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The Basement.

von

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3. Die Leiche

John wollte protestieren. Wollte ihn bitten ihm eine andere Aufgabe zu erteilen. Hatte den Drang, Ausreden zu finden. Alles, um engeren Kontakt mit dieser Leiche zu vermeiden, deren bleiche aufgedunsene Extremitäten unter dem rotem Stoff ihres Kleides und dem schwarzen Wasser wie Maden hervorstachen.

„Sie schaffen das.“ erklang ermutigend Sherlocks tiefe Stimme aus dem Telefon. „Ich bin hier, hören Sie?“

Das half. John atmete tief durch. Es gibt keinen Grund sich zu fürchten, dachte er, sie ist tot und kann mir nichts anhaben.

Er ging auf die Leiche zu und klemmte sich das Handy zwischen Schulter und Ohr, dann streckte er die Hände nach ihr aus. Zögerlich, auf alles vorbereitet, legte er vorsichtig die Hand auf ihre Schulter.

Er musste Sherlock irgendein Signal gegeben haben, dass er seiner Bitte nachkam, vielleicht einen Seufzer, denn aus dem Handy konnte er Sherlock „Sehr gut“ sagen hören.

Er brachte ein extrem nervöses Lachen hervor und schämte sich sogleich dafür.

„Auf den ersten Blick ist nichts zu erkennen.“ Begann er, wurde jedoch durch den Klang seiner eigenen Stimme und dem gewohnten Arbeitsgebiet selbstbewusster und fuhr professioneller fort: „Die Beschaffenheit der Haut lässt darauf schließen dass sie seit etwa einem Tag im Wasser treibt. Dem Geruch nach zu urteilen kann sie auch nicht viel länger tot sein.“

„Sehr gut“, sagte Holmes abermals, „Weiter.“

Der Raum schien plötzlich weniger unheilvoll. Fast schon normal. Ist es das?, dachte John. Wenn ich mich der Angst stelle und sie überwinde haben die Halluzinogene nichts, was sie verstärken können. Natürlich!

Durch das Handy erklang wieder dumpf Lestrades Stimme. „Wir haben ihn!“ rief er aus, „Er befindet sich bei +51.885270,-0.910597, etwa 1 ½ Stunden nordwestlich von London, bei Aylesbury.“

John lauschte verwirrt. Wann hatte Sherlock mit Lestrade gesprochen?

„Geben Sie mir einen Streifenwagen.“ Hörte er Sherlock Holmes befehlen.

Ablehnendes Murmeln im Hintergrund. Lestrade nuschelte etwas, dann, lauter: „Geben Sie ihm einen.“

Irgendjemand schien Protest zu erheben.

„Was passiert?“ fragte John.

Irgendwas alarmierte ihn. Der Schall des Raumes war irgendwie anders. Komprimierter.

„Machen Sie einfach weiter, John. Lassen Sie sich nicht ablenken.“

Sie wussten, wo er war. Sie hatten seine Koordinaten geortet. In 1 ½ Stunden würden sie hier sein. John spürte Hoffnung in ihm aufkeimen. Vielleicht musste er nicht einmal diesen Fall lösen, aber er würde sicher nicht untätig herumsitzen.

„Eh, ja. Sie hat … ist das…. Ja. Sie hat eine Wunde am Hinterkopf. Breitflächig, aber gewaltig. Augenscheinlich der Grund ihres Todes. Sie wurde wahrscheinlich mit einem großen, stumpfen Gegenstand von hinten erschlagen.“

Aus dem Handy ertönte das Geräusch einer zuschlagenden Autotür, dann das Aufbrummen eines Motors und schließlich eine Sirene.

„Weiter“ drängte Sherlock. „Sie brauchen mehr Fakten. Ihr Alter, trägt sie Schmuck bei sich, die Beschaffenheit ihrer Zähne, weitere Wunden – alles, was sie kriegen können.“

„Ja, natürlich. Einen Augenblick. Ich drehe sie um.“

John nahm die Leiche mit beiden Händen und drehte sie im Wasser auf den Rücken.

„Frau mittleren Alters. Normale bis schlanke Statur. Keine Auffälligkeiten bei Zähnen und Zahnfleisch. Unter den Nägeln keine Anzeichen von Blut, der Lack auf den Fingernägeln ist unbeschädigt. Am Hals hat sie drei parallel verlaufende, kurze Kratzer. Sie hat… Augenblick, ich stelle das Handy schnell auf Lautsprecher und lege es auf den Tisch.“

Der Tisch schwankte unter seiner Bewegung und driftete von ihm ab.

John sah ihn lange an. Gerade vorhin war er noch stabil gewesen, hatte sich nicht bewegt. Weswegen…?

Dann fiel es ihm auf.

Das Wasser stand ihm nun nicht mehr bis zur Hüfte, sondern bis zum Bauchnabel. Es war gestiegen.

„Sherlock!“ war alles, was er hervorbringen konnte, bevor er etwas im hinteren, abgedunkelten Bereich des Raumes ins Wasser platschen hörte.

Dann geschah alles sehr schnell. Schockiert drehte er sich in die Richtung des Geräusches und konnte eine kleine, schemenhafte Gestalt ausmachen.

Die Angst brach wieder aus und plötzlich schien die ganze Umgebung zu kippen und zu pochen.

„Nein!“ schrie er gegen die Angst und drehte sich zur Leiche.

Doch diese schwamm nicht mehr im Wasser.

Sie stand nun direkt vor ihm, die blutunterlaufenen Augen auf ihn gerichtet, und schloss urplötzlich die Finger um seine Kehle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-03-19T08:40:51+00:00 19.03.2012 09:40
Woah! Hab grad die ersten Kapitel gelesen oder besser verschlungen. Wirklich spannend und fesselnd :D bin gespannt auf weitere.

lg Sinosh


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