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Norikos Tagebuch

von

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Shisuis Geschenk

Die ersten Wochen an der Akademie verflogen wie im Zeitraffer. Es gab einige Dinge, in denen ich auf Anhieb gut war, da meine Mutter oder Großmutter sie mir beigebracht hatten, aber es gab auch einiges, das ich so gar nicht beherrschte.
 

In diesen Momenten war ich besonders froh, meine neuen Freunde an meiner Seite zu haben. Gai war stets etwas überambitioniert, gab sich aber größte Mühe, mir Dinge zu erklären oder vorzumachen. Kyou verlor schnell die Geduld, wenn ich etwas nicht begriff, und so stellte sich Shisui als derjenige heraus, der mir am meisten weiterhelfen konnte. Er hatte das Talent, genau zu erkennen, was ich falsch machte, war geduldig und seine Erklärungen machte er mit bildhaften Beispielen verständlich. All meine Bemühungen wurden belohnt, denn die ersten Tests und Prüfungen, die ich absolvierte, wurden mit guten Noten gekrönt.
 

Auch wenn ich es nur ungern zugab, brachte es mir eine ungeheure Freude, wann immer ich besser sein konnte als Kakashi. Leider geschah dies jedoch nicht mehr allzu oft.
 

Die ersten Kirschblüten kündigten das Ende des Winters an und brachten eine düstere Zeit mit sich. Wir Schüler von der Akademie wurden zwar größtenteils davon abgeschirmt und doch kamen wir nicht umhin, zu bemerkten, dass Konoha einige Schlachten verloren hatte. Wir bemerkten die Anspannungen der Erwachsenen, und auch der Unterricht fiel hin und wieder aus, weil alle fähigen Ninjas im Krieg gebraucht wurden.
 

Die Klinik von Konoha war voll belegt und die Stimmung in den Straßen der Stadt betrübt. So waren die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings willkommen und gaben dem Dorf einen Hauch von Fröhlichkeit zurück.
 

In unsere Klasse brachte der Frühling vor allem Aufruhr, denn die Abschlussprüfungen standen an. Mehrere meiner Mitschüler, darunter einige Ältere, mit denen ich nicht viel zu tun hatte, waren angemeldet.
 

Als der große Tag kam, fiel für uns andere der Unterricht aus, doch wir fanden uns trotzdem an der Akademie ein, um unsere Mitschüler zu beglückwünschen, sollten sie bestehen. Ich hatte gemeinsam mit Kushina mehrere Bleche Kekse gebacken, die wir in Säckchen abgefüllt hatten. Den Rucksack randvoll mit Kekstüten, kam ich an der Akademie an und traf auf Shisui, der gedankenverloren auf einer Bank saß.
 

„Wow, der Rucksack ist ja fast größer als du", staunte er, als er mich endlich bemerkte. Ich musterte sein Gesicht und bemerkte sofort, dass ihn etwas belastete.

„Worum sorgst du dich, Shisui?"
 

Sein Gesicht lief rot an und für einen Moment dachte ich, er würde so tun, als wüsste er nicht, wovon ich sprach, dann jedoch seufzte er.

„Wusstest du, dass, wenn Kakashi besteht, er der jüngste Genin aller Zeiten in Konoha wird?"

Ich schüttelte den Kopf. Shisuis Augenlider senkten sich.
 

„Das liegt alles an diesem Krieg. Ohne den Krieg hätten sie ihn noch gar nicht zur Prüfung zugelassen, aber im Moment braucht Konoha jeden Shinobi, der zur Verfügung steht, selbst wenn es noch Kinder sind."

Ich knetete meine Hände im Schoß. Mein Blick fiel auf die Tür zur Akademie und ich musterte die Maserung des rötlichen Holzes aufmerksam.
 

„Und ich weiß ganz genau, dass auch Kakashi das bewusst ist. Er ist zu klug, um das nicht zu begreifen und deshalb ... habe ich großen Respekt vor ihm, weißt du? Auch wenn er manchmal sehr arrogant wirkt und so, als könne er niemanden leiden ... ich glaube, irgendwo in ihm drin ist er auch nur ein Junge, der sich fürchtet. Aber weil er so talentiert ist, fühlt er sich verantwortlich, sein Talent einzusetzen, um unserem Dorf zu helfen, und deshalb kann er sich keine Furcht erlauben. Darum zeigt er uns allen die kalte Schulter, damit ihm niemand zu nah kommt und hinter seine Fassade schauen kann."
 

Shisuis Worte weckten mein schlechtes Gewissen. So hatte ich die Sache nie gesehen und stets mit einem Hauch von Abneigung Kakashi betrachtet. Diese Erklärung jedoch, ließ mich ihn aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Ich ballte die Hände zu Fäusten.

„Na ja, er könnte trotzdem netter sein. Ich mein, das bist du ja auch und dir ergeht es doch sehr ähnlich, wie ihm, nicht wahr?"
 

Shisui legte den Kopf in den Nacken und sah ihn den Himmel.

„Tja, nur im Gegensatz zu Kakashi drücke ich mich vor meiner Verantwortung. Vielleicht kann ich es mir deshalb erlauben, nett zu sein."

