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Balance Defenders

von

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Ortswechsel


 

Ortswechsel
 

„Einmal Lachen hilft besser

als dreimal Medizin.“

(deutsches Sprichwort)
 

Vorsichtig stiegen sie vom Heuboden und wagten sich dann langsam aus der Scheune.

Trotz Ewigkeits Aussage, die Schatthen seien nun genügend weit entfernt, spähten sie wachsam um sich. Sie horchten ängstlich nach irgendwelchen auffälligen Geräuschen und sogen die Luft um sich prüfend ein, ob sie frei war von dem ekelerregenden Gestank der Schatthen.

Die Schatthen hatten der Redewendung ‚Die Luft ist rein‘ einen nie gekannten Tiefgang verliehen.

Es regnete noch immer. Die fünf wurden von den großen, harten Tropfen regelrecht bombardiert.

„Jetzt weiß ich wieder was wir vergessen haben – die Schirme.“, stellte Vitali fest.

„Wenn du sie holen gehen willst.“, war Serenas Kommentar dazu.

Justin deutete nach links. „Wenn wir diesen Weg gehen, müssten wir die Stadtmitte von Schweigen erreichen.“

Die fünf rannten los. Ewigkeit flog neben ihnen her. Die Regentropfen trafen sie um einiges härter.

Justin erkannte, wie sie immer wieder ins Straucheln kam. Dann hielt er Ewigkeit die linke Hand hin.

Das vollkommen erschöpfte Schmetterlingsmädchen sah Justin im ersten Moment etwas perplex an, ehe es dankbar und erschöpft auf seiner Hand landete. Justin führte seine Hand zu seiner Brust und öffnete mit der Rechten eine Tasche seines Anoraks, in der Ewigkeit Platz fand. Anschließend kontrollierte Justin, ob die Gruppe noch zusammen war.

Serena war wie immer etwas abgeschlagen. Sie hatte natürlich auch noch den Fehler begangen, eine Jacke ohne Kapuze zu tragen, und versuchte sich nun mit den Armen vor dem Regen zu schützen. Ariane, die ebenso keine Kapuze hatte, trug wenigstens eine wetterfeste Ballonmütze.

Serenas Ohren fühlten sich eisig an und das Tempo konnte sie auf keinen Fall noch länger durchhalten. Vor sich sah sie, dass die anderen ihr Tempo verringerten. Vivien kam zurück zu ihr. Zunächst dachte Serena, sie wolle ihr etwas sagen, aber Vivien blieb nicht vor ihr stehen, sondern lief an ihr vorbei. Im nächsten Moment spürte Serena, wie sie von hinten angeschoben wurde.

„Vivien, lass das!“, rief sie nach hinten.

Im gleichen Augenblick wurde ihr eine abgetrennte Kapuze aufgesetzt. Vitali, der ohnehin einen Kapuzenpulli trug und daher auf die Kapuze seiner Jacke verzichten konnte, hatte sie ihr verpasst.

„Ich… brauche das nicht!“, wehrte Serena ab.

„Hör auf zu meckern und mach das Ding vorne zu, sonst fliegt es noch weg.“, erwiderte Vitali mit grimmigem Ton.

„Das ist wirklich nicht nötig!“, rief Serena peinlich berührt.

„Mann, kannst du nicht einfach mal Danke sagen, anstatt immer zu meckern!“, beschwerte sich Vitali.

Widerwillig presste Serena die Druckknöpfe der Kapuze zusammen. Sie wollte gar nicht wissen, wie das jetzt aussah.

Vivien kam wieder an ihre Seite und nickte Vitali zu. Daraufhin packten die beiden jeweils einen von Serenas Armen und zogen Serena unter ihrem Gezeter mit sich. Sie schlossen zu Justin und Ariane auf, die extra langsam gemacht hatten.

Den Rest des Weges fiel kein Wort mehr. Das Risiko war zu groß, dass sie dadurch doch noch von Schatthen entdeckt würden oder ein Geräusch überhörten, das sie vor einem ihnen auflauernden Schatthen hätte warnen können.
 

