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My lovely Valentine

Geschichtensammlung zum Valentinstag
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Glossar:
Kisaragi – Februar
Rist – Schulterhöhe bei Tieren Komplett anzeigen

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Die Wintersonne von Sendai

Es war die Mitte des Monats Kisaragi. Draußen war es zwar immer noch kalt, aber es lag kein Schnee mehr. Nur ein kalter Meereswind fegte über die gefrorenen Felder. An der Küste wollte jetzt kaum jemand sein. Doch genau das war der Grund, weshalb Kojuro und Fürst Date sich einig waren, dass an der Küste patrouilliert werden musste. Die Küste war in dieser Zeit ein guter Ort um unbemerkt an Land gehen zu können, sollten Piraten oder dreiste Nachbarfürsten dies wagen. Also ritt Kojuro auch heute wieder durch den Strandsand. Diesmal war Bunshiro bei ihm. Dessen Zopf flog ihm ständig ins Gesicht.

„Warum steckst du ihn nicht in den Kragen, wenn dich das stört?“, fragte Kojuro.

„Hätte ich machen können...“, bibberte Bunshiro.

„Du bist mir ein toller Soldat... Reite nach Hause wenn du frierst.“

Bunshiro beäugte ihn misstrauisch.

„Los mach schon.“, forderte Kojuro und warf einen Blick auf den Horizont.

Die Sonnen würde bald untergehen und da der Himmel klar war, würde sie das Meer gold färben. Er wandte sich wieder Bunshiro zu. „Ab nach Hause mit dir! Aber vorher schick mir den Fürsten her.“

„Wie bitte? Was soll ich dem Boss den sagen?“, fragte Bunshiro verwirrt.

„Lass dir was einfallen, Hauptsache, er kommt her.“

„Aber ich kann ihm doch nicht sagen, dass Meister Katakura einfach nur so um seine Anwesenheit bittet. Ihr wisst doch, dass er im Moment ständig beschäftigt ist.“

„Bunshiro... Ich weiß. Dann sag ihm halt, ich bin hier am Strand und habe mich verletzt. Dann kommt er auf jeden Fall.“

„Aber das stimmt doch nicht!“, ereiferte sich Bunshiro.

Kojuros Blick verdüsterte sich. „Sag es ihm einfach. Das es eine Lüge ist, wird er dir schon verzeihen und er weiß es ja auch nicht, wenn du es ihm sagst. Also los.“

Bunshiro nickte und ritt dann eilig zur Burg zurück. Kojuro hingegen sah erneut auf das Meer. Gut, es ist gelogen. Ich bin nicht verletzt, aber momentan ist es die einzige Möglichkeit einmal allein mit ihm zu sein... Ständig ist er hier und dort. Irgendwann muss doch auch mal Pause sein. Und wer er keine Zeit findet, dann muss ich eben dafür sorgen, dass er wenigstens einen Augenblick innehält.

Er ritt ein paar Meter weiter, bis er an einigen Felsbrocken anhielt. Weder das Dorf noch die Burg waren von hier aus schon sehen. Ein paar Bäume versperrten zum einen die Sicht und ein paar große Felsen zum anderen. Der Wind beruhigte sich hier auch etwas. Und Masamune müsste auch hier entlang kommen, selbst wenn Bunshiro ihm sagte, dass Kojuro hinter den Reisfeldern von Ichiro war. Er stieg ab und ließ die Zügel seines Pferdes auf dessen Rist hängen. Er wusste, es würde nicht davonlaufen. Dann sah noch einmal auf das Meer hinaus. Ein paar hart gesottene Möwen kreisten darüber und stießen mal hier mal da auf die Wasseroberfläche hinab um einen kleinen Fisch zu fangen. Bunshiro müsste schon angekommen sein. Und wie ich Masamune kenne, schnappt er sich das erstbeste Pferd und hetzt es hier herunter... Jedenfalls hoffe ich das.

Und er sollte Recht behalten. Kurze Zeit später hörte Kojuro donnernde Hufe herannahen.

„Kojuro!“, rief Masamune.

Doch Kojuro antwortete nicht. Der Fürst sollte ihn schon alleine finden. Wie er da auf einem der Felsen saß und sich zu ihm umdrehte. Kurz darauf sah er ihn hinter den Bäumen auf den Strand jagen und auf ihn zu reiten.

„Kojuro!“, rief er noch einmal und sprang vom Pferd, dessen Zügel er einfach losließ und das Pferd auslaufen ließ. „Was ist passiert?“

Kojuro lächelte. „Ich wusste, Ihr würdet kommen.“

Masamune runzelte die Stirn. „Wie meinst du das? Willst du mir damit sagen, dass dir gar nichts passiert ist? Das alles in Ordnung ist?“, fragte er.

„Genau das heißt es.“

„Warum machst du das? Du weißt, was alles zu tun ist!“

Kojuro sah auf das Meer hinaus. „Ich weiß, dass Ihr ständig von einem Ort zum anderen rennt. Das Verhandlungen geführt werden müssen. Aber ich weiß auch, dass Ihr eine Pause braucht.“

„Ich brauche keine Pause! Ich ruhe mich aus, wenn alles erledigt ist!“, fauchte Masamune.

