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Rubina

Piraten unter sich.
von

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VII
 

Ich habe den Weg zum Hafen, immer mit einem gewissen Abstand zu Silver – damit er mein Zittern nicht bemerkt, hinter mich gebracht ohne in Tränen auszubrechen, ich habe es an Bord und an Deck geschafft, ich habe es sogar fertig gebracht der Mannschaft mitzuteilen, weshalb wir jetzt einen mehr an Bord haben, ich habe eine Schale Suppe in mich reingeschüttet und ich habe den Weg bis zu meiner Kajüte hinter mich gebracht; diesmal Silver einen Schritt hinter mir.

Er hält mir die Tür auf und ich will mich an ihm vorbei schieben, da bricht mein angeschlagener Schutzwall endgültig ein und der Schluchzer, der schon in der Gasse vor dem „Black Hawk“ heraus wollte – nachdem ich einen Blick zu viel auf den Mann den ich abstach erwischte – bricht sich Bahn.

Binnen Sekunden bin ich ein zitterndes Häufchen Elend, dass eigentlich nur noch auf einen Spruch von John wartet, ganz im Sinne von: Ich hab's dir doch gesagt...

„Kitten,“ sanft, warm, seine Hand liegt an meiner Wange, „was is' los?“

„John...“ viel mehr als einen erstickten Schluchzer bekomme ich nicht raus.

Doch es scheint zu reichen, denn er zieht mich seine Arme und an seine Brust, streicht mir vorsichtig übers Haar: „Ich bin und bleib' da...“ ein sanfter Kuss auf meinen Scheitel, „Lass uns deine Hände waschen...“

Meine Hände... Er hat recht, das getrocknete Blut juckt.

Ich löse mich von ihm und tappe wie in Trance zu meiner Waschschüssel, fülle sie mit Wasser und greife nach der Seife; starre auf meine blutigen Hände im Kerzenschein.

Gleich dreht sich mir der Magen wieder um... Was soll das?! Stehe hier und heule...

Silver nimmt mir die Seife weg, nachdem ich eine Weile zwecklos um Fassung gerungen habe, und beginnt dann ruhig meine Hände zu waschen.

Ich lehne mich an ihn und schniefe: „Ich bekomme ein Kind...“ nicht das das was neues wäre.

Er nickt, ich kann es im Spiegel sehen und an meiner Wange fühlen: „Ich bin Schuld, dass du dich elend fühlst...“

Ich schüttle den Kopf.

„Doch,“ erklärt er mir mit einem schwachen Grinsen, „ich wollte dich nicht von Bord lassen. Und anstelle das ich dir folgte...“

Ich bin der Meinung, dass meine Hände sauber genug seien, wische mir kurz mit dem Ärmel übers Gesicht und wende mich dann zu ihm um: „Ich bin ganz alleine Schuld,“ mein Finger landet auf seinen Lippen, denn er will widersprechen, „ich hätte Irina und Scar nicht abhängen sollen; und ich hätte dich mitnehmen sollen...“

„Das ändert nichts daran, dass du dich wegen mir elend...“

„Vizekapitän Silver,“ ich lächle, schlinge meine Arme um seinen Nacken und vergrabe meine Hände in seinem Haar, ziehe ihn etwas zu mir herunter, „ich weiss, wie du mich dazu bringst mich einfach nur wundervoll zu fühlen...“ ganz dicht an seinen Lippen.

„Erzähl's mir...“ dunkel geraunt.

„Ich zeig's dir, John...“ ich brauche dich, so sehr...
 

Der erste Morgen seit Wochen, wo mir nicht übel ist, wo ich bis nach Sonnenaufgang geschlafen habe und wo mich – kaum bin ich wach und weiss was ich gestern angestellt habe – das schlechte Gewissen plagt. Zudem bin ich alleine in meiner, mittlerweile eher unserer, Koje.

„Das gestern war leichtsinnig...“ ich raune es leise in meine leere Kajüte, schnappe mit Johns Kissen, drücke es an mich und vergrabe meine Nase darin, „... sehr leichtsinnig. Und verdammt dumm.“

Meine Hand landet wieder auf meinem Bauch, „Aber Mami hat ihre Lektion gelernt...“
 

Mein Hemd von gestern Nacht: ich werfe es zu Silvers Kapitänsjacke und seinem Hemd, meine Hose liegt auch schon da. Sobald wir wieder auf See sind, geht das Zeug über Bord.

Die Wahl die ich heute treffe, ein schlichtes Hemd und eine noch schlichtere Jacke, setzt ein Zeichen.

Und ich werde gleich als erstes, noch vor dem ersten Kaffee eine Rede halten.

So kommt es, dass ich nur kurze Zeit später, vor versammelter Mannschaft und zu Irinas Überraschung – unter normalen Umständen hätte ich das zuerst mit ihr besprochen, aber eben: Andere Umstände – und Silvers grenzenlosem Erstaunen, vorübergehend mein Kommando an ihn abgebe, ihn zum Kapitän ernenne und mich zum Vize degradiere. Ich schliesse meine Rede mit den Worten: „Jetzt, hast du das Kommando hier, Kapitan Silver. Dein Schiff!“

Er schüttelt den Kopf: „Unser Schiff, Kitten.“

Ich nicke: „Unser Schiff.“
 

„... Ich habe Irina und Scar damit beauftragt die Ladung zu löschen.“

Ich nicke, puste in meinen Kaffee und lächle Silver an derweil draussen der Laderaum geleert wird.

