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Family Bonds

~ Sequel zu Close Distance ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Titel: Family Bonds
Teil: 68/x
Autor: cu123
Fanfiction: Weiß Kreuz
Kommentar: Crawford und Schneider lassen den Abend in aller Ruhe ausklingen
Disclaimer: not my boys, no money make… Komplett anzeigen

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"Du brauchst sie nicht mehr…"

"Keine Überraschungen, hm?"

Schneider hatte auf ihn gewartet, griff nach seiner Hand, sobald er nahe genug war. Und dann wurde sie nach einer möglichen Verletzung abgetastet, wie ihm gleich darauf bewusst wurde.

Aus irgendeinem Grund sorgte die Geste dafür, dass er sich entspannte, verkrampfte Muskeln sich lockerten. Und das Brodeln in ihm ließ nach, wurde zaghaft von leisem Amüsement abgelöst.

"Soll ich Ihnen jetzt Ihre Worte zurückgeben?", erkundigte er sich. "Ich habe schließlich auch das Training, um zu wissen, wie ich zuschlagen muss."

Schneider sparte sich eine Antwort auf die rhetorische Frage, so wie er selbst zuvor auch, ließ aber seine Hand los, um ihn anschließend ernst zu mustern. "Hast du genug von Naoe erfahren?"

Er verzog das Gesicht und für ein paar Sekunden musste er dagegen ankämpfen, dass die Glut neu entfacht wurde. "Mehr als genug. Ich hatte bloß gehofft, dass die Antwort anders ausfallen würde."

"Du hältst dich nicht häufig mit Hoffnungen auf… Du hast es dir für Nagi gewünscht, ja?" Das Lächeln des Älteren enthielt keinerlei Humor. "Wahrscheinlich hat er schon längst recherchiert, was damals geschehen ist und hat die gleichen Schlüsse wie wir gezogen."

"Sie wissen es nicht?" Mit leichter Überraschung.

Und das Lächeln wurde etwas echter. "Weißt du, Nagi ist recht geschickt darin, bestimmte Dinge einfach wegzuschließen und nicht daran zu rühren. So wie du auch."

Das… war nun wirklich keine Überraschung. Er wandte sich noch einmal zu der Scheibe um, nahm die Bewegung aber wieder zurück, bevor er den Japaner überhaupt hatte sehen können.

Eine Hand legte sich auf seinen Unterarm und er konzentrierte sich ganz auf die Wärme der Berührung. "Komm, Crawford. Es wird Zeit, dass du ins Hotel zurückkommst. Um Naoe kümmert sich Frau Reiß. Er hat jetzt bereits dein Gespräch mit ihm vergessen. Und sie wird ihm alle Erinnerungen an uns und an Nagi nehmen und ihn zurück zu seinem Job schicken. Ich nehme an, dass er Herrn Walter noch nützlich sein kann und wir müssen ihn ja nicht noch eines Mitarbeiters berauben."

"Ein anderes Ende für ihn als für Parks…" Sein Kommentar geriet tonlos und ein scharfer Blick aus eisblauen Augen traf ihn dafür.

"Anders als Parks hat er nicht absichtlich gegen uns gearbeitet. Die Arbeit für Parks war sogar erzwungen. Und sein Austausch mit Nagi… das war nur professionelle Neugier, nicht wahr? Also ebenfalls nicht gegen uns gerichtet."

Er hätte an dieser Stelle einen weiteren offensichtlichen Punkt benennen können, den eigentlichen Grund für sein Ressentiment, doch er tat es nicht. Denn weder Eszett noch Rosenkreuz hatten jemals die Eltern für das bestraft, was sie ihrem Nachwuchs antaten. Vielmehr bauten sie auf solche Reaktion, denn es brachte ihnen viel Loyalität von den geretteten Talenten ein, ganz ohne die Gehirnwäsche, die ihr Übriges tat. Er stand kurz davor, das Gesicht zu verziehen, strafte seinen Gedankengang dann aber lieber mit Nichtachtung. Und ehe er sichs versah, hatte sich seine Hand um Schneiders Handgelenk geschlossen und er zog ihn hinter sich her. Erst als sie den Raum lange verlassen hatten und sich bereits im Fahrstuhl befanden, wurde ihm wirklich bewusst, was er gerade tat und für eine Sekunde dachte er darüber nach, den Älteren freizugeben. Doch er entschied sich dagegen. Der ganze Tag war einfach viel zu lang gewesen und wenn er losließ, würde vielleicht noch etwas dazwischen kommen – zwischen sie und den Wagen, der zweifellos bereits draußen wartete.