Mit einem Grinsen stupste ich meinen Ellenbogen in Shisuis Seite, der den Blick vom Himmel riss. „Nur weil du dich noch nicht bereit fühlst, heißt das ja nicht, dass du dich drückst. Und nur, weil du genauso alt bist wie Kakashi, heißt das nicht, dass du genauso sein musst wie er." Shisui lachte auf und in diesem Moment schlenderten Kyou und Gai auf den Platz und winkten uns zu. Auch einige unserer anderen Klassenkameraden trudelten nach und nach ein.

Gemeinsam warteten wir und beglückwünschten die ersten Prüflinge mit einem fröhlichen Jubel und einer Tüte Kekse.
 

Nach und nach kam einer nach dem anderen, bis schließlich Kakashi durch die Tür schlenderte. Er hatte die Hände in den Hosentaschen und sein Gesichtsausdruck wirkte kühl, wie stets.

„Und?", fragte Rin aufgeregt. Kakashi warf ihr einen Blick zu, zog die Hand aus der Hosentasche und hielt einen Gegenstand in die Luft.
 

Es war das Shinobi-Stirnband mit dem Emblem Konohas darauf.

Rin klatschte aufgeregt in die Hände, einige der anderen Mitschüler klopften Kakashi fröhlich auf die Schulter. Ich zog eine Tüte der selbst gebackenen Kekse aus meinem Rucksack und hielt sie ihm entgegen: „Herzlichen Glückwunsch", sagte ich und Kakashi riss die Augen erstaunt auf.

„Danke", sagte er etwas perplex, nahm die Kekse an und obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, hatte ich das Gefühl, er lächelte.
 

Die Gespräche um uns herum schwollen an und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, einen hauch von Furcht über Kakashis Gesicht huschen zu sehen. Vielleicht war es nach meinem Gespräch mit Shisui auch pure Einbildung, doch ich fasste einen Entschluss in diesem Moment. Während die anderen den nächsten Prüfling in Empfang nahmen, der soeben aus der Tür gestolpert kam, schlüpfte ich an Kakashis Seite, der mir einen irritierten Blick zuwarf.

„Glaub nicht, dass unsere Rivalität damit beendet ist, Kakashi", sagte ich feixend und er zog die Augenbrauen in die Höhe.
 

„Hm?", machte er und ich trat einen Schritt auf ihn zu.
 

„Na ja, unser Wettkampf darum, wer besser im Wurfsternwerfen ist, ist noch nicht beendet und mit dem Kunai haben wir uns auch noch nie gemessen. Also erwarte ich schon, dass du mal hier vorbei kommst, wenn du die Zeit hast. Außer natürlich, du hast Angst, gegen mich zu verlieren."

Kakashi schnaubte belustigt auf. „Du willst wohl unbedingt von mir besiegt werden, was?"

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Immerhin habe ich auch schon gegen dich gewonnen, also wart's ab. Mit ein bisschen mehr Training überhole ich dich im Nu, versprochen!" Wir tauschten einen Blick und es fühlte sich wie ein unausgesprochenes Versprechen an.
 

-
 

Unsere Klasse war deutlich ruhiger, nachdem ein Großteil der älteren Schuler den Abschluss gemacht hatte. Wir waren nur noch die hälfte aller Schüler und ich begriff nur langsam, dass auch dies mit dem Krieg zusammenhing. In den letzten Jahren hatte es weniger Kinder gegeben und so auch weniger Schüler.
 

Im Unterricht fehlte mir der Schlagabtausch mit Kakashi hin und wieder und auch im Training vermisste ich es, jemanden zu haben, den ich schlagen wollte. Umso mehr freute ich mich, dass Shisui langsam aus seinem Kokon auszubrechen schien. Er begann sich mehr einzubringen, steckte mehr Energie ins Training und schien allmählich gefallen daran zu finden, sich mit mir zu messen.
 

Doch war er bei weitem nicht so ehrgeizig, wie Kakashi es gewesen war. Wann immer er gegen mich verlor, nahm Shisui es mit einem Schulterzucken hin.

Ganz im Gegensatz dazu stand Obito, der mit aller Macht versuchte, Kakashis Platz einzunehmen, dabei jedoch kläglich versagte. Er wollte in allem der Beste sein, übernahm sich dabei und scheiterte. Viel zu oft ermahnte Kohari-Sensei ihn, sich selbst nicht zu überfordern, doch Obito schoss allzu gern über das Ziel hinaus.
 

Als die ersten Laubbäume sich bunt verfärbten, hatte ich das erste Mal das Gefühl, nicht voranzukommen. Egal, wie viel ich trainierte, ich wurde nicht stärker und meine Jutsus nicht wirklich besser.
 

Gai war es, der mich aus diesem Tief befreite. Er machte mir klar, dass es keine Schande war, eigene Schwächen zu akzeptieren und an den eigenen Stärken zu pfeilen.

„Ich mein, sieh mich an! Meine Ninjutsu und Genjutsu Fähigkeiten sind nicht wirklich gut, deshalb konzentriere ich mich auf meine Stärke: Mein Taijutsu! Es ist keine Schande, die eigenen Stärken zu fördern und Schwächen anzuerkennen."
 

Ich dachte lange darüber nach und beschloss, mich ebenfalls eine Weile auf meine Stärken zu konzentrieren. Es half mir, mein Tief zu überwinden und neue Erfolge zu feiern.

Einige Wochen lang widmete ich mich dem Training meiner Geschwindigkeit sowie Ninjutsus und den Umgang mit Wurfmessern.
 

