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Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Erik und die anderen irren durch Serenas Seelenwelt auf der Suche nach ihrer Freundin. Doch die Frage ist, ob Serena gefunden werden will.


Ergänzende Triggerwarnung: Selbstverletzendes Verhalten wird in diesem Kapitel symbolisch angedeutet. Komplett anzeigen

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Höhle - Die letzte Zuflucht


 

Höhle – Die letzte Zuflucht
 

„Sterben – schlafen –

Nichts weiter! Und zu wissen, dass ein Schlaf

Das Herzweh und die tausend Stöße endet,

[…] ’s ist ein Ziel, Aufs innigste zu wünschen. Sterben – schlafen –

 Schlafen! Vielleicht auch träumen!“

(aus Hamlet von William Shakespeare, 3. Aufzug, 1. Szene,

in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel)

 

Alles um sie herum war dunkel. Die Größe des Raumes war nicht abzuschätzen, noch ob es überhaupt ein Raum war oder eine unbekannte Weite.

Die Schwärze selbst konnte die Wand sein, die direkt auf ihren Körper drückte, oder aber eine Leere ohne Halt, ohne Schutz.

Mit halb geöffneten, halb geschlossenen Augen, den Blick gesenkt, schwankte sie regungslos in der Finsternis, stand nicht still, bewegte sich nicht, war nicht wach, schlief nicht, war nicht lebendig, war nicht tot, konnte nichts sein. Auf ewig in dem Zwischenstadium zwischen Sein und Nichtsein gefangen.

So fand sie Ewigkeit.

Bei ihrem Anblick erfasste das Schmetterlingsmädchen ein jähes Grauen.

Schicksals Antlitz war ein Spiegel, führte ihr ein Schicksal vor Augen, das sie längst vergessen hatte: ihr Bewusstsein in Ketten, entzwei gerissen, abgetrennt von allem – allein.

Von der verheerenden Erkenntnis in Schrecken versetzt, wollte Ewigkeit fliehen, schreien. Tränen bildeten sich in ihren Augen und sie stürzte.

Auf unbekanntem Boden kam sie auf. Ihr eigenes Leuchten war erloschen. Und sie glaubte, nicht ihre Hände zu spüren, nicht ihren Körper. Keine Flügel.

Ein Säuseln wie aus einem lang gehegten Traum formte sich in ihren Gedanken zu einem verschwundenen Andenken.

Finster war es, wo sie sich wieder fand.

Sie spürte ihren Körper, ohne sich regen zu können, fühlte die alte Gewohnheit, ihr Zuhause, zurück wo sie herkam. Ihre Augen konnte sie nicht öffnen. Wie scheintot lag sie da. Eine beseelte Hülle, beraubt des Lebens.

Von hier stammte sie, doch von hier musste sie fort. Hier konnte sie nichts tun. Hier war sie gefangen.

Doch kein Gedanke blieb ewig in Fesseln.

Ewigkeit öffnete die Augen. Sanft verströmte sich das Licht ihres Körpers um sie herum.

Die feenhaften Schmetterlingsflügel auf ihrem Rücken vollführten eine Bewegung zart wie ein Hauch und ihr Körper erhob sich in die Lüfte, als würde ihr Atem sie nach oben schweben lassen.

In der Höhe richtete sie sich auf. Wieder sah sie vor sich Schicksal, versunken in einem See aus Finsternis.

Ewigkeit zögerte nicht, flink flog sie auf die Beschützerin zu.

 

Eingesperrt in einem selbstgezimmerten Sarg, wartete Schicksals Wesen. Wusste nicht, warum es noch wartete, wusste zu genau, worauf es wartete, und hasste sich dafür, dass es wartete.

Bei dem Gedanken riss etwas an seiner Haut. Die Vorstellung, den eigenen Körper zu zerfetzen, wurde hier traurige Realität. Aber der Schmerz kam nicht bei ihm an.

Das Reißen war nichts weiter als ein Gedankenkonstrukt, das hier lebte und atmete wie Schicksal, wie alles hier lebte und atmete wie Schicksal.

Was machst du?

Die Stimme, hell und verspielt wie Silberglöckchen, durchschnitt die Finsternis um Schicksals betäubtes Wesen herum wie ein Lichtstrahl.

Es drehte seinen Kopf halb in Richtung Ewigkeit. Dann senkte es den Blick und wandte sich wieder ab.

Warum bist du hier allein?

Der Mädchenkörper kauerte sich noch mehr zusammen. „Sie dürfen mich nicht erreichen.“

Wer?

„Sie.“ Bei den Worten erschienen Blickfenster um Ewigkeit und Schicksals Geist herum in der Dunkelheit. Jedes zeigte jeweils einen der Beschützer, auf einem war der schwarzhaarige Junge zu sehen. Sie alle irrten in einer grauen Einöde umher.

Warum nicht?

Schicksals Wesen wurde immer kleiner. Für Sekunden schwieg es.

Stille beherrschte den Raum um sie herum.

Ewigkeit besah sich erneut die Blickfenster.

Sie suchen dich.

Schicksals Wesen krümmte sich. Im nächsten Moment schluchzte es auf.

Ewigkeit legte den Kopf schief. „Warum weinst du?

Herzzerreißende Klagelaute.

Das Schmetterlingsmädchen wartete, doch das zusammengekrümmte Wesen schluchzte nur immer schmerzhafter in einem Anfall von Verzweiflung.

„Ich kann nicht.“, wimmerte es. „Ich kann nicht.“

Warum nicht?

„Ich will nicht, dass sie mir wehtun.“

Ewigkeit dachte darüber nach. „Tun sie dir weh?

„Ja.“

Tut es sehr weh?

„Ja.“

Wieder hielt Ewigkeit inne.

Willst du nicht, dass sie hier sind?

Ein erneutes Wimmern erschallte. Dann Schluchzen, so laut, hilflos, hemmungslos, als würde es an den eigenen Tränen ersticken. Das Schmetterlingsmädchen stand daneben.

Die Pein ließ nicht nach. Schicksals Wesen japste. Worte, kaum als solche zu erkennen, brachen sich einen Weg aus den Tiefen seines Ichs, drängten aus seinem Mund hervor. „Ich will nicht allein sein!“

Ein sanftes Lächeln erschien auf Ewigkeits Lippen. „Dann warten wir gemeinsam, bis sie hier sind.

 

Der Horizont war milchig, als bestünde er aus einem feinen Nebel.

Als bestünde diese ganze Welt nur aus nervigem Nebel!

Vitali lief weiter und versuchte vor seinen eigenen düsteren Gedanken davon zu laufen. Das Bild von Serena in den Ruinen wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Verdammt!

Er war wütend. Verflucht wütend. Am liebsten hätte er Serena mit aller Gewalt geschüttelt, sie angeschrien und beschimpft – oder geheult, er wusste nicht mehr was davon. Seine Gefühle brauten sich in seinem Magen zusammen wie ein Geschwür oder Gewitter. Er war noch nie gut im Finden von passenden Bildern gewesen. Er wusste nur, dass er sich scheiß machtlos fühlte. Und das hasste er! Verdammt!

Er blieb abrupt stehen. Was brachte es, hier rumzulatschen, wenn er nicht mal wusste, wohin!

Mit aller Macht brüllte er, schrie aus Leibeskräften.

„Tiny, du dämliche Kuh!!!“ Seine Muskeln zitterten vor Verkrampfung. Sein Unterkiefer verhärtete sich, dann formten seine Augenbrauen eine leidende Miene und seine Unterlippe kräuselte sich.

„Wo bist du…?“

Plötzlich ging eine Veränderung in der Atmosphäre vor, dass Vitali fast glaubte, sein Aufschrei habe etwas bewirkt.

Ein Schleier schien sich zu lüften oder von seinen Augen gerissen zu werden. Die weite Ebene, auf der er stand und die bis zu diesem Moment völlig leer gewesen war, offenbarte plötzlich vier Gestalten. Sobald sie in sein Blickfeld traten, rannte Vitali los.

 

Die fünf eilten aufeinander zu, ohne lange darüber nachzudenken. Die Aussicht, nicht länger alleine in dieser grausigen Horrorwelt herumirren zu müssen, verlieh ihnen neue Kraft.

In gleichen Moment färbte sich der Himmel blutrot.

Geschockt blickten sie auf und sahen die bedrohliche Farbe den Horizont einfärben, ein lautes Krachen erklang, dann schossen Blitze aus grauen Wolken, deren Donner sie fast taub machte. Plötzlich rutschten sie auf etwas Glitschigem aus und wären fast gestürzt. Ihr Blick fiel auf den Boden, der mit einem Mal eine teerartige Konsistenz anzunehmen begann.

Schwarz wie der Tod.

Sie kämpften sich weiter. Nur noch ein paar Meter trennten sie.

Schlagartig schoss etwas aus dem Teer hervor wie ein Leichnam oder ein Halbtoter, der versuchte der schwarzen Masse zu entkommen.

Schreie durchwirkten die Luft.

Vitali kippte nach hinten und landete im Pech. Um ihn herum tauchten weitere Pechmonster auf. Dann hörte er Trust seinen Angriff rufen und erinnerte sich erst dadurch an seine Fähigkeiten.