Ein Hauch von Amüsement streifte ihn, gefolgt von leisem Schock. Ersteres eindeutig von Schneider, doch die anderen Emotionen kamen nicht von dem Telepathen, sondern wurden lediglich von ihm weitergeleitet. Er ignorierte sie genauso wie die Leute, von denen sie stammten, als sie das Foyer durchschritten, Schneider immer noch einen halben Schritt hinter ihm.

Erst als sie schließlich beide nebeneinander im Wagen saßen, befanden sie sich wieder auf gleicher Höhe und der Deutsche lachte leise auf. "Crawford, du kannst froh sein, dass niemand Anstoß genommen und dich aufgehalten hat."

Ein Schauer durchlief ihn, ohne dass er wusste, warum. Er überwand ihn und schenkte Schneider dann einen schiefen Blick. "Da _Sie_ der Stein des Anstoßes gewesen wären, brauchte ich mir darüber keine Sorgen machen. Schließlich hätte sich niemand in Ihre Nähe gewagt."

Wieder ein Lachen und dem folgte eine abrupte Bewegung, an deren Ende sein Gesicht von zwei Händen eingerahmt und er geküsst wurde. Wieder erschauerte er, doch das hielt seine Hände nicht davon ab, sich in sandblonden Haaren zu vergraben. Und plötzlich war er nicht mehr nur müde und erschöpft, sondern auch aufgedreht. Energie prickelte über seine Haut, lief durch ihn hindurch und sammelte sich irgendwo in seiner Magengrube. Als nächstes starrte er herunter in eisblaue Augen, da er… offensichtlich Schneiders Schoß erklommen hatte. Er ließ sich von dieser Feststellung nicht lange ablenken, verstärkte lediglich seinen Griff und beugte sich dann herunter, um den Kuss wieder aufzunehmen. Hände wölbten sich über die Erhebungen seiner Hüftknocken und Schneiders Finger taten ihr Bestes, bleibende Abdrücke zu hinterlassen. Ein Keuchen entkam ihm und für eine Sekunde hielt er sehr still. Nicht nur Schneiders Finger, auch dessen Zähne. Er spürte ein Lächeln gegen seinen Hals, bevor der Ältere über die gereizte Stelle leckte, um anschließend zu seinem Mund zurückzukehren. Seine Unterlippe wurde weniger in Mitleidenschaft gezogen, es war nur ein kurzes Aufblitzen und der folgende Kuss überdeckte alles.

Irgendwann erinnerte er sich daran, dass seine Hand noch für etwas anderes gut war, als nur Halt zu suchen und er ließ seine Rechte zwischen sie schlüpfen, auf der Suche nach Schneiders Gürtel. Kühles Metall presste sich gegen seine erhitzten Finger, als er sein Ziel fand, doch ehe er auch nur beginnen konnte, seinen Vorsatz in die Tat umzusetzen, umfasste Schneider sein Handgelenk.

"Crawford, besser nicht."

Er zwinkerte, brauchte einen Moment, um sich auf das Gesicht des Älteren zu fokussieren. Und noch einen Moment länger, um zu verstehen. Denn Schneiders freie Hand strich seinen Rücken herunter, die Wirbelsäule entlang, und dann noch etwas tiefer. Mit einem tiefen Seufzen atmete er aus und gleichzeitig schien alle Kraft aus ihm zu weichen. Natürlich, der Wagen war nun wirklich nicht der angemessene Ort, um weiterzumachen und vorbereitet waren sie auch nicht darauf.

