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Another Side

Another World, another Wesker 1.5
von

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Kapitel 5: Nicht hier


 

Albert starrte Mikhail fassungslos an. Im Gegensatz zu vorhin waren nun alle Gedanken fort, so dass er sich ganz allein auf den letzten konzentrieren konnte: Ich bin infiziert!

Wann und wie war das geschehen? Hatte er irgendjemanden damit gefährdet? Warum hatte er sich noch nicht in einen Zombie verwandelt? Was sollte er tun? Wäre die andere Jill jetzt hier, hätte er sie wenigstens fragen können, was sie darüber dachte. Sie war auch bereits infiziert gewesen, ihr wäre bestimmt etwas eingefallen.

»Die anderen sind alle sauber«, sagte einer der Tester.

Zumindest hatte er niemanden angesteckt – und keiner der anderen schien etwas von Mikhails Frage mitbekommen zu haben. Dieser schickte den Mann derweil wieder weg, damit sie unter sich bleiben konnten.

»Das kann nicht sein«, erwiderte Albert kopfschüttelnd. »Ich kann nicht infiziert sein. Machen Sie noch einen Test!«

Nach den Ereignissen in Arklay hatte sich jedes überlebende S.T.A.R.S.–Mitglied durchchecken lassen, bei keinem – auch bei ihm – war etwas Ungewöhnliches aufgefallen. Allerdings war das Krankenhaus eine Einrichtung von Umbrella. Genau wie diese Truppe. Konnte er am Ende niemandem trauen?

Mikhail blickte ihn nachdenklich an. »Nun, Ihre Augen und Ihre Haut weisen tatsächlich keine Symptome auf. Aber ...«

Sein Funkgerät erwachte plötzlich zum Leben. Mikhail bedeutete ihm, dass er eine Sekunde bräuchte, dann zog er sich von ihm zurück, um mit der Person am anderen Ende zu sprechen. Albert starrte ihn durch die Bar hindurch an. Er musste doch das Recht auf einen weiteren Test haben, vielleicht war er nur falsch positiv. So etwas gab es immerhin, davon hörte man dauernd.

Aber wenn er pessimistisch blieb und wirklich positiv war, was würde das dann bedeuten? Sein Blick wanderte zu der toten Frau hinüber, die von einigen U.B.C.S.-Soldaten begutachtet wurde. Müsste man ihn auch töten? Oder würde Umbrella ihn einfach einkassieren und für Experimente gebrauchen?

Er wollte nichts davon. Im Moment wollte er einfach nur bei Jill sein, aber dafür musste er ins RPD. Einfach rauszustürmen und auf das Beste zu hoffen, konnte er jedoch vergessen. Er wusste allerdings auch nicht, ob er hier überhaupt herauskäme, wenn es zu keinem weiteren Test käme. Er schnaubte leise, was seine Unzufriedenheit nur verstärkte.

Mikhail kehrte schließlich zu ihm zurück. »Das war die Zentrale. Einer meiner Männer hat die Ergebnisse direkt durchgegeben – und wir sollen Sie wirklich noch einmal testen.«

Na bitte, genau wie er wollte. Auch wenn es ihn misstrauisch machte, dass sich jemand von Umbrella wegen seines Ergebnisses meldete. Wollten sie nur sichergehen, bevor sie ihn ausschalteten oder loswurden?

Egal, er würde diesen Test einfach nochmal machen und hoffen, dass dieser negativ wäre. Dann würde er ins RPD fahren und sich in das Verhör von Jill einmischen. Und sobald er wieder unter vier Augen mit ihr wäre, würde er über diese Situation mit ihr sprechen. Sie hatte mehr Erfahrung mit Umbrella, sie könnte ihm bestimmt einen Ratschlag geben.

Als wieder jemand mit einem Test zu ihm kam und unter dem aufmerksamen Blick von Mikhail neue Proben nahm und Augen und Haut genau untersuchte, musste Albert sich dazu zwingen, ruhig zu bleiben. Alles war gut, ganz bestimmt. Er war negativ, er konnte nicht infiziert sein.

Ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden tippend, wartete er. Mikhail starrte gemeinsam mit dem Tester auf das Ergebnis, ließ sich von ihm erklären, auf welche Marker er achten musste, scheinbar genauso interessiert wie Albert selbst. Schließlich, nach drei quälenden Minuten, hob Mikhail den Blick. An seinem Gesichtsausdruck war nicht abzulesen, was er gerade dachte. Albert hielt unwillkürlich die Luft an.

