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Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Während Eriks Tante zu Besuch ist, versuchen die anderen mehr über die Allpträume herauszufinden. Komplett anzeigen

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In Trusts Seelenwelt


 

In Trusts Seelenwelt
 

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

(Albert Einstein)

 

Die fünf saßen auf der Couch ihres Hauptquartiers.

Nachdem keine Antwort mehr von Erik gekommen war, hatten sie es sich im Inneren gemütlich gemacht und ihre Besprechung begonnen.

„Das hat überhaupt nichts gebracht.“, klagte Desire unzufrieden.

Die Aufgabe, herauszufinden, ob Erik heute Nacht wie sie von einem Allptraum heimgesucht worden war, war natürlich an ihr hängengeblieben. Dass der Text ihrer Nachricht sie aufgrund des fadenscheinigen Anlasses total bekloppt wirken ließ, hatte die anderen nicht interessiert.

Ihr einziger Trost war, dass Erik sie – zumindest seiner Reaktion nach zu urteilen – jetzt auch nicht für gestörter hielt als schon zuvor.

Dennoch war es frustrierend, dass die ganze Aktion schlussendlich vergebens gewesen war.

„Du hättest ihn ja auch anrufen können.“, meinte Change.

Desire bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick.

Vor ihnen auf dem Tisch hatte Unite derweil einen Stadtplan von Entschaithal ausgebreitet. „So etwa müsste sich der Allptraum bewegt haben.“, sagte sie und fuhr die mögliche Strecke des Allptraums mit dem Finger nach. Vom Westen war er vermutlich nach Osten gewandert. Ewigkeit folgte ihrer Hand wie eine Animation dem Mauszeiger.

„Jetzt wird er entweder nach Norden oder Süden gehen.“, mutmaßte Unite.

„Change oder Destiny.“, schlussfolgerte Trust.

„Soll doch Ewigkeit bei uns Wache halten.“, schlug Change vor. „Sie kann euch alarmieren und dann gehen wir in die Seelenwelt und schnappen das Ding auf frischer Tat!“

„So geht das nicht.“, widersprach Trust. „Wenn der Allptraum bei dir auftaucht, dann haben wir niemanden, der uns teleportiert, wir wären also nicht schnell genug da. Und wenn er bei Serena auftaucht, kommen wir nicht in die Seelenwelt.“

Change schaute missmutig. „Mist.“

Desires Blick senkte sich kummervoll.

„Was ist?“, fragte Destiny, die ihre Anwandlung nicht übersehen hatte.

„Es ist nur… Ich dachte, da wir über die Allpträume Bescheid wissen, würde uns das irgendwie helfen. Ich dachte, dass man irgendwie merkt, dass es nur ein Traum ist. Aber selbst als ich aufgewacht bin, haben mich die Bilder noch verfolgt. Sie haben mich nicht losgelassen. Obwohl ich wusste, dass es der Allptraum war, konnte ich überhaupt nichts dagegen tun.“

Unite und Trust verfielen in ein wissendes Schweigen.

„So schlimm kann es doch gar nicht sein.“, meinte Change beschwichtigend.

Desire warf ihm einen strafenden Blick zu. „Stell dir das vor, was Destiny in deiner Seelenwelt gemacht hat, nur dass du nicht weißt, dass sie da ist.“

Changes Gesicht verzog sich. „Ich wollte euch nur aufmuntern.“

Desire schüttelte wohlwollend den Kopf. Wie konnte so etwas aufmunternd sein?

„Wir müssten irgendwie mehr über die Allpträume herausfinden.“, sagte Unite und wandte sich an Ewigkeit. „Hat die Stimme nicht wieder mit dir geredet?“

Das Schmetterlingsmädchen verneinte.

Trust schwieg nachdenklich. Schließlich stieß er die Luft aus und sah wieder auf. „Und was ist, wenn wir in meine Seelenwelt gehen?“

Die anderen schauten verwundert.

„Vielleicht kann Destiny dort noch Spuren von dem Allptraum ausfindig machen.“, erläuterte Trust

„Echt jetzt?“, fragte Change ungläubig.

„Es ist der einzige Ansatzpunkt, den wir haben.“, antwortete Trust.

Unite, die neben Trust saß, sah ihn beunruhigt an. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Der Albtraum war sehr schmerzhaft für Trust gewesen, das wusste sie. Es wäre an ihr gewesen, sich nun zu melden und diesen Part zu übernehmen. Aber allein bei dem Gedanken zog sich ihr Magen zusammen.

Die Angst, dass der Traum doch wahr werden könnte, wenn Trust ihn erst sah, ließ sie ganz klein werden.

„Bist du dir da sicher?“, fragte Desire.

Trust nickte. Er wandte sich an Destiny. „Glaubst du, du schaffst das?“

Zögerlich nickte Destiny.

Trust versuchte sie zu beruhigen. „Wir gehen zusammen. Gemeinsam sehen wir mehr.“

Ich will auch mit!“, rief Ewigkeit.

Trust lächelte.

 

Sie setzten sich in den Trainingsbereich. Für den Anlass hatte Unite den Boden kurzerhand mit Kissen ausgestattet.

Noch immer mieden sie den Meditationsraum, den Ewigkeit beziehungsweise Eternity angelegt hatte. Da Ewigkeits zweite Stimme seit ihrem Angriff auf sie nicht mehr aufgetaucht war, kam es ihnen unangebracht vor, ihn zu verwenden. 

Die fünf bildeten einen Kreis und hielten sich an den Händen. Ewigkeit hatte sich auf Unites Kopf gesetzt. 

„Und ihr seid sicher, dass sie bei Trust landet?“, hakte Change nach.

Unite kicherte. „Nicht wenn du sie wütend machst.“

Change hielt daraufhin den Mund. Nur Augenblicke später spürte er, wie Destinys Kräfte über den Kontakt mit den anderen auf ihn übergingen.

Im nächsten Moment hatte sich die Umgebung verändert und sie saßen jäh in einer Zimmerflucht, von der mehrere Durchgänge abgingen.

Die Wände besaßen die Farbe von Milchkaffee, die Türrahmen der Durchgänge waren cremeweiß und der Boden karamellfarben.

Ein sanftes Licht drang durch die hohen Fenster und der süße Duft von Vanille und Espresso durchwirkte die Luft.

„Wir sind in nem Tiramisu gelandet.“, stellte Change fest, nachdem er und die anderen wieder aufgestanden waren.

„Süß und stark.“, stimmte Unite mit einem Blick auf Trust zu.

Dieser zog verlegen den Kopf ein.

