige Versuche unternommen, Miku ins Gespräch mit einzubinden, doch er hatte nur knappe Antworten bekommen, und so ließ er es sein. Ihm entging nicht, wie abwesend und niedergeschlagen dieser war, und fragte sich im Stillem, was denn jetzt schon wieder mit ihm los war.

Auch Takuya hatte versucht, Miku zum reden zu bringen. Doch mit seiner Frage, was er denn gerne mache, hatte er – ähnlich wie bei Bou – nur eine kurze Antwort bekommen.

Nachdem Takuya ausgestiegen war, beschloss Bou, seinen Freund darauf anzusprechen.

Dieser seufzte leise auf, als er die Frage vernahm, und blickte weiter aus dem Fenster. „Da ist nichts. Ich bin nur müde, das ist alles.“ Er lächelte den Blonden beruhigend an. „Mach dir keine Sorgen um mich.“

Denn das wollte er auf gar keinen Fall, und war auch der Grund, warum er Bou nicht gesagt hatte, dass er nicht gerade viel vom neuen Gitarristen hielt.

Bou hatte da ganz andere Ansichten, was er von Miku halten sollte; doch weiter nachhaken wollte er lieber nicht. Er würde eh nichts erzählen. Bou kannte ihn.

Er ahnte allerdings schon, dass es was mit seinem Austritt zu tun hatte, und fragte daher mit munterer Stimme: „Hast du heute schon was vor?“

Miku sah auf. „Nein, nicht direkt. Wieso?“

Anstatt seine Gegenfrage zu beantworten, drückte Bou hastig auf den Stopknopf, damit der Bus es noch schaffte, sie an der nächsten Haltestelle rauszulassen, die nur noch etwa 50 Meter vor ihnen lag. Während der Busfahrer hastig die Geschwindigkeit drosselte und die kleine Bucht ansteuerte, packte der Blondschopf seinen Freund am Arm und zog ihn ohne große Rücksichtsnahme zur Hintertür des Busses, wo sie auch sofort ausstiegen.

Dies alles passierte so schnell, dass Miku erst ein paar mal blinzeln musste, ehe er sich an die Umgebung um ihn herum gewöhnen konnte.

Sie waren außerhalb Tokios dichtbevölkerten Stadtzentren und in einer etwas dörflichen Gegend. Miku war hier noch nie ausgestiegen, kannte die Umgebung nur vom Sehen her.

„Komm mit.“ Erneut wurde er von Bou völlig überrumpelt am Arm gegriffen und über die Straße gezogen. „Ich möchte dir was zeigen.“

„Aber Bou“, rief Miku hastig und stolperte hinter dem Blondschopf her. „Was hast du denn vor?“

Dieser drehte sich im Gehen zu ihm um. „Das wirst du schon sehen“, sagte er lächelnd. „Ich verrate nur so viel. Ein paar Straßen weiter wohnt meine Tante und zu ihr gehen wir jetzt.“

„Aha?“ Eigentlich hatte Miku auf eine etwas klarere Antwort gewartet, doch nun war er gänzlich durcheinander. Was sollten sie bitte bei seiner Tante?

Inzwischen hatte es zu Nieseln begonnen und ein rauer Wind war aufgekommen, der sie nun ein wenig mehr zum Zittern brachte und durch ihre Haare fuhr.

„Ich wusste gar nicht, dass du hier Verwandtschaft hast“, meinte Miku, während er sich in seiner dicken Jacke so klein wie möglich zu versuchen machte.

„Es gibt vieles, was du von mir nicht weißt, beziehungsweise fälschlicherweise glaubst“, sagte Bou daraufhin und sie bogen in eine kleine Seitenstraße ab, welche in das gelbe Licht der Laternen ringsherum beleuchtet war.

Dafür kassierte er einen erschrockenen Blick. Miku hatte doch tatsächlich geglaubt, den Blondschopf haargenau zu kennen – nun hatte dieses Bild einen kleinen Sprung bekommen. Es stimmte ihn traurig, dass Bou ihm offenbar vieles verschwiegen hatte.

