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Gin x Whiskey

written by crazypark & me
von
Koautor:  Crazypark

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach einer etwas längeren Herbstpause sind wieder zurück. Viel Spaß beim Lesen und vorab einen schönen 1. Advent. Komplett anzeigen

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Blow My Mind

Kapitel 16 - Blow My Mind
 


 

Jin
 

Das Godz war eine finstere Metalkneipe mit noch fieseren Gestalten darin. Allen voran ein bekanntes Gesicht oder vielmehr Gebiss stellte sich mir in den Weg. Kamenashis Blind-Date war nun wirklich die letzte Person, welche ich auf der Feier vermutet hatte. Noch schlimmer als das war die Tatsache, dass sie sofort erfreut auf mich zugestürzt kam.

„Hey, dich kenne ich doch!“, strahlte sie mich an und ich bemühte mich angestrengt, nicht zu auffällig auf ihre Zähne zu starren. Meine Güte, die kam an ihr Pfirsichkompott wahrscheinlich auch ohne Dosenöffner ran.

„Das wage ich zu bezweifeln“, erwiderte ich trocken.

„Doch, ich kann mich erinnern, dich neben Kazuya gesehen zu haben.“ Zum Glück nicht in Kazuya, aber das behielt ich doch besser für mich.

„Wenn du mich wirklich kennen würdest, wüsstest du, dass du auf einer Party nicht eher mit mir sprechen darfst, bis du mir ein Bier gebracht hast.“ Ich war gespannt, wie lange es brauchte, bis ich sie weg geekelt hatte. Und wer zur Hölle hatte sie bloß eingeladen?

Als ich mich an ihrem Kiefer sattgesehen hatte, ließ ich meinen Blick wandern. Das Mädel konnte einem fast schon leidtun. Wäre sie nicht so von Mutter Natur mit ihren Hauern gestraft worden, hätte sie durchaus Potential.

„Du bist gemein“, schmollte sie und versuchte wohl, Mitleid bei mir zu erwecken. Die Trine war verdammt hartnäckig und offensichtlich auch Masochistin. Jedes normale Weib hätte mir längst eine geklebt oder auf dem Absatz kehrt gemacht. Wahrscheinlich war sie derartige Reaktionen bereits gewohnt.

„Ich wurde nicht von dir bezahlt, nett zu dir zu sein. Wo bleibt mein Bier?“

Endlich erreichte ich mein Ziel, da sie nach einem weiteren fassungslosen Öffnen ihres Mundes tatsächlich abrauschte. Erleichtert schaute ich in die Runde und konnte nirgends das Geburtstagskind ausmachen. Vermutlich schleppte ihn Taka bald an, da auch der Sänger noch nicht anwesend war. Unter den restlichen Gästen kannte ich niemanden und so begab ich mich zur Bar.
 

Unterwegs traf ich dann leider doch auf ein bekanntes Gesicht. Ryo hatte mir gerade noch gefehlt. In letzter Zeit ging er mir aus bislang unerfindlichen Gründen auf den Sack. Ich gehörte nicht zu den Menschen, die stundenlang alles reflektierten und so blieb mir immer nur ein schaler Nachgeschmack nach jeder Begegnung mit dem Älteren.

„Hey Jin, altes Haus. Was machst du denn hier?“, fragte er breit lächelnd.

„Dasselbe wie du, nehme ich an.“ Was machte man wohl auf einer Geburtstagsparty? Ryo konnte manchmal auch dämliche Fragen stellen.

„Da hast du recht“, lachte er. „Allerdings mit dem Unterschied, dass du keinen Erfolg haben wirst.“

„Hä?“, fragte ich verwirrt. Nur noch wenige Meter trennten mich von der Bar und meinem geliebten Bier. Was war daran nicht machbar?

„Du wirst es nicht schaffen, Kazuya vor mir flach zu legen“, klärte er mich auf. Darum ging es ihm also, so ein Idiot. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht mit der Wahrheit herauszuplatzen.

„Was macht dich da so sicher?“, fragte ich, obwohl ich ihm viel lieber aufs Brot geschmiert hätte, welche Körperteile von mir bereits in Kamenashi gesteckt hatten. Zu schade, dass ich den Erfolg stillschweigend genießen musste. Aber Versprechen war Versprechen.

