Zum Inhalt der Seite

Der Schöne und das Biest [ 2 ]

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Von da an sollte nichts mehr so sein, wie es vorher war. Kamijo war – so, wie ich es mir gewünscht hatte – endlich wieder Feuer und Flamme, in seinem Kopf formten sich tausende Ideen für unser Bandkonzept und ihn schien kaum noch etwas anderes zu interessieren. Endlich bestimmte die Musik wieder sein Leben. Er hatte zwar als Chef die ganze Zeit über damit zu tun gehabt, jedoch nur im Hintergrund. Jetzt stand er wieder im Vordergrund und konnte zeigen, was wirklich in ihm steckte.
 

Das waren noch die angenehmen Folgen unseres gemeinsamen Plans, jedoch musste ich mit Kamijo eine schwere Entscheidung fällen: Wer sollte uns bei unserem Vorhaben unterstützen?

Ich war unheimlich froh und erleichtert, dass Kamijo sehr angetan von der Idee war Jasmine und Teru in unserer Band aufzunehmen. Sie passten sehr gut in unser Konzept, da es eigentlich eine Fortführung, nein, tausendfache Erweiterung von meinem Soloprojekt Hizaki Grace Project war. Jasmine hatte einfach die nötige Eleganz und die Ausstrahlung, die genau zu uns passte und Teru konnte mit seinem unheimlichen Talent Gitarre zu spielen überzeugen. Ich wollte nur ungern mit jemand Neuem von vorne anfangen und zusammen arbeiten! Schließlich müssen die Gitarren – wenn denn schon mal zwei da sind – sich auch gut ergänzen und harmonieren.
 

Dann stritten wir uns aber über die Besetzung des Drumsets. Bikei, mein Schlagzeuger von Hizaki Grace Project reichte Kamijo nicht aus. Außerdem ärgerte er sich darüber, dass unsere Band dann ja doch nur Hizaki Grace Project – mit - ohne – Juka sein würde. Recht hatte er, aber das bedeutete, dass ich nicht nur Juka, sondern auch Bikei schlechte Nachrichten überbringen musste. Und besonders vor dem Moment mit Juka hatte ich Angst. Ich war mir sicher, sehr sicher, dass er sich durch Kamijo ersetzt fühlen würde. Und im Grunde hatte ich ihn ja auch ersetzt, aber unsere ‚Band’ war eben nur ein Solo-Projekt gewesen! Ein Projekt, nichts von ewiger Dauer.
 

Wie sollte ich ihm das alles nur erklären? Es kam mir vor, als würde jedes Wort, jeder Versuch es ‚nett’ zu erklären, falsch sein. Und da ich doch erst kurz zuvor wieder gemerkt hatte, dass er sehr an mir hing, fiel es mir noch schwerer ihm zu sagen, dass wir beruflich nicht mehr zusammen arbeiten würden. Würden wir dann überhaupt noch etwas miteinander zu tun haben?

Seit Kamijo eine so große Rolle in meinem Leben eingenommen hatte, kümmerte ich mich nur wenig um andere. Nur die ‚Wichtigsten’ bekamen noch den Rest Aufmerksamkeit, den ich noch übrig hatte und das waren nun mal Tomozo und Kaya. Juka sah ich immer nur bei Teambesprechungen.
 

In meinem Hals formte sich ein schwerer Kloß. Es war das schlechte Gewissen, welches mir die Luft abschnürte, aber was konnte ich schon dafür, dass er sich ausgerechnet in mich verliebt hatte? Dennoch fühlte ich mich schlecht. Aber vielleicht würde er es durch diesen radikalen Bruch dann endlich, endlich schaffen sich von mir zu lösen und sein Herz an jemand anderes zu hängen. Ich wollte nicht, dass er weiter an mir hing! Natürlich schmeichelte es mir irgendwo, aber viel mehr tat es mir und besonders ihm weh. Also war es nicht richtig.
 

„Er wird es verstehen, Hizaki. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass er eine Band verlassen muss.“, versuchte Kamijo mich aufzubauen, doch ich sah ihn nur etwas böse an.

„Werd’ jetzt nicht gemein! Das mit Moi dix Mois hatte schon seine Gründe. Aber er wird schon eine neue Band finden und weiter machen, das weiß ich. Dafür ist seine Stimme einfach zu gut!“, seufzte ich und dachte einen Moment lang daran zurück, wie Juka es immer und immer wieder geschafft hatte mich mit seiner Stimme für sich einzunehmen.
 