„Was meinst du damit?“

„Wir sind da.“ Bou blieb vor einem etwas älteren Haus stehen, dessen kleiner Vorgarten es doch tatsächlich schaffte, trotz all dem grau und blattlosen Ästen auf eine gewisse Art recht hübsch und gemütlich auszusehen.

Bou steuerte auf das kleine Gartentor zu und öffnete dieses.

Der feuchte Kies knirschte unter ihren Schuhsohlen, während sie auf die Haustür zugingen. Von drinnen konnte Miku einen Hund bellen hören.

„Bou, du weichst meiner Frage aus“, sagte Miku ein wenig ungehalten. Bou drückte auf die Klingel, es ertönte ein grelles Schrillen.

„Ich erzähle es dir später, ja?“ Der Blondschopf warf ihm einen besänftigten Blick zu.

„Aber -“

Die Tür wurde mit einem leisen Knarren geöffnet und unterbrach ihn somit; eine Frau mittleren Alters stand nun vor ihnen. Sie hatte schwarzes Haar, das bis auf ihre Schultern gefallen wäre, wenn sie keinen Zopf getragen hätte. Sie lächelte, als sie ihren Neffen erkannte. „Saitou“, sagte sie freudig. „Du hattest deinen Besuch ja gar nicht angekündigt.“

„Das stimmt. Ich habe nur einen möglichen Interessenten mitgebracht“, entschuldigte sich Bou und deutete mit einem leichten Kopfnicken auf Miku, dessen Ärger über Bous Schweigen bereits wieder der totalen Verwirrung gewichen war.

„Ist ja auch nicht schlimm. Kommt erst mal rein.“ Sie machte ihnen Platz, sodass Bou gefolgt von Miku das Haus betreten konnte. Nachdem sie sich Jacke und Schuhe ausgezogen hatten, wurde Mikus Hand an diesem Tage zum dritten Mal ergriffen, um ihn durch den verwinkelten Flur Richtung Wohnzimmer zu ziehen.

„Bou, was...“

Miku blieb paralysiert stehen, als er den hauptsächlichen Inhalt des Raumes entdeckt hatte. Er musste ein paar Mal die Augen zusammenkneifen, bis er realisiert hatte, dass es kein Traum war. Zwischen Sofa und Tisch, Fernseher und Bücherregal stoben kleine, kläffende Wollknäuel wie der Blitz über den dunklen Teppich. In der Mitte lag das Größte, hechelnd genau die Neuankömmlinge unter dem Motto: „Tut ihr mir nichts, tue ich euch auch nichts“, ansehend.

„...Hunde.“

Miku drehte sich zu Bous Tante um, die sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen angelehnt hatte und lächelnd auf die Hunde blickte.

Dann sah er perplex zu Bou, der sich hingekniet hatte, um einen der Welpen zu streicheln; auf dessen Blick hin lachte er. „Keine Angst, die beißen nicht.“

„Das ist es nicht.“

„Und was dann?“

Miku pattete ihn grinsend. „Ich bin nur überrascht, dass du mir das hier zeigen wolltest. Das ist alles.“

„Ich weiß eben, wie sehr du Tiere magst. Und jetzt komm endlich her!“ Bou winkte ihn schon fast ungeduldig zu sich. Miku ging nur zu gerne seiner Aufforderung nach und hockte sich neben den Blonden auf den Teppich. Sofort kam eine ganze Meute Hunde auf sie zugerannt, sodass Miku alle Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten geschweige denn mit den Streicheleinheiten hinterherzukommen. Er musste lachen, als ein besonders Kleiner mit leicht hängenden, schwarzen Spitzohren auf ihn zugeschossen kam und partout nicht aufhören wollte zu versuchen, ob er dem Zweibeiner nicht mal das Gesicht waschen könnte.

„Ich glaube, er mag dich“, kam es amüsiert von Bou, dem der Ansturm auf Miku natürlich nicht entgangen war.

