Zum Inhalt der Seite

Demons

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dämonen

Es kam selten vor, dass Negan sich Personen anvertraute, was seine Vergangenheit und sein Innenleben betraf. Daher war er selbst überrascht, dass er das bei Juls so ohne Weiteres konnte. Jedoch war seine Aussage nicht gelogen, dass dieser ihn an seine Frau erinnerte. Seit ihrem ersten richtigen Gespräch, hatte Negan schon so empfunden. Überhaupt hatte er, auch wenn er Anführer der Saviors war, ein eher zwigespaltenes Verhältnis zu Menschen. Nach außen gab er sich zwar freundlich, doch innerlich rechnete Negan jederzeit mit Verrat. Sein Gefühl täusche ihn bisher nie. Auch Rick hatte er richtig eingeschätzt. Dessen Sohn Carl jedoch war ein anderes Kaliber. Nicht nur, dass der kleine Scheißer es wagte, ein paar seiner Männer umzunieten, er hatte ihm auch noch offen gedroht und war ins Sanctuary eingedrungen! Und trotzdem respektierte Negan ihn. Hätten er und Lucille einen Sohn gehabt, vielleicht wäre dieser dann wie Carl geworden.
 

Negan entwickelte väterliche Gefühle für ihn. Ja, Carl war ihm wichtig geworden. Ebenso wie Juls es war. „Ich will beide nicht verlieren“, murmelte Negan, den Blick auf die Tore des Sanctuarys gerichtet. Carl konnte er aufnehmen, ihn formen, wenn er erstmals die Sache mit Rick geklärt hatte. Es gab so vieles, was er ihm beibringen wollte. Allerdings ohne aus ihm eine zweite Version seiner Selbst zu schaffen. Manchmal träumte Negan, wenn er dann mal welche hatte, obszönes und wirres Zeug. Jedenfalls für ihn. In dieser Pseudorealität lebte er ein Leben abseits des Sanctuarys – gemeinsam mit Juls und Carl. Er war nicht mehr für die Saviors verantwortlich, sondern nur noch für die, die ihm etwas bedeuteten und sich selbst. Sie schlugen sich durch diese Welt und doch war Negan in diesen Träumen glücklich. Er hatte nie den Mann der Braunhaarigen ermordet, nie diesen Blutdurst gespürt, der seinen Verstand berauschte wie Ecstasy. Oder wie Negan sich das vorstellte, er hatte bisher nie was eingenommen.
 

Noch gut konnte er sich daran erinnern, als er Lucille fand. Sie hatte ihn förmlich angezogen und er brauchte eine Waffe, mit der er sich verteidigen konnte. Direkt hinter Negan war dann plötzlich ein Beißer aufgetaucht. Reflexartig griff er damals nach seinem Baby und schlug dieser Ausgeburt der Hölle, den bereits verrotteten, Schädel ein. Wäre es doch bei Beißern geblieben. Irgendwann kam sein erstes lebendes Ziel dazu. Zu dem Zeitpunkt war Negan noch alleine gewesen. Es hatte ihn in ein leerstehendes Haus geführt. Er wusste, als wäre es heute gewesen, wie sich sein Magen anfühlte. Alles was er wollte war diesen zu füllen. Auch wenn etwas in Negan am liebsten mit seiner Frau gegangen wäre, sie hätte nicht gewollt, dass er starb. Also kämpfte er. In den Schränken waren noch Dosenravioli. Völlig ausgezehrt setzte sich Negan an den Küchentisch, froh etwas Brauchbares gefunden zu haben. Bis er hinter sich Geräusche vernahm und ein durchgedrehter Typ mit Messer auf ihn zu gerannt kam.
 

"Du dreckige Made, dass hier ist mein Territorium. Such dir gefälligst einen anderen Platz.“ „Entschuldige, ich … ich … wollte einfach nur etwas essen. Ich habe seit Tagen kaum einen Bissen gehabt.“ „Das ist mir herzlich egal!“ Völlig von Sinnen stach der Dude zu, doch Negan konnte ausweichen. Er griff nach Lucille und schlug zu. Zuerst ein Kopfschlag, bis sich etwas in ihm veränderte. Wieder und wieder prügelte Negan auf sein Opfer ein. „Hast du nun davon, du abartiges Schwein“, grölte er. Seine Stimme verwandelte sich in ein schallendes Gelächter. Der komplette Boden war mit Hirnmatsch und Blut bedeckt. Der Mann war ein ekliger Fleischpudding geworden.
 

