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Family Bonds

~ Sequel zu Close Distance ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Titel: Family Bonds
Teil: 67/x
Autor: cu123
Fanfiction: Weiß Kreuz
Kommentar: Crawford befragt Nagis Vater ^^#
Disclaimer: not my boys, no money make… Komplett anzeigen

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"Es war ein Zusammentreffen widriger Umstände"

"Crawford…"

Hitze brannte sich in seine Seite, als er langsam die Augen öffnete. Er brauchte viel zu lange, um sich zu orientieren, es fühlte sich an, als hätte er Watte im Kopf. Doch dieses Mal war es kein Krankenhausbett, in dem er erwachte und die verweilende Müdigkeit hatte ganz natürliche Ursachen. Oder vielleicht auch nicht ganz so natürliche, schränkte er ein, als sich die Hitze an seiner Seite als Schneider herausstellte, der am Rand der Couch Platz genommen hatte. Auf der er… geschlafen hatte.

Braune Augen verengten sich, doch der Deutsche nahm seine Reaktion nur zum Anlass, ihm ein Lächeln zu schenken und ihm dann seine Brille zu reichen.

Er nahm sie an, musterte den Älteren dann aber wieder. "Warum haben Sie das getan?" Denn er wäre auf keinen Fall einfach so hier eingeschlafen.

Schneider schien sich keiner Schuld bewusst zu sein, lächelte schon wieder. "Du wolltest nicht zurück ins Hotel. Aber du hast Ruhe benötigt."

"Was Sie ganz einfach einseitig entschieden haben…" Trotz seiner unwirschen Worte wich er nicht der Hand aus, die an seine Wange gelegt wurde.

"Nein, nicht allein", wurde klar gestellt. "Ich habe vielleicht den letzten Anstoß gegeben, aber entschieden hat dein Körper für dich." Der Daumen streichelte über seine Lippe. "Und wenn du ehrlich bist, bist du immer noch müde. Ich habe dich nur geweckt, weil Frau Reiß' Team erfolgreich zurückgekehrt ist."

Dummerweise konnte er der Einschätzung des Älteren nicht widersprechen, da ihn sein Körper in diesem Moment wieder verriet, als er gähnte. Doch dann konzentrierte er sich ganz auf Schneider. "Naoe hatte keinen Verdacht geschöpft und versucht zu fliehen?"

"Nein, gar keinen. Was wir wahrscheinlich Parks zu verdanken haben. Es scheint ihn einiges an Mühe gekostet zu haben, Naoes Widerstand zu brechen und das hat dessen Urteilsvermögen eingeschränkt, wenn auch nicht dessen Fähigkeiten."

Frau Reiß' Team war nicht nur zurück, sondern sie hatten die Zielperson auch schon verhört.

"Natürlich. Dich früher zu wecken wäre auch ziemlich sinnlos gewesen, wie du zugeben musst."

Musste er nicht, wenn er dazu einfach schwieg. Was er auch tat. Stattdessen konzentrierte er sich wieder auf den eigentlichen Gegenstand ihrer Unterhaltung. "Warum sein Interesse an uns – und an Nagi? Wusste er, mit wem er es zu tun hatte?"

Schneider zögerte für einen Moment, bevor so etwas wie Ironie dessen Züge streifte. "Natürlich wurde er nicht direkt danach befragt." Schließlich wollte Schneider die Verbindung nicht offenkundig machen, jedenfalls nicht von sich aus. "Doch meiner Einschätzung nach hat er hat keine Ahnung. Es war ein Zusammentreffen widriger Umstände."

"Schon wieder?", rutschte es ihm heraus, bevor er die Worte aufhalten konnte. Aber letztendlich stimmte es, ihm kam allmählich die ganze Sache hier wie ein einziger großer Zufall vor.

Die Hand glitt jetzt weiter, strich schwarze Strähnen zurück. "Sehr vieles ist eher eine Folge von Herrn Walters Interesse an uns. Daher seine Geschäfte in Japan. Womit er auch Mitarbeiter von hier benötigte. Und Naoe wollte unbedingt weg von hier. Herr Walter hatte keine Probleme damit, ihm das zu ermöglichen. Es ist noch nicht lange her, dass Naoe wieder nach Japan zurückgekehrt ist. Für Herrn Walter hat er aber unverändert gearbeitet."