„Nicht schlecht", hörte ich eine Stimme, nachdem alle meine Messer mitten ins Schwarze getroffen hatten. Abrupt drehte ich mich um und bemerkte Kakashi, den ich seit Wochen nicht gesehen hatte.
 

Ohne Aufforderung schnappte er sich mehrere der Übungsmesser und warf sie eines nach dem anderen direkt neben meine Messer in die Mitte der Zielscheiben.

„Bei dem Niveau brauchen wir wohl einen neuen Wettbewerb, um uns zu messen, was?", sagte er und ich lachte.
 

„Wie wäre es mit mehreren Messern mit derselben Hand gleichzeitig?"

Kakashi zog die Augenbrauen hoch, schnappte sich mehrere Messer und wir begannen zu werfen. Die ersten Versuche gingen mit großem Abstand daneben. Erst nach etwa zwanzig Versuchen schaffte ich es, das erste Mal alle drei Messer auf der Zielscheibe zu platzieren. Kakashis Augenbrauen zogen sich zusammen. Er grummelte etwas Unverständliches und warf wie ein Besessener mit den Messern auf die Scheiben. Ich schaffte keinen weiteren Treffer und musste mit Ansehen, wie Kakashi es schließlich drei Mal nacheinander gelang, alle drei Messer auf die Scheibe zu setzen.
 

„Du bist ja immer noch hier – ach, hallo Kakashi! Wie lief die letzte Mission?" Gai war auf den Übungsplatz getreten. Kakashi berichtete kurz von einer Mission, bevor er sich schließlich verabschiedete, wobei er mir einen feixenden Blick zuwarf: „Gewonnen", murmelte er mit Belustigung in den Augen und ich schnaubte entnervt. Wütend starrte ich auf Kakashis Hinterkopf, nicht ahnend, dass ich ihn für eine lange Zeit nicht wiedersehen würde.
 

-
 

Der Winter brach über Konoha herein und ich versuchte mit allen Mitteln, den Tag auf dem Kalender zu ignorieren, der auf mich zuraste. Obwohl Kushina und Minato wiederholt versuchten, das Gespräch mit mir zu suchen, schaffte ich es, dem aus dem Weg zu gehen. Mein Leben bestand zurzeit aus dem Training und der Zeit mit meinen Freunden. Ich war weitestgehend glücklich und wollte nicht an den Tag erinnert werden, der mir meine Familie und meine Heimat genommen hatte.
 

In meiner Freizeit verbrachte ich die meisten Stunden gemeinsam mit Gai, der mit mir mein Taijutsu trainierte. In diesen Tagen verspürte ich immer wieder Wut über einige der anderen Schüler, die über ihn herzogen und ihn belächelten.
 

Zugegeben, er war in einigen Belangen durchaus sonderbar. Nicht nur seine Kleidung, und die vielen seltsamen Regeln, die er sich stets selbst auferlegte, auch seine teils überdrehte Art sorgten dafür, dass er auffiel, wo immer er war. Doch all diese Marotten hatte ich zu lieben gelernt und so war er nach und nach zu meinem besten Freund geworden. Mit Gai konnte ich über wirklich alles reden. Er verurteilte nichts und nahm sogar jene in Schutz, die sich über ihn lustig machten, sodass ich mich dafür verantwortlich fühlte, sie zur Verantwortung zu ziehen.

„Lass sie doch reden, verschwende deine Energie nicht damit. Es wird immer Menschen geben, die einen nicht akzeptieren. Ich konzentriere mich lieber auf die Menschen, die mich so mögen, wie ich bin."
 

Diesen Rat versuchte ich zu beherzigen, doch es fiel mir schwer, ruhig zu bleiben, wenn mein bester Freund beleidigt oder ausgelacht wurde. Nach und nach jedoch, begann ich zu begreifen, was Gai gemeint hatte. Es lebte sich viel entspannter, wenn einem egal war, was andere über einen dachten. Gai war neben Minato und Kushina der Erste, dem ich von der Vernichtung meiner Heimat und dem Tod meiner Familie erzählte. Es war an dem Jahrestag des Geschehens, an meinem siebten Geburtstag, an dem ich das Haus früh verließ, um Minato und Kushina aus dem Weg zu gehen. In der Schule konzentrierte ich mich voll und ganz auf den Unterricht und versuchte, so unbekümmert wie stets zu sein, doch Gai bemerkte, dass ich etwas unterdrückte.

„Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, nicht wahr, Noriko?" Ich antwortete nichts auf diese Phrase. Wir saßen in unserer Frühstückspause zusammen und aßen matschige Reisbällchen.
 

„Aber du musst auch nicht reden. Wenn es etwas anderes gibt, was ich für dich tun kann, dann sag Bescheid."

Eine Weile kaute ich still auf meinem Essen und spürte die Emotionen, die ich so gut zu unterdrücken geschafft hatte, aus mir herausbrechen.

Bevor ich es mir überlegen konnte, begann ich Gai von dem Tag zu erzählen, an dem meine Welt aus den Fugen geraten war. Gai unterbrach mich kein einziges Mal und als ich fertig erzählt hatte, setzte er einen ernsten Blick auf.
 

„Danke, dass du mir das anvertraut hast, Noriko. Lass uns ein Versprechen abgeben", schlug er vor und ich wischte mir die Tränen von den Wangen.

„Was für ein Versprechen?"
 

