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Verborgene Liebe

von

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14. Kapitel

 

Shredder fühlt sich merkwürdig, es fällt ihm schwer, einen geraden Gedanken zu fassen. Er weiß nur nicht, ob das eine Nachwirkung von Krangs Medikament oder von diesem Kuss eben ist. Er weiß nur eines: er braucht etwas Abstand, um das Ganze zu verarbeiten. Eigentlich müsste er darüber gründlich nachdenken, aber das ist jetzt und hier wirklich nicht möglich, also schiebt er diesen emotional aufgewühlten Teil seines Ichs rigoros in den Hintergrund und konzentriert sich auf seine guten Manieren.

Als guter Gastgeber spendiert er April erst einmal einen Rundgang. Zumindest, was den Bereich betrifft, in dem sie sich frei bewegen darf.

Die Küche kennt sie ja schon.

Auf dem Weg zu seinem Quartier kommen sie sowieso an allem vorbei. Zuerst ist da sein Trainingsraum - auch wenn er bezweifelt, dass sie sich für Boxsäcke und Hantelbänke interessiert. Aber sie mustert den Raum sehr interessiert, sieht dann ihn ganz merkwürdig an und lächelt noch merkwürdiger.

„Ich würde dir gerne mal beim Training zusehen", meint sie dann. „Darf ich?"

Diese Frage lässt ihn verlegen erröten. Er vermutet aber, dass sie ihn nur wieder necken will, also wirft er ihr einen herausfordernden Blick zu.

„Dieser Trainingsraum wird grundsätzlich nur in Sportsachen betreten. Herumgefaulenzt und blöd geglotzt wird hier auch nicht. Du musst schon mitmachen, selbst, wenn's nur Seilspringen ist. Also“, fügt er in einem kleinen Anfall von Gemeinheit (entweder das oder er knutscht sie rücksichtslos gegen die nächste Wand) hinzu, „du bräuchtest ein Sportoutfit, am besten kurze Shorts und ein enges Top.“

Sie zuckt mit keiner Wimper.

„Habe ich leider nicht dabei. Aber kann ich mir nicht einfach einen Gi von dir leihen?“

Er ist beeindruckt. Sie kennt sogar den japanischen Fachbegriff. Und auch wenn sie in einem seiner Gis bestimmt ein lustiger Anblick wäre – die sind ihr nämlich alle viel zu groß! – will er sie nicht so leicht vom Haken lassen. Um ehrlich zu sein – er würde sie wirklich mal gerne in einem knappen Sportdress sehen.

„Wir werden dir etwas Passendes schneidern“, erklärt er leichthin und weidet sich an ihrer verdutzten Miene.

„Unsere Technik ist einzigartig“, fährt er nicht ohne einen gewissen Stolz fort. „Es gibt hier Maschinen, davon träumst du nur. Wir haben nicht nur Waffen und sonstiges Kriegsspielzeug, das der Technik der Erde Jahrhunderte voraus ist, sondern auch Geräte, die im Alltag sehr nützlich sind. Und du wirst sowieso einiges brauchen, nicht nur eine Zahnbürste. Und anstatt dafür stundenlang ins nächste Dorf zu fahren, können wir dir all dies mit einem wahren Wunderwerk der Technik beschaffen.“

Sie verbeißt sich ein Grinsen, denn jetzt klingt er fast wie ein Verkäufer. Aber er hat sein Ziel erreicht und sie neugierig gemacht.

„Ich trage gerne deine Hoodies.“ Lächelnd streicht sie über ihr derzeitiges helles Kleidungsstück, Fast hätte sie ihm gesagt, dass der weiche Stoff so schön nach ihm riecht, doch irgendwie klingt das peinlich, also lässt sie es.

