Zum Inhalt der Seite

BeyBlade in Love

Staffel 3
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

kapitel 5

Ulrike blinzelte knörend, da das Sonnenlicht, welches durch die Vorhänge fiel sie in den Augen blendete. Langsam richtete sich die junge Studentin in ihrem Bett auf und rieb sich die Lider, während sie ungehemmt gähnte und sich streckte. Noch wie in Trance schaltete sie den Radio ein und schlenderte in Richtung Badezimmer, wo sich das Mädchen unter die lauwarme Dusche stellte und das Wasser auf sich prasseln ließ. Fast schon hingebungsvoll schäumte Ulrike Haare und Körper ein, bevor sie mit einem erfrischenden „Ah...“ wieder unter die Brause ging und das Wasser den Rest machen ließ. In einem Handtuch eingewickelt wie eine Roulade marschierte sie in die Küche um sich einen Tee und einen Tost zu machen.

Auf dem kleinen Küchentisch betrachtete das Mädchen eine Zeitschrift, wo sie einige Anzeigen für Urlaubsziele eingekreist hatte und überflog diese noch einmal. Während die Sonnenstrahlen immer intensiver in ihre Wohnung drangen zog sich Ulrike ihre Klamotten an, welche sie schon am Abend zuvor bereit gelegt hatte, holte ihr vorbereitetes Mittagessen aus dem Kühlschrank und ging aus der Wohnung. Natürlich schaffte sie es überpünktlich zur Bushaltestelle, wo sie sich anlehnte und eine lange braune Haarsträhne hinters Ohr klemmte, wobei ihre Handtasche in ihre Armbeuge rutschte.

Ein schneller Blick in ihren Planer verriet Ulrike, in welche Vorlesungen sie heute zu gehen hatte, und dass sie heute Abend auch wieder in der Bar arbeiten würde. Mit einem zufriedenen Seufzer verstaute sie das Büchlein wieder in der Tasche und stieg in den Bus ein.
 

„Guten morgen Leute“, grüßte der Professor, woraufhin auch die letzten seiner Studenten ihren Platz fanden, „in der heutigen Vorlesung werden wir folgendes durchnehmen...“

„Heute Abend schon was vor?“

„Ja man...ich muss mich endlich mal hinsetzen und lernen!“

„Ach komm schon, echt jetzt? Das nimmt der alte doch eh nicht in den Prüfungen dran.“

„Aber er hat doch gesagt ‚Prüfungsrelevant‘!“

Ulrike konnte ein Schmunzeln nicht verbergen, während ihre Sitznachbarn immer noch diskutierten, ob sie lieber einen heben gehen oder lernen sollten. Aufmerksam machte sie sich Notizen über alles, was der Professor von sich gab und versuchte so viel wie möglich davon gleich schon im Kopf zu behalten.

„Ulli willst du nicht mit mir einen trinken gehen?“

„Ich arbeite heute Abend selber schon, aber danke für die Einladung.“

„Echt? Als was denn?“

Das Mädchen schlug ihren Schreibblock für eine neue Seite um und warf ihrem Tischnachbarn einen kurzen Blick zu.

„Ich bin in der Tequila Bar.“

„Ach echt? Und was machst du da? Toiletten putzen?“

„Cocktails mixen.“

„Wow cool! Dann gibst du mir sicher mal einen aus oder?“

„Sicher“, grinste Ulrike den jungen Mann an und überlegte wie hoch die Strafe für sie ausfallen würde, wenn sie eine gehörige Portion Edelweißzucker in seinen Drink kippte.

„Dann sehen wir uns heute Abend!“, versicherte der Student und packte seine Tasche zusammen.

Das Mädchen seufzte tief und tat es ihm gleich und packte zusammen. Für heute waren alle Vorlesungen, welche sie für wichtig empfand besucht worden und Ulrike machte sich auf dem direkten Weg nach Hause.

Als die junge Frau erneut aus dem Bus ausstieg und in Richtung ihrer Wohnung abbog lief sie Bryan direkt in die Arme.

„Guten Morgen Schlafmütze“, grüßte sie ihn.

