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Die Ferne des Himmels

Zurück auf los
von

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Manchmal ist die Realität wie ein nicht endender Traum...

Akira
 

Seid ich denken konnte, war ich allein. Meine Eltern waren beide gestorben, als ich noch ein Baby war. Das hatte zur Folge, dass ich einen Teil meines Lebens in einem Kinderheim aufwuchs, fernab von einer glücklichen Familie mit liebevollen Eltern oder Geschwistern.

Von Zeit zu Zeit lebte ich auch in verschiedenen Pflegefamilien, in denen ich mich eher geduldet, als willkommen fühlte. Keine dieser Familien gab mir das Gefühl ein zu Hause zu haben. Ich hatte schon immer das Gefühl irgendwie anders zu sein, nicht rein zu passen. Ich war nur ein kleiner, unbedeutender Punkt in einer großen, kalten Welt. Meine Schüchternheit und mein feminines Aussehen gaben ihr übriges dazu.
 

Wo auch immer ich mich länger aufhielt wurde ich zur Zielscheibe, ohne, das ich wirklich etwas tat.

Mobbing war an der Tagesordnung. In der Schule, sogar in den Pflegefamilien. Bis hin zu Beschuldigungen ich würde die leiblichen Kinder meiner Pflegeeltern auf Umwege führen und mit meinem Aussehen verführen. Sie sagten ich sei selbst schuld, an meiner Lage. Ich sei sogar selbst schuld, wenn man mich anfasste und zu Dingen zwang, die niemals wollte. Nicht selten wurde ich für das Vergehen meiner Ziehgeschwister bestraft, eingesperrt oder mit einem Gürtel geschlagen. Meine Kindheit war ein Spießrutenlauf mit Stolpersteinen vor mir und Pfeilen in meinem Rücken.

Meinen Körper zierten unzählige Narben, aber die schlimmsten Narben zierten meine Seele.
 

Das Einzige was mich aus dieser grausamen, kalten Welt entführen konnte war die Kunst. Ich konnte darin versinken, mir meine eigenen Welten erschaffen. Manchmal stellte ich mir vor, dass die Realität wie ein nicht endender Traum war, aus dem ich einfach nur erwachen musste, so dass meine Traumwelt zur Realität werden konnte. Und auch, wenn ich wusste, dass, das nicht möglich war, so flüchtete ich mich wenigstens in meine eigenen kleinen Welten, solange ich nur malen konnte.
 

Als ich mal wieder in einem Kinderheim gelandet war, zog ich mich vermehrt zurück. In einen kleinen Kunstraum, der zur Anlage des Kinderheims gehörte. Dort malte ich meine Bilder, meine kleinen, heilen Welten, die das Gegenteil meiner Seele wiederspiegelten. Auf meinen Bildern war es hell und warm, in meiner Seele jedoch war es dunkel und kalt. Sie zeigten meine geheimsten Wünsche, die sich seid Jahren in meinen Gedanken manifestierten. Eines Tages wollte ich mich an einem dieser warmen Orte befinden, an denen ich mich zu Hause fühlen konnte. An denen ich keine Angst mehr haben musste nicht gewollt zu sein. Ein Ort, an dem ich eine Familie hatte, die mich liebte.

Trotz allem blieb mein Leben farblos und trist.
 

Bis ich eines Tages, ich war elf, mittem im Winter, ihm, Yoru, das erste Mal begegnete, waren meine Bilder mein einziger Halt in dieser Welt. Eine schöne Illusion. Ein Zufluchtsort.

Ein schlank gewachsener Junge, mit einem hübschen Gesicht, nur ein Jahr älter als ich, belebte meine Illusionen von dem einen auf den anderen Tag. Er sollte mein neuer Zimmernachbar werden.

Yoru stand einfach nur da und streckte mir lächelnd die Hand entgegen. "Hey! Ich bin Yoru, freut mich dich kennen zu lernen. Ich hoffe, dass wir uns gut vertragen werden!", strahlte er mich an, wie der Sonnenschein, den meine schönsten Bilder schmückten. Ein kunstvolles Lächeln, welches ich am liebsten einfangen wollte, damit ich es niemals vergaß.