„Wir werden zu superstarken Ninjas und dann werden wir dafür sorgen, dass der Krieg endlich vorbei ist und es keine weiteren Kriege mehr geben wird!" „Abgemacht!", rief ich und Gai sprang von der Bank auf. „Ich habe soeben beschlossen, dass ich mich für den nächsten Frühling zur Prüfung anmelden werde! Hilfst du mir, dafür zu trainieren?"
 

-
 

Gai und ich verbrachten jede freie Minute mit unserem Training. Während er mir Taijutsu beibrachte, übte ich mit ihm die verschiedensten Nin- und Genjutsus. Auch ich hatte Feuer gefangen und wollte unbedingt für die Prüfung angemeldet werden. Immerhin wäre ich zum Zeitpunkt der Prüfung im Frühjahr schon zwei Jahre älter, als Kakashi es bei seiner Prüfung gewesen ist, und so sah ich kein Problem darin, ebenfalls die Zustimmung der Akademie zu bekommen. Ich musste nur meine Leistungen auf demselben hohen Niveau halten, wie bisher.

Dementsprechend war es ein harter Schlag für mich, als mir die Anmeldung verweigert wurde. Die vielen Wochen des Trainings fühlten sich wie vergeudete Zeit an und ich war nie zuvor in meinem Leben wütender gewesen. Mein Ausbruch gegenüber Kohari-Sensei war äußerst unangenehm, doch ich spürte erst Tage später das schlechte Gewissen meiner Lehrerin gegenüber. Sie hatte meine Wut mit einem emotionslosen Gesichtsausdruck entgegengenommen.
 

Mir verging die Lust, Gai weiter bei seinem Training zu helfen, doch ich zwang mich, es ihm zuliebe zu tun. Es war nicht nur mein Neid, der meine Motivation minderte. Es war auch die Tatsache, dass Gai die Akademie verlassen würde, sollte er bestehen.
 

Die Vorstellung, ohne ihn dort zu sein, machte mir Angst. Ich hatte mich so sehr an seine Nähe gewöhnt und der Gedanke, ihn monatelang nicht zu sehen, schlug mir auf den Magen.

„Es wird nichts an unserer Freundschaft ändern, versprochen! Wann immer ich in Konoha bin, werde ich meine Freizeit mit dir verbringen."

„Aber du wirst ständig weg sein." „Na ja, aber auch nicht immer, ich mein-" „Jetzt rede das nicht schön! Sieh dir Kakashi an, den haben wir das letzte Mal im Oktober oder so gesehen. Dabei habe ich meine Technik mit den drei Wurfmessern mittlerweile perfektioniert", den letzten Teil des Satzes grummelte ich mehr zu mir selbst.
 

Der Tag der Prüfung kam erbarmungslos schnell. Trotz der Furcht, meinen besten Freund in Zukunft nicht mehr oft zu sehen, wünschte ich ihm viel Erfolg und backte erneut für den Tag der Prüfung mehrere Dutzend Kekse. Wie im Rausch ging der Tag an mir vorbei und nachdem ich Gai beglückwünscht hatte und er gemeinsam mit seinem Vater von dannen gezogen war, um seine bestandene Prüfung in einem Restaurant zu feiern, fand ich mich allein auf dem Übungsplatz wieder. Lustlos warf ich ein Messer nach dem anderen auf die Zielscheiben.

Es war ein warmer Frühlingstag und die Sonne brannte gnadenlos auf meinen Hinterkopf. Ich hörte Schritte und dachte kurz, Gai wäre von seinem Essen zurückgekehrt, stellte jedoch fest, dass es Kakashi war, der hinter mir auf den Übungsplatz trat.
 

Ohne ein Wort zu sagen, schnappte er sich drei Messer und warf diese auf die Scheibe. Eines davon landete direkt im schwarzen, die beiden anderen in dem Ring direkt darum.
 

„Gai ist jetzt also auch ein Genin", sagte Kakashi leise und ich spielte mit dem Wurfmesser in meiner Hand herum.

„Ja, er hat hart dafür trainiert", murmelte ich, doch Kakashi schnaubte.

„Im Moment nehmen sie jeden, der seine Jutsus halbwegs beherrscht. Wir haben einfach zu viele Shinobis verloren."
 

Das war zu viel des Guten. Zwar hatte ich über viele Monate hinweg gelernt, ruhig zu bleiben, wann immer jemand Gai belächelte, doch in diesem Moment explodierte etwas in mir. Meine ganze Wut darüber, dass ich selbst nicht zur Prüfung zugelassen worden war, die Trauer darüber, nun ohne Gai in der Akademie bleiben zu müssen, wurden durch Kakashis Arroganz angefeuert, als hätte er Öl ins Feuer gegossen. Ich trat einen Schritt auf ihn zu und musterte ihn mit offener Missbilligung. „Ach sei doch still!"
 

Kakashi wich tatsächlich einen Schritt vor mir zurück und ich genoss es ein wenig, dass er mit so einer Reaktion nicht gerechnet hatte.
 

„Gai ist ein großartiger Shinobi und hat es verdient, das Stirnband zu tragen, also wage es ja nicht, seine Fähigkeiten infrage zu stellen! Und wenn es so wäre, dass sie jeden nehmen, dann hätten sie mich ja auch zur Prüfung zugelassen, denn ich beherrsche meine Jutsus halbwegs", spie ich aus. „Und das hier", ich griff nach drei Messern, warf sie und alle drei trafen den Mittelpunkt der Scheibe, „Beherrsche ich sogar besser als du. Also spar dir deine Überheblichkeit!"
 