Schneider lächelte, schmal aber aufrichtig, ließ ihn dann frei, um nach seiner Brille zu greifen. Sie wurde zusammengeklappt und beiseite gelegt, seine Augen folgten automatisch der Bewegung, dankbar für jede Ablenkung. Am hilfreichsten wäre es wohl gewesen, zu seinem eigenen Sitz zurückzukehren, aber dafür brachte er weder Kraft noch Willen auf. Und da die Brille jetzt nicht mehr im Weg war, lehnte er sich vor, bis seine Stirn an Schneiders ruhte.

"Hm… wir sind fast beim Hotel…" Leise genug, dass er die Worte nur verstand, weil er Schneider so nahe war.

Er dachte ein stummes 'endlich', sprach es aber nicht aus. Musste er auch nicht.

Die Hand wanderte zurück, bis sie seinen Nacken umfasste und Finger sich in schwarze Haare hinein ausbreiteten. "Du wirst dennoch etwas mehr Geduld haben müssen, denn ich werde dir nicht erlauben, das Essen ausfallen zu lassen." Mit leichtem Amüsement. Und bevor er protestieren konnte, suchten Schneiders Lippen wieder nach seinen für einen weiteren Kuss.

Er erwiderte ihn automatisch und sein Körper versuchte, Schneider noch näher zu kommen, was ihn daran erinnerte, warum er gerade zu frustriert war. Etwas abrupt lehnte er sich zurück und seine Hand legte sich gegen Schneiders Brust, um ihn daran zu hindern, ihm zu folgen.

Als er Schneiders Blick fand, war das Amüsement schon lange verschwunden und die Hitze darin schien ihn zu verbrennen, mehr noch, als ein Daumen über seine Unterlippe strich, gegen die Stelle presste, wo er zuvor gebissen worden war.

"Das können Sie nicht machen", beschwerte er sich und seine raue Stimme stolperte beinahe über die wenigen Worte.

Der Griff in seinem Nacken verstärkte sich für einen Moment und er vermutete, dass er nicht widerstanden hätte, wenn der Deutsche auf einen weiteren Kuss bestanden hätte. Doch er kam nicht dazu, es herauszufinden, denn der Wagen wurde in diesem Augenblick sanft zum Stehen gebracht.

Für ein, zwei Sekunden blieben sie ganz aufeinander konzentriert, dann schaffte er es endlich, sich von Schneiders Blick loszureißen und von seinem Schoß herunterzurutschen. Gerade rechtzeitig, denn gleich darauf wurde die Tür geöffnet und eisblaue Augen streiften ihn noch kurz, bevor Schneider ausstieg.

Er atmete tief durch, überprüfte mit raschen Bewegungen den Sitz seiner Sachen, bevor er folgte. Ein letzter Blick zurück verriet ihm, dass seine Brille immer noch auf dem teuren Leder ruhte, aber aus irgendeinem Grund lehnte er sich nicht zurück, um sie mitzunehmen.

Schneider wartete auf ihn beim Eingang, musterte sein entblößtes Gesicht mit einem Ausdruck, den er nicht entziffern konnte. Dem folgte Verstehen und dann ruhte plötzlich eine Hand an seiner Wange und Lippen berührten warm seine Schläfe. "Du brauchst sie nicht mehr…"

Keine Frage und auch wenn er selbst nicht verstand, hakte er nicht nach.

Schneider lehnte sich wieder zurück und schenkte ihm ein Lächeln, das Zufriedenheit in sich trug. Dann wandte sich der Ältere zum Gehen und er folgte unmittelbar, als wäre da eine unsichtbare Verbindung zwischen ihnen, die ihn mit sich zog.

Die Tür wurde ihnen aufgehalten und Schneider bedankte sich mit einem knappen Nicken, er selbst war zu beschäftigt dafür. Nur wusste er nicht so ganz zu sagen, womit eigentlich. Er kam erst wieder ganz in der Gegenwart an, als Schneider nicht nur das Restaurant angesteuert hatte, sondern auch einen Tisch für sie gefunden.

Der Stuhl wurde ihm zurückgezogen und er zwinkerte, während Schneider geduldig wartete.

"Da bist du ja wieder", erhielt er wieder ein Lächeln und dann streiften die eisblauen Augen den Stuhl, eine stumme Aufforderung, der er nach minimalem Zögern nachkam.