Er beschwor sein Wappen.

Change setzte seinen Wind der Veränderung frei und fragte sich, ob das gegen diese Monster überhaupt etwas nutzte.

Für einen Moment waren die Schlammmonster verschwunden, dann bildeten sie sich von Neuem.

Change wartete nicht darauf. Er rannte weiter zu den anderen. Ohrenbetäubender Donner rollte über ihn hinweg.

Vor sich sah er Trust mit festem Stand verharren und mit beiden Händen die Pechmonster abschießen. Damit machte der Beschützer den Weg für die anderen frei.

„Hierher!“ Trusts Stimme wurde schließlich von dem Grollen des Himmels übertönt.

Unite und Desire reagierten sofort und liefen auf Trust zu.

Change beschleunigte nochmals, aber Trust drehte sich mit einem anderen Befehl zu ihm um.

„Change! Flieg zu Erik!“

Change erkannte, dass Erik am weitesten von ihnen entfernt war und – aufgrund seiner fehlenden Beschützerkräfte – allein mit Muskelkraft und purem Willen versuchte, sich gegen die Angreifer zur Wehr zu setzen.

Change hob ab.

 

Desire und Unite erreichten Trust kurz nacheinander.

„Der Schutzschild!“, rief Trust.

Desire verwies darauf, dass sie knöcheltief in der Masse standen. „Das hilft nichts.“

Unite schoss währenddessen weitere Pechwesen ab.

Desire sah zu Change. „Er kann Erik nicht hier rüber fliegen.“

Der Zorn des Himmels dröhnte in ihren Ohren.

„Change muss ihn teleportieren.“, antwortete Trust und setzte seine Attacke frei.

Unite schrie über das Donnern hinweg: „Sag ihm per Telepathie Bescheid. Wir kümmern uns solange um die Monster.“

Trust folgte der Anweisung und konzentrierte sich. Augenblicklich schrak er zusammen und riss seine Arme an den Kopf.

Von seiner Bewegung aufgeschreckt, griff Unite automatisch nach seinem Arm.

Unvermittelt strömten Trusts Eindrücke auf sie ein.

Zunächst hörte sie die Pechwesen, unartikulierte Laute, gurgelnde Geräusche, als würde jemand ersticken, als würde jemand verzweifelt nach Luft schnappen, dann ein Klagen und Stöhnen wie es Menschen taten, die nicht mehr die Kraft hatten zu sprechen und nur noch durch Geräusche ihren Schmerz ausdrücken konnten.

Und dahinter spürte sie Gefühle, die Trust nicht wahrnehmen konnte.

Ein Aufbäumen und in sich Zusammenbrechen, ein Wehklagen über Verstorbene, sich in immer neuen Schmerzesbezeugungen ergehend, weil man den Verlust nicht loslassen konnte.

Als würde man den Leichnam seines Kindes an sich drücken.

Automatisch ließ Unites Hand von Trust ab, wie um sich selbst vor den Gefühlen zu schützen, die in sie geflossen waren.

„Es funktioniert nicht.“, sagte Trust bestürzt, ehe er Unites Gesichtsausdruck sah.

„Was sind das für Dinger?“, rief Desire.

„Serenas Wünsche.“, antwortete Unite.

Die beiden anderen starrten sie an.

Unite versuchte es in gehetzten Worten zu erklären. „Ihre Wünsche sind tot, aber sie kann sie nicht loslassen. Sie dreht völlig durch, weil sie uns haben will und gleichzeitig von sich stoßen will. Sie wird uns töten.“ Ihre Stimme klang verstört.

„Wird sie nicht.“, verkündete Desire überzeugt. „Ich kümmere mich um die Zombie-Wünsche, lauft ihr Change und Erik entgegen.“

Trust wollte widersprechen, aber Desire ließ es nicht zu. „Ich bin Wunsch.“

Trust biss die Zähne zusammen und nickte. „Wir kommen zu dir zurück.“

Desire nickte, dann trennten sie sich.

Während Unite und Trust sich entfernten, drehte sich Desire den Angreifern zu. Eben hatte sie so entschlossen gewirkt, aber eigentlich hatte sie keinen Plan, wie sie nun handeln sollte.

Wie sollte sie Serenas abgestorbenem Wunsch begegnen und welcher Wunsch war es?

Wieder tauchte das Bild von Serena in ihrem mit Fotos tapezierten Raum vor ihrem geistigen Auge auf, wie sie sich nach ihnen sehnte. Für einen Moment machte es sie wütend.

Es war leichter, Fotos anzubeten, als sich der Realität zu stellen. Es war leichter zu verletzen als verletzt zu werden!

Die Pechmonster kamen auf sie zu.

Desire schloss fest die Augen, schnappte noch einmal nach Atem und hielt die Luft an. Keine Sekunde zu früh.

Das Pech klatschte über sie wie eine schwarze Welle. Es war kalt und klamm. Es klebte. Es war widerlich.

Desire musste sich konzentrieren. Sie konnte auf keinen Fall länger als eine Minute die Luft anhalten. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie versuchte nicht mehr zu denken. Wenn Unite Recht hatte, dann sollte dieses Pech ihr etwas zu sagen haben.

Es war schwierig sich bei angehaltenem Atem zu konzentrieren. Das funktionierte nicht.

Desire setzte ihre Kräfte frei, indem sich ihre Energie aus ihrer gesamten Körperoberfläche löste und damit das Pech auflöste.

Sie schnappte nach Luft.

Wenn ihr dieses Pech etwas sagen wollte, dann nicht so!

Sie schoss erneut ihre Attacke ab, um wenige Sekunden zum Nachdenken zu haben. Dann schloss sie wieder die Augen und suchte die Ruhe in sich.

Sie entfernte sich von dem Schmerz, der ihr durch Serena angetan wurde. Fühlte das kühle Quellwasser ihrer Läuterung sie durchströmen

Hinter ihren Augenlidern glaubte sie, plötzlich etwas anderes zu ihren Füßen zu erkennen, etwas zutiefst Trauriges. Wie etwas Schönes, das verrottet und vergammelt war. Sie sah es vor ihrem inneren Auge, sah die Schönheit dieser schwarzen Brühe, etwas Leuchtendes darin.

Als sie die Augen wieder öffnete, war der Boden zu einem glitzernden Meer verwandelt, wie das Bild, das sie eben vor sich gesehen hatte.

Wie eine Wiedergeburt.

 

In der Finsternis warteten zwei Seelen.

Die Sichtfenster gewährten den Blick auf die fünf Jugendlichen, die sich unter einem rotgefärbten Himmel weiterkämpften. Vertrauen und Vereinen waren bei Verändern und dem Jungen angekommen.

Ewigkeit frohlockte, als sie sah, wie Wunschs Fähigkeit die abgestorbenen Reste längst verdorbener, in den Wahnsinn getriebener Sehnsüchte erlöste und zu neuem Leben erweckte. Doch ihre jähe Freude versiegte, als sie Schicksals Reaktion sah.

Schicksals Wesen zitterte wie unter größter Pein. Ihr wiederbelebter Wunsch brannte in ihrem Herzen wie Höllenfeuer.

Hätte man sie doch für immer von diesem Leid beraubt, für immer in Finsternis gestoßen, sie von jeder Hoffnung frei gemacht!

Hier drin war sie sicher. Hier drin konnte ihr niemand etwas antun.

Verlangen und Verstand stritten in ihr. Ihr Verlangen fühlte sich an wie eine Todsünde, und wenn man dieser Sehnsucht nachgab, würde sie auf ewig in die Hölle verdammt.

Ihr Körper zog sie hin zu den anderen, alles in ihm zog sie weiter nach vorn, aber ihr Verstand sprach von den ewigen Qualen. Sie durfte nicht.

Dieser schreckliche Körper!

 

Die Erde erbebte, zitterte und flatterte wie das Herz eines Vogels, dann riss der Boden auf.

Die Erdplatten drifteten auseinander und legten ihren Untergrund frei, wie das Fleisch einer Person. Eine rot glühende, zähe Flüssigkeit wie Lava oder kochendes Blut wurde sichtbar.

Erik starrte auf die entsetzlichen Wunden, als wären es seine eigenen.

Unite, Trust und Change um ihn herum reagierten schneller. Er wusste nicht, wieso er automatisch ihre Beschützernamen verwendete. Es erschien schlicht angebracht.

Wie eine Heldentruppe in kunterbunten Kostümen hatten sie sich um ihn aufgebaut. Das Rollenspiel, von dem sie ihm erzählt hatten, in Kombination mit alten Kindheitserinnerungen aus einer Zeit, als er sich die Power Rangers angeschaut hatte, war gewiss die Ursache für diese abstruse Szene.

Als wären sie an solche Begebenheiten schon gewöhnt, wichen die drei den sich ausweitenden Rissen im Boden aus, die Vorboten des Auseinanderbrechens waren. ´

„Schnell!“, rief Trust und ergriff Eriks und Unites Hand. Unite setzte die Kette fort und verband sie mit Change.