Er setzt sich zu mir an den Tisch, sieht mich interessiert an und erkundigt sich: „Fühlst du dich eigentlich besser als letzte Nacht, Kitten?“

Mein Lächeln wird eine Spur breiter: „Viel besser,“ ich zögere nur kurz, „Liebling...“ ganz besonders jetzt, nachdem ich ihm das Kommando übergeben hab.

Johns wunderschöne Augen werden um eine Spur dunkler, er beugt sich zu mir herüber, küsst mich und ausgerechnet jetzt klopft jemand an den Türrahmen.

Mit einem bösen Blick wenden wir uns beide der Tür zu, nur um einen verunsicherten Jim Hawkins zu erblicken.

„Ja,“ ich lächle, schon wieder, „möchtest du Kaffee?“

Der junge Mann nickt und strahlt: „Gerne, kann ich mit euch reden?“

Wir nicken und Silver steht auf, stellt einen Becher und die Kaffeekanne auf den Tisch, rutscht dann neben mich auf die Bank und deutet auf den nun freien Stuhl: „Setz' dich Jim. Wo hast du Benbow gelassen?“
 

Ich bin erstaunt, dass Jim Hawkins tatsächlich mit uns segeln will.

Nun, er braucht eine Passage von Tortuga weg und er respektiert Silver als Freund und Mensch.

Was den Piraten angeht, sah es da schon etwas anders aus, damals...

Dazu kommt noch, dass er überhaupt kein Geld hat. Nun ja, kein nennenswertes.

Er erzählt uns auch, wie es kommt, dass es ihn hierher verschlagen hat:

Sein Schiff wurde versenkt und er und Benbow wurden später von einem Handelsschiff aufgefischt und hier von Bord gelassen weil es in die falsche Richtung segelte.

„Ich hätte da einen Vorschlag...“ beide Männer blicken mich überrascht an. Liegt wohl daran, dass ich bis jetzt nur mit geschlossenen Augen, an Silvers Schulter gelehnt, zuhörte.

Ich räuspere mich kurz: „Nun, wir treffen uns nächsten Monat mit Richards,“ wenn ich daran schon nur denke, der wird Augen machen, wenn er meinen Bauch sieht, „der segelt dann weiter nach Bristol. Wäre das nicht eine akzeptable Lösung, Kapitan Silver?“

Der blickt mich mit erstaunten Augen an: „Kapitan... Das ist ungewohnt, wenn es von dir kommt, Käp'n!“

Ich lächle nur und hebe die Schultern: „Was ist mit dem Vorschlag?“

Jim platzt dazwischen: „Wer ist Richards?!“

Silver wirft ihm einen Blick zu und erklärt: „Captain Richards, von der königlichen Marine. Er führt eines der nicht registrierten Versorgungsschiffe und ist seit Jahren mit Mira befreundet.“

„Er ist bei der Marine und ist mit einem Piraten...“

Ich unterbreche: „Wir haben einen britischen Kaperbrief. Das macht uns zu Freibeutern.“

Jim starrt uns eine Weile an und nickt dann: „Ich wäre wirklich sehr froh wenn sie mich mitnehmen würden,“ jetzt geht sein Blick zwischen Silver und mir hin und her, „Käptens!“

Hm, das gefällt mir, Käptens.
 

Ich bin erstaunt, dass Jim sich so leicht in die Mannschaft einfügte.

Seit wir Tortuga vor zwei Tagen verlassen haben, macht er sich doch sehr nützlich und hat sich tatsächlich auch schon mit Irina und Scar angefreundet.

Gut, er ist mir zur Seite gestanden und das hat sich herumgesprochen. Für die beiden ist das genug auch einen von der Marine zu mögen.

Und wir kommen jetzt abends immer in den Genuss von Geschichten rund um die Suche nach Flints Schatz.

Wobei ich öfters mal grinsen muss, wo Jim ab und an nachfragt weshalb Silver dies und das getan habe und dessen Antworten den jungen Mann, zusehends verwirren.

Long John Silver mag einen gewissen Ruf haben und er kann auch eiskalt sein. Aber, wenn er einem respektiert und liebt...

Ich lange nach oben, nach seinem Revers – John sitzt hinter mir auf dem Fass an das ich mich lehne – ziehe ihn zu mir herunter und verstricke ihn in einen zuckersüssen Kuss, der leicht nach Rum schmeckt.

Jims Augen werden ob soviel Zurschaustellung gross, doch er sagt nichts und erhebt sich nur genauso leise wie alle anderen die um uns herum sassen um uns alleine zu lassen.

Silver rutscht von dem Fass, hinter mich, hält mich fest umschlungen und küsst sich geniesserisch langsam über meinen Nacken.

„Kapitan,“ mir gefällt es ihn so zu nennen, „lass uns nach unten gehn...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MariLuna
2011-01-24T17:52:52+00:00 24.01.2011 18:52
Nicht, daß Mira von einem Extrem ins andere fällt - jetzt gibt sie gleih ihre Befehlsgewalt ab ... aber Silver is richtig süß, so besorgt und gar nicht vorwurfsvoll - macht das das Alter? *g*
*knuddel*


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