»Der Test ist negativ, Captain«, sagte Mikhail schließlich. »Sie können gehen.«

 

J's Bar war nicht weit vom RPD entfernt, deswegen verzichtete Albert darauf, sich mit seinem Auto durch den Verkehr zu quälen und joggte durch die Seitenstraßen. Dabei fiel ihm auf, dass er viel zu schnell aus der Puste war. Spätestens wenn Chris wieder da wäre, müsste er mehr trainieren gehen.

Er hatte darauf verzichtet, die anderen davon in Kenntnis zu setzen, dass er zum RPD zurückkehren würde – oder dass er überhaupt ging. Sie waren gerade noch in gegenseitiges Versichern vertieft, dass alles in Ordnung war. Besonders Cindy und Will brauchten noch ein wenig Bestärkung vor allem von Kevin, der die beiden am besten zu kennen schien. Niemand hatte gemerkt, dass er fort war. Und wenn es ihnen irgendwann auffiel, könnte vor allem Enrico sich bestimmt denken, wo er war und nachkommen.

Albert stürmte in die Haupthalle. Abends war alles mit hellen Lichtern beleuchtet, besonders die große Statue, die stets sämtliche Blicke von Besuchern anzog. Er hatte dafür an diesem Tag aber nichts übrig, sondern ging direkt auf den Empfang zu. Es war bereits so spät, dass die Frauen, die normalerweise hier arbeiteten, Feierabend hatten. Dafür wurde er von zwei Polizisten empfangen, der eine kam ihm vage bekannt vor, der andere – wesentlich jüngere – war ihm unbekannt.

»Captain Wesker«, sagte der erste, »was für eine Überraschung. Gibt es ein Problem?«

»In welchem Verhörraum ist Jill?«

Der Polizist runzelte seine Stirn. Erst glaubte Albert, dass er einfach nicht wüsste, von wem er sprach, doch gerade als er ansetzte, ihm mehr Informationen zu geben, schüttelte der Polizist mit dem Kopf. »Sie ist nicht hier. Wen sollte sie denn verhören?«

Natürlich, er ging davon aus, dass Jill irgendeinen Verdächtigen bei sich hatte, nicht dass sie selbst die Verdächtige war. Vielleicht war das auch der Denkfehler hier.

»Was ist mit Agent Morgen?«, fragte Albert. »Oder Detective Munch oder Briscoe? Ist einer von ihnen hier?«

Der Polizist sah seinen jungen Kollegen an. »Leon, hast du Agent Morgan gesehen?«

»Nicht mehr seit er gestern versucht hat, mit mir über The Shining zu sprechen. Ich glaube, heute war er gar nicht hier.«

Zu viele Details, die interessierten ihn gar nicht. Deswegen stellte er eine definitive Frage: »Wenn ich jetzt den Verhörraum aufsuche, ist also niemand dort?«

Leon nickte. »Es ist niemand reingekommen.«

Er glaubte es nicht, konnte nicht. Deswegen ließ er die beiden stehen und lief mit großen Schritten durch den Ostgang. So spät traf er glücklicherweise kaum jemanden, vor allem niemanden, der Interesse daran hatte, mit ihm zu reden. Deswegen dauerte es nicht mal eine Minute, trotz des Umwegs, den man nehmen musste, bis er die Tür des Verhörraums aufreißen konnte.

Aber er war leer.

Genau wie der Beobachtungsraum direkt daneben. Alberts Herz sank tiefer. Jill war nicht hier. Sie hatten sie nicht hergebracht. Er war belogen worden. Und jetzt würde er niemals erfahren, wo sie war. Umbrella musste die Gelegenheit genutzt haben, um sie loszuwerden. Hätte er sie doch nur aufgehalten, als es ihm noch möglich gewesen war.

Was nun? Er könnte wie bei Chris einfach aufgeben, darauf hoffen, dass sie noch lebte und eine anonyme Mail ihm mehr darüber erzählte – aber das war grandios schiefgelaufen und hatte ihn zu diesem Punkt geführt. Damals hatte er falsch entschieden. Also was sollte er tun?

Ihm fiel nichts ein, denn alles schien ihm unmöglich. Doch er kannte eine Person, die dem Unmöglichen getrotzt hatte und sogar von den Toten zurückgekehrt war. Was täte die andere Jill an seiner Stelle?