Augenblicklich fühlte Erik eine Leichtigkeit in seinen Körper strömen, als würde sein Atem ihn nach oben ziehen. Seine Füße berührten nicht länger den Boden.

Langsam stieg die Gruppe auf. Dabei kippten ihre Köper in eine schräge Haltung, die Erik im ersten Moment unbehaglich vorkam. Seine freie Hand hielt er automatisch nach vorne, als müsse er einen etwaigen Sturz abfangen. Dann richtete er seinen Blick wieder geradeaus und erkannte, dass sie in gemäßigter Geschwindigkeit auf Desire zu flogen, die ihnen entgegengerannt kam. Instinktiv streckte er ihr seine Hand entgegen.

Er brauchte sie nicht nach oben ziehen. Sobald sie seinen Arm ergriffen hatte, wurde auch sie auf magische Weise in die Lüfte erhoben, während die Gruppe weiter in den mittlerweile purpurroten Himmel stieg, der von gleißenden Blitzen durchzuckt wurde.

„Wohin?“, schrie Change über das Donnern hinweg.

„Da vorne!“, brüllte Trust zurück.

Das Leuchten der Blitze erhellte den Eingang zu einer Höhle, die zuvor nicht da gewesen war.

Jedes Mal, wenn das Licht der Blitze abklang, war der Eingang verschwunden, erschien nur für kurze Sekunden.

Erik sah nach unten, wo sich ein rot-schwarzes Meer ausbreitete.

Schwarze, geschmolzene Gesteinsbrocken verschmolzen mit dem tiefen Rot und sahen aus wie verdammte Seelen, die versuchten der Hölle zu entkommen. Plötzlich glaubte er, jemanden schreien zu hören, schrill und unter Pein, als würden die Hilferufe der Toten an sein Ohr dringen.

Bei dem nächsten Blitzschlag glaubte er eine Figur im Eingang der Höhle zu erkennen. Eine schwarze Gestalt, die ihn schaudern ließ.

Gebieterisch hob sie ihren Arm, im gleichen Moment erlosch das Licht des Blitzes, und die Höhle und mit ihr die Figur verschwand.

Zwischen dem Donnern hörte er jäh einen erstickten Laut aus Changes Richtung kommen. Dann riss die Erdanziehungskraft ihn und die anderen unbarmherzig nach unten.

Der Druck presste ihnen die Luft aus den Lungen, sodass sie nicht einmal schreien konnten, während sie hilflos in den flammenden Fluss unter ihnen stürzten.

 

Die fünf erwachten in völliger Finsternis. Sie hörten das Atmen voneinander. Auch im Sturz hatten sie einander nicht losgelassen.

„Ist alles okay bei euch?“, rief Trust. Er versuchte vergeblich, durch das Rufen seiner Kräfte einen Lichtschein zu erzeugen, und erhob sich.

Die anderen gaben mehr oder weniger zustimmende Laute von sich.

„Change ist paralysiert.“, sagte Unite.

Trust machte ein Geräusch, als habe er das bereits geahnt.

Desire ließ Erik los und rappelte sich auf, tastete in der Finsternis nach Change und neutralisierte den Effekt von Destinys Fluch.

Kaum war ihr das gelungen, stieß Change ein Schimpfwort aus, gefolgt von etwas, das einem unterdrückten Schluchzen glich. Er war am Ende seiner Kräfte angelangt. Dann hörte man ihn wieder auf die Beine kommen, wie in einem Versuch, sich selbst abzulenken.

Es herrschte Schweigen.

Erst Desire wagte es, die Stimme zu erheben. „Wo sind wir?“ Es schien ihr weniger um die Frage zu gehen, als darum die Grabesstille zu durchbrechen.

Die anderen antworteten nicht.

Schließlich rang sich Unite zu einer Antwort durch. „In Serenas Seelenwelt.“

Eriks Stimme erklang, kalt und distanziert, wie sie es von Secret gewöhnt waren. „In Serenas Schattenreich.“

Changes schweres Atmen erklang in der Finsternis. Dann schrie er ein Schimpfwort, schrie erneut. Seine Wut war noch unerträglicher als wenn er geheult hätte. So blieb einem jede Möglichkeit ihn zu besänftigen verwehrt.

Unite starrte zu Boden. Eriks Worte dröhnten in ihren Gedanken. Schattenreich. Schatthenreich. Schatthen.

Wie der Schatthenmeister beobachtete Serena sie. Wie der Schatthenmeister lenkte sie ihre Schritte, befehligte ihre Welt und stellte sie vor unmögliche Aufgaben.

Unite hielt sich den Kopf. Sie wollte das nicht denken.

„Der Schatten ist das Symbol für die Seele.“, antwortete Erik. „Wer keine Seele hat, hat keinen Schatten. Und wer tot ist, ist nur noch ein Schatten.“

„Das Totenreich.“, murmelte Trust.

Gefühlsneutral sprach Erik weiter. „In der griechischen Mythologie gibt es in der Unterwelt einen flammenden Fluss aus Lava oder kochendem Blut: Phlegethon.“

Die anderen dachten an das Flammenmeer, in das sie gestürzt waren.

„Und was soll das?“, fragte Change ungehalten.

„Der Phlegethon fließt in den Tartaros.“, erklärte Erik.

„Wo die Sünder bestraft werden.“, sagte Desire und spürte einen Stich.

„Wir müssen zu Serena.“, rief Trust.

Change brüllte, sein Ausruf ließ die anderen zusammenzucken: „Sie will nicht, dass wir zu ihr kommen! Es ist ihr doch scheißegal!“ Seine Stimme wurde noch schriller. „Sie will nicht, dass wir hier sind!“

Die Heftigkeit seiner Worte ließ die anderen verstummen.

Allein Erik blieb ruhig. „Serena braucht dich.“, sagte er entschieden.

„Einen Scheiß!“, schrie Change. Das Geräusch seiner schweren Atmung verdeutlichte, wie sehr er mit seinen Gefühlen kämpfte. Seine Stimme verlor an Kraft. „Egal, was ich tue, es ist völlig egal.“ Er holte Luft. „Es ist ihr völlig egal!“

Seine Worte, ausgesprochen im Ton größten Elends klangen in Eriks Ohren so vertraut, dass er die Zähne aufeinander beißen musste, um das altbekannte Gefühl in sich zu unterdrücken: Es war die siedende Erkenntnis, dass es nutzlos war, um die Zuneigung eines Menschen zu buhlen.

Das Gefühl der Demütigung.

Er wusste nicht, was er Change hätte sagen können. Und den übrigen erging es wohl ebenso.

Ausgerechnet Change war es, dessen schwache Stimme schließlich das Schweigen brach. „Ich hab sie gesehen. Wie sie in den Trümmern saß. Ich konnte sie nicht… Wir sind völlig nutzlos!“

„Das ist nicht wahr!“, rief Unite. „Sie will, dass wir hier sind. Sie braucht uns!“

„Sie bringt uns um, bevor wir sie erreichen!“, begehrte Change auf.

Erik glaubte, sich verhört zu haben. Eine solche Aussage ausgerechnet von Change, der ihn am liebsten verschlagen hätte, als er gesagt hatte, sie müssten Serena im Schatthenreich zurücklassen!

Erik stockte, geschockt von seinem eigenen Gedanken.

Er hielt sich den Kopf.

Ihm kam das Szenario so seltsam bekannt vor, wie ein Déjà-vu. Wie ein Traum, den er schon einmal gehabt hatte.

Ein Traum, in dem Serena versucht hatte, sie zu töten, und er das nicht hatte hinnehmen wollen. Sie alle waren da gewesen. Sie waren da gewesen und hatten die gleichen Anzüge getragen. Wie oft hatte er schon von ihnen geträumt?

Desire, die nach hinten durch einen Spiegel geschleudert wurde. Serena tot am Boden, halbtot, eine Träne. Er hatte sie retten wollen. So wie er sie jetzt retten wollte.

„Keiner wird zurückgelassen.“

Die Beschützer stockten, als sie die gefühlsneutrale Stimme die Worte sagen hörten, die damals Trust gesprochen hatte.

„Secret…“

Als Desire seinen Namen aussprach, schien sich Realität und Fiktion zu vermengen. Ob es Wahn war oder die Logik eines Traums: Er war Secret.

So sicher, wie er vor ihnen stand, auch wenn er sie nicht sehen konnte.

Diese unvorhergesehene Gewissheit verwirrte ihn für einen Moment.

Er war Secret. Das war so logisch. Und in dieser Dunkelheit schien Erik Donner nicht mehr zu existieren, als habe er ihn hinter sich gelassen.

„Lasst uns gehen.“, befahl Secret.

„Wohin?“, fragte Trust.

„Dorthin wo Serena ist.“

„Mann, wir sehen nichts!“, sagte Change.

Unite antwortete. „Wenn Serena will, das wir zu ihr kommen, dann ist das egal.“

„Dann hätte sie uns auch vorher schon zu sich bringen können!“, beschwerte sich Change.

Desire erwiderte: „Sie wollte uns noch etwas zeigen.“

Auf diesen Einwand hin schwieg Change.