Erst nach zwanzig Minuten im Eiltempo durch den Regen zeigten sich vor den fünfen und Ewigkeit die ersten Häuser. Die Straßen in diesem Randgebiet wirkten ausgestorben, keine Menschenseele war zu sehen und für einen Moment kam in den fünfen der abartige Gedanke auf, die Schatthen könnten die Bewohner allesamt ausgelöscht haben.

Sie schüttelten die Wahnvorstellung ab. Es regnete noch immer in Strömen, kein normaler Mensch verließ bei solchem Wetter freiwillig das Haus.

Die Fünfergruppe lief die Straßen entlang, auf der Suche nach dem Stadtzentrum.

Mittlerweile waren sie zu erschöpft zum Rennen und noch nasser konnten sie ohnehin nicht mehr werden. Zum Glück hatte Justin einen guten Orientierungssinn und wusste zumindest halbwegs, in welcher Richtung sich der Bahnhof befinden musste. Nach einer weiteren Viertelstunde kamen sie endlich dort an.

Trotz der geringen Größe des Ortes besaß Schweigen ein Bahnhofsgebäude, in dem sie Schutz vor Regen und Wind suchten. Hier sahen sie auch erstmals wieder Menschen und wurden von einem Gefühl der Erleichterung durchflutet. Die Nähe zu anderen gab ihnen eine gewisse Sicherheit, als wenn diese fremden Leute sie vor einem weiteren Angriff der Schatthen hätten schützen können.

Einem der Fahrpläne entnahmen sie, dass sie auf den nächsten Zug noch zwölf Minuten warten mussten. Vollkommen ausgelaugt ließen sie sich auf eine Bank mitten im Gang sinken. Wasser tropfte an ihnen herab auf den Boden.

Ewigkeit schlüpfte wieder aus Justins Brusttasche und schüttelte sich wie ein kleiner Welpe.

Da sie die Kleine selbst nicht hatten sehen können, gingen die fünf davon aus, dass es nicht nötig war, sie vor den Blicken anderer zu verstecken.

Ewigkeit machte einen Sprung und blieb vor ihnen in der Luft stehen, als sei das das Leichteste auf der Welt. Ganz offensichtlich lag es nicht an ihren Flügeln, dass sie schwebte, denn kein Schmetterling hätte sich mit durchnässten Flügeln, wie Ewigkeit sie hatte, in der Luft halten können.

Plötzlich bemerkten die fünf, dass die Leute um sie herum sie komisch anstarrten und wären vor Schock fast von ihrem Platz aufgesprungen, um Ewigkeit zu packen.

Aber bei einem zweiten Blick erkannten sie, dass die Leute eindeutig sie anstarrten, nicht das fliegende Etwas. Und das obwohl Serena Vitalis Kapuze schon zuvor wieder abgezogen hatte.

Doch bevor sie noch länger über diesen seltsamen Umstand nachdenken konnten, drang eine aufgekratzte Kinderstimme zu ihnen.

„Schau mal, Mami! Eine Fee!“

Geschockt gafften die fünf in den Weg links von ihnen, der nach hinten zu den Gleisen führte. Dort kam ihnen gerade eine Mutter mit ihrem Kind entgegen. Das kleine Mädchen riss sich von seiner Mutter los und flitzte in Windeseile auf Ewigkeit zu.

Geistesgegenwärtig stieg Ewigkeit im letzten Moment weiter nach oben und entging so dem gierigen Griff des Mädchens.

Die Mutter eilte mit großen Schritten ihrem Kind hinterher. Sie ergriff die wild in der Luft umherfuchtelnde Hand ihrer Tochter. „Lass den Unsinn.“ Dann fiel ihr Blick auf die fünf Jugendlichen neben ihr. Der Gesichtsausdruck der Frau änderte sich jäh. Argwöhnisch musterte sie die Teenager von oben bis unten und befahl daraufhin ihrem Kind weiterzugehen.

Teils fassungslos, teils empört starrten die fünf der Frau nach. Sahen sie denn aus wie eine gemeingefährliche Straßengang? Erst dann wurde ihnen klar, warum auch die anderen Leute sie so ansahen.

Sie hatten bisher nicht darüber nachgedacht, waren mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen: Nach allem was geschehen war, war ihr Anblick natürlich mehr als befremdlich!

