Zum Inhalt der Seite

Eine Fußball-WM und andere Hindernisse

Verliebt in Paris
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zurück in Deutschland, wo alles begann: Zwischen Schneider und Hernandez Sorge um Genzo

Die Arbeitswoche ohne Genzo fühlte sich trotz zahlreicher Termine, Meetings und To-Dos wie eine qualvolle Ewigkeit an. Zu allem Überfluss setzte mir die Gewissheit, dass ich in meinen Sommerferien und vor Beginn der Weltmeisterschaft eigentlich mehr und ausgiebiger Zeit mit meinem Freund zu verbringen konnte, aber letztendlich auch nicht, darüber hinaus zu. Gott sei Dank sah ich ihn bereits Freitagmittag am Flughafen von Paris wieder. Da vergaß ich auch direkt den typischen, nervenaufreibenden Moment mit meinen Großeltern, bei dem sie - vor allem meine Großmutter ununterbrochen auf mich einredeten, weil sie sich unnötig mehr Sorgen um mich machte als notwendig; es ging um Sachen zum Beispiel wie ich zum Flughafen kommen würde und Genzo in dieser gigantischen Einrichtung finden würde. Dann boten sie mir an, mich zu begleiten, obwohl ich bereits sehr oft alleine oder ohne sie gereist bin und mich überall wunderbar zurecht finde... Wie dem auch sei, ich erfuhr, dass meine bessere Hälfte auch nicht gerade eine angenehme Konfrontation hatte, allerdings mit seinem Trainer, der wohl genervt davon war, dass Genzo mich einige Male auf Reisen oder Tourneen dabei haben wollte. Ich wusste wie Genzo war, er würde sich nur aufregen und damit sich selbst schaden, deswegen versicherte ich ihm, dass alles in Ordnung sei, versuchte ihn zu beruhigen und auf gute Gedanken zu bringen. Davon abgesehen konnten wir gar nicht schnell genug in Hamburg landen, um von den anderen so früh es geht loszukommen, denn wir konnten bereits am Flughafen die Finger nicht voneinander lassen. Küssend stiegen wir aus dem Taxi und traten ein, ins Haus, in dem Genzo mit Tatsuo wohnte. Doch dieser befand sich zur Zeit nicht dort, sondern war meilenweit entfernt in Japan, um als Trainer die U16 Nationalmannschaft zu betreuen. Das geschah ihm ganz Recht, wenn ich Genzo noch aus dem Wiedersehen am Flughafen zitieren darf, dafür dass er nicht ganz unbeteiligt daran war, dass wir unseren Aufenthalt in Japan nicht gemeinsam beenden konnten und auseinander gerissen wurden, auch wenn es einem höheren Zweck diente. Aber später mehr dazu. Dass kein Erwachsener weit und breit da war, führte dazu, dass zwei liebeshungrige Teenager wiedereinmal im Bett landeten, wie es das erste Mal vor zwei Jahren geschah und nun, was soll ich sagen, ihr erinnert euch, dass Genzo deswegen Ärger mit seinen Eltern hatte, die dahintergekommen waren. Meinen Eltern konnte ich soweit gut entweichen und dieses Geheimnis weiterhin für mich behalten. Nicht einmal Natalia wusste davon, denn ich wollte meiner jüngeren Zwillingsschwester ein gutes Vorbild sein, aber was uns betraf, wir wollten es, beide und wir wussten was wir wollten, nämlich einen Partner für die Ewigkeit. Genzo hatte es oft genug gesagt, er weiß, dass er für immer mit mir zusammen sein wird, deswegen macht er sich über mögliche Folgen keine Sorgen und ich wusste, dass es nichts gab, weswegen ich Genzo verlassen würde. Das verleitete mich schlussendlich dazu, den Schritt zu wagen und nun ja, nachdem das Eis gebrochen war, ließ das Verlangen nicht lange auf sich warten. Trotzdem passten wir selbstverständlich auf, dass es keine Nachwehen mit sich zieht, ich wusste zwar genau wie Genzo, dass ich für immer mit ihm zusammen bleiben will, aber schwanger zu werden wäre unverantwortlich und zum Glück funktionierte es auch ohne hormonelle Verhütung meinerseits.
 

Als wir uns danach in der Küche wiederfanden in Bademänteln eingekuschelt, sah ich meinen Angebeteten, der uns in der Küche etwas leckeres zubereitete, zufrieden und glücklich an und sagte: "Genzo, ich danke dir für diesen wunderbaren Sex zur Feier des Tages."

