Zum Inhalt der Seite

Der Schöne und das Biest

[ Hizaki Grace Project ]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Part 9

Und dann kam der Tag X.

Ich war tierisch nervös gewesen, konnte die Nacht zuvor kaum ein Auge zudrücken und rannte den ganzen Tag angespannt durch meine Wohnung. Ich kämpfte mit dem Reißverschluss meines Kleides und schminkte mich so wie immer. Ob ich es ohne Jasmines Hilfe schaffen würde die blöden Wimpern an meine Augen zu kleben?

Dieser Akt hatte schließlich am längsten gedauert und ich fing fast an zu weinen, weil ich so viele Versuche dafür gebraucht hatte. Letztlich hatte ich es ja aber doch geschafft!
 

Dann waren meine Haare dran. Damit konnte ich ganz gut alleine umgehen. Ein bisschen antoupieren, ein bisschen wellen und dann die Haarteile rein.

Fertig!

Ich betrachtete mich skeptisch von allen Seiten im Spiegel. Die Stylisten konnten das natürlich besser, aber ich fand, dass ich ihrem Ergebnis schon recht nahe war!
 

Also konnte ich mich mit dem Taxi auf den Weg zu Kamijos Haus machen.

Mein Herz schlug mir die ganze Autofahrt über bis zum Hals. Ob die Uhrzeit wohl in Ordnung war? Ich wusste nicht, wann so ein Ball anfing. Bestimmt nicht so spät wie die Disco, aber bestimmt auch nicht so früh wie ein Kindergeburtstag.
 

Gegen 19 Uhr erreichte ich schließlich Kamijos Haus. Oder sollte ich eher sagen Kamijos Anwesen?

Das Haus sah von außen schon riesig aus. Was würde mich dann im Inneren erst erwarten? Ich fragte mich, woher er das Geld für so ein großes Haus hatte.
 

„Oh mein Gott.“, murmelte ich also leise, als ich ausgestiegen war und schluckte schwer. Langsam lief ich zur hölzernen Eingangstür und klingelte. Ich sah mich etwas um und bemerkte, dass nirgendwo ein Auto parkte. War ich etwa zu früh? Aber wahrscheinlich ließen die anderen sich auch mit dem Taxi bringen, um sich betrinken zu können.

Schließlich öffnete mir der Gastgeber höchstpersönlich lächelnd die Tür.
 

„Hallo Hizaki! Bitte komm rein. Du siehst großartig aus.“, sagte er und ging einen Schritt zur Seite, damit ich eintreten konnte.

„Danke.“, murmelte ich schüchtern und erwiderte sein Lächeln. Kamijo sah aus wie ein richtiger Prinz mit seinem weißen Hemd und dem Jabot um den Hals. Die dunkelblonden Haare waren leicht gewellt und er trug seine blauen Kontaktlinsen. Er sah wirklich toll aus.
 

Sein Haus war, wie nicht anders zu erwarten, unnötig geräumig gewesen und alles sah sehr europäisch eingerichtet aus. Und teuer sah es aus, ich sollte also besser nichts anfassen.

„Dein Haus ist wirklich der Wahnsinn! Wo hast du diese ganzen antiken Möbel her?“, fragte ich und sah mich weiter erstaunt und fasziniert um.

„Gute Kontakte sind das A und O und vielleicht ein Sinn zum Handeln.“, erklärte er lächelnd und legte eine Hand an meinen Rücken, um mich Richtung Esszimmer zu schieben.
 

„Ich hoffe, du bist hungrig.“, sagte er und ich wurde ein wenig stutzig, da es so ruhig in seinem Haus war.

„Ähm, ja, schon, aber Kamijo… Wo sind denn die anderen Gäste? Oder bin ich so früh dran?“, fragte ich verwundert und ließ mir von Kamijo den Stuhl heran schieben, während ich mich an den riesigen Holztisch setzte. Der Tisch war liebevoll gedeckt mit schätzungsweise Porzellangedeck und Kerzen. War das etwa Silberbesteck, was da neben meinem Teller lag? Und eine Blumenvase mit Rosen durfte natürlich auch nicht fehlen.
 