Doch ich war zu schüchtern, ziemlich wortkark im Umgang mit anderen Menschen. Deshalb schaffte ich es auch nicht mich anderen anzuschließen. Die meisten sahen nur die Oberfläche, und obwohl sie alle, die hier lebten, irgendwas mit mir gemeinsam hatten, hatte ich das Gefühl nicht zu ihnen zu gehören. Yoru war da anders. Ihn interessierte das Alles nie. Von Anfang an nicht. Er sah mich einfach als der Mensch, der ich war und akzeptiere mich. Er schenkte mir seine schönsten Lächeln.

"H...hey...", stammelte ich schüchtern und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, wagte es nicht mal seine ausgestreckte Hand zu berühren, obwohl sie mir ganz deutlich zeigte, dass er mich nicht ablehnte. Ich saß auf dem Bett mit angezogenen Beinen und meiner Zeichenmappe in der ich einige Skizzen einheftete.

Jeder andere hätte mich wohl als ziemlich unfreundlich betitelt, aber er tat es nicht. Stattdessen zog er sich einen der zwei Schreibtischstühle heran und setzte sich mir gegenüber. "Was machst du da?", er betrachtete das wirr herrum liegende Papier auf meinem Bett. "Wow, hast du das etwa gezeichnet?", staunte er. Ich nickte zurückhaltend. "Das ist ja der Wahnsinn! Ich beneide dich. Ich wünschte ich könnte so gut zeichnen!", teilte er mir unverbindlich mit. "Darf ich mir deine Bilder mal näher ansehen?" fragte er mit einem hell leuchtenden Lächeln. Ich nickte. Das nahm er zum Anlass von seinem Stuhl aufzu stehen und sich zu mir auf die Bettkante zu setzen. Er nahm einige der Skizzen in die Hand und betrachtete sie. Da waren einige, die einfach nur aus Bleistift bestanden, andere, die ich mit Bundstiften ausgemalt hatte. Er hielt die Bilder immer wieder hoch und bestaunte sie mit einem klaren Blick. "Sag mal, Zeichnest du auch auf Leinwand?", wollte er wissen. Wieder ein zurückhaltendes Nicken. "Nimmst du mich irgendwann mal mit, wenn du auf Leinwand zeichnest? Ich würde gern mal deine fertigen Bilder betrachten!", teilte er mir voller Vorfreude mit. Erneut nickte ich. Yoru grinste. "Also abgemacht!", beschloss er und hielt mir den kleinen Finger hin. Ich wusste nichts damit anzufangen und starrte ihn einfach nur an. "Na los, du musst mit deinem kleinen Finger einharken, das gild als Versprechen, das nicht gebrochen werden darf.", erklärte er mir. Zögerlich starrte ich weiter auf seinen Finger. Sollte ich es wagen?

Sollte ich ihm vertrauen?

"Magst du nicht?", fragte er mit geschürzten Lippen. Ich konnte es mir nicht erklären, aber irgendwie hatte es was Sympatisches und ich harkte ein. Darauf strahlte er wieder. "Also versprochen!", freute er sich.

Dann stand er wieder auf und sortierte seelenruhig seine Kleidung in den Schrank ein. Dabei summte er eine fröhliche Melodie, die ich nicht kannte. Ich wusste nicht warum, nur schien es mir, als sei er trotz seines Schicksals nicht wirklich unglücklich.
 

Ein bewundernswerter Mensch, der mit jedem auskam und sich nicht wie ich abschottete, sondern seine Welt in all ihren Farben und Fasseten bewunderte. Für ihn war diese Welt scheinbar kein farbloser, trostloser Ort ohne Wärme. Aber, dass war nicht die ganze Wahrheit.

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Das Abendessen fand im großen Speisesaal statt. Überall saßen kleine Grüppchen. Nur ich saß alleine an einem Tisch. Großen Appetit hatte ich nicht. Yoru war sofort, sobald er den Raum betrat, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Alle interessierten sich für ihn, besonders die Mädchen. Aber er hob mit keinem Schritt, den er tat ab. Sein erster Blick gald keinem dieser Menschen. Sein erster Blick, gald mir. Mir! Den niemand mochte. Den niemand als Menschen wahrnahm. Sobald er mich sah, winkte er mir fröhlich zu. Dann verschwand er und tauchte kurz darauf wieder mit seinem Essen neben mir auf und setze sich neben mich.