„Damit könntest du Recht haben“, lachte Miku und quiekte leise auf, als die kleine, rosafarbene Zunge es nun doch schaffte, ihn auf der Wange zu berühren. Er nahm den kleinen Welpen auf den Arm, streichelte ihn und redete auf ihn ein.

Bou ließ den Vocal keine einzige Sekunde aus den Augen; ihm wurde jedes Mal warm ums Herz, wenn er sah, wie liebevoll Miku mit Tieren umging und diese es wiederum immer schafften, ihn aufzuheitern. So fröhlich hatte er ihn schon lange nicht mehr erlebt.

Er lächelte. „Meine Tante kann die ganzen Welpen unmöglich behalten und sucht Abnehmer. Da Miruku tot ist, dachte ich, dass du dir vielleicht was Neues anschaffen möchtest.“

Das breite Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Vocals; betrübt blickte er auf den Welpen in seinen Armen, der ihn mit seinen kleinen Knopfaugen und schiefgelegtem Kopf interessiert beäugte.

Er vermisste seinen alten Hamster noch immer und hatte sich nach dessem Tod geschworen, erst einmal kein neues Haustier zu wollen. Allerdings wusste Miku aus Erfahrung, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er es ohne ein Tier zu Hause nicht mehr aushielt, und bis ans Ende seines Lebens Miruku hinterher trauern konnte er ja auch nicht.

Plötzlich fing das kleine Wesen auf seinem Schoß an, sich wieder an die Reinigung seines Gesichts zu machen; kichernd ließ Miku dies kurz über sich geschehen und drehte den Hund dann so, dass dieser nicht mehr an ihn drankam. „Ich denke, ich nehme ihn.“

„Fein!“, rief Bou und klatschte begeistert in die Hände. „Dann schenke ich ihn dir.“

„Nein, das ist nicht nötig“, wehrte Miku sich hastig.

„Ich bestehe drauf!“, maulte Bou und warf ihm einen so bösen und eindringlichen Blick zu, dass Miku nichts anderes übrig blieb, als zuzustimmen.
 

Gegen Abend verabschiedeten sie sich.

Da der Welpe noch viel zu jung war, musste Miku ihn schweren Herzens erst einmal dort lassen. Doch Bous Tante hatte ihm versprochen, Bescheid zu sagen, wenn man ihn von der Mutter würde trennen können.

Nach diesem doch etwas spontanen Besuch war Miku guter Laune und hüpfte fröhlich neben Bou her, der sich freute, dass er nun nicht mehr so niedergeschlagen war.

Tatsächlich hatte Miku die Eifersucht auf Takuya und offensichtlich auch Bous Austritt völlig vergessen. Stattdessen war er voller Zuversicht und Vorfreude, dass er in ein paar Wochen nicht mehr allein in seiner Wohnung war, und dass er endlich wieder etwas wie eine Familie hatte – wenn auch eine recht kleine.

Den Streit mit seinen Eltern und die zwei doch etwas erbärmlich verlaufenen Telefongespräche mit seiner Mutter daraufhin hatte er nicht vergessen. Es hatte ihn zwar nicht so sehr beschäftigt wie noch am Anfang, da er völlig mit seinen Gefühlen Kanon gegenüber zu kämpfen gehabt hatte, doch auch nicht ganz verdrängt.

Miku hoffte, dass er es irgendwann schaffte, sie zu besuchen; dann wollte er auch Bou mitnehmen. Oder Kanon.

Plötzlich blieb Bou stehen. „Miku.“

„Hmm?“ Fragend drehte er sich zu ihm um.

„Weißt du eigentlich, warum ich ihn dir schenke?“

Miku schüttelte den Kopf und sah ihn die traurig dreinblickenden Augen seines Freundes. „Keine Ahnung.“

Bou lächelte leicht und erwiderte seinen Blick. „Denkst du etwa, ich bin doof? Ich habe zwar ein bischen gebraucht, um zu begreifen, aber ganz ohne Köpfchen bin ich auch nicht.

Mensch, Miku. Du kannst mir doch nicht einfach ohne was zu sagen eine Gitarre schenken!“

„Uhm...“ Mikus Herz setzte für einen Moment aus, entgeistert sah er den Blondschopf an. Er hatte es doch tatsächlich selbst herausgefunden...und das offenbar schon etwas länger gewusst!

