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Norikos Tagebuch

von

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Neue Freunde und ein Rivale zum abgewöhnen

Etwa zwei Monate nach meiner Ankunft in Konoha, trafen Kushina und Minato eine Entscheidung.

Es war einiges an Überredungskunst von Minatos Seite nötig, doch schließlich schaffte er es, seine Eltern zu überzeugen. Sie übergaben Minato den Schlüssel für das Haus seines verstorbenen Großvaters. Seine Eltern hatten ursprünglich geplant, es ihm zu seinem achtzehnten Geburtstag zu übergeben, also erst dann, wenn er offiziell erwachsen wurde.

Doch es herrschte Krieg. Minato hatte Dinge erlebt, die ihn schon früh zu einem verantwortungsbewussten jungen Mann geformt hatten. Er war reifer, als die meisten Fünfzehnjährigen es heutzutage wären und auch seine Eltern erkannten, dass in diesen schwierigen Zeiten kein Platz für falsche Zurückhaltung war. Auch wenn Minato und Kushina jung und unverheiratet waren, trauten sie ihnen zu, mich großzuziehen. Dafür jedoch brauchten wir ein geeignetes Heim.
 

Kushinas Apartment im Zentrum Konohas war schlicht zu klein für drei Leute und auch das Haus, in dem Minato bis dahin lebte, hatte keine Zimmer übrig.

Es war ein kühler Wintermorgen, als wir unsere Sachen packten und alle drei gemeinsam das Haus am Rande des Dorfes bezogen. Minato hatte es tagelang hergerichtet, ganz zum Verdruss des Dritten Hokage, der Minatos Team auf Missionen schicken wollte. So war er gezwungen, direkt nach unserem Einzug Konoha zu verlassen, um erneut in den Kampf zu ziehen.

Kushina war für eine kurze Zeit von ihren Pflichten entbunden worden, um sich um mich zu kümmern.
 

Obwohl ich es genoss, jemanden um mich herum zu haben, spürte ich auch ein schlechtes Gewissen in mir aufkeimen. Kushina war eine fähige Kunoichi und ich war mir sicher, dass ihre Fähigkeiten in diesen Zeiten dringend benötigt wurden. Nicht zuletzt, weil sie eine Uzumaki war und somit viele der geheimen Versiegelungs-Jutsus unseres Clans kannte.
 

Mein Leben in diesen Tagen bestand hauptsächlich daraus, mich aus den Alpträumen zu ziehen, die mich stetig heimsuchten, dabei jedoch gleichzeitig eine gute Miene aufzusetzen. Ich wollte nicht, dass Kushina sich zu viele Sorgen um mich machen musste. Nach und nach erst, begann ich, mich Kushina zu öffnen und langsam zu meinem alten ich zurückzufinden.

Minato kehrte ein paar Wochen später von seiner Mission zurück.

Er wirkte erschöpft, war jedoch ansonsten wohlauf.
 

„Ihr habt euch hier schon gut eingelebt", stellte er fest und betrachtete die Dekorationen, die Kushina und ich gemeinsam für unser Wohnzimmer gebastelt hatten. Auf einer Kommode stand ein aus Ton geformter Bilderrahmen, den ich mit gelben Steinchen beklebt hatte. Der Rahmen enthielt unser erstes gemeinsames Foto.

„Es duftet ganz wunderbar, ich bin am Verhungern", gab Minato bekannt. Kushina und ich werkelten in der Küche herum.

„Das ist ein Rezept von Noriko."

„Ach wirklich?"
 

„Eigentlich ist es von meiner, also unserer Großmutter." Ein Schmerz durchzuckte mich. Ich bemerkte durchaus, dass Minato und Kushina einen Blick austauschten und eine kurze, stumme Konversation führten.

Erst nach dem Essen jedoch erfuhr ich, was Minato durch den Kopf gegangen war.

„Noriko, ich möchte ehrlich zu dir sein. Du bist zwar noch sehr jung, aber es sind schlimme Zeiten. So gern wir dich auch mehr vor den Schrecken des Lebens behüten würden ...", Minato knabberte an seiner Unterlippe.
 

„Ihr habt keine Überlebenden in Uzushio gefunden, richtig?", fragte ich. Minatos Gesichtsausdruck war ernst.

„Richtig. Das Dorf ist ein kompletter Trümmerhaufen. Wir haben viele Leichen geborgen und vergraben. Darunter war auch eure Großmutter. Es tut mir leid."
 

