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Tantei Ken - Die Tote im Park

Lord Inu Yasha ermittelt
von

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Gerichtsmedizin


 

F

ast selbstverständlich erfuhr Inspektor Mori von den Morden im Dämonenbereich der Gesellschaft. Seine gewisse Genugtuung darüber, dass sich die Monster selbst abschlachteten, wurde allerdings sehr schnell durch zwei Dinge beendet: erstens erhielt nicht er als Leiter der Mordkommission die Ermittlungen übertragen. Der Polizeipräsident höchstselbst hatte das angewiesen, um diplomatischen Problemen mit den dämonischen Beratern der Regierung, oder auch Fürsten, wie man sie nannte, aus dem Weg zu gehen. Der zweite ärgerliche Punkt betraf die schlichte Tatsache, dass die Ermittlungen dieser so genannte Berater führen sollte, Inu Yasha, dieser Halbmensch!

Als er sich diesbezüglich grummelnd an seinem Schreibtisch niederließ, begegnete er den Augen der Polizeiassistentin.

Namiko Nakamura wusste, dass es sich nicht ziemte dem Vorgesetzten zu widersprechen, aber sie riet dennoch: „Ich darf Sie darauf hinweisen, dass Lord Inu Yasha der Halbbruder des Fürsten des Westens ist. Es ist nur zu natürlich, dass er lieber den beauftragt als menschliche Polizei.“

Ja, das mochte schon sein. Eine Krähe und so. Mori lehnte sich zurück. „Na, wir haben auch ohne Dämonen zu tun. Was haben Sie für einen Fall?“

Frau Nakamura nahm eine Akte und legte sie ihm hin. Sie würde nicht erwähnen, dass sie die Dämonenfürsten und zumal den Herrn der Hunde sehr interessant und attraktiv fand. Sie hatte sich sogar vor Jahren alle Hefte gekauft, in denen nach altmodischer Art der Starschnitte die vier Fürsten abgebildet worden waren. Das Bild Sesshoumarus hatte sie sogar laminiert und es über ihrem Bett aufgehängt. Dazu seit Neustem das von dem charmanten Halbbruder. Sie sammelte auch alle Presseausschnitte über diese beiden, die sie finden konnte. Aber, das sollte wirklich niemand wissen.

 

Auf seiner Fahrt in den weiten Westen drückte Inu Yasha derweil die Freisprechtaste und rief Professor Makoto Mine an, den Leiter der menschlichen Gerichtsmedizin. Der tote Sicherheitschef war ja zu diesem gebracht worden. Dank seiner Stellung als Polizeiberater bekam er den vielbeschäftigten Mann auch prompt ans Telefon.

„Sie haben die Leiche Naohiros untersucht?“

„Der Hundedämon? Ja. Aber der wird gerade eingepackt und soll in den Westen gebracht werden.“

„Aber Sie haben ihn doch untersucht.“

„Natürlich.“

Inu Yasha seufzte. Diskretion und Amtsgeheimnis in allen Ehren. „Sagen Sie mir auch etwas dazu? Ich muss immerhin Bruderherz Bericht erstatten, der hat mich beauftragt.“

Da in dem Fall mit „Bruderherz“ der Fürst des Westens, immerhin ein Regierungsmitglied, gemeint war, gab Mine nach. Der Halbdämon würde die Auskunft bekommen. Würde das über offizielle Stellen geleitet werden, würde es nur länger dauern. „Ja. Er wurde ermordet, das war klar. Todesursache war Verbluten und Ersticken, wie Sie es nennen wollen. Todesart war: jemand hat ihm die Kehle durchgeschnitten.“

„Das hat Sie nicht gewundert?“

„Schon. Ich dachte bisher, dass alle Hundedämonen kampferfahren sind.“

„Nicht alle, aber der bestimmt. Er war der Leiter der Sicherheit im Westen.“

„Oh. Darum ist Ihr … ich meine, der ehrenwerte Fürst so interessiert. Tja, Lord Inu Yasha. Ich kann Ihnen nur sagen, was ich sah. Jemand hat ihm die Kehle durchgeschnitten, mit einer überaus scharfen Klinge.“

„Ein Katana?“ erkundigte sich der Halbdämon sofort, in Erinnerung an Kougas Worte zu Kenkos Tod.