"Wieso bist du vorhin so schnell verschwunden? Ich dachte wir gehen zusammen zum Abendessen.", schmollte er. Ich sah kurz zu ihm auf, dann senkte ich den Blick und stocherte in meinem Essen herum. Hinter uns herrschte ein Getuschel, dass mir ziemlich unangenehm war, aber Yoru kümmerte sich nicht darum. Er schien deswegen eher eingeschnappt. So hatte noch nie jemand auf mich reagiert. Den anderen war ich immer egal, aber ihm nicht.

"Weiß auch nicht...", murmelte ich schulterzuckend.

"Akira, Akira, so kannst du doch nicht mit deinem Zimmernachbarn umgehen.", stellte er für sich fest. "Schließlich wünsche ich mir, dass wir uns gut verstehen.", erklärte er mir. "Gut verstehen.", murmelte ich. Yoru nickte und sah dann zu meinem Teller. "Hast du denn keinen Hunger?", wollte er wissen und ich schüttelte den Kopf, was aber nicht ganz der Wahrheit entsprach. Mein Körper verlangte sehr wohl danach, aber ich hatte keinen Appetit. Mir war jedes Mal, als müsste ich mich übergeben, wenn ich etwas aß und bekam Bauchschmerzen. Das hatte einen Grund.

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Seid dem ersten Tag auf an folgte Yoru mir wie ein Schatten. Stehts war er bei mir, beschützte mich, erhellte meine Welt, die immer so dunkel erschien, mit seinen unverkennbaren, kunstvollen Lächeln. Yoru wurde mein allerbester und einziger Freund auf dieser Welt. Mit ihm hatte ich das Gefühl, dass aus meinen eigenen, kleinen Welten tatsächlich ein Stück Realität werden konnte und aus unserem Versprechen vom ersten Tag wurde tägliche Rotine.
 

"Deine Bilder sind immer so wunderschön, Akira. Aber ich habe irgendwie das Gefühl,...dass sie wie aus einer anderen Welt sind. Das wurde mir nach und nach klar.", erläuterte er mir eines Tages seine Beobachtung. "Aus einer anderen Welt?", echote ich. Yoru nickte. "Aus einer anderen Welt.", wiederholte er. "Außerdem finde ich, dass die Bilder, die du mir anfangs gezeigt hast, irgendwie unecht wirkten, wärend deine neuen Bilder viel mehr Leben ausstrahlen.", erklärte er weiter.

Das brachte mich dazu mich in diesem Raum um zu sehen. Hier lagerten nur meine Bilder, weil dieser Raum ausschließlich von mir benutzt wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite, standen einige der älteren Bilder und neben mir einige der Neueren. Da erkannte ich es. Jedes einzelne Bild, dass ich malte, war wie aus einer anderen Welt, weil sie alles das abzeichneten, was ich nicht hatte. Aber erst die Bilder, die ich in seiner Gegenwart malte wurden wirklich lebendig, weil sie das zeigten, was ich in seiner Gegenwart fühlte. Weil es mit ihm an meiner Seite Realität wurde.

An diesem Tag lächelte ich das erste Mal seid Jahren. Yoru lächelte ebenfalls und alles Stille um uns herum war voller Leben.

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"Akira? Ist alles gut?", rief er, wärend er besorgt an die Toilettentür klopft und die spottenden Worte unserer Heimmitbewohner ignorierte. "Hör schon auf, das ist doch sinnlos. Der kotzt ständig, dass ist doch nichts neues. Das hast du doch sicher auch schon mitbekommen.", hörte ich sie lachend sagen. "Hört auf so über ihn zu reden und verzieht euch! Das ist nicht witzig!", verteidigte er mich, wofür ich ihm wirklich dankbar war und gleichzeitig verfluchte ich mich dafür so schwach zu sein. So dass er ständig das Gefühl hatte, mich beschützen zu müssen.War ihm das nicht irgendwann zu wider?
 

Ich hing über der Toilettenschüssel und übergab mich wie so oft. Das Essen heute wollte einfach nicht drin bleiben. Dabei hatte ich mich doch so bemüht meinen knurrenden Magen damit zu füllen. Für Yoru, um ihn glücklich zu machen.

Erst, als ich fertig war, öffnete ich still die Tür und schlich an ihm, in den bereits leeren Raum, vorbei. An einem Waschbecken spühlte ich mir den Mund aus. "Akira? Schon wieder der Magen?", ich nickte. Yoru seufzte. "Das ist meine Schuld oder? Ich hätte dich nicht dazu überreden sollen etwas mehr zu essen, als ein halbes Stück Brot.", er machte sich deswegen Vorwürfe, obwohl er doch gar nichts dafür konnte.