Desire blickte sich um. „Es sieht aus wie in einem Schloss.“

Von der Decke hing ein kleiner Kronleuchter. In der Ecke stand ein verzierter, schokoladebrauner Stuhl, an einer anderen Wand eine Kommode derselben Farbe. Durch die Durchgänge konnte sie erkennen, dass in einem der angrenzenden Räume riesige Gemälde hingen.

Sie wandte sich an Destiny. „Ist das einfach so da oder beeinflusst du das?“

Destiny entzog sich ihrem Blick. „Ich … Es ist irgendwie so, als würde meine Fantasie sich entsprechend dem verdichten, was ich wahrnehme, und dann Formen entstehen lassen.“

Unite schaute begeistert. „Dann ist das deine Interpretation von Trust?“

Destiny verzog das Gesicht, widersprach aber nicht.

Unite klatschte überfreudig in die Hände. „Es passt perfekt!“ Sie strahlte Trust an. „Du bist einfach ein Prinz.“

Trust wurde noch röter als zuvor.

„Aber wieso war in Changes Seelenwelt alles so schwarz?“, fragte Desire. „Lag das daran, dass du deine Kräfte noch nicht richtig verwenden konntest?“

„Das ist…“ Destiny biss die Zähne zusammen, dann wurde sie laut. „Bei ihm ist alles total verwirrend! In seiner Welt macht alles, was es will!“

Unite zeigte ein breites Lächeln. „Vielleicht weil du ihn nicht richtig durchschauen kannst.“

Destiny schnaubte entnervt.

Change grinste. „Hehe, ich bin nicht so leicht zu durchschauen.“

Die Blicke der anderen richteten sich auf ihn.

Desire schlussfolgerte: „Dann ist Destiny wohl die einzige, die das nicht kann.“

„Hey!“, schimpfte Change.

Desire erklärte ihre Aussage. „Das heißt einfach nur, dass du offen und ehrlich bist.“

Destiny gab ein abschätziges Geräusch von sich, als wolle sie dies abstreiten.

Change war derweil wieder auf die Umgebung fixiert.

„Schauen wir, was in den anderen Räumen ist!“, rief er lebhaft. „Vielleicht gibt es ja einen Schokoladenbrunnen!“ Er lachte und wollte in Begleitung von Ewigkeit loslaufen, wurde aber von Destiny aufgehalten, die ihm den Weg versperrte.

„Keiner schaut hier irgendwas an! Wir sind wegen dem Allptraum hier.“

Change schaute unzufrieden. „In meiner Seelenwelt warst du weniger feinfühlend.“

„Das war…“, sie wandte den Blick ab, „keine Absicht.“

„Doch war es.“

„Am Anfang nicht...“, sagte sie kleinlaut.

„Gekauft.“, meinte Change leichthin. „Und wo ist jetzt der Allptraum?“

Trust ergriff das Wort. „Wir müssen zu dem Traum, den ich hatte. Vielleicht finden wir dort Hinweise.“

Unite drehte sich zu ihm. „Weißt du noch, wie es sich angefühlt hat? Wenn ich Destiny dein Gefühl übertrage, dann kann sie es rufen.“

Trust nickte ernst.

Unite hielt ihm ihre Hand hin. Trust holte tief Luft und reichte ihr seine Linke. Destiny kam ebenfalls heran und ergriff Unites freie Hand.

Als Trusts Empfindung auf Unite überging, zog sich ihre Brust zusammen, Angst und Hilflosigkeit schnürten ihr die Luft ab.

Sie war froh, als sie Trusts Hand wieder loslassen konnte. Für einen Moment war das Gefühl zu viel für sie. Doch ehe sie weitere Gedanken daran verschwenden konnte, hatte die Umgebung bereits auf das Gefühl, das Destiny empfangen hatte, reagiert.

Eisentüren entstanden aus dem Nichts und schlugen um sie herum zu. Der Boden verwandelte sich ebenfalls in dunkles Eisen.

Wie in einem Tresor waren sie plötzlich eingesperrt. Dann legte sich ein Nebel um sie und ließ in blassen Farben eine andere Welt erscheinen.

Eine Ebene erschien und Trusts Traum baute sich vor ihnen auf.

Unite bemerkte, wie Trust neben ihr zusammenzuckte.

Es war der richtige Traum.
 

In dunklen Farben entstand Justins Zuhause vor ihnen. Die Atmosphäre hatte etwas Bedrückendes.

Doppelgänger von seiner Mutter und seinem Bruder wurden sichtbar, unter ihnen war auch Justin.

Eine weitere Figur, die einen Arzt darstellte, begann zu sprechen:

„Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber es gibt keine Möglichkeit, diese Krankheit aufzuhalten. Er hat nicht mehr lange zu leben.“

Augenblicklich brach Justins Mutter weinend zusammen,

Justins Bruder Gary sah aus, als würde er den Arzt packen und schütteln wollen, stattdessen trat er wütend auf ihn zu und begann ihn anzuschreien. "Man muss doch irgendwas tun können!"

Während der Arzt nochmals erklärte, dass es keine Therapie für dieses Leiden gab, stand Justin sprachlos da, sah zu seiner Mutter, die gebrochen am Boden lag. Etwas änderte sich in seinem Blick und er beugte sich zu ihr, um sie zu trösten. Dabei sah er hinter der Maske der Stärke so aus, als würde er selbst gerade zerbrechen.

 

Justin betrat das Schlafzimmer seiner Eltern, wo sein Vater im Dämmerlicht im Bett saß, schwach und kränklich.

„Was hat der Arzt gesagt?“, fragte er mit heiserer Stimme.

„Alles in Ordnung.“, sagte Justin.

Sein Vater zeigte ein gütiges Lächeln. „Du brauchst mich nicht belügen.“

Justin regte sich nicht.

„Wie nimmt es deine Mutter auf?“

„Sie…“ Justin redete nicht weiter.

„Komm mal her.“

Justin folgte dem Aufruf seines Vaters und blieb an der Seite des Bettes stehen. Die Hände seines Vaters, die mit einem Mal schwach wirkten, griffen nach ihm.

„Du bist ein guter Junge. Ich weiß, dass du das alles schaffen wirst, auch wenn ich nicht mehr da bin.“

Justin schwieg.

„Pass auf deine Mutter auf und auf deinen Bruder.“

Justin schluckte. Er sah nicht auf.

„Versprichst du es mir?“

„Ich verspreche es.“

„Dann kann ich in Ruhe ...“ Bei den letzten Worten brach die Stimme seines Vaters und er konnte die Tränen nicht länger zurückhalten.

„Mein Junge.“, sagte er immer wieder unter Tränen.

Justin zitterte, er schnappte nach Atem, seine Wangen wurden feucht, dennoch versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen.

„Es tut mir leid.“, schluchzte sein Vater.

