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Enemy mine - geliebter Feind II

von

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Kapitel 6

Colt genoss die Gegenwart Snows. Ihr Körper bewegte sich leicht, wie von selbst nach dem Takt, den der Song ihnen vorgab. Schultern, Arme oder Hüften passten sich der Musik an. Geschmeidig wiegte sie sich zum Rhythmus, hypnotisierte ihn beinahe.

Beinahe.

Er fuhr herum und griff nach dem Handgelenk, das auf seine Schulter zu schnellte, ehe der Mann, dem es gehörte, ihn berühren konnte. Aufmerksam musterte er ihn.

„Wolltest du abklatschen?“, fragte er rau.

„Die da? Sicher nicht. Mit sowas tanzt man nicht“, schnaubte sein Gegenüber abfällig. „Schäm dich. So was will ein Star Sheriff sein.“

Er riss sich los und funkelte ihn finster an.

„Ich bin vor allem mal nicht angetrunken. Bezweifle, dass du weißt, was du da quatschst.“

„Bezweifle, dass du weißt, wo du hingehörst. Was ist los mit euch? Lasst euch von solchen Weibern den Kopf verdrehen, als hätten wir keine schönen Frauen, die mehr Wert sind als das da.“ Die Worte spie er aus, als wäre er sonst an ihnen erstickt.

Colt grübelte, woher ihm dieser Typ so bekannt vorkam. Er brauchte nicht lange. Die Größe und Statur, die Züge seines Gesichtes, nur jünger, weicher – alles erinnerte ihn stark an einen Mann.

„Arasmus war dir wohl kein gutes Vorbild. Oder liegt Rassismus bei euch in den Genen?“, provozierte er ihn bewusst. Es wirkte, wie er erwartet hatte.

Der Kontrahent holte erneut aus und wollte zu schlagen, aufgebracht über die Worte des Scharfschützen, die seinen Bruder beleidigten.

Colt hatte keine Mühe den Schlag des Trunkenen abzufangen und ihm den Arm auf den Rücken zu drehen.

„Na, wer wird denn gleich.“

Er nahm ihn in den Schwitzkasten und näherte seinen Mund dem Ohr des Gegners.

„Ich lass dich vom Haken, Kleiner. Geh heim, schlaf dich aus und überleg, ob das eine gute Idee war, wenn du ausgenüchtert bist“, raunte er ihm leise, aber bestimmt warnend zu. „Mach keine Zicken, oder du kannst deinem Bruder Gesellschaft leisten, wegen Angriffs auf einen Star Sheriff, Gefährdung einer Schutzbefohlenen und Boykotts einer friedensstiftenden Kooperation. Klar so weit?“

Ächzend nickte der, noch nicht berauscht genug um zu begreifen, was hier geschah.

Colt lockerte den Griff so weit, dass der junge Mann sich aufrichten konnte und führte ihn zur Theke. Dort hieß er den Barkeeper ein Taxi zu rufen und führte den Streitlustigen aus der Bar.

Snow folgte ihnen ruhig und aufmerksam beobachtend auf dem Fuße.

Sie wartete schweigend bis das Taxi kam und der Bruder Arasmus Soors in selbiges bugsiert wurde.

Colt wandte sich zu ihr um. Sie schien ruhig, gefasst, als wäre nichts Außergewöhnliches geschehen oder nichts, das sie nicht erwartet hätte.

„Wir werden noch lange einfach nur Outrider, einfach nur Lemminge sein, die nichts wollen oder denken“, sagte sie distanziert, als berühre sie es nicht. Sie stellte lediglich eine Tatsache fest. „Zumindest für einige, für andere eben nicht.“

Colt nickte. „Tut mir leid, dass der Abend so gelaufen ist“, meinte er dann.

„Warum? Hast du ihm gesagt, dass er tun soll, was er getan hat?“

Er schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn.

„Dann ist es nicht deine Schuld und du musst dich für nichts entschuldigen. Es ist wie es ist. Machen wir was draus.“ Sie hob die Schultern.

„Was zum Beispiel?“

Abermals zuckte sie mit den Achseln und sah sich um. Sterne waren am Himmel nicht zu sehen, nur Neonlichter strahlten in die Nacht, beleuchteten die Gebäude. Auf der Straße erhellten Laternen die Dunkelheit, hin und wieder auch die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos. Verkehrsbeleuchtung wechselte die Farbe, gebot den Passanten stehen zu bleiben, wurde teilweise ignoriert.

Trunken und ausgelassen zogen Menschen an ihnen vorbei, meist in Gruppen, und riefen laut johlend unsinnige zusammenhangslose Sätze, jubelten. Sie freuten sich des Nachtlebens.