Kamijo grinste etwas und lief um den Tisch herum, um sich gegenüber von mir hinzusetzen.

„Es gibt keine anderen Gäste. Das ist unser Ball.“, sagte er und ich bekam riesige Augen.

„W-Was?!!“, rief ich mehr als überrascht und verstand nicht ganz. Kamijo zuckte kurz mit den Schultern und schenkte mir ein Glas Wein ein.

„Eine ganz schlichte Einladung zu mir nach Hause wäre doch öde gewesen, oder nicht? Auf uns.“, grinste er und hob sein Glas leicht an. Ich tat es ihm gleich und trank einen Schluck. Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen und ich fühlte wie mir das Blut nur so ins Gesicht schoss.
 

Ich war ganz allein in Kamijos Haus. Er hatte nur mich eingeladen! Mich ganz allein. Ich war völlig durch den Wind. Wie sollte ich das nun deuten? Hatte ich doch mehr Chancen bei ihm, als ich gedacht hatte?

Das wäre ja furchtbar gewesen! Das zerstörte nämlich meinen Masterplan vehement. Eigentlich zerstörte schon die Tatsache, dass ich allein mit Kamijo in dessen Haus zu Tisch saß meinen Masterplan vehement.
 

Ich atmete tief durch und dachte mir: „Genieß einfach den Tag, dann verschiebst du deinen Plan eben auf Morgen und machst deine Wohnung unordentlich, um sie dann wieder putzen zu können! Genau.“

„Schmeckt es dir?“, fragte Kamijo irgendwann und ich schreckte aus meinen Gedanken auf. Da ich den Mund noch voll hatte, nickte ich nur eifrig und sagte, nachdem ich mein Essen hastig heruntergeschluckt hatte: „Ja, es schmeckt sehr lecker! Hast du das selbst gekocht?“
 

Kamijo lachte kurz auf und trank gemütlich einen Schluck Wein.

„Ich bitte dich. Ich kann vielleicht ein bisschen von der japanischen Küche, aber das auf deinem Teller ist dann doch etwas zu kompliziert für mich. Ich habe Personal dafür.“, erklärte er grinsend und ich staunte nicht schlecht.

„Personal? Wow. Du scheinst echt ein tolles Leben zu führen!“, sagte ich fasziniert und stellte mir vor, wie ich jemanden durch meine Wohnung scheuchte, um sie putzen zu lassen. Das wäre es doch gewesen! Ich merkte also schnell, dass Kamijo nicht nur aussah wie ein Prinz, er lebte auch wie einer.
 

„Ach was. So besonders ist das auch nicht. Heutzutage haben viele Leute Personal! Außerdem bin ich häufig länger außer Haus, da muss ich jemanden haben, der sich darum kümmert. Soll ich dich nach dem Essen ein wenig durch das Haus führen?“, fragte Kamijo und lächelte mich lieb an. Ich wurde wieder etwas rot um die Nase und lächelte schüchtern zurück.

„Ja, sehr gern! Hier gibt es bestimmt viel zu sehen.“, murmelte ich und aß also mit ihm weiter.
 

Nach dem Dessert musterte Kamijo mein Weinglas und fragte schief lächelnd:

„Wein ist wohl nicht so dein Fall, was?“

Ich hatte bewusst nur sehr wenig davon getrunken, da ich Angst hatte, dass es so enden könnte wie der Abend mit Juka. Ich wollte bei Verstand sein, wenn ich schon mal bei Kamijo war. Vor allem, wenn ich schon mal alleine bei Kamijo war.

„Ach, ich, also, um ehrlich zu sein… Ich vertrage Wein nicht so gut, weißt du? Deswegen hielt ich mich ein wenig zurück.“, murmelte ich und Kamijo nickte verstehend.

