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Rubina

Piraten unter sich.
von

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VI
 

„... Ich will doch nur meine Geschäfte regeln!“ noch schreie ich, „Tod und Teufel, ich bin schwanger nicht krank!“ und ich schiesse Silver einen Blick zu, den jeden anderen auf den nächsten Mast jagen würde.

Doch er blickt mich nur weiter mit zusammengezogenen Augenbrauen an und knurrt unbeeindruckt zurück: „Du bleibst an Bord,“ und er beugt sich noch etwas mehr zu mir herunter, seine Stimme drohend, „dass da ist immer noch Tortuga...“ und er deutet zum Hafen hinüber.

Jeder andere würde jetzt klein beigeben, aber nicht mit mir!

Jetzt fauche ich: „Ich will von Bord und ich gehe von Bord,“ meine Stimme wird zu einem Knurren, „noch bin ich der Käpten hier. Vizekapitän Silver!“

Er richtet sich zu seiner vollen Grösse auf, seine Stimme ist eisig: „Dann meutere ich.“

„Versuch's!“ mein Kinn herausfordernd vorgestreckt, mit zornfunkelndem Blick; und normalerweise, unter anderen Umständen, würden spätestens jetzt die Fäuste fliegen.

Unsere Mannschaft hat sich in gebührendem Abstand auf dem Vorderdeck versammelt und wirft gehetzte Blicke zwischen uns hin und her, derweil wir erneut zum stummen, wütendem Anstarren übergegangen sind.

Ich beschliesse, dass ich jetzt endgültig genug von dem Theater habe, drehe mich um und lasse den gefürchteten Silver einfach stehen, kommandiere: „Irina, Scar, lasst mein Boot zu Wasser!“

Die beiden sind von Anfang an dabei, auf sie ist Verlass – und Silver wird es etwas beruhigen, wenn ich sie mitnehme.
 

„Du hast dich mit Silver angelegt!“ stellt Scar fest.

Ich nicke und weiss nicht ob ich mir jetzt ein Gewissen machen soll.

Eigentlich macht Silver sich ja nur Sorgen. Und es ist ja nicht das erste Mal, dass wir uns in den Haaren liegen.

„Wenn eure Ehestreitigkeiten nun immer so aussehen...“

Ich falle der breit grinsenden Irina ins Wort: „Bestimmt nicht, wir sind ja nicht verheiratet; und so bald der kleine Pirat da ist,“ ich lege beschützend die Hand auf meinen Bauch, „lösen wir das wieder auf die alt hergebrachte Weise!“ und ich schüttle bezeichnend meine Faust.

Meine beiden Begleiter stossen einen gemeinsamen Seufzer aus und verdrehen die Augen: „Na dann viel Spass, Käpten...“
 

Es war erstaunlich leicht die beiden abzuhängen...

Scar habe ich zu Silver zurück geschickt mit den Aufgestellten Verträgen und Irina...

Aber langsam bezweifle ich, dass die Idee wirklich gut war.

Silver wird mich auseinander nehmen und am Mast anketten, wenn ich wieder zurückkomme...

Ich habe eben das erledigt was ich wollte: Holz bestellt und mir ein neues Messer erstanden.

Nur leider ist es mittlerweile zappenduster.

Nicht das mich das je zuvor gestört hat. Doch irgendwie hab ich heute ein verdammt ungutes Gefühl...

Und tatsächlich: Kurz vor dem Hafen, in einer dunklen Gasse, stellt sich mir einer in den Weg.

Meine Nackenhaare sträuben sich augenblicklich, und das Messer liegt schon in meiner Hand bevor ich auch nur zum nachdenken komme.

Und da auf meine Instinkte eigentlich immer Verlass ist...

Meine freie Hand landet kurz auf meinem Bauch, beschützend.

Keiner wird dir was tun...

Ich habe kaum genug Zeit eine ordentliche Stellung einzunehmen, die nächste Wand im Rücken, da stürmt der Matrose schon auf mich zu. Und, er ist nicht alleine.

Ich knurre und greife an.

Das verwirrt die Kerle erst mal, gibt mir Zeit zu denken.

Ich komme zum Schluss, dass ich – jetzt, wo ich nicht nur für mich verantwortlich bin – erst mal rennen sollte.

Und genau das tue ich, schnell und ohne auf das wütende Gebrüll hinter mir zu achten.

Doch die Kerle sind zäh und ich bin nicht in Bestform...

Einer brüllt: „Haltet den Burschen, er hat Geld!“

Ne, hab ich keines mehr bei mir...

Keuchend schlittere ich um die nächste Hausecke, pralle auf etwas grosses, ziemlich massives, dass mit mir zu Boden fällt und auf dem ich lande, offenbar mein Glückstag heut, denn es ist ein weiterer Matrose.

Ich bin vor ihm auf den Beinen, erkenne das ich in der Sackgasse stehe an deren Ende das „Black Hawk“ liegt und vorsichtshalber drücke ich die Messerspitze gegen den Hals des Mannes.

Meine Messerspitze liegt genau zwei Sekunden da, da ertönt ein dunkles Knurren zu meiner Rechten und eine grosse Raubkatze schiebt sich aus den Schatten. Ein Leopard?

„Jim? Benbow?“

Ich nehme die tödliche Spitze von der Brust des jungen Mannes und in eben dem Moment stürmen meine Verfolger um die Ecke.

Na gut, wenn mir denn nichts anderes übrigbleibt; aber zumindest wissen sollen diese Mistkerle mit wem sie sich hier anlegen.