Anzüglich zuckte Genzo mit den Augenbrauen, grinste mich an und erwiderte: "Das habe ich doch gern gemacht, begehre mich bald wieder.", als er mir einen Cappuccino mit einem üppigen Sandwich rüber reichte. Tja so waren wir; romantisch, kitschig, tiefgründig, einander aufbauend und unterstützend, versaut, uns manchmal neckend, aber letztendlich unsterblich in einander verliebt wie am ersten Tag. Aber leider war Verliebtheit allein in einer ernsthaften Beziehung nicht genug, das wussten wir nur allzu gut, auch wenn unsere Liebe bereits vieles gemeistert hatte. So kam es, dass offenbar nicht nur ich, sondern erstaunlicherweise auch Genzo ein unangenehmes Thema nach unserer leidenschaftlichen Wiedervereinigung anzusprechen hatte. Es war natürlich nichts erfreuliches aber ich war erleichtert, dass ich nicht als einzige von uns etwas unangenehmes loswerden musste.

"Uhm... Hör mal, Jaylee...", begann Genzo zögerlich, während er auf der anderen Seite der Küchenbar etwas machte. Das war eine der wenigen Eigenschaften, die ich an meinem Traummann hasste, dass er plötzlich machte und tat wenn ein ernsthaftes Gespräch anfiel, als wolle er mir ausweichen. Nichtsdestotrotz lauschte ich ihm aufmerksam.

"Damit du dir... wenn es soweit ist... keine Sorgen machst möchte ich dich in etwas einweihen.", ach Genzo kann ja manchmal so naiv sein, als ob ich mir um etwas keine Sorgen und Gedanken machen würde. Aber ich lies ihn weitersprechen und fragte nach worum es ging.

"Keiner weiß besser als ich und versteht besser als du, dass egal wie talentiert und begnadet wir in Japan sein mögen, die Erfahrung im Ausland uns zurück auf den Boden der Tatsachen bringt. Dem ist sich Herr Mikami natürlich auch bewusst...", setzte er an. Er klang traurig, deswegen munterte ich ihn auf: "Das mag zwar sein, Schatz, aber du hast dich dennoch sehr schnell sehr gut gemacht. Du zählst jetzt schon als angesehene Torwartgröße auf internationalem Raum!", dabei wollte ich nicht mal darauf hinaus, dass meine Geschwister, mein Vater und ich ihn hart, aber fair trainiert hatten, damit er sich fürs Erste mit Karl-Heinz messen konnte, dennoch betonte er es mit viel Liebe und Dankbarkeit. Für mich war es das selbstverständlichste auf der Welt, für Fairness zu sorgen und jedem Menschen zu helfen, ohne mir irgendwelchen Profit davon zu erhoffen. Aber es stimmt, wäre das nicht gewesen hätten Genzo und ich uns wahrscheinlich niemals derart kennen und lieben gelernt. Bei diesem Gedanken fühlte sich mein Herz plötzlich leer an.

"Herr Mikami hat mich darum gebeten, dass ich meinen Mitstreitern und teils ehemaligen Teamkollegen, das Niveau und die Anforderungen im Ausland so gnadenlos verdeutliche, wie es mir meine Teamkollegen vom FC Grünwald vom ersten Tag an verdeutlicht haben.", erklärte mir Genzo.

"Natürlich, auf eine sanfte Art würden sie es, fürchte ich nicht richtig begreifen.", nickte ich zustimmend. Dem stimmte Genzo zu und weihte mich schließlich in die Details seines Vorgehens, was unter anderem die Spieltaktik des FC Grünwalds mit einschloss und noch einiges darüber hinaus. Langsam verstand ich worin meine Sorge bestehen sollte.

"Bist du dir sicher, dass du das tun willst?", fragte ich Genzo schließlich. Dieser lächelte mich nur selbstsicher und aufmunternd an. Schon wieder waren da diese eindringenden grünen Augen, in denen ich mich jedes Mal aufs neue verlieren konnte.

"Für Herrn Mikami tue ich das wirklich gerne, er hat über die Jahre außerordentlich viel für mich getan. Außerdem habe ich die Möglichkeit nicht offen gelassen ihn auch um etwas zu beten...", erzählte er mir noch voller Freude und genau da war es, worauf ich gewartet hatte: dass er jede Chance ergreift seinen Traum zu verwirklichen für Japan in einer Weltmeisterschaft im Tor zu stehen. Das Funkeln in seinen Augen sprach Bände!

"Ich hoffe sehr, dass Tatsuo dich dahingehend nicht hängen lassen wird.", sagte ich.