„Weil er keine Aufschneider leiden kann.“ Als ob Sympathie eine Voraussetzung für Sex wäre. Ich fragte mich unwillkürlich, seit wann der Kleinere so viel Unsinn erzählte.

„Lügner noch viel weniger.“

„Pfft, so schlau ist er nicht, dass er bemerkt, was ich mit meiner Freundschaft bezwecke, bis er mir bereits in die Falle gegangen ist“, gab Ryo selbstgefällig zum Besten. Ich konnte nicht anders, als laut loszulachen.

„Kamenashi ist vieles, aber ganz sicher nicht einfältig“, gab ich gönnerhaft einen Tipp. Dass Ryo sich sämtliche Hirnzellen mit Whiskey abgetötet hatte, wurde langsam zu einem Verdacht von mir.

„Du wirst ihn trotzdem nicht ins Bett bekommen“, zischte er angefressen.

„Das Thema langweilt mich. Ich geh jetzt was trinken. Viel Erfolg noch mit deinem Plan“, verabschiedete ich mich. Ich wusste nicht genau warum, aber Ryos Art drückte meine Stimmung. Vielleicht lag es daran, dass ich Unaufrichtigkeit verachtete. Andererseits hatten mich seine Methoden, Leute ins Bett zu bekommen, nie gestört. Sollte Tomo recht gehabt haben, als er behauptete, dass ich Kamenashi mochte? Eine gruselige Vorstellung, aber bei meinen Reaktionen war es nicht mehr so abwegig. Ich brauchte wirklich dringend etwas zu trinken, zumal ich von der bloßen Vorstellung, was Ryo mit dem Knirps vorhatte, Bauchschmerzen bekam.
 

Die Kneipe war nicht sonderlich groß, aber die Theke bot ein üppiges Angebot diverser Spirituosen. Ich ließ mich auf einem der Hocker nieder und hatte einmal mehr Gelegenheit, mich über Kamenashi zu wundern Ganz offensichtlich spielte er uns allen den Musterschüler nur vor und das mit solch einer Überzeugung, dass ich mich fragte, was noch für Geheimnisse unter der rauen Schale lauerten.

„Jin? Wie zum Teufel verschlägt es dich in so einen Schuppen?“, erklangen überraschte Worte vom Barkeeper. Ich schaute zur Tür vom Lager, die soeben aufgeschwungen war und sah mich mit einem alten Bekannten konfrontiert.

„Das gleiche könnte ich dich fragen, Miyavi. Ich hatte erwartet, dass du dich endlich vom Tellerwäscher zum Rockstar entwickelt hättest.“ Miyavi war ein begnadeter Gitarrist, den ich damals beim Open Mic kennen gelernt hatte. Er hatte davon fantasiert, irgendwann auf den großen Bühnen zu spielen.

„Ich helfe nur meinem Kumpel aus, dem die Bar gehört, weil ihm heute die Bude von so vielen zwielichtigen Gestalten eingerannt wird. Ich hatte nur nicht erwartet, dass ihr König anwesend sein würde“, sprach er und ging daran, mir ein Bier zu zapfen.

„Du bist also immer noch das gleiche Miststück“, grinste ich und freute mich wirklich, den ersten anständigen Menschen auf der Party anzutreffen.

„Worauf du Gift nehmen kannst. Außerdem habe ich vor einigen Wochen einen Vertrag bei einem Indielabel unterschrieben.“

„Ist nicht wahr?!“, platzte es aus mir heraus. Der wollte mich doch verarschen! Ich konnte mich noch daran erinnern, wie er mich voll gejammert hatte, dass keinen seine verrückten Songs interessierten.

„Oh doch“, flötete er und überreichte mir mein Glas. „Aber es war ein steiniger Weg, die Produzenten von mir zu überzeugen. Im Musikgeschäft ist nicht nur Aussehen sondern vor allem Können wichtig. Wenn ich mich für deine Branche entschieden hätte, könntest du dich warm anziehen. Aber so glotzt einen deine penetrante Visage von sämtlichen Magazinen aus an.“

„An meinen Anblick wirst du dich gewöhnen müssen“, lachte ich und stieß mit dem Deppen an. „Weißt du, was deinen Erfolg problematisch machen wird? Das Radio kann man abschalten, um dein stümperhaftes Gitarrengeschrammel nicht ertragen zu müssen.“

„Und du bist dasselbe Arschloch geblieben“, erwiderte er mein vorheriges Kompliment ebenso charmant und strahlte mich breit an.