"Was ist nur passiert, dass du dich ständig übergibst? Das hat doch irgendeinen Grund.", forschte er der Ursache nach. Ich nickte, brachte aber keine erklärenden Worte über die Lippen, sondern schwieg.
 

Vier Wochen hatte er es sich mit angesehen, wie ich mich spätestens jeden dritten oder vierten Tag übergab, hielt immer den Mund und nun hielt er es offentsichtlich nicht mehr aus. Er bohrte nach und eines Nachts, als wir nicht schlafen konnten, erzählte ich es ihm.
 

"Was? Sie haben dir verdorbenes Essen untergemischt?", seine Stimme klang zu tiefst schockiert. "Ja. Seiddem krieg ich...Essen kaum runter.", sagte ich leise in die Dunkelheit. "Es passierte in einer der Pflegefamilien. Eines Tages wurde ich deswegen ins Krankenhaus eingeliefert, mit unerträglichen Magenschmerzen. Sie haben mich gezwungen zu essen...Sie haben gedroht meine Hand zu zertrümmern...wenn ich es nicht tue.", erwiederte ich und drückte mein Gesicht in das Kissen. Es herrschte bereits Nachtruhe. "Was für eine Gemeinheit! Sowas darf man absolut niemandem antun! Die hätten das mal selbst essen sollen, damit sie wissen wie das ist!", schimpfte Yoru vom Bett über mir. "Ja...", erwiederte ich nur leise. "Du musst stärker werden Akira! Damit dir sowas nie wieder passiert! Damit du eines Tages glücklich und zufrieden leben kannst!", erklärte er mir mit kampfesstarker Stimme. Nur wie sollte ich das machen? Ich wollte so gerne stark sein. Für ihn, würde ich alles tun. Ich wusste nur nicht wie. Yoru war mir so nah wie noch niemand auf dieser Welt. Yoru war stark, so stark, wie ich nie sein würde.

"Aber du, Akira...", flüsterte er mir plötzlich verheißungsvoll zu. "Hm?", "Egal was passiert. Ich werde dich trotzdem immer beschützen!"

Diese warmen Worte hallten noch bis zum nächsten Morgen in meinen Ohren wieder, wie ein Echo aus einer anderen Welt. Wie einer meiner unzähligen Träume, die sich mit ihm Stück für Stück erfüllten.
 

Und ich dachte, es würde für immer so weiter gehen...
 

*
 

Drei Jahre später.

Mit den Jahren, wuchs unsere Zuneigung für einander immer mehr an. Yoru war mein ganzes Glück, mein Halt. Er war der Mensch, der mich das Gefühl der Liebe lehrte. Er war da, wann immer ich ihn brauchte, brachte mich zum lachen, nahm mich in den Arm zu jeder Gelegenheit, die sich ihm bot und erfüllte mich mit seiner Wärme. Er war der Einzige, der mich je berühren berühren konnte, ohne, dass ich Angst vor all den Dingen bekam, die man mir einst angetan hatte.

Nachts hielt er mich im Arm und sorgte dafür, dass ich ruhig schlafen konnte, da ich oft an Alpträumen litt. Natürlich passten wir gut auf, so das uns keiner erwischte. Immer wenn die Zimmervisite vorbeigezogen war, schlich er sich zu mir ins Bett. Dann kicherten wir leise vor uns hin.

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Wie nah wir uns standen, blieb irgendwann auch den anderen Jugendlichen unter uns nicht verborgen.

Wann immer Yoru nicht bei mir war nutzten sie die Chance mich zu fertig zu machen. Da Yoru ein Jahr älter war, gingen wir nicht in die gleiche Klasse. Unsere Klassen waren nicht mal im selben Trakt, da die zehnte Klasse und auch die Oberstufe in einem anderen Takt untergebracht waren. Uns trennte ein ganzer Schulhof und lange Flure. Da war es ein Leichtes für meine Mitschüler mich in der Pause zu verschleppen und fertig zu machen.

Irgendwo in einem abgeschiedenen Winkel der Schule landete ich hart auf dem Boden. Meine Handflächen, Ellenbogen und Kni schmerzten vom Aufprall auf die nackte Haut. Über mir mehrere Schatten.