„Ah, sag das doch gleich! Dann hätte ich dir etwas anderes bringen lassen. Nun gut. Dann komm mal mit.“, sagte er und stand auf. Ich stand ebenfalls auf und lief dicht neben ihm durch sein Haus.
 

Er zeigte mir sein riesiges Wohnzimmer, in dem ich einen Kamin entdeckte und Unmengen an Büchern in alt aussehenden Schränken. Ob er die wohl wirklich alle gelesen hatte? Von weitem erkannte ich, dass in den Titeln immerzu das Wort ‚Vampir’ auftauchte. Ich erinnerte mich daran, dass Kamijo ein Faible dafür hatte.
 

Jeder Raum bot irgendetwas Faszinierendes, Interessantes und Spannendes, aber der wohl schönste Raum war Kamijos eigener ‚Partysaal’.

Er war zwar nicht so dermaßen riesig gewesen, wie man sich Ballsäle aus Schlössern vorstellte, aber von der Bauart und dem ganzen Kram kam dieser Raum der Sache schon recht nah. Unsere Schritte hallten durch den leeren Raum mit den riesigen Fenstern und ich starrte begeistert an die wunderschön bemalte Decke.
 

„Das ist ja der Wahnsinn! Es sieht aus wie in Filmen oder so! Unglaublich… Hier könnte man aber super einen richtigen Ball veranstalten!“, sagte ich und strahlte über das ganze Gesicht. Ich hob meinen langen Rock an und eilte zu einem der Fenster, welche bis an die sehr hohe Decke ragten. Links und rechts von ihnen hingen genau so lange Vorhänge aus dunkelrotem Stoff.

„Ist das da dein Garten?“, fragte ich und drückte meinen Finger gegen die Scheibe. Kamijo folgte mir langsam und stellte sich dicht hinter mich.
 

„Ja. Wenn du willst, kann ich dir den nachher auch noch zeigen. Hast du Lust vorher mit mir zu tanzen? Wir sind hier schließlich auf einem richtigen Ball. Bloß allein.“, grinste er. Er spiegelte sich in den Scheiben, weshalb ich sein Grinsen gut sehen konnte. Meins konnte er dann wohl leider auch sehen.

Es schmeichelte mir grenzenlos, dass er nur mich eingeladen hatte und sich so viel Zeit für mich nahm. Ich fühlte mich auch richtig wohl bei ihm. Klar, am Anfang erschlug einen dieser ganze Luxus schon, aber man konnte sich schnell daran gewöhnen!
 

Ich drehte mich zu ihm um und nickte lächelnd.

„Sehr gern! Aber bittet man so eine Dame um den Tanz?“, fragte ich und kicherte leise. Das sollte eigentlich nur ein blöder Spruch meinerseits gewesen sein, doch Kamijo ging absolut darauf ein:

„Oh, verzeiht mir bitte vielmals meine Teuerste.“, sagte er übertrieben arrogant, grinste dabei und verneigte sich schließlich vor mir. Anschließend griff er nach meiner Hand, hielt sie ganz sanft in seiner und führte sie langsam zu seinen Lippen, um meinen Handrücken zu küssen.
 

Ein Schauer nach dem anderen durchfuhr meinen Körper und das Herz rutschte mir in den Keller. Gleichzeitig spürte ich, wie mir das Blut nur so ins Gesicht schoss. Ich hoffte, dass man es unter meinem Make Up nicht sehen konnte.

„Schenkt Ihr mir einen Tanz, Mylady?“, fragte er dann also noch mal ‚schöner’ nach und ich musste schrecklich darüber schmunzeln. Kamijo stand diese Prinzenrolle einfach, das konnte keiner bestreiten.
 

Ich gab mich also der Rolle als Prinzessin hin bei diesem Spiel und lächelte liebreizend.

„Sehr gern, Mylord.“, antwortete ich und biss mir auf die Unterlippe, um nicht zu kichern. Kamijo führte mich also an der Hand zur Mitte des Raumes, dann schien ihm aber aufzufallen, dass die Musik fehlte.