„Jungs, Mistkerle...“ ich bin wieder das was ich sein sollte: ein Pirat. Und tatsächlich, diese Wortwahl hält sie kurz auf.

„Jungs, ihr legt euch grad mit der Falschen an...“ ich funkle böse, „... mein Schiff liegt da draussen vor Anker,“ im besten Plauderton, „... es ist das mit den roten Segeln...“ noch einen vorsichtigen Schritt zurück, „... die Rubina. Und glaubt mir,“ ein weiterer Schritt, „mein Vize wird nicht eben glücklich sein wenn ihr mich ausraubt...“ und noch einen unauffälligen Schritt zurück.

Aus den Augenwinkeln sehe ich wie Jim – es muss Jim sein, der Leopard ist eindeutig, genauso wie Silver erzählt hat – sich ebenso unauffällig neben mich manövriert.

Die Matrosen starren mich ungläubig an und einer bringt es auf den Punkt was sie denken: „Du?! Du bist niemals Hellkitten...“ ich nehme mir die Freiheit, derweil sie lachen, noch einen Schritt zurück zu weichen, „... Hellkitten würde nie einem Kampf aus dem Weg gehen!“

Zu dumm nur, dass Hellkitten gerade auf sich aufpassen sollte...
 

Ich ducke mich unter dem Faustschlag hindurch, ramme mein Messer bis zum Griff in ein Auge des Matrosen, ziehe es in der Selben Bewegung – begleitet von einem feuchten, widerwärtigen Geräusch – wieder heraus und nutze den Schwung um ihm einen Tritt in die Kniekehlen zu verpassen.

Jim neben mir, der sich aus irgendeinem Grund auf meine Seite geschlagen hat, rangelt mit einem weiterem Angreifer, unterstützt von seinem Leoparden.

Doch ich habe wirklich keine Zeit ihm dabei zuzusehen, denn da ist noch dieser Lange, der mit der Pistole im Gürtel...

Ich sehe noch wie er den Hahn zurückziieht, werfe mich seitlich zu Boden und – meine Hand rutscht instinktiv vor meinen Bauch.

Der Schuss knallt, doch der Schmerz bleibt aus; erstaunt sehe ich wie der Lange sich an die Brust fasst und dann vornüber kippt, wie ein gefällter Baum.

Ich rolle mich herum, will mich gerade hoch stemmen, als sich einer der drei noch übrigen Angreifer auf mich stürzen will, doch auch der wird regelrecht aus der Luft gefegt.

Diesmal jedoch von einem gezielten Schlag mit einer Krücke, begleitet von einem zornigen: „Pfoten weg von ihr!“

„Silver...“ ich stehe wieder auf den Beinen, mein Messer fliegt und ich erwische treffsicher die Hand die mit einer Pistole auf meinen Mann zielt.

Der letzte noch übrige Angreifer, Jim hat seinen zu Boden geschlagen, ergreift die Flucht als sich ein knurrender Leopard auf ihn stürzt.
 

Ich halte mich an Silver fest und – bin stocksauer auf mich selbst.

Seit wann bitte macht es mir was aus jemanden umzubringen, wenn es zu meiner Verteidigung dient?

Zu dem ist mir speielend. Im wahrsten Sinne der Wortes.

Ich reisse mich zusammen, dränge die Übelkeit zurück, lasse Silvers Aufschläge und Handgelenke los und wische meine blutverschmierten Hände an meiner Hose sauber und gebe mir dabei alle Mühe seinem Blick auszuweichen.

Das da noch der Mann und die Raubkatze neben uns stehen, scheinen wir beide vergessen zu haben, denn mein Vize zieht mich kurz an sich und tastet mich mit geschickten Händen nach Verletzungen ab.

„Kitten,“ besorgt aber nicht mehr wütend, mich umarmend „bist du wirklich nicht verletzt?“

Ich seufze, kämpfe noch mal gegen meinen rebellischen Magen und gewinne um Haaresbreite, versichere dann: „Nur mein Stolz, John, nur mein Stolz...“ ich fasse nach seiner Hand und platziere sie auf meinem Bauch, „... und ihm geht's auch gut. Dank seinem Vater, der mich mal wieder gerettet hat...“ da fällt mir ein: „Was tust du eigentlich hier, John?“

Er weicht einen Schritt zurück, kratzt sich verlegen am Kopf und gesteht: „Dich suchen, Käp'n. Hab mir Sorgen gemacht, als du bei Sonnenuntergang nicht zurück warst.“

„Ich dachte,“ ich grinse, „du wolltest meutern?“

Er seufzt theatralisch tief auf: „Geht so schlecht, wenn das Schiff einem sowieso schon zur Hälfte gehört...“

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und will ihn schon am Kragen zu einem Kuss heran ziehen als uns ein Räuspern aufhält und wir beide den Kopf in die Richtung drehen aus der es erklang.

Und erst jetzt scheint auch Silver zu realisieren wer mein Helfer ist, denn er stellt erstaunt fest: „Jim?! Jim Hawkins?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MariLuna
2011-01-24T06:50:59+00:00 24.01.2011 07:50
Ich an Silvers Stelle würde Kitten jetzt irgendwo festketten, denn das war wirklich unverantwortlich *grmpf* (sorry, aber bei so leichtsinnigen Schwangeren habe ich kein Verständnis)
Und jetzt auch Jim Hawkins? Das hat schon was von einem Klassentreffen an sich *kicher*
*knuddel*


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