„Nehmt euch an den Händen.“, empfahl Trust.

Desire ergriff Changes Hand und streckte ihre Linke in die Schwärze. „Secret?“

Eine Sekunde zögerte er, wusste nicht, ob es wirklich richtig war, auf diesen Namen zu reagieren. Seine Meinung änderte sich alle paar Sekunden.

Auf einmal hatte er das Gefühl weder Erik, noch Secret zu sein, gar nicht mehr zu wissen, wer er war. Namenlos.

Mein Name ist geheim.

Ihm wurde schlecht bei dem Satz.

Diese fremden und so eigenartig vertrauten Gedanken machten ihm Angst. Als würde er damit auf ein schreckliches Geheimnis stoßen, etwas Entsetzliches aufdecken, das in ihm begraben lag. Wie ein Kampf mit sich selbst.

Sein Zögern hatte Desire offenbar verunsichert, denn sie wiederholte ihren Aufruf. „Erik?“

„Ich weiß nicht, wer.“, antwortete er.

Desires sanfte Stimme ließ ein Lächeln erahnen. „Ist nicht so schlimm. Lass nur nicht los.“

 

Wie in einem Knäuel, dicht beieinander tasteten die fünf sich durch die Finsternis. Der Boden war fest wie Asphalt. ihre vorsichtigen Schritte erzeugten gedämpfte Geräusche, die Umgebung schluckte das Echo.

Nach einer Weile gingen sie dazu über, alle hintereinander zu laufen und sich an den Schultern, beziehungsweise um die Taille festzuhalten – aus Gründen ihrer Größe kam für Unite nur die zweite Variante in Frage.

Sie wollten nicht Gefahr laufen, sich etwas zu brechen oder zu verstauchen, indem sie auf eine im Dunkeln nicht sichtbare Stufe traten und umknickten. Trust lief an der Spitze, gefolgt von Unite, Change und Desire. Secret bildete das Schlusslicht.

Im Ton aufgesetzter Verstimmung fragte Change: „Glaubt ihr nicht, dass sie uns hier ewig rumlaufen lässt?“

Secret antwortete. „Wozu hätte sie uns dann hier rein geholt.“

„Um uns zu Tode zu quälen.“, antwortete Change grimmig.

Desire gab einen amüsierten Laut von sich. „Klingt nach Serena.“

Dann fiel ihr wieder ein, auf welche Weise Serena sie und die anderen betrachtete.

Sie drehte ihren Kopf halb nach hinten zu Secret. „Warum verstehst du sie so gut?“

Secret schwieg. Die Frage erschien ihm irgendwie grotesk.

„Wieso fragst du?“

„Ich…“ Desire unterbrach sich. „Nur so eine Frage.“

Secret antwortete nicht darauf.

„Weil er genauso krank ist wie sie!“, schimpfte Change vor ihnen.

„Sehr schön festgestellt.“, sagte Secret trocken. Wohl wissend, dass seine Gelassenheit Change mehr ärgerte als alles andere.

„Jeder von uns versteht sie ein bisschen.“, sagte Unite.

„Change versteht sie ein bisschen wenig.“, neckte Secret ihn.

„Halt die Klappe!“

Unite kicherte. „Change braucht sie nicht verstehen. Es reicht, dass er sie mag.“

Eine leicht knarzige, leise Stimme ertönte, die man nur schwer als Changes identifizieren konnte. „Ich mag sie nicht.“

„Aber du magst doch auch Trust.“, rief Unite verwundert.

„Aber nicht so!“

Secret stieß geräuschvoll die Luft aus. „Du machst immer denselben Fehler.“

Change war von ihm genervt. „Irgendwann werde ich dir das alles heimzahlen.“, grummelte er.

„Was? Dass ich dich auf deine Fehler hinweise? Das ist ein kleiner Freundschaftsdienst von mir.“, entgegnete Secret eindeutig grinsend. „Du könntest etwas dankbarer sein.“

„Für deine Großkotzigkeit?“, schimpfte Change.

Ein gönnerhafter Ton trat in Secrets Stimme. „Dafür dass ich mich deiner Begriffsstutzigkeit annehme.“

„Kann ich gerne drauf verzichten.“

Desire, die zwischen den beiden eingekeilt war, unterbrach sie: „Wie wäre es, wenn ihr hintereinander lauft.“

Sie hörte Eriks Grinsen aus Secrets Stimme heraus. „Hast du mir nicht eben noch gesagt, ich dürfe dich nicht loslassen?“

Desires Stimme blieb gelassen. „Hast du nicht eben noch gesagt, dass du nicht wüsstest, wer du bist? Du klingst eindeutig nach Erik.“

Hinter ihr ertönte ein Lachen.

Plötzlich stoppte Trust und daraufhin die ganze Truppe.

„Was ist?“, erkundigte sich Desire.

„Hört ihr das?“

Die fünf lauschten.

Ein dumpfes Pochen war zu hören. Als würde es von ihrer Umgebung ausgehen. Wie der Schlag eines Herzens.

Sie fühlten sich an die Videos im Biologieunterricht erinnert, in denen die Kamera den menschlichen Körper durchleuchtete, durch das Innengewebe drang.

„Das ist voll eklig.“, sagte Change. Er stellte sich vor, dass sie gerade die Speiseröhre von Serena entlang wanderten. Vielleicht würden sie demnächst in Magensäure enden.

Der Ton verstummte, wurde abgelöst von etwas anderem.

Einer Melodie, die so tragisch klang, als würde sie Abschied nehmen.

Secret kam die englische Redewendung ‚to play on someone’s heartstrings‘ in den Sinn, die so viel bedeutete wie ‚jemanden im Herzen rühren‘. Aber in wörtlicher Übersetzung hieß: ‚auf den Saiten des Herzens spielen‘.

„Serena!“, rief Unite erregt. Aus ihrer Stimme war ihre Aufgewühltheit herauszuhören.

„Wartet!“, rief Secret. Ein Gedanke begann sich in ihm zu formen.

Noch konnte er ihn nicht greifen. Als würde die Idee nicht ihm entspringen, sondern von etwas anderem, Geheimem gespeist werden.

Auf den Saiten des Herzens spielen. Serenas Herz. Die Melodie. Im Verborgenen.

„Wo sind wir hier?“, fragte er die anderen.

„Woher sollen wir das wissen?!“, schimpfte Change.

Secret sprach Unite an. „Du hast es vorhin Serenas Seelenwelt genannt, richtig? Wo ist dann Serena?“

„Das wüsste ich auch gern!“, blaffte Change.

„Das alles ist Serena.“, erklärte Trust.

Aus Secrets Stimme sprach Überzeugung. „Dann brauchen wir nicht zu ihr gehen. Sie ist schon hier.“

Schlagartig brach die Musik ab.

Die Atmosphäre schien zu flackern, wie das angespannte Schwirren einer Emotion, bevor sie ausbrach.

Ein entsetzlicher Laut kreischte durch die Schwärze.

Als die fünf ihre Hände wieder von ihren Ohren nehmen konnten, begann alles um sie herum in Aufruhr zu geraten. Ein Wimmern ertönte von rechts.

Change rief atemlos Tinys Namen.

Abrupt wandelte sich das Wimmern in Schreien. Und ebenso schwoll Changes Stimme an. „Serenaaaa!!!“

 

Schicksals Wesen schrie. Schrie!

Und es gab nichts, das Ewigkeit tun konnte, um es zu beruhigen.

Die Gestalt des Mädchens schien sie nicht mehr zu hören, eingehüllt in den Klang der eigenen Schreie, wie in einen schützenden Mantel.

Die Schreie wurden immer hysterischer, schneller, kürzer, steigerten sich, gingen über in ein katzenähnliches Jammern, um gleich wieder zu einem Kreischen anzuschwellen.

Aber auch das konnte Veränderns Stimme nicht für immer fernhalten.

Verändern schrie einen Namen. Immer wieder. Erst Serena, dann Tiny.

Er schrie so herzzerreißend, dass Ewigkeit nicht mehr wusste, wen sie mehr bemitleidete.

Dann durchbohrte seine Stimme den Schleier, den Schicksal um sich aufgebaut hatte.

 

Serena erwachte.

„Tinyyyy!!!!“ Eine Stimme so gebrochen, dass man sie kaum noch erkennen konnte.

Es schnürte Serena die Kehle zu.

„Change…“

Sie begriff, wo sie war, wo sie die ganze Zeit gewesen war. Kurz war sie davor, erneut ins Delirium abzudriften. Sie wollte das alles nicht ertragen.

Aber –

Tränen rannen über ihre Wangen.

Sie wusste nicht mehr, wo ihr Körper war. Wo waren ihre Beine. Sie musste – sie musste –

Sie wollte nicht mehr hier bleiben! Sie wollte nicht. Wirklich nicht.

Weitere Tränen schossen ihr in die Augen.

„Chaaaange!“ Sie schrie Changes Namen. Hilflos. Als könne er sie retten. „Change…“ Es war mehr Schluchzen als sonst etwas.

Hitze erfüllte sie. Sie schnappte nach Atem. Ihr Kopf drehte sich, wo sie doch nicht mal wusste, wo ihr Kopf war.