„Wir haben schon 2 Uhr Mittag.“

„Und trotzdem siehst du aus, als wärst du eben erst aufgestanden.“

„Bin ich auch.“

„Na also. Guten Morgen, Schlafmütze!“

Bryan blieb kurz stutzig stehen und schien zu grübeln, dann machte es „klick“ bei ihm und er verstand.

„Oh...“, gab er von sich und folgte Ulrike dann wieder.

„Was machst du eigentlich hier in der Gegend?“, erkundigte sich die Studentin und wandte sich zu dem Russen um.

„Ich folge dir.“

„Das habe ich schon bemerkt. Deswegen frage ich dich ja. Wir waren nicht verabredet.“

„Brauche ich einen Termin, um mit dir ficken zu können?“

Ulrike lachte herzhaft auf und schüttelte ihren Kopf.

„Ich habe heute aber keine Zeit zum... ‚ficken‘.“

„Warum?!“, wollte Bryan empört wissen.

„Ich habe noch einiges zu erledigen.“

„Du hast einen anderen!“

„Was? Nein...nur diverse Sachen zu erledigen.“

„Du wiederholst dich.“

„Ja. Weil du es anscheinend mehrmals hören musst, damit du es kapierst.“

Vor ihrer Haustüre suchte sie kurz ihren Schlüssel, schloss die Türe auf und winkte dem Russen.

„Schönen Tag noch.“

„Wir müssen reden.“

„Ach! Jetzt wo du weißt, dass ich heute nicht mehr die Beine für dich breit machen werde müssen wir plötzlich reden?“, lachte das Mädchen.

„Wieso bist du so zickig?“

„Ich bin nicht zickig...noch nicht zumindest.“

„Und wie du es bist!“

„Bryan, ich kann auch ohne absterbende Gebärmutterschleimhaut pissig sein! Also entweder sagst du mir jetzt, was du noch willst oder du gehst.“

Der Junge machte einen angewiderten Gesichtsausdruck und schüttelte sich kurz.

„Du bist ekelhaft“, knurrte er anschließend.

„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit...“, bemerkte Ulrike und guckte kurz auf ihre Uhr.

„...wir müssen Schluss machen.“

„Mit was? Mit dem Stalken, dem Hinterherlaufen oder dem Angeekelt sein?“

„Ich mit dir.“

„Was ist denn zwischen uns?“, erkundigte sich Ulrike verwundert, „du willst doch gar keine Beziehung. Und um mit mir Schluss machen zu können müssten wir erst einmal zusammen gewesen sein.“

Bryan blickte sie sichtlich genervt an und stemmte seine Hände in die Hüften.

„Egal was wir da auch immer hatten, jetzt ist auf jeden Fall Schluss damit!“, entschied er bestimmt.

„Du willst also keinen Sex mehr mit mir haben?“

„Wie kommst du jetzt da drauf?“

„Naja. Das ist das Einzige, was wir haben. Bis vor 10 Minuten wolltest du noch mit mir schlafen, oh nein entschuldige mich! Du wolltest ficken.“

„Ich will damit doch nicht aufhören!“, erwiderte er empört.

„Weil du es bist wiederhole ich es noch mal gerne“, grinste Ulrike, „wir haben nichts außer Sex. Und damit willst du jetzt schluss machen. Also auch das nicht mehr für dich.“

„Oh...“, stutzte der Russe.

„Ja ‚oh‘. Willst du es dir doch noch mal überlegen oder hören wir mit unserem Freundschaft + auf?“

„Wir sind gar nicht befreundet, ich ficke dich nur.“

Ulrike starrte Bryan für einen Bruchteil einer Sekunde ausdruckslos in die Augen, ging dann wortlos in das Gebäude und knallte direkt vor seinem Gesicht die Haustüre zu. Mit Schwung versteht sich.

Während sie die Treppen zu ihrer Wohnung hoch stampfte fauchte Ulrike: „Männer!“

Bryan stand immer noch vor verschlossener Haustüre, auch mehrmaliges Klingeln machte diese nicht auf. Genervt wandte er sich zum Gehen ab und brummte: „Weiber!“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Langsam beugte sich Kai Hiwatari über das blasse und eingefallene Gesicht seines Großvaters und schluckte schwer. Wann war er Voltaire das letzte Mal so nahe gewesen?