„Du...hast es aber nicht von Kanon erfahren, oder?“, fragte er zaghaft, als er seine Sprache wiedergefunden hatte.

Bou schüttelte irritiert den Kopf, runzelte dann aber die Stirn. „Sag bloß, er wusste davon“, murmelte er.

„Na ja...“ Miku lächelte verlegen. „Er war mit mir im Laden und hat sogar versucht, mich davon abzuhalten.“

„Na dann...“

Miku spürte, dass gerade dies Bou verletzt haben musste, doch ehe er etwas sagen konnte, fuhr Bou auch schon fort: „Wieso hast du sie mir eigentlich geschenkt? Etwa als Wiedergutmachung?“

„Bou! Nein!“, rief Miku entsetzt. „Ich habe sie dir gekauft, weil ich dich liebe. Außerdem war das einige Stunden, bevor wir uns getrennt haben. Ich konnte es doch nicht ahnen! Es sollte ein Weihnachtsgeschenk sein.“

Bous Gesichtszüge glätteten sich und ein leichtes Lächeln huschte auf seine schmalen Lippen.

„Tut mir Leid, wenn ich dich das jetzt gefragt habe. Es hat mir nur keine Ruhe mehr gelassen, ich wollte einfach Sicherheit haben.“

„Schon okay.“ Miku drückte ihn an sich und Bou schlang seine Arme um ihn.

„Danke“, hauchte er und presste seinen Kopf an dessen Brust...
 

Fröhlich kam Miku zu Hause an.

Er konnte es noch immer nicht begreifen, dass Bou ihn als den Gönner seiner Gitarre schon seit einiger Zeit entlarvt hatte, doch es machte ihm nichts aus. Jetzt musste er ihm wenigstens nichts mehr vormachen. Zudem hatte Miku ihm dabei zu verstehen gegeben, dass er ihn noch immer liebte und war dankbar, dass Bou ihn nicht weiter über seine Gefühle ausgefragt hatte.

Als er dann spät in der Nacht in seinem Bett lag, verblasste seine Heiterkeit ein wenig, als er den Tag wie jeden Abend noch einmal Revue passieren ließ und sich an die erste Probe mit Takuya erinnerte. Es versetzte ihm einen Stich in die Brust, als er Bou vor seinem inneren Auge erneut sah, wie ihm die Griffe erklärte.

Doch Miku seufzte zufrieden auf, als ihm wieder einfiel, dass Takuya erst nach ihrer Tour zu ihnen stoßen würde und sie sich bis dahin so gut wie gar nicht sehen würden...
 

Da am nächsten Tag keine Probe angesetzt war, nutzte Miku die Gelegenheit, um einmal so richtig auszuschlafen und stand erst auf, als es bereits nach zwölf war. Draußen war es am regnen und der Himmel grau in grau, sodass er schon beim bloßen Blick aus dem Fenster fröstelte. Um wenigstens einige Minuten lang Wärme zu spüren, schnappte er sich schnell die nächstbesten Klamotten und hüpfte ins Bad, wo er sich auch sofort unter die Dusche stellte.

Allerdings wurde er bereits kurze Zeit später durch das Klingeln seines Handys gestört. Grummelnd trocknete er sich notdürftig ab und band sich anschließend das Handtuch notdürftig um die Hüften. Dann lief er hastig ins Wohnzimmer, wo sein Handy vibrierend auf der Couch lag.

„Hai?“, meldete er sich und versuchte, möglichst wenig Tropfen auf dem schönen Holzboden zu verteilen.

„Hey, ich bin’s.“

„Kanon!“, rief Miku so laut, dass sich der Schwarzhaarige auf der anderen Seite den Hörer ein wenig von sich weg halten musste.

„Ähm...ist das jetzt ein positives Zeichen von dir oder eher ein negatives?“, fragte er anschließend vorsichtshalber mal nach.

