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Mick St. John's - Life before -

Moonlight
von

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03. März 1940 – Musik im Herzen

03. März 1940 – Musik im Herzen
 

„22. Ich werde dieses Jahr schon 22!“, stöhnte Mick auf und rieb sich über seine Stirn.

Einer seiner beiden engsten Freunde sah fragend zu ihm hinüber. „Du tust ja gerade so, als wäre das schrecklich alt.“

Die Beiden saßen gemeinsam in einer kleinen Bar am Stadtrand von Los Angeles. Seit mehreren Wochen hatten sie sich kaum noch gesehen, denn seit dem Tod von Micks Vater hatte dieser alle Hände voll zu tun.

„Nein, das ist nicht alt, aber ... du verstehst das nicht.“, brummte der junge St. John vor sich hin.

„Dann erklär es mir doch.“, bat Matt.

Mick seufzte auf. „Ich fühle mich so alt!“ Er zog eine deutliche Grimasse und kippte sein kleines Gläschen Schnaps auf einem Zug in die Kehle. Brennend bahnte sich das Gesöff den Weg nach unten und ließ Mick einmal frösteln, bevor ihm ganz warm wurde.

„Ach, das vergeht schon wieder.“, meinte Matt und drehte sich auf seinem Barhocker um. Lässig lehnte er sich gegen den Tresen und ließ seinen Blick demonstrativ über die Besucher der Bar gleiten. Hier und da konnte er sogar das ein oder andere weibliche Geschöpf ausmachen, dass sogar sein Interesse weckte. Mick kratzte sich am Hinterkopf. „Ich wüsste nicht, wie sich das so einfach ändern lässt.“

„Kennst du das nicht?“, fragte Matt nach und hob seine Schultern. „Das Gefühl, dass etwas schreckliches passieren wird.“

„Doch schon aber ...?!“

„Was macht man in solchen Situationen?“ Der schlaksige junge Mann sah wieder zu seinem besten Freund hinüber. Mick zuckte fragend mit seinen Schultern, weshalb Matt weiter sprach: „Warte und er zieht vorüber. Und du mein Freund solltest dich jetzt einfach in Geduld üben. Früher oder später wird alles leichter und dann fühlst du dich auch wieder jünger.“ Matt lachte ein bisschen und orderte eine weitere Runde Schnaps. Mick lehnte ab. „Ich muss noch fahren...“, erklärte er kurz.

“Stimmt ja. Du bist ja jetzt im Besitz eines Automobils.“

„Nicht nur das. Ich habe jetzt auch eine Verantwortung meiner Mutter und meiner Schwester gegenüber. Ich darf meinen Vater nicht enttäuschen.“ Mick seufzte auf und strich sich über sein Kinn. Noch immer war ihm der Anblick seines verstorbenen Vaters allgegenwärtig.

Matt lehnte sich schweigend zurück und nippte etwas an seinem Schnaps. „Mick, du arbeitest dich noch zu Tode. Das hat dein Vater auch so gehalten…“

Die Entrüstung war deutlich in Micks Blick abzulesen. Er starrte seinen besten Freund an, bevor er mit den Zähnen knirschte und drohend die Hand hob. „Wage es nie wieder, so etwas zu sagen.“

„Aber es stimmt!“, stieß Matthew aus und stellte das Glas geräuschvoll ab. „Die Farm ist nicht alles im Leben!! Du beginnst noch vor Sonnenaufgang zu arbeiten und hörst erst nach Einbruch der Nacht auf!“

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Die Farm genauso wie meine Onkel im Stich lassen? Glaubst du wirklich, dass das eine Alternative ist?? Hmm? Ich kann nicht einfach so das Erbe meines Vaters beiseite schmeißen und das Leben in der Stadt vorziehen!“, fuhr Mick ihn wütend an.

Die Situation war heikel, in der er sich befand. Vor wenigen Tagen hatten fast alle seine Verwandte die Farm aufgegeben und wurden dem Beispiel von so vielen anderen gefolgt, indem sie ein Leben in der Stadt vorzogen. In den großen Fabriken wurden Arbeiter gesucht oder auch Näherinnen in den ein oder anderen kleinen Betrieb. Nur seine Mutter, seine Schwester und er waren als einzige übrig um die Farm am Leben zu halten! Seit so vielen Jahrzehnten lag sie immer im Besitz eines St. Johns! Das sollte sich jetzt nicht ändern!

„Genau das solltest du machen Mick. Sieh es doch ein. Die Farm ist nicht mehr zu retten und wir alle sind dem Untergang geweiht!“ Er nickte in Richtung des kleinen Fernsehers der Bar, der wieder so schreckliche Bilder zeigte. Mick war aufgesprungen. Polternd fiel der Barhocker um.

