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BeyBlade in Love

Staffel 3
von

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kapitel 7

Das Mädchen schreckte aus dem Schlaf auf und horchte angespannt, während es an die Zimmerdecke blickte. War da eben wirklich etwas gewesen? Oder hatte sie es sich nur eingebildet?

Nein! Da war es schon wieder gewesen!

„Kai…?“, flüsterte sie und rüttelte an ihrem Mann, doch dieser schlief seelenruhig weiter.

Mirka schlug hastig die Decke zurück und schlich auf nackten Füßen durch das Schlafzimmer und auf den Flur. Irgendetwas klapperte und raschelte, auch nachdem das Mädchen das Licht eingeschaltet hatte. Vorsichtig bog sie ins Esszimmer, wo Kais Violinenbogen auf dem Tisch lag. Hastig griff Mirka danach und hielt ihn wie eine Waffe, während sie aus dem Esszimmer in die Küche abbog und die dunkel gekleidete Gestalt erblickte.

„Wer sind Sie?“, fragte Mirka mit zitternder Stimme und umklammerte den Violinenbogen noch fester.

Anstatt eine Antwort zu bekommen suchte die Person einfach weiter und ignorierte die junge Frau.

„Wie kommen Sie hier überhaupt rein?!“

Wieder keine Antwort.

„Ich rufe jetzt die Polizei! Und meinen Mann!“

Auch danach ließ die Gestalt nicht von ihrer Suche ab, zeigte Mirka immer noch die kalte Schulter.

„KAI!“, rief sie mit zittriger Stimme, „KAI! HILFE! WIR HABEN EINEN EINBRECHER!“

„Ich bin kein Einbrecher...“, murmelte die Gestalt monoton und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf.

Mirka hielt den Atem an und riss die Augen weit auf, als sie den Mann erkannte. Augenblicklich ließ sie den Violinenbogen fallen und spürte, wie ihre Beine weich wurden. Der Mann kam in langsamen aber sicheren Schritten auf sie zu, bis er direkt vor Mirka stand. Er blickte ihr tief in die Augen, sein Atem ging gleichmäßig, während seine Mimik sich kein bisschen verzog.

„Hallo Mirka.“

„Adrian...“, hauchte sie.

„Schön, dass du meinen Namen noch kennst, nachdem ich wegen dir alles verloren habe.“

„Du hast dich selber ins Exil geschickt“, murmelte Mirka und wich zurück, „nachdem du dich bei mir für dein Verhalten entschuldigt hattest!“

„Das war nur reine Förmlichkeit vor dem Rat. Ich hatte gehofft, etwas Mitleid zu ergattern. Tja...“, erklärte er und zuckte gleichgültig mit den Schultern, „da ist meine Rechnung wohl nicht aufgegangen.“

„Was willst du hier?“

Adrians Mund formte zuerst ein kleines Schmollen, dann ein Lächeln, welches Mirka nicht einordnen konnte.

„Du weißt ganz genau was ich will...“, raunte Adrian, machte plötzlich einen Satz nach vorne und packte das Mädchen an beiden Schultern.

Sofort stieß Mirka einen grellen Schrei aus und versuchte sich aus Adrians Griff zu befreien.

„LASS MICH LOS!“, rief sie völlig aufgelöst und trat nach ihm.

„Ich will mein Leben zurück!“, sagte der Mann entschlossen und seine Augen brannten sich in ihre, „gib mir mein Leben wieder!“

„Adrian! Du tust mir weh!“

„Du allein bist schuld an ALLEM!“

„Bitte...“, wimmerte Mirka wehleidig, „Adrian...bitte...“

Dicke Tränen flossen aus Mirkas Augen, welche sie feste schloss, damit sie seinen Blicken nicht mehr Stand halten musste.

„Kai...“; weinte sie flehend, „warum hilfst du mir nicht…?“

„Dein Mann wird dir dieses Mal nicht zur Hilfe kommen“, meinte Adrian entschlossen, „dafür habe ich gesorgt...“

Vor Schreck riss das Mädchen wieder ihre Augen auf, doch das Gesicht, in welches sie jetzt blickte ließ sie verwirrt den Atem anhalten.