„Na ja...eigentlich doch positiv, oder?“, sagte Miku ein wenig verpeilt.

„Miku. Wie soll ich es denn bitte nicht abwertend verstehen, wenn du mir direkt ins Ohr brüllst?“

„Gomen, Kanon“, rief Miku entschuldigend. „War nicht so gemeint. Was willst du eigentlich von mir?“

„Na, mich mit dir verabreden. Was denn sonst?“, antwortete Kanon, als ob es das Normalste der Welt wäre.

„Ach so.“

„Passt es dir denn? Wann soll ich bei dir aufkreuzen?“

„Uhm...ich bin eigentlich gerade am duschen, also in einer Stunde ungefähr.“

„Okay, bis gleich!“

Miku legte auf und bevor er wieder unter die Dusche sprang, warf er das Handy zurück auf die Couch.

Miku wusste jetzt nicht, ob er sich freuen sollte oder nicht.

Er hatte eigentlich vorgehabt, sich mit Bou zu treffen, da er ihn unbedingt fragen wollte, was für ein Geheimnis er hatte. Denn es musste schon etwas sein, wo dieser Angst gehabt hatte, es ihm zu verraten. Während ihrer Beziehung hatten sie sich schließlich alles erzählt und eigentlich keine Geheimnisse voreinander gehabt. Auch wenn sie jetzt nicht mehr zusammen waren, wünschte Miku nichts mehr, als alles über den kleinen Blondschopf zu wissen.

Andererseits verspürte er zugleich den Drang, sich mit Kanon wieder einmal außerhalb der Bandproben zu verabreden...
 

Kaum hatte Miku die Dusche verlassen und etwas gefrühstückt, klingelte es auch schon.

//Pünktlich auf die Minute...//

Er eilte zur Tür und öffnete sie lächelnd einem völlig durchweichtem Kanon, dessen Haare platt herunterhingen und ihre Tropfen seelenruhig auf den weißen Fließen im Flur verteilten.

„Bist du hier hingeschwommen?“, fragte Miku neckend, während sie sich mit einer innigen Umarmung begrüßten.

„Ha ha“, murrte Kanon. „Wenn ich mich nicht mit dir verabredet hätte, wäre ich heute den ganzen Tag zu Hause geblieben. In dieses Unwetter würde ich noch nicht einmal einen Pudel schicken!“

Er betrat den Flur und Miku schloss die Tür, während sich der Schwarzhaarige sich seiner Jacke und seinen Schuhen entledigte.

„Entschuldige, wenn ich dir jetzt alles volltropfe“, meinte Kanon, während Miku seine Jacke nahm und sie an den Haken neben der Tür hängte. Tatsächlich hatte sich bereits eine kleine Pfütze unter ihm gebildet und die Tropfen, die allmählich von der Jacke herunter auf den Boden glitten, waren eifrig dabei, eine zweite zu schaffen.

„Ach was.“ Miku winkte ab und schob Kanon an der Schulter vor sich her Richtung Bad. „Das kann ich auch wieder saubermachen. Hauptsache ist, dass du dich nicht meinetwegen erkältest – denn das können wir uns jetzt echt nicht leisten.“

„Hmm...“ Kanon grinste frech, bevor er Mikus Geste zur Badewanne folgte und sich auf dem weißen Rand dieser niederließ. „Bilde ich es mir nur ein oder machst du dir um die Band mehr Gedanken als um mich?“

„Quatsch!“, lachte Miku, der sich inzwischen ein Handtuch aus der kleinen Kommode neben der Tür besorgt hatte, und sich nun darum kümmerte, dass die schwarzen Haare seines Freundes wieder – zumindest einigermaßen - trocken wurden.

Kanon, der froh war, keinen Handschlag selbst tun zu müssen, ließ dies genüsslich über sich geschehen; auch, weil es gerade Miku war, verschob er den Gedanken, dass es wohl ziemlich komisch aussehen musste, wie er kleinkindmäßig auf dem Badewannenrand saß und sich von Miku die Haare trocken rubbeln ließ.

