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Demons

von

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Geständnisse

„Es tut mir leid“, sprach er ruhig „dass ich dich gestern so vergrault hatte.“ „Mach dir nicht solche Gedanken. Es ist okay, du bist mir da nichts schuldig.“ Klang ich zu hart? Im Grunde meinte ich es nur so, wie ich es gesagt hatte. Negan schuldete mir nichts. Ich war es, der viel wieder gut zu machen hatte. „Ich … wollte nicht so harsch rüberkommen“, meinte ich hastig. „Ach, Sweetheart. Ich bin nicht aus Pudding und komme mit solchen Worten schon klar“, in seiner Stimme erklang Sarkasmus. Negan wirkte ziemlich erschöpft, mit einem Satz ließ er sich auf der Couch nieder. „Komm zu mir“, wies er mich an. Ich erwiderte nichts und gehorchte. Negans Augen wandten sich Lucille zu. „Ein Vögelchen zwitscherte mir, dass du dich für mein Mädchen interessierst.“ „Wie meinst du das?“
 

Er sprach darüber, wie er meine Neugierde bemerkt hatte, was Lucille angeht. „Ich habe das Gefühl, dass mehr hinter euch beiden steckt“, traute ich mich auszusprechen. Negans Lippen bewegten sich stumm. Haderte er mit sich? Für einen kurzen Moment bekam ich tatsächlich Angst, dass er nach ihr greifen und mir den Schädel zertrümmern würde. Seine Augen hatten die Wärme verloren, die Negan mir sonst schenkte. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Ungewollt zuckte ich zusammen. „Hast du Angst vor mir?“, fragte Negan mich. „Für den Augenblick … ja“, gestand ich. Er ließ seine Hand dort verweilen. „Ich würde dir nie etwas tun …“
 

„Das weiß ich im Grunde genommen, entschuldige.“ Mit einem Mal wirkte Negan wieder ganz anders. Man könnte meinen, dass er fast verletzlich erschien. „Wie siehst du mich, Juls?“ „Hmm …“ Nun lehnte auch ich mich zurück. Wie Negan auf mich wirkte? Da gab es so viel. Ich konnte das gar nicht alles in Worte fassen. Bestimmt würde er mich für absonderlich halten. Dennoch war ich ihm eine Antwort schuldig. „Du bist stark und charismatisch. Der perfekte Anführer. Ohne dich wären wir aufgeschmissen. Ich sehe jeden Tag, wie du dich für das Sanctuary aufopferst. Um ehrlich zu sein bewundere ich dich und eventuell sollte ich das gar nicht, ja. Aber ich tue es.“ „Und“, er seufzte „neben all dem … verbringst du gerne Zeit mit mir? Damit meine ich nicht unser Verhältnis als Boss und Untergebener, wie viele mich hier sehen. Viel mehr ob du mich freundschaftlich magst?“
 

Mein Herz machte einen Sprung. Wenn Negan wüsste, wie ich ihn wirklich sah … Reflexartig schüttelte ich den Kopf. „Also nicht?“ „N-nein, so war das nicht gemeint.“ Ich war unsicher. Trotz meiner zweiunddreißig Jahre kam ich mich vor wie ein Kind in diesem Moment. „Ich mag dich“, eröffnete ich ihm. „Du bist einer der wenigen Sachen, auf die ich mich freue. Dank dir, fühle ich mich gewissermaßen wieder lebendig, so fern man das in dieser Welt kann.“ „Juls …“ Die Hand, die bis dato auf meiner Schulter gelegen hatte, bewegte sich. Er fuhr in Richtung meines Kopfes. Sanft tätschelte Negan mein Haar. „Mir geht es ähnlich“, er lächelte „allerdings darf ich mir auch keine Schwäche erlauben. Auf der Basis muss ich gewisse Distanz zu dir halten. Sonst könnte uns das beide ziemlich in die Scheiße ziehen. Eher in ein richtiges Gefälle von Kot! Glaub mir, das willst du nicht erleben.“ „Ich weiß, dass Simon mich beobachtet“, gestand ich „du musst mich nicht schonen.“
 

„Nun, mir ist bewusst, dass du kein totaler Noob bist, was Kämpfen angeht. Doch das ist eine andere Sache. Rick und seine Leute sind nicht ohne. Sie haben eine Menge meiner Männer getötet. Ich will, dass du überlebst. Hörst du? Halte Stellung hier im Sanctuary, stütze sie. Sei meine Geheimwaffe, wenn die meisten fallen.“ „Du traust mir so viel zu?“ Negan nickte bedeutend. „Ich habe gesehen, was du kannst. Einige hier können sich hinter dir verstecken!“ Mir wurde warm. Er wusste, dass er mich um alles bieten könnte. Ich würde es tun. Wenn es sein müsste, dann würde ich Negan mit meinem Leben beschützen – eine Sache, der ich mir schon länger bewusst geworden war. „Ich werde dir überall hin folgen“, äußerte ich schließlich „wenn du möchtest, dass ich das Sanctuary schütze, tue ich es.“ Seine Augen leuchteten auf. „Guter Junge“, er strich über meine Wange. „Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.“ Ich genoss Negans Berührungen sichtlich, auch wenn sie von seiner Seite anders gemeint waren. „Das bin ich dir schuldig, nicht nur, weil du mich gerettet hast, sondern ebenfalls als Freund.“
 