Der Deutsche nahm ihm gegenüber Platz und bestellte für sie beide, stützte anschließend das Kinn auf der offenen Hand ab. "Was hält dich beschäftigt?"

Er lehnte sich zurück und dachte für eine Weile nach, ohne dass Schneider auf eine schnellere Antwort drängte. "Die Ruhe nach dem Sturm, vielleicht…", erwiderte er schließlich und die Worte schienen beinahe richtig zu sein.

Schneider gab ein leises Brummen von sich, nachdenklich, bevor sich dessen Blick wieder auf ihn richtete. "This is the way the world ends. Not with a bang but a whimper."

Zuerst war er zu überrascht, den Deutschen in seiner Muttersprache sprechen zu hören, es war so lange her, dass sie von Schneider an ihn gerichtet wurde, scheinbar ein ganzes Leben. Doch dann wickelte sich die Bedeutung der Worte um ihn und sie zog an seinen Mundwinkeln. "Ja, Sie haben Recht. So fühlt es sich an."

"Aber es ist nichts Schlimmes, nicht wahr?"

Er schüttelte den Kopf. Nein, das war es wohl nicht. Er wandte den Blick ab, keine Flucht, nur eine kurze Pause von der Intensität eisblauer Augen. Sie saßen am Fenster und so fiel sein Blick nach draußen, auch wenn er wenig erkennen konnte. Auf der anderen Seite befand sich der Innenhof und er war nur schwach beleuchtet, so dass er sich in dem Glas spiegelte. Umso einfacher war es, seinen Gedanken nachzuhängen, nichts lenkte ihn davon ab. Und er ließ das vergangene Jahr Revue passieren, das so anders gewesen war als alles, was er seit seiner Ankunft auf Rosenkreuz kennengelernt hatte. Wieder kurvte ein Lächeln seine Lippen, wie ihm sein Spiegelbild verriet. Kein Weltuntergang, aber das Ende eines Abschnittes. Und nun… musste er sich entscheiden, ob er nach Rosenkreuz zurückkehren wollte.

Das leise Klappern von Geschirr holte ihn zurück, es war der Salat, der vor ihm abgestellt worden war. Der Wein war anscheinend bereits von Schneider geprüft und für gut befunden worden, glitzerte rot im Kerzenlicht.

Schneider begrüßte seine Aufmerksamkeit mit einem Heben von dessen Glas und er griff nach seinem eigenen, um die Geste zu erwidern.

"Mir scheint, du gehörst ins Bett, du träumst ja schon mit offenen Augen", wurde er leise aufgezogen.

Ein Laut entkam ihm, von dem er selbst nicht wusste, ob es ein Schnauben oder ein Auflachen war. "Wenn ich Sie daran erinnern dürfte, waren Sie es, der auf das Essen bestanden hat. Und ganz davon abgesehen habe ich nicht geträumt. Ich habe nur nachgedacht."

"Hast du das…" Nicht zweifelnd, dazu wusste Schneider viel zu genau, was in seinem Kopf vor sich ging. Schneider nahm einen Schluck vom Wein und stellte nicht die offensichtliche Frage – die nach dem Ergebnis nach seiner Überlegungen.

Nach dem er für ein paar Sekunden gewartet hatte, nur um sicherzugehen, dass der Ältere es sich nicht anders überlegte, erlaubte er sich ein schmales Lächeln und kostete ebenfalls den Wein. Und wieder tauchten Erinnerungen auf, diesmal allerdings an die anderen Gelegenheiten, bei denen er mit Schneider Rotwein getrunken hatte. Weswegen die Wärme, die sich in ihm ausbreitete, nicht allein vom Alkohol herrührte.

Erwidernde Hitze blitzte in eisblauen Augen auf, doch nach außen hin griff der Ältere sehr kontrolliert nach der Salatgabel und begann zu essen.

Daran sollte er sich wohl ein Beispiel nehmen… Er musste nur kurz die Augen schließen, einmal durchatmen, bevor den Gedanken in die Tat umsetzte.
 

~TBC~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Damit haben wir beinahe das Ende der Geschichte erreicht ^^
cya, cu ^-^ Komplett anzeigen

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