Ich beobachtete, wie sich Miyavis Grinsen langsam zu einer Grimasse verwandelte. „Oh Gott, da kommt die Zahnfee des Grauens. Wegen der Tussnelda hatte ich mich vorhin ins Lager verzogen“, flüsterte er gehetzt.

Natürlich wusste ich sofort, von wem er sprach. Besagte Zahnfee hatte scheinbar neuen Mut gefasst und sich genähert. Ich drehte mich zu ihr, als sie sich neben mich an die Theke gesellte und deutete unmissverständlich auf mein Glas: „Siehst du, so läuft das. Er gibt mir ein Bier und ich unterhalte mich nett mit ihm.“

„Immer wieder erstaunlich, wie du das Wort 'nett' definierst“, hörte ich Miyavi murmeln und ich bemühte mich, mein ernstes Gesicht zu wahren.

„Aber er ist doch auch der Barkeeper“, gab sie den ersten intelligenten Kommentar zum besten.

Ich wollte zu einer Erwiderung ansetzen, als das Stimmengewirr der Meute an Lautstärke gewann. Das Geburtstagskind war zusammen mit Taka eingetroffen – und Ryo klebte sogleich an Kamenashi wie ich entnervt feststellen musste. Da war Bugs Bunny ja noch angenehmer. Ich konnte die Show, die mein Kumpel abzog, kaum noch ertragen. Ich hatte es im Urin, dass ich heute noch viel mehr Alkohol gebrauchen würde.

Krüppelzähnchen wurde plötzlich ganz aufgeregt und bekam leuchtende Augen, als auch sie sah, wer eingetroffen war. Ich seufzte und kippte mir den Rest meines Biers hinter die Binde. Manchmal fragte ich mich, wie blöd Menschen sein konnten. Schnallte sie nicht, dass sie weder bei Kamenashi noch mir eine Chance hatte? Bevor sie sich noch mehr blamierte und weiter falsche Hoffnungen machte, beschloss ich, ihr zumindest in der Hinsicht den Zahn zu ziehen.

Da ich keinen blassen Schimmer hatte, wie ihr Name war, stupste ich sie an, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Erwartungsvoll schaute sie mich an und ich seufzte auf. Ich sollte mich ganz einfach nicht mehr von ihrem Gebiss ablenken lassen und stur in ihre Augen starren. Die waren wenigstens hübsch geschminkt.

„Normalerweise ist mir das Elend anderer egal, aber du wirst mir jetzt doch zu lästig, also frag ich dich: Meinst du den Scheiß wirklich Ernst?“

Ihrem entgeisterten Gaffen nach zu urteilen, was wie üblich nicht mit geschlossenem Mund geschah, raffte sie nicht, worauf ich hinaus wollte. „Erst Kame, jetzt mich. Du solltest nicht über das Ziel hinausschießen“, sagte ich und sie zog entrüstet einen Schmollmund.

„Willst du damit sagen, dass ich nicht hübsch genug für euch bin?“, fragte sie weinerlich und bekam wässrige Augen. Oh Gott, bitte nicht. Wenn die Trine jetzt hier losflennte, würde ich ihr das Bierglas über den Schädel ziehen.

„Das hat mit dem Aussehen nichts zu tun.“ Ich versuchte krampfhaft, mir eine plausible Erklärung aus den Fingern zu saugen.

„Sondern?“, hakte sie logischerweise nach.

„Mit der Anordnung gewisser...Umstände“, faselte ich und schiffte umständlich um den eigentlichen Grund herum. Ich konnte ihr ja schlecht direkt sagen, dass ihre Zähne das ausschlaggebende Argument waren. Ausnahmsweise rettete mich Ryo aus der brenzligen Lage, als dieser sich zur Bar gesellte.

„Machst du dir was für heute Abend klar?“, fragte der Kleinere mit einem gehässigen Seitenblick auf das Hohlbrot neben mir und orderte zwei Bier. Ich war doch wirklich nur von Deppen umgeben.

