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Amaltheas Tochter

Das letzte Einhorn - Alternatives Ende und Fortsetzung
von

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Einhörner gibt es nicht!

Es war Winteranfang. Kisara war inzwischen 16 Jahre alt. Für schmutzige Männerarbeit war sie sich nicht zu schade, und so half sie ihrem Vater in seiner Schmiede, die ein Teil des Hauses war. Plötzlich warf Lier einen Blick auf die Uhr. Er sagte: „Meine Güte, so spät schon! Kisara, deine Mutter hat gleich bestimmt schon das Essen fertig. Lass uns für heute aufhören und ins Haus gehen.“ „Och, wieso denn? Ich bin grad so gut dabei! Und außerdem habe ich noch gar keinen Hunger“, erwiderte Kisara bockig. Ihr Vater lachte. „Ich weiß, wie gern du arbeitest, anscheinend mit noch mehr Leidenschaft als ich. Du würdest wirklich einen sehr guten Handwerker abgeben. Aber deine Mutter wartet mit dem Essen.“ „Ja, ich weiß, schon okay, Papa. Dann lass uns gehen. Ich hoffe, Mama hat wieder ihre leckere Suppe gekocht, die ist echt einmalig!“

Es war Abend geworden. Kisara hatte darauf bestanden, zurück in die Schmiede gehen zu dürfen. Amalthea wollte mit Lier über etwas reden, was sie seit geraumer Zeit beschäftigte.

„Was ist los, Amalthea? Irgendetwas bedrückt dich doch.“ Sie sah ihn ernst und nachdenklich an. „Soll ich es ihr sagen, Lier? Sie hat das Recht, es zu erfahren, zu erfahren, was ich war, was ich eigentlich bin, ein Einhorn!“ „Ich verstehe dich. Aber würde sie es dir überhaupt glauben? Du kennst Kisara. Sie hält nichts von solchen „Märchenwesen“, sie glaubt nicht daran. Unsere Tochter würde auch kein Einhorn erkennen, wenn ihr eines gegenüberstände. Vielleicht ist es besser, sie erfährt es nie…“ Amalthea blickte traurig zu Boden. Aber es stimmte. Kisara, die kleine erwachsene Realistin, glaubte schon lange nicht mehr an Magie.
 

Kisara war gerade dabei, die Schmiede aufzuräumen. Ihr kleiner Hund Chico leistete ihr Gesellschaft. Kisara seufzte. „Weißt du, was ich mir wünschen würde, Chico? Wenn Mama und Papa – besonders Mama – aufhören würden, mich ständig mit diesen Märchengeschichten über Zauberer, Hexen und Fabelwesen zu belästigen. Speziell Einhörner – ich meine, es gibt doch keine Pferde mit… einem Horn auf der Stirn. Alles Schwachsinn…“
 

Amalthea blickte zu einem Bild an der Wand, welches ein Einhorn zeigte. Sie stand auf, nahm es von der Wand und betrachtete es. So lang war es her… Jahrhunderte lang hatte sie gelebt und sie hätte bis in die Ewigkeit weitergelebt, wenn sie sich anders entschieden hätte…

Plötzlich stand Kisara in der Tür. Sie verdrehte genervt die Augen, als sie das Bild sah. „Mutter, bitte nicht schon wieder! Ich hab es so satt! Immer diese…“ „Schatz, bitte“, warf Amalthea ein, „Einhörner sind keine Märchen, genauso wenig wie Zauberer… Magie existiert! Warum willst du das denn nicht glauben?“ Kisara platzte der Kragen. „Es reicht! Ich bin kein Kind mehr, das Märchen liest und diesen ganzen Quatsch glaubt! Ich hab keine Lust mehr. Komm, wir gehen, Chico.“ Und bevor Amalthea oder Lier noch irgendetwas sagen oder machen konnten, war Kisara auch schon weg. Sie ging mit Chico in den Wald, um sich wieder abzuregen, aber der Zorn auf ihre Mutter war noch nicht verflogen. Sie war doch schon 16, warum erzählte sie ihr, Märchen seien war? Sie verstand es nicht. Aus Trotz kamen ihr plötzlich die Tränen. Kisara schmiss sich auf den Boden. Chico sah sie bekümmert an und schleckte ihr das Gesicht ab. „Ich versteh das nicht, Chico...“, schluchzte sie, „warum behandelt sie mich wie ein kleines Kind?“
 

Es war Nacht geworden. Irgendwo, mitten im Wald, war Kisara auf dem Waldboden eingeschlafen, ihren kleinen Hund im Arm. Plötzlich kamen Banditen vorbei. In dem schlafenden jungen Mädchen sahen sie ein gefundenes Fressen. Ohne dass Kisara aufwachte, nahmen sie sie mit...
 

Der nächste Morgen. Urplötzlich fuhr Kisara aus dem Schlaf. Chico hockte ängstlich neben ihr. „Wo... wo sind wir? Oh du meine Güte!“ Sie befanden sich in einem arg schaukelnden, kleinen Wagen. Geschockt blickte Kisara aus dem winzigen Fenster. Neben dem Wagen ritten schmierig aussehende Kerle her, ganz ohne Zweifel Banditen. Sie war doch tatsächlich Gefangene von Banditen! Außerdem sah sie draußen eine Landschaft, mit pudrig verschneiten Bäumen, die zwar schön war, ihr aber überhaupt nicht bekannt vorkam... „Oh... oh nein... warum passiert das ausgerechnet mir? Chico, was sollen wir denn jetzt machen?“ Sie begann, lautstark gegen die Wand zu hämmern. „Hey ihr verdammten Freibeuter! Wenn ihr mich nicht sofort raus lasst, könnt ihr was erleben!“ Sie erhielt eine hämische Antwort: „Ach ja, und was willst du gegen uns ausrichten, kleine Lady? Hahaha!“ „Das Lachen wird euch schon noch vergehen, ihr blöden... ach, was mach ich denn hier, Chico, ist doch eh sinnlos.“ Kisara ließ sich auf den Boden sinken. „Wir müssen hier irgendwie raus. Nur wie?“ Der kleine Chico ließ die Ohren hängen.
 

Es war Abend geworden. Die Diebe hatten ihr Lager aufgeschlagen und sich um ein prasselndes Feuer gesetzt. Sie berieten, was sie mit Kisara machen sollten. Diese versuchte währenddessen, aus dem Wagen auszubrechen. Mit einer Haarnadel stocherte sie schon eine ganze Weile im Schloss herum und wurde von Chico aufmerksam beobachtet. „Dieses blöde Schloss geht... einfach nicht... auf... verdammt!“ Doch bei diesen Worten sprang das Schloss endlich auf. „Na bitte, geht doch! Komm, Chico“, flüsterte Kisara ganz leise, um die Aufmerksamkeit der Banditen nicht auf sich zu ziehen. Vorsichtig sprangen sie vom Wagen. Als sie weit genug entfernt waren, rannten sie los, mitten hinein in die fremde Winterlandschaft...



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