Er runzelte die Stirn, als er plötzlich verstand. "Herr Walter hatte ihn eigentlich auf uns angesetzt – oder jedenfalls seine Leute und Naoe hat es übernommen. Und du hast über Parks von ihm erfahren, weil der wiederum Naoe auf das Büro angesetzt hatte und daher glaubte, dass du deswegen an ihm interessiert warst."

"Hm, das auch… Aber Nagis Vorstöße waren ebenfalls daran schuld. Als er über Herrn Walter recherchiert hat, ist damit auch Naoes Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt worden."

Stimmt, das sollte man nicht außer Acht lassen. Doch das änderte an einer Sache nichts… "Aber Herr Walter wollte uns doch in Ruhe lassen, nachdem er gemerkt hat, dass ich nicht zur Verfügung stehe." Bevor es wirklich registrierte, hatte er sich gegen den älteren Mann gelehnt, weil die Wärme allmählich zu viel wurde, um ihr weiter widerstehen zu können.

"Und die Leute hier hatten die entsprechende Anweisung erhalten. Allerdings hatte er da schon gemerkt, wie gut Nagi ist und hat den Kontakt von sich aus aufrechterhalten."

Kurz schloss er die Augen und so etwas wie Amüsement streifte seine Züge. "Er wusste die Herausforderung zu schätzen, so wie Nagi auch."

Darauf musste Schneider nicht antworten und so sprach er einfach weiter.

"Ihre Interessen scheinen sich sehr zu ähneln. Es ist eine Verschwendung…"

"Es hat dafür gesorgt, dass Nagi bei uns gelandet ist. Von daher würde ich es nicht als Verschwendung bezeichnen." Natürlich wusste Schneider, was er gemeint hatte.

Er gab ein leises Schnauben von sich. Doch er konnte nicht widersprechen. Und da seine Gedanken in diesem Moment bei Nagi weilten, stellte er die offensichtliche Frage. "Hat Nagi sich inzwischen gemeldet? Wenn er mit Herrn Malcom in Kontakt geblieben ist, weiß er doch sicherlich, dass wir seinen Vater inzwischen haben."

Ein knappes Nicken war die Antwort darauf. "Er weiß es. Und auch mit etwas Abstand hat er seine Meinung nicht geändert. Nagi will nichts mit ihm zu tun haben. Ich bezweifle, dass sich jetzt noch etwas daran ändern wird." Schneider legte eine kurze Pause ein, in der er sich die Aussage durch den Kopf gehen lassen konnte und feststellte, dass er der gleichen Meinung war. Doch gleich darauf wurde er abgelenkt, durch das, was der Deutsche als nächstes sagte. "Allerdings werde ich den Eindruck nicht los, dass du noch nicht mit ihm abgeschlossen hast." Eisblaue Augen musterten ihn, er konnte den Blick spüren, auch wenn er es gerade nicht sah. "Willst du Naoe noch befragen? Ich kann dafür sorgen, dass ihr unter euch seid."

Bei diesem Angebot raffte er sich doch dazu auf, sich zurückzulehnen und die Wärme aufzugeben. Ihre Blicke trafen sich und nein, Schneider hatte keinen Scherz gemacht. Was dann wohl hieß, dass ein Teil von ihm wirklich mit dem Mann reden wollte, ohne dass es ihm bisher bewusst geworden war.

Die Erkenntnis wurde ihm vom Gesicht abgelesen, wenn sich Schneider die Information nicht einfach nur aus seinem Kopf herausholte und er erntete ein schmales Lächeln dafür. "Vielleicht versuchst du doch noch, den Begriff Familie zu verstehen."

Er verzog unwillkürlich das Gesicht, doch Schneider ließ nicht zu, dass er es abwandte. "Du bist erwachsen, Crawford", wurde er leise ermahnt.

Das genügte, um ihn den Älteren anblitzen zu lassen. "Und damit kann ich auch entscheiden, das Ganze hinter mir lassen zu wollen."

Schneider widersprach ihm nicht, musterte ihn lediglich wieder für ein paar lange Sekunden. Dann lehnte sich der Deutsche vor und küsste ihn. Was Anreiz genug war, die aufgetauchten Erinnerungen wieder zurückzudrängen. Er wurde erst wieder freigegeben, als sein Kopf wie leergewischt schien und seine Finger krallten sich in Schneiders Schultern, während er zu Atem zu kommen versuchte.