„Moment.“, sagte er leicht lachend und eilte grinsend zu einem kleinen Tisch, auf dem eine Fernbedienung lag. Gut, Kamijo war eben ein moderner Prinz mit moderner Stereoanlage gewesen und Mozart klang auch auf CD ganz gut.
 

Ich war froh, dass meine Mutter es damals witzig fand mit mir als kleines Kind Walzer zu tanzen, denn die Schritte hatten sich in meinem Kopf festgesetzt und endlich erwiesen sie sich als wirklich sinnvoll. Ich musste nur aufpassen, dass ich nicht anfing zu führen, da Kamijo es bestimmt nicht witzig gefunden hätte, wenn ich ihm die dominante Rolle weggenommen hätte.
 

Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Es machten sich schon leichte Krämpfe in meinen Wangen breit, während ich Kamijo tief in die Augen schaute. Er erwiderte den Blick und tänzelte mit mir durch den großen Saal.

Ich vergaß alles um uns herum. Restlos alles. Die Sorgen mit Kaya und Juka, die anstehende Tour, die Zeit, eben alles. Es war ein so schöner Moment gewesen.

Kamijo riss mich irgendwann aus meinen romantischen Gedanken, indem er grinsend fragte:
 

„Fürchtet Ihr Euch denn gar nicht vor mir, Mylady?“

Ich blinzelte mehrmals verwundert und sah Kamijo irritiert an, bis es in meinem Kopf ‚Klick’ machte.

Ich lachte kurz leise auf, da ich verstand. Wir befanden uns also noch immer in unserem ‚Spiel’ und natürlich war Kamijo der Vampirprinz gewesen!

Was auch sonst?

Ich tat unwissend darüber, schließlich war ich die kleine, dumme Prinzessin und fragte leicht grinsend zurück:
 

„Mylord, was stellt Ihr mir denn da für Fragen? Sollte es einen Grund geben Euch zu fürchten?“

Ich musste mir schwer das Lachen verkneifen, da unser Spiel mich so unheimlich amüsierte. Kamijos Grinsen wurde etwas breiter, während er einen gefährlichen Blick bekam.

„Wisst Ihr es denn nicht, Prinzessin? Ich bin ein Kind der Nacht und nähre mich vom Trunk des Lebens.“, hauchte er mir zu, während er seine Lippen an mein Ohr näherte. Wieder musste ich mir das Lachen verkneifen. Es klang für mich ulkig, wenn Kamijo so geschwollen und mysteriös daherredete. Doch ich ging weiter darauf ein und sagte kichernd:

„Das glaube ich Euch nicht. Ihr könntet doch keiner Fliege etwas zuleide tun!“

„Soll ich es Euch beweisen?“, fragte er flüsternd und aus dem Spiel wurde ganz plötzlich Ernst.
 

Er schlang seine Arme um meinen Körper, zog mich fest an sich und biss mir in den Hals. Meine Augen weiteten sich schlagartig und mein Atem schien für einige Sekunden auszusetzen. Was tat er denn da nur?!

Er biss so fest zu, dass es schon weh tat, aber irgendwie… Es war ein angenehmer Schmerz, der mir eine Gänsehaut und Schwindelgefühl bescherte. Ich schluckte schwer und schloss meine Augen nach einer Weile fest, während ich meine Finger unkontrolliert in Kamijos Hemd krallte. Mein Körper zitterte ein wenig vor Aufregung und ich wusste gar nicht, was ich machen sollte.
 

„Ka-…mijo!“, hörte ich mich irgendwann leise und irgendwie voller Leidenschaft murmeln, was ihn allerdings von nichts abhielt. Im Gegenteil: Mein Körper zuckte leicht zusammen, als ich spürte, wie seine Zunge über meinen Hals leckte und seine Lippen an meiner Haut sogen.