 

Justin stand in seinem dunkel wirkenden Zimmer, das – voller Bücher – ein großes Durcheinander war. Doch er sah nichts davon. Reglos stand er da, seine Atemgeräusche durchwirkten die Stille. Er hörte jenseits seiner Tür das Schluchzen seiner Mutter.

Er durfte keinen Laut machen.

Er ließ sich langsam auf den Boden sinken und krümmte sich, ohne jegliches Geräusch von sich zu geben.

Allein seine Hände, die sich gequält am Boden festkrallten zeugten von seiner Seelenqual.

Sein Körper erbebte in stummer Pein.
 

Als die Szene geendet hatte, sahen die anderen geschockt zu Trust.

Der Beschützer verzog keine Miene.

Erst als sich Unite ebenfalls zu ihm drehte, bemerkten die anderen, dass sie ihn als einzige nicht angestarrt hatte. „Hast du den Allptraum irgendwo gesehen?“, fragte sie ihn in verstörend normaler Tonlage, als hätte sie überhaupt nicht mitbekommen, was sich gerade vor ihrer aller Augen abgespielt hatte.

Trust schüttelte den Kopf.

„Vielleicht müssen wir irgendwo anders suchen.“ Ihre Stimme klang übermäßig fidel.

Die anderen konnten nicht fassen, wie Unite so einfach über die Szene hinweg gehen konnte. Sie selbst getrauten sich nicht, auch nur das Wort an Trust zu richten.

Unite wandte sich an Destiny. „Könntest du die Szene zurückspulen? Vielleicht haben wir was übersehen.“

Destiny starrte sie entsetzt an.

„Glaubst du, das ist eine gute Idee?“, fragte Desire.

„Wieso nicht?“, entgegnete Unite.

„Na weil…“ Desire warf Trust einen kurzen Seitenblick zu.

Unite verkündete: „Wir sollten uns das Ganze genauer ansehen! Zum Beispiel der Arzt. Kennst du ihn?“ Die letzte Frage war an Trust gerichtet. Er verneinte. „Das ist schon mal verdächtig.“

Destiny hatte Einwände. „In Träumen kommen oft Sachen vor, die man vorher nicht gesehen hat.“

„Vielleicht nicht bewusst gesehen.“, entgegnete Unite. „Vielleicht sitzt der Allptraum auch irgendwo in den dunklen Ecken.“

Sie ergriff Trusts Hand und zog ihn mit sich, vorbei an der zusammengebrochenen Gestalt, die ihn selbst darstellte, in die hintere Ecke seines imaginären Zimmers. Sie kniete sich hin und sah unter seinem Bett nach, dadurch dass sie ihn weiterhin festhielt, musste Trust es ihr gleich tun.

„Siehst du was?“

„Nein.“, sagte Trust.

Die anderen gafften ihnen irritiert hinterher.

Unite stand wieder auf und lief nun direkt auf den am Boden kauernden Justin zu.

Dieses Mal ließ sie Trusts Hand los, kniete sich hin und beäugte seinen Doppelgänger. „Hier ist auch nichts.“ Sie stupste den Traum-Justin an.

„Das fühlt sich voll echt an!“, rief sie. „Probier mal.“

Trust machte einen wenig geneigten Eindruck. Um Unite jedoch nicht zu enttäuschen, trat er dennoch einen Schritt vor und berührte seinen Doppelgänger.

Im gleichen Moment löste sich die Gestalt in eine feine Staubwolke auf. Diese wurde augenblicklich in Trusts Körper gesogen und verschmolz mit ihm. 

„Was war das?“, fragte Desire.

Das alles ist Vertrauen, deshalb verschmilzt es wieder mit ihm.“, erklärte Ewigkeit, als wäre das völlig offensichtlich. „Die Allpträume können nur benutzen, was schon da ist.

Ernst sah Trust in ihre Richtung und senkte dann den Blick.

„Dann brauchen wir keine Angst haben! Alles, was der Allptraum uns zeigen kann, gehört zu Trust.“, meinte Unite lächelnd.

„Äh – Tinys Seelenwelt?!“, erinnerte Change. „Da war genug, wovor man Angst haben konnte, auch ohne Allptraum!“

Unite ging auf seinen Einwand nicht ein und wandte sich an Destiny. „Kannst du noch mal zu der Szene mit Trusts Vater spulen?“

Etwas unwillig folgte Destiny der Aufforderung, woraufhin die Umgebung in schnellem Lauf zurück zu gewünschter Szene lief und anhielt, als Trusts Vater im Bett saß und mit Justin sprach.

Unite legte ihre Hand auf Trusts Rücken. „Berühr ihn.“

Trust sah sie unsicher an. Zögerlich wandte er sich wieder nach vorn und ging langsam auf die Gestalt seines Vaters zu.

Jeder Schritt schien schwerer zu werden als der vorige. Noch einmal hielt er inne, ehe er die Linke schließlich ausstreckte.

Als er seinen Vater mit den Fingerspitzen berührte, zeigte sich das gleiche Phänomen wie zuvor.

Die Gestalt seines Vaters löste sich in Staub auf und fand ihren Weg zurück in sein Inneres.

Trust stand still da und berührte unwillkürlich seine Brust. Erst im nächsten Moment bemerkte er, dass Unite neben ihn getreten war.

„Siehst du, deinem Vater kann nichts passieren.“ Sie legte ihm eine Hand auf die Mitte seiner Brust. „Hier drin ist er sicher.“ Sie sah ihm ermutigend in die Augen und lächelte.

Trust sah sie nur stumm an, ohne wie sonst vor ihr zurückzuschrecken.

Noch einen Moment ließ Unite ihre Hand auf seinem Herzen ruhen, dann zog sie sie sachte zurück und lächelte ihn nochmals aufmunternd an.

„Wo ist dieser dämliche Allptraum?“, beschwerte sich Change.

Das ist nicht der Traum.“, sagte Ewigkeit.

„Was soll es denn sonst sein?“, meckerte Change. „Ey Trust, du hast doch gerade gesagt, das war der Traum, richtig?“

Trust nickte.

Ewigkeit schüttelte den Kopf. „Das ist kein Traum.

„Was ist es denn dann?“, beschwerte sich Change.

Destiny versuchte sich an einer Erklärung. „Wenn man aufwacht, erinnert man sich nicht mehr ganz genau an den Traum. Und wenn man dann darüber nachdenkt, schließt man die Lücken mit eigenen Gedanken. Das ist wie ein Bild nachzuzeichnen, das man nur ganz kurz gesehen hat. Das Ergebnis wird nie genau gleich sein. Das hier hat Trust bloß nachkonstruiert. Es ist, was er glaubt, geträumt zu haben.“

„Und woher weißt du das?“, fragte Change.

Destiny dachte kurz über die Frage nach. „Es fühlt sich einfach richtig an.“

Change schaute skeptisch.

„Das würde auch Sinn ergeben.“, meinte Desire. „Trust wusste ja nichts von dem Allptraum, daher würde man ihn in seiner eigenen Vorstellung nicht finden.“

Trust hatte den Ausführungen aufmerksam gelauscht. Seine Planung war nutzlos gewesen. Hier konnten sie nichts über den Allptraum erfahren. Es ärgerte ihn, ihrer aller Zeit verschwendet zu haben.

Unite betrachtete Trust von der Seite. Er bemerkte nichts davon, zu sehr schien er in Gedanken versunken. Zum Wohle von ihnen allen hatte Trust seine schmerzhafte Erinnerung aus seinem Inneren gezerrt. Und nun sollte das umsonst gewesen sein?

Sie biss die Zähne zusammen und wandte sich an die anderen. „Wir können den Allptraum doch rufen!“, sagte sie in ungewohnt verbissenem Ton.

„Wie soll’n das gehen?“, fragte Change.

„Destiny kann die Seelenwelt lenken.“, erinnerte Unite.

„Ich lenke sie nicht, sie … reagiert nur auf mich.“, verbesserte Destiny.

„Aber du kannst den Allptraum rufen, nicht?“ Es klang wie eine Herausforderung, nicht wie eine Bitte.

Destinys Gesicht wurde finster. Eine unsichtbare Dunkelheit schien sich um sie herum aufzubauen. Im gleichen Moment löste sich das Trugbild von Trusts Traum auf und Schwärze breitete sich aus.

Eilig nahmen Unite und Trust wieder ihren Platz in der Kette ein. Unite wollte Destinys Hand ergreifen, aber diese zog sie rasch weg, so als würde die Berührung ihre Konzentration stören.

Unite konnte nicht umhin daraus ein ‚Fass mich nicht an!' abzuleiten. Vielleicht war ihre Bitte vermessen gewesen.

Ihr blieb nicht die Gelegenheit, länger darüber nachzudenken. Die Veränderung der Umgebung nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.

Es war nicht bloß das Aussehen, des Ortes, das sich veränderte. Der Luftdruck, der Boden, die Temperatur, die kleinsten Parameter waren anders. Als würde sich ein Schleier heben und ihnen eine fürchterliche Wahrheit offenbaren.

Es war zu kalt und zu heiß, die Empfindung wechselte in jeder Sekunde wie in einem Fieber, der Boden schien nicht länger Halt zu geben, das Körpergefühl war plötzlich verändert, wankend, sodass jede Kleinigkeit einen umzuwerfen drohte.

Die Schwärze stieg immer weiter auf wie die Rauchsäule einer unbekannten Gottheit. Die Dunkelheit behinderte ihr Sehen, doch es fühlte sich so an, als würde sich der Raum nach oben hin ausweiten, immer gewaltiger werden bis sie mickrig und klein in einer allmächtigen Finsternis standen, der sie nichts entgegenzusetzen hatten.

Doch nicht die Schwärze an sich war das Unheimliche, sondern das namenlose, gesichtslose Grauen, das sich darin verbarg, die Unsicherheit, ob sich etwas darin versteckt hielt oder ob ihre Fantasie ihnen nur Streiche spielte.

Ihre Augen brannten von dem verzweifelten Versuch, etwas zu erkennen. Die Schwärze regte sich an verschiedenen Stellen, doch nicht lange genug um es festzustellen. Stets blieb es mehr eine Ahnung als dass das Auge etwas hätte erfassen können, als würde die Bewegung verschwinden, sobald man hinsah.

Etwas drückte gegen ihren Brustkorb, machte ihnen das Atmen schwer, ihr Trommelfell spürte den Druck, als würden sie unter Wasser getaucht werden und immer tiefer sinken. Das Pochen ihres Blutes wurde immer ohrenbetäubender.

Sie glaubten, Geräusche zu hören, doch kein Laut erklang, wenn sie sich darauf konzentrierten. In den Schatten rumorte es, als würden Millionen finsterer Kreaturen kurz davor stehen auszubrechen, als würde eine gewaltige Lawine die Beschützer im nächsten Moment mit sich reißen.

Dann war der Moment gekommen, in dem die Finsternis Teil ihrer Selbst wurde. Ihr Geist färbte sich schwarz und je öfter sie versuchten, das Dunkel abzuschütteln, umso vehementer legte es sich um ihre Sinne.

Ihr Körper war nur noch eine ferne Erinnerung, deren Reaktion sie spürten, deren Angstschweiß, Zittern und Keuchen sie wahrnahmen, ohne vor dem Grauen ihrer Vorstellung davonlaufen zu können.

Die panischen Laute von einander blieben weit entfernt, wie eine tote Erinnerung. Das Entsetzen, von dem ihr Wesen überschwemmt wurde, war übermächtig.

Plötzlich färbte sich alles in ein mörderisches Blutrot. Aus dem Nichts schoss es hervor.

Ein helles Blitzlicht explodierte vor ihren Augen.

 

Trust schreckte aus der Trance auf.

Als hätte er für einen Moment aufgehört zu leben, verspürte er den Drang, so viel Sauerstoff wie möglich in seine Lungen zu pumpen. Er war für einige Sekunden unfähig, etwas jenseits seiner Atmung und dem Erhalten seiner Existenz Aufmerksamkeit zu widmen.

Die Helligkeit im Trainingsraum verscheuchte allmählich die Bilder aus seinem Geist, aber der Kampf war noch nicht vorbei.

Die Finsternis wollte sich in seinen Gedanken festsetzen, türmte sich vor seinem inneren Auge auf, zwang ihn die Schreckensbilder wieder und wieder wachzurufen, wie in einem selbst gewählten Martyrium.

Er musste aus diesem Teufelskreis ausbrechen!

Er riss seinen Blick zu den anderen. Noch immer war er nicht im Stande, Laute jenseits eines Röchelns hervorzubringen.

Er sah Destiny zu einer Kugel zusammengerollt und winselnde Atemgeräusche erzeugend, auch die anderen standen unter Schock.

Trust kam strauchelnd auf die Beine und ließ sich vor Destiny zurück auf die Knie sinken. Behutsam legte er ihr seine Hände auf die Schultern.

„Trust…“, erklang ein Japsen aus Unites Richtung.

Von ihrer Stimme aufgeschreckt, ließ er von Destiny ab und drehte sich in ihre Richtung.

Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment sprang Unite an seine Brust. Verzweifelt krallte sie sich an ihn.

Überrumpelt und nun endgültig von dem Nachwirken der finsteren Eindrücke befreit, fuhr er ihr mit der Linken über den Hinterkopf. Unite drückte sich an ihn, als wäre er der einzige Halt in einer Welt voller Gefahr.

„Ist ja gut.“, sagte er in beruhigendem Ton und kraulte ihren Hinterkopf. Er wusste selbst nicht, woher er den Mut dazu nahm. „Alles ist gut.“

Er spürte Unite an seiner Brust nicken, ihr Griff entkrampfte sich, aber sie drückte sich umso mehr an ihn. Daraufhin drehte sich Trust endgültig von Destiny weg und widmete sich zunächst Unite.

Eins nach dem anderen.

Er legte seine Arme um sie und hielt sie einen Moment ganz fest. Normalerweise hätte er befürchtet, ihr durch den sanften Druck wehzutun, aber irgendwie wirkte das jetzt nicht wichtig.

Weitere Augenblicke verharrte sie in der Umarmung, dann löste sie sich langsam von ihm.

„Tut mir leid.“, sagte sie. „Destiny...“

Eilig wandte sie sich ihrer Freundin zu. Sie krabbelte an Trust vorbei zu ihr und zog sie auf ihren Schoß.

Liebevoll fuhr sie Destiny über den Rücken und drückte sie an sich wie Trust es eben bei ihr getan hatte. Trust nahm an, dass sie dabei ihre Kräfte auf Destiny wirken ließ, um sie zu beruhigen.

„Sie hat das durch ihre eigene Angst gerufen.“, teilte Unite ihm ihre viel zu späte Erkenntnis mit. „Weil ich es ihr befohlen habe.“

„Das konntest du nicht wissen.“, antwortete Trust.

„Doch.“, sagte Unite. Ihr Gesicht verzog sich leidvoll. „Weil sie so ist wie ich.“

Trust sah sie an. Unite konnte die Gefühle anderer anzapfen oder ihre eigenen dem anderen übertragen. So einfach war das bei Destiny nicht.

Die Seelenwelt reagierte auf ihre Gefühle, interagierte aber auf unvorhersehbare Weise mit ihr.

Seine Aufmerksamkeit wurde durch Desires Näherkommen unterbrochen. Sie und Change hatten sich ebenfalls wieder aufgerafft.

Doch während Change bei Destiny und Unite stehen blieb und die beiden stumm betrachtete, hatte Desire ihm offenbar etwas mitzuteilen. In ihren Händen hielt sie Ewigkeit.

„Change sagt, sie hat sich vor uns geworfen.“, informierte sie ihn und hielt ihm das Schmetterlingsmädchen hin. „Sie reagiert nicht, wenn ich mit ihr spreche.“

Sorgenvoll sah Trust auf ihr kleines Helferlein, das wie ein verwirrtes Insekt auf Desires Hand im Kreis krabbelte.

„Das helle Licht.“, erinnerte er sich.

Er hatte es nicht sofort mit Ewigkeit in Verbindung gebracht. Einmal mehr hatte die Kleine sie aus einer misslichen Lage befreit, ohne auf ihr eigenes Wohl zu achten.

Beim Klang von Trusts Stimme stoppte Ewigkeit in ihrem tranceartigen Verhalten und sah mit großen Augen auf, doch ihr Blick war leer.

Nach einer Sekunde schnappte sie nach Luft, hievte sich auf und schüttelte den Kopf, dann ihren ganzen Oberkörper, als würde sie etwas abschütteln müssen.

Immer heftiger erschauderte sie, gab ein Geräusch von sich wie kleine Kinder im Schlaf, wenn sie sich gegen schlechte Träume wehren wollten.

Schließlich wuchs der Ton zu einem Winseln heran.

Sie kniff die Augen fest zu und verzog ihr Gesicht in Widerwillen.

Ich will nicht!“, schrie sie wie ein verstörtes Kind.

„Ewigkeit…“, flüsterte Desire.

Wie als eine Reaktion auf den Namen kreischte die Kleine auf. „Nein!!!!“ Sie legte ihre schmächtigen Ärmchen schützend um sich. Ihre Augen waren weit aufgerissen. „Ich will nicht.

„Was willst du nicht?“, fragte Trust, schwer darum bemüht, seine Stimme angesichts Ewigkeits Verhalten nicht panisch klingen zu lassen.

Mit ihr zu sprechen erschien ihm die einzige Möglichkeit, sie aus ihrem Delirium zu holen.

Ewigkeit bemerkte ihn gar nicht. Sie starrte ihren Körper an, als wäre er etwas Fremdes, etwas völlig Unbekanntes, in dem sie sich plötzlich wiederfand. Sie stürzte zur Seite gegen Desires Daumen, wo sie still verharrte.

„Ewigkeit!“, rief Trust besorgt.

„Sie atmet.“, beruhigte ihn Desire. „Das war wohl alles etwas zu viel für sie. – Für uns alle.“

Trust stimmte ihr zu. 

„Das ist völlig irre.“, sagte Change. „Wie sollen wir gegen so was kämpfen?“

Unite starrte auf Destiny, die mit ihrem Kopf ruhig auf ihrem Schoß lag und sich weiter von ihr streicheln ließ, während sie ihr über ihre Handflächen beruhigende Gefühle übertrug.

Sie ergriff das Wort. „Wir denken die ganze Zeit über die Allpträume nach und wollen mehr über sie erfahren, aber vielleicht ist das gerade falsch.“

„Wie meinst du das?“, wollte Desire wissen.

Unites Blick blieb auf Destiny fixiert. „Wisst ihr noch, die Kräfte, die uns der Schatthenmeister gegeben hat? Mit Wut und Hass kann man nicht gegen Schatthen gewinnen. Daraus sind sie gemacht. Richtig? Und mit Angst kann man nicht gegen Angst gewinnen.“

Nun erst blickte sie auf. „Was haben wir jetzt herausgefunden?“

„Dass wir keine Chance haben.“, sagte Change hart.

Unite sah ihn ernst an. „Genau.“

Die anderen waren entsetzt, dergleichen von Unite zu hören.

„Wir können uns nicht in unsere Ängste stürzen und glauben, dass wir ihnen etwas entgegenzusetzen haben. Angst ist Angst. Man kann sie nicht einfach ausschalten.“

Fassungslos starrte Desire sie an: „Soll das heißen, wir können nichts tun?“

„Was wir gesehen haben, war nicht der Allptraum.“, erklärte Unite. „Der ist schon lange nicht mehr in Trust. Was Destiny gerufen hat, war Angst. Pure Angst.“

„Aber…“, setzte Desire an.

„Angst ist die Waffe der Allpträume, sie verwenden sie gegen uns. Und jetzt haben wir selbst sie gegen uns verwendet.“, fuhr Unite fort. „Gegen unsere Ängste haben wir keine Chance, aber die Allpträume sind nicht unsere Ängste. Sie benutzen sie nur. Das heißt, wenn wir uns nicht auf unsere Ängste einlassen, können wir es schaffen.“

„Ich versteh nur Bahnhof.“, sagte Change. „Ist ja nicht so, als hätten wir diese Ängste gerufen.“ Seine Stimme wurde leiser. „Mal von Tiny abgesehen.“

„Er hat Recht.“, stimmte Desire zu. „Wenn die Allpträume erst die Ängste gerufen haben, dann kann man sich ihnen nicht entziehen.“

Es herrschte kurzes Schweigen.

Destiny machte den Ansatz, sich von Unites Schoß zu erheben. Change war sofort zur Stelle und versuchte sie zu stützen. Destiny schien zu schwach, um wie sonst seine Hilfe abzulehnen. Ihren Arm um seine Schultern gelegt, half er ihr auf und hielt sie fest, um zu verhindern, dass sie wieder zusammensackte.

Auch Unite erhob sich und lächelte die anderen aufmunternd an. „Morgen sieht die Welt wieder anders aus.“

Die anderen wirkten wenig überzeugt.

Trusts Blick wanderte wieder zu Ewigkeit, die noch immer im Halbschlaf in Desires Händen ruhte. „Unite, könntest du –“ Er brauchte den Satz nicht zu Ende zu sprechen, Unite wusste auch so, was er von ihr wollte.

Sie trat zu Desire und berührte Ewigkeits schmächtigen Körper mit ihrem Zeigefinger, um ihr beruhigende Gefühle zu übertragen. Im gleichen Moment fuhr ein einengendes Gefühl in ihre Glieder und sie zuckte zurück.

„Was ist?“, fragte Trust besorgt.

Unite sah in seine Richtung. „Es ist nur… Ihre Angst.“ Sie brach nochmals ab. „Es ist Angst vor sich selbst.“

Die anderen sahen sie verwundert an.

„Ewigkeit ist ja auch so furchteinflößend.“, höhnte Change. Noch immer stützte er Destiny, die dies schweigend zuließ.

Trust reichte Unite seine Linke. „Darf ich?“

Unite nickte, ergriff mit der einen Hand die seine und berührte mit dem Zeigefinger der anderen erneut Ewigkeit, um ihr Gefühl an Trust weiterzuleiten.

Trust spürte die Emotion sein Inneres in ein Chaos stürzen.

Alles riss und zerrte, quetschte und zog in alle möglichen Richtungen zugleich. Ein Druck wie im Wahn versuchte verzweifelt, alles zusammenzuhalten und bugsierte den Geist dabei noch mehr in die Sackgasse.

Alles in Ewigkeit schien sich gegen sich selbst zu wehren. Die Angst steigerte sich zu einer Spirale. Angst und doch der Drang nach etwas… etwas, das falsch war. Es drehte sich im Kreis immer weiter. Als wäre etwas, von dem sie nichts wissen wollte und von dem sie doch nicht ablassen konnte, etwas, das sie wissen musste und doch nicht wissen durfte, in Gefahr ihre Realität zu zerstören.

Trust ließ Unite los. „Wir müssen sie da rausholen.“

Unite nahm es als Aufruf und startete einen erneuten Versuch, Ewigkeit ihre Gefühle zu übertragen.

Im gleichen Moment leuchtete Ewigkeits Medaillon auf. Die anderen warteten vergeblich auf eine Reaktion ihres Helferleins.

Schließlich brach Unite ab. „Es funktioniert nicht. Sie will es nicht.“

„Sie kann sich gegen deine Kraft wehren?“, fragte Change ungläubig.

Unite klang weniger überrascht. „Man kann niemanden zwingen, Gefühle anzunehmen.“

„Das hab ich aber anders erlebt.“, entgegnete Change in Erinnerung an Unites Aktion, ihm Destinys Ängste zu übertragen, nachdem sie das erste Mal in seiner Seelenwelt gewesen war.

„Kannst du versuchen, sie zu läutern?“, fragte Trust Desire.

Desire nickte und konzentrierte sich.

„Äh wie soll’n das gehen?“, wollte Change wissen. „Sie steht ja nicht unter einem Bann oder so was.“

Desire ließ sich davon nicht beirren und setzte mit dem Einsatz ihrer Läuterung fort.

Plötzlich regte sich Ewigkeit.

Desire warf Change einen triumphierenden Blick zu.

Change verzog kurz den Mund, dann wanderte sein Blick zu Destiny, die noch immer erschöpft von ihm gehalten werden musste. „Kannst du das auch …“ Ehe er weiterreden konnte, war die Aufmerksamkeit aller wieder auf Ewigkeit gerichtet.

Ewigkeit schlug die Augen auf. Sie hob ihren blonden Lockenkopf und schaute die Beschützer überrascht an. „Was macht ihr?

„Wir haben versucht, dich aufzuwecken.“, antwortete Desire.

Ewigkeit blinzelte und entschwebte Desires Händen. „Hab ich geschlafen?

„Ist alles okay mit dir?“, erkundigte sich Trust, ohne auf ihre Frage zu antworten.

Ewigkeit nickte ihm zu und schaute dabei, als sähe sie keinen Grund dafür, nicht okay zu sein.

Wir müssen die Allpträume besiegen!“, verkündete sie dann mit kindlicher Entschlossenheit.

Den Beschützern dagegen war die Zuversicht vergangen.

Es herrschte kurzes Schweigen.

In die Stille drang plötzlich das Geräusch eines Popsongs. Desire fuhr auf, lief hinüber zu der Ecke, in der sie ihre Taschen abgelegt hatten, und holte ihr Handy hervor.

Die fünf hatten gar nicht gewusst, dass sie in ihrem Hauptquartier überhaupt Handyempfang hatten!

Im gleichen Moment drehte sie sich entsetzt zu den anderen. „Erik!“ Mit verzagtem Gesicht erflehte sie die Hilfe ihrer Freunde. „Was soll ich tun?“

„Man muss da so wischen.“, meinte Unite und machte mit dem Finger eine entsprechende Bewegung vor.

Desires Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ich meine, was soll ich ihm sagen! Was ist, wenn er gemerkt hat, dass mit der Nachricht etwas nicht stimmt? Was ist, wenn er mich danach fragt?“

Unite blieb gelassen. „Sag ihm doch einfach: Weil heute Nacht so viele Leute Albträume hatten, benutzen wir das für das Rollenspiel.“

Der Liedton brach ab.

Schock.

„Jetzt denkt er, ich habe absichtlich nicht abgenommen!“, rief Desire verzweifelt.

„Hast du ja auch.“, kommentierte Change.

Desire schaute säuerlich. Unglücklich besah sie sich dann nochmals das Handy. „Vielleicht ruft er ja noch einmal an.“

Sie wartete.