Mit geschlossenen Augen stellte er sich vor, wie sie in seiner Situation wäre. Sie würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um eine höhere Stelle dazu zu bringen, ihr zuzuhören und Maßnahmen zu ergreifen – und für ihn entsprach das in diesem dem FBI. Wenn er Morgan und Cooper davon erzählte, könnten sie vielleicht bei Umbrella ermitteln und mithelfen, Jill zu retten.

Mit diesem Entschluss eilte er in Richtung seines Büros. Die Agenten hatten ihm ihre Karten hinterlassen, falls er neue Informationen auftreiben sollte. Und was könnten bessere Informationen sein als diese?

Im S.T.A.R.S.–Büro wurde er bereits von allen anderen erwartet; sie waren also schneller darauf gekommen, dass er hier war, als er gedacht hätte.

»Wo ist Jill?«, fragte Kevin, bevor einer der anderen etwas sagen konnte.

»Nicht hier«, antwortete Albert kurzangebunden. »Die FBI-Agenten sind auch nicht hier. Umbrella muss sie woanders hingebracht haben.«

Er strebte bereits in Richtung seines Büros, doch Enrico stellte sich ihm in den Weg. Er sah ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Ärger an. »Albert, erklär mir endlich, was hier los ist!«

Die Langfassung hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen, deswegen entschied er sich nur für das Essentielle: »Umbrella forscht an Biowaffen, Chris hatte die ganze Zeit recht und wurde vermutlich deswegen auch entführt. Und jetzt haben sie dasselbe mit Jill gemacht.«

Barry, Brad und Kevin nickten zustimmend, doch Enrico war noch nicht überzeugt: »Das ergibt keinen Sinn. Die Mail deines Informanten besagte doch, dass Chris Teil des H.C.F. ist. Jetzt sagst du, er wurde von Umbrella entführt?«

Albert hatte keinem der anderen erzählt, dass die Mail eigentlich aus einer anonymen Quelle gekommen war. Er hätte dieser Person nicht einfach glauben dürfen, und Enrico würde ihm das sicher auch vorwerfen – aber es wurde wohl Zeit für die Wahrheit: »Ich kenne den Absender der Mail nicht. Es ist gut möglich, dass uns da jemand in die Falle locken wollte.«

Enricos Gesicht wurde so finster, wie er es noch nie gesehen hatte. »Das heißt, du hast die Leben von Barry, Brad, Kevin und Jill riskiert, für eine Mission, bei der du von Anfang wusstest, dass sie zu keinem Ergebnis führen wird?«

Während Rebecca mit großen Augen wortlos den Kopf schüttelte, war Barrys Blick geradezu mörderisch, der von Brad ängstlich – nur Kevin zuckte ein wenig mit den Schultern und ergriff auch Partei für ihn: »Wir sind doch alle einverstanden gewesen, ohne Fragen zu stellen. Also warum sollten wir nur dem Boss etwas vorwerfen?«

Enrico wirbelte zu ihm herum. »Wesker ist der Captain! Er trägt Verantwortung für uns alle! Wenn er uns wegen so etwas in den Tod führt, ist er nicht mehr tragbar!«

Nach diesen Worten war Albert tatsächlich geneigt, ihm zuzustimmen. Er war unvorsichtig gewesen, war in eine Situation gestürmt, ohne das Wohl der anderen zu beachten, für den sehr unwahrscheinlichen Fall, Chris zurückzuholen. Dass niemand ernsthaft verletzt worden war, verdankten sie auch nicht ihm, sondern dem Umstand, dass die Anlage verlassen gewesen war. Bis auf die Person, die Jill niedergeschlagen hatte, aber selbst diese war verschwunden, ohne ihnen größeren Schaden zuzufügen.

Da Kevin nichts mehr sagte, wandte Enrico sich wieder ihm zu. »Ich habe dir so oft gesagt, dass du diese Emotionalität bei Chris und Jill ablegen sollst! Dass sie dich irgendwann in Schwierigkeiten bringen wird! Aber ich habe nicht geahnt, dass du auch uns mit hineinziehen würdest! Das war mehr als genug, Albert! Ich werde das der Inneren Abteilung melden!«

Mehr Gespräche mit Briscoe und Munch und vermutlich eine Enthebung von seinem Posten, beides nicht angenehm, aber etwas, das er überleben könnte – sofern er endlich in seinem Büro zum Telefon käme.

»Tu, was du tun musst, Enrico«, sagte Albert möglichst ruhig. »Ich trage dir das nicht nach. Aber ich muss jetzt-«

»Ich bin noch nicht fertig!«, unterbrach Enrico ihn. »Warum hast du nicht mit mir darüber geredet? Wir hätten bestimmt eine Lösung gefunden, ohne irgendwen in Gefahr zu bringen.«

»Du warst nicht hier!«, erwiderte Albert mit wachsender Ungeduld. »Ich mache dir das auch nicht zum Vorwurf, du hast wichtige Dinge erledigt, aber wir waren in der Zwischenzeit hier und mussten damit leben, dass Chris als Verräter gebrandmarkt worden war!«

Und das war nicht nur für ihn schwer gewesen, sondern auch für Jill, Barry und Brad. Erst hatten sie den Tod von gleich vier Kameraden ertragen müssen, und dann auch noch das. Dazu die Verhöre vom FBI, der Inneren Abteilung und die Blicke der Polizisten, das Getuschel hinter ihrem Rücken, das direkt nach Chris' Verrat besonders laut gewesen war. Enrico hatte kaum etwas davon mitbekommen, da er sich mit Rebecca auf den Fall von Billy konzentriert hatte. Er konnte nicht nachvollziehen, wie schwer es für sie gewesen war.

»Ich weiß, dass es dumm war, dass ich alle in Gefahr gebracht habe!«, fuhr Albert wütend fort. »Aber was erwartest du?! Seit dem Arklay-Zwischenfall ist alles anders als früher, und ich werde nicht akzeptieren, noch jemanden aus meiner Truppe zu verlieren!«

Er war noch nie laut geworden gegenüber seinen Untergebenen, aber in diesem Moment brach die Anspannung und der Stress der letzten Wochen durch. Beides verband sich mit seiner Angst, Jill nie wiederzusehen, wenn er nicht endlich die Gelegenheit bekäme, das Telefon zu benutzen.

Die anderen schwiegen betroffen, sogar Billy, der alles relativ unbeteiligt von seinem Sitzplatz neben Rebecca beobachtete. Enrico sah ihn endlich nicht mehr so finster an, stattdessen hatte er die Stirn in besorgte Falten gelegt. »Gerade deswegen hättest du mir sagen sollen, was los ist. Ich bin dein Vize, wir müssen über solche Sachen sprechen und dann gemeinsame Lösungen finden. Auch wenn ich nicht hier bin, kannst du dich immer bei mir melden.«

»Okay«, sagte Albert, wieder etwas ruhiger. »Nächstes Mal machen wir das so.«

Bevor Enrico noch etwas sagen konnte, klopfte jemand an die Tür und öffnete diese. Albert fuhr sofort herum, in der sicheren Erwartung, dass Agent Morgan doch noch einen Grund gefunden hatte, sie aufzusuchen – was außerordentlich passend wäre – nur um enttäuscht festzustellen, dass es lediglich Leon war, der seinen Kopf hereinstreckte. »Die Störung tut mir leid.«

Wie viel von dem Gespräch hatte er mitbekommen? Hoffentlich nicht viel, noch mehr Gerüchte wollte Albert ihnen eigentlich allen ersparen.

»Hier ist jemand, der darauf besteht, mit den S.T.A.R.S. zu sprechen. Er sagt, er ist von der U.B.C.S.« Leon runzelte die Stirn, sichtbar ratlos, was diese Abkürzung sollte.

Kein FBI-Agent, aber immerhin auch niemand von der Inneren Abteilung. Albert rechnete mit einem Besuch von Mikhail, der ihm vielleicht noch etwas zu den Tests erzählen wollte, deswegen nickte er Leon zu. »Er darf reinkommen.«

Der Polizist zog sich von der Tür zurück und gab jemandem draußen Bescheid. Doch als diese Person hereinkam und die Tür hinter sich schloss, explodierte die Wut in Alberts Inneren regelrecht. »Du!«

Er stürmte auf den Mann mit dem abstehenden Haar, der Jill fortgebracht hatte, zu, doch Enrico packte ihn sofort und zog ihn wieder zurück. Der andere – Alberts momentanes Feindbild – wich mit erhobenen Händen zurück. »Woah, ganz ruhig. Ich bin nicht hier, weil ich Ärger will.«

Da Enrico ihn immer noch festhielt und auf ihn einredete, übernahm Kevin es, mit dem Neuankömmling zu sprechen: »Sorry, der Boss ist grad dünnhäutig.«

»Verständlicherweise«, schaltete Barry sich brummend ein. »Was wollen Sie hier?«

»Ms. Valentine sagte, ich solle Ihnen etwas ausrichten.«

Alberts Körper versteifte sich sofort, was für Enrico ausreichte, um ihn wieder loszulassen, aber nicht ohne ihn noch einmal zu ermahnen, keine Dummheiten zu machen.