„Eher weniger. So ein Schwert hat doch eine gewisse Länge. Und selbst, wenn der Angreifer von hinten kommt, würde ein kampferfahrener oder sogar kampfgewohnter Mann doch Abwehrverletzungen zeigen. Eher ein sehr scharfer Dolch. Oder ein Tranchiermesser oder so. Suchen Sie etwas Kurzes, sehr Scharfes.“

„Absolut keine Abwehrverletzungen?“

„Keine. Ich weiß, bei Dämonen heilt das anders, aber der Tod kam schnell.“

„Danke. Keine anderen Verletzungen? Oh, und keine Papiere oder so etwas?“

„Er hatte einen Ausweis, ja, der ihn als Mitglied des fürstlichen Hofes auswies, deswegen wussten wir auch den Namen, allerdings nicht die Funktion und unterrichteten das Schloss. Und nein, keine anderen Verletzungen. Der Angriff muss schnell und kompromisslos abgelaufen sein.“

Und mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von keinem Menschen, ergänzte Inu Yasha, aber er nahm sich vor sehr vorsichtig mit Schlussfolgerungen zu sein. Schließlich wollte er sich nicht vor dem besten Ermittler Japans blamieren. „Danke, Professor. Das heißt, eine Frage habe ich noch. Es gab da ja die Hundedame ...hatten Sie sie auch auf dem Tisch?“

„Nein. Sie wurde gleich in den Westen gebracht, als die Beamten vor Ort feststellten, dass sie einen Ausweis der NiKa dabei hatte. Er wurde dagegen von der Wasserpolizei gefunden und erst hier weiter untersucht. Der Ausweis des fürstlichen Hofes musste erst getrocknet werden um ihn zu lesen. Warum fragen Sie? Ah, natürlich, zwei tote Hunde...ich meine, Hundedämonen in so kurzer Zeit könnten zusammengehören.“

„Ja, könnten sie.“ Inu Yasha war bislang davon ausgegangen. Er hielt zwei Mörder, die sich in einer Woche ausgerechnet auf Sesshoumarus Umgebung kaprizierten doch für des Zufalls zu viel. „Nur, was ich fragen wollte... Sie wurde offenbar von hinten erstochen, vier Mal. Ist das nicht ein bisschen eigenartig?“

„Sie werden hören müssen, was der dämonische Kollege dazu meint. Aber, wenn Sie wissen wollen, was wäre, wenn der Täter ein Mensch wäre – ich nenne das Overkill. Entweder der Täter wusste nicht, was er tat, stach nicht tödlich zu, so dass er nachsetzen musste. Oder er glaubte das nur, denn der Körper eines Sterbenden oder auch Toten kann durchaus unwillkürliche Muskelzuckungen machen. Oder, als dritte Möglichkeit, wie erwähnt, wenn es sich um einen Menschen handelte, könnte auch viel Emotion im Spiel sein. Zorn, Wut, Eifersucht....“

„Danke, Professor Mine.“ Immerhin fragte der Gerichtsmediziner nicht nach, ob er einen Menschen im Verdacht hatte. Hatte er nicht, aber eigentlich auch keinen Dämon. Wie lautete die erste Regel? Suche das Wie. Und die zweite: stelle nie eine Theorie auf, ehe du alle Fakten hast, da du sonst nur die Fakten sehen würdest, die in deine Theorie passen und alle anderen übersiehst. Er legte auf. Noch drei Stunden auf immer schmaler werdenden Straßen, ehe er das letzte Stück zu Fuß gehen musste. So oft wie in dieser Woche war er seit Jahrhunderten nicht hier gewesen. Zwei Mal.