„Es kam ziemlich plötzlich“, raunte Daniellé hinter seinem Sohn und rieb sich die Schläfe, „er hatte sich einen Abend zuvor noch über einen stechenden Schmerz in der Brust beschwert.“

Der Doktor saß in einem Sessel und hatte ein Bein über das andere geschlagen, während sein Kind immer noch wortlos in das Gesicht seines Großvaters blickte. Seine Augen waren geschlossen, der Mund stand nur minimal offen. Voltaires Hände lagen ruhig auf dessen Brustkorb ineinander gefaltet. Kai gingen so viele Szenen von Früher durch den Kopf, so viele Emotionen brodelten in ihm hoch, so dass er sogar Tränen in den Augen hatte. Vor Wut oder Erleichterung wusste er in diesem Moment nicht.

„Du hättest es nicht verhindern können“, seufzte Daniellé.

„Wie geht es meiner Großmutter?“, erkundigte sich der Junge und setzte sich ganz langsam auf die Bettkante.

„Es war ein großer Schreck für sie...aber sie ist soweit wohlauf. Schau später ruhig mal nach ihr, sie hat dich schon lange nicht mehr gesehen.“

„Ich war beruflich beschäftigt...“

„Das wissen wir alle, Kai.“

„Hat sich der hohe Rat schon getroffen…?“

„Sie haben eine Sitzung für morgen Mittag geplant. Da wird anscheinend auch gleich ein Nachfolger für deinen Großvater gewählt werden...“

Während Danny noch ein paar Randinformationen von sich gab legte Kai ganz vorsichtig eine Hand auf die von Voltaire und hielt inne. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er ihn das letzte Mal angefasst hatte…

Daniellé erhob sich und trat hinter seinen Sohn, legte eine Hand auf dessen Schulter und beobachtete, wie Kais Daumen zärtlich Voltaires Handrücken streichelte.

„Er sieht so friedlich aus...“, flüsterte Kai.

„Muss ungewohnt ruhig für dich sein.“

„Das ist es...seine Hände sind so kalt...“

Sie verharrten noch eine Weile so, bis Danny schließlich vorschlug in den Garten zu gehen. Kai nickte wortlos und ließ gerade seine Hand von der seines Großvaters gleiten, als dieser ruckartig die Augen aufriss und Kai an dessen Handgelenk packte.

„HEILIGE SCHEIßE!!!“, rief der Junge erschrocken auf und sprang von der Bettkante auf, wobei ihm Voltaire immer noch festhielt.

„Ich...bin noch...nicht...tot...“, raunte der alte Mann und seine kalten Finger klammerten sich um Kais Handgelenk, „mach...dir ja...keine...Hoffnungen…!“

Mit einem Ruck konnte sich Daniellés Sohn aus dem Griff befreien und presste seine Hand gegen sein wie wild pochendes Herz, wobei er hastig atmete.

Auch Daniellé war erschrocken, jedoch nicht so heftig wie sein Sohn. Er legte sich zwei Finger auf die Lippen und versuchte sich ein breites Schmunzeln zu verkneifen, während Kai immer noch damit kämpfte sich zu beruhigen.

„Ich hatte...lediglich...einen...Schwächeanfall…!“, brummte Voltaire mit röchelnder Stimme und sah zwischen Sohn und Enkel hin und her.

„Ich weiß“, erwiderte Danny und zeigte auf Kai, „hast ihn ganz schön erwischt.“

„Raus mit euch...ich will mich…ausruhen...und zieh die...Vorhänge zu…!“, befahl der alte Mann und zeigte mit zittrigen Fingern auf die schweren Gardinen.

Während Daniellé seinem Vater den Gefallen tat verließ Kai schon mal das Zimmer und sank vor der Tür in die Hocke. Seine Beine waren butterweich und sein Atem ging ungleichmäßig.

„Weiteratmen“, raunte Daniellé, als er ebenfalls aus dem Zimmer ging und seinen neben der Tür kauern sah.

„Er bringt mich noch ins Grab“, fauchte der Junge und blickte zu seinem Vater empor.

„Nein. Denke ich nicht“, schmunzelte der Arzt und verhalf ihm wieder auf die Beine, „aber für einen guten jumpscare ist der Mann noch zu gebrauchen.“

„Machst du dich jetzt ernsthaft über mich lustig?!“

„Kai ich bin ebenfalls erschrocken. Zwar nicht so wie du aber dafür hatte ich ja genügend Abstand.“

„Ich hasse dich...“

„Nein du liebst mich! Komm schon...gehen wir an die frische Luft, die wird dir gut tun!“

Als die beiden Männer auf der großzügigen Terrasse angekommen waren stützte sich Kai schwerfällig auf das steinerne Geländer und atmete tief ein und aus, bevor er seinen Blick über den mittlerweile wieder aufblühenden Garten schweifen ließ. Daniellé klappte sein Zippo schwungvoll zu, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte und den blauen Rauch ausblies.

„Wann wird deine bessere Hälfte nachkommen?“, erkundigte sich der Arzt und ging bereits die ersten Stufen in den Garten runter.

„Ich habe ihr noch gar nicht Bescheid gesagt...“

„Noch nicht? Du vernachlässigst sie doch nicht etwa jetzt schon?“

„Nein!“

„Sogar ich habe deine Mutter bereits angerufen. Und wir sind geschieden.“

„Mirka war nicht bei mir, als du angerufen hattest.“

„Ich dachte ihr wäret zusammen unterwegs gewesen…?“, bemerkte Daniellé verwundert.

„Nein. Sie ist in St. Petersburg bei ihren Eltern. Wir...“, meinte Kai und hielt kurz inne, „wir...“

„Och nö...ihr hattet Zoff?“

„Nicht so wirklich…?“

„Noch nicht mal ein Jahr verheiratet und schon Ärger im Paradies...“, schüttelte Danny den Kopf.

„Ich sagte doch schon, dass wir keinen Zoff haben!“, erwiderte Kai dezent verärgert.

„Und dennoch hast du sie noch nicht angerufen. Warum suchst du gerade jetzt Abstand zu ihr?“

Kai seufzte schwerfällig und blickte gen Himmel.

„Also...es...ist da was vorgefallen...“, murmelte der Junge verlegen, „etwas, das mir unangenehm war...“

„Dir ist was unangenehm?“

„Ja.“

„Muss ja ein ganz schöner Brocken sein, wenn es einem Kai Hiwatari unangenehm ist…?“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Die Sekretärin nickte Kai noch einmal zu und verließ dann wortlos das Büro, in welchem sich gerade der Junge befand. Sobald sie die Tür geschlossen hatte lockerte er den Knoten seiner Krawatte und legte seinen Sakko ab, sodass er nur noch in Hemd und Anzugsweste dastand. Er schob beide Hände in die Hosentaschen und ging zu den hohen Fenstern rüber, um auf die Straßen unter sich zu blicken. Die Tür zum Büro ging auf und ein Mann mittleren Alters trat ein.

„Sie sind Mr. Hiwatari…?“, erkundigte er sich und blickte fragwürdig über den Rand seiner Brille hinweg.

„Ja.“

Der Mann schlenderte hinter seinen Schreibtisch und ordnete sich schnell die Papiere, welche er mitgebracht hatte und bot Kai an, sich zu setzen.

„Verzeihen Sie bitte meine Bemerkung, Mr. Hiwatari, aber ich hatte ich hatte erwartet den Deal mit einem Erwachsenen ihrer Familie abschließen zu können.“

„Lassen Sie sich nicht von meinem Alter täuschen. Ich bin bestens über die Fakten informiert und habe eine ausgezeichnete Ausbildung genossen.“

„Das glaube ich gerne“, erwiderte der Mann und blickte Kai erneut über seine Brille hinweg an, „ich habe den Lebenslauf gelesen, welchen Sie geschickt haben. Sehr beeindruckend, nur Bestnoten, nicht die kleinste negative Bemerkung...“

„Aber dennoch kann ich Sie nicht überzeugen?“

„Verstehen Sie mich nicht falsch, Mr. Hiwatari. Wir haben in unserem Unternehmen Angestellte, die nicht im Entferntesten mit diesen Leistungen mithalten können. Hätten Sie sich um eine Stelle beworben, dann hätte ich Sie sofort eingestellt. Aber einen so wertvollen Deal mit einem neunzehnjährigen abzuschließen...“

„Was definieren Sie als ‚wertvoll‘? Bei diesem Abkommen geht es lediglich um 10% ihrer Aktienanteile, mit denen Sie an der Börse nicht mal ein Jahreseinkommen einer viertel Millionen eintreiben können...nur zur Info am Rande: das ist was die Hiwatari Enterprises in recht kurzer Zeit macht.“

„Sie übertreiben.“

„Bitte...Sie kennen die Fakten. Und wenn Sie heute Morgen die Aktien gecheckt hätten, dann wüssten Sie auch, dass ich Recht habe.“

Der Mann stierte Kai herausfordernd an, schwieg jedoch. Für Kai war es ein Kinderspiel diesem Blick stand zu halten, er langweilte ihn sogar.

„Sie sind sehr von sich überzeugt“, stellte der Mann fest und ordnete seine Papiere.

„Ich habe mich vorbereitet.“

„Das hör ich. Trotzdem. Ich werde den Deal mit Ihnen nicht eingehen.“

Für den Bruchteil einer Sekunde verlor Kai sein Pokerface, hatte sich jedoch wieder schnell genug gefangen, damit es sein Gegenüber nicht mitbekam.

„Sie wissen wo die Tür ist, Mr. Hiwatari.“

„Darf ich ehrlich zu Ihnen sein?“

„Bitte.“

„Wäre ich nur 5 Jahre älter, dann wären sämtliche Formulare bereits unterschrieben und Sie würden mich zu einem Drink in der Lobby einladen und nicht einen auf Trotzig machen, nur weil ich für mein Alter besser vorbereitet bin als Sie.“

„Da haben Sie vollkommen Recht“, nickte der Mann, „dann bis in 5 Jahren. Guten Tag, Mr. Hiwatari.“

Im Aufzug wartete Kai geduldig darauf, dass sich die Türen vollständig geschlossen hatten, bis er mit geballter Faust gegen diese schlug. In seinem Kopf fluchte er in sämtlichen Sprachen, deren er mächtig war, behielt nach Außen hin jedoch die Fassung und wirkte völlig cool und gelassen.

„Einen schönen Tag noch“, nickte die Sekretärin ihm freundlich zu.

„Danke. Ihnen auch.“

Kai stieg auf die Rücksitzbank des Autos mit den getönten Scheiben, wo sein Chauffeur geduldig auf ihn gewartet hatte und seufzte schwerfällig.

„Möchten Sie gleich ins Hotel Master Kai?“, erkundigte sich der Fahrer.

„Auf dem schnellsten Weg...“

„Ihre Frau hat angerufen“, meinte der Mann am Lenkrad und fuhr los.

„Natürlich hat sie das...“, murmelte Kai und rieb sich die Schläfen.

„Sie wollte mitteilen, dass sie gut in St. Petersburg angekommen sei und wünscht Ihnen einen schönen Tag.“

„Einen schönen Tag?“, stutzte Kai und runzelte die Stirn.

„Eigentlich einen erfolgreichen. Aber nachdem ich sah, mit was für einer Mimik Sie eingestiegen sind, dachte ich das wäre unangebracht.“

„Danke...“

„Nicht dafür.“
 

Auf seinem Hotelzimmer angekommen schälte sich Kai soweit aus den förmlichen Klamotten und holte sich ein Wasser aus dem Kühlschrank. Der Gedanke, dass er seinem Großvater beichten müsste, dass er den Deal vermasselte hatte ließ den Jungen sauer aufstoßen. Der Grund wäre Voltaire sowieso egal, den könnte Kai auch gleich weglassen. Schwer seufzend hockte er sich auf sein Bett und legte sein Handy ans Ohr.

„Hiwatari.“

„Das kannst du schon verdammt gut. Klingt beinahe so, als hättest du es geübt.“

„Hallo, Liebster. Wie war dein Tag?“

„Es tut gut deine Stimme zu hören...“

„Ohje...doch so schlimm?“

Mirkas Stimme zu hören ließ Kai wenigstens für eine Weile erleichtert aufatmen. Entspannt lehnte er sich zurück und starrte auf den schwarzen Bildschirm seines Fernseher, während seine Frau von ihrem Tag erzählte.