„Ich denke, du kennst mich gut genug, um das zu wissen.“

„Wohl wahr“, sagte er und fügte, bevor er sich wieder zu dem Knirps begab, hinzu: „Und ich hole mir jetzt, was mir zusteht.“ Dieses miese Schwein. Zähneknirschend beobachtete ich ihn bei seinem Abgang und hätte ihm statt Blicken am liebsten den Krug hinterher geworfen. Die Vorstellung, wie er taumelnd zu Boden ging, hatte wirklich etwas für sich.

Eine Hand an meinem Arm unterbrach mich bei meinen Mordgedanken und ich drehte mich wieder zur Zahnfee.

„Wer war denn das?“, fragte sie mit etwas zu viel Interesse für meinen Geschmack. Die Frau hatte absolut keine Vorstellung davon, wer in ihrer Liga spielte.

„Nein, nein und nochmals nein. Auch Ryo sollte nicht auf deiner Liste potentieller Partner stehen“, versuchte ich ihr wie bei einem Kleinkind einzubläuen und fügte, als ich Maru unter den Gästen erspähte, hinzu: „Aber ich kenne da jemanden, der zu dir passt. Komm mit!“

Ich schnappte mir ihre schmale Hand und zerrte sie quer durch den Verschlag, bis ich bei meinem Klassenkameraden ankam. Eine kurze Vorstellungsrunde später, in der ich endlich mal erfuhr, dass sie Keiko hieß, hatte ich sie an den Mann gebracht. Beide waren verzweifelt genug, um sich auf Anhieb sympathisch zu finden. Die zwei zischten nach einigen Höflichkeitsminuten gemeinsam ab zur Bar und ich war zufrieden mit mir selbst. Ein Problem weniger, um das ich mich kümmern musste.

„Kannst du Maru so wenig leiden, dass du ihm das Hasenzähnchen andrehst?“, fragte Kamenashi, welcher plötzlich neben mir aufgetaucht war.

„Ganz im Gegenteil. Maru kennt Sex nur von Hentais und hat es bitter nötig. Und außerdem sind seine Eltern Zahnärzte. Da lässt sich bestimmt was richten...im wahrsten Sinne des Wortes“, grinste ich verschwörerisch.

„Oh, bevor ich es vergesse: dein Geschenk“, sagte ich und überreichte Kamenashi eine Flatratekarte für Starbucks, für die ich das Mädel hinter der Theke mehr als nur ein wenig bezirzen musste. Im Normalfall erhielt man solche Karten nur unter dem Ladentisch und selbst dann nur als hartgesottener Stammkunde, der wohlüberlegt ausgesucht wurde gegen eine weitere milde Spende. Ein großzügige Finanzspritze meinerseits und der plastischen Verdeutlichung dessen, was ich unter dem Satz „nur unter dem Ladentisch“ wirklich verstand, hielt ich die Karte in meinen Händen.

Kamenashis ungläubiges Gesicht war mir Dank genug und als sich ein kleines Lächeln auf seinen sonst so harten Zügen abzeichnete, war ich regelrecht entzückt. Er sah unglaublich gut aus, wenn er seinen Mund dafür nutzte.

„Danke“, hauchte er und ich konnte den Drang, ihn zu umarmen, nicht länger widerstehen.

„Ich hatte erst ein anderes Geschenk im Sinn gehabt“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Mir entging keinesfalls der leichte Schauer, der ihn durchfuhr, was mich nur mutiger werden ließ. „Ein Blowjob, aber du willst ja, dass das zwischen uns eine einmalige Sache bleibt.“

Mit einem engelsgleichen Grinsen begegnete ich ihm, als ich mich von ihm gelöst hatte und ihm auf Armlänge gegenüber stand.

Das perplexe Gesicht im Anschluss machte mich ganz wuschig.

„Bar?“, fragte ich den etwas überforderten Schulsprecher und erhielt ein weggetretenes Nicken zur Antwort.

Meine Laune besserte sich zusehends, da ich Kame in Sicherheit vor Ryo wusste und erst recht, als ich Taka an der Theke entdeckte.