„Was...zum…?“, hauchte sie und blickte schnell um sich.

„Warum weinst du? Hast du so schlecht geträumt?“, fragte Kai besorgt und wischte ihre Tränen vorsichtig weg, „ich bin ja da...alles ist gut...“

„A...aber...“, wimmerte das Mädchen immer noch verwirrt, bis sie plötzlich zu einer Salzsäule erstarrte.

„Mirka? Hast du Schmerzen? Was ist los?“

„ADRIAN!“, rief sie laut aus, sprang aus dem Bett und rannte gefolgt von ihrem Mann hastig in die Küche, „ADRIAN! WO BIST DU?! ZEIG DICH!“

„Adrian…?“, wiederholte Kai, diesmal war er verwirrt.

„Er ist hier! Eben war er noch hier! Genau hier in unserer Küche!“

„Mirka. Adrian ist nicht hier.“

„DOCH! Er stand eben hier mit mir und er hat mich gepackt und er hat mir tief in die Augen gesehen und mir die Schuld gegeben!“

Kais Blicke folgten seiner Frau, wie sie völlig außer sich durch die Küche wuselte und ihm alles erzählte, bis ins kleinste Detail. Er stand ratlos da und horchte dem, was Mirka ihm sagte.

„...und dann sagte er noch, er hätte dafür gesorgt, dass du mir nicht helfen kannst! Und jetzt stehst du aber hier und Adrian nicht!“

„Mirka, du hast schlecht geträumt. Ziemlich schlecht sogar“, meinte Kai schließlich und legte den Kopf schief und schmunzelte leicht, „der Wein ist dir anscheinend nicht gut bekommen...“

„ER WAR HIER!“, rief Mirka verzweifelt und erneut traten ihr Tränen in die Augen.

Kai schloss seine Arme feste um sie und drückte seine Frau an sich. So blieben sie eine Weile stehen, bis sich Mirka wieder einigermaßen beruhigt hatte.

„Niemand...hörst du? Niemand könnte mich daran hindern an deiner Seite zu stehen...egal wegen was...“, raunte er ihr fürsorglich ins Ohr und küsste behutsam ihre Stirn.

„Ich hatte solche Angst...“, flüsterte Mirka mit zittriger Stimme und ihre Finger krallten sich in Kais Oberteil.

„Das glaube ich dir...aber jetzt ist wieder alles gut...okay?“

„Okay...“

Die beiden schenkten sich ein Lächeln, woraufhin Kai ihre Wange streichelte.

„Lass uns wieder ins Bett gehen, okay?“

„Ja...“

„Kuscheln?“

„Bitte!“
 

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Daniellé Hiwatari überflog noch ein letztes Mal die Bewerbung, bevor er die Mappe schloss und sein Gegenüber fragte, ob noch Fragen offen wären.

„Nein. Sie haben alles zu meiner vollsten Zufriedenheit erklärt Dr. Hiwatari.“

„Nun denn. Sie werden zwischen 8 und 16.30 Uhr arbeiten, Ihren genauen Schichtplan maile ich mitte nächster Woche. Arbeitskleidung bekommen Sie natürlich von der Klinik gestellt, das einzige was Sie beachten müssen ist bequeme Schuhe, keinen hängenden Schmuck und bitte zusammen gebundene Haare.“

„Die Patienten könnten daran ziehen?“

„Unter anderem.“

„Okay. Dann freue ich mich jetzt schon auf unsere Zusammenarbeit, Dr. Hiwatari. Sie werden mir ein ausgezeichneter Lehrer sein.“

„Das wird sich am Ende Ihres Praktikums zeigen, Frau Schmitt. Genießen Sie bis dahin ihre freien Tage.“

„Danke. Einen schönen Tag noch.“

„Gleichfalls.“

Die beiden schüttelten zum Abschied die Hände und die junge Frau verließ Dannys Büro.

Auf dem Flur der Klinik musste sich Ulrike anstrengen vor lauter Vorfreude nicht wie ein kleines Kind herumzuhüpfen. Sie ging auf direktem Wege nach draußen, wo die Sonne in ihrer vollen Pracht auf sie herab strahlte und der süße Duft verschiedenster Blumen sie empfing.

„Ich hab den Job, ich hab den Job!“, murmelte sie überglücklich vor sich her und grinste breit.

An ihrem Auto angekommen ließ sie zuallererst die Scheiben bis ganz unten und prüfte ihr Handy. Zwei Anrufe in Abwesenheit und vier Nachrichten.

„Ich hab den Job, ich hab den Job“, sang die Studentin fröhlich vor sich her und startete den Motor.

Sobald sie auf der Hauptstraße fuhr machte Ulrike das Radio lauter und trällerte schief zum aktuellen Song mit.

„Du hast definitiv kein Talent zum Singen...“, raunte plötzlich jemand hinter ihr, woraufhin Ulrike vor Schreck aufschrie und beinahe in den Gegenverkehr fuhr.

„ALTER?! Willst du uns umbringen?!“

Das Mädchen trat mit Schmackes auf die Bremse und sprang aus ihrem Auto, sobald dieses still stand. Sie starrte die Person auf ihrem Rücksitz fassungslos an und fasste sich nach einigen Sekunden ans Herz, welches wild pochte.

„Willst du mich VERARSCHEN?!“, rief sie dann wütend aus und riss die hintere Autotüre auf, „wir hätten drauf gehen können!“

„Was kann ich dafür, wenn du nicht schrecksicher bist?“

„BRYAN! TU DAS NIE WIEDER!“

„Bestimmt nicht! Denn dafür häng ich zu sehr am Leben!“, beschwerte sich der Russe und stieg aus.

„Wie kommst du überhaupt in mein Auto?“

„Du hattest es nicht abgesperrt.“

„Und dann hockst du dich einfach rein?!“

„Naja“, murmelte er und kratzte sich verlegen den Hinterkopf, „ich wollte dich überraschen...“

„Oh glaub mir! Das ist dir gelungen! Ich habe einen scheiß Herzinfarkt wegen dir!“

„Soll ich dich zum Krankenhaus bringen?“

„BRYAN! Das war metaphorisch gemeint!“

„Meta...was?“

„Nicht so ernst gemeint, wie gesagt“, seufzte Ulrike und blickte auf die Rücksitzbank, „warum ist da Erde in meinem Auto?“

„Oh! Ich habe dir Blumen gekauft!“, hellte sich Bryans Mine augenblicklich auf und er holte stolz sein Geschenk hervor, „siehst du?“

Ulrike staunte nicht schlecht, als der Russe ihr drei frisch aus der Erde gerissene Sonnenblumen hin hielt. Die Köpfe waren dermaßen monströs, dass das Mädchen Bryans Gesicht nicht mehr sehen konnte.

„Gefallen sie dir?“

„Da hängen sogar noch die Wurzeln samt Erdbrocken dran“, kicherte Ulrike verunsichert, „welcher Florist hat die dir denn so verkauft?“

„Ähm...also das war so...eigentlich sollte ich dir Blumen kaufen...“

„Du...‘solltest‘?“

Der Junge winkte schnell ab: „Ich wusste aber nicht, worauf du so stehst und dann habe ich diese Sonnenblumen gesehen und musste an dich denken.“

„Du hast Sonnenblumen von einem Feld geklaut, um sie mir zu schenken?“

„Sozusagen…?“

„Mit den Wurzeln unten dran hat es sogar noch einen rustikalen Flair.“

„Also...gefallen sie dir…?“

Ulrike legte ihren Kopf schief und betrachtete das Bild, welches sich ihr gerade darbot. Bryan, zirka zwei Köpfe größer als sie selber, bepackt mit Muskeln und einem lockeren Mundwerk stand gerade vor ihr und reichte dem Mädchen drei ausgerupfte Sonnenblumen. Je länger Ulrike über diese Szene nachdachte, umso mehr musste sie grinsen, bis sie schließlich die Blumen entgegen nahm und Bryan sagte, dass er sich auf den Beifahrersitz setzen sollte. Die Mine des Jungen hellte noch mehr auf und er sprang wie ein kleines Kind um das Auto herum, bevor er Platz nahm.

„Das nächste Mal brichst du aber nicht in mein Auto ein, sondern wartest daneben.“

„Es war offen!“, wehrte Bryan ab und hob entschuldigend die Hände, „wo fahren wir eigentlich hin?“

„Es ist Mittag und ich habe aufgrund meines Termins noch nichts gegessen.“

„Welcher Termin denn?“

„Du stalkst mich doch andauernd und weißt alles besser“, lachte Ulrike schadenfroh auf.

„Ja tu ich auch. Aber dann schreist du mich wieder an und das will ich vermeiden.“

„Ach...echt?“

„Ja.“

„Woher dieser plötzliche Sinneswandel?“

In diesem Moment holte der Russe Luft, um einen wie es für ihn gewöhnlich war zweideutigen Scherz zu bringen, doch er hielt den Atem an und sagte lieber nichts. Da zu diesem Zeitpunkt die Ampel auf Rot stand konnte das Mädchen diese Szene bestens beobachten und musste erneut schmunzeln.

„Ist...alles...in Ordnung?“

„Japp.“

„Dir liegt doch was auf der Zunge?“

„Nein“, antwortete Bryan knapp und blickte aus dem Fenster.

„Ach komm schon! Wen von uns beiden versuchst du hier was vorzuspielen?“

„Ich spiele nichts.“

„Du bist doch sonst so schlagfertig. Oder kannst du das im nüchternen Zustand nicht?“

Ulrike und Bryans Blicke trafen sich. Für einen Augenblick meinte sie in seinem Gesicht etwas vollkommen neues entdeckt zu haben, doch da schaltete die Ampel schon wieder auf grün. Nach ein paar weiteren Minuten Autofahrt erreichten die beiden den Parkplatz, wo Bryan sofort Louis erblickte, wie er gerade die Mülleimer leerte.

„NEIN!“, lachte der Russe laut auf, „du lebst auch noch?!“

Der andere Junge schreckte von seiner Arbeit auf und blickte verwirrt um sich.

„Woher...kennst du ihn?“, erkundigte sich Ulrike, während die beiden aus dem Auto ausstiegen und das Mädchen sicher ging, dass sie diesmal richtig abgeschlossen hatte.

„Der Typ war mal mit Luna zusammen. Du kennst sie sogar!“

„Tu ich?“

„Sie hat mit dir rumgeknutscht, nachdem sie dir und Louis einen Eimer Eiswürfel über den Kopf gekippt hatte. Schon vergessen?“

Ulrike blieb überrascht stehen und blickte zu Bryan hoch. Für die ersten zehn Sekunden ratterten ihre imaginären Zahnräder, dann wurde dem Mädchen das Ausmaß sämtlicher Handlungen und Geschehnisse erstmals bewusst.

„Du...wolltest also nur mit mir schlafen, weil ich mit einer Frau geknutscht habe?“

„Nein. Das ist Talas Fantasie.“

„Und was ist deine schmutzige Fantasie?“, erkundigte sich Ulrike und grinste breit.

Noch bevor der Russe darauf antworten konnte hatte Louis die beiden entdeckt und ging winkend auf die beiden zu.

„Hallöchen!“, jauchzte er fröhlich und blieb direkt vor Bryan und Ulrike stehen, „was verschafft mir die Ehre?“

„Sie hat Hunger“, entgegnete Bryan trocken, „und ich habe ihr Blumen geschenkt, weshalb ich ebenfalls hier bin. Übrigens...das Reden über Essen macht mich ebenfalls hungrig...“

„Stell dir vor, die haben hier so viel zu Essen, dass sie es sogar verkaufen.“

„Warte, warte, warte!“, ging Louis zwischen die beiden, „er hat dir Blumen gekauft?“

„Geschenkt“, berichtigte der Russe, „gekauft...wäre...übertrieben...“

„Das richtige Wort nach dem du suchst wäre dann wohl ehr ‚geklaut‘?“

„Er hat dir geklaute Blumen geschenkt?“

„Ja“, antworteten Ulrike und Bryan im Chor.