Nur zwischen Colt und ihr war es still.

Wollte sie weiter tanzen? Das war irgendwie schön gewesen. Doch würde das bei ihm als Mensch nicht eine Art Befremdung hervor rufen? War es nicht sogar eine dumme Idee, lenkte sie so womöglich noch mehr Aufmerksamkeit auf sich und erschwerte dem Scout damit seine Aufgabe sie zu beschützen?

„Gehen wir nach Hause“, schlug sie schlicht vor.

Er nickte. „Wie du möchtest.“

Sie streckte die Hand nach ihm aus. Er umschloss sie fest und führte sie mit sich zurück zu ihrer Wohnung.

Keiner von beiden sprach. Es war eine friedliche Stille, ohne Beklemmung oder Unbehagen. Sie schlenderten durch die ruhigen Straßen der lebhaften Großstadtnacht.
 

Er fuhr aus dem Schlaf auf und sah sich um.

Sein Bett stand noch immer in der Schlafnische. Ein Stuhl und ein kleiner Tisch in der Kochnische. Das Regal lag noch immer am Boden, halb fertig, wie seit dem Vormittag des vergangenen Tages.

Fireball saß am Boden, studierte die Mappe, die der Outrider mit der Navigatorin erstellt hatte. Er hatte eine kleine Lampe neben sich gestellt, so dass sie nicht in die Nische strahlte und der Wuschelkopf gut lesen konnte. Er runzelte die Stirn. Entweder las er konzentriert oder bemühte sich, das Gelesene zu verstehen.

Jean-Claude wusste nicht sicher, was es war. Es interessierte ihn auch nicht sonderlich.

Er schob sich unter der Bettdecke hervor und streifte sein T-Shirt ab. Es war ohnehin warm in der Wohnung und die Gedanken, die sein Unterbewusstsein in seinen Schlaf geschoben hatten, hatten seinen Herzschlag in die Höhe getrieben, die Körpertemperatur erhöht und somit den Austritt von Schweiß zur Kühlung. Jetzt war es ihm zu warm.

Er tupfte sich den Schweiß mit dem Shirt ab und schlich zum Kühlschrank, hatte kein Bedarf daran, den Rennfahrer zu stören und womöglich wieder eine nutzlose, weil fruchtlose Diskussion mit ihm zu führen.

Leise öffnete er den Kühlschrank, nahm eine Flasche Wasser heraus und trank durstig einige große Schlucke. Anschließend bewegte er sich lautlos zum Balkonfenster. Er öffnete sie so geräuschlos wie möglich und trat ins Freie. Tief atmete er ein und schaute über die Stadt und ihre nächtlichen Lichter.

Ein Monat.

Ein Monat war es nun her, dass man sie in Bay Back beinahe aufgestöbert hätte. Es war knapp gewesen. Ohne die Star Sheriffs, das musste er leider zu geben, wäre es für seine Schwestern möglicherweise schlecht ausgegangen. Wenn sie so nah waren, war es ihnen ein leichtes, sie zu fassen. Durch ihre Flucht hierher, hatten sie sich einen Monat gesichert, höchstens noch weitere drei. Darauf konnte er sich nicht verlassen.

Jetzt war es an der Zeit zu handeln. Von nun an stieg die Gefahr mit jedem Tag.

Er überdachte seine Optionen noch einmal.

Fast ein Jahr waren sie nun schon auf der Flucht. Sicher hatte man zunächst Orat auf ihn angesetzt, dann Brunhilda und Mohawk, als nächstes wahrscheinlich Big Top, Razzel, Lazardo, Hawker, Lily und Vulcrock – sie alle hatte man sicher schon auf sie angesetzt. Viperon, Calibos sowie Gattler und Nemesis persönlichen Favoriten kämen nun an die Reihe.

Nicht undenkbar, dass die vier zusammen ausgesandt worden waren. Je länger die Führung wartete, desto riskanter war es für ihn. Jean-Claude wusste zu viel, war zu gefährlich.

Zwar war keiner dieser Alphas für gute Kooperation bekannt, aber das war auch nicht erforderlich. Sie mussten nur eine Zielperson zu geordnet bekommen. Damit war die Gefahr dreimal so hoch.

Jean-Claude hatte Zweifel, was ihre Beschützer betraf. Vor allem der Rennfahrer in seiner Wohnung war emotional so abgelenkt mit seiner sinnlosen Eifersucht, das man ihn schlichtweg in der Pfeife rauchen konnte. Wie wachsam Colt und April waren, angesichts der Schwäche für seine zweitjüngste Schwester oder eben für den missgünstigen Hitzkopf, konnte er schwer einschätzen. Beide waren größtenteils professionell, doch hin und wieder verleiteten sie ihre Emotionen eben, lenkten sie ab.