Mittlerweile mussten wir uns durch eine beachtliche Menschenmenge drängen. Ich ging jede Wette ein, dass der Knirps nur die Hälfte der Gäste kannte. Taka hatte den Rahmen einer normalen Party deutlich gesprengt.

„Hey, Jin!“, begrüßte er mich überschwänglich. Da hatte aber jemand schon einen sitzen.

„Hallo auch“, sagte ich und stellte mich neben ihn.

„Bist du heute mit dem Auto hier?“ Als Antwort orderte ich mir mein nächstes Bier und grinste Taka breit an.

„Super! Wir haben beide keinen Fahrdienst, lass uns volllaufen!“ Wenn das mal keine gute Ansage war, wusste ich auch nicht weiter. Ich ließ mir neues Bier geben und stieß mit dem quirligen Kerlchen an, welcher die Party mehr zu genießen schien als das Geburtstagskind.

Aus den Lautsprechern erklang auf einmal ein Song von One Ok Rock. Miyavi grinste breit und die Meute begann zu grölen. Ich kannte die Lieder der Band mittlerweile recht gut, da dessen Sänger es selbstverständlich nicht versäumt hatte, mir ihre eigens gepresste CD unterzujubeln.

Einige der umstehenden Leute begannen zu fachsimpeln und ich kam nicht umhin, Takas gesangliches Talent anzuerkennen.
 


 

Kame
 

Die Party war im vollen Gange. Ich verabschiedete mich irgendwann unauffällig von der Bar, während die anderen gerade über diverse Gesangstechniken philosophierten. Ich fragte mich ernsthaft woher Akanishi so viel darüber wusste. Ob die Gitarre in seiner Bude doch mehr war als eine schicke Dekoration? Ich versuchte mir seine Singstimme vorzustellen, doch das einzige, was mein Kopf zustande brachte, war eine weitere wispernde Version seines Blowjob-Angebotes.
 

Ich trieb ziellos durch die Menge und stoppte hier und da für ein kurzes Gespräch. Nach einem Plausch mit Maru überließ ich ihn wieder völlig den Fängen der Zahnfee, welche mich überheblich angrinste und anschließend ihre eingehende Mandeluntersuchung fortsetzte. Dies gehörte definitiv zu den Dingen, welche ich in meinem Leben niemals sehen wollte.

Immer wieder schweifte mein Blick zu Akanishi, welcher sich gerade köstlich über einen Kommentar von Taka zu amüsieren schien. Ich wurde aus diesem Kerl einfach nicht schlau. Wollte er mich vorhin nur verarschen? Auch wenn es gar nicht so abwegig war, konnte oder wollte ich nicht daran glauben.

Dieser Zwischenfall brachte mich vollends aus dem Konzept. Akanishis kleiner Porno hatte mich zwar angemacht, jedoch war dies kein Vergleich zu seiner Wirkung auf mich in der Realität. Allein die Erinnerung an seine Nähe, dem heißen Atem an meinem Ohr sorgte dafür, dass meine Lenden erneut verräterisch zu kribbeln begangen. Ich brauchte dringend etwas frische Luft oder ich würde hier mit einem Mordsständer durch die Gegend laufen. Da vor dem Club immer noch eine Menge Trubel herrschte, schlüpfte ich durch den Seiteneingang in eine der kleinen Nebengassen.
 

Kaum draußen angekommen bereute ich es, nicht wenigstens meine Jacke mitgenommen zu haben. Fröstelnd fischte ich eine Zigarette aus meiner Hosentasche und genoss die Ruhe und das Nikotin, während ich die kleine Plastikkarte mit dem Starbucks-Logo betrachtete. Ich dachte immer, diese Flatrate-Karten wären ein Mythos. Ich hatte zumindest noch nie eine gesehen. Es musste Akanishi wirklich Mühe gekostet haben, um hieran zu kommen. Warum tat er das? Wozu noch der Aufwand? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er wirklich auf eine Wiederholung aus war. Auf der anderen Seite war seine zweite „Geschenkidee“ eine regelrechte Einladung.

„Hier steckst du“, riss mich Ryos Stimme aus meinen Gedanken. Schnell verstaute ich die Karte wieder in meiner Hose und deutete auf die Kippe in meiner Hand.