Die Gewissheit, dass meine Großmutter nicht überlebt hatte, hatte eine andere Wirkung auf mich, als Minato es offensichtlich befürchtet hatte. Die Hoffnung, sie doch eines Tages wiederzusehen, hatte zwar in mir geschlummert und die Tatsache, dass dies nie geschehen würde, schmerzte sehr. Doch es war auch eine Erlösung, Gewissheit zu haben.

An diesem Abend schlich ich mich erneut aus meinem Zimmer, um mir etwas zu trinken zu holen und entdeckte Kushina weinend in Minatos Armen. Es war das erste Mal, dass mir wirklich bewusst wurde, dass auch sie ihre Familie, ihren Clan, ja ihre einstige Heimat verloren hatte, und ähnlich trauerte wie ich.
 

Am nächsten Morgen begrüßte sie mich fröhlich mit Pfannkuchen. Ich beobachtete sie eine Weile stumm.

„Ist Minato schon wieder los?", fragte ich und Kushina seufzte. „Ja, es gibt wieder viel zu tun."

Ich stocherte ich meinen Pfannkuchen herum. Mir war bewusst, dass es nicht lange so weitergehen konnte.

„Du solltest auch wieder Missionen annehmen, Kushina."
 

Kushina wollte etwas erwidern, doch genau in diesem Moment kam Minato herein. Er wirkte leicht gereizt, was bei ihm nur äußerst selten vorkam.

„Ich habe noch etwas Zeit, bis wir aufbrechen", gab er bekannt und schmiss sich direkt auf die Pfannkuchen.

„Dann stärke dich ordentlich", murmelte Kushina und in ihren Augen erkannte ich einen Hauch von Sehnsucht. „Du willst Minato begleiten, nicht wahr?", fragte ich, um das Gespräch von vorher wieder aufzunehmen. Minato hielt mitten im Essen inne und sah mich mit großen Augen an. Kushina lächelte verschmitzt.
 

„Weißt du, Noriko, ich werde irgendwann wieder an Missionen teilnehmen. Aber im Moment bin ich ganz für dich da."

Ich sprang auf. „Das ist gar nicht nötig!"

„Aber- Noriko, du-"
 

„Dieser furchtbare Krieg hat unser Dorf zerstört und fast unseren ganzen Clan ausgerottet! Wenn du helfen kannst, diesen Krieg zu beenden, dann solltest du mit auf die Missionen gehen und ich werde auch trainieren, damit ich eines Tages auch eine Kunoichi werde!"

Minato und Kushina warfen sich einen Blick zu.
 

„So langsam taut sie auf, was?", brachte Minato glucksend hervor.

„Wir hatten schon überlegt, dich zum nächsten Schuljahr an der Akademie anzumelden, Noriko. Aber bis dahin-"

„Ich möchte jetzt anfangen! Das nächste Schuljahr beginnt erst im Sommer und ich werde bis dahin nicht nur herumsitzen und Däumchen drehen." Mein Herz raste in meiner Brust.

„Noriko, hör mal, du bist noch recht jung-", begann Minato, doch ich unterbrach ihn: „Da waren Schüler, die waren genauso alt wie ich jetzt auf dem Trainingsplatz. Zu einem hast du sogar gesagt, er will dieses Jahr noch die Prüfung machen!"
 

Minato gingen die Argumente aus. Er sah sich hilfesuchend nach Kushina um, die jedoch breit grinste.

„Sie ist eben eine echte Uzumaki", sagte sie lachend und Minato verzog den Mund zu einer Linie.

„Aber", begann er, doch Kushina klopfte ihm nur auf die Schulter.
 

„Ich setze sie gleich heute bei der Akademie ab. Es kann doch nicht schaden, wenn sie schon wissen sammelt. Außerdem ...", Kushina schenkte mir ein mildes Lächeln, „Trifft sie dann auf ein paar andere Kinder. Das wird ihr guttun, meinst du nicht auch, Minato?"

Minato seufzte, gab sich jedoch geschlagen.
 

-
 

Ich erinnere mich noch gut an den Moment, in dem ich die Akademie das erste Mal betrat. Alles wirkte groß und glänzend auf mich. In Uzushio war alles viel kleiner gewesen als in Konoha. Eine Akademie hatte es in unserem Dorf nicht gegeben und alles, was ich bisher gelernt hatte, hatten meine Mutter und Großmutter mir beigebracht.
 