Fünf total abgehetzte, nach Luft schnappende Jugendliche in klatschnasser, verdreckter Kleidung, Schrammen in den Gesichtern und Heu und Staub im chaotischen, nassen Haar.

Es war ihnen selbst nicht aufgefallen, obwohl sie sich doch lange genug gegenüber gesessen hatten. Aber wenn man nur Minuten vorher fast in Stücke gerissen worden wäre, hatte man verständlicherweise andere Dinge im Kopf.

Doch die Leute schienen kein Verständnis dafür aufzubringen. Abscheu und Widerwille schlugen den fünfen entgegen. Sie fühlten sich nackt und ausgestoßen, als hätten sie seit dem ersten Angriff der Schatthen ihr Anrecht auf einen Platz in der normalen Welt verloren und seien nun nichts weiter als geächtete Eindringlinge, die nicht länger geduldet wurden.

Ein so unpassend groteskes Geräusch ließ sie aus ihren Gedanken auffahren, dass sie für einen Moment glaubten, sie seien endgültig übergeschnappt – ein Gackern.

„Bogog! Bogog!“

Sie rissen die Köpfe herum und stierten auf eine Person in ihrer Mitte.

„Bogog! Bogooog!“, schrie Vivien so laut, dass es im gesamten Bahnhofsgebäude zu hören war.

Die anderen starrten sie entsetzt an. Aber nicht halb so entsetzt und ablehnend wie die Leute um sie herum! Der Peinlichkeitsfaktor stieg in astronomische Höhe. Die anderen Leute nahmen einen großen Sicherheitsabstand zu ihnen ein. Manche standen sogar von ihren Plätzen auf. Ihre Blicke sagten den fünfen, dass vermutet wurde, dass sie aus einer psychiatrischen Anstalt oder einem Heim für Schwererziehbare entlaufen waren.

„Bog..Bog..Bogooog!“

Vivien musste nun wirklich den Verstand verloren haben. Vielleicht hatte sich ihr Gehirn einfach abgeschaltet, Blackout, Stromausfall, geistiger Zusammenbruch.

Mit einem Mal strahlte Vivien die anderen vier an, als würde sie sich köstlich amüsieren. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände: Wenn die Leute sie ohnehin schon für übergeschnappt hielten, warum nicht die Situation ausnutzen?

Beim nächsten Atemzug konnte Vivien sich einfach nicht mehr halten. Ein lautes und ausgelassenes Lachen erfüllte ihren gesamten Körper. Das wunderbare Kribbeln ihrer Lachmuskeln löste ein ekstatisches Glückgefühl in ihr aus.

Im ersten Augenblick waren die anderen einfach nur sprachlos, doch dann…

Sie wussten selbst nicht warum, vielleicht war Viviens ständiges „Bogog“ in Wirklichkeit ein Zauberspruch gewesen. Ganz egal, woher es kam, sie konnten es nicht aufhalten… Ein überwältigendes Gefühl in ihrem Bauch zwang sie dazu, in das laute Gelächter miteinzustimmen. Und was sie eben noch für peinlich gehalten hatten, war jetzt nur noch allzu lächerlich.

Diese ganze Situation war einfach zu komisch! Wie die anderen Leute wie aufgeschreckte Hühner umherliefen! Als würden sie auf Viviens Gegackere reagieren und nicht Vivien würde ein Huhn nachmachen, sondern alle Leute um sie herum! Das Lachen drang mit solcher Gewalt aus ihrem Inneren, dass es sie von allen beschwerenden Überlegungen und Ängsten befreite. Da war nur noch die Beanspruchung ihrer Gesichts- und Bauchmuskulatur, die Schwingung ihrer Stimmbänder und diese Erleichterung, die längst nichts mehr mit Logik zu tun hatte.

Sie lachten, lachten so laut und unkontrolliert, dass es an Hysterie grenzte, dachten nicht länger darüber nach, was die anderen Leute davon hielten, ließen ihren Gefühlen einfach freien Lauf. Und was damals im Schatthenreich ihr gemeinsames Tränenmeer bewirkt hatte, das gelang nun ihrem gemeinsamen Lachen: das Verwischen all ihres Leids.