"Das wird er schon nicht.", beruhigte mich Genzo und streichelte meinen Oberarm mit einem süßen Lächeln im Gesicht. Nach einem wunderschönen Moment, in dem wir uns anlächelten nahm ich schließlich meinen Mut zusammen. Ich atmete tief durch, was seitens Genzo nicht unbemerkt blieb und sagte: "Genzo, Schatz, es gibt auch von meiner Seite etwas, was ich gerne mit dir besprechen würde - wir beide haben echt ein Händchen dafür unangenehme Dinge anzusprechen - aber ich möchte nicht damit warten und es dir gleich sagen, bevor du es von anderswo erfährst und es dadurch schlimmer wird."

"Du machst mir Angst...", neckte mich Genzo liebkosend.

"Ich wünschte es hätte sich erübrigt, aber sag mal... habe ich dir gegenüber jemals den Namen Gino Hernandez erwähnt?", fragte ich ihn nervös.

"Hernandez? Nicht wirklich. Ich weiß, dass er in deinen Verein gewechselt ist seitdem du dort Co-Trainerin und angehende Präsidentin geworden bist, weil er gut mit Alessandro und dir befreundet ist.", fasste Genzo zusammen, "Wieso fragst du?"

Ich fühlte mich schlimmer als jeder Straftäter vor seinem Geständnis also versuchte ich es so intellektuell zu verpacken wie es ging, um keine Emotionen zuzulassen: "Nun, du weißt ja, dass hier in Europa die meisten Beziehungen bereits sehr früh entstehen - da ist man mit 15 oder 16 sogar schon fast zu spät an. Diese Mentalität ist natürlich auch in den Köpfen der sensationsgeilen Journalisten verankert, die ihren Lesern etwas bieten wollen. Seit Jahren werden wir, Nicky, unsere Bandkolleginnen und ständig über unser Liebesleben gefragt und jedes Mal gehe ich als Sprecherin unserer Gruppe voran und antworte, dass dies ein privates Thema ist, über das wir nicht sprechen wollen. Aber je mehr man schweigt, desto eher stellen die Journalisten ihre eigenen Theorien auf und veröffentlichen diese auch gnadenlos..."

"Willst du mir sagen, dass ganz Europa Gino und dich als Traumpaar gekürt hat?", fragte Genzo lauthals, dass ich mir für den Moment die Augen zukniff.

"Schrei mich nicht an Genzo! Du tust ja fast so als würde ich Gefallen daran haben! Ich kann nicht mehr als der französischen Presse verbieten, derartige Artikel nicht zu drucken, indem meine Familie jeder Zeitung Unmengen von Geld zahlt, aber das ambitioniert sie nur noch mehr zu bohren. Ich habe mir nicht ausgesucht, diese Beziehung geheim zu halten!", ich war erschöpft und außer Puste nach diesem Gefühlsausbruch. Noch nie hatte ich meine Stimme gegen den Jungen, den ich mehr liebte als mich selbst erhoben. Ich fühlte mich schlecht und wollte einfach nur weg. Fürs erste wich ich aber nur seinem Blick aus.

"Es wird Zeit, dass wir unsere Beziehung öffentlich machen.", sagte Genzo nach einer Pause. Impulsartig schaute ich überrascht zu ihm. "Es hieß zwar bis zur Verlobung, aber so kann das nicht weitergehen, Schätzchen, außerdem würde ich dich bitten dich möglichst wenig und wenn es geht nicht alleine mit Gino Hernandez zu treffen.", fuhr er fort.

"Ich habe dieses Versteckspiel auch satt, Genzo, und über zweites brauchst du dir keine Gedanken zu machen, das steht außer Frage.", erwiderte ich. Dann nahm ich vorsichtig seine Hände und sah zu ihm auf: "Schatz, verzeih mir bitte, ich wollte dich nicht anschreien."

Er streichelte meinen Kopf und küsste ihn und sagte: "Mach dir keinen Kopf, Jaylee, wir kriegen das schon hin.", ja DAS schon aber... "Genzo...", setzte ich an. Als ich seine Aufmerksamkeit bekam fuhr ich schweren Herzens fort, "da gibt es noch etwas, das du wissen solltest... Weil die japanische Nationalmannschaft noch ziemlich neu und unbekannt ist, ist jeder selbstverständlich neugierig nach ihnen. Deswegen werden Alessandro und auch Gino übermorgen in Hamburg sein, um sich ein Bild zu machen. Natalia und Leonardo kommen auch.", ich fühlte mich bereits einen Kopf kürzer als ich Genzo diese Botschaft überbrachte, aber ich dachte auch, dass es anders viel schlimmer gewesen wäre.