Ein Kribbeln machte sich in mir breit und ich fürchtete, mich nicht mehr lang auf den Beinen halten zu können, da meine Knie so schlotterten. Gott, war das aufregend gewesen.
 

Doch wie jeder schöne Moment, musste auch dieser irgendwann enden und Kamijo löste sich ganz langsam von mir. Ich traute mich kaum meine Augen zu öffnen, tat es aber schließlich doch ganz vorsichtig und sah Kamijo mit verklärtem Blick an.

Er grinste etwas und flüsterte:

„Seht Ihr? Ich bin gefährlich.“

Seine Worte gingen mir durch Mark und Knochen.
 

Oh ja, Yuuji Kamijo war gefährlich gewesen. Sehr gefährlich sogar und ich wusste, dass ich mich schon vor dieser Aktion in Gefahr befunden hatte.

„Komm mit, Prinzessin, ich habe noch eine Überraschung für dich.“, sagte er dann, nahm mich an die Hand und führte mich in sein Schlafzimmer.
 

Ich war ihm sehr dankbar dafür gewesen, dass wir über diese körperliche Annäherung kein Wort mehr verloren. Ich schwebte noch etwas auf Wolken und folgte ihm einfach in Gedanken gefangen.

Ich schluckte schwer, als wir sein Schlafzimmer betraten.

Er sprach von einer Überraschung.

Einer Überraschung, die sich im Schlafzimmer befinden sollte?!
 

Das Herz schlug mir bis zum Hals, schließlich hielten sich meine Gedanken nun an dem Bild vom gefährlichen Vampir Kamijo fest. Was hatte er also vor?

Ich blieb einfach etwas unbeholfen an der Tür stehen und beobachtete Kamijo dabei, wie er zu einem alten Holztisch lief und eine große Schachtel in die Hände nahm, die dort lag. Er gab sie mir aber nicht, sondern legte sie auf dem Himmelbett ab.

Ja, er hatte ein Himmelbett.
 

„Komm her.“, sagte er und lächelte sanft. Ich nickte nur und lief vorsichtig zu ihm hin. Er stellte sich hinter mich und öffnete den Reißverschluss meines Kleides.

Ich sog scharf Luft ein vor Schreck und bekam riesige Augen. Mein Herz raste. Hatte er wirklich das vor, was ich glaubte?

Mir ging das alles viel zu schnell und ich konnte mich auch nicht wehren, schließlich war ich zur Eissäule erstarrt. Ich war mir allerdings auch nicht sicher, ob ich mich wirklich wehren wollte.
 

Ich spürte, wie er mir langsam den Stoff des Kleides über die Schultern streifte und mich somit halb auszog. Mein Herz schlug schneller und schneller.

„Zieh dein Kleid bitte aus.“, flüsterte Kamijo mir ins Ohr und ich bekam wieder eine Gänsehaut. Ich tat einfach, was er verlangte und umklammerte etwas unbeholfen und fast schon ängstlich meinen Oberkörper. Ich war schrecklich verunsichert und aufgeregt. Ich hörte, wie er zum Bett lief und die Schachtel anscheinend auspackte. Ich blieb auf der Stelle stehen und wartete ab, was weiter passierte. Würde er mich gleich zum Bett zerren und über mich herfallen?

Oder wollte er es vielleicht sogar… im Stehen tun?

All solche Fragen schossen mir unaufhaltsam durch den Kopf.
 

Doch dann traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht. Kamijo stellte sich vor mich und hielt mir ein bildhübsches und aufwendig besticktes Kleid vor die Nase. Es war wunderschön und es sah unheimlich teuer aus.

„Bitte probier es an, ich habe es anfertigen lassen und hoffe, dass es passt!“, sagte er lächelnd und ich starrte ihn einfach nur geschockt an. Ich war aber weniger wegen ihm schockiert, sondern mehr wegen meiner fürchterlichen Gedanken, die ich hatte. Ich schämte mich, versuchte aber mir nichts anmerken zu lassen.
 