"Hmm, seht ihn euch doch mal genauer an. Der Kleine sieht aus wie ein Mädchen. Kein Wunder, dass die Typen auf ihn stehen.", grinste Sedrik, der Anführer der Gang, dreckig. Seine Kumpel lachten. "Tz! Sag mal Akira, wurdest du von deinem Freund auch schon mal so richtig durchgenommen? Ich würde ja gerne wissen wie deine Stimme so klingt, wenn man dir so richtig zeigt wo's lang geht.", grinste Sedrik und leckte sich die Lippen. Als die Schatten sich über mir verdunkelten, wurde meine Angst fast unermesslich. Sie waren zu nah, viel zu nah!
 

Stumme Schreie...die immer nur den einen Namen riefen. Tränen, die den Schmerz verwischten.
 

Yoru...!
 

Yoru...!!
 

YORU...!!!

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"Akira! Akira! Hey! Gott sei Dank, du bist wieder wach", hörte ich eine besorgte Stimme neben mir. Ich spürte einen Händedruck, der mir nicht unbekannt war und auch diese Stimme drang an mein Ohr wie keine zweite. Er war es. Yoru! Trotzdem...zog ich erschrocken meine Hand weg. Denn als ich aufwachte spielten sich die Bilder wieder vor meinen Augen ab und ich schrie erschrocken auf, völlig hystherisch und Angst erfüllt. Immer wieder ein nein. Ein lautes, "NEIIIIN!"

"Akira! Es ist vorbei! Sie werden dir nichts mehr tun!", versprach er mir immer wieder. So lange bis ich es endlich glaubte, oder der Angst und den Tränen müde war und mich zitternd an ihn drückte. Zitternd vor Schmerzen, die meinen ganzen Körper durchfuhren.
 

Ich musste einige Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Yoru besuchte mich jeden Tag.
 

Seid es ihn an meiner Seite gab, hatte ich das Gefühl geliebt zu werden, eine Familie zu haben. Dennoch hatte ich in diesem einen Moment Angst vor ihm gehabt. Der Moment in dem er mich berührte.

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"Zwei Tage also.", murmelte ich in mich hinein. "Ja, die Ärzte sagten, dass der Schock wohl so groß war, dass du das Bewusstsein verloren hast, um dich damit zu schützen. Dann hast du zwei Tage durchgeschlafen.", erklärte Yoru mir, als wir wieder ins Heim zurückgekehrt waren, da ich im Krankenhaus nicht in der Lage war mir irgendwas anzu hören. Ich wollte einfach nur zurück in diesen Raum, in dem ich mit Yoru lebte.

Dieser saß an meinem Bett, hielt meine Hand, als bedrückte ihn irgendwas. In die Schule konnte ich immer noch nicht gehen. Ich vergrub mich in diesem Zimmer, in dem ich nun schon drei Jahre mit ihm lebte, ohne, dass sich irgendein Erwachsener für uns interessierte. Aber das sollte sich schneller ändern, als mir lieb war. Von den einen, auf den anderen Tag veränderte sich mein ganzes Leben erneut.
 

Yoru drückte wieder meine Hand, presste kurz die Lippen zusammen.

"Du Akira, ich muss dir etwas sagen...auch wenn es jetzt unpassend ist.", rückte Yoru plötzlich herraus. Es kam völlig unerwartet.

Ahnend, dass mir seine Neuigkeit nicht gefallen würde, schaute ich zu ihm auf. Schon bevor er seine Worte über die Lippen brachte zerbrach mein Herz schmerzvoll in Scherben.

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Schluchzend klebte ich an Yoru, der sanft über meine Haare streichelte.Neben uns standen seine gepackten Koffer. "Sei nicht zu traurig, Akira. Wir werden uns ganz bestimmt wiedersehen. Das verspreche ich dir! Selbst, wenn es in einem anderen Leben sein sollte!"

Ich schüttelte den Kopf. Konnte und wollte es nicht glauben. Sollte das etwa alles gewesen sein? Wieso war das Schicksal nur so schrecklich grausam? Wieso nahmen sie nicht uns beide? "Aber, ich will nicht dass du gehst! Du bist doch der Einzige der mich versteht, der Einzige, der für mich lächelt!", schluchzte ich verzweifelt.

Dieses Lächeln, dass so schön war, dass ich es malen wollte, damit ich es niemals vergaß, damit ich es für immer festhalten konnte und niemals verlor. Warum hatte ich es nur nicht getan?