„Wir können nicht anfangen, wenn du deinen Leuten nicht Bescheid sagst. Ich würde es gut heißen, wenn du nicht mehr allzu lang damit wartest.“, sagte Kamijo und nippte an seiner Tasse Kaffee. Ich nickte langsam und wusste, dass mir nichts anderes mehr übrig blieb.

„Ja, ich weiß.“, murmelte ich und stand also auf, um nach dem Telefon zu greifen und einen Termin mit meiner Band zu vereinbaren.
 

Ich hatte die Nacht vor jenem Tag kaum ein Auge zugemacht und war tierisch nervös. Auch Kamijo schaffte es nicht mehr mich zu beruhigen und der viele Kaffee, den ich trank, machte es wohl auch nicht besser.

Einerseits war ich nervös, weil meine neue Band so gut wie in den Startlöchern stand, aber andererseits fiel es mir schwer Juka und Bikei zeitgleich klar zu machen, dass wir getrennte Wege gehen würden.
 

Wir versammelten uns in dem Verwaltungsgebäude von Kamijos Label und setzten uns alle an einen großen Tisch. Noch lachten und strahlten meine Freunde, da sie wie immer herum alberten und sich unterhielten, doch schnell war die Aufmerksamkeit auf mich gelenkt. Ich saß neben Kamijo wie ein Häufchen Elend und hätte am liebsten mit ihm Händchen gehalten und ihm das Reden überlassen, aber das wäre mehr als feige und nicht richtig gewesen.

„Also, Hizaki: Was ist so mega wichtig, dass du es uns nicht am Telefon erzählen konntest?“, fragte Teru und lächelte mich aufgeregt an. Ich sah flüchtig zwischen meinen Freunden hin und her, bevor ich den Kopf senkte und murmelte:

„A-also, ich… Na ja… Wie erkläre ich das jetzt am Besten?“
 

Natürlich hatte ich mir den gesamten Dialog bereits perfekt im Kopf ausgemalt, doch als es drauf ankam, wollte nichts Sortiertes meinen Mund verlassen. Ich versuchte den Kloß in meinem Hals herunter zu schlucken und sah aus den Augenwinkeln, dass bei allen Anwesenden das Lächeln langsam schwächer und schwächer wurde. Schließlich sammelte ich all meinen Mut und sagte ohne auch nur einen von meinen Freunden anzusehen:
 

„Hiermit löse ich HIZAKI Grace Project auf! Es ist vorbei.“

„WAS?!“, riefen Jasmine und Teru wie aus einem Mund und starrten mich aus riesigen Augen an. Juka bekam nach dem ersten Schrecken einen mehr als skeptischen Gesichtsausdruck und verschränkte die Arme. Ich sah, dass er aus den Augenwinkeln Kamijo musterte, der ruhig die Hände in den Schoß gelegt hatte und schwieg. Er ahnte sicherlich, dass mein Freund damit zu tun hatte.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?! So plötzlich? Warum denn?“, fragte Bikei aufgebracht und schien es nicht glauben zu können.
 

„Ich werde es euch erklären.“, sagte ich und sah meine Freunde weiterhin nur flüchtig an. Ich griff zittrig nach meinem Wasserglas und trank kurz einen Schluck, in der Hoffnung, dass dann mein Kloß im Halse verschwinden würde. Natürlich brachte das nichts. Ich drehte meinen Kopf kurz zu Kamijo und fuhr dann fort:

„Kamijo und ich wollen eine neue Band gründen. Wir haben uns auch schon viele Gedanken dazu gemacht und… und… na ja…“ Ich hob meinen Kopf und sah zu Jasmine und Teru.

„Wir würden uns freuen, wenn ihr uns unterstützen würdet, Jasmine und Teru! Ihr würdet einfach wunderbar zu unseren Ideen und Plänen passen, wisst ihr? Bitte sagt ja.“, flehte ich fast schon und schaute verzweifelt. Dann sah ich aber aus den Augenwinkeln, dass Juka zu explodieren drohte. Er schaute mehr als böse und zischelte:
 

„Als wenn ich es nicht geahnt hätte… Da habt ihr ja einen tollen Plan gesponnen! Was soll denn das für eine ach so neue Band sein, wenn fast alle Mitglieder dieselben sind? Aber ich habe schon verstanden, worum es geht, Kamijo. Es ist fast schon amüsant, dass ich dir so ein Dorn im Auge bin!“

Nun regte Kamijo sich doch und erwiderte Jukas bösen Blick.

