Zum Inhalt der Seite

Der Schöne und das Biest [ 2 ]

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

I n t e r l u d i u m

Wie gern hätte ich ihm in diesem Moment in sein arrogantes Gesicht geschlagen. Das hatte sich dieser Schönling wunderbar zurecht gelegt! Auch, wenn ich glaubte, dass Kamijo und ich einst mal Freunde waren… Ach, vergiss es!

Ich wusste nicht, ob ich lachen oder heulen sollte. Von einem Moment auf den nächsten stand ich ohne Job und vor allem ohne Hizaki da.
 

Man sagt, dass Menschen, die sterben kurz vor ihrem Tod ihr Leben noch mal in tausenden von Bildern sehen. An diesem Tag starb auch ein Teil von mir und die schönen, gemeinsamen Momente mit Hizaki huschten an meinem geistigen Auge vorbei.

Mann, wir haben so verdammt viel erlebt in dieser eigentlich so kurzen Zeit. Und ich hatte bis zu diesem Tag die Hoffnung nie aufgegeben, dass ich ihn doch noch eines Tages mein Eigen nennen dürfte.
 

So schnell kann es gehen. Ein Satz und alles zerplatzt. Aber ich war ja selber Schuld, schließlich redete ich mir Dinge ein, die nicht der Realität entsprachen. Ich war verblendet. Blind vor Liebe, könnte man sagen!

Aber was bringt es, sich weiter darüber aufzuregen.

Nach diesem niederschmetternden Gespräch fuhr ich schnurstracks nach Hause, denn für eine Bar war es noch zu früh, aber man hat ja Bier im Kühlschrank. Ich musste irgendwie herunter kommen, bevor ich noch irgendwen ermordete. Kamijo trieb mich nämlich zur Weißglut!
 

Aber ich wusste genau, dass all diese Gefühle mit der Zeit verschwinden würden. Die Liebe, der Hass, die Wut… Alles würde sich nach und nach in Luft auflösen. An so was denkt man natürlich nicht, wenn die Wunden frisch sind und dennoch versuchte ich mir das alle fünf Minuten klar zu machen.

Lange Zeit lag ich auf meiner Couch, rauchte eine Zigarette nach der anderen und starrte an die Decke. Es schien, als wenn die Zeit still stehen würde. Ich fühlte mich leer und unnütz. Wie sollte es nun weiter gehen? Sollte ich mir eine neue Band suchen? Oder gar ganz etwas anderes? Ja, vielleicht war bereits die Zeit für mich gekommen meine Karriere als Sänger an den Nagel zu hängen. Zeit, um dem Musikbusiness und Hizaki den Rücken zu kehren.
 

Von diesem Gedanken wurde mir fürchterlich schlecht.

Ich hatte schon ein Mal in meinem Leben versucht die Musik auszugrenzen und ‚normal’ wie jeder andere zu leben und zu arbeiten. Es zerriss mich. Ich brauche die Musik, wie die Luft zum Atmen! Das wurde mir damals schnell klar.

Also war es keine gute Idee gewesen aus dem Business auszusteigen, aber eines stand fest: Ich brauchte Urlaub!
 

Vorerst ließ ich es mir aber weiter auf meiner Couch ‚gut’ gehen und betrank mich sinnlos, bis nichts mehr da war. Als ich auch keine Zigaretten mehr griffbereit hatte, war es wohl an der Zeit das zugequalmte und versoffene Wohnzimmer zu verlassen und sich in das Nachtleben zu stürzen.

Oh ja, darin war ich besonders gut: Ist das da ein zwischenmenschliches Problem am Horizont? Oh mein Gott, es kommt näher! Schnell, trösten wir uns mit jemand oder etwas anderem darüber hinweg!

Glücklicher hatte mich das bisher nie gemacht, aber es war wie eine Schmerztablette: Kurz und intensiv hilfreich.
 