Ab diesem Tag starb der alte Negan und an dessen Stelle trat eine andere Person. Wie viele Personen er bereits getötet hatte, wusste er nicht. Irgendwann verlor man den Überblick. So viel Blut klebte an seinen Händen. Einige seiner Feinde nannten ihn einen Dämon. Man begann Negan und seine Präsenz zu fürchten. Praktisch im Alleingang gründete er die Saviors. Nicht ohne Grund. Negan war zwar kaltblütig geworden, aber nicht gänzlich ohne moralische Werte. So nahm er sich vor die Schwächeren zu schützen. Er wollte damit seinen Beitrag leisten. Auch Rick wollte er im Grunde retten. Dieser war jedoch so unglaublich engstirnig und beschränkt, dass er es einfach nicht erkannte. Was folgte darauf? Er musste Disziplin anwenden. Ohne die Einmischung von Rick wäre dieser Soldat und der Mann, der Witwe nie gestorben. „Ja“, raunte Negan und sah der Sonne zu, die langsam unterging „solche Menschen brauchen eine harte Hand. Ich rette Existenzen!“ Um das zu verdeutlichen nickte er sich selbst zu, danach ging er in sein Zimmer.
 

Dort ging Negan die Pläne durch, die er sich für die Tage setzte, bis es klopfte. Sein Herz machte einen Sprung, denn er musste unwillkürlich an Juls denken. „Komm rein“, wies er enthusiastisch an. Seine Enttäuschung war groß, als nicht sein mittlerweile bester Freund, sondern Holly vor ihm stand. Die hatte er ja völlig vergessen. Sie kam auf ihn zu. „Du wirkst überrascht? Alles okay?“ „Hm, ja“, grummelte Negan. Ihre Hand fuhr über seine Brust. „Du weißt doch, dass ich für heute eingeplant war“, sie setzte ein Lächeln auf. Ihr Gesicht kam näher und sie knabberte zärtlich an Negans Ohrläppchen. Normalerweise wäre er darauf voll eingestiegen, aber heute war ihm nicht nach physischer Annäherung in dieser Art. Er nahm sie beiseite. „Entschuldige, ich kann das gerade nicht. Nimm dir doch einfach den Tag für dich, ja?“ Sanft schob Negan sie vor die Tür. Holly blinzelte verwirrt. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wand er sich ab. Ihm war jetzt nur noch nach einer Person.
 

Negan hatte Glück und fand Juls in seinem Zimmer vor. „Du siehst ziemlich gestresst aus“, erkannte dieser richtig. „Ziemlich ist noch untertrieben.“ Der Blonde deutete auf das Bett neben sich, was er nur allzu gerne annahm. Juls war es, der ihn stets fragte, wie es ihm ging, der nicht nur diese Anführerfigur in ihm sah, sondern mehr. In Negan wuchs der Wunsch mehr über ihn zu erfahren. Juls Vergangenheit war wie ein ungeschriebenes Blatt. Bisher wusste er nur, dass er Schwierigkeiten mit seinen Eltern gehabt hatte und ein Underdog gewesen war. „Ach und die Sache dass irgendetwas mit seinem Körper ist“, fiel Negan still ein. Natürlich ging ihn das nichts an, doch ihm war aufgefallen, wie unsicher Juls war, was Körperlichkeiten betraf. Insbesondere den anderen Saviors gegenüber. Einmal hatte er ihn beobachtete, wie er zusammengezuckt war, als man sich ihm unvermittelt näherte. Juls schien in ständiger Alarmbereitschaft zu leben und Negan wurde das Gefühl nicht los, dass einst etwas Schreckliches passiert war, wahrscheinlich durch seinen Körper ausgelöst, wie auch immer dieser aussah. „Warum interessiert dich das eigentlich so?“, fragte er sich. „Findest du ihn etwa anziehend? Du bist heterosexuell. Typen sind nicht deine Welt.“ „Negan?“ „Äh, sorry“, er hustete.
 

Negan lenkte das Thema letztendlich auf anderes, so sprach er über Simon. „Du kannst mir sagen, was du willst. Diese Schlange plant etwas. Ich merke schon, wie er in meine Hose kriechen und in meine Eier beißen will. Doch da hat er die Rechnung nicht mit mir gemacht. Ich werde ihn weiterhin beobachten.“ „Ich glaube, dass Simon gerne deinen Platz einnehmen würde“, brachte es Juls auf den Punkt. „Er beneidet dich um diese Stellung.“ „Vermute ich auch schon lange, der kleine Dreckssack. So bald ich vor ihm stehe, tut er immer scheiße freundlich, als wollte er mich direkt ausführen. Hinterrücks wetzt er bestimmt das Messer und kann es kaum erwarten, dass ich unachtsam bin.“ „Simon sollte es würdigen, was du für uns tust. Im Gegensatz zu dir hat er kaum moralische Werte.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück