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Amaltheas Tochter

Das letzte Einhorn - Alternatives Ende und Fortsetzung
von

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Die seltsamen Jäger und der (be)zaubernde Junge

Irgendwann blieb Kisara stehen. Jetzt würden die Kerle garantiert nicht mehr hinterher kommen. Doch was nun? Da bemerkte sie etwas. „Sieh mal, dort hinten ist Rauch. Vielleicht ist da eine Stadt. ... Hoffentlich keine Banditen“, fügte sie hinzu und verdrehte die Augen. Chico stimmte kläffend und schwanzwedelnd zu. „Weißt du was? Wir gucken mal vorsichtig nach. Ganz vorsichtig...“ Und sie legte ihren Zeigefinger auf die Lippen.
 

Nachdem sie schon eine ganze Weile geschlichen waren, hörten sie plötzlich etwas anderes.

„Schnüffeln, lauernde Schritte, Knurren... lautes Knurren... zu viel Knurren... hört sich gar nicht freundlich an...“ Da hörte sie aus nicht allzu weiter Ferne eine Frauenstimme. Gebieterisch und mit leicht freudig erregter Stimme sagte sie: „Habt ihr eins gewittert? Ist es ganz in der Nähe? Los, sucht weiter!“ Kisara bekam es mit der Angst zu tun. Sie suchten doch sicher Wild, Hirsche oder so etwas? Aber was würden diese Hunde mit ihr machen und mit Chico, wenn sie sie entdeckten? Die Hunde hörten sich riesig an... Chicos Wimmern riss Kisara aus ihren Gedanken. Sie drehte sich um. Drei riesenhafte Wölfe – es waren tatsächlich WÖLFE – standen vor ihr und knurrten sie an. Sie war wie erstarrt vor Angst. Was jetzt? Eine Frau und drei Männer kamen angerannt. Sie starrten Kisara an und die Frau – es war zweifellos die, die sie gerade gehört hatte - fragte die Wölfe: „Wirklich? Ist das eins?“ Die Wölfe fixierten Kisara weiter mit einem unheimlichen Blick und knurrten unablässig. Kisara war verwundert über die Frage der Frau. Was war sie denn?

„ Aber Boss“, sagte einer der Männer verwirrt zu der Frau, „das ist ein Mädchen, ein Mensch und kein...“ „Sei still!“, unterbrach ihn die Frau in einem herrischen Tonfall, „die Wölfe irren sich nie. Offenbar können sie sich in Menschen verwandeln, würde mich wirklich nicht wundern. Diese hellen Haare – ja, das passt!“ Nun verstand Kisara gar nichts mehr. „Hey Sie! Was reden sie da für wirres Zeug? Wer oder was soll ich ihrer Meinung nach denn sein?“ Die Frau brach in irres Gelächter aus. So langsam fragte sich Kisara, ob sie es mit einer Verrückten zu tun hatte. „Du amüsierst mich. Wirklich! Als ob DU nicht genau wüsstest, was du bist!“ „Wovon...“ „Na los, schnappt sie euch!“, schrie sie den Wölfen zu. Kisara nahm Chico auf den Arm und drückte sich in ihrer Verzweiflung gegen den nächsten Baum. Was nun? Die Wölfe würden sie zerfleischen... aber warum eigentlich? Sie schloss die Augen. Doch plötzlich spürte sie einen starken Arm, der sich um ihre Taille schlang. Im nächsten Moment hatte sie das Gefühl, vom Boden abzuheben. Doch sie traute sich nicht, die Augen zu öffnen und hielt sie einfach geschlossen. Sie hörte die Frau schimpfen. „Nicht schon wieder einer von denen! Das... das wirst du büßen!“ „Ach ja?“, antwortete ihr eine sehr junge Männerstimme. „Wollen doch mal sehen, wie gefährlich deine Köter noch sind, wenn sie keine Reißzähne mehr haben, Mary!“ „Was zum...?“ Was Kisara jetzt hörte, ließ sie endgültig an ihrem Verstand zweifeln.

„Keine Zähne mehr zum Reißen, können die Wölfe nicht mehr beißen... kommen die Wölfe endlich zur Vernunft, wenn ihre Zähne sind verstumpft!“

Das war zu viel; Kisara riss die Augen auf. Sie glaubte, nicht mehr ganz klar im Kopf zu sein, denn erstens schwebte sie ungefähr 5 Meter über dem Boden und zweitens sah sie die Wölfe, deren Zähne tatsächlich auf einmal total stumpf waren; die Spitzen sahen aus wie abgewetzt. Sie boten einen erbärmlichen Anblick, als sie jetzt auch noch anfingen laut loszuheulen. Die Frau namens Mary tobte. „Verdammter kleiner Zauberlehrling! Das wirst du bereuen!“ Der Junge, in dessen Gesicht zu blicken Kisara noch nicht gewagt hatte, antwortete hämisch: „Selber Schuld, Mary! Das war wohl nichts! Tschüss dann!“ Und er flog weg; er flog tatsächlich! Kisara konnte nicht mehr anders. Sie begann zu schreien. „Hilfe! Ich hab Angst! Ich möchte runter! Hilfe!!“ „Hey, ganz ruhig, ich lande ja schon“, kam als Antwort.
 

Kaum spürte sie wieder festen Boden unter den Füßen, ließ Kisara sich gleich zu Boden fallen und fing an zu schluchzen. Der kleine Chico wimmerte in ihrem Schoß. Langsam wanderte ihr Blick nach oben. Und dann sah sie zum ersten Mal der Person ins Gesicht, die sie gerade gerettet hatte. Es war tatsächlich ein Junge, sicher nicht viel älter als sie. Um sein Gesicht, welches, wie Kisara feststellen musste, verdammt hübsch war, kringelten sich schwarze Löckchen. Seine ausdrucksvollen hellbraunen Augen sahen Kisara neugierig und verwundert an. Kisara dachte, dass sie noch nie einen so attraktiven Jungen getroffen hatte, und errötete leicht. Ihr brannten doch vor allem Fragen auf der Zunge und brach damit plötzlich heraus: „Was... was wollte dieses irre Weib von mir mit... ihren Bestien?? Und... was hast du gemacht und wie bist du geflogen und... wer oder was bist du eigentlich??“ Das alles sprudelte nur so aus ihr heraus. Der Junge lächelte auf einmal. „Ich glaube, die alte Mary hat dich verwechselt. Du bist nie und nimmer ein... nein.“ „WAS? Was bin ich denn?? Jetzt fängst du auch noch an!“ „Hey, hey, ganz ruhig. Sie hat gedacht, du seist ein... Einhorn.“

„ Ein was?? Nein, jetzt klingst du auch noch wie meine Mutter! Die erzählt mir auch ständig von Einhörnern... aber warum sollte ICH denn ein Einhorn sein?? Abgesehen davon, dass es so etwas gar nicht gibt!“ Jetzt lachte der Junge, scheinbar amüsiert. „Du bist garantiert kein Einhorn. Du hättest ja eins sein können, das sich in einen Menschen verwandeln kann. Aber... du würdest ja nicht mal ein Einhorn erkennen, wenn eines vor dir stehen würde!“ Kisara verstand nicht, was er da redete, aber sie fühlte sich beleidigt. „Glaubt denn jeder außer mir an Märchen... ich-“ „Märchen? Einhörner sind keine Märchen. Du glaubst doch sicher auch nicht an Zauberer und Magie? Du hast gerade Magie gesehen. Und der Zauberer, der sie eingesetzt hat, steht vor dir.“

Kisara starrte ihn an. Es stimmte, sie glaubte nicht an diese Dinge, sie schienen einfach kindisch und unlogisch. Wie konnten sie wahr sein?? Doch dieser Junge hatte ohne Zweifel gerade gezaubert.