„Hast du eigentlich keinen Regenschirm?“, fragte Miku, der mit den nassen Haaren sichtlich zu kämpfen hatte.

„Nee.“

„Dann weiß ich ja jetzt, was ich dir zum Geburtstag schenken kann“, meinte Miku freudig, da er immer Angst hatte, seinen Freunden etwas Falsches zu schenken. „Welche Farbe hättest du denn gerne? Blau? Schwarz, oder Rot?“

„Och...wenn du schon so fragst, nehme ich natürlich schwarz mit gelben Pünktchen“, grinste Kanon frech.

„Hey! Ich meinte das ernst!“, rief Miku entrüstet und pfefferte das Handtuch in eine Ecke, da er fand, da er den Kampf mit dem widerspänstigen Haar aufgegeben hatte – außerdem waren sie seiner Meinung nach trocken genug.

„Ich auch.“ Kanon drehte sich ein wenig und sah Miku an; in seinem Blick lag eine Ernsthaftigkeit, die Miku noch nie gesehen hatte.

Der Vocal legte den Kopf schief und überlegte fieberhaft, ob Kanon das nun wirklich ernst meinte oder nur sein schauspielerisches Können zeigte.

„Also, jetzt machst du mir Angst“, maulte er dann enttäuscht los, nachdem er zu keinem nennenswerten Ergebnis gekommen war.

„Wieso das denn?“, fragte der Schwarzhaarige völlig irritiert.

„Na, weil du so ernst guckst“, verteidigte sich Miku und schaute nun noch geknickter drein, als Kanon daraufhin zu Lachen anfing.

„Ich dachte, du kennst mich.“ Er grinste breit.

„Bei dir kann man ja nie vorsichtig genug sein“, murmelte der Vocal beleidigt.

„Miku, du bist echt süß.“ Diesen Kommentar hatte Kanon einfach nicht zurückhalten können und zog ihn zu sich, sodass Miku nun gezwungen war, auf seinem Schoß Platz zu nehmen, und legte einen Arm um ihn. Miku musste lächeln.

„Siehste? Geht doch“, rief der Schwarzhaarige triumphierend. „Wenn du beleidigt bist, bist du zwar süß, aber so ist es doch gleich viel besser.“

„Baka“, lachte Miku und gab ihm einen leichten Klaps auf den Kopf. Sofort bereute er es, denn nun hatte er eine feuchte Hand, doch dieses Problem löste er sofort, indem er sie einfach ganz unauffällig an seiner Hose abwischte.

„Wieso? Stimmt doch.“ Kanon sah ihn an, als ob Miku nicht verstehen würde, dass eins und eins zwei ergibt.

Miku wich seinem Blick verlegen aus. Er fühlte sich unter Kanons Komplimenten geschmeichelt und es gefiel ihm auch; doch sie machten ihn ein wenig nervös. „Können wir nicht über was andres reden?“, fragte er daher und sah ihm schon fast flehend in die Augen.

Daraufhin lächelte Kanon. „Wenn du möchtest...Aber dann lass uns wenigstens woanders hingehen.“

„Oki.“ Miku hüpfte von seinem Schoß, damit er aufstehen konnte, und gingen anschließend nach nebenan ins Wohnzimmer. Bevor Kanon auch nur den Hauch einer Chance hatte, sich auf die lange Couch zu setzen, hatte Miku sich auch schon in einem hohen Bogen auf sie geworfen und sich ausgestreckt. Fies grinste er nun zum Schwarzhaarigen empor, der nun bedeppert vor ihm stand und sich gerade überlegte, ob er Miku nun hassen oder weiterhin lieben sollte.