Nichts.

Desire tippte auf das Display und hielt es sich an die Ohrmuschel. Die anderen verfolgten ihr Handeln.

„Wollte sie nicht eben noch nicht mit ihm reden?“, fragte Change skeptisch.

Destiny hatte ihren Arm derweil von seinen Schultern genommen, lehnte sich aber noch immer gegen ihn.

Erik schien bereits nach dem ersten Klingeln abgenommen zu haben, denn sogleich begann Desire auch schon zu reden.

„Hi!“, rief sie eilig. „Sorry, ich konnte gerade nicht abnehmen.“

„Musstest du dich erst seelisch und moralisch darauf vorbereiten, meine Stimme zu hören?“, fragte er gönnerhaft.

Empörung kam in Desire auf.

Spöttische Belustigung trat in Eriks Stimme. „Ich bin immer bemüht, deine Träume wahr werden zu lassen.“

Desire stockte und begriff, dass er auf ihren Kommentar anspielte, er habe ihr im Traum dämliche Fragen gestellt, um ihren Kopf explodieren zu lassen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

Der Spott schwand aus Eriks Stimme. „Warum konntest du nicht abnehmen?“

Desire zögerte. „Weil…“

Ehe sie sich etwas überlegen konnte, platzte Erik wieder in ihren Gedankengang. Der Hohn war in sein Sprechen zurückgekehrt. „Ich werde dich doch nicht wirklich nervös machen.“

Desire brauste auf. „Ich habe mir überlegt, ob ich mit dir reden will!!!“

Erik lachte.

„Ich treffe mich gerade mit den anderen. Deshalb. Es ist unhöflich, währenddessen zu telefonieren.“

„Ihr wolltet mich also nicht dabei haben.“, sagte Erik. Es klang nicht länger nach einem Scherz.

Desire verspürte die jähe Furcht, ihn dadurch verletzt zu haben. „Nein! So ist das nicht! Es ist… Wir unterhalten uns über das Rollenspiel!“

„Ich dachte, ich gehöre jetzt dazu.“

„Schon, aber… du mochtest das doch nicht.“ Sie zögerte. „Möchtest du kommen?“, fragte sie vorsichtig, ohne die geschockten Blicke von Change und Destiny zu bemerken.

„Wo seid ihr?“

„Im Kurpark.“

Kurzes Schweigen von der anderen Seite. „Ist Serena das nicht zu kalt?“

Augenblicklich erkannte Desire ihren Fehler. Sie konnte ihm natürlich nicht von dem Hauptquartier erzählen. „Wir treffen uns hier bloß und gehen dann…“ Sie sah hilfesuchend zu den anderen. „Wohin gehen wir denn?“

Training!“, schrie Ewigkeit lautstark.

„Wer war das?“, fragte Erik mit einem leisen Ton von Argwohn in der Stimme.

„Ein vorbeilaufendes Kind.“, rettete sich Desire

Ewigkeit schaute verdutzt.

Unite kam Desire zu Hilfe. Sie trat zu ihr und zog die Hand mit dem Smartphone etwas von Desires Ohr weg, sodass sie selbst hineinsprechen konnte. „Wohin willst du gern gehen?“

„Was?“, fragte Erik.

„Wir überlegen noch, wo wir hin wollen.“

„Das überlegt ihr euch jetzt?“

Unite erklärte: „Wir wechseln die Treffpunkte, um Inspiration zu bekommen. Alsooo.“ Ein Grinsen breitete sich auf ihren Zügen aus. „Wo willst du dich mit uns treffen?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die fünf machen sich auf, um sich mit Erik zu treffen. Nächste Woche "Vor-Furcht". Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RukaHimenoshi
2021-10-09T07:45:22+00:00 09.10.2021 09:45
Okay, erster Kaffee zur Hälfte getrunken. Hoffentlich bin ich nun aufnahmefähig genug für meinen Schatz!!! *-* (Wobei ich eigentlich Angst hab vor diesem Kapitel, wenn man das von Vitali in Erinnerung hat… ToT)
OOoooooooh und ein Zitat von Albert Einstein!!!! *o* Das wird ja immer besser!!!!!!!!!

Ach mein Schaaaaaaatz!!!!! Natürlich schlägt er von sich aus vor, dass sie in seine Seelenwelt gehen können. Mein lieber, süßer, aufopferungsvoller Liebling!!!!! ToT <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3

Oh stimmt, cool, dass du dieses Detail erwähnt hast, dass Eternity seit damals nicht mehr aufgetaucht ist! °o°

Tiramisu X’D X’D X’D X’D X’D
„Süß und stark.“, stimmte Unite mit einem Blick auf Trust zu.
JJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJJAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA​AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA *-* <3 <3 <3 < 3<3 <3 <3 <3 <3
Ooooooooh, das Fangirlen geht weiter!!!!! *-* Ich liebe es, wie Unite meine Gefühle zum Ausdruck bringt X’D <3 <3 <3

Noooooooooo, nicht der Traum!!! ToT Willst du mich zum Weinen bringen?!?!?!??!?! Mein armer süßer Schatz!!! Und oh Gott, wie realistisch du das dargestellt hast!!! ToT </3
Ich muss schnell weiterlesen, die werden meinen Schatz jetzt ganz schnell trösten müssen!!!! Auf jetzt, Unite!!!! Knuddel iiiiihn!!!!!! ToT </3

… Oder so XD ^^“ (Aber hey, sie halten Händchen… Äh… XD ^^“)

Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa​aaaaawwwwwwwwwwwwwwwwwwww <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3
Diese Finsternis war so eindrücklich beschrieben, dass ich es gar nicht kommentieren konnte, aber nun… Nyaaaaaaaw, ENDLICH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! *o* Die zwei sind so süß <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 Muss ich direkt nochmal lesen <3
Ooooh, aber Unite und Destiny sind auch goldig zusammen, die Szene stelle ich mir so süß vor. <3 (wenn auch eigentlich traurig, unter den Umständen… ^^“)
Ach wie süß, und auch noch ein bisschen Seretali :D

Und Erik XD Es ist immer wieder goldig, wie er doch die Nähe der Gruppe sucht, obwohl sie ihm in gewissem Sinne „Angst“ machen. ;D
Diese Art Analyse war auch richtig cool und sehr faszinierend, diese Art von Einblick in Ewigkeit zu bekommen. ^^
Aber ach, ich bin immer noch selig von Trunite!!!! <3 <3 <3

Antwort von:  Regina_Regenbogen
22.10.2021 18:58
Jetzt komme ich endlich mal zum Antworten. Bei so viel Liebe zu Justin bin ich ja immer erst mal sprachlos. XD Das ist einfach so niedlich, dass mir die Worte fehlen. 💖

>Oh stimmt, cool, dass du dieses Detail erwähnt hast, dass Eternity seit damals nicht mehr
>aufgetaucht ist! °o°
Haha, das freut mich. Ja, ich dachte mir, dass man das vielleicht mittlerweile schon vergessen hat oder dachte: Jo, irgendwie war die halt nicht mehr wichtig und wurde rausgeschrieben. XD XD XD

>Ich liebe es, wie Unite meine Gefühle zum Ausdruck bringt X’D <3 <3 <3
Die Justin-Liebe verbindet euch einfach.