„...du fehlst mir so...“, knörte sie schließlich.

„Ich weiß“, schmunzelte Kai, „die Meetings sind langweilig...mal abgesehen von den inkompetenten Personen, welche sie abhalten.“

„Ich hoffe, dass du ihnen das nicht jedes Mal an den Kopf wirfst…?“

„Ich weiß mich zu beherrschen.“

„Natürlich tust du das.“

„Sag deinen Eltern einen schönen Gruß von mir.“

„Willst du schon auflegen?“, erkundigte sich Mirka erschrocken.

„Sei mir nicht böse...aber ich hatte heute einen sehr...sehr anstrengenden Tag...“, „stöhnte Kai, „außerdem sehen wir uns ja bald wieder...es sind ja nur noch acht Tage.“

„Fehl ich dir denn gar nicht?“

„Natürlich vermisse ich dich! Ich denke ständig an dich, auch wenn ich auf Meetings bin, weshalb ich nicht jedes Mal auf deine zehntausend Herzchen Nachrichten antworten kann.“

„Zum Glück hast du eine Ehefrau, die sich Gedanken darüber macht, wie du es wieder gutmachen kannst!“, kicherte Mirka in den Hörer.

„Wenn wir wieder zusammen in unserem Apartment sind...“, begann Kai, doch er wurde von Mirka unterbrochen.

„Ich habe eine Idee, wie du es jetzt wieder gutmachen kannst!“

„Ach ja?“

„Ja. Das wird dir gefallen!“

„Na dann lass hören...“

„Was hast du an?“

Kai hielt für einige Sekunden den Atem an und stutzte.

„Ähm...was?“

„Ich habe dich gefragt, was du anhast.“

„Das habe ich schon verstanden, nur ich verstehe den Sinn dahinter gerade nicht.“

„Sag es mir einfach...“

Kai blickte an sich herunter: „Ein Hemd und eine Hose...“

„...auch eine Krawatte?“

„Nein.“

„Okay. Knöpf dein Hemd auf und zieh es aus.“

„Hab ich.“

„Öffne den Gürtel deiner Hose und...“

„Momomomoment mal!“, erwiderte Kai hastig und warf einen herausfordernden Blick auf das Handydisplay, „was genau hast du vor?“

„Das wirst du schon noch herausfinden“, kicherte Mirka erneut, „hast du den Gürtel schon offen?“

„Du willst doch nicht etwa ‚DAS‘ machen, oder?“

„Ich weiß nicht, was du mit ‚das‘ meinst. Du musst schon genauer werden.“

„Oh man, Mirka!“, stöhnte Kai auf und rieb sich seine Schläfen, „ernsthaft?“

Die junge Frau gab ein Geräusch von sich, als würde sie sich ertappt fühlen.

„Du...das war dein Ernst oder? Du hättest mich das jetzt machen lassen?!“

„Kai ich streichel mir die ganze Zeit schon über den nackten Oberschenkel“, bemerkte Mirka gelassen, „außerdem kannst du mir gerne sagen, was ich machen soll.“

„Oh mein Gott...“, raunte der Junge und lief in seinem Zimmer auf und ab.

„Jetzt tu nicht so, als ob das was verbotenes gewesen wäre.“

„Nein. Das ist es nicht.“

„Sondern?“

„Mirka...bitte...“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Kai beobachtete, wie sich sein Vater anstrengend musste, um nicht laut zu lachen und warf ihm deshalb einen giftigen Blick zu.

„Deshalb redet ihr nicht mehr miteinander?“

„Wir haben seit dem nur noch geschrieben.“

„Lass mich raten...nur das nötigste?“

„Schon...etwa mehr als nur das...“

„Kai ihr seit frisch verheiratet und lernt euch immer noch kennen. Natürlich gibt es am Gegenüber Sachen, die man nicht mag oder nicht immer versteht. Geb dem ganzen noch ein wenig Zeit.“

„Ich weiß, dass ich deine Antwort eigentlich nicht hören möchte...“, murmelte Kai und streckte seine Beine, „aber...hast du...also habt ihr…?“

„Telefonsex?“, grinste Danny, „natürlich.“

„Sei vielleicht noch lauter!“, fauchte Kai und sprang von der Bank auf, „der Gärtner da hinten hat es noch nicht gehört!“

Daniellé wandte sich in die Richtung, in welche sein Sohn genickt hatte und rief laut „TELEFONSEX!!“, bevor er sein Gegenüber erneut breit angrinste.

„Du bist so kindisch.“

„Natürlich. Darum hab ich auch mehr Spaß am Leben als du!“

Kai rollte genervt mit den Augen, während sein Vater gehässig kicherte und an seiner Kippe zog. Für eine Weile schwiegen die beiden Männer und genossen den milden Wind, welcher durch die Bäume wehte und den süßen Duft des Spätfrühlings mit sich trug.

„Und was mach ich jetzt?“, erkundigte sich Kai und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Wegen dem inkompetenten Kerl oder Mirka?“

„Der Typ interessiert mich schon lange nicht mehr. Der ist es gar nicht wert, dass ich einen weiteren Gedanken an ihn verschwende!“

„Ruf sie an und sag ihr das mit deinem Großvater. Sie wird es verstehen, dass du dafür nicht in Stimmung warst.“

„Du willst also, dass ich meine Frau anlüge?“

„Nicht anlügen...mach einen auf mitleidig.“

„Und das hilft?“, runzelte Kai ungläubig die Stirn, holte jedoch sein Handy raus und wählte Mirkas Nummer.

„Natürlich. Unter diesen Umständen wurdest du gezeugt, wenn ich mich recht erinnere“, grinste Danny breit.

Kai blickte seinen Vater mit weit aufgerissenen Augen und Mund an, woraufhin der Arzt noch mehr lachen musste. Noch bevor der Junge irgendwas erwidern konnte nahm Mirka das Gespräch an.

„Hallo Kai.“

„Hallo Schatz. Hör mal, weswegen ich anrufe...sitzt du gerade…?“, raunte er ins Telefon ohne seinen Vater dabei aus den Augen zu lassen.

„Ich sitze.“

„Ich bin im Moment wieder zu Hause. Es ist...was passiert...“

Kai wandte sich von seinem Vater ab und ging ein paar Schritte, während Trudie zu ihrem Exmann trat und ihrem Sohn nachblickte.

„Er sieht immer noch erschrocken aus...“, meinte sie betrübt, „es hat ihn anscheinend doch mehr mitgenommen, als wir dachten.“

„Och, er ist nicht wegen Vater so blass um die Nase“, schmunzelte Daniellé und guckte zu ihr auf, „ich habe Kai gerade lediglich einen Bären aufgebunden.“
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Ulrike parkte ihr Auto und ging in das kleine Bistro, wo der Verkäufer bereits mit einem verlegenen Lächeln auf sie wartete.

„Guten Morgen“, grüßte sie und unterdrückte einen Gähner, „ich habe angerufen und vorbestellt.“

„Ah. Einmal großen Früchtetee ohne Zucker und ein Joghurtmüsli, stimmt‘s?“

„Genau.“

„Nachtschicht gehabt?“

„Genau.“

„Nachts sind einfach die besseren Menschen unterwegs“, grinste er und reichte die Bestellung über die Theke, „darf ich dir sonst noch was gutes tun?“

Ulrike blickte den jungen Mann mit großen Augen an und stutzte. Rechtzeitig deutete er ihren Blick richtig ein und wurde leicht rot.

„Sorry. Das klang perverser, als ich es geplant hatte.“

„Schon gut. In der Bar darf ich mir so was ständig anhören...ich bin mittlerweile immun dagegen.“

„Darf ich fragen, in welcher Bar du arbeitest?“

„In der Tequila Bar.“

„Ah...nein das Lokal kenn ich noch nicht.“

„Komm mal vorbei, wenn ich Schicht habe, dann geht der erste Drink auf mich“, lächelte das Mädchen müde.

„Trotzdem sorry. Du hast jetzt Feierabend, da solltest du dir so was nicht mehr anhören müssen.“

„Danke. Wie lange hast du noch?“

„Ich habe auch gleich Feierabend. Wenn der Kollege pünktlich zur Schicht kommt zumindest.“

„Dann wünsch ich dir viel Glück“, erwiderte Ulrike mit einem müden Lächeln und bezahlte ihr Frühstück, „tschau.“

„Bis morgen?“, erkundigte er sich.