Ohne auf eine weitere Antwort von ihm zu warten, marschierte ich von dannen und ließ Kakashi auf dem Übungsplatz zurück.

Ziellos wanderte ich umher, fand mich im Zentrum Konohas wieder und setzte mich auf eine Bank am Rande des Marktplatzes. Ich wischte Tränen der Wut aus meinen Augenwinkeln und beobachtete die Menschen, die ihre Einkäufe erledigten.
 

Minato bemerkte ich erst, als dieser direkt vor mir stand.
 

„Es scheint, etwas belastet dich", sagte er, setzte sich neben mich und reichte mir ein Stück Schokolade, das er offensichtlich soeben eingekauft hatte. Unwirsch knabberte ich daran herum.

Einen Moment lang überlegte ich, beschloss dann jedoch, Minato in meine Sorgen einzuweihen. Ich erzählte ihm von der Prüfung, die ich nicht bestreiten durfte, von Gai, den ich vermutlich nicht mehr oft sehen würde und schließlich von meiner Begegnung mit Kakashi.

Minato unterbrach mich kein einziges Mal, seufzte aber schließlich ausgiebig.

„Zu allererst ... tut es mir furchtbar leid. Es ist meine Schuld, dass du nicht zur Prüfung zugelassen wurdest."
 

Ich starrte ihn an. Eine Mischung aus Wut und entsetzen mischten sich in meinem Inneren. Meine Wut war kurz davor in einem Schwall von Beschimpfungen aus mir herauszubrechen, da sah ich das traurige Lächeln auf Minatos Gesicht.
 

„Kakashi hat nämlich nicht ganz unrecht, mit dem, was er gesagt hat ... nicht, dass ich an den Fähigkeiten deines Freundes zweifele. Aber im Moment werden die Schüler viel früher zu ihren Prüfungen zugelassen, weil wir jeden kampffähigen Ninja brauchen. Ich weiß, dass du gut bist, Noriko." Er lächelte.
 

„Aber warum?", brachte ich mit unterdrückter Wut hervor.

„Du bist doch erst so kurz bei uns und ... Kushina hätte es dir nie verboten. Sie weiß, dass sie das nicht kann, weil ihr euch sehr ähnlich seid, aber sie hat solche Angst davor, dich zu verlieren. Deshalb hab ich meinen Einfluss beim Hokage benutzt, um dich nicht zur Prüfung zuzulassen. Aber auch, weil ich glaube, dass du noch etwas Zeit brauchst, Noriko. Es gibt nämlich noch ein paar Dinge, die ich dir gern beibringen würde."
 

„Du willst mir etwas beibringen?", fragte ich erstaunt und Minatos Gesicht wurde ernst.

„Ja und Kushina auch. Ein paar besondere Jutsus. Sobald du sie erlernt hast, kannst du dich sofort zur Prüfung anmelden, versprochen."
 

Ich hob die Hand und hielt Minato meinen kleinen Finger hin: „Versprochen!", sagte ich. Minato grinste und hakte seinen kleinen Finger bei mir ein. „Dann fangen wir gleich morgen an?", fragte ich und Minato lachte.

„Wenn du magst, fangen wir gleich morgen an."
 

Ich sprang von der Bank hoch, doch Minato machte keine Anstalten, mir zu folgen.

„Es gibt da noch etwas, dass ich dir erzählen möchte, Noriko. Bitte setz dich."

Die Art, wie er sprach, machte mir Angst. Es schien, um ein ernstes Thema zu gehen. Mit klopfendem Herzen setzte ich mich zurück auf die Bank.
 

„Wusstest du, dass Kakashi mein Schüler ist?", fragte er und ich runzelte die Stirn. Dieser Themenwechsel irritierte mich. Ich schüttelte verneinend den Kopf.

„Ich weiß, wie er manchmal sein kann, aber du solltest nicht zu streng zu ihm sein." Ich hob abwehrend die Hände.
 

„Aber er-", begann ich, doch Minatos Blick ließ mich innehalten.

„Sein Vater ist kürzlich verstorben."

Ich erstarrte. Das Bild des freundlichen Sakumo erschien vor meinem inneren Auge. Er war der erste Kontakt, den ich zu Konoha gehabt hatte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals.

„Das ist nicht schön", murmelte ich und spürte erneut Tränen in meinen Augen. Obwohl ich Sakumo nur kurz begegnet war, schmerzte es mich. Ich hatte mich nie dafür bedankt, dass er mich nach Konoha gebracht hatte, und nun würde ich es auch nie können.

„Er hat sich selbst das Leben genommen."
 

Ein eisiges Gefühl ergriff Besitz von mir. Mit offenem Mund starrte ich Minato an. „Warum?"

Minato schüttelte den Kopf. „Sakumo traf eine Entscheidung, die dazu führte, dass seine Mission nicht erfüllt wurde und es gab viele Leute, die ihn dafür verurteilten. Ich kann nur mutmaßen, aber offensichtlich setzte ihm das sehr zu. Kakashi ... war derjenige, der ihn fand, musst du wissen. Ich weiß, dass er überheblich sein kann. Aber im Moment ist er ziemlich allein. Seine Mutter starb bereits kurz nach seiner Geburt und deshalb war sein Vater seine ganze Familie."