Er packte seinen Freund am Kragen und funkelte ihn wütend an. „Ich werde die Farm nicht aufgeben, hast du verstanden? Mein Vater hat mir beigebracht, dass man nur mit harter Arbeit zum Ziel kommt und auch wenn ich mich dabei zu Tode schuften werde, so habe ich wenigstens den Menschen ein gutes Leben ermöglicht, die ich liebe!“

Matts Hände umschlossen ebenso den Kragen seines Freundes. „Sicher? Glaubst du nicht, dass deine Mutter auch eine Anstellung hier in der Stadt finden könnte? Ganz zu schweigen von deiner Schwester! Du weißt wie schlau sie ist. Wenn du die Farm verkaufst, kannst du ihr die Chance geben etwas aus ihrem Potential zu machen! Sei nicht so naiv Mick und mach endlich die Augen auf. Eure Farm war schon vor der Krankheit deines Vaters nicht mehr zu retten.“

Mick stieß Matt beiseite und verpasste ihm einen Kinnhacken, der seinen besten Freund zurück taumeln ließ!

„Du irrst dich!“, knurrte der junge St. John, als der Wirt eine Hand auf seine Schulter legte. „Ich brauch hier keine Verrückten, Bürschchen. Wenn du dich austoben willst, geh zur Armee!“, knurrte er und deutete in Richtung Tür.

Matthew rieb sich über sein Kinn und beobachtete Mick, der herumwirbelte und erhobenen Hauptes aus dem Raum stolzierte.

Die kühle Nachtluft von Los Angeles schlug ihm entgegen. Sogleich schlug er seinen Kragen hoch und verschloss seinen langen Mantel, der aber schon in die Jahre gekommen war. Er hatte kaum Geld für Lebensmittel, also warum sollte er sich frische Kleidung kaufen. Mick holte Luft und sah in den Himmel. Wäre sein Vater hier, wüsste er, was zu tun war. Er betrachtete den klaren Sternenhimmel und hatte für den Bruchteil von wenigen Sekunden das Gefühl, als wäre sein Vater ganz dicht bei ihm

„Du weißt, dass ich Recht hab…“

Die Tür der Bar hatte sich geöffnet und fiel nun hinter Matt ins Schloss.

„Ich kann nicht einfach so mein zu Hause aufgeben.“, flüsterte Mick und ließ seine Augen zu fallen.

„Dein zu Hause ist dort, wo auch immer Menschen sind, die du liebst und denen du vertraust. Du willst doch nicht, dass deine Mutter und deine Schwester irgendwann auf der Straße sitzen. Verkauf die Farm. Ermögliche deiner Schwester als eine der wenigen Frauen zu studieren und gib deiner Mutter die Gelegenheit wieder frei zu sein. Es gibt hier eine Familie, die noch nach einer Hausangestellten suchen. Sie könnte dort wohnen…“, schlug Matt vor und legte eine Hand auf sein pochendes Kinn.

Mick senkte sein Haupt und sah auf den Boden. „Dann studiert meine Schwester vermutlich weit weg von hier und meine Mutter ist auch wo anders … aber was ist dann mit mir?“, fragte er ehrlich nach.

„Du kannst vorerst zu mir ziehen. Ich hab eine hübsche Wohnung mitten in Los Angeles gefunden. Du kannst von dort aus über die ganze Stadt blicken. Außerdem brauch ich noch jemanden in meiner Band…“, schlug Matt vor. Er wollte nicht weiter dabei zusehen, wie Mick sein Leben verschwendete.

Der junge Mann hob seine Schultern. „Ich denk drüber nach…“, murmelte er und schritt auch schon los.

„Entschuldige…“, fügte Mick dann noch hinzu.

„Ach schwamm drüber. Ich hab schon oft einen Kinnhacken bekommen… du solltest wirklich noch lernen, fester zuzuschlagen.“, lachte Matthew und sah dem jungen Mann nach. Mick hatte seine Schultern angezogen und starrte auf den Boden, während er in die Nacht schritt und seine Gedanken weit schweifen ließ. Er wusste nicht mehr ein, noch aus.
 

~~~
 

10. April 1940
 

Mick gab seiner Schwester noch einen letzten Kuss auf die Wange. So stieg sie in das Taxi, dass sie Richtung Flughafen davon brachte. Wenig später verabschiedete er sich von seiner Mutter, die ebenso in ein Automobil stieg. Sie zog in die Stadt zu einer Familie um sich dort um den Haushalt zu kümmern.

Der junge St. John winkte ihr so lange, bis das Auto aus seinem Blickfeld verschwunden war. Erst dann wandte er sich um und sah zum Farmgebäude, das gerade von dem neuen Besitzer begutachtet wurde. Ein reicher Mann, der auf diesen Grund eine neue Fabrik bauen wollte. Mick rieb seine Handflächen ineinander und ließ seinen Blick über sein zu Hause gleiten. Die Felder müssten zu dieser Jahreszeit neu bestellt werden, das Haus vertrug einige Renovierungen, wie in jedem Jahr. Sein Blick ruhte auf den Stufen, die die Veranda nach oben führten. Wie oft hatte er sein Klapperfahrrad dort liegen lassen? Und wie oft war sein Vater am nächsten Tag darüber gestolpert? Er schmunzelte und betrachtete die Hollywoodschaukel, auf der er die ein oder andere Nacht verbracht hatte. Am nächsten Tag hatte sich Michael immer im Sonnenlicht vor ihm aufgebaut und zog ihn anschließend an den Ohren ins Haus.

Mick schritt die teilweise morschen Stufen nach oben und strich über das Holz der Tür. Einige Messerkerben von einer Schnitzerei waren darin zu sehen. Einer seiner Aktivitäten, als er klein war und den Umgang mit dem Messer erlernt hatte. Der junge St. John strich über das Holz, bevor er sich mit einem Seufzen abwandte und die Tür nun endgültig ins Schloss zog. So viele Erinnerungen wurden in diesem Haus verschlossen und schon bald nur noch in seinen Gedanken existieren.

Ein trauriges Seufzen verließ seine Lippen. Seine Hände wanderten in seinen Nackenbereich und so ließ er noch ein letztes Mal seinen Blick schweifen. Das hier war sein zu Hause.

Je kaputter die Welt draußen, desto heiler muss sie zu Hause sein. Mick konnte auf eine glückliche Kindheit und Jugendzeit zurück blicken, doch nun war es an der Zeit, dass er der kaputten und dunklen Welt begegnete. Er schulterte seinen Rucksack und schwang sich auf das Motorrad, das er vor kurzem gegen das Automobil seines Vaters tauschte. Ein letzter Blick über die Schulter und schon startete er den knatternden Motor um das Stückchen Land zu verlassen.
 

Wenig später parkte er auch schon vor einem mehrstöckigen Gebäude, indem Matt ganz oben auf ihn wartete. Die Aussicht der großen Wohnung war gigantisch! Die ganze Stadt ließ sich von hier aus überblicken.

„Erklär mir bitte, woher du so eine Wohnung hast.“, fragte Mick skeptisch nach und warf seinen Rucksack in eine Ecke. Die Wohnung war zweistöckig, verfügte über großzügige Balkone und Dingen, von denen so einfache Jungs wie Mick und Matt sonst nur träumten.

„Ich sagte doch: Ich mache Musik.“

„Du bist aber nicht erfolgreich, Matt. Also woher hast du das Geld?“, fragte Mick nach und runzelte seine Stirn. Die Skepsis stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben und noch wagte er sich gar nicht Recht in die Wohnung.

„Ein kleiner Nebenverdienst. Nicht weiter der Rede wert.“, winkte Matt schnell ab und deutete nach draußen. „Toll oder?“

Mick seufzte. „Lenk jetzt nicht ab. Was ist das für ein Nebenverdienst?“, hackte er nach und trat mit scheuen Schritten in die geräumige, moderne Wohnung. Sein Freund schwieg. „Matty, in was bist du da rein geraten?“ Die Skepsis verschwand aus seinem Gesicht und machte der Sorge um seinen besten Freund Platz.

„Mick. Es ist nicht weiter relevant. Es bringt die nötigen Aufträge und auch das Geld, das wir Beide dringend brauchen werden... du kannst doch noch Gitarre spielen und singen oder?“, lenkte Matthew dann ab und wollte auch nicht weiter über das Thema reden, auch wenn Mick ein bisschen mulmig zu Mute war.

„Kann ich ... aber für was?“

„Wir haben morgen einen Auftritt. Nur leise Hintergrundmusik. Gehen wir ...“

„Wohin?“, fragte Mick nach.

„Zu den anderen Jungs der Band. Immerhin müssen wir üben.!“

Mick seufzte auf. Das war es also. Sein neues Leben. Bestehend aus einem großen Geheimnis um seinen besten Freund und einem Job als Musiker. Einmal mehr wünschte er sich seinen Vater zurück...

Damals war das Leben einfach besser.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Luna-Noir
2012-04-10T18:09:20+00:00 10.04.2012 20:09
Ich kann mir Mick irgendwie noch immer sehr schwer als Famerjungen vorstellen, das is irgendwie absurd, aber auch irgendwie putzig, dass er sich so darum bemüht, damit seine Familie ein Auskommen hat.
Und dieser Matt is mir sympathisch, nimmt sogar in Kauf eine zu kassieren um ihn zum Umdenken zu bringen :)
Okay, bis auf die Tatsache mit dem Geheimnis, ich bin gespannt was dahinter steckt ^^



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