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Mick St. John's - Life before -

Moonlight
von

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06. - 08. Dezember 1941 - ein Datum, das in Verrufenheit fortleben wird

06. Dezember 1941
 

Mick seufzte auf und sah in den kleinen Fernseher, der die Bilder des immer noch andauernden Krieges zeigte. Tief versenkte er seine Hände in den Jackentaschen und spürte darin den Brief. Ein schreiben der US Army. Er sollte sich zur Wehrpflicht melden. Noch immer hatte er es nicht über sich gebracht dies seiner Mutter zu gestehen. Stattdessen hoffte er, dass der Krieg über Nacht ein Ende fand.

„Mr. St. John?“, fragte eine junge Frau nach. Sie hatte lange, dunkle Haare, die sie zu einem strengen Zopf zusammentrug. Ihre Kleidung war durchgehend weiß. Sie trug eine Schürze und eine weiße Haube. Der rote Lippenstift war an ihr das auffälligste.

„Ja?“

„Er ist jetzt wach. Sie können zu ihm.“, erklärte die Krankenschwester. Wieder atmete Mick einmal tief durch. Natürlich war er dementsprechend erleichtert, aber noch immer war die Sorge in ihm vorhanden. „Danke...“, raunte Mick und ging sofort mit schnellen Schritten hinüber zum Krankenzimmer. Es war ein großes Zimmer, in dem nicht nur verletzte und kranke Soldaten lagen. Sondern auch vereinzelt solche Personen wie Matt. Ein ganz gewöhnlicher Mann, der mit dem Krieg nichts am Hut hatte. Aber ein anderes Zimmer hatte es nicht gegeben. Mick trat an sein Bett heran. Leichenblass war das Gesicht von Matt. Unter seinen Augen zeichneten sich tiefe Ringe ab und er war kaum noch fähig zu atmen. Mick setzte sich zu ihm und legte seinen Kopf zur Seite.

„Ich schau mir jetzt seit fast zwei Jahren an, wie du dich langsam kaputt machst. Was ist es? Drogen?“, fragte er mürrisch nach.

Matt holte zitternd Luft und schüttelte seinen Kopf.

„Die Ärzte sagten, dass du eine Anämie hast. Eine Blutarmut Matt. Und jetzt halt mich nicht weiter zum Narren, sondern sag mir, was los ist ... sonst kann ich dir nicht helfen.“, bat Mick ihn innständig.

„Mick ... ich brauche keine Hilfe...“, flüsterte Matt mit schwerem Atem und schloss seine Augen kurz.

„Das sieht aber ganz anders aus. Das jetzt das fünfte Mal in den letzten sechs Monaten, dass ich dich aus dem Krankenhaus abholen muss!“, fuhr Mick ihn etwas wütender an. Natürlich machte er sich Sorgen um seinen besten Freund, aber inzwischen war er einfach nur genervt. Er hielt sich geradeso mit seinen Jobs über Wasser und die ständigen Krankenhausrechnungen waren zusätzlich noch belastend. Doch Matt schwieg und stellte sich schlafend.

Mick blieb – obwohl er genau wusste, dass Matt nicht schlief – an seiner Seite sitzen und fand auch irgendwann sehr spät in dieser Nacht seinen wohlverdienten Schlaf, genauso wie die anderen Männer hier in diesem stickigen Zimmer.
 

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07. Dezember 1941 – ein Datum, das in Verrufenheit fortleben wird
 

Antony stürzte in das Krankenzimmer.

„Schhh!“, zischte die Krankenschwester wütend, doch er kümmerte sich nicht darum, sondern schaltete das Licht ein. Sofort beschwerten sich einige der Patienten und auch Mick blinzelte in das plötzliche Licht. Er hatte die Nacht am Bett von Matt verbracht, der jetzt verwirrt zu Antony sah.

„Ihr müsst aufwachen!“, schrie der Mann einmal laut und stellte den Fernsehapparat ein.

„Was ist los?“, fragte Mick nach, als Tony die Krankenschwester, die ihn daran hindern wollte, nach hinten stieß.