Nachdem Louis zu sehr damit beschäftigt war zwischen den beiden verwirrt hin und her zu blicken, entschieden sich die anderen schon mal ins Geschäft zu gehen. Einige Sekunden später lief Louis wie von der Tarantel gestochen hinter Ulrike her und warf Bryan düstere Blicke zu.

„Das ist...strafbar!“

„Mach dich nicht lächerlich, Louis“, winkte Ulrike ungläubig ab, „es waren drei Sonnenblumen, welche er von einem Feld geholt hatte. Gepflückt...okay gerupft!“

„Du solltest ihn wegen Diebstahl anzeigen!“, raunte der Junge verschwörerisch.

„Oh bitte! Es sind drei Sonnenblumen von einem Feld, wo noch hunderte andere wachsen. Die wird keiner vermissen.“

„Die haben Sprühsahne und Schokosauce hier“, trat Bryan breit grinsend an Ulrike heran, „willst du dich entscheiden oder nehmen wir beides?“

„Beides? Für was?“, fragte Louis argwöhnisch.

„Vorspiel. Zum ablecken von nackten Körperstellen. Ich persönlich stehe ja ehr auf Sprühsahne.“

„Ihr habt Sex?“

„Den hatte sie auch mit dir“, zuckte Bryan mit seinen Schultern, „und wenn ich mich richtig erinnere wolltest du sogar Kai in den...“

„Schon gut, schon gut!“

„Moment mal...wenn du selbst mit Kai bumsen würdest...“, grübelte Bryan.

„Du wolltest Sex mit Kai Hiwatari?“, fragte Ulrike überrascht, „ich wusste gar nicht, dass du bi bist!“

„Bin ich auch nicht!“, wehrte Louis sofort ab.

„Warum wirst du dann rot?“

„Werde ich nicht!“

„OH MEIN GOTT! WENN DU SELBST MIT KAI BUMSEN WÜRDEST, DANN MACHST DU AUCH VON MIR KEINEN HALT!!“, entfuhr es Bryan und er stellte sich augenblicklich hinter Ulrike, „ich bin nicht SO auf Notstand, dass ich dich an mich ranlassen würde!“

„Du gibst also zu, dass du an Männern interessiert bist?“, grinste Ulrike und warf einen vielsagenden Blick über ihre Schulter.

„Was? NEIN!“

Dem Mädchen entwich ein neckisches Kichern: „Schade, denn das wäre meine geheime Fantasie.“

„WAS?!“, entfuhr es Bryan und Louis gleichzeitig, doch die junge Frau ließ die beiden laut lachend einfach stehen.
 

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Kai nahm einen großzügigen Schluck seines Getränks und widmete sich wieder seinen Unterlagen, während Mirka ihm gegenüber saß und die vorbeigehenden Menschen beobachtete.

„Ich habe dir gesagt, dass es für dich langweilig werden würde.“

„Ich weiß.“

Kai blätterte um und seufzte tief. Dann stützte er seinen Kopf auf die flache Hand und seufzte noch tiefer.

„Du hattest doch nicht wirklich angenommen, dass ein Sitz im hohen Rat nur aus herrschen und bestimmen besteht…?“, schmunzelte Mirka.

„Ich habe lediglich den Papierkram unterschätzt...“, gestand der Junge, „dafür bräuchte ich einen Abschluss in Jura, um durch sämtliche Paragraphen durchzusteigen.“

„Deine Mama hat Jura studiert.“

„Ich weiß.“

„Frag sie doch, ob sie dir hilft?“

„Sie ist geschäftlich nicht im Lande...und selbst wenn sie es wäre, ich bezweifle, dass selbst sie da durchsteigen würde.“

Neben den beiden begrüßten sich eine Gruppe Jungen etwas lauter, worauf Mirka zusammen zuckte und hastig durch die Menge blickte. Kai beobachtete diese Szene und klappte seine Unterlagen mit Schwung zu.