Wir sahen einander an. Mir kam es öfter so vor, als könnte Negan direkt in mein Inneres blicken. Mir machte das Angst, denn ich wollte nicht, dass er erfuhr wie ich für ihn empfinde. „Du hast Recht“, Negan räusperte sich „was Lucille angeht, sie hat nicht ohne Grund diesen Namen. Es ist der meiner toten Frau.“ Er war verheiratet gewesen? Ich Dummerchen. Natürlich war er das. Negan hatte ein Leben hier vor gehabt, eins ohne Beißer, den täglichen Kampf ums Überleben, Flucht und Tod. Ob sie Kinder hatten? „Ich weiß, dass es seltsam klingt, aber du erinnerst mich an sie, an ihre Art. Sie stand immer vollkommen hinter mir, egal was für einen Mist ich verzapfte. So jemanden wie Lucille habe ich nie verdient gehabt. Ja, sie war zu gut für meine kaputte Welt. Schon vor dem Tag X war ich kein allzu guter Mensch gewesen. Sie gab mir alles … sämtliche Lebensenergie steckte sie in mich hinein. Was tat ich?“ Negan hielt inne und ließ den Blick durch seinen Raum wandern.

„Ich habe sie betrogen … nicht nur einmal. Lucille hat mir verziehen. Obwohl ich sie behandelt habe wie Dreck. Das bereue ich bis heute. Wahrscheinlich werde ich mir das nie ganz verzeihen. Auch wenn sie mir keine Vorwürfe gemacht hatte.“ Etwas sagte mir, dass ich ihm zeigen sollte, dass er nicht alleine war. Also nahm ich Negans Hand. Seine umschloss nun die meine. Ich atmete befreit auf. Meine vorherige Angst, er könnte diese Geste als Annährungsversuch meinerseits werten, löste sich in Luft auf. Ich war einfach nur ein guter Freund, nicht mehr aber auch nicht weniger. „Sie starb“, flüsterte er. „Zum Glück bekam sie diese Welt nicht mit. Es geschah vor der totalen Verseuchung. Sie hatte Krebs …“ Sein Griff verfestigte sich. „Als sie schließlich von ihrem Leid erlöst wurde, erwachte sie und wurde etwas anderes, nicht mehr die Frau, die ich geliebt habe. Ich stand nur da, unfähig zu handeln.“
 

Unfähig ein Wort zu sagen, versuchte ich zumindest physisch für ihn da zu sein. „Das war meine größte Sünde. Ich habe sie nicht von ihrem Leid erlöst. Lucille … ich vermisse sie jeden Tag. Nach all der Zeit konnte ich sie nicht vergessen. Mein Herz ist wohl mit ihr gestorben. Was tat ich um ihr Erbe zu bewahren? Ich nenne einen dummen Baseballschläger nach Lucille. Als würde sie das wieder lebendig machen. Trotzdem ist es meine einzige Erinnerung an sie.“ „Negan, du hast sie wohl sehr geliebt“, dachte ich. Draußen auf dem Gang konnten wir zwei Saviors hören. Sie redeten über Rick und die Rebellen. Ich bekam ihre Worte allerdings kaum mit und ihm ging es wohl ähnlich. „Scheiße, ich bin so ein kaputter Bastard. Sag das bloß keinem. Normalerweise habe ich hier den Größten. Der Rest muss nicht erfahren, wie es innerlich in mir aussieht.“ „Das bleibt zwischen uns“, schwor ich ihm.
 

„Sehr gut“, Negan legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. „Manchmal tut einem so eine nicht homoerotische Nähe schon gut. Und bei dir ist es ohnehin etwas anderes. Du bist nicht einer dieser typischen Menschen, die mir jeden Tag die Eier graulen, sie tief in den Mund nehmen und auf deren produzierter Schleimspur ich nachher ausrutsche. Bei dir sehe ich, dass du es ehrlich meinst.“ Wow, seine Worte gingen runter wie Öl. Ich fühlte mich sichtlich geehrt. „Na ja“, ich hustete „du bedeutest mir eben viel. I-ich meine rein platonisch!“ „Schon klar, Boy, das brauchst du nicht extra zu betonen“, Negan lachte. Mein Körper entspannte sich langsam. Natürlich konnte ich ihm nicht gerne so nahe sein, wie ich das gerne hätte. Aber eine gute Freundschaft bedeutete mir auch viel.
 

Seither waren wir noch vertrauter miteinander. Da ich vorsichtig gegenüber den anderen Saviours war, zeigte ich meine Sympathie jedoch nicht offen. Außerdem übernahm ich mehr Aufgaben. Negan teilte mich ins Überwachungsteam ein. Wir hatten einige um uns gesammelt, denen wir ein Dorn im Auge waren. Zwangsläufig musste ich mir hin und wieder die Hände schmutzig machen, das blieb wohl nicht aus. Jedoch hatte ich ein Ziel: Jemanden zu schützen, der mir viel bedeutete. Es war dieser Augenblick, in dem mir klar wurde, dass ich mich in Negan verliebt hatte



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