„Ok. Ein Zauberer. Aber... so siehst du gar nicht aus.“ „Ach, du meinst, ich trage keinen Spitzhut? Ist mir zu albern. Einen langen weißen Bart? Nun, nicht alle Zauberer sind alt.“ „Und... wie ist das mit den Einhörnern?“ Kisara verzweifelte an ihrem Verstand. Was ging hier nur vor? Der Junge sah sie prüfend an. „Einhörner existieren. Nur können Ungläubige wie du sie nicht erkennen, weil sie das Horn nicht sehen können. Das Einhorn sieht für dich wie ein einfaches weißes Pferd aus. Aber... es muss einen Grund geben, warum die Wölfe dich für ein Einhorn gehalten haben. Die sind extra darauf trainiert, Einhörner aufzuspüren. Die verwechseln doch kein Einhorn mit einem ganz normalen Menschenmädchen... es sei denn, du bist in ein in ein Mensch verwandeltes Einhorn und weißt es nicht.“ Kisara starrte ihn ungläubig an. „Aber...“ „Oder“, unterbrach er sie, „du bist ein Einhorn und verstellst dich nur, als Tarnung. Aber das glaube ich nicht.“ „Du hast sie doch nicht mehr alle! Oder ich hab sie nicht mehr alle... das muss ein Albtraum sein... gleich wache ich auf...“ Der Junge verdrehte ein wenig genervt die Augen. „Gehen wir der Sache auf den Grund. Komm mit.“ Kisara antwortete empört: „Wie jetzt, mitkommen? Wohin denn? Würdest du mir bitte mal erklären, was hier eigentlich vor sich geht?“ „Ok, noch einmal zum Mitschreiben: Sie denken, du seist ein Einhorn und ich will wissen, warum. Nein, hör zu. Du musst erstmal den Hintergrund kennen. Sie gehören zu einer Organisation, die die Einhörner jagen, um an Macht zu kommen. Lange Zeit waren die Einhörner verschwunden, doch seit einigen Jahren – seit zwei Jahrzehnten, glaube ich – sind sie wieder da und jetzt werden sie von denen gejagt. Und ich gehöre zu einer Vereinigung, die das Gegenteil will: Die Einhörner beschützen. Diese Typen sind jetzt hinter dir her, warum auch immer. Auf jeden Fall scheinst du eine Verbindung zu den Einhörnern zu haben und deswegen werde ich dich beschützen. Oder willst du diesen Leuten in die Hände fallen?“ „Nein. Natürlich nicht.“ Kisara klang nun bedrückt und ängstlich. Was wollten Einhornjäger von ihr? Doch sie wusste, dass sie diesem Zauberer vertrauen musste, sonst war sie verloren. Entschlossen, doch immer noch leicht skeptisch sah sie ihn an. „Na gut, ich komme mit dir.“ Er lächelte. „Gut. Dann halt dich fest.“ Er wies sie an, auf seinen Rücken zu steigen. „Was? Wir fliegen??“ „Na klar.“
 

Kisaras Gedanken überschlugen sich. Das konnte doch nicht alles wirklich passieren? Doch es passierte und es ging trotzdem nicht in ihren Kopf rein...

Mit einem Mal war sie ziemlich müde. Chico schien in der Seitentasche ihrer Oberbekleidung eingeschlafen zu sein. Auf jeden Fall zitterte er nicht mehr.

„Sag mal, wie lautet eigentlich dein Name?“ „Mein Name? Ich heiße Kisara. Und du?“ „Mein Name ist Balian. Und ich bin Lehrling in Zauberei, wie unmöglich das auch für dich klingen mag. Aber wo kommst du eigentlich her?“ Kisara seufzte. „Ich weiß gar nicht, wo ich bin oder wie weit mein Heimatdorf entfernt ist. Ich... wurde von Banditen verschleppt.“ „Oh je... Wie ist denn das passiert?“ „Ich... habe mich mit meiner Mutter gestritten und bin abgehauen“, erwiderte Kisara trotzig, doch der Gedanke daran versetzte ihr einen leichten Stich. „Sie erzählt mir immer noch, wie früher als ich ein Kind war, Geschichten über Magie. Immer kommen Einhörner darin vor...“ Kisara verstummte. Sie vermisste ihre Eltern. Doch nun war sie an einem völlig fremden Ort und begegnete all diesen Dingen, die sie einfach nicht glauben konnte... sie war doch kein Kind mehr... Ein paar Tränen liefen über ihr Gesicht; erschöpft ließ sie ihren Kopf auf dem Rücken des Jungen namens Balian sinken. Sie konnte ihre Augen nun keine Sekunde länger mehr aufhalten und schlief ein.



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