Eine ganze Weile saßen wir stumm nebeneinander und ich verarbeitete das Gehörte. Minato erhob sich schließlich von der Bank und schenkte mir ein Lächeln. „Wollen wir nach Hause gehen?"
 

Ich wischte die Tränen aus meinen Augenwinkeln und schüttelte den Kopf. „Ich habe noch etwas zu erledigen und komme dann gleich nach, ja?"
 

So schnell, wie ich konnte, eilte ich zurück zum Trainingsfeld. Eigentlich rechnete ich nicht damit, Kakashi dort noch vorzufinden, und war umso erstaunter, ihn noch immer Messer werfend anzutreffen.
 

Fluchend zog er gerade mehrere Messer aus der Zielscheibe und sein Blick verfinsterte sich, als er mich entdeckte.

Er wandte sich um, warf die Messer erneut, doch traf wieder nicht alle drei ins Schwarze. Unentschlossen starrte ich auf seinen Hinterkopf, nicht wissend, was ich sagen sollte.
 

„Was?", blaffte Kakashi mich schließlich an. Ich schnaubte, schnappte mir drei Messer und hob den Arm.

„Dein Ellenbogen bricht seitlich aus, du musst ihn weiter nach unten halten", blaffte ich zurück und warf die Messer, die sich in der Mitte der Zielscheibe landeten.
 

Wortlos griff Kakashi nach drei neuen Messern, warf diese und sie landeten deutlich mittiger als in seinem vorherigen Wurf. Ausdruckslos starrte er die Zielscheibe an.

„Warum hilfst du mir plötzlich?", fragte er misstrauisch, sah mich dabei jedoch nicht an.

„Weil du vorhin Recht hattest, mit dem was du gesagt hast und ich meine Wut an dir ausgelassen habe, obwohl das ungerechtfertigt war. Jetzt sind wir quitt."
 

Kakashi nickte, warf erneut drei Messer und der Wurf war wieder besser, aber noch immer nicht so gut wie meiner.
 

„Ah, da bist du ja." Ich drehte mich abrupt herum und entdeckte Minato, der mir scheinbar gefolgt war. Er lächelte und sein Haar glänzte gelbgolden im Licht der untergehenden Sonne.

„Lass uns heimgehen", rief er mir zu und ich nickte. Ich warf Kakashi noch einen Blick zu, der erneut nach drei Messern griff.
 

„Kakashi, begleite uns doch", rief Minato und Kakashi drehte sich zu uns um. „Kushina hat gekocht, komm und iss heute mit uns. Morgen werden wir schließlich wieder früh zu unserer Mission aufbrechen."
 

Kakashi schien Ablehnen zu wollen. Ich seufzte und klopfte ihm auf die Schulter: „Ja, mit vollem Bauch schaffst du es dann vielleicht auch endlich, mich wieder im Messerwurf zu besiegen."

„Los, wir sollten uns beeilen. Nicht, dass Kushina wütend wird, wenn sie zu lange mit dem Essen auf uns warten muss."
 

Kakashi ergab sich in sein Schicksal und begleitete uns nach Hause. Dort angekommen, hatte Kushina bereits den Tisch gedeckt und schaffte es, einen weiteren Teller hinzuzustellen, ohne dass es groß auffiel.
 

Kushina erzählte von ihrem Tag, einer erfolgreich abgeschlossenen Mission und Minato stellte ihr hunderte von Fragen. Kakashi und ich aßen stumm und lauschten ihrem Gespräch. Mein Blick fiel immer wieder auf meinen ehemaligen Mitschüler, der nun die Stirn runzelte.

„Was?", fragte er etwas entnervt und ich rollte mit den Augen.
 

„Na ja, irgendwie hatte ich wohl gehofft, dass du wenigstens hässlich bist", gab ich zurück und Minato verschluckte sich heftig an seinem Getränk. Kushina musste ihm mehrfach auf den Rücken klopfen, bis sich sein Husten wieder beruhigt hatte. Kakashis Gesicht war rot angelaufen und mir selbst dämmerte nur langsam, dass ich ihm damit ein Kompliment gemacht hatte. Aber es war die Wahrheit und deshalb würde ich es nicht zurücknehmen, auch wenn ich nun selbst Hitze in meinem Gesicht spürte.
 

Es war das erste Mal, dass ich Kakashi ohne seine Maske sah. Er hatte eine ebenmäßige, gerade Nase, zartrosa Lippen und ein Muttermal an seinem Kinn. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, doch sicher nicht, was ich nun vor mir sah.
 

Peinlich berührt stocherte Kakashi in seinem Essen herum, ich hingegen nahm einen großen Schluck meines Saftes, um die eigene Röte in meinem Gesicht zu verbergen.
 

„Nun, wohin führt eure Mission euch denn morgen?", fragte Kushina, um das Gespräch wieder anzukurbeln. Minato konnte dazu nur eine grobe Aussage treffen, doch die reichte Kushina.

„Eine lange Reise, hm? Dann solltet ihr früh schlafen gehen. Du bleibst über Nacht hier, Kakashi", sagte sie und Kakashi fielen vor Schreck fast die Stäbchen aus der Hand.
 

„Das ähm-", begann er, doch Kushina hatte einen leicht unheimlichen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der keine Widerrede duldete. „Es ist schon sehr spät und ihr müsst morgen früh eh gemeinsam aufbrechen, also bleib hier. Wir haben ein Gästezimmer, dort kannst du die Nacht verbringen. Noriko, hilf ihm doch bitte mit dem Bett nach dem Essen." Ich grunzte unverständlich meine Zustimmung.
 