Zuverlässigkeit? Zwischen fünfzig und fünfundsiebzig Prozent. Saber Rider schien an seine jüngste Schwester nicht weniger emotional intensiv gebunden zu sein, wie die beiden anderen, doch schien er gleichzeitig noch den kühlsten Kopf zu bewahren und stand jeder Information objektiv und aufmerksam gegenüber. Zuverlässigkeit? Zwischen fünfundsiebzig und fünfundneunzig Prozent.

Das war ein recht schwacher Schutz, bedachte er, dass ihm nun ziemlich wahrscheinlich die besten vier aus den oberen Rängen auf den Fersen waren.

Nein, er hatte definitiv keine weiteren drei Monate mehr. Er musste täglich mit ihnen rechnen. Täglich.

Es verbesserte seine Situation auch nicht, dass Ian Broik und Garrett McLeod das Team unterstützten. Arasmus Soor hatte gezeigt, wie zuverlässig diese Art der Unterstützung war. Zuverlässigkeit? Ian Broik, vom Typ eher wie Soor, fünfzig bis fünfundsiebzig Prozent bestenfalls. Garrett McLeod, maximal neunzig Prozent.

Nicht besser. Nein.

Er senkte den Kopf, beugte sich über die Brüstung und schaute hinunter. Die Lichter in den Wohngebäuden waren erloschen. Die Grünflächen lagen im nächtlichen Dunkel.

Viperon, Calibos, Gattler und der Schoßhund.

Wie würden sie wohl vorgehen?

Ihn direkt angreifen?

Nimm den General. Mach seine Soldaten führungslos und handlungsunfähig. Seine Schwestern würden ihm folgen. Das war eine Möglichkeit.

Welche gab es noch?

Seine Schwestern angreifen? Sie wussten um das Band zwischen ihnen.

Er würde ihnen folgen. Sofort. Ungeachtet der Bedingungen würde er sich so selbst ans Messer liefern und ihnen viel Arbeit ersparen.

Das Band zwischen ihnen würde ihnen auf die eine oder andere Weise zum Verhängnis werden. Konnte er es kappen? Was würden seine so menschlichen Schwestern dann tun? Ihm folgen oder es akzeptieren?

Sie waren der größte Unsicherheitsfaktor in seiner Gleichung.

Er seufzte schwer.
 

Fireball war in die Texte vertieft, welche die Mappe enthielt. Das ganze Zeug über die Hormone war spannend, wenn er zunächst auch Schwierigkeiten hatte, es zu verstehen. Zumindest machte es ihm das Verhalten der Geschwister begreiflicher, aber es änderte nichts an der Sympathie und Antipathie die er den einzelnen gegenüber empfand.

Er bemerkte, wie der Outrider aufstand und beobachtete aus dem Augenwinkel dessen Bewegungen. Schließlich spähte er hinaus zum Balkon, wo der Grünhaarige stand und in die Nacht starrte.

Im fahlen Licht, welches der Nacht noch geblieben war, konnte er Narben und Wundmale erkennen. Sie schienen seinen gesamten Oberkörper zu überziehen, so weit der Rennfahrer das es sehen konnte.

Nemesis war wohl härter zu seinen Untergebenen, als er bisher angenommen hatte.

Jean-Claude bewegte sich, lehnte sich über die Brüstung.

Der Rennfahrer wollte aufspringen, doch dann sah er, wie der seine Unterarme abstützte und den Kopf dazwischen senkte.

Irgendwas beschäftigte ihn.

Als Jean-Claude sich aufrichtete und umwandte, gab der Wuschelkopf sich in die Unterlagen vertieft.
 

Saber legte den einen Arm in seinen Nacken und schaute an die Schlafzimmerdecke. Im anderen Arm hielt er Beth. Sie hatte ihren Kopf auf seine Brust gelegt und schlief tief und fest.

Es machte ihm ein schlechtes Gewissen.

Aller guten Dinge waren drei, hieß es. In diesem Fall waren die Dinge nicht nur gut sondern schlichtweg Wahnsinn.

Kein Wunder war sie erschöpft.

Kein Wunder war er es.