„Wir gehen wieder.“

„Nein! Nein...ich bin nur...erschrocken...“

„Mirka, du bist mir fast vom Stuhl gefallen!“

„Es ist alles gut, Kai.“

„Hat dein Verhalten immer noch mit deinem Traum von Adrian zu tun?“

Das Mädchen hielt die Luft inne, welche sie gerade noch für einen bissigen Gegenkommentar geholt hatte und blickte ihren Mann für einen kurzen Moment ausdruckslos an. Dann ließ sie sich in ihrem Stuhl zurück sinken und seufzte traurig.

„Mirka...nach seiner Anhörung ist Adrian einfach abgetaucht. Und ich bezweifle, dass er in der Stadt geblieben ist, wo er uns jederzeit über den Weg laufen könnte.“

„Aber gerade das ist es ja“, bemerkte das Mädchen und klemmte sich eine Haarsträhne hinters Ohr, „nicht zu wissen wo er ist macht mich so verrückt!“

„Du steigerst dich in was rein. Auch wenn er dich im Traum angegriffen hat und sein Leben von dir zurück wollte, damals bei seinem Austritt hatte er sich doch bei dir entschuldigt.“

Mirka seufzte erneut und schwieg, woraufhin Kai stutzig die Augenbrauen hob, jedoch ebenfalls stumm blieb. Für einige Minuten blickten sich die beiden wortlos in die Augen. Die warme Sommerluft umhüllte das junge Ehepaar mit einem schweren lieblichen Duft, welcher beider Aufmerksamkeit forderte.

„Riechst du das?“

„Hm.“

„Das riecht wirklich lecker.“

„Darf ich dich dann auf das heutige Mittagessen einladen?“

„Sehr gerne.“

Schnell winkte Kai der Bedienung, diese kam mit der Rechnung und das Paar stand von seinem Platz auf, um den herrlichen Duft von frisch zubereitetem Essen zu folgen.

„Ach hier kommt der verführerische Essensgeruch her...“

„Kennst du den Laden?“

„Natürlich! Das Sunday‘s hat die besten Smoothies und Milkshakes der Stadt! Mir war vollkommen entgangen, dass sie her auch Speisen anbieten“, gestand Kai und stellte sich an.

„Dass du mich jetzt erst hier her bringst, wo du doch so ein Zuckermaul bist...“, überlegte Mirka und stieß ihrem Mann in die Seite.

„Wir hatten in den letzten Monaten recht wenig Zeit, um in ein Lokal wie dieses zu gehen.“

„Auch wieder wahr...“

Kai und Mirka waren nun mit bestellen dran, doch als der junge Halbrusse den Verkäufer erkannte und dieser ihn hielten beide Männer den Atem an. Mirka blickte zwischen ihnen verwirrt hin und her.

„Kai? Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich die junge Frau, bekam jedoch keine Antwort, „also wenn du dir nichts bestellst, dann ist das dein Ding, aber ich habe Hunger!“

„Kai Hiwatari“, raunte der andere Junge, welcher hinter der Theke stand, immer noch mit weit aufgerissenen Augen, „du bist es wirklich.“

„Muss ein Missverständnis sein“, winkte Kai schnell ab und wollte mit seiner Bestellung anfangen, doch der Junge fiel ihm sofort ins Wort.

„Kennst du mich nicht mehr? Ich bin‘s! Louis! Der Ex von Luna! Wir waren mal zusammen in der Discothek!“

„Warte, warte! Luna?“, erkundigte sich Mirka.

„Ja, Luna! Sie ist die Mitbewohnerin der Blitzkrieg Boys.“

„Ich würde gerne bestellen...“, raunte Kai.

„Ich kenne Luna! Hast du noch Kontakt zu ihr?“, freute sich Mirka und klatschte aufgeregt in die Hände.

„Nein nicht mehr. Wir haben keinen Kontakt mehr.“

„Und ihr beiden seid auch befreundet?“

„Bestellung? Wir haben Hunger?“, warf Kai erneut in die Runde.