Ich weiß nicht mehr, wie ich in diese seltsame Disco gekommen bin, aber ich muss zu Fuß hingetaumelt sein, da ich außer meinem Portemonnaie nichts bei mir hatte. Daran erinnere ich mich noch. Ich setzte mich an die Bar und nüchterte langsam von meinen ersten Bieren aus, während ich in mein Whiskeyglas schaute und dem Eiswürfel beim Schmelzen zusah. Weder die Musik, noch die tanzenden Gestalten um mich herum interessierten mich. Es tat erst mal schon gut einfach Menschen um sich herum zu haben. Es fühlte sich zwar an wie Fernsehen gucken, da ich nicht interagierte und nur beobachtete, aber immerhin war ich beschäftigt und dachte nicht so viel an Hizaki.
 

Irgendwann wurde mir das aber doch zu blöd und als ich mir sicher war, dass ich wieder auf einer fast geraden Linie laufen konnte, begann ich mich unter das amüsierte Volk zu mischen. Dummerweise war ich unaufmerksam und stolperte über ein Stuhlbein, während ich mich durch die Menschenmasse schob und schüttete meinen Drink gegen den Rücken einer zierlichen Frau. Diese zuckte stark zusammen und schrie kurz hell auf, bevor sie sich zu mir umdrehte und mit einer unerwartet tiefen Stimme brüllte:
 

„Schon mal einen Liter Blut durch die Nase gespendet, du Trollo?! Ein Quadratzentimeter von diesem Kleid ist wohl so viel wert wie dein gesamtes Monatsgehalt! Ich mach dich fertig!“

Ich schreckte zurück und bekam riesige Augen. Das durfte doch nicht wahr sein…

Kaya?“, fragte ich sicherheitshalber und blinzelte mehrmals. Plötzlich bekam auch mein Gegenüber große Augen und musterte mich erst in diesem Moment etwas mehr.

„Ach Gottchen… Juka! Du siehst ja schlimm aus! So schlimm, dass ich dich fast nicht erkannt und verprügelt hätte! Bist du alleine hier?“, fragte Kaya überrascht und ließ sich von seinen Drag Queen – Freundinnen den Rücken mit Servietten abtupfen.
 

„Ja, bin ich. Ich… hatte nichts vor und dachte, ich schau mich hier mal um.“, antwortete ich und hoffte nichts weiter erklären zu müssen. Sah ich echt so schlimm aus?! Kaya schaute mich skeptisch an und verschränkte die Arme.

„Soso, du dachtest, du schaust dich hier mal um? Juka, dieser Club ist berüchtigt dafür, dass man hier so gut wie nie ohne One-Night-Stand raus geht. Und jetzt erzähl mir hier keinen davon ‚uhh, das wusste ich nicht!’“

„Darling, wir gehen wieder tanzen!“, verabschiedeten sich Kayas Freundinnen, nachdem sie das Kleid so gut sie konnten gerettet hatten und schlenderten auf ihren hohen Hacken zur Tanzfläche. Ich sah ihnen kurz nach und schaute Kaya dann

beleidigt an.
 

„Ja und?! Meinst du, du bist der Einzige auf der Welt, der ab und zu seinen Spaß hat?“ Kaya hob abwehrend seine Hände und rollte mit den Augen.

„Ist ja gut! War doch nur eine Frage, kein Grund schlechte Laune zu bekommen! Komm, wir holen dir erst mal einen neuen Drink. Ich glaube wohl kaum, dass du vorhattest deinen Whiskey aus meinem Kleid zu saugen. Oder doch?“, grinste er und kicherte, wie nur Kaya kichern konnte, bevor er mich am Handgelenk packte und zurück zur Bar zerrte. Dann organisierte er zwei Barhocker, die er mit fast zwei Meter Abstand voneinander hinstellte. Ich beobachtete ihn dabei und zog langsam eine Augenbraue skeptisch nach oben.
 

„Ähm… Kaya? Was wird das, wenn du fertig bist?“, fragte ich und Kaya antwortete, als wenn es das Selbstverständlichste auf der Welt gewesen wäre:

„Na, was wohl? Meinst du, mich spricht irgendwer an, wenn ich direkt neben dir sitze?! Vergiss es! Und so traurig bin ich noch nicht, dass ich heute Abend mit dir nach Hause gehe!“

Ich sah ihn genervt an und grummelte:

„Danke, ich hab’ dich auch lieb!“

Also setzte ich mich auf den einen Hocker und Kaya zwei Meter neben mir auf den anderen. Zwischen uns war eine große Lücke. Ich stützte meinen Kopf mit einer Hand ab und schwenkte mein neues Whiskeyglas ein wenig umher, während ich aus den Augenwinkeln sah, dass Kaya hastig an dem Strohhalm seines bunten Cocktails sog.
 

„Du musst nicht bei mir sitzen bleiben, wenn es so schlimm für dich ist.“, rief ich irgendwann zu ihm hin, um die laute Musik zu übertönen. Kaya winkte mit der Hand ab.

„Ach, so jung kommen wir auch nicht mehr zusammen! Oder störe ich dich? Du wirkst jetzt aber nicht gerade so, als würdest du in naher Zukunft irgendwen aufreißen wollen.“, rief er zurück und mir wurde es zu blöd. Ich stellte mich hin und hob den Hocker zu Kaya, da ich es dämlich fand, dass wir uns gegenseitig unnötig anschrieen.

„So, du scheinst dich ja doch mit mir unterhalten zu wollen, aber dann lass uns das bitte halbwegs normal tun!“, seufzte ich und atmete tief durch.

„Was ist los mit dir? Irgendwie bist du schlecht drauf.“, bemerkte Kaya und sah mich aus seinen Kulleraugen an, während er wieder auf seinem Strohhalm herumkaute. Ich fühlte mich ertappt und schaute vorwurfsvoll in mein Glas, bevor ich den Inhalt endlich mal austrank.
 

„Hm… Scheiß Tag gehabt, könnte man sagen.“, murmelte ich und seufzte erneut. Sollte ich nun wirklich mit Kaya darüber reden? Aber wieso eigentlich nicht. Der war doch sicher auf meiner Seite, oder? Na ja, viel mehr saß er zwischen den Stühlen. Hizaki war schließlich sein bester Freund und Kamijo sein einstiger Geliebter. Konfus.

„Na lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Los, was ist passiert?“, fragte Kaya und rüttelte leicht mit einer Hand an mir. Ich atmete tief durch und drehte dann meinen Kopf zu ihm hin. Ich war auf Kayas Reaktion gespannt, als ich ihm sagte:
 

„Hizaki hat sein Projekt aufgelöst, um mit Kamijo eine neue Band zu gründen. Bikei und ich sind raus, Jasmine und Teru wollen sie behalten.“

Kaya riss seine großen, mit künstlichen Wimpern beklebten Augen auf und verschluckte sich an seinem Drink.

„Kamijo singt wieder?“, rief er aufgeregt und ich verdrehte die Augen.

„Nein, er spielt die Triangel. …Natürlich singt er! Was denn sonst?“, entgegnete ich und war etwas verwundert über diese erste Reaktion.

„Ach Gottchen.“, seufzte die Diva und legte eine Hand an die Brust. „Dass Hizaki es geschafft hat, Kamijo dazu wieder zu bewegen! Wie schön… aber natürlich ziemlich blöd für dich. Hast du dir etwa noch Hoffnungen gemacht bei Hizaki? Kamijo und er sind ein Traumpaar! Wie Richard Gere und Julia Roberts… Wie Romeo und Julia… Wie… Susi und Strolch!“
 

„Jaja, ich habe es verstanden!“, brummte ich und sah wütend zur Seite. Musste er noch so viel Salz in die Wunde streuen?