„Hör auf über Dinge zu spekulieren, von denen du keine Ahnung hast. Und wenn du es noch immer nicht schaffst Berufliches von Privatem zu trennen, dann hast du mein Beileid!“, entgegnete er, jedoch in einem wesentlich ruhigeren Ton, der aber nicht minder bedrohlich und ernst war. Ich schluckte schwer. Das hatte mir noch gefehlt, dass sich die beiden nun stritten. Juka lachte, was Kamijo wohl ziemlich provozierte und stand auf.
 

„Na dann viel Spaß mit eurer Band! Nennt sie doch HIZAKI Grace Project 2.0 oder so. Ach, und Hizaki: Danke, dass du mit mir ins Bett gehen, aber nicht mehr mit mir arbeiten kannst. War schön mit dir!“, sagte er sarkastisch und riss mir den Boden unter den Füßen weg. Ich starrte ihm mit riesigen Augen und leicht offen stehendem Mund nach. Mein Herz schien ein paar Sekunden still zu stehen, bevor es begann zu rasen. Wie konnte er das in diesem Moment hinaus posaunen?! Wie konnte er nur?!
 

„Wie war das?!“, fragte Kamijo mit wütendem Unterton und drehte seinen Kopf zu mir hin. Er brodelte innerlich, das spürte ich genau, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte, nach der verbalen Ohrfeige von Juka. Der besaß dann auch noch die Frechheit einfach zu gehen und mich vor unvollendeten Tatsachen stehen zu lassen!

„Ach, du liebe Güte…“, seufzte Jasmine und hielt sich eine Hand vor die Augen.

„Ich… ich… Kamijo, ich kann das erklären…!“, stammelte ich leise und mehr als verzweifelt.

„Hm! Später.“, sagte er nur und drehte seinen Kopf zu Jasmine und Teru. „Seid ihr nun dabei oder nicht?!“, drängte er sie fast schon und man merkte, dass er noch immer kochte. Jasmine und Teru sahen sich kurz an und der Blonde antwortete:

„Also ich würde gern noch eine Nacht darüber schlafen! Und mehr über euer Konzept erfahren, aber prinzipiell freut es mich natürlich, dass ich mitmachen dürfte!“
 

Jasmine atmete tief durch und sah mich mit einem versucht aufmunterndem Lächeln an.

„Ich sage einfach mal zu, da ich euch vertraue und mir auch sicher bin, dass eure Ideen mir zusagen werden. Ich kenne eure Kreativität und eure Talente! Ich mache sehr gerne mit und freue mich schon.“

Ich erwiderte das Lächeln erleichtert, doch der Schock von Jukas Worten hing mir noch immer im Nacken. Ich hörte, dass Bikei tief durchatmete und schließlich auch aufstand.
 

„Schade, das Ganze! Aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit euch zu arbeiten, wirklich!“, sagte er und lächelte schief. Ich stand ebenfalls auf und ging zu ihm hin, um ihm auf die Schulter zu klopfen.

„Es tut mir Leid, aber ich danke dir für alles, was du für das Projekt getan hast! Ein Teil des Erfolges gebührt definitiv auch dir. Danke.“, sagte ich und sah ihn etwas verzweifelt an. Er nickte, verneigte sich leicht und verließ bald darauf den Raum.

Auch Jasmine und Teru gingen nach einem kurzen organisatorischen Gespräch mit uns und Kamijo und ich waren allein.

Es herrschte eine bedrückende Stille in dem großen Raum und ich starrte meine Füße an.
 

„Lass uns nach Hause fahren.“, sagte Kamijo in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ und ich folgte ihm missmutig zum Auto.

Eigentlich musste ich gar kein schlechtes Gewissen haben. Diese Nacht mit Juka war vor der Beziehung mit Kamijo gewesen und ich hatte ja keine Ahnung, dass Kamijo mich zu der Zeit wollte! Aber mir war klar, dass es dennoch an ihm nagte und es ihn wohl besonders störte, dass ich ihm nie etwas davon erzählt hatte. Aber warum auch?!

Das Schlimmste daran war aber wohl, dass ich Juka bereits an mich heran gelassen hatte, während ich Kamijo ständig von mir wies… Das machte meinen Freund sicher besonders wütend und ließ ihn an mir zweifeln.
 

Die ganze Autofahrt über schwiegen wir und ich traute mich auch nicht die Diskussion über dieses pikante Thema zu eröffnen. Kamijo starrte verbissen auf die Straße und ich wagte es auch nur selten ihn aus den Augenwinkeln anzusehen.

Erst als wir gemeinsam im Wohnzimmer saßen, ging das Kreuzverhör los: Kamijo setzte sich nicht neben mich auf die Couch, sondern auf den großen Sessel.