Schneider zog ihn enger an sich heran und für einen Moment knisterte Energie zwischen ihnen, als es zur Abwechslung mal der Telepath war, der etwas Kontrolle verlor, doch gleich darauf wurde dessen Talent hinter die gewohnten Schilde gezwungen. In einer an diesem Tag beinahe schon vertrauten Geste legte sich dann eine Hand über seine verheilte Wunde, woraufhin ein Schauder durch ihn lief und er barg das Gesicht am Hals des Älteren. Ihm gefiel dieser Stimmungsumschwung nicht und es war nicht der erste. Anscheinend war er nicht der einzige hier, der etwas Ruhe benötigte oder auch einfach nur mehr Abstand. Aber vorher… würde er das Angebot annehmen. Weil es dadurch ganz einfach sein würde, dieses Kapitel abzuschließen. Und damit er die Antworten hatte, falls Nagi irgendwann doch einmal fragen sollte.

Überraschend lief ein leises Lachen durch Schneider und dann löste sich der Deutsche von ihm. "Hm, du hast Recht. Wir sollten es hinter uns bringen. Und dann werde ich dich zurück ins Hotel schaffen und dir noch einen weiteren Tag Ruhe verordnen. Immerhin gibt es inzwischen nichts mehr, was du unbedingt erledigen – oder erfahren – musst, nicht wahr?" Letzteres mit einem schmalen Lächeln, das es ihm ausgesprochen schwer machen würde, zu widersprechen. Doch ein Argument fehlte ihm sowieso, so dass er sich nichts daraus machte. Langsam kam er auf die Beine, ließ zu, dass Schneider ihn ohne jede Notwendigkeit stützte. Er fühlte sich immer noch müde, doch nachdem er stand, klärte sich sein Kopf weiter.

"Willst du vorher noch etwas essen?"

"Später ist noch genug Gelegenheit dafür…" Vielleicht nicht die richtige Zeit, aber die war es in diesem Moment auch nicht mehr. Sein Blick schweifte zum Fenster ab, von wo pechschwarze Nacht hereinstarrte.

Kein Widerspruch, lediglich Hände, die rasch aber sorgfältig seine Kleidung richteten, anschließend seine Krawatte zurechtrückten.

Seine Mundwinkel zuckten, immerhin war er kein Invalide und konnte das sehr gut selbst erledigen, aber er ließ es sich gefallen.

Und dann führte Schneider den Weg an, der wieder wie leergefegt schien. Wobei es dieses Mal aber vor allem an der Zeit liegen könnte. Möglicherweise. Wieder zuckten seine Mundwinkel, doch als sie ihr Ziel schließlich erreichten, färbte nicht einmal eine Erinnerung an das Amüsement seine Miene.

Es war der bekannte Raum, nur dass er nicht mehr Parks beherbergte, sondern Naoe. Alles die Arbeit eines Tages. Was dieses Mal an seinen Mundwinkeln zog, war ganz sicher kein Lächeln.

Eine Hand legte sich flüchtig auf seine Schulter, bevor Schneider nach dem Telefonhörer griff, leise hineinsprach, anschließend sachte auflegte. Das hieß dann wohl, dass sie jetzt wirklich unter sich waren.

Er stand unwillkürlich etwas aufrechter, blickte durch die Scheibe auf ihren Gast. Man konnte beinahe einen Eindruck von Déjà-vu bekommen, nicht wahr? Seine Hand presste flach gegen sein Hosenbein, damit sie sich nicht zur Faust ballte, und er atmete tief durch. Sein Gleichgewicht zurückgewonnen trat er von der Scheibe weg und auf die Tür zu, hatte sie gleich darauf durchschritten.

Anders als Parks sah Naoe ihm entgegen, anscheinend war es sehr viel leichter gewesen, die benötigten Informationen vom Japaner zu erlangen. Aber das war auch kein Wunder, schließlich handelte es sich um einen Talentlosen. Begabt auf seinem Fachgebiet, doch ihnen konnte Naoe nichts entgegensetzen.