Wir waren gerade mit dem Essen fertig, da klopfte es an die Tür. Minato erhob sich und ging mit gerunzelter Stirn, um nachzusehen, wer dort war.
 

„Noriko, es ist für dich", rief er und ich erstarrte. Wer wollte mich um diese späte Uhrzeit noch sehen?

Ich sprang auf und durchquerte den kleinen Flur bis zu unserer Haustür, in der ich die leuchtend blauen Augen Shisuis entdeckte. Minato kehrte ins Wohnzimmer zurück und ließ uns so allein.

„Hey", sagte Shisui grinsend. In seinen Händen hielt er ein kleines Päckchen. „Nanu, Shisui, was treibt dich um die Uhrzeit noch hier her?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Shisui hielt mir das Paket entgegen und grinste breit.
 

„Na ja, ich weiß, dass heut ein schwieriger Tag für dich war, wo Gai doch nun die Akademie verlässt und da dachte ich, ich bring dir eine kleine Aufmunterung vorbei."

Ich nahm das kleine Paket in die Hände und spürte ein seltsames Kribbeln in meinem Bauch. „Oh, danke! Das ist aber lieb von dir."
 

Shisuis Gesicht lief rot an und er kratzte sich am Hinterkopf.
 

„Hey, wo ist denn nun der Schrank mit den Decken?" Ich drehte mich herum und entdeckte Kakashi, der einen Schrank in unserem Flur aufriss.
 

„Der ist auf der anderen Seite", gab ich zurück und wandte mich zurück an Shisui, der einen seltsamen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Kakashi nickte ihm zu und machte kehrt.

„Was macht der denn hier?", fragte Shisui und ich seufzte.

„Lange Geschichte", murmelte ich.
 

„Nun, ich muss dann auch los." Shisui wandte sich ab und lief die Stufen hinab. Ich sah ihm verdutzt hinterher. „Hey, Shisui, ähm-" „Hm?", machte er und sah sich zu mir um. Jegliche Freude schien aus seinem Gesicht gewichen zu sein, was mich zutiefst verwirrte.

„Bist du allein unterwegs? Ich mein, du solltest nicht allein hier-"

„Kyou wartet da vorn auf mich. Wir sehen uns in der Schule."
 

Ohne sich noch ein weiteres Mal zu mir umzusehen, rannte er davon. Etwas verdutzt schloss ich die Tür und marschierte zurück durch den Flur, in dem Kakashi gerade eine Decke aus dem Schrank zog.

„Was wollte Shisui?", fragte er.
 

„Das geht dich gar nichts an", blaffte ich und trug Shisuis Geschenk in den Wohnraum. Minato machte gerade den Abwasch und Kushina studierte mehrere Unterlagen an ihrem Schreibtisch. Ich stellte das Paket auf unserem Esstisch ab und öffnete es. Es war eine Box, prall gefüllt mit den unterschiedlichsten Süßigkeiten.
 

„Oh, das ist aber liebe Geste", stellte Minato fest, der soeben die Teller in den Schrank zurückstellte. Kakashi kam mit der Decke unter dem Arm aus dem Flur und Kushina war von ihrem Schreibtisch aufgesprungen, um mein Geschenk zu betrachten.
 

„Sag bloß, du hast schon einen Verehrer", fragte sie kichernd und ich spürte, wie mein Gesicht ganz heiß wurde.

„Blödsinn, wir sind doch bloß Freunde", stammelte ich, doch Kushina feixte mich an und tätschelte mir den Kopf.
 

„Zu schade, dass ich ihn nicht gsehen habe", gluckste sie. Minato wollte etwas erwidern, doch ich sprang auf, drehte mich herum und riss Kakashi die Decke aus den Armen, der milde belustigt wirkte. „Ich sollte dir doch mit dem Bett helfen", brummte ich und trug die Decken in das kleine Gästezimmer.
 

Ich bezog die Decke mit einem frischen Bezug und warf Kakashi einen vernichtenden Blick zu, als dieser mit belustigtem Gesichtsausdruck begann, das Bettlaken auf die Matratze zu ziehen.

„Sei bloß still", murmelte ich und Kakashi zuckte mit den Schultern. „Ich hab doch gar nichts gesagt."

„Gut so!"
 

Innerhalb weniger Minuten war das Bett bezogen. Kakashi hatte die kleine Tasche, die er stets bei sich trug in eine Ecke geworfen und schmiss sich nun auf das Bett. „Danke", sagte er schlicht und ich nickte ihm zu.
 

Noch lange dachte ich über Shisui an diesem Abend nach. Die Box, gefüllt mit Süßigkeiten, stand auf meinem Nachtschrank und wann immer ich sie ansah, bemerkte ich ein komisches Gefühl in meinem Bauch. Innerlich fluchend warf ich mich in mein Bett. Wie gern hätte ich Gai alles von diesem Abend sofort am nächsten Tag berichtet. Doch Gai würde nicht in der Akademie sein. Er hatte morgen seinen ersten Tag als Genin, würde seinen neuen Lehrer kennenlernen und seine Teamkameraden. Und in der Schule würde ich allein in der letzten Reihe sitzen, nicht wissend, mit wem ich darüber sprechen konnte.
 

Ich schrak hoch. Ein Geräusch hatte mich aus meinem Halbschlaf gerissen. Ohne darüber nachzudenken sprang ich auf und rauschte aus meinem Zimmer. Mit angehaltenem Atem riss ich die Tür zum Gästezimmer nebenan auf. Kakashi stand nur in einer Unterhose bekleidet mitten im Raum, in seiner Hand hielt er ein Kunai.
 

„Was zum-", rief ich und Kakashi sprang vor mir zurück. Ich drehte mich herum, doch niemand war hinter mir.

Hektisch machte ich das Licht an und drehte mich erneut zu Kakashi um, der sein Messer nun sinken ließ. Sein Gesicht war tiefrot und auf seinen Wangen erkannte ich feuchte Spuren.

„Entschuldige", murmelte er leise.
 

„Schlecht geträumt?", fragte ich. Kakashi nickte, sah mich dabei nicht an. Ich machte das Licht wieder aus, da ich das Gefühl hatte, es war ihm unangenehm, so gesehen zu werden.

„Als ich hier in Konoha ankam ... ist mir das eine Zeit lang jede Nacht passiert." Meine Stimme war nur ein Flüstern, doch ich war sicher, dass er mich hören konnte.
 

Ich verließ das Zimmer, ging jedoch nicht zurück in meins. Minato und Kushina hatten nichts von alldem mitbekommen, zumindest schienen sie noch immer friedlich in ihrem Zimmer zu schlafen. Ich schlich mich in die Küche und tat, was Kushina jede Nacht für mich gemacht hatte, als ich von schlimmen Träumen verfolgt worden war. Nach etwa fünf Minuten bemerkte ich, dass Kakashi mir gefolgt war. Er stand einfach nur da, sah mich nicht an und schien irgendetwas sagen zu wollen. Doch kein Ton löste sich aus seinem Mund.
 

Ich schnappte nach dem Becher, der nun gefüllt war mit einem heißen Kräutertee und Honig. Ohne Umschweife drückte ich ihm diesen in die Hand. „Das hat mir immer geholfen. Das und vor dem Einschlafen noch ein Buch zu lesen. Irgendetwas Lustiges. Einen Comic oder so. Du kannst dich an unserem Bücherregal bedienen, wenn du es versuchen willst." Kakashis Blick fiel auf das Bücherregal, er sagte jedoch nichts. Einen kurzen Moment wartete ich noch ab, dann jedoch wurde mir klar, dass er Zeit für sich brauchte.
 

„Gute Nacht", murmelte ich und kehrte in mein Zimmer zurück. Ich lauschte noch eine ganze Zeit in die Nacht, bis ich die Zimmertür des Gästezimmers zugehen hörte. All die Gedanken an meinen Tag in der Schule morgen schienen mir nun lächerlich. Ich würde schon jemanden finden, mit dem ich mich unterhalten konnte und Gai würde ich auch bald wiedertreffen, dann würde ich ihm all die Dinge erzählen, die ich erlebt hatte. Mit diesem Gedanken schlief ich friedlich ein.
 

--
 

Sakura hob den Blick. Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Wendete den Blick von ihr ab und betrachtete seine Freunde, die ähnlich verdutzt wirkten, wie er sich fühlte.

„Wenn das echt ist und diese Noriko wirklich Gai-Senseis beste Freundin war", murmelte Lee auf einmal und ballte die Hände zu Fäusten, „Dann muss ich sie finden und nach Konoha zurückbringen! Gai-Senseis Freundin ist auch meine Freundin!" Er sprang auf und wirkte entschlossen. Shikamaru seufzte und seine dunklen Augen blickten an Lee vorbei in Sakuras Richtung.
 

„Bevor irgendeiner von uns sich auf die Suche nach dieser Fremden macht, sollten wir erst einmal wissen, warum sie Konoha verlassen hat und vor allem, was mit den Erinnerungen der Leute passiert ist. Außerdem dürft ihr euch von ihren Worten nicht zu sehr beirren lassen, wer weiß, ob nicht alles, was sie schreibt, gelogen ist? Sie könnte eine Feindin sein, die uns in eine Falle locken möchte."
 

„Das glaube ich nicht", murrte Naruto, hob dennoch den Blick zu Shikamaru. „Aber du hast Recht, wir sollten dennoch vorsichtig bleiben."

„Ich glaube auch nicht, dass sie eine Feindin ist", brachte Sasuke nun ein, dessen Anwesenheit sie durch die Gitterstäbe seiner Zelle schon fast vergessen hatten.
 

„Für eine Feindin weiß sie erstaunlich viele Details über Konoha und auch Leute wie Kakashi und Gai. Zumindest glaube ich, dass diese Noriko wirklich einst hier in Konoha war. Wenn sie zu Feinden gehört, dann hat sich das erst danach entwickelt."
 

„Wie dem auch sei, wir sollten uns alles bis zum Ende durchlesen und dann entscheiden, wie wir weiter vorgehen", schlug Sai nun vor, der bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Ton gesagt hatte.

„Ich stimme Sai zu. Also, seid ihr alle bereit für das nächste Kapitel?", fragte Sakura und Shikamaru seufzte einmal sehr lang, bevor er sich auf den Boden setzte und mit dem Rücken an die Wand lehnte.
 

„Also gut, weiter gehts. Ich werde diese Nacht wohl überhaupt keinen Schlaf bekommen", murmelte er noch zu sich selbst, während Sakura bereits das nächste Kapitel aufklappte.



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