»Wo haben Sie sie hingebracht?«, fragte Albert.

»Genau darum geht es«, sagte der Mann. »Eigentlich war der Befehl, sie zum RPD zu bringen, weil das FBI sie dort verhören will, wurde uns gesagt. Aber als wir im Wagen unterwegs waren, hieß es von oben plötzlich, dass sie ins R&D Center gebracht werden soll.«

Research & Development. Selbst wenn jemand bei Umbrella persönlich mit ihr sprechen wollte, so wäre das niemals in dieser Einrichtung geschehen. Sie wollten ihr etwas antun, etwas Furchtbares, das er unbedingt verhindern musste.

Doch er machte nicht einmal einen Schritt, da hielt Enrico ihn bereits wieder am Arm fest. »Ich weiß genau, was du vorhast, Albert. Aber so läuft das nicht.«

»Und wenn ihr was passiert?«, erwiderte er.

Enrico schüttelte mit dem Kopf. »Ich bin jetzt hier, du wirst dieses Problem nicht allein angehen.«

Diese Worte waren beruhigend, denn sie nahmen ihm die Last der Verantwortung, aber gleichzeitig ärgerten sie ihn auch, denn es verhinderte, dass er Jill sofort retten könnte. Oder zumindest den Versuch dazu starten konnte. Aber allein wäre er wirklich nicht in der Lage, etwas zu tun. Deswegen nickte er Enrico grummelnd zu.

Sein Vize ließ ihn los und übernahm das Gespräch, indem er sich und Albert erst einmal vorstellte und dann den anderen nach seinem Namen fragte.

»Carlos Oliveira«, antwortete dieser.

»Gut, Carlos«, fuhr Enrico bedächtig fort. »Warum erzählen Sie uns das mit Jill? Umbrella ist Ihr Arbeitgeber, oder nicht?«

Carlos hob seufzend die Schultern. »Ich hab einfach ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Erst diese plötzliche Änderung der Route – und dann sah es nicht danach aus, als wäre das FBI dort.«

Er erzählte von uniformierten und bewaffneten Männern, die den Eingang des R&D Centers und den Manager desselben bewacht hatten. »Das war nicht nur eine reine Sicherheitsmaßnahme. Irgendetwas stimmt da nicht. Und Ms. Valentine war schon im Wagen davon überzeugt, dass man sie verschwinden lassen will. Deswegen hat sie mich gebeten, herzukommen.«

Nachdenklich griff Enrico sich an das Kinn, dabei behielt er Carlos im Auge. Albert glaubte ihm natürlich; nicht, weil er fand, dass Carlos besonders vertrauenserweckend wirkte, sondern nur weil er Jill helfen wollte – aber genau damit hätte er sie wieder in eine unglückliche Situation gebracht, deswegen war es wirklich besser, dass Enrico sich darum kümmerte.

Er brauchte aber derart lange, um zu überlegen, dass Kevin sich irgendwann einmischte: »Hey, ich weiß ja, dass wir das Gespräch gerade hatten, und deswegen ist es vielleicht blöd, aber … ich wär echt dafür, dass wir was unternehmen.«

Davon ermutigt, meldete sich sogar Brad zu Wort: »Wenn Jill unsere Hilfe braucht, sollten wir sie auf jeden Fall unterstützen.«

Von den beiden überrascht, sah Enrico zu Barry, den sie alle als gemäßigter betrachteten, schon allein, weil er eine Familie hatte, zu der er nach seinen Aufträgen zurückkehren wollte. Barrys Gesicht war grimmig und entschlossen. »Wir haben so viele Beweise gesehen, die uns zeigen, dass wir Umbrella nicht vertrauen dürfen. Wir dürfen ihnen nicht noch jemanden von uns überlassen.«

Enricos unsicherer Blick ging zu Rebecca, die ein wenig hilflos wirkte. Sie kannte diese Beweise nicht und war auch noch so neu, dass sie wohl nicht mit Sicherheit sagen konnte, wie sehr sie da auf die Expertise der anderen vertrauen sollte.

Billys Seufzen zog schließlich die Aufmerksamkeit aller auf sich. Er erwiderte ihre Blicke genervt. »Ich weiß nicht, warum wir hier so viel darüber diskutieren. Es klingt, als könnten wir jemanden retten, auch wenn es gefährlich wird. Ist das nicht genau die Aufgabe des Special Tactics and Rescue Service

Am liebsten hätte Albert sich lauthals bei ihm bedankt, aber so freute er sich einfach klammheimlich, dass sie Billy in ihrem Team hatten. Und tatsächlich bewirkten Billys Worte etwas bei Enrico, dessen Gesicht sanfter wurde. »Du hast recht. Ich glaube, die Tatsache, dass wir so viele Kameraden während des Arklay-Zwischenfalls verloren haben, hat mich glatt vergessen lassen, dass wir eigentlich dafür zuständig sind, Leute zu retten.«

Kevin klatschte in die Hände. »Genau davon rede ich doch! Wir holen Jill da raus!«

»Aber wir wissen überhaupt nichts über die Anlage«, wandte Enrico noch ein. »Wir können nicht ohne Plan einfach reinstürmen. Das ist keine Albert-Mission.«

Er lächelte Albert entschuldigend zu, dieser neigte schmunzelnd den Kopf. Enrico hatte immerhin recht, da konnte er ihm das nicht nachtragen.

Zum Glück meldete Carlos, der die Diskussion schweigend abgewartet hatte, sich wieder zu Wort: »Um Pläne zu schmieden, braucht man auch Karten, oder? Da kann ich tatsächlich aushelfen, falls ich an den PC darf.«

Enrico bedeutete ihm, dass er das ruhig machen sollte und zeigte auf Jills Computer. Carlos machte sich sofort daran, ihn hochzufahren und erzählte derweil weiter: »Auf dem Weg hierher hab ich mit einem Kollegen geredet, der die ganze Mission sehr seltsam fand und nach meiner Erzählung jetzt einen ziemlichen Groll gegen Umbrella hegt.«

Er warf einen schmunzelnden Blick in die Runde. »Da kann er sich ja bei euch einreihen, was? Jedenfalls ist er echt gut mit diesem Computerzeugs, deswegen wollte er mir Karten des R&D Centers rüberschicken.«

Das genügte wohl, um Enricos Widerstand ganz zu brechen. Interessiert trat er näher an den Computer. Es dauerte nicht lange, bis Carlos sich triumphierend wieder aufrecht hinstellte. »Na bitte, wie er gesagt hat.«

Albert sah über Enricos Schulter, überflog die Karten und runzelte seine Stirn. Enrico schien genau dasselbe zu stören, denn er drückte es vor ihm in Worte aus: »Warum gibt es in einer Forschungseinrichtung eines Pharmazieunternehmens einen Kampfplatz?«

»Oder einen Zellentrakt?«, ergänzte Rebecca.

Immerhin konnte Albert nun erahnen, was sie mit Jill planten. Die andere Jill hatte ihm erzählt, dass Wesker Kampfdaten gesammelt und verkauft hatte, also waren diese wichtig bei der Bio-Waffen-Forschung, was bedeutete, Umbrella würde ihre Experimente an ihr austesten. Allein der Gedanke ließ wieder Übelkeit in ihm aufsteigen, verbunden mit dem Wunsch, sofort loszurennen, um sie selbst da rauszuholen. Aber das konnte nicht funktionieren – und bestimmt brauchte Jill das auch nicht. Diese andere Jill war stark und sie kannte alles, was Umbrella ihr entgegenwerfen könnte. Sie würde das schaffen.

Aber dennoch lag ihm daran, sie so schnell wie möglich herauszuholen, deswegen konzentrierte er sich gemeinsam mit den anderen auf die Karten, um einen Plan zu erstellen, der dafür sorgen würde, dass sie Jill retten und sicher wieder rauskommen könnten. Das FBI war für ihn wieder vergessen – sie regelten das allein, so wie es sein sollte.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab diese ganze FF eigentlich nur angefangen, weil ich Carlos' Besuch im Büro zeigen wollte. :,D Komplett anzeigen

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