Der andere Mann musterte ihn äußerlich gefasst, doch er bezweifelte, dass es in ihm genauso aussah. Und er konnte Nagi in ihm wiedererkennen. "Warum haben Sie es getan?" Die Frage rutschte einfach so aus ihm heraus, doch wenigstens schaffte er es, jegliche Emotion herauszuhalten.

Ihn traf ein scharfer Blick, analysierend. "Erfahre ich jetzt endlich, warum ich hier bin?" Und wieder wurde er an Nagi erinnert.

Er lehnte sich gegen die Tür zurück, die er hinter sich geschlossen hatte, verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich denke nicht, dass wir Ihnen irgendwelche Antworten schuldig sind."

"Das bin ich Ihnen auch nicht, sie sind nicht von der Polizei, und trotzdem verlangen Sie welche von mir."

Ein unfreundliches Lächeln war alles, was er für eine lange Minute als Reaktion darauf hatte. Dann ließ er ein Schulterzucken folgen. "Nun, anders als Sie können wir Sie aber dazu zwingen, zu antworten. Nicht wahr?" Letzteres absichtlich gedehnt.

Wieder ein analysierender Blick. "Wollen Sie mir drohen? Bisher ist keine Gewalt angewandt worden."

Sein Kinn hob sich um ein paar Millimeter und auch wenn es ihm nicht bewusst war, wies ihn seine Haltung in diesem Moment eindeutig als Rosenkreuz-Abgänger aus. "Wir haben es nicht nötig, Gewalt anzuwenden. Wir sind an unsere Antworten auch so gelangt."

Und er konnte regelrecht zusehen, wie die richtigen Schlüsse gezogen wurden. Nagi hatte seinen Verstand eindeutig vom Vater geerbt. Und der Mann hatte sicher nur Nagi als Anhaltspunkt, denn wenn er von Herrn Walters besonderen Mitarbeitern wüsste, so würde er kaum für ihn arbeiten. Somit war die schnelle Schlussfolgerung beinahe bewundernswert.

"Sie sind wie er." Dann wurde der Mann blass und schob den Stuhl zurück, um mehr Abstand zu gewinnen. "Sie – und die anderen von vorhin auch?" Naoe hielt sich die Hand vor den Mund, als würde ihm schlecht werden.

"Ah, Sie haben sich also daran erinnert, dass Sie einen Sohn haben." Er stieß sich von der Tür ab und verkürzte den Abstand zwischen ihnen, mit voller Absicht. "Also, warum haben Sie ihn allein zurückgelassen? Wissen Sie überhaupt, was Sie ihm damit angetan haben?" Dieses Mal ballte sich seine Rechte zur Faust.

Naoe wurde stocksteif, ob vor Wut oder aus einer anderen Emotion heraus, konnte er nicht beurteilen. Das Gesicht war jetzt kalkweiß und die braunen Augen brannten ihn daraus heraus an. "Ist es das? Hat er sich noch mehr seiner Art gesucht und auf mich gehetzt?"

Und auch wenn er sich einst geschworen hatte, sich nicht mehr die Hände schmutzig zu machen, so schlug er jetzt zu. Präzise. Denn ihm den Kiefer zu brechen, würde ihn nur am sprechen hindern. "Sie sollten nicht über ihn reden, als ob er kein Mensch wäre." Anders als seine Reaktion zuvor fielen seine Worte völlig ruhig aus.

"Und wie soll ich sonst über ihn reden?" Der andere Mann biss die Zähne zusammen. "Er hat seine Mutter umgebracht mit diesen verfluchten unnatürlichen Fähigkeiten."

Er stand sehr still und schloss für einen Moment die Augen, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Es war also, wie sie vermutet hatten. Aber wie konnte man Nagi die Schuld daran geben? Und als er schließlich antwortete, mischte sich Bitterkeit mit Enttäuschung in seinen Worten. "Er ist ein Kind gewesen. Es ist nur natürlich, dass er keine vollständige Kontrolle hat." Er wartete keine Reaktion ab, sondern wandte sich ab und verließ den Raum.
 

~TBC~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich denke, Crawford kann eher die Kontrolle verlieren, wenn es um sein Team geht, als wenn er selbst betroffen ist…
cya, cu ^-^ Komplett anzeigen

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