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Demons

von

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Negans Verlust

Er hatte mir viel von Carl erzählt. Ich wusste, dass dieser Junge eine besondere Bedeutung für Negan inne hielt. Zu dem Zeitpunkt an dem er ins Sanctuary einfiel, war ich auf Streifzug gewesen, aber ich kannte die Geschichte. Negan war beeindruckt von Carls Mut. „Lucille und ich hatten nie eigene Kinder“, eröffnete er mir eines Abends. „Ich habe mir schon welche gewünscht, ob du es glaubst oder nicht, aber ich denke, dass ich trotz allem ein guter Vater gewesen wäre. So bald das mit Rick geklärt ist, werde ich Carl hier willkommen heißen und mich seiner annehmen.“ Immer wenn er von ihm sprach, war da ein Leuchten in seinen Augen. Ja, Carl war wichtig für ihn. Tief in Negan sah er ihn bereits als Sohn. Ich musste lächeln, als er mir erzählte wie er für ihn Spaghetti gekocht hatte. „Jap, du denkst dir jetzt … dieses Arschloch zerschlägt Schädel und kommandiert uns herum. Nicht zu vergessen, dass wir Bestrafungen ausgesetzt sind, wenn wir ihn hintergehen, allerdings habe ich tatsächlich eine softe Seite. Das ist bei jedem eine Mischung.“ „Ich glaube dir“, sprach ich grinsend.
 

Es stimmte mich glücklich, dass Negan noch jemanden hatte, der ihm am Herzen lag. Insgeheim betete ich, dass er ihn nie verlieren würde. Denn auch Carl schien ihn, trotz dieser Sache an jenen Abend, nicht zu hassen. Negan brauchte Menschen, die echt waren. Nicht solche Personen wie Simon, der nur darauf wartete ihn zu hintergehen. Ja, es war mein Wunsch, dass Carl überlebte. Bis zu jenem Tag … Ich stand im Hintergrund, als sich eine Stimme per Funk meldete. Zwar hatte ich Rick nie persönlich gewesen, aber ich wusste sofort, dass er es war, noch bevor Negan antwortete. „Ricky, schön, dass du anrufst. Willst du mir vielleicht sagen, wo du bist, damit wir das persönlich klären können?“ „Carl ist tot ...“, lautete die bittere Erkenntnis an der anderen Leitung. Ich beobachtete, wie sämtliche Lebenszüge aus Negans Gesicht wichen. Rick sprach weiter, dass sein Sohn Briefe hinterlassen hatte. „Auch einen für dich. Darin bittet er dich aufzuhören. Er hat auch mich darum gebeten. Wir sollen Frieden schließen. Aber dafür ist es zu spät, selbst wenn wir es noch wollten. Ich werde dich töten.“ Eine Weile schien er nach Worten zu suchen. Ein seltener Moment, wenn man bedachte, wie gut er sonst mit diesen umgehen konnte. Die eigentliche Todesdrohung von Ricks Seite, ließ Negan gewiss kalt. Ihm war längst bekannt, dass sein Gegenspieler genau das plante. Er ballte eine Hand zur Faust, bevor er antworte.
 

Negans Stimme wurde weicher, ohne auf Ricks letzte Worte einzugehen und erkundigte sich, wie es passiert war. Ich konnte sehen, dass er in jenem Augenblick mit sich selbst kämpfte und sich die Schuld gab. Negan hatte nie vorgehabt Carl zu töten, auch bei unserem letzten Einsatz nicht. Carl starb durch einen Beißer. Zuvor wollte er eine andere Person retten. Oft hatte mir Negan bestätigt, wie selbstlos dieser Junge im Grunde war. „Scheiße verdammt ...“, seine Stimme brach ab „das tut mir leid, wirklich. Ich hatte Pläne für ihn. Bei alldem wollte ich Carl mitnehmen. Er war die Zukunft.“ „Die du getötet hast. Es gibt nur eine Zukunft wenn du tot bist!“ Aus Rick sprach erbitterter Hass. „Wofür machst du das? Wieso stellt ihr euch immer noch quer? Carl ist tot und er wird nie wieder kommen. Du bist schuld daran. Es ist deinetwegen passiert. Du wolltest nie Ruhe geben und hast immer den Kampf mit mir gesucht. Ja, wir sterben alle irgendwann. Aber in diesem Fall trägst allein du die Verantwortung. Du hast dich eingemischt und meine Männer getötet. Carl hast du jedoch nicht davon abgehalten irgendwelche Dummheiten zu machen. Du warst nicht da! Wer wird der nächste sein?“
 