"Mhm. Verstehe.", nickte er stumpf, was mich sehr verunsicherte, "Ich habe allerdings schon veranlasst, dass der beste Platz auf der Zuschauertribühne für dich reserviert wird. Soll ich mich noch um die anderen kümmern?"

"Das wird nicht nötig sein!", antwortete ich hastig, "Aber ich danke dir dafür.", sagte ich noch und lächelte ihn warm an.

Wir verbrachten den Rest des Tages kuschelig zuhause, da Genzo morgen den ganzen Tag weg sein würde und wir von da an getrennter Wege und im Fokus der Öffentlichkeit im Trubel sein würden.
 

Am nächsten Tag hatte Genzo eine Team-Besprechung und nochmal das finale Training vor dem Eröffnungsspiel der Europatournee der Japaner. Ich war wohl so müde, dass ich am Abend zuvor plötzlich in den Schlaf gefallen bin ohne mir eine Wecker gestellt zu haben, umso panischer wachte ich am nächsten Morgen auf und sah bereits einen fertig angezogenen Genzo der mir auf einem Tablett Frühstück gemacht hatte. Er beugte sich nochmal für einen Moment zu mir und streifte mir über die Wange als er mir erklärte, dass er schon losmüsse, sich aber auf den Abend mit mir freuen würde und mir etwas Geld zum Shoppen und für eine Pause in meinem Lieblingscafé dagelassen hatte, auf der Kommode neben meiner Seite des Bettes fand ich noch eine schmale Vase mit einer langstieligen blauen Rose.

"So, ich muss jetzt los. Bis später, ich freue mich auf dich.", verabschiedete er sich mit einem Kuss und war direkt zur Tür raus. Ich war frustriert und mir kamen die Tränen vor Wut. Ich hasste es, wenn er so etwas tat und er tat es immer wieder, mich nicht rechtzeitig zu wecken, weil er mich schlafen und ruhen lassen wollte. Ich war wütend auf mich selbst. Ich hätte heute sogar vor Genzo wach sein sollen, um ihm Frühstück zu machen, stattdessen war ich verschlafen. Trotz der schönen Nacht, die wir gemeinsam verbracht hatten fühlte ich mich einsam und leer. Nach einiger Zeit fing ich mich wieder und beschäftigte mich in der Stadt. Mittlerweile war ich auch wieder so motiviert, dass ich für Genzo ein unvergessliches Dinner zubereitet hatte und ihn mit attraktiver Kleidung zuhause bei Kerzenlicht zu seiner großen erfreulichen Überraschung empfing. Anschließend zeigte ich ihm noch, was ich schönes auf meiner Shopping-Tour ergattert hatte unter anderem auch vieles für ihn. Hamburg war einfach ein wunderschöner Ort und er wurde noch schöner durch all die romantischen Erinnerungen, die ich seit dem Tag unseres Kennenlernens in meinem Herzen hegte.
 

Am nächsten Tag war es soweit: der FC Grünwald empfing die japanische U16-Nationalmannschaft. Wir verließen zwar gemeinsam das Haus - dieses Mal stellte ich mehrere Wecker besonders laut, um bloß nicht zu verschlafen - unsere Wege trennten sich aber ziemlich schnell am Standort des FC Grünwalds. Wir gingen den Weg extra zu Fuß, um noch so viel Zeit miteinander wie möglich zu haben, denn uns war bewusst: ab dann wartete das Blitzlicht auf mich und eine große Verantwortung auf ihn. Irgendwie war der morgendliche Spaziergang auch sehr wohltuend. Er nahm uns die Anspannung, die immer wieder in der Luft lag.... Ich erinnere mich an daran, wie ich nur wenige Momente zuvor seine Hand drückte, ihn betroffen ansah und zu ihm sagte: "Genzo...", ich hatte mit seinem Anblick seine volle Aufmerksamkeit, "pass bitte auf dich auf."

Er küsste mich nur und lächelte. Ich fühlte mich für den Moment plötzlich aus der Bahn geworfen als ich dann alleine war. Selbst, kann ich es mir nicht erklären warum. Es ging mir wohl einfach zu viel im Kopf herum, vielleicht gerade auch weil es Genzo, mich und unsere Beziehung betraf, nicht zuletzt gestern Mittag, was unausgesprochen blieb... Ich wollte es einfach nicht bei unserem schönen Dinner erzählen.