Er entschied sich für Letzteres; schmunzelnd verschränkte er die Arme und sah ihn vorwurfsvoll an. „Sag mal...“, sagte er langsam. „Sollte man seinem Gast nicht irgendetwas anbieten? Ich denke da so an...“ Er überlegte kurz. „...an einen schön kräftigen Kaffe mit einem deiner wundervollen, leckeren und sehr zeitaufwändigen Reisgerichte.“

Das freche Grinsen verschwand aus dem Gesicht des Vocals und es breitete sich ein düsterer Schatten mit einem noch finsteren Blick aus. „Och nee...“, murmelte Miku, der sich nun dazu genötigt fühlte, Kanons Leibgericht zu kochen, und erhob sich. Grummelnd musste er zusehen, wie sich nun der Bassist auf der bequemen Couch breit machte und ihm ein breites, unschuldiges Lächeln zuwarf. „Also, ich finde es bequem.“

„Und ich finde dich gemein“, sagte Miku trotzig, woraufhin Kanon nur schmunzeln konnte.

„Das Kompliment gebe ich nur zu gern zurück.“

„Na, ich stehe wenigstens dazu.“ Frech streckte Miku ihm die Zunge raus, ehe er in die Küche düste. Dort setzte er zunächst das Wasser auf, bevor er alle Zutaten für das gewünschte Gericht zusammensuchte. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, sich von Kanon durch die Gegend schubsen zu lassen, aber er wollte ihm diesen Wunsch gerne erfüllen und auch, weil er selbst heute nur ein mickriges Brötchen gegessen hatte.

Während Miku mit dem eigentlichen Kochen anfing und einige Gemüsesorten klein schnippelte, überlegte er, was er nach dem Essen mit seinem doch etwas unerwartet aufgetauchten Freund anstellen sollte. Doch diese Frage erwies sich als nicht allzu einfach, da dies nach ihrer Trennung das erste Treffen war, an dem sie unter sich waren.
 

Miku quiekte erschrocken auf, als sich etwas plötzlich um seinen Bauch schlang und sich zudem noch ein wenig an seinen Rücken anschmiegte; kaum hatte er sich versehen, hatte das besagte Etwas auch noch den Kopf auf seine Schulter abgelegt, um ihm leise ins Ohr zu flüstern: „Das machst du aber schön.“

„Shinya“, knurrte Miku, der beim Kochen am Liebsten ungestört war und dies eigentlich alle in seiner Umgebung wussten, die nicht gerade auf seiner Feindesliste stehen wollten.

„Was denn?“, grinste Kanon, der genau wusste, dass der Vocal ihn nie hassen würde, und dachte erst gar nicht daran, den Griff auch nur ein klein wenig zu lockern.

Seufzend lächelte Miku verschmitzt. „Kann das sein, dass du heute lästiger bist als sonst?“

Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn und fühlte sich sichtlich gekränkt. „Also, wenn das jetzt mal kein Vorwurf war...“

„Nein, nein!“, rief Miku hastig, der ihn auf gar keinen Fall beleidigen wollte. „So war das nicht gemeint, gomen!“

„Ich weiß“, sagte Kanon in seinem lässigen Tonfall und hauchte ihm einen Kuss auf den Hals;

der Vocal konnte sein Herz ein wenig schneller schlagen hören, als er die ihm so vertrauten Lippen auf seiner Haut spürte, die dort ein leichtes Kribbeln hervorriefen.

Erneut versuchte er, sich von Kanon loszureißen, was allerdings nicht so recht klappen wollte; er fühlte sich unwohl und die Nähe des Bassisten machte ihn nervös.

Um sich abzulenken, schüttete er den Reis ins heiße Wasser und stellte die Temperatur der Platte ein wenig runter.

„Habe ich was falsch gemacht?“, fragte Kanon ein wenig perplex, dem Mikus Verhalten natürlich nicht entgangen war, und nahm seine Arme nun doch weg.

Der Vocal drehte sich ein wenig zu ihm um und anstatt zu antworten, deutete er lächelnd auf die Kaffeemaschine, die sich mittlerweile ausgestellt hatte. „Dein Kaffee ist fertig.“

„Oh, du hast mal wieder geschickt das Thema gewechselt“, kam es vom Schwarzhaarigen ein wenig enttäuscht, während er aus dem Schrank über der Spüle eine Tasse hervorzauberte.

Nur zu gern hätte er gewusst, wie Miku noch empfand und was er darüber dachte; doch offenbar ließ er nicht mit sich reden.