>Und oh Gott, wie realistisch du das dargestellt hast!!! ToT </3
Oh danke, das freut mich! <3

>Auf jetzt, Unite!!!! Knuddel iiiiihn!!!!!! ToT </3
Haha, das hätte sie zu gerne gemacht, aber aus Rücksicht auf seine Nerven hat sie das nicht gemacht. Er war ja eh schon so sehr damit beschäftigt, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.

>(Aber hey, sie halten Händchen… Äh… XD ^^“)
Ein bisschen Körpernähe hat sich Unite da dann doch nicht nehmen lassen. XD

>Diese Finsternis war so eindrücklich beschrieben, dass ich es gar nicht kommentieren konnte, aber nun…
Dankeschön! Freut mich, dass das auch richtig rübergekommen ist. ^^

>Nyaaaaaaaw, ENDLICH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! *o* Die zwei sind so süß <3 <3
><3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 <3 Muss ich direkt nochmal lesen <3
Ja! So ein Moment, auf den alle Trunite Fans gewartet haben, vor allem da Trust erstmals seine Ängste etwas ablegt. 😍

>Ooooh, aber Unite und Destiny sind auch goldig zusammen, die Szene stelle ich mir so süß vor.
><3 (wenn auch eigentlich traurig, unter den Umständen… ^^“)
Oh ja, ich fand das auch so süß, vor allem wenn man es mit damals im Schatthenreich vergleicht, wo Vivien das ja schon mal versucht hatte, Serena das aber nicht zugelassen hat. Und nun lässt sie sich bereitwillig von ihr streicheln und trösten. <3

>Ach wie süß, und auch noch ein bisschen Seretali :D
Ja, das musste sein, wenn Destiny mal zulässt, dass er ihr hilft.

>Und Erik XD Es ist immer wieder goldig, wie er doch die Nähe der Gruppe sucht, obwohl sie ihm
>in gewissem Sinne „Angst“ machen. ;D
Haha, ja, eigentlich will er ihre Nähe, aber würde sich das ums Verrecken niemals eingestehen. XD

>Diese Art Analyse war auch richtig cool und sehr faszinierend, diese Art von Einblick in Ewigkeit
>zu bekommen. ^^
Ich hab mich auch gefreut, endlich mal etwas mehr von ihrem Inneren zu zeigen, auch wenn das nicht gerade schön ist. XD

>Aber ach, ich bin immer noch selig von Trunite!!!! <3 <3 <3
Das kann ich sehr gut verstehen. <3

Von:  totalwarANGEL
2021-10-08T20:34:37+00:00 08.10.2021 22:34
> Durch die Durchgänge konnte sie erkennen, dass in einem der angrenzenden Räume
> riesige Gemälde hingen.
Springen die da gleicht rein? ;)

> Ihre Stimme klang übermäßig fidel.
Ja, dafür "lieben" wir sie ja so...

> „Sie hat den Allptraum durch ihre eigene Angst gerufen.“
Ich hätte ja eigentlich damit gerechnet, dass der Albtraum schreiend vor Serena
davon fliegt...

> Alles riss und zerrte, quetschte und zog in alle möglichen Richtungen zugleich.
Ja, Vierteilen ist nicht so geil, hab ich mir sagen lassen.
Selbst, wenn es nur im Kopf stattfindet.


Okay, heute habe ich meine Quote an dummen Sprüchen mal wieder weit unterboten.
Das heißt, dass ich beim lesen keine Zeit hatte, mir welche auszudenken.
Und das heißt, es war sehr spannend. ;)

Mal ein bisschen mehr von Justins Ängsten zu erfahren war interessant.
Es sieht so aus, als ob er größere Probleme hat als Vivien. ^^'
Angst nicht mit Angst bekämpfen zu können klingt logisch, auch wenn es doch heißt, man solle Feuer mit Feuer bekämpfen. :D
Es gab auch ein bisschen mehr Screentime für die Pärchen.
Das wird die Shipper freuen.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
08.10.2021 23:03
>>riesige Gemälde hingen.
>Springen die da gleicht rein? ;)
So was hab ich mir für zukünftige Bände echt mal überlegt. 🤣

>>Ihre Stimme klang übermäßig fidel.
>Ja, dafür "lieben" wir sie ja so...
In so Momenten schauspielert sie, um ihre wahren Gefühle zu überspielen.

>Ich hätte ja eigentlich damit gerechnet,
>dass der Albtraum schreiend vor Serena
>davon fliegt...
Ich merke grade, dass Unite das an der Stelle eigentlich falsch sagt, denn sie hat ja nicht den Allptraum gerufen, sondern Angst. Sollte ich verbessern.
Aber ist eine geile Vorstellung. 🤣

>Und das heißt, es war sehr spannend. ;)
Yay! Ich freu mich! 😄

>Mal ein bisschen mehr von Justins
>Ängsten zu erfahren war interessant.
>Es sieht so aus, als ob er größere Probleme
>hat als Vivien. ^^'
Mehr von Viviens Problemen erfahren wir erst im vierten Band. Sie hat sich lange gewehrt, was von sich zu offenbaren. 😅

>auch wenn es doch heißt, man solle Feuer
>mit Feuer bekämpfen. :D
😂 Würde auch nicht bei jedem Brand empfehlen, das auszuprobieren.

>Es gab auch ein bisschen mehr Screentime
>für die Pärchen.
>Das wird die Shipper freuen.
Sorry, dass deine bevorzugte Kombi nicht Canon ist.
Antwort von:  totalwarANGEL
08.10.2021 23:09
Also ich hab nichts gegen "Secret Desires". Erena finde ich aber immer noch gut.
Erik ist aber so eine coole Sau, er ist Mann genug für zwei Frauen. ;)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
08.10.2021 23:21
XD XD XD XD
Ich glaube, Serena ist zum Teilen zu besitzergreifend. 😂 Da nimmt sie lieber Vitali, den kann sie besser kontrollieren.
Ariane kommt dafür besser mit Eriks Aggressionen zurecht als Serena das täte. XD Es hat seinen Grund, warum Erik gegenüber Serena immer so vorsichtig ist. 😂 Sie ist zu sensibel für so was. Ariane ist härter im Nehmen. 🤣


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