Sie hatten nicht von einander lassen können. Nicht eher. Einen Moment lang, als sie im Flur wieder zu Atem kamen, war ihm durch den Kopf gegangen, sie könne analysieren, was sich ereignet hatte, doch ihre Neugier hatte die Oberhand behalten, ebenso wie ihr experimentierfreudiger Forscherdrang. Beides war so lebendig in ihr, dass aller guten Dinge drei wurden, ehe einer von ihnen wusste, wie ihnen geschah. Nicht, dass er das in irgendeiner Form bedauern würde. So klimaxlastig war eine Nacht schon lange, sehr lange nicht mehr gewesen.

Jetzt lag sie ihr bei ihm, warm und anschmiegsam, atmete friedlich.

Der Moment füllte sich so vollkommen an, harmonisch und traumhaft. Als könnte das Leben endlos so weiter gehen, auf die Art, wie es in den letzten Wochen verlaufen war. Jeden Abend zu ihr nach Hause kommen, mit ihr leben, sich in seine Arbeit vertiefen, während sie sich in ihr Studium vertiefte, Zeit mit ihr haben, sie genießen.

Normal, alltäglich, ausgeglichen, routiniert.

So fühlte es sich in diesem Moment an.

Routine, hieß es, sei tödlich.

Er zuckte zusammen.

Zumindest war sie gefährlich. Besonders jetzt, da die Tage beinahe schon Gewohnheit waren und man beginnen konnte, sie darin geborgen zu fühlen, so wie er gerade.

Sie mussten wachsam bleiben. Er musste wachsam bleiben. Die Aufmerksamkeit durfte nicht nachlassen. Jetzt noch weniger als zuvor.

Jean-Claude hatte seinen Verfolgern eine Frist von einem bis vier Monaten eingeräumt, ehe sie darauf kommen würden, die Suche nach den Geschwistern auf Metropolen auszuweiten. Ein Monat war nun um. Beinahe ein Jahr waren die drei nun auf der Flucht. Erstaunlich lange, wenn man es Recht bedachte. Der Outrider hatte seine Schwestern und sich erfolgreich geschützt. Doch fraglich blieb, wie lange ihm das noch gelang.

Mehrfach hatte er betont, wie wichtig sie für ihre Gesellschaft waren. Wie lange konnte diese effektiv ausgerichtete noch auf sie verzichten, ohne das es Konsequenzen hatte?

Nein, die Führung, Nemesis musste sich etwas einfallen lassen.

Wen würde er wohl auf sie angesetzt haben? Hatte er, nachdem bisherigen Mangel an Erfolg, andere Leute auf die drei angesetzt? Sicher. Nur wen?

Er ging gedanklich die Liste an Kommandanten durch, mit denen sie bereits zu tun hatten. Orat, Big Top, Lazardo, Brunhilda und Mohawk hatten ihnen leichte Kopfscherzen bereitet. Die konnte er wohl ausschließen. Falls sie beauftragt worden waren, waren sie nun sicher abgezogen. Razzel, Hawker, Vulcrock und Lily hatten ihnen das Leben schon schwerer gemacht. Aber wie gut war es ihnen wohl gelungen, sich in Jean-Claude hinein zu versetzen und ihn aufzuspüren? Nein, er glaubte nicht, dass er mit ihnen rechnen musste. Sie waren gut, aber sie hatten ihnen nicht den meisten Ärger eingebrockt. Da sah die Sache bei Calibos, Viperon, vor allem aber Gattler und besonders Nemesis rechter Hand ganz anders aus. Mit denen sollte er wohl besser rechnen. Viperon hatte Pecos einst massiv bedroht. Calibos war es gelungen an die Steuerungspläne von Ramrod an sich zu bringen. Gattler hatte mehr als einmal bedeutende Versorgungsstationen angegriffen – jedes Mal mit einem Aufgebot, das für einen ganzen Krieg gereicht hätte. Gattler würde also, wenn er auf die Geschwister gehetzt wurde, erst später zum Einsatz kommen, um die Ressourcen zu schonen. Vielleicht war es jetzt an der Zeit. Gattler war ein Fan pompöser Auftritte. Er würde ungeniert auch in einer Metropole suchen. Das passte zu ihm. Publikum gab es genug.

Ob er wohl die rechte Hand berücksichtigen musste?

Wenn ihre Verfolger in Bay Back darauf gekommen waren, dass die Geschwister auf die Ramrod-Crew getroffen war, dann musste er ihn in die Rechnung aufnehmen.

Es war sinnvoll, sich mit Jean-Claude darüber auszutauschen und alle anzumahnen, nicht unaufmerksam zu werden, ganz gleich wie hoch die Ablenkungsfaktoren waren oder wie ... er schaute auf die Schlafende … anziehend, betörend und Sinne berauschend. Er musste sich zusammen reißen, er noch mehr als alle anderen. Er hatte eine Vorbildrolle zu erfüllen.

Schwer seufzte er. Dann schob er sich vorsichtig aus dem Bett und hüllte Beth behutsam in die Decke.

Anschließend schlich er ins Wohnzimmer und sammelte seine Kleidung zusammen. Er zog sich rasch an und prüfte die Wohnung, schalt sich nachlässig dabei, es nicht längst getan zu haben.

Schließlich bezog er Posten, so wie es sich gehörte.
 

Als Daniel seine Wohnung betrat, wusste er es.

Jemand war hier.

Noch ehe er das Licht eingeschaltet hatte oder vom Flur in das Wohnzimmer getreten war.

Er spürte es deutlich.

Auf einen Angriff gefasst, betrat er das Wohnzimmer und schaltete das Licht ein.

Sein ungebetener Gast wandte sich zu ihm um und grinste provokant.

„Was machst du Ratte hier?“ knurrte er drohend. Der sollte bloß nicht auf blöde Ideen kommen.

In dem simplen Wohnzimmer stand er mitten im Raum, zwischen dem Fernseher mit den Konsolen und dem Sofa davor. Er war mit einem Fuß auf die leere Chipstüte getreten, beinahe, als kümmere ihn der Dreck nicht, über den er so gehen musste. Der andere Fuß stand in einem Haufen Zigarettenasche, dort, wo ihm der Ascher vor ein paar Tagen vom Tisch gefallen war. Nichts schien ihn zu beeindrucken. Gar nichts.

„Ich kann wohl davon ausgehen, dass ich mich nicht mehr vorstellen muss,“ stellte der andere fest als wäre er stolz darauf.

„Was du hier willst, will ich wissen!“, beharrte Daniel ungehalten.

„Dir helfen. Hab gehört, ihr habt ein Rattenproblem in eurer Familie.“

„Ach wirklich? Wie kommst du denn darauf?“

„Es ist nicht allzu schwer in den Daten des Oberkommandos herum zu stöbern. Arasmus soll unehrenhaft entlassen werden. Wegen des Übergriffes auf seine Schützling. Eine junge Outriderin soll ihn … sagen wir, angeregt haben.“

Daniel klappte der Kiefer beinahe ins Bodenlose.

„Woher …?“

„Sagte ich gerade. KOK-Datenbank. Also, ich kümmere mich um euer Rattenproblem, wenn ihr mir sagt, wo ich die finde. Interessiert?“

„Arasmus stand unter Schweigepflicht. Er hat mir nichts darüber erzählt …“ Prüfend sah er den ungebetenen Gast an. Der war definitiv einer der hinterhältigsten und gerissensten Gesellen, mit denen man zu tun haben konnte. Es war zweifelhaft, ob es eine gute Idee war, ihm ein oder zwei Informationen zu kommen zu lassen. Andererseits war er sicher der Beste wenn es darum ging die Ratten zu beseitigen.

„Er wird kommende Woche entlassen“, gab er knapp zur Antwort.

„Ehrlich? Das ist alles.“ Der Gast sah ihn abschätzig an. „Na schön“, meinte er schließlich und verließ ohne Umschweife die Wohnung.

Daniel hielt ihn nicht zurück, sah ihm nachdenklich nach.

Was sollte es schaden? Die Ratten waren sie dann los und er würde sicher keine Spuren hinterlassen. Eine Verbindung zu ihnen nachzuweisen, würde er nicht zulassen. So beliebt war er hier nicht. Was sollte also ihm und seinem Bruder passieren?

Er ließ sich aufs Sofa fallen.

Das konnte klappen.
 

Wasser prasselte auf seinen Kopf und rann durch sein Haar über seinen Körper. Es spülte Shampoo Duschgel aus seinem Schopf und von seiner Haut, schwemmte die kleinen Schaumkrönchen in einem sachten Strudel in den Abfluss.

Sein Kopf fühlte sich leichter und klarer an.

Er schaltete das Wasser ab und stieg aus der Dusche.

Nachdem er sich abgetrocknet hatte, schlüpfte er in seine Kleidung und stellte, mit unzufrieden gerunzelter Stirn fest, dass sein Hemd vollkommen verknittert war. Er warf es in die Schmutzwäsche und verließ das Badezimmer.

An Fireball vorbei, der sich gerade an der Kaffeemaschine bediente und sich eine Tasse des koffeeinhaltigen Getränkes einschenkte, ging er zu seinem Schrank, oder vielmehr dem stoffbespanntem Konstrukt, das ihn ersetzte. Er öffnete es und schaute hinein.



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