Ewigkeit blickte fasziniert auf die so genannten Auserwählten. Sie verstand nichts, musste aber unwillkürlich lächeln und so landete sie auf dem Kopf des Rotschopfs und lachte mit den fünf Verrückten, die allesamt – mit Ausnahme von Justin – damit begonnen hatten, seltsame Tiergeräusche von sich zu geben, gefolgt von ausgelassenem Lachen, mit dem sie ihre gesamte Umgebung in den Wahnsinn trieben.
 

Erst als es Zeit wurde, zum Gleis zu gehen, beruhigten die fünf sich langsam wieder und hatten eine neue Erkenntnis gewonnen: Nachdem man etwas so Grauenhaftes erlebt hatte, war es das Beste, sich einfach aufzuführen, als wäre man total übergeschnappt!

Die Erklärung dafür war ganz einfach:

Auf diese Weise wusste man bei sich, dass man die Verrücktheit nur spielte. Wenn man jedoch still und angepasst dasaß, mit dem Bewusstsein, dass die Schatthen da draußen waren und niemand, absolut niemand, einem das glauben würde, fühlte es sich so an, als wäre man wirklich wahnsinnig.

Im Zug bestand Vivien darauf, dass sie sich alle in einen Vierer quetschten. Sie selbst wollte eigentlich auf Justins Schoss Platz nehmen, aber Justin machte einen Strich durch die Rechnung, indem er ihr Platz machte und sich in den Gang stellte.

Derweil betrachtete Ewigkeit staunend das Gefährt, das die Menschen Zug nannten.

„Und was jetzt?“, fragte Serena. Sie hätte es nicht freiwillig zugegeben, aber sie wollte sich nicht von den anderen trennen, zumal Ewigkeit ihnen noch einige Antworten schuldig war.

„Wir könnten zu mir gehen.“, schlug Ariane vor. „Meine Eltern sind zusammen weggefahren. Vor heute Abend kommen sie nicht zurück.“

„Gut. Wenn meine Mutter uns so sehen würde, würde sie einen Anfall kriegen.“, seufzte Serena.

Vitali hatte indes seinen Kopf gegen den Bereich neben dem Fenstergelehnt und döste.

Um den Gang nicht zu blockieren, nahm Justin in dem gegenüberliegenden Vierer Platz. Vivien folgte ihm nach und setze sich mit der Begründung, sie wolle nicht, dass ihm kalt werde, neben ihn. Seinem Gesichtsausdruck war anzusehen, dass er dieses Problem in ihrer Nähe tatsächlich nicht haben würde. Als sie sich an seinen Arm schmiegen wollte, versicherte er ihr eilig, dass das nicht nötig sei.

„Aber mir ist kalt.“, klagte sie mit Schmollmund.

„Du kannst dich auch zu uns setzen.“, bot Ariane an.

Vivien ließ ihr einen vielsagenden Blick zukommen, den Ariane allerdings nicht zu deuten wusste.

Serena ächzte: „Sie will sich doch nur an ihn kuscheln.“

Vivien lächelte begeistert. „Justin ist schön warm.“

Justin wirkte davon überfordert.

„Leg einfach den Arm um sie.“, stieß Serena aus.

Hilflos sah Justin zu Serena.

„Sie gibt sonst eh keine Ruhe.“, erklärte Serena mit grimmigem Blick.

Doch noch immer zögerte Justin.

Wieder stöhnte Serena. „Ariane, setz dich da rüber.“

Ariane verstand zwar nicht, räumte aber den Platz neben Serena und setzte sich zu Vitali, der wohl eingenickt war.

„Vivien, komm hierher.“, befahl Serena mit einem Ton tiefen Unwillens und hob ihren Arm in die Höhe, ohne Vivien dabei anzusehen.

Da Justin noch immer keine Anstalten machte, ihre Annäherungsversuche zu honorieren, ließ sich Vivien nicht länger bitten, stand auf und ergriff die Gelegenheit, sich an Serena zu kuscheln. Sie kicherte.

Serena legte den Arm um sie und schaute demonstrativ aus dem Fenster.