Obwohl ich noch sehr jung war, hatten sie mich schon einige Dinge gelernt, wie einfache Jutsus, die Anwendung unterschiedlicher Wurfsterne und den Umgang mit einem Kunai.

In Zeiten des Krieges entschieden Fähigkeiten dieser Art über Leben und Tod, auch für kleine Kinder wie mich.

Das Gespräch zwischen Kushina und der Lehrerin bekam ich kaum mit. Erst als sie sich verabschiedeten und Kushina mir viel Spaß an meinem ersten Tag wünschte, lenkte ich meine gesamte Aufmerksamkeit auf das hier und jetzt.
 

„Ich bin Kohari. Freut mich, dich kennenzulernen. Komm mit, dann stellen wir dich mal der Klasse vor."

Kohari-Sensei führte mich über einen Flur, dessen Holzboden wie frisch poliert glänzte, und wir betraten einen Klassenraum, in dem ein Höllenlärm herrschte. Nur langsam wurde es ruhiger.

Meine Augen versuchte ich nicht zu sehr über die einzelnen Mitschüler schweifen zu lassen, da es mich nur nervös gemacht hätte.
 

„Wir haben ab heute eine neue Mitschülerin in der Klasse, sie ist kürzlich erst nach Konoha gezogen. Magst du dich kurz vorstellen?"

„Hallo zusammen, ich bin Noriko Uzumaki. Ich freue mich, euch kennenzulernen."

„Hey, Noriko, was ist dein größtes Ziel im Leben?", fragte ein Junge mit frechem Grinsen und abstehenden schwarzen Haaren. Mit gerunzelter Stirn überlegte ich kurz.

„Nun, mein größtes Ziel ist es, eines Tages die Welt zu bereisen und alle Ramen-Rezepte der Welt in einem Buch zu vereinen!"
 

Gelächter tönte durch den Raum. Der schwarzhaarige Junge grinste mich jedoch fröhlich an. Zwei Plätze neben ihm sah ich einen anderen Jungen, der mit den Augen rollte. Diesen hatte ich schon einmal gesehen. Es war der Sohn, des Mannes, der mir geholfen hatte, nach Konoha zu gelangen. Wir waren ihm kurz auf dem Trainingsplatz begegnet. Sein Name war Kakashi.

„Ich glaube, er meinte eher, was dein Ziel als Ninja ist."

Röte stieg mir ins Gesicht und ich zuckte mit den Achseln.
 

„Na das ist doch aber logisch, ich möchte für Frieden sorgen. Deshalb werde ich eine der stärksten Kunoichis, die es je in Konoha gegeben hat." Kakashi schien wenig beeindruckt. Der schwarzhaarige Junge zwei Sitzplätze neben ihm war jedoch aufgesprungen.

„Nein, ich hatte das schon so gemeint, wie ich es gesagt habe, Kakashi! Du weißt nicht immer alles besser!"
 

Kakashi rührte sich nicht auf diesen Angriff seines Mitschülers.

„Schon gut, Obito. Ich denke, Kakashi wollte nur helfen. Also dann, Noriko, das sind wunderbare Ziele, die du verfolgst. Such dir doch gern einen Sitzplatz und dann fangen wir an."

Mit einem Nicken wendete ich mich den Tischen zu und suchte den Raum nach einem freien Platz ab. Direkt neben Kakashi gab es noch einen leeren Stuhl. Ich hörte zwei Mädchen tuscheln und musste mir ein Schmunzeln verkneifen.
 

„Na toll, jetzt darf die Neue neben Kakashi sitzen, so etwas unfaires!"
 

Ich betrachtete Kakashi kurz, der in seine Maske zu seufzen schien. Ganz hinten in der letzten Reihe winkte mir ein anderer Junge freundlich zu. Er hatte eine komplette Sitzreihe für sich. Mein Blick huschte von ihm, zurück zu Kakashi und ich beschloss, dass ich keine Lust hatte, neben jemandem zu sitzen, der so schlechte Energie verströmte. Mit einem Grinsen marschierte ich an den Sitzreihen vorbei und setzte mich zu dem freundlich winkenden Jungen, der nun etwas irritiert wirkte, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich tatsächlich zu ihm kommen würde.
 

„Hallo Noriko, willkommen in meiner Sitzreihe! Ich bin Maito Gai, du kannst mich gern Gai nennen."

„Hallo Gai. Danke!"
 