„War dringend nötig.“

„Das hättest du auch drin tun können, ohne dir dabei alles abzufrieren.“ Man hörte sofort, dass der Ältere schon einiges intus hatte. Spätestens sein Schwanken verriet ihn endgültig.

„Hier ist es diskreter“, antwortete ich schlicht. Immerhin waren zu meinem Leidwesen einige meiner Mitschüler anwesend, welche nicht unbedingt etwas von meiner kleinen Sucht erfahren mussten. Das war wohl auch der Grund, warum ich mich mit dem Alkohol zurückhielt, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschte, als mir die Lichter auszublasen. Alternativ könnte das natürlich auch Akanishi übernehmen. Ich befürchtete nur, Ryo wäre nicht sonderlich begeistert, wenn ich ihm dies eröffnete.

Der Ältere wankte bedrohlich in meine Richtung. Nach hinten ausweichen konnte ich nicht, da ich mich bereits an der Mauer befand. Eine Seite war durch eine Mülltonne blockiert und bot daher auch wenige Fluchtmöglichkeiten. Gerade wollte ich mich etwas mehr nach rechts bewegen, als mir Ryo mit seinem Arm den Weg versperrte.

„Wo willst du denn hin?“, säuselte er grinsend und lehnte sich regelrecht gegen mich. Was zum...? Panik stieg in mir auf. Ich konnte es grundsätzlich überhaupt nicht leiden, wenn andere Menschen ungefragt in meine Wohlfühlzone eindrangen. Akanishi war hierbei wohl die sprichwörtliche Ausnahme, welche diese Regel bestätigte.

„Was soll das werden, Ryo?“ So besoffen konnte er doch gar nicht sein, dass er mich mit einem seiner Weiber verwechselte. Ich versuchte mich seiner Nähe zu entwinden, ohne dabei grob zu werden. Wenn er jedoch so weitermachte, würde ich nicht davor zurückschrecken.

„Was denn? Bei Jin hat es dich doch auch nicht gestört, obwohl ich dich vor ihm gewarnt habe.“ Sein Gesicht befand sich nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt Dem Geruch nach zu urteilen war der Trottel wirklich nicht mehr Herr seiner Sinne. Selbst in einer Destille duftete es angenehmer. Entschlossen stemmte ich meine Arme nach vorn und stieß Ryo mit einiger Kraft von mir. Dieser schwankte unkoordiniert und versuchte verzweifelt sein Gleichgewicht wiederzufinden. Das jahrelange Baseballtraining machte sich gerade in solchen Situationen durchaus bezahlt. Ich nutzte sogleich seine momentane Verwirrung und brachte genügend Abstand zwischen uns.

„Was soll der Scheiß?“, forderte ich mit verschränkten Armen eine Erklärung für das Verhalten meines Kumpels.

„Das sollte ich dich fragen Ich bin dir nicht gut genug und diesen Arsch lässt du ran“, lallte mein Gegenüber und versuchte mich trotzig zu fokussieren.

„Du hast zu viel getrunken“, erwiderte ich seufzend. Was hätte ich auch sonst sagen sollen, ohne mich zu verraten. „Vielleicht solltest du lieber nach Hause…“

„Das kann nicht dein ernst sein“, fiel mir Ryo brüllend ins Wort. Gott, wenn er so weiter machte, bekamen alle im Club etwas von dieser semi-dramatischen Szene mit.

„Du hast ihn gehört“, ertönte eine unbekannte, tiefe Stimme direkt hinter mir. „Zieh Leine.“

Ryo blickte erst den Unbekannten und dann mich ungläubig an und schien für einen Moment zu überlegen, ob er es mit dem Fremden aufnehmen sollte. Zum Glück entschied er sich dagegen.

„Du wirst schon sehen, was du davon hast“, zischte er und zog tatsächlich von dannen.

„Netter Zeitgenosse“, murmelte mein Helfer trocken. „Miyavi.“

„Kazuya. Er hat einfach einen über den Durst getrunken“, verteidigte ich meinen Kumpel, jedoch fragte ich mich selbst, ob dies der einzige Grund für Ryos Benehmen war. Bereits seit unserer Ankunft hatte er sich mehr als seltsam verhalten. „Und was ist schon eine Party ohne Drama.“

„Wo du recht hast“, pflichtete mir der andere bei. „Du bist der Ehrengast, oder?“

„Und du der Barkeeper.“

„Dann haben wir ja alles geklärt“, grinste Miyavi einnehmend. Ich mochte den Kerl auf der Stelle.

„Und als Barkeeper wäre es unverantwortlich, dich hier ohne ein Getränk stehen zu lassen. Warte einen Moment.“ Und schon war er verschwunden, nur um wenig später mit einer Kiste voller Flaschen aufzutauchen. Wahrscheinlich wollte er von Anfang an Nachschub holen und traf dabei auf das kleine Szenario. „Hier“, meinte mein Helfer freundlich und hielt mir eine Flasche Sake entgegen, die ich dankbar annahm.

„Ich muss dann wieder. Der Rest hat leider auch Durst.“
 

Wenig später war ich wieder allein und vertrieb mir die Zeit mit einer zweiten Kippe und meiner geschenkten Flasche. Ich versuchte nicht weiter über Ryos seltsames Verhalten nachzudenken. Leider schwenkte mein Hirn alternativ direkt zu Akanishi. Langsam machte mir das wirklich Angst. Ich hasste meine eigene Schwäche, aber die Worte meines Mitschülers hatten sich regelrecht in mein Hirn gebrannt. Auch der Sake half nicht gerade dabei, einen kühlen Kopf zu bewahren sondern katapultierte mich direkt in die „Scheiß doch drauf“-Phase. Achtlos entsorgte ich den Rest meiner Kippe, nahm noch einen großen Schluck aus der Flasche und bahnte mir anschließend meinen Weg zurück durch die Menge. Zwischenzeitlich waren die anderen wohl weiter gewandert, denn ich konnte kein bekanntes Gesicht an der Bar ausmachen. Ich brauchte ein wenig, um den Älteren in der Masse zu finden Die schummrige Beleuchtung war dabei auch keine große Hilfe. Ich fing bereits an, an meinem Vorhaben zu zweifeln, als ich ihn endlich – lässig an einer Wand gelehnt und rauchend – entdeckte.

"Was macht Taka?", erkundigte ich mich nach meinem Kumpel und drücke Akanishi direkt die Sakeflasche in die Hand. Wenn ich das wirklich durchziehen wollte, durfte niemand etwas bemerken.

"Hat definitiv einen über den Durst getrunken. Ich möchte morgen früh nicht mit ihm tauschen."

"Und der Rest?"

"Feiert und säuft würde ich sagen." Gut, es war also unwahrscheinlich, dass uns irgendwer von Bedeutung vermissen würde. Ich atmete tief durch und blickte in Richtung des Ausgangs. Wie weit war es zu dem nächsten Hotel? Fünf Minuten? Zehn? Wir könnten in einer Stunde wieder hier sein.

"Weißt du, rein technisch gesehen wäre es kein Bestandteil meiner Bedingung." Ich konnte an Akanishis Grinsen erkennen, dass er sofort wusste, wovon ich sprach.

"Was spricht dann dagegen?" Alles und dennoch konnte ich nicht anders.


Nachwort zu diesem Kapitel:
TBC

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SKH_Ludwig_2
2015-11-27T17:01:34+00:00 27.11.2015 18:01
Hey^^
Wieder ein Super Kap^^
Hat mir gut gefallen und natürlich bin ich gespannt aufs Nächste XD
LG
Von: abgemeldet
2015-11-27T14:24:58+00:00 27.11.2015 15:24
Perfektes Timing, wenn man im Büro nichts zu tun hat :D

Und Miyavis Auftritt war ja einfach mal göttlich!
Absolut unerwartet und absolut einprägsam. Seine Art, wie ihr ihn hier darstellt, ist einfach klasse!
Ich musste nun echt unwillkürlich grinsen, bei seiner kleinen Unterhaltung mit Kame xD
Ich hoffe, es bleibt nicht nur bei einem Gastauftritt ;D

Zu Ryo... Ja, also... Es machte ihn doch ziemlich unsympathisch und so ein wenig hab ich ja schon gerätselt, ob an seiner "Drohung" nicht was dran ist. Bin gespannt, ob ihr in die Richtung noch was geplant habt ^^'

War auf jeden Fall wieder sehr unterhaltsam!
Schönen ersten Advent :)


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