 

Takeshi war der Oberste Heiler des Westens, ein Marderdämon, dessen markante schwarze Augenmaske die Art selbst in Menschenform verriet. Seine früher einst schwarzen Haare zeigten auch deutliche graue Strähnen. Ohne weiteres wurde Inu Yasha zu ihm gelassen, da den wachhabenden Kriegern durchaus nicht entgangen war, dass sich der Herr und sein Halbbruder erst am Wochenende einen stundenlangen Übungskampf geliefert hatten, sich also wohl deutlich verstanden. Dass der jüngere Halbbruder nun angab, er komme im Auftrag des Älteren, war in Anbetracht der Lage kaum verwunderlich.

Takeshi erhob sich auch höflich. „Lord Inu Yasha. Ich vermute, was Sie herführt. Die arme Kenko, nicht wahr?“

„Ja. Sie haben sie untersucht?“

„Ja, selbstverständlich. Und, wenn der Herr und Sie, natürlich, nichts dagegen haben, würde ich sie auch für die Zeremonie vorbereiten.“

„Auf sie wurde eingestochen?“

„Ja, vier Mal in den Rücken.“ Takeshi dachte zu Recht, dass diese Information nur über den Fürsten gelaufen sein konnte und gab sein Wissen ohne Weiteres preis. „Und, mit Verlaub, das hat mich doch gewundert.“

„Weil vier Mal eine Menge ist?“

„Auch dieses. Drei dieser Einstiche wären sofort tödlich gewesen, einer nur zu bald, da rutschte die Klinge wohl an einer Rippe ab. Es wäre durchaus nicht notwendig gewesen so oft zuzustechen. Und da komme ich zu dem nächsten Punkt. Lord Inu Yasha, Sie kämpfen selbst mit einem Schwert. Ein Katana ist eine gebogene Klinge – würden Sie damit zustechen?“

Der Halbdämon atmete durch. „Eigentlich handelt es sich eher um eine Hiebwaffe, ja.“

„Die Treffer waren genau, sie zeigen meines Erachtens, dass die Person, die sie führte, durchaus kein Anfänger – oder auch Anfängerin war. Warum also zustechen? Aber, das müssen wohl Sie herausfinden.“

„Dämon oder Mensch, das Mann oder Frau lassen wir erst mal beiseite.“

„Das vermag ich nicht zu sagen. Ich kann nur sagen, Lord Inu Yasha, die Hand, die dieses Katana führte, gehörte einem Schwertkämpfer. Sicher, ein Dämon wäre stärker und könnte Kenko leichter überwältigen, aber sie wurde von hinten erstochen, war also wohl arglos. In der Überraschung könnte es auch ein Mensch gewesen sein.“

Überraschung oder auch Leidenschaft, wie ja Professor Mine meinte. „Danke, Takeshi. Wenn du noch etwas findest, lass über das Büro bei Kouga anrufen. Der sagt es mir dann schon.“

 

Auf dem Rückweg nach Osten dachte er nach. Das war ja ein schöner Schlamassel. Zwei tote Hundedämonen, ein hübscher, verschwundener Geldbetrag – tja, er kannte jemanden, der sicher ungeduldig wurde. Da er sich wirklich nicht als dumm darstellen wollte, wäre es wohl am Besten er profitierte von der langen Autofahrt und würde mal rekapitulieren, was er bislang wusste.

Opfer Nummer eins war Kenko, eine sachliche, pflichtbewusste Assistentin der Geschäftsleitung, des Öfteren mit vertraulichen Sonderaufgaben betraut.

Sie wurde morgens, weit abseits ihrer gewöhnlichen Wege auf einer Aussichtsinsel im Pazifik gefunden, vier Mal in den Rücken gestochen. Das war schon eigenartig, hinzu kam noch, dass es sich bei der Tatwaffe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um ein Katana handelte. Takeshi hatte sicher in seinem Leben schon genug Schwertverletzungen gesehen um sich da nicht zu irren. Das bedeutete, der Mörder – der Einfachkeit halber sollte er von einem Mann ausgehen – war nicht nur ein erfahrener Schwertkämpfer, sondern schaffte es auch bewaffnet durch Tokio zu schlendern. Was von Menschen gar nicht gern gesehen wurde und allgemein die Polizei oder die Wachen eines der Fürsten rufen ließ.

Jetzt kam die im wahrsten Sinne Millionenfrage – hatte er die Tote dann überprüft und dabei zufällig das Geld gefunden und als Bonus eingesteckt? Warum sollte er sie überprüfen? Ob sie sicher tot war? Oder auch – wer sie war? War Kenko nur ein zufälliges Opfer gewesen, das sich einfach mal erholen wollte? Gegenüber der Aussichtsinsel lag immerhin ein Vergnügungsviertel. Aber, warum sollte sie dann so viel Geld mit sich herumschleppen? Geld, das ihr ja eindeutig nicht gehörte, sondern ihr im Auftrag ihres Fürsten übergeben worden war? Kurz, was hatte Kenko auf dieser Insel mit diesem Geld gewollt? Das wäre schon einmal hilfreich.

Dazu müsste er allerdings erst einmal herausfinden, wer der Mann gewesen war, mit dem sie an diesem Abend angeblich gegessen hatte. Also: nachfragen zuerst einmal im Meiji-Palace.

 

Opfer Nummer zwei war Naohiro, der Leiter der Sicherheit im Westen. Dessen Todesgrund war eher eindeutig. Er hatte in Sachen Kenko ermittelt und war dem Täter wohl näher gekommen, als der es gern sah. Auch hier wieder verriet die Todesart den ausgebildeten Kämpfer, denn laut Kouga war Naohiro ein kampferprobter Hundekrieger. Wieso ließ der sich dann widerstandslos abschlachten? Und, auch hier: offenkundig war der freiwillig zum Hafen gegangen um seinen Mörder zu treffen. Abgesehen davon, dass Drogen bei Dämonen nur sehr schlecht wirkten, die Gerichtsmedizin hatte sicher Drogentest gemacht und Mine ihn informiert, wenn da etwas gewesen wäre. Ein Informant, jemand, der ihm weiterhelfen sollte bei den Ermittlungen? Hatte der Sicherheitschef geglaubt und war ahnungslos dem Mörder begegnet?

 

Oh man, das konnte ja noch heiter werden. Aber da musste er jetzt durch, wenn er Brüderchen beweisen wollte, dass er nicht mehr der kleine, dumme Bruder war.

 

Das Telefon riss ihn aus den Gedanken und er erkannte erstaunt die Anruferin. „Frau Nakamura?“

„Ich bitte um Verzeihung, wenn ich störe, Lord Inu Yasha,“ meinte die Polizeiassistentin höflich, die gerade Inspektor Mori überzeugt hatte, dass er diese Information nicht zurückhalten durfte, sollte es nicht erhebliche diplomatische Verwicklungen geben. „Es hat sich bei uns, also, der Mordkommission, jemand gemeldet, der angab, er sei mit dem Mordopfer Kenko verlobt gewesen, ein gewisser Shige Kinosuke. Ich schicke Ihnen seine Nummer und seine Adresse schriftlich.“

„Sie sind ein Schatz,“ meinte Inu Yasha. Und das bezog sich nicht auf die Information, sondern die Tatsache, dass er vermutete, dass sie zumindest verbal Jiro Mori die Arme auf den Rücken gedreht haben musste, damit sie ihm diese Auskunft geben durfte. Ein Verlobter, sieh an. Davon hatte in der NiKa offenkundig niemand etwas gewusst.

 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Überraschung am Abend. Das nächste Kapitel heisst denn auch: Verlobungsgeheimnis.


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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Mitsuki-chan
2023-12-26T15:53:43+00:00 26.12.2023 16:53
Auf Kenkos Verlobten bin ich gespannt! Echt lustig wie man sich als Leser immer mehr Gedanken macht und Theorien aufstellt und am Ende kommt unter Umständen etwas ganz anderes bei raus :D
Von:  Sanguisdeci
2023-11-21T07:54:44+00:00 21.11.2023 08:54
Kenko war offenbar mehr als diskret! :D

Es ist erneut eine Freude, deiner Geschichte zu folgen! Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Vielen Dank!


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