„Juka.“, seufzte Kaya bemitleidend und legte eine Hand an meinen Rücken. „Du armer, verliebter Tor! Aber das sollte dir nun endgültig bewiesen haben, dass du keine Chance hast. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende! Mach’s wie ich: Komm mit klar, gräme dich nicht und hab’ deinen Spaß, verdammt! Das Leben geht weiter, auch ohne Kamijo oder ohne Hizaki.“, versuchte er mich aufzubauen, doch ich wünschte mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als irgendetwas, womit ich Kaya das Maul stopfen konnte.

„Jaja.“, seufzte ich also nur weiter niedergeschlagen und bestellte ein weiteres Glas Whiskey. Dieses Mal einen Doppelten, der Einfache ging irgendwie zu schnell leer.
 

„Ich merk’ schon, heute schaffe ich es nicht mehr dich aufzubauen. Ich bin auf der Tanzfläche, falls du mich suchst und wenn du ganz lieb fragst, tanze ich sicher auch mal mit dir! Bis später!“, kicherte Kaya und zwinkerte mir zu, bevor er zu seinen Freundinnen tänzelte. Ich sah ihm unmotiviert nach und schaute ihm eine Weile beim Tanzen zu.

Er gefiel mir einfach besser, wenn er den Mund nur zum Singen öffnete und daran würde sich wohl niemals etwas ändern. Seine aufgesetzte Art sagte mir nicht zu. Seine gesamte Fassade. Es war unmöglich, dass Kaya wirklich so war! So durchgeknallt konnte doch kein Mensch sein. Oder doch? Aber was sollte dann hinter dieser Fassade stecken? Womöglich ein biederer Philosoph? Wohl kaum.
 

Aber Kaya war geschickt, das musste man ihm lassen. Sein Auftreten, seine Art machte ihn interessant. Egal, ob man es mochte oder nicht, man zerbrach sich über ihn den Kopf. Er war ein Novum seiner Spezies, wenn ich es mal so ausdrücken darf ohne dabei wertend zu sein.

Es fiel mir aber schwer ihn irgendwo einzuordnen, denn noch war mir nicht klar, ob alles nur ein Spiel und eine Maske war oder ob Kaya einfach Kaya war.
 

Und ab da ging es los: Ich kam vom Gedanken Kaya nicht mehr weg und war so vertieft darin, dass ich nicht mehr mitbekam wie viel Whiskey ich da eigentlich in meinen hilflosen Körper kippte. Und bald darauf… Filmriss. Meine letzte Erinnerung ist wirklich, dass ich Kaya ziemlich lange beim Tanzen zusah. Tja, und dann… Nichts und dann.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-02-07T16:19:00+00:00 07.02.2011 17:19
haha, Kaya und seine typische Art^^
ich stimme den anderen zu, jetzt bin ich wirklich gespannt wie es weitergeht (0.0)
weiter so (^0^)
Von:  _pineapple_
2011-02-07T12:20:57+00:00 07.02.2011 13:20
Ja wie: nix und dann...???
*grummel*
Mich würde das jetzt aber auch interessieren! o-Ô
Oh man...Juka tut mir echt leitd -___- *seufz*

Wie immer sehr toll und sauber geschrieben! :3
Freu mich schon aufs nächste~♥

lg
Peko
Von:  Astrido
2011-02-06T17:17:00+00:00 06.02.2011 18:17
ein sehr interessantes Interludim... ich bin ja auch mal gespannt, was jetzt mit juka passiert...

obwohl ich es von hizaki merkwürdig gelöst finde, dass er es so deutlich gemacht hat, dass er welche behält. hätte er doch am nächsten tag machen können, sodass es die anderen, die er nicht mitnimmt, nicht mitkriegen.

na, bis zum nächsten kapitel. bin schon mächtig gespannt drauf.
lg
Von:  Asmodina
2011-02-06T16:54:31+00:00 06.02.2011 17:54
Du bist gemein *grmpf*...hörst mittendrin auf..ich hoffe es geht schnell weiter. DAS will ich jetzt wissen^^


Zurück