"Jamie-Lynn?", fragte eine äußerst bekannte junge Männerstimme im hinter mir. Ich drehte mich um und vergewisserte mich sofort, dass es niemand geringeres als Karl-Heinz Schneider war. Ihr werdet euch wahrscheinlich an unsere Konfrontation vor drei Jahren erinnern... keine Sorge, ganz so schlimm wie damals ist es nicht mehr. Genzo und Karl-Heinz pflegen mittlerweile eine freundschaftliche Rivalität - auch er hat Genzo in diesen vergangen drei Jahren sehr geprägt - und wir, nun, das Thema Liebe wird nach dem Debakel damals am Fußballplatz - und nicht zuletzt aus Respekt vor Genzo - aber wir pflegen eine Art Freundschaft, die viiiel gegenseitigen Sarkasmus beinhaltet. So grüßte ich ihn: "Oh, Karl-Heinz... ihr löst einander, aber nicht mit mir ab, Genzo und du oder?", wir umarmten uns herzlich zur Begrüßung, was an diesem Punkt unseres... "Dreiecks", wenn man es so nennen will, kein Problem war.

"Nicht wirklich...", antwortete er ziemlich gleichgültig, was mich doch sehr unbefriedigt ließ. Ferner aktivierten sich dadurch meine Alarmglocken, weshalb ich ihn doch betroffen fragte: "Ist alles in Ordnung bei dir?", und dabei eindringlich ansah.

"Nicht der Rede wert.", zuckte er mit den Schultern und sah nach oben zur Seite in die Luft.

"Karl-Heinz Schneider, auch wenn ich dich nicht als vollwertigen Mann anerkenne, so schätze ich die Freundschaft mit dir und stehe dir mindestens mit einem offenen Ohr zur Seite!", drängte ich ihn. Daraufhin setzten wir uns auf eine Bank vor dem Eingang des Gebäudes vom FC Grünwald und er fing an zu erzählen und mir regelrecht sein Herz auszuschütten über das, was seine kleine Schwester Marie ihm nur Minuten zuvor mitgeteilt hat.

"Deine Eltern wollen sich scheiden lassen.", ich sah ihn finster an, "Ist ihre Entscheidung final?", fragte ich weiter nach.

Ich beobachtete wie er in den Himmel aufschaute bevor er antwortete: "Tja, mein Vater will sich nicht von einer Meute Fans von seiner Entscheidung abbringen lassen und meine Mutter sieht nur, dass ihm seine Familie nicht wichtig genug ist. Ich habe gehofft, dass mich spielen zu sehen meine Mutter vielleicht ansatzweise verstehen lassen würde, was in meinem Vater mit seiner Entscheidung seiner Zeit vor sich ging."

Seine Worte trafen mich mitten ins Herz.

"Oh, Karl-Heinz...", ich holte aus, um ihn zu umarmen. Er erwiderte die Umarmung still aber scheinbar dankbar. Trotz allem, was zwischen uns vorgefallen war, machte mir diese Geste nichts aus. Genzo und Karl-Heinz waren mittlerweile zu freundschaftlichen Rivalen zusammengewachsen und ich wusste, dass Karl-Heinz die notwendige Reife besaß, sich damit abzufinden, dass ich mit Genzo zusammen war. Außerdem war er ehrlich und bodenständig genug meine Freundschaft nicht schamlos auszunutzen. Ich selbst fühlte mich sicher in der Beziehung mit Genzo, um zu wissen, dass er diese Akt nicht falsch verstehen würde. Mir war als hörte ich plötzlich in der Ferne ein leises aber deutliches Knacken, kurz bevor wir von einander abließen.

"Wie geht es Marie damit?", ich kannte die Schwester von Karl-Heinz durch unsere Bekanntschaft. Anders als ihre Mutter war sie oft bei ihrem Bruder auf dem Fußballplatz oder der Tribühne. Davon abgesehen mochte sie unsere Band, sodass sie von ihm zu unseren Konzerten und Autogrammstunden begleitet wurde.

"Für Marie bricht natürlich eine Welt zusammen, sie liebt unsere beiden Eltern, bleibt aber natürlich bei unserer Mutter. Ich versuche sie vor dieser Erfahrung so gut zu beschützen wie es geht.", erzählte er.

"Weißt du, ich kann sie beide verstehen", ich seufzte, "Entscheidungen zu treffen beinhaltet immer, dass es mindestens einen geben wird, der unzufrieden damit sein wird. Es ist ein schwerer Prozess. Umso wichtiger ist es, sich von einer aggressiven Meute nicht umstimmen zu lassen. Leider steckt deine Mutter nicht in dieser Welt drin und sieht euch und eure Familie..."

"Karl-Heinz!, rief eine vertraute junge Mädchenstimme.

Schneiders kleine Schwester Marie kam zu ihrem Bruder angerannt. Ich war erstaunt



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück