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Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Während es Desire mit Eriks Hilfe gelingt, ihren Schutzschild undurchlässig zu machen, bemühen sich die anderen ebenfalls, ihre Fähigkeiten auszubauen. Doch Unite scheint noch davon mitgenommen zu sein, dass sie Trust nicht beistehen konnte, als er zuvor mit Desire aneinandergeraten war. Und so gestaltet sich das Training doch etwas anders als geplant...



Bei dem Titel "Verbundenheit" bietet es sich doch an, das Kapitel zum Tag der deutschen Einheit zu veröffentlichen. ;D Komplett anzeigen

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Verbundenheit


 

Verbundenheit

 
 

„Selbstvertrauen ist die Quelle des Vertrauens zu anderen.“

(François de La Rochefoucauld)

 

Change hatte die anderen in ihren Aufenthaltsraum teleportiert. Direkt eröffnete er ihnen einen neuen Plan.

„Was haltet ihr davon: Tiny soll sich ein Gefühl überlegen, ich teleportiere sie hin und her – unsichtbar natürlich – und ihr müsst zusammen herausfinden, welches Gefühl es ist!“

Destiny starrte ihn an.

„Change hat heute viele gute Ideen.“, kommentierte Unite gutgelaunt.

Destiny schien das fragwürdig zu finden. „Vielleicht ist er besessen.“

Unite lachte.

„Fresse!“, schimpfte Change.

Ewigkeit zog ein unglückliches Gesicht, denn Change hatte ihr keine Rolle zugewiesen.

Change fiel sein Fehler auf. „Du …“, setzte er an und hatte keine Ahnung, was Ewigkeit tun sollte.

Unite übernahm das an seiner Stelle. „Du musst die Plagen von der Flucht abhalten! Du musst so schnell wie möglich fliegen und teleportieren! Schaffst du das?“

Ewigkeit nickte eifrig und schoss im gleichen Moment schon los, um ihre Ausweichmanöver zu verbessern.

„Okay.“, sagte Change und fasste nach Destinys Hand. Im nächsten Moment waren beide nicht länger sichtbar.

Trust sah zu Unite neben sich. „Wir sollten wohl unsere Kräfte verbinden.“

Sie nickte, ohne ihn anzusehen. Das wunderte ihn. Vorsichtig nahm er ihre Hand in seine.

○ Unite, ist alles okay?

Er wusste nicht, ob er sich das einbildete, aber ihre sonst klaren wenn auch häufig quirlig überdrehten Gedankenmuster bewegten sich seltsam zäh und unsicher.

 

Destiny beobachtete Trust und Unite. Sie hatte vorhin schon das Gefühl gehabt, dass Unite verunsichert war wegen Trust. Auch jetzt wirkte sie, als würde sie etwas belasten.

Destiny hielt es für das Beste, die beiden kurz alleine zu lassen. Aber wie sollte sie das Change klar machen? Sie wollte es nicht laut aussprechen.

Deutlich drückte sie Changes Hand und hoffte, dass er verstehen würde, dass sie ihm etwas mitzuteilen hatte.

Warum konnte man auch sich selbst nicht sehen, wenn man unsichtbar war? Das war schrecklich unpraktisch!

Sie hatte keine Ahnung, wo Changes Kopf genau war. Wo ungefähr war nun wohl sein Ohr? In einem Versuch, ihm zuzuflüstern, streckte sie sich etwas in seine Richtung.

Jäh stieß sie mit der Nase gegen etwas, das nur seine Nase sein konnte.

Panisch torkelte sie zurück und ließ seine Hand los.

Beschämt bedeckte sie ihr Gesicht mit einer Hand. Sie war ihm noch nie so nahe gekommen. Das war entsetzlich peinlich!

Erst im nächsten Moment beendete Change seine Unsichtbarkeit und sie sah, dass er sie fassungslos anstarrte.

Gott, das war so beschämend!

Den Kopf einziehend packte sie ihn an der Hand und zog ihn in Richtung ihrer Zimmer. Nur nicht darüber nachdenken!

 

Sobald sie den Gang zwischen ihren Zimmern erreicht hatten, ließ Destiny von ihm ab.

„Bist du wieder besessen?“, fragte Change in deutlich zu hohem Tonfall.