Sie fand sich auf dem Boden wieder. Zumindest glaubte sie, dass es ein Boden sein musste. Glaubte, dass ein Körper auf dem Boden lag.

Rufe. Rufe. Rufe. Trommeln gegen die Zellwand, die sie von ihnen trennte.

Sie wollte zu ihnen. Aber wo war sie?

Die Zweifel rissen an ihrem Körper, wollten sie zurückdrängen, brachten sie wieder in die schwebende Position über dem Boden, sicher in der Ungestalt.

Aber das wollte sie nicht.

Es war ihr egal, wie dumm sie war. Es war ihr egal, wie tief sie fallen würde. Sie wollte zu ihnen. So sehr. So sehr!

Bitte!

Serena versuchte sich aus dem Griff des Zweifels zu befreien, aber es gab nichts, an dem sie sich festhalten konnte.

Sie griff nach der Luft. Und als wäre sie etwas Fassbares zog sie sich daran weiter, hangelte sich weiter, hörte auf ihren Atem, hörte auf ihren Körper.

Ich will zu ihnen. Ich will zu ihnen. Lass mich zu ihnen!

Die Umgebung verschwand.

 

Serena fand sich auf einer weißen Ebene wieder. Alles war hell und weit. Nichts mehr war da, um sie von den anderen zu trennen.

Sie sah auf, erblickte die fünf direkt vor sich, in wenigen Metern Entfernung.

Sie standen geschockt da und starrten sie an wie ein wildes Tier im Zoo.

Nein…

Nein.  

Nein!

 

Plötzlich war alles weiß geworden, sodass Oben und Unten nicht mehr zu unterscheiden war, als wären sie selbst das einzig Existente in einer Ebene aus Licht.

Umso deutlicher hob sich Serenas Gestalt von der weißen Umgebung ab.

Change wollte zu ihr rennen, aber Trust packte ihn an der Schulter und hielt ihn zurück. Change starrte ihn an, doch Trust schüttelte nur den Kopf und wies ihn mit den Augen an, sich Serena zu besehen.

Sie kauerte da, die Arme mit einem Mal schützend vor sich gezogen. Wie ein gequältes Tier, das sich den Folterungen entziehen wollte. Wie ein Wünschender, dessen Aussicht auf die Erfüllung ihn in Panik versetzte.

„Sie muss von sich aus zu uns kommen.“, sagte Trust. Aus seiner Stimme klang nicht die Entschlossenheit, die er sonst innehatte.

Erst als Trust die Hand von seiner Schulter nahm, bemerkte Change, dass sein Freund zitterte.

Trusts Antlitz verzog sich in qualvoller Selbstbeherrschung. „Wir müssen auch ihr vertrauen.“

Change senkte den Blick. Er wusste, dass Trust Recht hatte, aber –

Er drehte sich hilfesuchend nach den anderen um und sah, dass Unite noch schlimmere Kämpfe auszutragen hatte als er selbst.

Nicht auf Serena zu rennen zu dürfen, schien für sie die größte Pein zu sein. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich so großer Schmerz ab, als wäre sie diejenige, die die ganze Zeit geschrien hatte.

Schließlich wandelte sich Unites Miene und Entschlossenheit trat in ihr Gesicht. Sie machte einen entschiedenen Schritt nach vorne, legte ihre Hand auf Changes, hob seine und die eigene wie zu einem Eid und rief feierlich.

„Alle für einen!“

Ihre Worte brachten die Erinnerung an die Begebenheit im Schatthenreich zurück, an ihren Schwur, den Unite mit den Worten besiegelt hatte:

Wir sind jetzt für immer die allerbesten besten Freunde und das heißt, dass uns gar nichts mehr passieren kann!‘

Nacheinander legten sie die Hände auf Unites.

Für einen Moment zögerte Secret, als würde er von diesem Augenblick überwältigt werden, als könne er die Situation nicht verarbeiten. Er hielt sich kurz die Stirn. Dann trat er vor und gesellte seine Hand zu den ihrigen, richtete seinen Blick wie die anderen auf Serena.

Serena hatte ängstlich den Kopf gehoben. Ihr Gesicht war verweint, geschwollen, rot und von der Verzerrung ihrer Muskeln regelrecht entstellt. Und der Anblick der Geste von ihnen schien eine neue Salve an Emotionen in ihr auszulösen. Auch sie erinnerte sich.

Mit geradezu panischen Atemgeräuschen versuchte sie, sich aufzuraffen. Ihr Versuch wirkte angestrengter als alles, was sie bisher gesehen hatten.

Torkelnd kam Serena auf die Beine, wollte einen Schritt machen, setzte ihren Fuß nach vorne und fiel längs zu Boden.

Nun konnten die fünf sich nicht mehr zurückhalten. Sie wollten auf Serena zu eilen, aber sie liefen gegen eine unsichtbare Barriere.

Serena lag am Boden. Halb betäubt. Machte nicht länger den Versuch aufzustehen.

Es war zu schwer. Es war besser, hier liegen zu bleiben. Liegen zu bleiben und ins Koma zu fallen.

Dann trat Ewigkeit in ihr Blickfeld.

Du hast es fast geschafft!

Serena schloss die Augen.

Was ist?

„Ich kann nicht...“

Warum nicht?

Sie schwieg.

Ewigkeit betrachtete ihr Gesicht. „Du willst doch zu ihnen.

Seelenleer starrte Serena aus ihren Augen. Die kleinen Muskeln um ihre Augen zogen sich zusammen.

Plötzlich pochte etwas in Ewigkeits Innerem. Sie spürte es wie ihren Herzschlag. Wie als sie sich zuvor Schicksals ohnmächtiger Gestalt genähert hatte, oder als sie sie in der Finsternis gefunden hatte. Wieder wollte etwas in ihr zu ihr sprechen.

Ihr Medaillon begann zu glühen. Jäh fühlte sie sich selbst, wie etwas Wiedergefundenes, Gedanken, so vertraut, standen zu ihrer freien Verfügung und verbanden sich zu neuen Mustern. Mit einem Mal schien alles so klar.

Es war nicht die Furcht vor Serenas Freunden, die sie hier gefangen hielt, es war die Furcht vor ihren Erinnerungen.

„Du brauchst keine Angst haben.“ Ihre eigene Stimme klang in ihren Ohren ungewohnt, aber schön. Wie etwas, das sie lange nicht gehört hatte.

„Die Vergangenheit bestimmt nicht deine Zukunft. Egal was war, du bist nicht diejenige von damals. Du bist stark. Und du darfst vertrauen. Denn du weißt, dass du die richtige Entscheidung triffst. Du bist nicht Opfer des Schicksals. Du bist Schicksal.“

Während Eternity sprach, erschien Schicksals Wappen über Serenas Körper. Es leuchtete auf, ergoss warmes Licht über sie und hüllte das Mädchen in seine Beschützerkleidung.

Destiny blinzelte. Ehe die Beschützerin auch nur einen Gedanken fassen konnte, hatte ihr Körper sich wie von selbst aufgerichtet, lief auf die anderen zu, ohne jeglichem Gedanken Macht über sich zu überlassen.

Alles war egal. Alles war gut.

Ihre Füße trugen sie. Sie kam den anderen näher. Sie stoppte nicht, lief einfach weiter.

Die Barriere war verschwunden, aber wie in stiller Bewunderung standen die anderen da.

Destinys Hand legte sich auf die der anderen. Ihre Stimme war nur noch ein Hauchen. „Einer für alle.“

Schluchzend warf sich Unite in ihre Arme, schneller noch als es die anderen taten.

Destiny spürte das viel zu feste Drücken von allen Seiten wie den schönsten Schmerz ihres Lebens. Den Schmerz, dass sie lebte.

Eine Mischung aus Schluchzen und Lachen stieg aus ihrem Bauch. Und sie konnte nicht aufhören zu lachen.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Noch ein ganz kurzes Abschlusskapitel und wir sind am Ende des zweiten Bands angekommen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CMH
2022-09-04T20:03:37+00:00 04.09.2022 22:03
Jetzt hast du mich. 😭 Taschentücher bitte!
Antwort von:  Regina_Regenbogen
28.09.2022 00:46
😭 So viele Emotionen!
Von:  RukaHimenoshi
2021-08-17T19:10:35+00:00 17.08.2021 21:10
Wuhuuu, endlich ist es so weit! Das erste Kapitel im neuen Heim!!! *-* Allerdings noch nicht der erste Tee. XD Momentan bin ich von diesem Hafer-Schoko-Drink fasziniert. Nicht gut für meine Diät, aber ich glaube gerade darf ich mir diese Gönner-Einstellung erlauben. XD

Naaaaaw, der Part mit Ewigkeit war ja süß!!! Dieses goldige Ende!!!! 🥰

„Ich bin Wunsch.“
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaahh!!!! Eigentlich ist es gerade viel zu spannend um zu kommentieren, aber dieser Kommentar!!!!!! Ich liebe es, wenn die Gruppe diese Wortspiele macht und dadurch verdeutlicht, wie sehr sie eigentlich zu ihrer Rolle und der Bedeutung ihres Namens stehen!!! 😍😍😍😍😍

Der nächste Kommentar, den ich mir während dieser Spannung erlaube:
„Change ist paralysiert.“ War ja klar. XD Ich feier es, wie du diesen Running-Gag selbst in dieser ernsten Situation einbaust!!! 🤣🤣🤣
Ich finde es auch faszinierend, dass du hier mit Blitzen gearbeitet hast, obwohl die ja eigentlich gefälligst zu Erik Donner gehören sollten. 😉

*begeistertes Quietschen* Secreeeeeet!!!!!!!!!!!!!!!!! Oh Gott, wie coool!!!! Ich hab die ganze Zeit schon gehofft, dass Erik gefälligst dahinter zu kommen hat, wenn er die Gruppe sieht und tatsächlich!!!!!!!!!!! Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa​aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!!!! Danke Serena, für dein Schatt(h)enreich!!! Vielen Dank!!!! Okay, nicht cool, dass du dem Trupp solche Qualen zufügst und sie gerne mal fast umbringst, aber dankeeeeeee!!!!! 🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩 Aaaaaw, und wie Ariane am Ende etwas verunsichert ist und ihn dann doch wieder Erik nennt und dann dieses „Lass nur nicht los“ und das in Kombination damit, dass sie ja besonders darunter gelitten hatte, als er im Schatthenreich damals zurückgeblieben ist und naaaagarararaaaaaaaagh!!!!!!!!!!!!!!!! 😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍
Verdammt Fangirl-Modus, es reicht!!! Hör auf!!!! Ich muss unbedingt weiterlesen!!!!!!!!! Aber… Aaaaaaaaaaaaaargs!!! 😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍

Hihihihihi und natürlich läuft der Anführer an der Spitze. 🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰 Da hab ich mich gerade beruhigt und muss schon wieder gegen das Fangirlen ankämpfen!!! 😂💖💖💖💖💖💖💖💖💖💖💖

Hahahahahahahaha und diese Sticheleien von Change und Secret!!!!! Ach, ich liebe die beiden einfach. Ja, ich kann gut verstehen, warum es in einem Paralleluniversum Vitalik oder Eritali geben soll. XD

Und oh Gott, was für ein wunderbar rührendes Ende! Du hast das Kapitel so toll umgesetzt! So spannend und herzzerreißend, wie ausgerechnet Vitali/Change da nach ihr geschrien hat und wie sehr Serena gekämpft hat und… ach, einfach alles! Es war soooo wundervoll!!!!! 😭💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕💕
Und waaaas?! Gleich ist der zweite Band zu Ende?! Oh no, ich bin doch jetzt schon kurz vorm Heulen!!! 😭😭😭😭😭😭💕💕💕
Antwort von:  Regina_Regenbogen
19.08.2021 00:01
Zum Finale im neuen Heim eingekehrt, sehr schön. :D XD Ich feiere deine Tee bzw. Nicht-Tee Kommentare. Das hat einfach auch Running Gag Charakter angenommen. XD

>>„Ich bin Wunsch.“
>Aaaaaaaaaaaaaaaaaaahh!!!! Eigentlich ist es gerade viel zu spannend um zu kommentieren, aber
>dieser Kommentar!!!!!! Ich liebe es, wenn die Gruppe diese Wortspiele macht und dadurch
>verdeutlicht, wie sehr sie eigentlich zu ihrer Rolle und der Bedeutung ihres Namens stehen!!! 😍
>😍😍😍😍
Ooooh, das freut mich. Ich spiele so gerne damit. Ja auch am Ende, als Eternity zu Serena sagt, dass sie nicht Opfer des Schicksals, sondern Schicksal ist. ^^
Und mit Vertrauen wird ja auch dauernd gespielt. XD Besonders Vivien tut das gern. Wie als Justin ihre Hand nimmt, als sie wegen Serena niedergeschlagen ist, und sie dann denkt, ihr Vertrauen wird sie nie verlassen. 😍
Übrigens hatte es auch eine tiefere Bedeutung, dass Serena verzweifelt nach Change ruft, statt nach einem der anderen oder Vitali. ♪(^∇^*) Das sollte noch mal unterstreichen, dass sie die Veränderung braucht. Während man ohne Veränderung eben tot ist, weil man sich an der Vergangenheit festklammert. Das Leben ist eben Veränderung. Und es ist hart, wenn man sich dagegen wehrt und Angst hat.

>Der nächste Kommentar, den ich mir während dieser Spannung erlaube:
>„Change ist paralysiert.“ War ja klar. XD Ich feier es, wie du diesen Running-Gag selbst in dieser
>ernsten Situation einbaust!!! 🤣🤣🤣
😂😂😂 Ich muss sagen, als ich es geschrieben habe, habe ich gar nicht dran gedacht, dass alle das so lustig finden würden. Es war einfach logisch, dass Serena sie mit ihren Kräften zum Abstürzen bringen würde, indem sie den paralysiert, der fliegen kann, und ja, natürlich würde sie immer als erstes Change paralysieren. XD Es war einfach logisch. Die Dynamik der beiden macht es einfach zum Running Gag, weil sie immer zuerst ihm etwas antun würde. :'D Ich frage mich, ob man darin nicht auch einen Hinweis darauf sehen kann, dass sie Veränderungen verabscheut. XD

>Ich finde es auch faszinierend, dass du hier mit Blitzen gearbeitet hast, obwohl die ja eigentlich
>gefälligst zu Erik Donner gehören sollten. 😉
Haha, in ihrer Seelenwelt beherrscht sie ja alles. Und jeder Mensch beinhaltet halt alle Elemente, auch wenn er eine stärkere Bindung zu einem bestimmten hat. Gleichgewicht halt. XD Sie lässt ja auch die Erde aufreißen, was das Element von Vertrauen ist. Und der Nebel ist ja quasi eine Kombi aus Luft und Wasser. Und es ergibt irgendwie Sinn, dass sie das Element von Vereinen nicht verwendet, weil sie ja genau das Gegenteil von Vereinen macht, indem sie die anderen von sich fernhält. Und das Element von Geheim dann einzusetzen, wenn sie in einer Höhle als Schatten auftaucht, ist auch sehr passend. XD

>*begeistertes Quietschen* Secreeeeeet!!!!!!!!!!!!!!!!! Oh Gott, wie coool!!!! Ich hab die ganze Zeit
>schon gehofft, dass Erik gefälligst dahinter zu kommen hat, wenn er die Gruppe sieht und
>tatsächlich!!!!!!!!!!! >Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
>aaaaaaaaaaaaaaaaaa​aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!!!! Danke Serena, für dein
>Schatt(h)enreich!!! Vielen Dank!!!! Okay, nicht cool, dass du dem Trupp solche Qualen zufügst
>und sie gerne mal fast umbringst, aber dankeeeeeee!!!!! 🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩🤩
Hahaha, Gott, du weißt gar nicht, wie sehr mich dein Freudentaumel zum Grinsen und Mitfeiern bringt! :D :D :D Ach, so schön, wenn man sich beim Lesen auch so freuen kann wie ich beim Schreiben! XD XD XD

>Aaaaaw, und wie Ariane am Ende etwas verunsichert ist und ihn dann doch wieder Erik nennt und
>dann dieses „Lass nur nicht los“ und das in Kombination damit, dass sie ja besonders darunter
>gelitten hatte, als er im Schatthenreich damals zurückgeblieben ist und
>naaaagarararaaaaaaaagh!!!!!!!!!!!!!!!! 😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍😍Oooooh, ich freue mich richtig, dass du dich so freust und dass diese kleine Szene tatsächlich den Effekt hat, den ich mir vorgestellt und gewünscht hatte. (ノ◕ヮ◕)ノ*:・゚✧
Und wer hätte gedacht, dass du mal Ariane und Erik solche Fangirl Ausbrüche widmen würdest! Ach, das rührt mich voll.

XD XD XD Ja, Vertrauen muss vorangehen, gerade in so einem Schatthenreich.

>Hahahahahahahaha und diese Sticheleien von Change und Secret!!!!! Ach, ich liebe die beiden
>einfach. Ja, ich kann gut verstehen, warum es in einem Paralleluniversum Vitalik oder Eritali
>geben soll. XD
XD XD XD Die beiden sind einfach herrlich und können echt noch in der beklopptesten Situation einander aufziehen. Das macht beim Schreiben schon Laune.

>Und oh Gott, was für ein wunderbar rührendes Ende! Du hast das Kapitel so toll umgesetzt! So
>spannend und herzzerreißend, wie ausgerechnet Vitali/Change da nach ihr geschrien hat und wie
>sehr Serena gekämpft hat und… ach, einfach alles! Es war soooo wundervoll!!!!! 😭💕💕💕💕💕
Oooooooooh, ooooooooh, ooooooooh, ooooooooooooooooooooooh.
Wie soll ich denn darauf antworten?! So viel Lob und Emotion! Ah, da werde ich selbst ganz sentimental! 😭😭😭💖
Wenn man bedenkt, dass Change immer am unverfälschtesten seine Gefühle zeigt, ergibt es Sinn, dass er nach ihr schreit. Die anderen sind da ja sehr beherrscht und weniger laut. Weshalb ich es bedeutsam fand, zu zeigen, dass Unite besonders leidet, es aber nicht so laut nach außen zeigt wie Change.
Ja, ich kenne diesen Kampf ja aus eigener Erfahrung, deshalb war es mir wichtig zu zeigen, dass es eben nicht reicht, dass man sich kurz dafür entscheidet, okay, ich will zu ihnen, und dann ist alles paletti, sondern dass es wirklich ein harter Kampf gegen die eigenen Selbstzweifel ist, die ja nicht plötzlich verschwinden.
Oh, und es war mir ein ganz großes Anliegen, dass hier auch Serenas Körper eigentlich der ist, der sie voranbringt und weiterlaufen lässt. In unserer Gesellschaft - so habe ich das zumindest erlebt - wird ja der Geist immer als so viel schlauer und bedeutsamer hingestellt als der Körper, dabei habe ich selbst erlebt, dass es oft der Körper ist, der einem diese Ruhe, die man im tiefsten Inneren hat, wieder zeigt, und einen weitermachen lässt. Zuvor hieß es ja schon: "Ihr Körper zog sie hin zu den anderen, alles in ihm zog sie weiter nach vorn, aber ihr Verstand sprach von den ewigen Qualen. Sie durfte nicht. Dieser schreckliche Körper!" und dann reißt sie ja quasi in einer Anlehnung an eine selbstverletzende Handlung den Boden auf. Während es zum Schluss heißt:
"Ehe die Beschützerin auch nur einen Gedanken fassen konnte, hatte ihr Körper sich wie von selbst aufgerichtet, lief auf die anderen zu, ohne jeglichem Gedanken Macht über sich zu überlassen. [...] Ihre Füße trugen sie."

>Und waaaas?! Gleich ist der zweite Band zu Ende?! Oh no, ich bin doch jetzt schon kurz vorm Heulen!!! 😭😭😭😭
Dafür gibt es ja den dritten Band. 😆
Antwort von:  RukaHimenoshi
23.08.2021 13:22
Oh mein Gott, so lange und ausführliche Antworten!!! 😍😍😍😍😍😍 Ich kann doch gar nicht auf alles davon eingehen und würde es aber so gerne!!! 😭😅🥰
Aber zumindest will ich es versuchen 💪

>Übrigens hatte es auch eine tiefere Bedeutung, dass Serena verzweifelt nach Change ruft, statt nach einem >der anderen oder Vitali. ♪(^∇^*) Das sollte noch mal unterstreichen, dass sie die Veränderung braucht. >Während man ohne Veränderung eben tot ist, weil man sich an der Vergangenheit festklammert. Das Leben >ist eben Veränderung. Und es ist hart, wenn man sich dagegen wehrt und Angst hat.
Dieses Detail!!! Oh Gott, dieses wunderbare Detail!!!! 😱😍😍😍😍😍 Ach, das ist so süß, gerade weil es der Beziehung der beiden auch nochmal mehr Tiefe gibt. Dass sie die Veränderung zum Leben braucht und... hach 🥰 Ich hätte nicht gedacht, die beiden mal so sehr zu shippen XD (Auch, wenn nichts und niemand an Trunite herankommt 😆🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰)

>Und wer hätte gedacht, dass du mal Ariane und Erik solche Fangirl Ausbrüche widmen würdest! Ach, das rührt >mich voll.

Hahaha, hätte ich am Anfang auch nicht gedacht. XD Aber gut, da war Erik halt auch noch viel mehr ein eingebildeter Mistkerl. 😂😅 ... Die beiden sind eigentlich total wie Lizzy und Mr Darcy!!! Oh Gott, das ist wirklich voll das Stolz und Vorurteil Pärchen!!!!! 😱 Jetzt liebe ich sie noch mehr 🤣🤣🤣💓💓💓💓💓

>XD XD XD Ja, Vertrauen muss vorangehen, gerade in so einem Schatthenreich.

Haha, natürlich muss er das! Vertrauen ist die Grundlage, wahre und gute Beziehungen können erst dann aufgebaut werden, wenn man einen starken Boden an Vertrauen hat (you see, what I did there 😏) - Hehe, sowas in die Richtung kommt bei mir auch mal vor 🤭

Und ich finde es so cool, wie du hier mal den Körper in den Fokus gelegt hast!!!!! 😱😍😍😍😍😍😍😍 Es stimmt ja wirklich, der Geist gilt als das "höhere Gut", aber eigentlich ist ja das Ziel, dass beides gleichstark und im Einklang sein sollte. Und bei Serena ist an diesem Punkt ja wirklich der Körper der "stärkere" Part, weil ihr Geist eben schon so gelitten hat. Eigentlich ist das also absolut logisch und es ist so schön, wie du das hervorgehoben hast 🥰🥰🥰🥰🥰🥰 (Ehm... ergibt das überhaupt Sinn, was ich da schwafel? XD)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
24.08.2021 17:34
>Dieses Detail!!! Oh Gott, dieses wunderbare Detail!!!! 😱😍😍😍😍😍 Ach, das ist so süß, gerade
>weil es der Beziehung der beiden auch nochmal mehr Tiefe gibt. Dass sie die Veränderung zum
>Leben braucht und... hach 🥰 Ich hätte nicht gedacht, die beiden mal so sehr zu shippen XD

Haha, die beiden haben ja auch einen schweren Start im Gegensatz zu Vivien und Justin, klar, dass man sie daher nicht sofort shippt - außer Vivien, die shippt sie ja direkt. XD
An dieser Stelle noch der Hinweis auf ein kleines Detail:
Bei Serenas allererstem Auftritt gibt es diese Szene, kurz bevor dieses Gefühl hat und da heißt es:
"Vor der Haustür verharrte sie und atmete schwer. Wahrscheinlich war ihr Gesicht jetzt noch blasser als sonst. Nur nicht an den Schulanfang denken. Luft! Luft! Sie brauchte -"
Und das einzige, was sie nach diesem Gefühl auf der Straße entdeckt ist Vitali Luft alias Verändern. 😄
Und das die Handlung mit Schicksal und Verändern losgeht, hat natürlich auch seinen Grund. XD Wobei eigentlich alles mit Grauen-Eminenz und Geheim losgeht. ^^

>(Auch, wenn nichts und niemand an Trunite herankommt 😆🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰🥰
>🥰🥰🥰)

Natürlich nicht! XD
Das ist ja auch das einzige Paar, bei dem man von Anfang an weiß, dass sie ineinander verliebt sind. :D

>Hahaha, hätte ich am Anfang auch nicht gedacht. XD Aber gut, da war Erik halt auch noch viel
>mehr ein eingebildeter Mistkerl. 😂😅 ... Die beiden sind eigentlich total wie Lizzy und Mr Darcy!!!
>Oh Gott, das ist wirklich voll das Stolz und Vorurteil Pärchen!!!!! 😱 Jetzt liebe ich sie noch mehr
>🤣🤣🤣💓💓💓💓💓

Oh ja, absolut!!!! Allein die Begriffe Stolz und Vorurteil passen einfach perfekt zu den beiden! XD
Ich freue mich schon auf das Kapitel übernächste Woche, da kommt eine Erik und Ariane Szene, die mir sehr am Herzen liegt. 🥰

>Haha, natürlich muss er das! Vertrauen ist die Grundlage, wahre und gute Beziehungen können
>erst dann aufgebaut werden, wenn man einen starken Boden an Vertrauen hat (you see, what I
>did there 😏) - Hehe, sowas in die Richtung kommt bei mir auch mal vor 🤭

Yes! 😍😍😍

>(Ehm... ergibt das überhaupt Sinn, was ich da schwafel? XD)

Ja, total! So schön! 😍 Dankeeeee!!!!! 😘😘😘😘😘
Von:  totalwarANGEL
2021-08-13T11:33:07+00:00 13.08.2021 13:33
Ja, das geht wieder richtig schön depressiv los.
Gleich mal ein Messer holen und ne runde ritzen.
Interessant, wie Serenas Finsternis sogar die Hoffnung selbst erstickt.
Oha?! Serena kann den gleichen Trick benutzen, wie die graue Eminenz? Na gut, es ist ihr Subconscious. Ergibt Sinn.

> „Ich will nicht allein sein!“
Girl, you making no sense at all! Man kann nicht alle von sich wegstoßen, aus Angst vielleicht verletzt zu werden, und dann rumjammern, dass man allein ist. Das ist genauso wie diese Typen, die erst furzen und sich dann beschweren, das es stinkt.

> Als bestünde diese ganze Welt nur aus nervigem Nebel!
> Vitali lief weiter und [...]
... plotzlich parkte eine Limousine und ein Mann mit langer Nase bat ihn einzusteigen.

> In gleichen Moment färbte sich der Himmel blutrot.
Leute, das ist nie ein gutes Zeichen. Embrace yourselves. The end of the world is comming!

> Schlagartig schoss etwas aus dem Teer hervor [...]
Yay, Serene hetzt kognitive Monster auf sie.