„Die USA wurden angegriffen!“

Sofort waren alle hellwach. Ganz gleich ob krank oder verletzt, die Männer saßen kerzengerade in ihren Betten. Tony musste gar nicht den richtigen Fernsehsender suchen, denn auf jedem lief das selbe Programm:

„ Der japanische Angriff begann gegen 06:00 Uhr. Vermutet wird, dass rund 180 Maschinen von Flugzeugträgern aus starteten und Richtung Hawaii flogen. Um 07:55 Uhr unserer Zeit erreichten die Japaner Ford Island und das Bombardement begann. Japanische Bomber und Jäger griffen den Hafen, der nahe der hawaiianischen Hauptstadt Honolulu liegt, mit Bomben und Torpedos an. Viele US-Flugzeuge konnten gar nicht in die Luft steigen, um Pearl Harbor zu verteidigen...“, las der Nachrichtensprecher die katastrophalen Worte vor. Mick schluckte schwer, als sie die verheerenden Bilder dieser Attacke zeigte. Tiefe Falten zeichneten sich auf seiner Stirn ab, als er mit zitternden Knien aufstand. Die Fäuste geballt hörte er den blanken Ausruf des Entsetzens der Männer hier im Zimmer. Die Krankenschwester war heulend zu Boden gesunken, ihre Hände auf dem Mund liegend.

Mick warf einen Blick auf die Uhr. „Vor einer Stunde erst?“, fragte er nach und rieb sich einmal über seine Augen. Die Müdigkeit war wie weggeblasen. Nur noch der Schrecken, die Angst und die Trauer saß ihm im Nacken. Er knirschte mit seinen Zähnen und schüttelte seinen Kopf, ehe er wieder auf den Bildschirm sah.

Antony ließ sich auf die andere Seite von Matthews Bett sinken. Der Kranke war noch blasser und starrte mit verklärten Ausdruck auf den Bildschirm. Wieder wurde die Meldung wiederholt. Mick fühlte sich wie gelähmt. Was bedeutete das jetzt für die USA? Ein Eintritt in den zweiten Weltkrieg? Musste er zur Armee?

Der Nachrichtensprecher stoppte die Wiederholung seiner Worte, als ihm ein weiterer Zettel zugeschoben wurde.

„Oh mein Gott. Mich erreicht gerade eine neue Information.“ Er schwieg und in diesem Moment starrte wohl jeder Amerikaner auf den kleinen Bildschirm des Fernsehers. „Vor 10 Minuten traf eine weitere Angriffswelle auf Pearl Harbor. Uns liegen ferner keine weiteren Informationen vor... wir halten Sie auf dem Laufenden.“

Mick ließ sich zurück sinken und blieb regungslos sitzen. Seine Hände wanderten fahrig über seine Haare und er musste einmal schwer aufseufzen Ein kalter Schauer jagte über seinen Rücken. Unfähig etwas zu sagen, oder sich zu rühren, starrte er auf den Bildschirm.

Matt hatte sich mühsam aufgesetzt und wandte sich an Mick. „Es ist nichts schlimmes, was ich mache...“, stieß er mit einem Mal heißer aus.

Mick sah ihn fragend an. „Jetzt? Du willst jetzt darüber reden? Siehst du nicht, was da gerade passiert?“, gab Mick ihm zu verstehen, dass das kein besonders günstiger Zeitpunkt war.

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“, gab Matthew mit einem Schulterzucken zurück.

Die Augen des jungen St. John hefteten sich auf seinen guten Freund, der leise weitersprach. „Das ist für einen guten Zweck. Ich spende Blut ... viel Blut, denn das wird doch jetzt so dringend gebraucht... um Kranke zu behandeln.“

Mick merkte augenblicklich, dass eine Lüge die Lippen von Matthew verließ, aber was hatte es für einen Sinn noch weiter nachzubohren? Der junge Mann weigerte sich darüber zu sprechen und drum nickte er, bevor er wieder zum Fernseher blickte. „Damit machst du was Gutes...“, stellte er aber noch überaus platt fest.

Matt ließ sich in seine Kissen zurück sinken und seufzte einmal auf.

 

Mehrere Stunden waren mittlerweile vergangen und die Trauer um den Verlust von so vielen Seelen hatte sich bereits bei vielen in blanken Hass auf die Japaner verwandelt. Ein junger Mann betrat das Krankenhauszimmer und sofort hellte sich Micks Gesicht ein bisschen auf.

„Hey ... Ray.“, lächelte er flüchtig.

Ray Folder war einer seiner engsten Freunde. Ebenso wie Antony und Matthew. Die vier kannten sich schon ihr ganzes Leben lang.  

„Hey. Ich war bei Lailas Eltern, als ich die Informationen erhielt. Der Überfall auf Pearl Harbor. Wer hätte mit so einer niederträchtigen Tat von Seiten der Japaner gerechnet.“, sprach er mit seiner tiefen Stimme. Laila war seit wenigen Wochen mit Ray verheiratet und seit jenem Tag bekamen die Freund ihn kaum noch zu Gesicht.

„Weiß man schon was Neues?“, fragte er nach und nickte auf den Fernseher.

„Bisher noch nicht. Nur das der zweite Angriff mehrere Stunden gedauert hat. Die Zerstörer Cassin und Downes wurden vernichtet und auch Schlachtschiffe wie die Nevada und die Arizona.“, antwortete Mick mit trauriger Miene.

So viele hatten heute ihren Tod gefunden.

„Entschuldigt mich...“, murmelte Mick und erhob sich von seinem Platz. Ihm fehlte die Luft zu atmen und er wollte nur noch raus hier! Deshalb ließ er seine drei Freunde jetzt auch sitzen und lief stattdessen  die Stufen des Krankenhauses nach oben. Dort fand er schnell einen Ort, an dem er durchatmen konnte. Lange alleine blieb er aber nicht.

„Weißt du schon was du tun wirst?“, fragte Ray und trat in die klare Nachtluft hinaus.

Mick stand auf dem Dach des Krankenhauses und überblickte die Stadt, die von Tag zu Tag größer wurde. Er seufzte auf und sah zu seinem besten Freund, der sich ihm jetzt näherte.

„Nein. Keine Ahnung. Und du?“, wollte er sogleich wissen und sah ihn fragend an. Ray hatte den selben Brief erhalten wie er. Den Einberufungsbefehl, der jetzt, nach dem folgenschweren Angriff auf Pearl Harbor nicht mehr zu ignorieren war.

Rey zuckte mit seinen Schultern und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. „Ich werde mein Vaterland und meine Familie schützen... ich kann mich dem nicht weiter erwähren.“, erklärte er ruhig.

„Du weißt, dass ich das nicht kann. Ich kann nicht einfach so Menschen töten.“, murmelte Mick und atmete noch einmal die etwas kühle Luft ein.

„Dann ist doch der Fall ganz einfach... du verbringst doch die letzten Monate sowieso immer wieder im Krankenhaus und hilfst den zahlreichen Verletzten ehrenamtlich.“

„Worauf willst du hinaus?“, fragte Mick und zog eine Augenbraue nach oben.

„Darauf, dass du ein hervorragender Sanitäter wärst. Glaub mir eines. Ich kannte deinen alten Herren gut genug um zu wissen, dass er stolz auf dich wäre, wenn du in den Krieg gehst um dein Land zu verteidigen und gleichzeitig den Menschen hilfst.“, erklärte ihm Ray und klopfte Mick auf die Schulter. Mick wirkte noch nicht ganz überzeugt. „Komm schon. Du kannst mich da nicht alleine lassen. Wir haben uns schon als Kinder versprochen alles gemeinsam zu machen. Also komm schon ... wir bleiben zusammen und werden diesen Krieg schon überlegen.“, lachte Ray und hob seine Hand.

Mick lächelte etwas und schlug bei Ray ein, bevor er noch einmal auf die zahlreichen Lichter der Stadt blickte. „In Ordnung ... ich komme mit.“

Er war schon viel in seinem Leben. Sohn. Bruder. Farmer. Musiker. Und jetzt wohl auch noch Soldat. So sollte der Überfall auf Pearl Harbor sein gesamtes Leben erneut verändern.
 

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08. Dezember 1941
 

Schweigen war in das Krankenzimmer eingekehrt, als Ray das Radio endlich dazu bewegen konnte zu empfangen. Präsident Franklin D. Roosevelt sprach zur Bevölkerung. Mick lauschte wie gebannt den Worten des Präsidenten.
 

„Yesterday, December 7, 1941—a date which will live in infamy—the United States of America was suddenly and deliberately attacked by naval and air forces of the Empire of Japan.

The United States was at peace with that nation, and, at the solicitation of Japan, was still in conversation with its government and its emperor looking toward the maintenance of peace in the Pacific. Indeed, one hour after Japanese air squadrons had commenced bombing in the American island of Oahu, the Japanese ambassador to the United States and his colleague delivered to our secretary of state a formal reply to a recent American message. While this reply stated that it seemed useless to continue the existing diplomatic negotiations, it contained no threat or hint of war or armed attack.

It will be recorded that the distance of Hawaii from Japan makes it obvious that the attack was deliberately planned many days or even weeks ago. During the intervening time the Japanese government has deliberately sought to deceive the United States by false statements and expressions of hope for continued peace.

The attack yesterday on the Hawaiian Islands has caused severe damage to American naval and military forces. I regret to tell you that very many American lives have been lost. In addition, American ships have been reported torpedoed on the high seas between San Francisco and Honolulu.

Yesterday the Japanese government also launched as attack against Malaya.

Last night Japanese forces attacked Hong Kong.

Last night Japanese forces attacked Guam.

Last night Japanese forces attacked the Philippine Islands.

Last night Japanese forces attacked Wake Island.

And this morning the Japanese attacked Midway Island.

Japan has, therefore, undertaken a surprise offensive extending throughout the Pacific area. The facts of yesterday and today speak for themselves. The people of the United States have already formed their opinions and well understand the implications to the very life and safety of our nation.

As commander in chief of the Army and Navy I have directed that all measures be taken for our defense. But always will our whole nation remember the character of the onslaught against us. . .
 

Mick schloss seine Augen und seufzte tonlos auf, während so viele andere jubelten. Er befeuchtete seine Lippen und zog ein kleines Schächtelchen aus seiner Manteltasche. Es war das letzte Geschenk, das Michael St. John ihm gemacht hatte und bisher war Mick nicht dazu in der Lage es zu öffnen. Vorsichtig und auch ein bisschen scheu hob er den Deckel an und betrachtete den Inhalt zögerlich. Ein Ring lag darin. Mit dem Familienzeichen. Mick seufzte noch einmal auf und steckte sich den Ring an seinen Zeigefinger, als ihm ein Zettelchen ins Auge fiel.

‚Damit du nie vergisst, dass du ein St. John bist ...’, stand darauf mit sehr krakeligen Buchstaben geschrieben. Eine der letzten Taten seines Vaters.

Mick betrachtete den Ring. Garantiert würde er nie vergessen, wer er wirklich war!
 

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Jaaaa, Roosevelts Ansprache musste einfach sein... sie gehört eben zu jenem Angriff dazu...

Ich für meinen Teil muss mich jetzt mit irgendwas schönem Ablenken, denn die ganzen Bilder von Pearl Harbor sind so unglaublich ... traurig.
 

An all die verstorbenen Seelen da draußen: RIP



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Luna-Noir
2012-04-10T18:09:37+00:00 10.04.2012 20:09
Jaja, Blutarmut, wers glaubt … na jetzt komm wir dem doch auf die Spur, mit ziemlicher Sicherheit hat das was mit irgendwelchen Vampiren zu tun, die nicht genug bekommen können ;)
Und dann raus reden… aber ehrlich ich mag mir nicht vorstellen wie das ist so was zu erfahren und in der Angst zu leben, dass der Krieg in das eigene Land kommen könnte, davor schauderts mich heftig.
Als Soldat, he? Hm, Uniformen haben was für sich, ob ich Soldat im Krieg dazu zählen würde, na ja, ich glaube eher nicht, aber er tut mir leid, will nich, muss aber…
Die Rede reinzubringen hat was :) Und ja, das ist wirklich hart wenn man da Aufnahmen von sieht, hoffen wir alle, dass wir so was nicht noch einmal sehen müssen…



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