„Nein, du Vollidiot!“, kreischte sie. „Ich wollte nur – Raaaah!“

„Was?“

„Du Depp! Ich wollte dir nur zuflüstern, dass wir Unite und Trust kurz alleine lassen sollten.“

Change schaute reichlich skeptisch. „Du hättest mich auch einfach gleich hierher ziehen können.“

„Halt die Klappe!“, maunzte sie und schämte sich.

Woher hätte sie auch wissen sollen, dass er sich zu ihr drehen würde. Sie hatte doch nichts sehen können!

Change hob abwehrend die Arme. „Okay okay.“

„Du bist so ein Trottel.“, jammerte sie.

Er seufzte schicksalsergeben. „Warum wolltest du sie jetzt alleine lassen? Das sollte sie doch ablenken!“

„Was?“, fragte Destiny verständnislos.

„Na, diese Aufgabe. Es ist besser, Unite abzulenken.“

Hatte er ernsthaft gemerkt, dass etwas nicht mit ihr stimmte? Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. „Es hat nicht funktioniert.“, murrte sie ausweichend.

„Wie denn?“, beschwerte sich Change. „Du hast doch direkt abgebrochen.“

Destiny verschränkte die Arme vor der Brust.

„Mann, du bist viel zu besorgt.“, meinte Change. „Die zwei sind nicht wie wir. Die vertrauen einander.“

Destiny stockte. Zum einen, weil er ernsthaft Unite und Trust mit ihnen verglich. Zum anderen, weil....

Kleinlaut gab sie von sich. „Ich vertraue dir.“

„Tust du nicht.“

„Natürlich!“, schimpfte sie aufbrausend, schließlich hatten die Worte sie verdammt viel Überwindung gekostet!

Changes Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wenn ich dich böse anschaue, denkst du dann, ich bin böse auf dich oder dass ich einfach schlechte Laune habe?“

„Was hat das –“

„Wenn ich dich anlächle, denkst du dann, das liegt an dir oder dass ich einfach gute Laune habe?“

Destinys Unterlippe schob sich vor. „Und was soll das beweisen?“

„Dass du alles Negative auf dich beziehst.“, antwortete Change überzeugt.

Seine Schlussfolgerung passte ihr nicht. „Das… hat doch nichts mit Vertrauen zu tun.“

„Du vertraust nicht mal dir selbst.“, sagte Change ihr auf den Kopf zu.

Beschämt senkte sich ihr Haupt. „Das ist nicht fair.“

„Es ist nicht fair, dass du von anderen erwartest, dass sie dein Selbstvertrauen stärken, anstatt dass du selbst an dich glaubst.“, antwortete Change ruhig.

Sie spürte Tränen in sich aufkommen. Es war gemein, dass er ihr das zum Vorwurf machte.

„Wenn du Unite unterstützen willst, dann glaub an dich. Das hilft ihr mehr als alles andere.“

Wenn das so leicht wäre!

„Hey!“, sagte Change fast fröhlich. „Schicksal lässt sich nicht aufhalten!“

Sie stockte. Was musste er auch immer irgendwelche Wortspiele mit ihrem Namen machen? Vor allem welche, die so gar nicht auf sie zutrafen…

„Du hast Trust vorhin doch auch geholfen, oder nicht?“

„Ich weiß nicht.“

Change stieß ein Grollen aus. „Was ist eigentlich euer Problem, dass ihr nie wisst, wenn ihr etwas gut gemacht habt?!“, schrie er sie an.

Sie zog einen Schmollmund, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wer außer ihr noch gemeint war.

„Mann, Tiny.“, klagte Change. „Selbst als du vorhin Ewigkeit erwischt hast, hast du geschaut, als wäre das Zufall.“

Wie – Hatte man ihr das so sehr ansehen können?

„Das war echt schwierig und du hast es geschafft.“, sagte er, als würde er ihr Mut zusprechen wollen. Das machte sie verlegen. Sollte sie sich dafür bedanken? Nicht dass er sie dann wieder schimpfte.

„Du bist verdammt gut darin, deine Kräfte zu beherrschen und ohne dich wären wir total aufgeschmissen. Was ist daran so schwer zu verstehen?“

Sie wusste nicht wieso, aber auf seine Worte hin spürte sie wieder den Impuls zu weinen. Dabei hatte er doch was Nettes gesagt! Aber – sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte! Wohin mit all den Emotionen?

Seine Stimme nahm einen hilflos hohen Klang an. „Weinst du etwa?“

Sie schniefte und schüttelte den Kopf. „Danke.“

Als sie die Augen wieder hob, erkannte sie, wie überrascht Change wirkte.

„Bitte.“ Er wich ihrem Blick aus, seine Hand legte sich auf die Seite seines Halses. Das hatte sie zum ersten Mal an ihm gesehen, als sie besessen gewesen war. Fast wirkte es verlegen. „Sorry, wegen dem Anschreien. Ich weiß ja, du machst es nicht mit Absicht.“

Sie fragte sich, ob das stimmte. Es war doch nun wirklich nicht mehr normal, dauernd an sich selbst zu zweifeln. Damit machte sie allen immer nur Ärger. Aber vor allem wusste sie nicht, was sie jetzt tun oder sagen sollte. Die Situation war ihr unangenehm. Sie war es beim besten Willen nicht gewöhnt, so normal mit Change zu reden. Irgendwie schrien sie einander sonst immer nur an.

Er drehte den Kopf halb in die Richtung des Aufenthaltsraums. „Meinst du, sie haben sich jetzt ausgesprochen?“

„Keine Ahnung.“, gestand sie.

Es herrschte kurzes Schweigen.

„Change?“ Sie wollte mutig sein und rang sich zu weiteren Worten durch. „Danke, dass du an mich glaubst.“

Er zuckte mit den Schultern, als wäre nichts weiter dabei. „Ist keine Kunst. Nur du checkst es nicht.“

Kurz war sie über seine Aussage pikiert, dann verstand sie, dass er das wohl nett meinte.

Wie gerne hätte sie ihm jetzt gesagt, dass sie auch seine Stärke sah, wie mutig er war und wie schnell er immer dazulernte und in Gefahrensituationen handelte. Aber das war ihr unmöglich…

Frustriert ließ sie den Kopf hängen.

„Ey, wieso guckst du jetzt wieder so?!“, rief er.

Nun zuckte sie mit den Schultern.

„Das ist echt anstrengend mit dir!“

Das wusste sie und sie schämte sich dafür. Sie hatte keine Ahnung, wie Change es mit ihr aushielt. Er hatte was Besseres verdient.

Seine Stimme brach in ihren Gedankengang ein. „Paralysier mich lieber wieder!“

Völlig irritiert starrte sie ihn an. „Bist du verrückt geworden?“

„Mann! Mir ist es lieber, du bist sauer, als …“ Sorgenfalten gruben sich in seine Stirn.

„Wir sollten wieder reingehen.“, sagte sie eilig. Die Situation überforderte sie.

„Du bist wichtig.“

Fassungslos starrte sie ihn an.

„Vergiss das nicht immer.“, entgegnete er entschieden und hatte sich im gleichen Moment auch schon auf den Weg zurück in den Aufenthaltsraum gemacht. Hastig folgte sie ihm nach.

 

Verwundert hatte Trust verfolgt, wie Destiny erst regelrecht von Change weg gesprungen war und ihn dann zu den Zimmern gezerrt hatte.

Er hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Und gerade war es ihm wichtiger zu erfahren, was in Unite vorging. Sie hatte ihm auf seine telepathische Frage nicht geantwortet.

„Ist was?“, fragte er sie nun laut.

Noch immer blickte sie nicht zu ihm auf. Sie schüttelte nur den Kopf.

Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Schulter und bewegte Unite sachte in seine Richtung. „Unite…“

Sie hatte die Augen zugekniffen, als würde sie mit sich hadern.

„Du musst dich nicht zusammenreißen.“, versuchte er sie dazu zu bewegen, ihm zu offenbaren, was in ihr vorging.

Ihr Mund verzog sich. Abermals schüttelte sie den Kopf, als kämpfe sie gegen sich selbst.

Trust ließ sie los, ging in die Hocke und sah von dort zu ihr auf.

Unite schniefte und wischte sich Tränen aus den Augen. „Tut mir leid.“, sagte sie gepresst, als schäme sie sich schrecklich.

Ewigkeit stoppte in ihren Flugübungen und kam heran. Trust gab ihr mit einer Bewegung seiner Hand zu verstehen, dass sie das ihm überlassen sollte. Die Kleine gehorchte.

„Es tut mir leid.“, schluchzte Unite. „Ich will nicht,...“

Trust glaubte zu erkennen, dass sie sich ihre Gefühle nicht erlauben wollte. „Du musst nicht stark sein.“

Abermals schluchzte Unite auf, ging auf die Knie und schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie weinte bitterlich.

Er hielt sie einfach nur fest, gab ihr die Zeit, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Sie nahm ständig so viele Gefühle auf. Irgendwann war es wohl schlicht zu viel.

Liebevoll strich er ihr übers Haar.

„Es tut mir leid.“, wimmerte Unite und drückte ihr Gesicht an ihn, als müsse sie sich verstecken. „Es tut mir so leid.“

Er strich weiter über ihr Haar und hielt sie im Arm.

Sie rang nach Atem, als versuche sie verzweifelt, sich wieder zu fangen. „Tut mir leid, dass ich solchen Ärger mache!“

Sachte berührte er ihre Arme und zog sich ein wenig zurück, um ihr zu ermöglichen, in sein Gesicht zu sehen.

Zärtlich lächelte er sie an, um ihr zu versichern, dass sie keinen Ärger machte.

„Es tut mir leid.“, wiederholte sie und wollte ihr Gesicht hinter ihren Händen verstecken.

Auf Dauer war es unbequem, so auf dem Boden zu knien.

„Komm.“, sagte Trust sanft und führte sie hinüber zur Couch.

Er nahm Platz und bedeutete ihr, sich in seinen Armen auszuruhen.

Sie klammerte sich an ihn und entschuldigte sich nochmals.

„Alles ist gut.“, versicherte er ihr. „Willst du in dein Zimmer gehen?“

Sie schüttelte fast ängstlich den Kopf.

Er hatte nur gedacht, dass es ihr unangenehm sein könnte, wenn die anderen ihren Zustand ebenfalls sahen.

„Ich meine, dass ich mit dir gehe.“, stellte er klar.

Sie verließ den Platz in seinen Armen und sah ihn mit verweinten Augen an.

Er legte seine große Hand auf die Seite ihres Gesichts.

„Tut mir leid.“

„Du brauchst dich nicht entschuldigen. Es ist wirklich alles gut.“

Wieder schniefte sie und versuchte durch den Mund Luft zu bekommen.

„Es ist dumm, dass ich weine.“, japste sie.

„Das ist doch nicht dumm.“

„Doch.“

Nun sah er sich gezwungen, mit ihr ein Gespräch darüber zu führen, was gerade in ihr vorging. Er hatte das vermeiden wollen, aus Sorge, dass sie sich noch mehr hineinsteigerte.

„Erklär es mir.“

Sie verzog das Gesicht. Er ließ ihr Zeit.

„Ich … Als du vorhin..“ Sie schluchzte auf. „Ich sollte für dich da sein und … Ich konnte nicht.“

„Unite.“

„Ich bin eine schlechte Freundin.“, winselte sie.

Die Worte schnürten ihm die Kehle zu. Er nahm ihre Hände in die seinen.  

„Sag so was nicht.“

Sie zog den Kopf ein und schien kaum noch Luft zu bekommen.

„Ich will nicht so sein.“, wimmerte sie.

„Oh Gott, Vivien, bitte…“, flehte er.

Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.

Was sollte er nur zu ihr sagen? Er war nicht darauf vorbereitet, wie hilflos man sich fühlen konnte angesichts der Hilflosigkeit eines anderen.

Sie presste hervor: „Ich will dir keinen Ärger machen.“,

Er wusste sich nicht anders zu helfen als indem er sie erneut an sich zog.

„Bitte, bitte, denk das nicht.“, bat er inständig.

Er spürte, wie sie stumm bebte, als zwinge sie sich, nicht länger zu schluchzen.

Wie konnte er sie nur beruhigen?

Ihm fiel seine Telepathie ein. Würden die Worte besser zu ihr durchdringen, wenn er sie ihr so übermittelte?

○ Ich liebe dich.

Die stummen Schluchzer hörten auf. Vorsichtig zog sie sich von ihm zurück. Mit gesenktem Haupt nickte sie.

In diesem Moment kamen Destiny und Change zurück in den Aufenthaltsraum.

„Unite?“, fragte Destiny besorgt und schien im Begriff zu sein, zu ihnen zu stürmen, hielt sich dann jedoch zurück und suchte Trusts Blick, wie um von ihm zu erfahren, ob sie sich nähern durfte.

Trust wusste es selbst nicht. Er sah zu Unite.

Das nahm Destiny wohl zum Anlass, zu ihnen zu kommen. Change tat es ihr gleich. Ohne zu zögern schloss Destiny Unite in ihre Arme.

„Alles okay?“, wollte sie von ihrer Freundin wissen.

Ehe Unite überhaupt antworten konnte, mischte sich auch Change ein und hielt ihr seine Hand hin.

„Wenn du meine Gefühle anzapfen willst.“

Destiny starrte ihn an. „Wieso sollte sie das tun?“

„Na, um andere Gefühle zu haben.“

Destiny starrte ihn an. „Sie kann doch nicht einfach, deine Gefühle übernehmen!“

„Wieso nicht?“, fragte Change verständnislos.

„Das ist wie Drogen nehmen, um sich von seinen Gefühlen abzulenken.“

Change grinste. „Du meinst, ich bin eine Droge?“

Unite gab ein Lachen von sich. Das beruhigte Trust. Er hatte schon befürchtet, dass Destinys und Changes Anwesenheit sie überfordern würde, doch offenbar lenkte es sie etwas ab. Dennoch ließ er den Arm um sie gelegt, für den Fall, dass sie etwas Abschirmung brauchte.

Er hörte eine weitere Tür gehen und Erik und Desire betraten den Raum.

„Ich habe es geschafft!“, rief Desire voller Begeisterung aus. Im gleichen Moment änderte sich ihr Gesichtsausdruck. „Was ist los?“

Erik dagegen schlug direkt den Weg zur Couch ein und setzte sich neben ihn.

Desire sah hilfesuchend zu Trust, sie schien die Situation nicht einordnen zu können.

„Setz dich.“, sagte Erik knapp.

Desire missfiel sein Tonfall augenscheinlich, dennoch nahm sie den Platz neben Change ein, der sich neben Destiny gesetzt hatte.

Nun getraute sich auch Ewigkeit heran und schwebte auf Unites Schoß.

„Tut mir leid.“, sagte Unite tonlos.

Trust legte seine Hand auf ihre Taille, um ihr durch den Körperkontakt zu verdeutlichen, dass er für sie da war.

„Ich will euch keinen Kummer machen.“

„Tust du nicht!“, sagte Destiny entschieden und legte ihre Hand auf Unites Schulter. Sie stupste Change neben sich an.

„Nee, tust du nicht.“, bestätigte er daraufhin rasch.

„Was ist denn passiert?“, wollte Desire nochmals wissen.

„Ist doch egal!“, schimpfte Destiny.

„Tut mir leid.“, wiederholte Unite abermals.

„Hey.“, sagte Change heiter. „Du klingst schon wie Tiny.“ Er drehte sich zu Destiny. „Bist du ansteckend?“

Unite schnaubte halb belustigt, halb erstickt. Destiny warf ihm einen bösen Blick zu.

Desire wirkte dagegen noch immer von der Frage überfordert, was nun von ihr erwartet wurde, während Erik das Geschehen stumm beobachtete, als analysiere er die Situation.

„Unite.“, sprach Erik schließlich.

Sie horchte auf und sah in seine Richtung.

„Es ist okay.“ Das war alles. Mehr sagte er nicht.

Trust wusste nicht, was es damit auf sich hatte. Doch Unite nickte, als verstünde sie mehr.

„Danke.“, gab sie von sich. „Dass ihr da seid.“

„Natürlich sind wir da.“, versicherte Desire eifrig, als wäre sie froh, endlich auch etwas beitragen zu können. „Wir sind deine Freunde.“

Abermals nickte Unite, doch Trust hatte den Eindruck, dass sie wieder emotional wurde.

Ewigkeit gab einen Glöckchenlaut von sich und schwebte an Unites Wange.

„Danke.“, schluchzte Unite.

Trust sah sich gezwungen, sie näher an sich heranzuziehen, sie wehrte sich nicht dagegen. Er wusste nicht, wie er ihr sonst den Halt geben sollte, den sie offenbar ganz dringend brauchte.

Erik erhob sich von der Couch und lief an den anderen vorbei.

Wollte er etwa gehen?

Weiter in der Mitte des Raums blieb er stehen und drehte sich zu ihnen. Seine Stimme klang kalt und emotionslos. „Unite hatte was von Team-Umarmung erzählt. Ich bin noch nicht eingewiesen worden.“

Trust war sich unsicher, ob das gerade der richtige Zeitpunkt dafür war.

Unite gab ein seltsames Geräusch von sich. Ohne lange zu zögern stand sie auf, ging um den Sofatisch herum, überwand den verbleibenden Abstand und warf sich in Eriks Arme.

Trust folgte ihr, war aber nicht sicher, wie er diese Gruppenumarmung ausführen sollte.

Erik hob seinen Arm und sah mit einem Gesichtsausdruck in eine andere Richtung, als ignoriere er die Angelegenheit.

Verlegen kam Trust näher und legte jeweils einen Arm um ihn und um Unite. Er hörte, wie auch die anderen herankamen und sich zu einem Knäuel zusammenfanden.

Der Richtung des Glöckchenklangs nach zu urteilen, hatte Ewigkeit sich auf Eriks Kopf gesetzt, als wolle sie ihn für diese Geste loben. Besonders da Erik körperliche Nähe üblicherweise nicht freiwillig initiierte.

Einen weiteren Moment verharrten er und die anderen in der Gruppenumarmung. Schließlich lösten sie sich von einander.

Change wuschelte neckend über Unites orangeroten Schopf und brachte sie damit zum Lachen. Das entlockte Trust ein Lächeln.

Mit jäh wiedergefundenem Elan drehte sich Unite zu Desire. „Du hast es geschafft?“

Als Antwort strahlte Desire über das ganze Gesicht.

„Glückwunsch!“

Auch die anderen gratulierten Desire zu ihrem Erfolg.

Trust fühlte Erleichterung in sich aufkommen, auch wenn er unsicher war, ob das allein ausreichen würde, um mit Secret umzugehen.

Ewigkeit flog in die Mitte zwischen ihnen. „Ihr habt großartige Fortschritte gemacht!“ Sie drehte extravagante Pirouetten wie um den Erfolg zu feiern oder zu demonstrieren, dass auch sie eine Anerkennung verdient hatte.

Trust spürte, wie Erik ihm kurz auf den Rücken klopfte. Verwundert sah er zu ihm auf. Erik nickte ihm kurz zu, als wolle er ihm ein Lob aussprechen. Erst im nächsten Moment begriff Trust, dass er ihn anscheinend für seinen gefassten Umgang mit der aufgelösten Unite beglückwünschen wollte.

Mit einem dankbaren Lächeln versuchte er, sich erkenntlich zu zeigen.

Sein Blick wanderte zu Desire. Die Angelegenheit von zuvor galt es noch mit ihr zu klären.

Er berührte Unite behutsam am Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und zu kontrollieren, ob er von ihrer Seite weichen konnte.

Sie sah zu ihm auf und lächelte. Beruhigend strich er über ihren Oberarm und beugte sich zu ihr. „Ich gehe kurz da rüber.“

Wie um seine Worte zu bestätigen, schenkte sie ihm ein Nicken.

 

Desire wusste immer noch nicht, was denn überhaupt geschehen war, das Unite dazu veranlasst hatte zu weinen. Und dass sie geweint hatte, war unübersehbar. Aber offenbar wollte keiner sie darüber aufklären. Oder war es so offensichtlich, dass alle anderen es sich zusammenreimen konnten, nur sie nicht? Der Gedanke schmerzte.

Erst im nächsten Moment nahm sie wahr, dass Trust zu ihr trat.

„Können wir …“ Er deutete an, ob sie etwas weiter von den anderen weg gehen könnten.

Sie setzte die Bitte in die Tat um.

Leise fragte sie: „Was war denn mit ihr?“

Trust sah nochmals in Unites Richtung und schüttelte den Kopf. Sie war sich nicht sicher, ob er die Information nicht mit ihr teilen wollte oder selbst nicht wusste, was Unites Beweggründe gewesen waren.

„Wegen vorhin.“, begann er zögerlich. Unsicherheit trat in seinen Blick. Seine Miene machte überdeutlich, dass er sich entschuldigen wollte.

Desire lächelte ihn an. „Mir tut es auch leid.“ Ihr Entgegenkommen berührte ihn sichtlich. „Ich fürchte, wir sind momentan alle etwas angespannt.“

Trust nickte.

War das vielleicht der Grund, warum Unite eben – Sie sah zu ihr hinüber. Sie schien gerade in ein paar Scherze zwischen Change, Destiny und Erik verwickelt zu sein und lachte.

Dann erinnerte sich Desire, was Erik ihr gesagt hatte. „Auch wenn wir einander manchmal wegstoßen, ist das okay.“ Sie versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. „Es ist nur wichtig, sich danach wieder anzunähern.“

Trust wirkte ergriffen von ihren Worten. „Danke.“

„Ebenfalls.“, antwortete sie und gestand ihm: „Ich war nur sauer, weil du mir wichtig bist.“

Trust stockte, als wäre er auf diese Worte nicht gefasst gewesen. Dann senkte er den Blick. „Destiny meinte, man erkennt nicht immer, was man wirklich fühlt. Besonders wenn man jemanden mag.“

Desires Augen wurden groß. Hatte wirklich Destiny das gesagt? Automatisch sah sie in Destinys Richtung, die noch immer bei Unite, Change und Erik stand. Unwillkürlich fixierten ihre Augen Erik und blieben einen Moment an ihm hängen.

Sie blinzelte, als erwache sie aus einer Trance, und widmete sich wieder Trust. „Vielleicht muss man es nicht immer sofort verstehen, solange man es im richtigen Moment versteht.“ Sie versuchte an Trusts Gesicht zu erkennen, ob er nachvollziehen konnte, wovon sie sprach.

Mild lächelnd nickte er. Die Geste brachte auch Desires Mundwinkel dazu, sich zu heben.

Manchmal brauchte es keine Umarmung, um sich jemandem verbunden zu fühlen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich ist das Training geschafft und trotz Meinungsverschiedenheiten und emotionalen Ausbrüchen - oder vielleicht gerade deswegen? - ist der Teamgeist gestärkt.
Doch was ist mit Vivien los? Waren diese Gefühle schon zuvor in ihr? Und wird sie den Mut finden, sich Justin anzuvertrauen?
Das erfahrt ihr im nächsten Kapitel "Halt", das voraussichtlich Ende Oktober oder Anfang November folgen wird. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  totalwarANGEL
2023-10-30T10:54:18+00:00 30.10.2023 11:54
> Bei dem Titel "Verbundenheit" bietet es sich doch an, das Kapitel zum Tag
> der deutschen Einheit zu veröffentlichen.
Wenn wir Ossis nicht immer noch belächelt, für Dumm verkauft und bei
Gehalt und Rente Bürger zweiter Klasse wären...
... dann würde ich zustimmen.
Ach ja, und wenn man sich darüber beschwert ist man natürlich sofort der
undankbare Jammerossi...



Die Flatterfrau kommt mir mit jedem Kapitel nutzloser vor.

> Warum konnte man auch sich selbst nicht sehen, wenn man unsichtbar war?
Je nach dem, wie die Unsichtbarkeit funktionieren soll... Wenn z.B. ein Feld
gebildet wird - z.B. elektromagnetisch - das die Photonen um das unsichtbare
Objekt herum leitet, dann kann man sich selbst nicht sehen, weil das Auge
wie eine Kamera funktioniert und Licht über die Linse einfängt. Wenn das
unsichtbare Objekt jedoch nicht von Photonen berührt werden kann, kann
auch kein Licht reflektiert werden.
Wenn die Unsichtbarkeit dagegen ein psychologisches Phänomen ist, dann
könnte man sich selbst sehen, weil man von der eigenen Manipulation nicht
betroffen wäre. Allerdings würden Kameras eine sehen können, weil sie keine
Psyche besitzen, die er manipulieren könnte.
Auf jene, die mit Unsichtbar gemacht wurden, würde es wohl in beiden Fällen
gleich ablaufen.

> „Es ist nicht fair, dass du von anderen erwartest, dass sie dein
> Selbstvertrauen stärken, anstatt dass du selbst an dich glaubst.“
Recht hat er.

> „Du bist verdammt gut darin, deine Kräfte zu beherrschen und ohne dich
> wären wir total aufgeschmissen. Was ist daran so schwer zu verstehen?“
Ach so? Ich hatte das bisher so verstanden, das Serena eine Glass Cannon
ist. Kann ordentlich austeilen aber nicht einstecken.

> Sie blinzelte, als erwache sie aus einer Trance, und widmete sich wieder Trust.
Erik kann schon ziemlich hypnotisch wirken. 😂


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