„So, alle miteinander. Wir schreiben nun den Test, auf den ihr alle euch schon so lange freut", kündigte Kohari-Sensei an und ein Stöhnen ging durch die Reihen. Sie verteilte Zettel und blieb vor mir mit einem milden Lächeln stehen.
 

„Du musst ihn natürlich nicht mitschreiben, da du ja bisher noch gar keinen Unterricht hattest."

„Darf ich ihn trotzdem mitschreiben? Nur, um schon mal zu sehen, was auf mich zukommt?"

Kohari-Sensei zog die Augenbrauen hoch und überreichte mir lachend einen der Tests.

Mit einem Stift bewaffnet, beantwortete ich die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen.

Nachdem Kohari-Sensei die Tests wieder eingesammelt hatte, gewährte sie uns eine kleine Frühstückspause. Die Mitschüler begannen, miteinander zu Quatschen und aßen ihre mitgebrachten Snacks. Hin und wieder wurden mir neugierige Blicke zugeworfen, doch ich konzentrierte mich ganz auf meinen neuen Sitznachbarn.
 

„Mitten im Schuljahr anzufangen muss schwierig sein, aber du wirst dich sicher einfinden. Und mach dir nichts aus dem von vorhin, Obito und Kakashi gehen sich ständig an die Gurgel, das ist ganz normal."
 

Ich lachte. „Was kannst du mir sonst noch so über unsere Mitschüler verraten, Gai? Ich mein, ich habe mich vorgestellt, aber mir hat sich ja niemand vorgestellt, das ist irgendwie unfair."

Gai grinste breit, als habe er nur auf diesen Moment gewartet. Seine buschigen Augenbrauen tanzten in die Höhe und er nahm einen verschwörerischen Gesichtsausdruck an.
 

„Nun, beginnen wir doch gleich mit den beiden. Obito ist ein netter Kerl, ein bisschen vorlaut, aber wenn du mal dein Essen vergisst, hilft er dir aus. Er kommt aus einem ziemlich mächtigen Clan, von dem hast du vielleicht schonmal gehört. Er ist ein Uchiha."
 

Ein staunendes „Uhhh", kam aus meinem Mund. Ja, von den Uchiha hatte ich sicherlich gehört. Ein mächtiger Clan, mit einem mächtigen Kekkei Genkai.
 

„Auf Obito herrscht deswegen viel Druck. Im Gegensatz zu vielen anderen Uchihas fällt ihm das alles allerdings irgendwie nicht so in den Schoß. Wir haben sogar zwei Uchihas in der Klassen. Siehst du da drüben am Fenster?", mein Blick folgte seinem Finger in die Richtung, in die er nun zeigte. Dort saß ein Junge, der genau wie Obito schwarzes Haar hatte. Im Gegensatz zu Obito, der wild herumgestikulierte und laut auflachte, wirkte dieser Junge jedoch sehr ruhig. Er lag auf dem Tisch, gähnte herzhaft und starrte aus dem Fenster.
 

„Das ist Shisui. Kohari-Sensei hat mal gesagt, dass er als unglaublich talentiert gehandelt wird, aber ich weiß nicht so recht, was sie meint. Zumindest benimmt er sich nicht so. Wenn du mich fragst, hat er aber schlicht und einfach keine Lust." Gai lachte und ich schürzte die Lippen.

„Nun beruhige dich doch etwas, Obito", hörte ich Kakashi genervt sagen, der mit vor der Brust verschränkten Armen seinen Mitschüler musterte.
 

„Kakashi hast du ja nun auch schon kennengelernt. Er ist unser Musterschüler. Immer in allem der Beste und gilt als talentiert wie seit Jahrzehnten keiner mehr. Es heißt, dass sie ihn schon dieses Jahr zur Prüfung anmelden wollen, obwohl er noch nicht einmal sechs Jahre alt ist. Das Ganze steigt ihm ein wenig zu Kopf, wenn du mich fragst."

„Das würde ich unterschreiben", murmelte ich.
 

„Wen haben wir noch", murmelte Gai und genau in diesem Moment schlenderte ein Junge mit kupferfarbenem Haar vor mich.

„In Konoha haben wir ein echt gutes Ramen-Restaurant, das solltest du dringend ausprobieren, wenn du das so gern isst!" Er grinste von einem Ohr zum anderen.

„Ah, das hier ist Kyou. Er ist immer ein wenig verrückt, aber liebenswert."

„Wen nennst du hier ein wenig verrückt? Wenn in dieser Klasse jemand verrückt ist, dann bist das wohl du Gai", gab Kyou von sich, wobei er jedoch höchst amüsiert wirkte.

„Ich würde sehr gern die Ramen hier in Konoha testen", antwortete ich Kyou und er jubelte auf.

„Hey, Shisui! Wir laden die Neue zum Essen ein, ja?"
 

Shisui hob den Kopf vom Tisch und musterte mich, als wolle er abschätzen, was für ihn dabei herausspränge. Dann jedoch rollte er mit den Augen und grinste dabei amüsiert. „Wird gemacht." Ich lächelte Shisui zurück an.

„Oh, wir wollen auch Ramen essen kommen", ein Mädchen hatte sich zu uns gesellt. „Dich nehmen wir auch mit Kurenai! Aber du musst selbst bezahlen, sonst ist mein Taschengeld für diesen Monat bald aufgebraucht."
 

„Wir sollten einfach alle zusammen essen gehen, was haltet ihr davon?", schlug ein anderes Mädchen vor, das direkt neben Kakashi saß. Dieser beteiligte sich nicht an der Unterhaltung.

„Gute Idee, Rin!"

Noch bevor wir die Unterhaltung zu Ende geführt hatten, kehrte Kohari-Sensei zurück.

„Ich habe eure Tests in der Pause bereits kontrolliert", gab sie lächelnd bekannt, was auf nicht allzu viel Freude stieß.
 

Sie begann, die Zettel auszuteilen und Gai neben mir spielte hibbelig mit seinem Stift. Er bekam seinen Test und zeigte mir einen Daumen hoch.

„82%, das ist gut", freute er sich.
 

Die Lehrerin hockte sich vor mir an den Tisch und legte meinen Test ab.

„Wer hat dich bisher unterrichtet?", fragte sie und ich zuckte mit den Achseln.

„Meine Mutter und meine Großmutter", sagte ich kleinlaut. Kohari-Sensei lächelte und schob mir das Blatt entgegen.

„Sehr gut. Mach weiter so!"
 

„Sieh nur, wie dieser Kakashi schon wieder angibt, mit seinen 96%", brummte Gai neben mir. Kohari-Sensei erhob sich und kehrte nach vorne an die Tafel zurück.

Gai wandte sich nun an mich und seine Augen wurden groß, als er die Note auf meinem Zettel sah.
 

„HA!" Er sprang auf, riss den Zettel in die Luft und schwenkte ihn wie eine Fahne. „Siehst du das, Kakashi? Endlich hast du eine würdige Rivalin hier!"

Kakashi drehte den Kopf zu uns herum und sein Blick fiel auf den Test, den Gai noch immer durch die Luft schwenkte. „98%! Und das, obwohl sie noch gar keinen Unterricht hatte!"

Gai lachte ausgiebig, bis Kohari-Sensei ihn ermahnte, sich wieder zu setzen. Etwas peinlich berührt nahm ich ihm meinen Test wieder ab und legte ihn stolz vor mich auf den Tisch. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Tafel, doch ich kam nicht umhin zu bemerken, dass Kakashi noch einmal den Kopf zu mir umwandte. Seine dunklen Augen wirkten undurchschaubar in diesem Moment.
 

Ohne darüber nachzudenken, streckte ich ihm die Zunge heraus und bemerkte ganz zu meinem Vergnügen, dass er sich ertappt fühlte.

Mit rotem Gesicht kehrte er mir den Rücken zu.

Das war der Moment, in dem meine Reise als Kunoichi begann. Wie hätte ich in diesem Moment ahnen können, was all diese Menschen eines Tages für eine Rolle in meinem Leben spielen würden?
 

-
 

Der erste gemeinsame Besuch im Ramen-Restaurant Ichiraku ist eine meiner liebsten Erinnerungen.

Es war mein dritter Unterrichtstag, den wir mit einer Unterrichtseinheit über Verwandlungs-Jutsus beendeten.
 

Direkt nach dem Unterricht schlenderten wir die Straße hinab in das Zentrum des Dorfes. Nicht alle Schüler schlossen sich uns an, doch wir waren eine große Gruppe.

Der Koch des kleinen Restaurants lachte amüsiert, als meine Mitschüler ihm die gesammelten Taschengelder überreichten.
 

„Ihr bekommt alle extra große Portionen, dann werdet ihr große und starke Shinobis", gab er lächelnd bekannt. Jubelnd machten wir uns über die Nudelsuppen her und es hatte vermutlich kaum jemals mehr Stimmung in dem kleinen Restaurant gegeben.

Sie erzählten mir alle möglichen Geschichten über Konoha, die berühmten Clans, aber auch den bekanntesten Ninjas des Landes. Shisui gab gerade eine besonders ulkige Geschichte zum Besten, da schob sich ein Mann durch die Tür, der ihn verstummen ließ. All meine Mitschüler betrachteten ihn mit großen Augen.
 

„Nanu? Volles Haus hier, was?", stellte er lachend fest und bestellte sich sein Essen dann zum Mitnehmen.

„Ihr seid doch Schüler, der Akademie, nicht?", fragte er an uns gewandt, während er auf seine Bestellung wartete. Ich musterte sein stacheliges Haar und das freundliche Gesicht neugierig.

„Ja, Jiraiya-Sama! Wir haben ein Begrüßungsessen für unsere neue Mitschülerin ausgegeben. Sie kam erst kürzlich nach Konoha", erklärte Gai aufgeregt und zeigte auf mich.

Jiraiya musterte mich nun mit neugierigem Blick: „Ah, du musst Noriko-Chan sein", stellte er lächelnd fest und ich riss überrascht die Augen auf. Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Mann war und warum er mich kannte. Offensichtlich schien dies auch meine Mitschüler schwer zu beeindrucken.
 

„Ja, das ist richtig, das bin ich", sagte ich etwas kleinlaut.

Jiraiya zwinkerte mir zu: „Ich bin Minatos Mentor, deshalb habe ich natürlich von dir gehört. Willkommen in Konoha. Oh, ah danke!" Jiraiya nahm sein Essen an, winkte uns zu und verließ das kleine Restaurant.
 

„Was hast du denn mit Minato Namikaze zu tun?", fragte mich Kakashi nun mit hochgezogenen Augenbrauen und ich bemerkte sofort, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren.

„Nun, ich ... wohne bei ihm." Selbst Kakashi entglitten die Gesichtszüge für einen kurzen Moment.
 

„Das ist ja unglaublich!" Gai sah mich mit großen Augen von der Seite an. „Minato gilt als einer der talentiertesten Shinobi, die Konoha je hervorgebracht hat."

Ich grinste breit, als sei mir dies durchaus bewusst gewesen, auch wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung gehabt hatte.
 

„Es heißt, dass einige unserer Feinde ihren Kriegsherren den Befehl gegeben haben, sich sofort zurückzuziehen, wenn sie Minato erkennen!"

„Ja, das habe ich auch gehört!"
 

„Mein Vater sagt, wenn er so weiter macht, könnte er irgendwann Hokage werden."

„Ach so ein Blödsinn, erst einmal wird einer der Sannin Hokage."

Meine Mitschüler begannen durcheinanderzureden.

„Wer sind die Sannin?", fragte ich Gai leise. Seine Augenbrauen tanzten belustigt in die Höhe.

„Ah, die drei legendären Sannin sind die zurzeit stärksten Shinobis von Konoha. Einen davon hast du gerade kennengelernt, Jiraiya-Sama! Dann gibt es da noch Tsunade, eine außergewöhnliche Kunoichi, die wunderschön ist und Orochimaru, der vermutlich der stärkste Shinobi Konohas im Moment ist. Neben dem Hokage natürlich."
 

Ich saugte all diese Informationen auf wie ein Schwamm.

„Ich glaube, Jiraiya-Sama ist viel stärker, als Orochimaru", warf ein Mitschüler ein. „Blödsinn! Jiraiya hat Orochimaru noch nie im Training besiegt." „Na ja, weil er nie ernst gemacht hat!" „Das glaube ich kaum!"

Die Diskussionen zogen an mir vorbei, ich beobachtete die anderen und lauschte ihren Erzählungen wie in einer Trance. Ein kitzeliges Gefühl machte sich in mir breit und ich begriff, dass ich glücklich war. Dieses Gefühl wärmte mich von innen heraus und gab mir zurück, was der Krieg von mir genommen zu haben schien.
 

Nach und nach verabschiedete sich einer nach dem anderen, um nach Hause zu gehen, bis wir schließlich nur noch eine kleine Gruppe von Leuten waren: Kakashi, Rin, Shisui, Kyou, Gai und ich.

Mein Blick fiel auf Kakashi, der sich nun ebenfalls erhob. So ganz begriffen, warum er mitgekommen war, hatte ich nicht. Er schien ständig von allen genervt zu sein. Nie zuvor hatte ich jemanden kennengelernt, der so oft mit den Augen rollte.

„Wir sehen uns morgen", sagte er und marschierte zum Ausgang. Rin sah ihm mit einem traurigen Gesichtsausdruck hinterher.
 

„Ernsthaft?", fragte ich sie leise, nachdem Kakashi verschwunden war. Sie zuckte zusammen und musterte mich irritiert: „Hm?"

„Du findest ihn gut, nicht wahr?" Ihr Gesicht lief knallrot an und sie versicherte sich kurz, dass die anderen Jungen uns gerade nicht zuhörten. Shisui erzählte Gai und Kyou gerade die Geschichte, wie er vor einigen Tagen seine Mutter mit einem Trick dazu gebracht hatte, einen Kuchen ganze drei Mal neu zu backen, obwohl die ersten beiden Versionen des Kuchens vollkommen in Ordnung gewesen waren. Kyou und Gai amüsierten sich köstlich darüber.

„Ich ähm", stammelte Rin und ich zog die Augenbrauen hoch.
 

„Warum gerade er? Ich mein ... er ist nicht sehr nett", gab ich zu bedenken und zwischen Rins Augenbrauen bildete sich eine kleine Zornesfalte.

„Er ist nicht immer so, musst du wissen! Ich mein, ja, manchmal verhält er sich ganz schön arrogant ... aber ich glaube, nein ich weiß, dass er eigentlich ein guter Kerl ist."

„Hm", machte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück.
 

„Wir sollten nun auch gehen, es ist schon dunkel draußen", gab Gai zu bedenken und wir verabschiedeten uns vom Koch des Ichirakus.

Gemeinsam spazierten wir durch das leere Zentrum Konohas. Rin, die nicht weit entfernt wohnte, verabschiedete sich als erste.
 

„Sag, Noriko, wenn du bei Minato wohnst, musst du dann jetzt den ganzen Weg bis zum Namikaze-Anwesen laufen?", fragte Shisui mich und riss Kyou und Gai aus ihrer Unterhaltung.

Ich zuckte mit den Schultern. „Nicht ganz. Minato ist bei seinen Eltern ausgezogen und wir wohnen in einem kleineren Haus, etwas näher am Dorfzentrum als das Anwesen seiner Eltern."

Shisui seufzte genervt und ich verstand nicht, wieso. Kyou lachte und stupste seinen Freund von der Seite an. „Na mal nicht so genervt, das ist doch ein schöner Spaziergang!"
 

„Hm?", machte ich und Gai zeigte mir ein breites Grinsen: „Wir bringen dich nach Hause, ist doch logisch!"

„Ach, das ist doch gar nicht nötig", stammelte ich, doch Shisui zog die Augenbrauen zusammen: „Doch, ist es. Es herrscht immer noch Krieg und wir alle haben Anweisungen von unseren Eltern bekommen, nie allein das Dorf zu verlassen. Dein Zuhause ist so nah am Dorfrand, da begleiten wir dich lieber. Kyou und ich sind Nachbarn und Gai wohnt nicht weit von uns, auf dem Rückweg wird also auch keiner von uns allein sein."
 

Ein warmes Gefühl durchströmte mich und ich lächelte Shisui an, der jedoch plötzlich betreten wegsah.

„Außerdem wollen wir es uns ja nicht mit Minato verscherzen", warf Kyou ein. „Oder mit Kushina", ergänzte Shisui und Kyou schien kurz zu erschauern.

Für eine Weile spazierten wir stumm nebeneinander her. Ließen das Zentrum Konohas hinter uns und marschierten durch die ersten bewaldeten Ausläufer des Dorfes.

Hier und da passierten wir größere Häuser und schon bald erkannte ich mein neues Zuhause am Ende der Straße.
 

„Ich fand's übrigens mega, dass du in dem Test besser warst, als Kakashi! Da hat er echt doof geguckt. Wurde Zeit, dass er endlich eine richtige Rivalin hat", sagte Kyou plötzlich und grinste mich breit an. Ich spürte Hitze in mein Gesicht aufsteigen, grinste jedoch zurück.

„Warum war er heut überhaupt dabei? Er scheint ja eh niemanden leiden zu können", warf ich ein und Kyou zuckte mit den Achseln.
 

„Das ist doch alles nur Fassade", brummte Shisui.

„Na ja ich weiß ja nicht. Er fühlt sich schon ganz schön toll", gab Kyou zurück und Shisui seufzte. „Warum sollte er das auch nicht? Er ist eben in allem der Beste."

„Ja und das ist alles deine Schuld."

Shisui rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf.
 

„Ist doch so! Wenn du dir etwas mehr Mühe geben würdest, dann wärst du in allem der Beste. Du hast das Talent dazu, ich verstehe immer noch nicht, warum du-" „Lass gut sein, Kyou! Ich will gar nicht besser sein als alle anderen, ich bin glücklich so, wie es ist."

Kyou seufzte, erwiderte jedoch nichts dazu. Ich musterte Shisui von der Seite. Er hatte die Hände gelassen hinter dem Kopf verschränkt und schlenderte lässig neben mir her. Seine strahlend blauen Augen trafen meinen Blick und er grinste breit.
 

„Wir sind da", stellte er fest und wir blieben stehen.

Die Tür öffnete sich und Minato lugte aus dem Haus hervor. Sein Gesicht erhellte sich, als er meine Begleiter entdeckte.

„Hallo zusammen", rief er und selbst Shisui hatte einen ehrfürchtigen Blick aufgesetzt. „Danke, dass ihr Noriko hergebracht habt." Minato kam die drei Stufen hinab und im Hintergrund erkannte ich Kushina, deren Gesichtsausdruck zu sagen schien: Hab ich dir doch gesagt! Offensichtlich hatte Minato sich Sorgen gemacht.
 

„Aber das war doch selbstverständlich", erklärte Shisui.

„Passt gut auf euch auf und bleibt zusammen, bis ihr wieder im Zentrum seid, ja?", bat Minato die drei Jungen und ich verabschiedete mich, von meinen Mitschülern.

An diesem Abend fiel ich glücklich ins Bett und träumte das erste Mal seit vielen Wochen nicht von Rauch und Blut, sondern von meinen neuen Freunden und einem Rivalen, der mich noch zu so manch Duell herausfordern würde.
 

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Naruto hob den Blick. Sakuras Stimme war in der Dunkelheit der Zelle verklungen und das hatte sie so in die Realität zurückgeholt.

„Das ist wirklich unglaublich", murmelte Sakura nun und sah Naruto an, der seine Gefühle noch nicht ganz geordnet hatte. Die Tatsache, dass er eine Cousine hatte, oder zumindest einst gehabt hatte, irritierte ihn mehr, als es sollte. Was war das für ein beklemmendes Gefühl, das ihn durchbohrte?
 

„Ich... denke nicht, dass ich heute schlafen gehen kann, bevor ich nicht weiß, was aus dieser Noriko geworden ist. Sie ist immerhin ... meine Cousine. Sie hat bei meinen Eltern gelebt... Geht ihr alle ruhig schlafen, wenn ihr müde seid, aber ich-"

„Vergiss es, die Story lasse ich mir nicht entgehen", warf Lee ein und schmiss sich direkt neben Naruto auf die Bank.
 

„Immerhin kommt Gai-Sensei auch darin vor und ich will unbedingt mehr davon wissen, wie er so als Junge war. Er war bestimmt ein ganz hervorragender Schüler!" Lees runde Augen funkelten begeistert.

Shikamaru zuckte wirsch mit den Achseln. „Tja, ich bin nun auch neugierig, was aus dieser Person geworden ist. Vor allem würde mich aber interessieren, wie die Erinnerungen all dieser Leute gelöscht worden sein sollen und vor allem aus welchem Grund."
 

Naruto grinste breit und wandte sich an Sakura, die soeben die nächste Seite des Buches aufschlug. „Ich werde ebenfalls hier bleiben, immerhin habe ich das Buch gefunden. Das nächste Kapitel hat außerdem den Namen ‚Shisuis Geschenk' und ich bin wirklich neugierig, mehr über diesen Shisui zu erfahren und auch ... wie lange Kakashi-Sensei sich so doof verhalten hat."
 

Naruto lachte. Ihm wurde warm ums Herz. Selbst der ruhige Sai setzte sich stumm zu ihnen und lauschte Sakuras Worten. Ein seltsames Gefühl machte sich in Narutos Kopf breit, ganz so, als klopfe eine uralte Erinnerung an. Doch er konnte bei bestem Willen nicht danach greifen. Seufzend lehnte er sich zurück und schloss die Augen, während Sakura die Worte des nächsten Kapitels zu lesen begann.



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