„Aber du hast recht“, gibt sie stattdessen nachdenklich zu, „alle deine Kleidungsstücke werden wir nicht passen. Und alle sind auch nicht angemessen, schätze ich mal.“

Zu ihrem großen Unbehagen wird ihr nämlich klar, dass sie daran noch keinen Gedanken verschwendet hat. Mal ganz davon abgesehen, dass sie sich nicht mal als Teenager die Unterwäsche ihrer besten Freundin geborgt hat (nicht einmal, wenn sie noch neu verpackt war) – sie ist unbestreitbar eine Frau und als solche gewissen Problemen ausgesetzt. Sie hat noch drei Wochen Zeit und so lange wird sie vielleicht gar nicht hierbleiben, aber der Gedanke lässt sich jetzt auch nicht mehr abschütteln – sollte sie doch länger hier den Gast spielen, wo zum Teufel bekommt sie hier Tampons her? Oder, ganz schlicht: einen Damenrasierer für ihre Achseln? Sie kann sich ja wohl schlecht an seinem bedienen. Zum Glück epiliert sie sich regelmäßig die Beine. Also wirklich, verdammt nochmal! Sie kann sich doch nicht gehenlassen wie ein Hippie – gerade jetzt, wo sie ihn an der Angel hat, muss sie ihn doch weiter becircen was das Zeug hält.

Und dazu benötigt sie nun einmal die richtigen Utensilien.

Aber vielleicht hält sein Wundermaschinchen ja, was er versprochen hat.

Shredder denkt naturgemäß nicht in ihren Bahnen. Er denkt ganz pragmatisch hauptsächlich an Kleidung, Schuhe, Zahnbürste und Kamm. Außerdem ist er sehr stolz auf diese Maschine und will damit angeben. Immerhin ist es eine der wenigen, die er nicht nur repariert, sondern auch verbessert hat – da gibt ihm sogar Krang recht.

 

 

Oh mein Gott! Diese Maschine ist der Hammer! So etwas will sie auch haben!

Na gut, sie ist so groß wie ein mittlerer Schrank und sieht nicht sehr schön aus, aber - sie ist großartig!

An der einen Seite befindet sich ein großer Trichter, da wirft man das Ausgangsmaterial - also zum Beispiel alte T-Shirts - hinein und nachdem man über das Display in den gespeicherten Katalogen (Downloads aus dem Internet) seinen Wunschgegenstand ausgewählt hat, rattert und zischt die Maschine ein paar Minuten lang und aus einem Fach auf der anderen Seite kommt dann das Gewählte heraus. Man muß nur bedenken, dass das, was herauskommt, aus demselben Material besteht wie das, was man vorher hineingeworfen hat. Und bleibt etwas vom Ausgangsmaterial übrig, speichert die Maschine das fürs nächste Mal.

Sie hat keine Ahnung, wie das funktioniert, Shredder murmelte etwas von 3-D-Drucker und in-Atome-zerlegen, aber sie weiß ja auch nicht genau, wie das mit der Übertragung von Bildern durch die Luft funktioniert und arbeitet trotzdem beim Fernsehen.

Nachdem Shredder ihr die Bedienung erklärt hat, geht er kurz ins angrenzende Bad hinüber, wo er auf sie warten will. Zuerst versteht sie das nicht, aber dann fällt es ihr wie Schuppen von den Augen: es ist ihm bestimmt genauso peinlich ihr dabei zuzusehen, wie sie sich neue Höschen „druckt", wie ihr, wenn er ihr dabei über die Schulter schaut.

Das Display verrät ihr, dass der Speicher für Baumwolle noch voll ist, und so bestellt sie sich erst einmal einen Wochenvorrat schlichter, aber hübscher Slips und dann eine neue Jeans. Da Shredder ihr auch verriet, dass die Maschine viel Energie verbraucht, belässt sie es erst einmal beim Nötigsten. Einen Nassrasierer, Zahnbürste und einen Kamm gönnt sie sich noch und nach einem kurzen Zögern auch ein sexy Sportoutfit, eine Leggins und ein sehr, sehr langes Nachtshirt. Damit sollte sie erst einmal über die Runden kommen. Die Maschine empfiehlt ihr, ihre neuen Kleidungsstücke vor Gebrauch in der daneben stehenden Waschmaschine durchzuwaschen, also macht sie das auch.

Von daher hat sie also nur Zahnbürste, Rasierer und den Kamm bei sich – sicher verwahrt in der Känguruhtasche des Hoodies, als sie schließlich durch dieselbe Tür geht wie Shredder vor zehn Minuten.

Sie hat kaum die Schwelle übertreten, da bleibt sie wie vom Donner gerührt stehen.

„Wow", entfährt es ihr und dann, absolut begeistert noch einmal: „Wow!"

So ein Badezimmer hat sie außerhalb eines Spas noch nie gesehen. Erstens ist es gar kein richtiges Badezimmer, weil es nur über eine Badewanne verfügt. Und die ist riesig - da passen mindestens vier ausgewachsene Menschen hinein. Drei Stufen führen auf ein Podest, in welches dieser Pool eingelassen ist. Dunkles Holz, Kübelpflanzen und Fliesen in Terrakottaoptik verleihen diesem Raum einen Hauch von Urlaub - von Entspannung pur. An den Wänden hängen verschiedene, maritime Dekorationen und der einzige Spiegel hier hat die Form eines Schiffsbullauges.

Das ist der Wahnsinn!

Shredder hört auf, die braunen Blätter von einem Ficus zu zupfen und amüsiert sich eindeutig über ihr beeindrucktes Staunen.

„Beeindruckend, nicht wahr? Tja, das ist der Vorteil, wenn man es sich im Sektor der Kommandoebene bequem macht. Du solltest mal die Mannschaftsquartiere weiter unten sehen. Die reinsten Mauselöcher."

„Das ist fantastisch", stimmt ihm April begeistert zu, während sie langsam zum Podest hinaufsteigt, um einen neugierigen Blick in die Wanne zu werfen.

„Oh, ein Whirlpool", stößt sie überrascht hervor, als sie die Düsen sieht.

Er nickt und hält ihr seine rechte Hand hin, um ihr galant wieder die Stufen herunter zu helfen.

Sie nimmt sie nur zu gerne an und lässt ihn auch danach nicht los.

„Leider müssen wir auch hier sparsam sein", erklärt Shredder bedauernd. „Einmal pro Monat darf jeder von uns es einmal benutzen, öfter nicht. Da ist Krang sehr streng. Aber", beeilt er sich, ihr zu versichern, „sowohl an meins wie auch an Rocksteadys und Bebops Quartier schließen ganz normale Duschbäder an."

„Sind die auch so luxuriös wie das hier?"

Er lächelt etwas schief. „Ich befürchte nicht."

April zögert einen Moment. Sie hält immer noch seine Hand. Sein Griff ist fest und warm und verursacht wieder dieses Kribbeln in ihrer Magengrube.

„Zeigst du mir jetzt dein Quartier?" fragt sie, lächelt, stellt sich auf die Zehenspitzen und haucht ihm einen Kuss auf die Wange.

Er lächelt verlegen. Sie lächelt zurück und schmiegt sich für eine unendlich lange und zugleich viel zu kurze Sekunde mit vollem Körpereinsatz an seine Seite. Er kann ihre weichen Brüste fühlen, wie sie sich gegen seinen Arm drücken und versucht, seine immer stärker werdende Verlegenheit hinter einer ernsten Miene und einem aufgeräumten „na dann mal los" zu verstecken.

Doch insgeheim fragt er sich, was sie bei solchen Aktionen eigentlich von ihm erwartet?

Oh, warum nur gibt es für so etwas kein Handbuch? Er ist so furchtbar ungeübt in solchen Dingen, kann sich nur auf das verlassen, sie so zu behandeln, wie er selbst gerne behandelt werden möchte. So wie bei ihrem Kuss vorhin in der Küche. Und wenn ihn doch das Gefühl überkommt, sie am liebsten gegen die nächstbeste Wand zu knutschen, greifen seine guten Manieren regulierend ein. Irgendwann, das weiß er, wird er genau das machen, sie gegen die Wand knutschen und noch ganz andere Dinge, aber dafür ist es noch bei Weitem zu früh.

Während sie das Bad verlassen und die wenigen Meter den Gang hinunter zu seinem Quartier gehen, wobei sie sich nah bei ihm und immer noch seine Hand hält, mustert er sie aus dem Augenwinkel heraus heimlich.

Sie sieht sehr zufrieden aus, fast schon glücklich, also macht er wohl keine allzu großen Fehler, oder?

 



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