"Das bist du“, herrschte Rick. „Nein, aber einer von uns wird dran glauben müssen. Ich bewahre Menschen vor dem Tod, ich schütze sie. Du magst dich davor verschließen, doch ich bin die Lösung. Eventuell musstest du durch diese Lektion gehen um das endlich einmal zu begreifen. Tu es jetzt. Hör auf zu kämpfen. Du wirst nur noch mehr Menschen verlieren durch deine falschen Entscheidungen. An deinen Händen klebt ebenso Blut wie an meinen. Du bist kein Messias oder Märtyrer, Rick. Deine Sünden werden dich immer verfolgen, Carls Tod liegt an dir. Sogar ich spüre das gerade und das werde ich noch eine ganze Weile. Alles was du hättest tun müssen war, mich euch retten zu lassen. Daher musste ich doch deine Freunde umbringen, damit du es einsiehst. Du wirst mich nicht töten … in Wahrheit bist du gescheitert, als Anführer aber in erster Linie als Vater. Gib … einfach auf. Du kannst nicht mehr gewinnen, denn deine Niederlage wurde schon lange besiegelt.“
 

Mit diesem Rat legte Negan auf. Er hatte Rick praktisch mundtot gemacht. Vorsichtig trat ich zu ihm. „Möchtest du … reden?“, fragte ich ihn. Zunächst schien Negan mich nicht wahrzunehmen. Ich konnte mir gut vorstellen, was in seinem Kopf vorging. Erneut hatte er einen Menschen verloren, der ihm wichtig geworden war. „Negan“, flüsterte ich und streckte meinen Arm aus. Er schüttelte den Kopf. „Nicht hier, lass uns in mein Zimmer gehen.“ Ich folgte ihm. Wir sprachen kein Wort miteinander, bis Negan die Tür hinter sich schloss. Lange hatte er seine Fassade des stolzen Anführers gewahrt. Mit einem Mal nahm diese jedoch Risse an und er suchte Halt auf seiner Couch. Lucille ließ er neben sich gleiten. „Scheiße man, scheiße, scheiße, scheiße“, fluchte Negan unkontrolliert. Ich kannte das gut an ihm. Ohnehin war Negan ein Mensch, der sein Herz auf der Zunge trug. Egal, ob er nun gut gelaunt war, nachdenklich oder wütend – er fluchte gerne und oft. Mir machte das aber nichts. Ich setzte mich zu ihm und tat etwas, was ich sonst nie ohne weiteres machte, da ich immer noch zu großen Respekt vor ihm hatte … ich nahm ihn in die Arme. Bestimmt hätten jetzt einige aufgezuckt.
 

Ich wusste, wie viel Angst die Saviors vor ihren Anführer hatten. Doch in diesem Augenblick war er einfach nur Negan. Ein Mensch, der einen großen Verlust erlitten hatte. „Es ist okay“, sagte ich sanft. „Ich bin da, du bist nicht alleine und ich werde es niemanden erzählen.“ Stille. „Negan?“ Plötzlich umschlossen mich seine Arme und er presste seinen Körper an meinen. „Danke, Juls“, raunte er „lass uns einfach nur einen Moment so bleiben, ja?“ „Natürlich. Ganz wie du willst.“ Carls Tod war nicht nur für ihn bitter, dennoch war ich froh, ihm beistehen zu können. Außer mir konnte niemand Negan so sehen. Dieser verletzliche Teil in ihm war mir alleine vorbehalten. Ich streichelte sein Haar. Er wusste, dass diese kein Flirtversuch oder Annäherung meinerseits war. Wir waren in seinem Raum. Sozusagen war das unser eigener Safe Space. Viele Monate und Tage hatten wir hier verbracht. Den jeweils anderen kennen sowie schätzen gelernt. Meine Meinung über Negan würde sich niemals ändern. Er war für mich einer der stärksten Menschen auf dieser Welt. „Juls?“ „Ja?“ „Versprich mir“, begann er „dass du alles dafür tun wirst um am Leben zu bleiben. Du musst überleben!“



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