Vivien gab ein belustigtes Geräusch von sich. „Ist dir jetzt wärmer?“

Serena antwortete nicht. Dass sie diejenige von ihnen war, die am schnellsten fror, war kein Geheimnis.

Für einige Zeit herrschte Stille.

Sie genossen es, ihren Rücken anlehnen zu können und fühlten sich zumindest halbwegs sicher. Solange sie sich in einem sich bewegenden Gefährt befanden, wirkten Angriffe von Schatthen unwahrscheinlicher als sonst.

Auf Justins Aufforderung hin ließ sich Ewigkeit schließlich auf seiner Schulter nieder und beobachtete die fünf interessiert, ehe sie es Vitali gleich tat und, an Justins Hals gelehnt, einnickte.
 

In Entschaithal regnete es leider nicht mehr.

‚Leider‘ deshalb, weil dadurch wieder mehr Leute unterwegs waren.

Sich wie Irre aufzuführen in einem Ort, in dem keiner einen kannte, war eine Sache, aber sich in seinem Heimatort daneben zu benehmen, wo sowieso viel getratscht wurde, eine ganz andere.

Auf ihrem Weg zu Arianes Haus hofften sie inständig, nicht irgendwelchen Schulkameraden zu begegnen.

Endlich in den rettenden vier Wänden von Ariane angekommen, wurde ihnen erst wieder bewusst, dass Ariane erst hergezogen war. Es standen noch immer viele Umzugskartons herum.

„Es ist alles noch ziemlich durcheinander. Daran habe ich gar nicht gedacht.“, entschuldigte sie sich verlegen. Sie blickte auf die vier klitschnassen Leute, die unschlüssig hinter ihr standen. „Stellt eure Schuhe einfach hier ab.“ Sie zog ihre Jacke aus und legte sie auf den Boden, um sich auch ihrer Schuhe zu entledigen.

„Gebt mir die Jacken.“ Sie streckte den anderen ihre Arme hin, merkte allerdings schnell, dass fünf Jacken zu viel für sie waren. Justin nahm ihr den Großteil ab. Ariane schien kurz zu überlegen, wo sie die Sachen hintun sollte.

„Ins Bad.“, sagte sie schließlich und ging Justin voraus, wobei die beiden eine Tropfspur hinterließen. Zurück kamen sie mit einem Stapel Handtücher, Decken und einem Fön.

Sie reichte den anderen jeweils zwei Tücher und führte sie dann die Treppe hinauf in ihr Zimmer.

Gemütlich konnte man es nicht wirklich nennen – eher karg. Bisher waren ein Bett, ein Schrank, ein Sitzkissen und viele Kartons die einzige Einrichtung.

„Es dauert noch eine Weile bis das wirklich mein Zimmer ist.“, sagte Ariane ein wenig verlegen.

Es war ihr unangenehm, ihren durchnässten Freunden keine geeigneten Sitzgelegenheiten bieten zu können. Sie huschte hinaus und kam mit einem Stuhl zurück, den ihr Vitali abnahm. Wieder lief Ariane hinaus und blieb dieses Mal etwas länger weg.

„Können wir dir irgendwie helfen?“, rief Justin in den Flur.

„Ähm… ja.“, kam es stockend aus einem anderen Zimmer.

Justin ging Ariane entgegen und half ihr daraufhin, einen mobilen Heizstrahler in ihr Zimmer zu schieben. Sie stellten den Strahler in die Mitte zwischen Arianes Bett, den Sitzkissen und dem Sessel.

Unsicher sah Ariane auf die anderen. „Braucht ihr vielleicht trockene Sachen?“

„Ja klar, so ein rosa Kleidchen wäre jetzt genau das Richtige.“, entgegnete Vitali mit verstellter Stimme.

Ariane musste schmunzeln. „Euch hätte ich Kleidung von meinem Vater gegeben.“

„Übertreib es nicht.“, meinte Serena.

„Aber ihr seid ganz nass.“

Daraufhin legte Vitali eine Decke auf den Parkett-Boden und nahm darauf Platz. „Hat doch auch mal was.“, scherzte er. Er krempelte seine durchnässte Jeans hoch, legte eines seiner Handtücher auf den Boden vor sich und zog seine nassen Socken aus.

Ariane seufzte leise. Sie wäre gerne in trockene Kleidung geschlüpft, aber aus Solidarität den anderen gegenüber sah sie davon ab. „Ihr könnt euch auch aufs Bett setzen.“

Nachdem Ariane ein großes Handtuch auf dem Bett ausgebreitet hatte, folgte Vivien der Aufforderung, während Justin auf dem Stuhl Platz nahm.

Ariane setzte sich neben Vivien und erkannte erst im nächsten Moment, dass sie besser den Platz auf dem Sitzkissen neben Vitali eingenommen hätte, da sich Serena vermutlich nicht freiwillig neben ihn setzen würde. Sie stand wieder auf.

„Du kannst hierher.“, bot sie Serena an.

„Nicht nötig.“, entgegnete Serena knapp. Trotz der Wärme des Zimmers war ihr immer noch kalt, weshalb sie vor dem Heizstrahler stehen blieb.

Außerdem fühlte sie sich im Stehen stärker, und um die Diskussion von zuvor wieder aufgreifen zu können, brauchte sie alle Stärke, die sie kriegen konnte.

Ihr ernster Blick richtete sich auf Ewigkeit, die die ganze Zeit um die fünf herum geschwirrt war wie ein nerviges Insekt.

„Also noch mal ganz langsam.“, begann sie.


 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  CMH
2022-07-02T18:28:36+00:00 02.07.2022 20:28
Die Szene am Bahnhof war herrlich. Bogog! 🐔
Antwort von:  Regina_Regenbogen
09.07.2022 21:46
😂 Schön, dass du darüber lachen kannst und nicht denkst, das wird dir jetzt zu bunt, diese durchgeknallten Teenager. 😂
Von:  totalwarANGEL
2020-10-17T17:15:49+00:00 17.10.2020 19:15
Vivien ist mal wieder Grenz-debil und diesmal ist es sogar ansteckend...
Zu schade. Ich hatte gehofft Serena sagt zu Vivien und Justin, dass sie sich ein Zimmer nehmen sollen. ;) Rein vom Zynismus hätte es ihr gut gestanden.
Aber ich verstehe nicht, warum Serena am meisten friert. Ich denke ihr Element ist Feuer. Sicher, dass sie nicht in Wirklichkeit ein Eisblock ist. Obwohl, dann würde sie wohl erst recht nicht frieren.
Das Kapitel endet mal wieder genau an der richtigen Stelle.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
17.10.2020 20:19
XD Wenn Serena wütender gewesen wäre, hätte sie das vielleicht gemacht, aber bei Justin ist sie grundsätzlich weniger gemein und aggressiv. Er ist irgendwie - von Erik mal abgesehen - der, bei dem sie am wenigsten fies ist.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
19.10.2020 13:11
Ich hatte vergessen auf deine Frage zu antworten, warum ausgerechnet Serena friert. Das hatte auch RukaHimenoshi schon gefragt.
Zum einen ergibt es für mich Sinn, dass jemand, der die Hitze des Feuers angenehm findet, eher Wärme sucht, (Menschen mit dem Element Eis frieren ja grundsätzlich nicht, da ist es irgendwie naheliegend, dass Feuer-Menschen kein Problem mit Hitze haben, aber Kälte für sie eher unangenehm ist. Tiere aus heißen Gebieten würden Kälte ja auch nicht mögen.), zum anderen - und was bei Serena wohl die größte Rolle spielt - unterdrückt sie ihre innere Wärme, lässt sie gar nicht erst zu, so wie sie sich gegen ihr Schicksal wehrt und es nicht annehmen will. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie friert, wenn ihr inneres Feuer momentan auf Sparflamme heizt und sie es fast schon erstickt, indem sie ihr wahres Ich unter Verschluss hält und geradezu ablehnt.
Von:  RukaHimenoshi
2020-10-16T19:08:05+00:00 16.10.2020 21:08
Aaaaaaaaaaaaaaah, ich habe eigentlich nur den ersten Teil des Kapitels gelesen, aber: Vivien und Vitali sind so süüüüüß!!!!!! Wie sie sich um Serena gekümmert haben... Da ist mein Herz aufgegangen. <3 (Der Fangirl-Ausbruch musste sofort raus. So, jetzt weiter im Text. XD)
Antwort von:  RukaHimenoshi
16.10.2020 21:24
Das war ein wirklich süßes Kapitel. Wie Justin sich um Ewigkeit kümmert ist einfach so goldig. <3
Der Lachflash war richtig schön beschrieben und einfach so abstrus, dass es zum Brüllen komisch war. XD Und es ist so gut vorstellbar, wie gut ihnen (und auch dem Leser) diese Heiterkeit nach dem ganzen Drama tut. Zum Glück haben sie Vivien bei sich. :D
Und oh Mann, Justin!!! Da macht Vivien schon einen Annäherungsversuch und dieser Depp ist viel zu schüchtern!!! (War zu erwarten gewesen, aber es regt mich trotzdem auf. ^^") Aber dafür konnte sie mit Serena kuscheln, das hat auch was. <3 Pah, Pech gehabt Justin.
Da fällt mir auf: Hat Serena nicht Feuer? Wieso friert ausgerechnet sie von allen am meisten? XD (Mein Kopf fängt schon mit den Interpretationen an. XD)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
16.10.2020 23:17
XD Ich freu mich richtig über deinen Fangirl-Ausbruch! :D
Ich fand es auch so schön, wie sie einfach ihre Zuneigung zueinander in diesem Kapitel zeigen, sodass Ewigkeit gleich sieht, mit was für liebevollen Personen sie es zu tun hat.
XD Ja, der arme Justin war einfach überfordert. Ihm ist das einfach so extrem peinlich, weil er ja in sie verknallt ist und meint, dass Vivien das nicht wüsste, und er will das ja dann nicht ausnutzen und schämt sich ganz furchtbar.
Aber Vivien kann einem da auch echt leid tun, ein Glück hat sie so gute Nerven und ist so geduldig. Ich fand es dafür so süß, dass Serena ihr als Trost ihre Nähe anbietet und mal ihre liebe Seite zeigt, womit man vorher wohl nicht gerechnet hätte, besonders da Serena ja oft so abweisend wirkt, wenn es um Körpernähe geht.
XD Ich finde es lustig, dass es meistens so ist, dass Charaktere, die als Element Feuer haben, immer sehr heißblütig dargestellt werden und nicht frieren, während Charaktere mit Element Eis auch nie frieren, weil das ja ihr Element ist. Es würde doch umgekehrt dann mehr Sinn ergeben, wenn Personen mit Element Feuer kein Problem mit Hitze hätten, aber durchaus ein Problem mit Kälte. Aber bei Serena hängt das auch noch damit zusammen, dass bei ihr eben sehr viel (Herzens-)Wärme, die sie im Inneren trägt, nicht fließen darf. ;)
Antwort von:  RukaHimenoshi
17.10.2020 11:40
Justins Reaktionen sind ja leider wirklich nachvollziehbar, aber es frustriert trotzdem so ungemein. T~T Dafür ist es besonders schön, dass Vivien so geduldig ist und es ihm nicht übel nimmt. Er kann halt nichts dafür, dass er so schüchtern und verunsichert ist.

Stimmt, gerade von Serena ist so eine Geste mit Körperkontakt nochmal viel bedeutsamer. <3 Besonders, da sie sich im Kapitel zuvor noch so gegen Viviens Umarmung gewehrt hat. XD

Haha, immer diese heißblütigen Feuer-Bräute. :'D Aber diese Kälte, die sie nach außen hin zeigt war auch Teil meiner Interpretation. Das und, dass sich Serena auch so dagegen sträubt, ihre Kräfte als solche anzuerkennen. Sie will ihr Schicksal nicht annehmen (did you see, what I did there? hehe) und lässt die Wärme ihres Elements somit auch gar nicht erst zu.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
17.10.2020 14:50
Hehe, Serena muss bei ihrem Beschützernamen für sehr viele Wortwitze herhalten. :D Deine Interpretationen treffen den Nagel mal wieder auf den Kopf. ;D


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