„Wenn du auch ständig mit so was anfängst“, meinte Miku daraufhin und sah ihm dabei zu, wie er sich den heißen Kaffee in die Tasse schüttete. Als er damit fertig war, nippte der Bassist vorsichtig an der dunklen Flüssigkeit, doch offenbar war er noch zu heiß, denn er stellte die Tasse wieder ab.

Bedrückt sah er den Vocal an. „Möchtest du nicht über deine Gefühle reden?“, fragte er offen heraus.

„Nein.“ Miku schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid. Außerdem habe ich dir gestern schon so ziemlich alles gesagt.“

„Aber nicht, was du empfindest, wenn du in meinen Armen liegst.“

„Ich möchte da wirklich nicht drüber reden, Shinya. Ich kann dir jetzt nur sagen, dass es mich nervös macht; aber das ist auch alles. Lass mir bitte Zeit.“

„Na gut.“ Kanon seufzte hörbar auf und ließ den Hobbykocher nun allein in der Küche, damit er nicht Gefahr lief, am Ende nun doch auf seine Hassliste zu kommen. Er hatte so sehr gehofft, dass Miku ihm mehr erzählen würde, doch offenbar war er einfach nicht zu hinterhältig gewesen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _-kaori-_
2008-12-28T13:34:48+00:00 28.12.2008 14:34
das neuste chap is mal wieder sehr sehr süß!! =D
sorry, dass ich erst jetzt kommentiere XD

ich finds immernoch gut, dass miku noch nichts richtig weiß aber dass er endlich langsam eine richtung einschlägt

aber mach ihn dohc bitte nicht immer so depri, langsam is der für mich bisschen emo >___< auch wenn ich verstehen kann, was ihn so runterzieht XDD freu mich schon aufs happy end! .....wirds doch geben oder??? o__O

jedenfalls bin ich gespannt aufs nächste chap =D

xxx
guten rutsch^^
Von:  Naka
2008-12-15T15:34:56+00:00 15.12.2008 16:34
Tolle Idee das Bou Miku Nyappy-chan schenkt ^^

Taku hats nicht verdient... Vor allem weil er wirklich
Talent hat und nicht einfach ein Ersatz ist...
ich gehörte aber auch zu diesen "Warum ist Bou ausgetreten? ;_;"
Leuten... Mittlerweile ist man sich einfach bewusst das das zur
Bandgeschichte wohl dazugehören musste und die Band dadurch gewachsen ist...
Zurück zur FF:
Ich bin gespannt was Bou für ein Geheimniss hat und wann auch Yuuki seinen Auftritt feiert ;)

Schnell weiterschreiben *onegai*
*weil bald weihnachten ist schokoweihnachtsmann schenk*
^_^/
Von:  Anini
2008-12-14T12:38:27+00:00 14.12.2008 13:38
Miku is doch nur so gemein zu Taku weil
Bou durch Taku ersetzt wird.
Aber das hat Taku doch garnicht verdient >_<

Miku sollte sich langsam mal klar werde....
.__.

und Miku kriegt Nyappy-chan xDDD

Schrieb weiter
Liebe Grüßlis
Ruhas_Plüschhase
Von: abgemeldet
2008-12-14T11:31:33+00:00 14.12.2008 12:31
Oh man~
wie süß von Bou das er ihm den Hund schenkt *___*
Echt niedlich <3

Ich finds nur bissl doof das Miku so komisch zu Taku is -.-
*taku beschütz*
*miku pieks*

Ach nee..
Der Kanon~
es is ja irgendwo normal das er das wissen will,
aber hmmm~
ich weiß nich XDD
da muss ich mir noch meine Meinung drüber bilden^^
Aber ich find er hat sich schon gebessert ;D
*Kanon patt*
<33

Aww aber ansich war das Kapi wieder supi supi supi <33
Ich liebe die FF einfach so *___*
<3

Schreib schnell weiter meine Süße,
ich warte sehnsüchtig drauf.

Ich hab dich einfach mal mega mega mega lieb ne?
<33
*umplüschl*
*anliebs*


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