> [...] allein mit Muskelkraft und purem Willen versuchte, sich gegen die Angreifer zur Wehr zu setzen.
Das ist er, mein Junge! :D

> „Der Schutzschild!“, rief Trust.
Kommandiert hier einfach alle rum. :D

> Ihre Wünsche sind tot, aber sie kann sie nicht loslassen.
Wenn man seine Wünsche und Träume sterben sieht, dann kann man genauso gut selber sterben. Ich kenne dieses Gefühl. Ich war lange Zeit in einem ziemlichen Loch. Da bin ich nur herausgekommen, weil ich keinen Bock mehr hatte in der Hasenfalle zu sitzen.

> Wie eine Wiedergeburt.
Die Karte ist nicht ohne Grund limitiert.

> [...] sie von jeder Hoffnung frei gemacht!
Hoffnung ist scheiße. Zu hoffen bringt einen nirgend wo hin. Entweder hilft man sich selbst oder es hilft einem niemand anders. Man kann sich nur auf sich selbst verlassen. Alle anderen in der Welt wollen einen nur ausnutzen. - Ja ich kenne das nur zu gut.

> Dann riss die Erdanziehungskraft ihn und die anderen unbarmherzig nach unten.
Shadow Serena has casted Gravitas.

> „Change ist paralysiert.“, sagte Unite.
Ha ha, schon wieder. Selbst wenn Serena ihn gar nicht berührt? Das hat schon Running Gag Potential.

> Wie der Schatthenmeister beobachtete Serena sie. Wie der Schatthenmeister lenkte
> sie ihre Schritte, befehligte ihre Welt und stellte sie vor unmögliche Aufgaben.
Ah. Das hatte die graue Eminenz damals gemeint mit "Potential".

> „Der Schatten ist das Symbol für die Seele.“, antwortete Erik. „Wer keine Seele hat,
> hat keinen Schatten. Und wer tot ist, ist nur noch ein Schatten.“
Ich denke das basiert auf Jung. Persona - Shadow - Self. Wer tot ist kann nichts davon haben. :D
Was wir da sehen, sind eher Serenas unterdrückte Wünsche, die gerade Amok laufen.

> „Sie will nicht, dass wir hier sind!“
1 : 0 für Shadow Serena.

> am liebsten verschlagen hätte
??? Hä?

> „Dann hätte sie uns auch vorher schon zu sich bringen können!“, beschwerte sich Change.
Das wäre 1) bad writing und 2) bad level design.

> „Nehmt euch an den Händen.“, empfahl Trust.
Genau. Zuckerbrot und Peitsche!

Die Anspielung auf die Größe des Terrorzwerg. :D
> Secret bildete das Schlusslicht.
Den letzten Fressen die Höllenhunde. :P

> Desire, die zwischen den beiden eingekeilt war, unterbrach sie:
> „Wie wäre es, wenn ihr hintereinander lauft.“
Ja, ich würde auch nur ungern von zwei Streithähnen gesandwitched werden. XD
(Perverser Spruch des Tages: abgehakt)

> Plötzlich stoppte Trust und daraufhin die ganze Truppe.
Wenn die alle übereinander gestolpert währen, hätte ich das so gefeiert.

> Alles war egal. Alles war gut.
Man muss los lassen, um voranzukommen. Geht ja sonst nicht, wenn man sich festhält. ;)

> Den Schmerz, dass sie lebte.
Wer steht denn nicht auf Schmerzen.
Manche bezahlen viel Geld dafür sich verdreschen zu lassen.
Serena bekommt das sogar gratis. :D


So, nach dem ich mich jetzt immer wieder auf Discord habe ablenken lassen, habe ich es endlich geschafft.
Ja, das war wieder zuckersüß depressiv.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
15.08.2021 22:38
Endlich - ENDLICH - antworte ich auf deine lieben Kommentare!

>Ja, das geht wieder richtig schön depressiv los.
>Gleich mal ein Messer holen und ne runde ritzen.
Ich würde ja drüber lachen, wenn ich selbstverletzendes Verhalten nicht so triggernd fände. :'D

>Oha?! Serena kann den gleichen Trick benutzen, wie die graue Eminenz? Na gut, es ist ihr
>Subconscious. Ergibt Sinn.
Es hat seinen Grund, warum Vitali im ersten Band zu ihr meinte, ob sie nicht lieber zu den Bösewichten gehen will. XD

>> „Ich will nicht allein sein!“
>Girl, you making no sense at all! Man kann nicht alle von sich wegstoßen, aus Angst vielleicht
>verletzt zu werden, und dann rumjammern, dass man allein ist. Das ist genauso wie diese Typen,
>die erst furzen und sich dann beschweren, das es stinkt.
Wenn Gefühle immer Sinn ergeben würden, wäre das Leben so viel leichter! :'D

>>Als bestünde diese ganze Welt nur aus nervigem Nebel!
>> Vitali lief weiter und [...]
>... plotzlich parkte eine Limousine und ein Mann mit langer Nase bat ihn einzusteigen.
Eine Anspielung auf was ist das? Bin neugierig. :)

Ich kann gar nicht auf alle deine lustigen Kommentare eingehen, weil ich nichts Schlaues zu entgegnen habe. XD

>> [...] allein mit Muskelkraft und purem Willen versuchte, sich gegen die Angreifer zur Wehr zu
>>setzen.
>Das ist er, mein Junge! :D
XD Ich freue mich über deine Zuneigung zu Erik.

>Wenn man seine Wünsche und Träume sterben sieht, dann kann man genauso gut selber sterben.
>Ich kenne dieses Gefühl. Ich war lange Zeit in einem ziemlichen Loch. Da bin ich nur
>herausgekommen, weil ich keinen Bock mehr hatte in der Hasenfalle zu sitzen.
Ich danke dir für dein Vertrauen, dass du das mit mir teilst. Es ist schließlich kein superleichtes Thema.

>> Dann riss die Erdanziehungskraft ihn und die anderen unbarmherzig nach unten.
>Shadow Serena has casted Gravitas.
Haha, tatsächlich hat sie einfach nur Change paralysiert - ihre Spezialität.

>> „Change ist paralysiert.“, sagte Unite.
>Ha ha, schon wieder. Selbst wenn Serena ihn gar nicht berührt? Das hat schon Running Gag
>Potential.
Das ist auch der Running Gag bei den beiden. XD

>Ich denke das basiert auf Jung. Persona - Shadow - Self. Wer tot ist kann nichts davon haben. :D
Das ist sogar älter als Jung. In Märchen wird bereits der Schatten mit der Seele gleichgesetzt und in der Antike. Das Reich der Toten wurde daher auch Schattenreich genannt.

>Was wir da sehen, sind eher Serenas unterdrückte Wünsche, die gerade Amok laufen.
Sehr gut erkannt.

>> am liebsten verschlagen hätte
>??? Hä?
Rückblick 1. Band:

Ariane warf Secret einen flehenden Blick zu. „Was sollen wir jetzt tun?“
Secret klang kalt. „Von hier verschwinden, ehe sie uns erwischt.“
Entgeistert sah Ariane ihn an. „Du willst sie zurücklassen?“
„Du Scheißkerl!“, brüllte Vitali.
Gefährlich funkelte Secret ihn an. „Hör zu.“ Seine Stimme war schneidend. „Dieses Mädchen ist der sichere Tod. Wenn du unbedingt Selbstmord begehen willst, meinetwegen. Aber ich habe nicht vor, mich zerfetzen zu lassen.“
Bei seinen Worten hoben sich Vitalis Nasenflügel voller Abscheu. Es war deutlich, dass er kurz davor stand, handgreiflich zu werden.
Secret ließ das kalt.
Justin legte Vitali die Hand auf die Schulter, um ihn zurückzuhalten.

>> „Dann hätte sie uns auch vorher schon zu sich bringen können!“, beschwerte sich Change.
>Das wäre 1) bad writing und 2) bad level design.
XD XD XD Zumindest 2) müsste Change doch eigentlich verstehen.

>> Plötzlich stoppte Trust und daraufhin die ganze Truppe.
>Wenn die alle übereinander gestolpert währen, hätte ich das so gefeiert.
XD Erschien mir beim Schreiben nicht wie der richtige Moment dafür. Aber klingt lustig.

>Ja, das war wieder zuckersüß depressiv.
Sehr schön formuliert! XD


Antwort von:  totalwarANGEL
15.08.2021 22:53
> Endlich - ENDLICH - antworte ich auf deine lieben Kommentare!
Ja, das kannst du laut sagen. ;)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
15.08.2021 22:56
>Ja, das kannst du laut sagen. ;)
Lauter kann ich leider nicht schreiben. XD
Von:  totalwarANGEL
2021-08-13T09:04:33+00:00 13.08.2021 11:04
Du musst ja wahnsinnig sein, das 24h eher rauszuhauen als üblich. ;)
Ich komme leider erst jetzt zum lesen.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
13.08.2021 22:47
Ich war heute den ganzen Tag unterwegs und wusste nicht, ob ich rechtzeitig nach Hause komme, um das Kapitel fristgemäß hochzuladen. Zumal ich euch für diesen Abschluss nicht unnötig auf die Folter spannen wollte.


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