„Ich sehe doch, wie Ihr abends völlig erschöpft sofort einschlaft. Das könnt Ihr nicht ewig aushalten.“

„Ich habe schon andere Dinge überstanden, da werde ich das auch schaffen!“

Kojuro wandte sich dem Fürsten zu und sah ihn einfach nur an, wie er stur und stolz auf die Wellen blickte. Sein dunkles Haar fiel sanft bis auf seine Schultern und wurde vom Meereswind durcheinander gebracht. Die schwarze Augenklappe stand im Kontrast zu seiner hellen fürstlichen Haut. Und die Rüstung glänzte im Licht der untergehenden Sonne rotgolden, im Gegensatz zu dem blauen Stoff, der jetzt fast violett wirkte. Er wäre am liebsten aufgestanden, hätte sein Haar gebändigt und ihn in den Arm genommen – alles in der Hoffnung, der Fürst würde endlich einmal von seinen Pflichten loslassen können. Würde endlich sehen, was Kojuro so lange schon verborgen hielt. Aber wie sollte das geschehen, wenn er – Kojuro – nicht den Anfang machte?

Masamune hingegen starrte auf das Wasser und bemerkte dabei nicht, wie Kojuro ihn musterte. Verärgert über diese Lüge, mit der dieser ihn hierher gelotst hatte, stand er nun da und wusste nicht, was das alles sollte. Kojuro war doch sonst nicht so, dass er eine Lüge vorschob, damit Masamune reagierte. Seufzend wollte er sich ihm nun doch wieder zuwenden und bemerkte überrascht, dass Kojuro bereits neben ihm stand.

„Warum?“, fragte er nur.

„Warum was?“, gab Kojuro die Frage zurück.

„Was soll ich hier wirklich?“

„Loslassen... Nur einmal zwischen all den Verhandlungen.“

Masamune sah ihn an. Wie konnte er nur vergessen, dass sein rechtes Auge doch oft genug Recht hatte. „Wie stellst du dir das vor, Katako?“, fragte er und plötzlich war die Erschöpfung hörbar.

„Für heute ist Schluss mit Planungen, Verhandlungen oder was auch immer. Ihr seid jetzt hier und wir sehen uns zusammen den Sonnenuntergang an. Ihr werdet keinen Gedanken an die Arbeit verschwenden!“, sagte Kojuro.

Masamune ließ eine Mischung aus Lachen und Seufzen hören. „Wenn das so ist...“, sagte er und sah Kojuro in die Augen. „Und warum bin ich noch hier?“

Kojuro sah ihn fragend an. „Wie... meint Ihr das?“

„Tu nicht so, als wüsstest du nicht, was ich meine. Ich sehe dir an, dass das noch nicht alles war.“

„Ist das so?“, entgegnete Kojuro ausweichend und warf einen Blick auf das Meer.

„Kojuro... Auch wenn ich nur ein Auge habe, ganz blind bin ich nicht. Also, warum?“

Während der Sonnenball gerade die Wasseroberfläche zu berühren schien, wagte es Kojuro wieder den Fürsten anzusehen. „Würdet Ihr mir glauben, wenn ich Euch sage, dass ich mehr als Ehrerbietung für Euch empfinde?“

„Wie meinst du das? Was ist mehr?“, fragte Masamune.

Kojuro hob die Hand und tat endlich, woran er vorhin schon gedacht hatte. Er strich dem Fürsten das vom Wind zerzauste Haar wieder glatt. Seine Hand blieb dabei an dessen Wange liegen und er sah ihn an. „Was könnte Ergebenheit und Ehrerbietung noch übertreffen?“

Der Fürst sah ihn mit großen Augen an. Kojuros Blick und die Entschlossenheit darin, ihm hier und jetzt – im goldroten Sonnenuntergang am windgepeitschten Meer – zu sagen, was er empfand, erstaunten ihn. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Aber er hatte gehofft, dass es eines Tages geschehen könnte. Sie hatten immerhin seit seiner Kindheit mehrere Jahre Seite an Seite verbracht. Und es wäre wohl mehr als gelogen, wenn Masamune behaupten würde, dass diese Jahre mit Kojuro als seinem rechten Auge nicht auch bei ihm etwas ausgelöst hätten. Also ließ er Kojuro gewähren, als sein Gesicht, sich dem seinen näherte. Kojuros Stirn berührte die des Fürsten und er schloss die Augen. „Wie könnten so viele Jahre an Eurer Seite spurlos an mir vorübergehen? Ihr habt meine Nerven aufs Äußerste gespannt, aber nie konnte ich Euch böse sein. Ihr habt mir oft genug die Meinung gesagt, mit Recht. So oft habt Ihr Euren Dickschädel durchsetzen müssen und ich habe Euch gewähren lassen. Warum wohl...“

Masamune antwortete nicht. Er wusste schon, was Kojuro sagen wollte, doch er wollte es selbst hören.

„Wenn ich könnte, wie ich wollte, dann würde ich Euch hier und jetzt küssen...“, flüsterte Kojuro.

„Du bist ein Dummkopf... Warum machst du das nicht einfach...“

Kojuro öffnete die Augen wieder und sah eine Träne im Auge des Fürsten.

„Küss mich doch einfach...“

Das ließ sich Kojuro nicht zweimal sagen und dass die Sonne gerade unterging war auf einmal nebensächlich...
 

~ Owari ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (0)

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Von:  Tamanna
2015-03-16T23:33:41+00:00 17.03.2015 00:33
OOOOHHHHH~
Das ist echt süß!
Wie listig von Kojuro, die Besorgnis seines Fürsten so auszunutzen... *tadelnd mit dem Finger wedel*



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