„Naja...ich habe deinem Freund mal gesteckt, dass wenn ich auf Männer stehen würde, er meine erste Wahl wäre“, gestand Louis und machte eine verlegene Geste.

„Oh...wie süß! Du hast einen Verehrer!“, neckte Mirka ihren Mann, welcher ihr einen bösartigen Blick zuwarf, woraufhin sie noch mehr kicherte.

„Was darf ich euch gutes tun?“, fragte Louis und versuchte somit vom Thema abzulenken.

„Na endlich“, murmelte Kai verärgert und gab die Bestellung auf.

„Getränke gehen natürlich aufs Haus“, grinste der Junge, „wenn ich schon mal Kai Hiwatari und seine Freundin zum Essen hier habe.“

„Frau.“

„Bitte?“

„Ich bin seine Frau.“

„Ihr seid verheiratet?!“

„Seit letztem Herbst“, nickte Mirka stolz und drückte Kai einen dicken Kuss auf die Wange.

„Und dann sag ich auch noch, dass ich auf ihn stehe! Ähm...auf ihn stehen würde! Das ist mir dezent peinlich!“

„Dezent?“ fragte Kai ungläubig, „frag mich mal!“

Louis stellte das Essen und Trinken auf zwei Tablettes und winkte den beiden noch mal zum Abschied zu, woraufhin Mirka eine Andeutung auf russisch machte.

„Halt die Klappe“, fauchte Kai schon fast genervt, „der Typ ist mir damals nicht von der Seite gewichen!“

„Ach das ist der Typ, von welchem du den Spitznamen ‚Sexy Arsch‘ bekommen hast?“

Kai blieb abrupt stehen, so dass sein Essen beinahe vom Tablett fiel und er starrte Mirka herausfordernd an.

„Woher weißt du das?!“

„Ich verrate doch meine Quellen nicht“, kicherte sie gehässig, „du sexy Arsch du!“

„Ich hoffe für Tala und Luna, dass sie nie wieder aus Russland hier her kommen werden!“

„Jetzt reg dich doch nicht auf, Kai. Lass halt auch mal einen Witz auf deine Kosten machen!“

Der Junge fluchte etwas unverständliches vor sich her.

„Ich freue mich schon, wenn ich Tala und Luna wieder mal sehen kann...ich vermisse beide. Guck mal, ich halluziniere schon, dass da hinten Bryan mit einem Mädchen sitzt...mit einem sehr hübschen Mädchen!“

„Du halluzinierst nicht, dass IST Bryan!“

Die beiden blieben kurz stehen und guckten ungläubig in die Richtung, woraufhin Ulrike ihr Gegenüber fragte, ob er die beiden kannte. Der Russe wandte sich im Stuhl um und weitete seine Augen.

„Tatsächlich! Das IST Bryan!“, jauchzte Mirka und eilte zu den beiden rüber.

Sie stellte ihr Tablett ab und begrüßte ihn auf russisch, während Ulrike überfordert hin und her blickte.

„Was macht ihr denn hier? Haben eure schicki micki Lokale noch nicht geöffnet?“

„Seit wann darf man dich denn in weiblicher Begleitung sehen? Normalerweise kickst du sie doch nach einer Nacht wieder aus deinem Leben?“, erwiderte Kai.

Ulrike musste auf diese Bemerkung hin hell auflachen: „Ich mag ihn jetzt schon!“

Bryan warf ihr einen funkelnden Blick zu, welcher vieles sagte.

„NEIN! DU HAST ENDLICH MAL NE FREUNDIN?!“, jauchzte Mirka erneut.

„Wir sind nicht zusammen“, wehrte der Russe schnell ab.

„Naja. Immerhin hast du mir heute schon mal Blumen geschenkt“, überlegte Ulrike und spielte mit einer Haarsträhne.

„NEIN!“, gab Kais Frau begeistert und überrascht zugleich von sich, „DU?“

In Bryan stieg eine gewisse Röte hoch, woraufhin die beiden Frauen nur noch mehr kicherten.

„Und woher kennt ihr euch?“, erkundigte sich Ulrike, während Kai und Mirka aßen.