"Dann will ich dir eines schenken!", sagte Yoru plötzlich und ließ mich los. "Yoru?", er kramte in meiner Tasche herum und holte eine Sofortbildkamera herraus. Ich wusste gar nicht dass er so etwas besaß.

Dann drückte er mich wieder an sich, drückte sein Gesicht an meines und strahlte wie die Sonne.

"Komm schon Akira, du musst auch lächeln!", befahl er grinsend und tatsächlich lächelte ich. "Noch einmal!"

Noch einmal...Zwei Fotos...eines überreichte er mir, das Andere behielt er für sich.
 

"Yoru. Es wird Zeit!", rief die Erzieherin diesen unerbittlichen Moment herbei, an dem er meine Hand das letzte Mal berührte und ein letztes Mal für mich lächelte. "Jahaa..Bin ja schon da.", antwortete er. Dann drückte er mich noch einmal an sich, "Akira, vergiss mich nich!", bat er mich. Ich weinte. "Niemals!", ich konnte spüren wie er lächelte. "Akira..", flüsterte er in mein Ohr und sagte mir diese letzten drei Worte, die mir den Atem raubten. Das Foto drückte ich fest an mich und ehe ich mich versah, war er aus meine Leben verschwunden.

Ganz plötzlich und unerwartet.

Eine ganze Zeit schrieben wir noch Briefe, bis diese eines Tages unbeantwortet zurück kehrten und der Kontakt brach ab....seid unserem Abschied, sah ich ihn nie wieder...
 

*
 

Nur ein halbes Jahr später wurde auch ich adoptiert, und wechselte die Schule noch einmal, da ich sie nach dem Vorfall auch schon gewechselt hatte...Nun aber bedingt durch den Umzug. Die Familie, in der ich nun lebte gab sich wirklich viel Mühe mit mir und zeigte mir das ich aufs herzlichste willkommen war und dennoch gewöhnte ich mich nie daran. Trotz allem schotte ich mich ab und vergrub mich wieder in meine Bilder und die Realität wurde wieder zu einem Traum aus dem ich aufwachen wollte.

Auch auf meiner neuen Schule war ich das Opfer. Nur mit dem Unterschied, dass der Feind, der mich am meisten trietzen sollte, es nur selten tat und meistens ein stiller, kalter Beobachter war und irgendetwas an sich hatte, was mich sehr traurig stimmte. Irgendwie wusste ich, dass er eine schwere Last mit sich trug, die ihn eines Tages zu erdrücken drohte.

Eines Tages, als ich mal wieder gemobbt wurde, trat er in die Menge und hielt seinen Kumpel, der fast immer an ihm klebte zurück. Ich wusste, dass dieser Billy mir helfen wollte und ich sah, dass Benjamin ihn aufhielt, als ahnte er, dass seine Tat ungeahnte Kräfte in mir freisetzte. Denn es war das erste Mal, dass ich mich wehrte. Auch, wenn eine Mitschülerin mir schließlich doch helfen musste, so erkannte ich das erste Mal, dass ich nicht völlig wehrlos war...

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Doch auch hier saß ich am liebsten im Kunstraum, wo fast nie jemand hinkam, außer zum Unterricht, wenn es unbedingt sein musste.

Ich malte meine Bilder, immer in dem festen Glauben, dass sie mich eines Tages wieder zu Yoru bringen würden.

Denn Yoru war der erste Mensch, der mich mit einem Lächeln beschenkte, der erste...der mich zum lächeln brachte.
 

Der erste, der mir seine Gefühle gestand, der Erste für den ich das Gleiche fühlte...
 

Akira...Ich liebe dich...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Neko-Tenshi
2014-11-15T18:16:03+00:00 15.11.2014 19:16
OMG QwQ
So schöööööön!! Ich hätte fast geweint hätte ich mich nicht zusammengerissen :c
Von:  Morphia
2014-11-11T22:57:56+00:00 11.11.2014 23:57
Das Kapitel ist wahnsinnig gut geschrieben. *o* Es las sich richtig schön, obwohl es so traurig war.

Antwort von:  Midnight
12.11.2014 00:10
Danke, ich musste weinen, als ich es geschrieben habe T_T
Aber so ist es nun mal, Akiras trauriges Schicksal.
*schnief*


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