Ich kam mir unheimlich blöd vor. Wie konnte ich nur glauben, dass Yuuji Kamijo mich verführen wollte?!

Ich nickte und griff zögernd nach dem Kleid, um es anzuziehen. Kamijo schob mich zu seinem großen Spiegel neben dem Kleiderschrank und blieb hinter mir stehen, um den Reißverschluss zu schließen.
 

„Wunderschön. Es steht dir ausgezeichnet!“, sagte er lächelnd und nun musste auch ich wieder lächeln, während ich mich musterte. Ich drehte mich etwas vor dem Spiegel hin und her, um mich von allen Seiten zu betrachten. Es war wirklich ein umwerfendes Kleid. Es hatte etwas orientalisches, mit diesen ganzen Stickereien und den bunten Farben. Ich drehte mich zu Kamijo und fragte unsicher: „Es… Es ist wirklich für mich?“
 

Mein Prinz nickte lächelnd und legte eine Hand an meine Wange.

„Niemand anderes würde so hübsch darin aussehen wie du. Es hat allerdings einen Haken.“, sagte er und ich schluckte trocken.

„Einen Haken?“, fragte ich und sah Kamijo abwartend an.

„Ja. Ich möchte, dass du es beim letzten Auftritt deiner Tour trägst.“, erklärte er und ich legte den Kopf etwas schief, während ich fragend zu Kamijo aufschaute.

„Wieso genau dann?“, wollte ich wissen, da ich daraus nicht schlau wurde.

„Es soll dir Glück bringen. Außerdem… werde ich dir an diesem Abend zusehen.“, antwortete er und sein Lächeln wurde etwas breiter. Mein Herz machte einen großen Sprung und ich bekam ein strahlendes Lächeln.
 

Kamijo wollte sich also tatsächlich einen Auftritt meiner Band ansehen! Das riss mich völlig vom Hocker.

„Danke! Vielen Dank, Kamijo!“, rief ich voller Freude und konnte nicht anders, als ihn fest zu umarmen. Er lachte leise und streichelte mir mit einer Hand sanft über den Rücken.

„Schon gut. Gern geschehen.“, säuselte er lächelnd und ich hätte wieder ewig in seinen Armen liegen bleiben können.

Leider löste er sich erneut irgendwann von mir und sagte:
 

„So. Lass mich dir dein Zimmer für die Nacht zeigen, du willst doch sicher nicht so spät noch Taxi fahren, oder?“

Ich bekam wieder riesige Augen und mein Lächeln verschwand schlagartig.

„Zimmer für… für die Nacht?!“, wiederholte ich ungläubig. Ich sollte bei Yuuji Kamijo in seinem riesigen Haus übernachten? Ich hätte mir gern in den Arm gekniffen oder meinen Kopf gegen die Wand gehauen, um zu überprüfen, dass ich auch nicht träumte. Der Mann kannte mich doch kaum!

Nun ja, ich ihn auch nicht und trotzdem glaubte ich, mich in ihn verliebt zu haben. Wer konnte sich auch nicht in diesen charmanten Mann verlieben?
 

Bevor ich mich irgendwie weiter dazu äußern konnte, griff Kamijo wieder nach meiner Hand und nach meinem anderen Kleid und führte mich in das Schlafzimmer, welches sich neben seinem eigenen befand. Es war fast genauso eingerichtet wie Kamijos Schlafzimmer mit einem riesigen Himmelbett, einem für einen Gast eigentlich übertrieben großen Kleiderschrank und einem alten Holztisch.

Lediglich der Raum war etwas kleiner und die Möbel standen an etwas anderen Stellen.
 

Er legte mein Kleid auf dem Bett ab und kehrte wieder zu mir zurück.

„Hier wirst du heute Abend schlafen. Ich hoffe, es ist in Ordnung.“, sagte Kamijo und schien fest davon überzeugt, dass ich bei ihm nächtigen wollte.

„Ähm… Ja. Sicher.“, stammelte ich und lächelte schief. Was sollte ich auch an diesem Luxuszimmer auszusetzen haben?

„Schön. Dann lass uns in den Garten gehen, ja?“, schlug er also vor und führte mich aus dem Haus.
 

Kamijos Garten war, wie sollte es auch anders sein, voller Rosen gewesen. Rote Rosen, sein Markenzeichen.

Es war wunderschön und in der Mitte befand sich ein kleiner Springbrunnen, dessen sanftes Plätschern durch den Garten hallte.

Es war schon dunkel, doch anstelle von künstlichem Licht erhellten kleine Öllampen und Kerzen den Garten. So etwas Romantisches hatte ich noch nie zuvor live gesehen.
 

Kamijo hatte dafür anscheinend wirklich einen Sinn. Mir kam es auch vor, als wenn er großen Wert darauf legte gemütlich zu wohnen.

Er setzte mich auf einer gepolsterten Gartenschaukel, wo locker drei Personen drauf sitzen konnten, ab und verschwand wieder kurz im Haus.

Ich lächelte vor mich hin und hörte den Zikaden und dem Plätschern des Brunnens zu. Es musste ein Traum gewesen sein.
 

Kamijo kam mit einer Wolldecke in der einen Hand und zwei Tassen Tee in der anderen zurück und setzte sich neben mich. Er rutschte dichter zu mir herüber und drückte mir die Tassen in die Hand, um uns beide die Decke um den Rücken legen zu können.
 

„Ist doch ganz schön kalt hier draußen. Wenn es zu kalt wird, sag bitte Bescheid, dann können wir uns auch drinnen vor den Kamin setzen.“, sagte er und nahm mir eine der Tassen aus der Hand. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und entgegnete: „Nein, ist schon gut. Es ist schön hier, wir können ruhig hier sitzen bleiben. Was ist das für ein Tee? Er riecht echt gut.“

„Catuaba-Tee.“, antwortete Kamijo und schlürfte etwas von dem heißen Getränk. Ich sah ihn irritiert an.

„Catu-was-Tee?“, fragte ich, da ich von diesem Tee noch nie gehört hatte.

„Catuaba-Tee. Kommt aus dem Amazonas. Soll angeblich eine aphrodisierende Wirkung haben.“, sagte Kamijo trocken in seine Tasse und trank erneut einen Schluck. Nach diesen Worten starrte ich mit riesigen Augen in meinen Becher und schluckte schwer.
 

„A-… Aha!“, stammelte ich und traute mich kaum davon zu trinken. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Kamijo vor sich hin grinste, es aber versuchte hinter seiner Teetasse zu verbergen.

Wollte er mich verarschen? So kam es mir zumindest vor.

„Catuaba-Tee also.“, murmelte ich und schlürfte ganz vorsichtig ein bisschen. Warum verabreichte Kamijo mir Aphrodisiaka? Und das auch noch völlig offen.

„Wusstest du, dass Schokolade auch aphrodisierend wirkt? Und bestimmte Früchte. Faszinierend, wie die Wirkstoffe unseren Körper beeinflussen können.“, sagte Kamijo und ich sah ihn nur völlig verstört an. Wieso erzählte er mir so etwas?
 

„Ich… mag keine Schokolade. Ist mir zu süß.“, fiel mir dazu nur ein und Kamijo lachte plötzlich kurz auf. Er drehte seinen Kopf zu mir hin und grinste mich an.

„Macht Sinn, du bist ja so schon süß genug.“, lachte er, woraufhin ich schüchtern in meine Tasse lächelte. Ich hörte gerne, dass ich süß war. Vor allem von Kamijo.

„Danke.“, säuselte ich leise und schlürfte wieder vorsichtig ein wenig von dem ‚Zaubertee’.
 

Wir schwiegen eine ganze Weile und sahen einfach in den Sternenhimmel. Ich hatte mich lang nicht mehr so wohl gefühlt. Ich war plötzlich unheimlich entspannt und die Ruhe selbst.

Irgendwann legte Kamijo unvorhergesehen seinen Arm um mich und zog mich sanft an sich. Mir schoss die Röte ins Gesicht und ich sah kurz verwundert aus den Augenwinkeln zu Kamijo auf. Ein wunderschönes Lächeln zierte seine Lippen und er sah weiter in den Sternenhimmel.
 

Bei diesem Anblick musste auch ich lächeln und schmiegte mich vorsichtig an ihn.

Dieser Moment funktionierte wieder völlig ohne Worte. Genau wie der kurze Augenblick im Proberaum.

Ich glaubte wieder zu wissen, dass Kamijo genau so zufrieden und glücklich gewesen war, wie ich selbst. Ich wünschte es mir. Von ganzem Herzen wünschte ich es mir und doch wusste ich es nicht.
 

Kamijo lehnte seinen Kopf an meinen und atmete tief ein und aus. Dann ertönte plötzlich seine wundervolle Stimme. Erst summte sie nur zaghaft eine Melodie, die mir nicht fremd war, bis sie sich schließlich zum Gesang erhob.

Er sang das Lied „Destinee“ seiner alten Band Lareine. Der Inhalt des Liedes war traurig, weshalb ich mir keinen Reim daraus machen konnte, weshalb er es sang, doch er summte es nur, bis zu einer entscheidenden Stelle:
 

Anata no koe ga kikitakute…

Ich will deine Stimme hören…
 

Anata no yubi ni furetakute.. .”

Ich will deine Finger berühren…
 

Anata no koe ga kikitakatta...

Ich wollte deine Stimme hören…
 

Anata ni aitai.“

Ich will bei dir sein.
 

Anata ni aitai. Dieser Satz brannte sich in meinen Kopf und hallte dort immer und immer wieder. Ich schmiegte mich enger an Kamijo und spürte wie mein Herz schneller schlug. Schneller und schneller.

Es bestand kein Zweifel mehr.

Ich liebte diesen Mann, wie ich nie zuvor jemanden oder irgendetwas geliebt hatte.

Wie sollte ich meinen Plan nun noch weiter ausführen? Wie sollte ich diesen Mann meinem besten Freund überlassen?

Ich konnte es nicht mehr.

Ich wollte es nicht mehr. Er sollte mir gehören und ihm sollte mein Herz gehören. Er musste es nur noch annehmen.
 

Kamijo sang noch eine ganze Weile Lieder vor sich hin und streichelte mir währenddessen über den Arm, bis ich zu meinem Leidwesen einfach einschlief.

Der Tag war schrecklich aufregend gewesen und ich war so entspannt und voller Wohlbefinden, dass ich mich gegen den Schlaf nicht wehren konnte.

Yuuji Kamijo.

Er war der Prinz, nach dem ich gesucht hatte. Nach dem mein Herz gesucht hatte.
 

Was sollte ich nur tun?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kanji
2009-12-07T16:41:54+00:00 07.12.2009 17:41
Haach~
Das ist wahrlich ein schönes Kapitel <3
Ich fand die Vorstellung von Kamijo als Vampir soo gut x3
Das passt gut x3
Und auch hier muss ich Kaylean zustimmen: So stelle ich mir Kamijos Anwesen vor. :3
Mir gefällt der letzte Part mit dem Liedtext sehr gut. <:
Das ist so süß! x3
Bin schon gespannt, wie's weitergeht :D
Von:  Kaylean
2009-12-07T14:34:21+00:00 07.12.2009 15:34
Kämpfe Hizaki!
|D Bring Kaya dazu Juka zu nehmen und nimm selbst den Prinzen!
Go-Hizaki-Go!
Ich steh hinter dir *anfeuer*


Das ist so ein tolles Kapitel *freu*
das hat richtig Spaß gemacht! So stell ich mir Kamijos Anwesen vor XD das passt soooo gut zu seiner Rolle~ das ist einfach nur der Wahnsinn~

<3 ach
so ein schönes Kapitel!


Zurück