Er verschränkte die Arme, überschlug die Beine und sah mich mit eng zusammen geschobenen Augenbrauen an. Oh ja, er war wütend.
 

„Du sagtest, du kannst es erklären. Dann bitte! Ich warte.“

Wie ein Häufchen Elend hing ich auf der Couch und murmelte:

„Es… es ist schon eine ganze Weile her, Kamijo. Es war vor unserer Beziehung! Ich weiß nicht, warum Juka mir da heute noch einen Strick draus drehen musste. Er war wohl einfach wütend.“ Ich atmete tief durch und sah Kamijo dann müde aus den Augenwinkeln an.

„Es war übrigens an dem Abend, an dem du etwas mit Kaya hattest. Nur mal so am Rande.“, musste ich ihm noch unter die Nase reiben und hoffte, dass dies seine Wut abschwächen würde. Ich sah, dass Kamijo trocken schluckte und seinen Blick zur Seite wand. Da war wohl doch noch ein schlechtes Gewissen, was?
 

„Hm.“, machte er vorerst nur und atmete tief durch. „Wenn das so ist, habe ich weder das Recht noch einen Grund sauer zu sein. Auch, wenn es mir schwer fällt. Mir war klar, dass Juka nicht begeistert sein würde, aber dass so etwas kommt, habe ich nicht erwartet. Das zeigt nur, wie inkompetent er in Wahrheit ist.“, fauchte er und verzog wütend das Gesicht.

„Ach Kamijo, er ist nicht inkompetent! Er war einfach glücklich in dieser Band!“, seufzte ich und war etwas genervt von diesen Eifersüchteleien.

„Er war glücklich bei dir! Er scheint nicht wahrgenommen zu haben, dass es ernst zwischen uns ist.“, entgegnete Kamijo und war wohl etwas beleidigt, dass ich Juka verteidigte.
 

„Wie auch immer, es ist nun geklärt. Uns stehen alle Türen offen für unsere Band. Auch, wenn Teru noch nicht hundertprozentig zugesagt hat, er war wohl heute nur etwas überrumpelt und wird gleich morgen früh anrufen, um uns zu sagen, dass er dabei ist. Jetzt bin ich nur gespannt, wo du einen Schlagzeuger herzaubern willst.“, versuchte ich das Thema langsam, aber sicher abzulenken, denn ich wollte nicht mit Kamijo streiten. Dieser stieg auch voll und ganz darauf ein, denn er konnte schon wieder selbstgefällig grinsen und sagte: „Warte es nur ab! Die Leute vom Rock May Kann haben mir da jemanden empfohlen, der sehr interessant klang. Wir sollten uns selbst von seinen Künsten überzeugen, aber ich bin mir sicher, dass diese Empfehlung ein Volltreffer sein wird. Ich habe es im Gefühl!“
 

„Eine Empfehlung vom Rock May Kann? Wow, da bin ich ja mal gespannt! Das klingt wirklich viel versprechend, muss ich zugeben.“, sagte ich überrascht und blinzelte mehrmals.

„Keine Sorge. Wir werden es schaffen, dass alles zu unserem Konzept passt! Die absolute Schönheit der Form von Sound und ästhetischen Extremen… Nicht mehr lange!“, hauchte Kamijo und schien mal wieder von unserer Band zu träumen.

Ich lächelte und stand auf, um mich einfach auf seinen Schoß zu setzen, da Kamijo viel zu weit weg war.
 

„Ja. Ich kann es kaum noch erwarten.“, sagte ich und lehnte mich an meinen Freund. Ich dachte auch gerne daran, wie schön es wäre, wenn alles so werden würde, wie wir es erträumten. Kamijo und ich hatten eine neue Welt kreiert, die wir vertonen und optisch zum Ausdruck bringen wollten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis wir voll durchstarten konnten! Natürlich standen uns noch einige Hürden bevor, aber das für mich vorerst Schlimmste war erledigt: Die gänzliche Trennung von Juka und meinem alten Projekt.

Ich hoffte trotzdem, dass er mir eines Tages verzeihen würde, denn als Freund war er mir noch immer wichtig und würde es auch immer bleiben.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2011-02-06T14:35:39+00:00 06.02.2011 15:35
wie wird es wohl weitergehen mit Juka? wird er es endlich akzeptieren dass er Hizaki nicht erreichen kann? Ich bin gespannt... ^^
Von:  Asmodina
2010-12-08T18:42:37+00:00 08.12.2010 19:42
Juka ist fies...wenigstens ist Kamijo nicht böse^^


Zurück