„Er und ich haben mal im selben Team gebladet.“

„Ah.“

„Das sagt dir wahrscheinlich gar nichts“, grinste Mirka.

„Nicht im Geringsten.“

„Und der kleine Kampfzwerg ist seine Frau.“

„Ich habe einen Namen du Idiot!“

„Sagte ich doch. Kampfzwerg!“

„Ich heiße Mirka!“

„Ach dann bist du diejenige, welche Bryan mal unter den Tisch…?“, begann Ulrike, wurde jedoch hastig vom Russen abgewunken.

„Genau die bin ich“, lächelte die junge Frau.

„Nett dich mal kennenzulernen.“

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“

„Es gefällt mir ganz und gar nicht, dass ihr euch so gut versteht“, murmelte Bryan, während Kai die beiden Mädchen wortlos beobachtete.

„Es sind eh viel zu wenige Frauen in eurem Freundeskreis! Wurde langsam mal Zeit, dass Luna und ich Verstärkung bekommen!“, bemerkte Mirka.

„Hallo? Spencer hat eine Freundin?“, erinnerte Bryan sein Gegenüber.

„Spencer hat eine Freundin?“, wiederholte Kais Frau überrascht, „wieso wusste ich das noch nicht? Wusstest du das?“

Kai zuckte lediglich mit seinen Schultern.

„Klar. Das interessiert dich wieder nicht. Und bei so einem Verhalten wunderst du dich, dass du keine Freunde hast!“

„Ich habe mich nie beschwert, dass es so wenige sind.“

„Das sagst du jetzt! Heute Nacht weinst du dich wieder in den Schlaf!“

„Mirka, bitte...“

„Was?“

„Ich mag sie“, kicherte Ulrike.

„Hör ich“, meinten Kai und Bryan im Chor.

„Wir sind ab jetzt wieder eine Weile in der Stadt, vielleicht lässt sich da mal ein gemeinsamer Abend arrangieren?“, schlug Mirka voller Vorfreude vor.

„NEIN!“, antworteten Kai und Bryan erneut im Chor.

„Wieso denn nicht? Das wird sicher lustig!“

„Nein wird es nicht!“

„Ulrike und ich sind nicht mal zusammen!“

„Na, dann halte dich mal ran, Junge!“

Erneut schoss in Bryan eine gewisse Rötung ins Gesicht, welche Ulrike breit schmunzeln ließ, unterdessen blickte Mirka verwirrt zwischen den beiden hin und her.

„Er hat dir Blumen geschenkt?“, erkundigte sich die Russin.

„Drei Sonnenblumen.“

„In einem Strauß?“

„Naja...ehr mit der heraus gerupften Erde unten dran.“

„Aber er hat dir Blumen geschenkt?!“

„Ja.“

„Bryan! Welcher Mann schenkt einer Frau Blumen und behauptet dann noch, dass sie nicht zusammen sind?“, beschwerte sich Mirka.

„Er?“

„Wir schlafen miteinander. Das war es auch schon!“

„Nanananananananana! Sobald Schokolade und Blumen im Spiel sind ist da immer mehr!“

„Kai, deine Frau fängt an, es zu übertreiben“, raunte Bryan und warf seinem ehemaligen Teamkollegen einen vielsagenden Blick zu, „bringst du sie nicht gleich zum Schweigen, dann mach ich das!“

„Tu dir keinen Zwang an“, grinste Kai, „ich wollte schon immer mal sehen, wie du von einem Mädchen verprügelt wirst.“

„HEY! Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“

„Auf meiner.“

Bryan sprach einige Schimpfwörter auf russisch, welche Kai nur noch mehr zum Schmunzeln brachten, während Mirka ihm im selben Tonfall und der selben Sprache antwortete. Ulrike blickte überfragt zwischen den beiden hin und her, woraufhin Kai lediglich abwinkte.

„Solange sie sich nicht an die Kehle gehen, ist alles gut.“

„Wenn du das sagst...“

Kai nickte vielversprechend, während Mirka und Bryan sich immer noch wild angeregt Sachen an den Kopf warfen.



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