„Bis morgen!“, bestätigte Ulrike

„Einen angenehmen Schlaf noch“, rief der junge Mann ihr hinterher, woraufhin das Mädchen kurz winkte und ihr Auto aufschloss.

„Ulrike?“

Sie zuckte kurz zusammen, als die Männerstimme hinter ihr so plötzlich ertönte und drehte sich nur ganz langsam nach ihr um.

„Oh. Hi, Louis.“

„Wie geht es dir?“, erkundigte sich der junge Mann bei ihr und trat etwas näher an sie heran, als es ihr lieb war, „du hast nicht mehr angerufen...ist alles okay zwischen uns?“

„Natürlich. Ich bin nur gerade sehr beschäftigt.“

„Du warst vorher auch schon sehr beschäftigt und bist es immer, wenn ich dich anrufe.“

„Ich bin kurz vor meiner Semesterprüfung, was erwartest du?“

„Warst du das vor einem halben Jahr auch schon?“, erkundigte er sich zweifelnd.

Ulrike seufzte genervt: „Pass auf, ich komme gerade aus einer langen Schicht. Ich möchte mich duschen, frühstücken und dann schlafen. “

„Wäre schön, wenn du wieder mal Zeit auf einen Kaffee haben würdest. Oder für...du weißt schon.“

„Louis, ich war damals dein Lückenbüßer, warum sollte ich also noch Interesse haben?!“

„Weil ich schon lange über sie hinweg bin! Ich habe mich geändert! Versprochen! Wirklich!“

Die junge Frau wandte sich von diesem flehenden Häufchen Elend ab und öffnete ihre Autotüre.

„Ich ruf dich an.“

„Echt jetzt?“

„Wenn die Prüfungen vorbei sind“, fügte sie schnell ihrem letzten Satz hinzu und stieg in ihr Auto ein.

Zu Hause angekommen warf das Mädchen ihre Tasche in die nächste Ecke, schaltete den Fernseher ein und schaufelte genüsslich ihr Müsli in sich. Unter der Dusche ließ das Mädchen das warme Wasser auf sich nieder prasseln und stellte stutzig fest, dass anscheinend im Moment irgendwas in der Luft lag. Zuerst Bryan, dann Louis…

„Bin ich denn mittlerweile die Dorfmatratze geworden oder was?!“, murmelte sie und wickelte sich in ihr Handtuch ein.

Als Ulrike ihr Spiegelbild betrachtete hielt sie inne und dachte über ihren letzten Satz nach. Seit wann war sie so streng zu sich selber geworden? Sie war Mitte 20, Studentin und Single. Sie achtete auf Verhütung und ihr Notendurchschnitt war immer noch zu ihrer Zufriedenheit. Warum also sollte sie sich nicht etwas Spaß gönnen?

„Was hast du für ein Problem?“, fragte Ulrike ihr Spiegelbild im ruhigen Ton, „du bist im Moment so extrem angespannt, so kenne ich dich ja gar nicht...und schieb es jetzt ja nicht auf den Prüfungsstress! Die Ausrede zieht bei mir nicht mehr!“

Klar, als Louis ihr damals gebeichtet hatte, dass sie definitiv „nur“ ein Lückenbüßer gewesen sei hatte Ulrike mindestens genauso verletzt wie Bryans Aussage, dass sie keine Freunde gewesen wären.

„Im Moment stehst du alleine da. Schon wieder. Hast du wieder toll gemacht.“

Ulrike blickte die Frau im Spiegel niedergeschlagen an und ließ den Kopf für eine Weile sinken.

„Mama hat immer gesagt, dass jeder eine zweite Chance verdient hat“, raunte sie und blickte die junge Frau im Spiegel selbstsicher an, „jeder! Also auch ich!“

Sie ging siegessicher in ihr Schlafzimmer wo ihr ein schneller Blick auf die Uhr verriet, dass Bryan definitiv noch schlafen und Louis immer noch arbeiten würde.

„So viel dazu“, grinste sie und ließ sich auf ihre Matratze nieder.

Die zweite Chance müsste anscheinend eine Weile warten...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück