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Cowboy Bebop - Poker Alice

no money no hope no future - awaken from a dream ... welcome to reality
von

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Deathfunk

"Alpha in Position." Die Koordination schien perfekt. Man wartete nur noch auf den Befehl zur Infilitrierung des Gebäudes - ein grauer Betonpanzer, der zum Schlüsselpunkt einer Katastrophe werden sollte. Vor 34 Stunden entschied sich eine terroristische Organisation namens Kalastan , das Konferenzgebäude in Kasei, die größte Stadt auf dem Mars, einzunehmen, um von dort aus die Drohung wahrzumachen, eine biologische Katastrophe auszulösen, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Mit Terroristen wird nicht verhandelt - nach diesem Prinzip erfolgt die Sicherung des Staates auch im Jahre 2072 noch, nur mit dem Unterschied, dass ein wahrer Staat gar nicht mehr existiert, die Regierung brüchig ist und diese höchstens noch als Fassade für die hierarchische Führung des organisierten Verbrechens auf dem Planeten dient. Doch seit dem Zusammenbruch der größten Mafiaorganisation fängt auch dieser einst solider Zusammenhalt des Staates anfangen zu schwanken. Aus Red Dragon wurden die drei Triaden und da die Aufteilung von Macht grundsätzlich problamatisch zu sein scheint, hat auch dieser Versuch, die alten Traditionen beizhubehalten ein blutiges Ende genommen. Seitdem existiert die Hierarchie, welche früher noch für die Substanz auf dem Mars gesorgt hat, nicht mehr und es entstanden kleine, anarchistisch veranlagte Splittergruppen wie Kalastan, die glauben, durch gewaltsame Drohungen IHRE Hierarchie zurückkehren zu lassen.

Es dauerte nicht lange, bis der Befehl zum Angriff gegeben wurde. Der Einsatz der ISSP war gut durchdacht. Der Vormarsch der Einheiten erfolgte Präzise und schnell; diverse Schusswechsel wurden rasch beendet. Tragischerweise war die Führung Kalastans nicht bereit zu zögern. Sofort nachdem in Erfahrung gebracht wurde, das man nicht bereit sei, zu Verhandeln, wurde ihre Drohung wahr gemacht. Zivilisten auf der Straße wurden nun Zeuge der neuesten Möglichkeit zur Massenvernichtung. Sprengköpfe, deponiert in diversen Tiefgaragen der meisten Regierungsgebäude zündeten und führten zum Absterben aller Organismen in- und außerhalb der Bauten. Das Keuchen und Würgen der Passanten auf den Straßen durchzog die Häuserschluchten Kasei's als letztes Zeichen eines sterbenden Verzweifelten - des Todes einer ganzen Stadt.

Und kurz darauf war alles still. Es ist faszinierend mitzuerleben, wie nicht ein Ton aus dem Herzen der Stadt hinausquoll. Es war alles leise, kein Geräusch, als sei eine neue Wüste geboren worden. Doch diese Wüste war verdammt, voller Leichen und Tod in den Straßen. Menschen lagen einfach da, Frauen mit ihren Kindern, ihre Innereien auf den Gehwegen erbrochen, kurz bevor sie daran erstickten. Seen von Blut sammelten sich an jenen Plätzen an, an welchen vor Minuten noch eine riesige Menschenmasse ihrem Alltagsleben nachging. Nicht einmal die durch das aufprallen von Köpfen sterbender Menschen ausgelöste Hupkonzert, war zu vernehmen, denn es es gab nun niemanden mehr, der es hören könnte. Es war das jüngste Gericht, hervorgerufen von einer Gruppe Verrückter, die ihre Version von Gott durchsetzen wollten. Denn Gott sind sie selbst und so beendeten sie all das Leiden auf der Welt.
 

"Verlassen Sie sofort den Raum, Miss Ovilo." Mit Druck versuchte die aus den Lautsprechern rauschende Stimme die Frau, die gerade dabei war in einem luftleeren Forschungsraum zu experimentieren, dazu zu bringen, ihre Arbeit abzubrechen. "Noch eine Minute.", kam fast anteilnahmslos ihre Antwort zurück. "Hören Sie auf und kommen sie..." ... die Stimme brach ab und eine andere, fremde drang sich in die Geräuschkulisse des eigentlich um Ruhe bedürftigen Raumes. "Miss Ovilo, es wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Verlassen sie sofort diesen Raum. Das Gebäude wird evakuiert." Versunken in Konzentration dauerte es erst zwei Sekunden, bevor die Frau verarbeite, was so eben gesagt wurde. Ihre angespannte Haltung wich einer nervösen. Die Schweißperlen unter ihrem weißen Laborhelm schienen erst jetzt das Ergebnis unerträglicher Hitze zu sein. Gleichgültig warf sie all ihre Arbeitsgeräte auf den Tisch vor ihr, der zuvor noch mit allem Eifer der Arbeitsplatz für ein heikles, und nun doch allzu unwichtiges, Experiment geworden war. Hastig drehte sich die Frau zum Schaufenster des Raumes und blickte in mit Gasmasken verdeckte Gesichter, die darauf warteten, endlich mit ihrer Arbeit, der Evakuierung der Forschungsstation, abzuschließen. "Was ist passiert?", fragte sie noch entgeistert. Man sah deutlich, wie dem Enthusiasmus der Schock wich, welcher sich nun in ihrem bleichen Gesicht abzeichnete. "Nun kommen sie doch endlich raus. Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen." Noch kurz wegen dem Anblick all der Karanteneeinheiten erstarrt, löste sich die Sperre in ihrem Kopf plötzlich und sie ging den Forderungen nach, öffnete die Tür des sterilen Laborraumes, durchwanderte die Luftschleuse und wurde gleich darauf hektisch von der plötzlich losrennenden Rettungseinheit mitgerissen. In all dem Chaos dachte sie nun gar nicht mehr darüber nach, was geschehen ist. Rein der Instinkt zu überleben schaltete sich nun ihrem Kopf ein und sie wurde nur noch von dem Gedanken gesteuert, dass Gebäude so schnell wie möglich zu verlassen. All das geschah sogar noch in ihrem luftdicht abgeschlossenen Laboranzug, welcher zwar nicht den Komfort für solch plötzliche Aufbrüche besaß, bei den außerhalb gegebenen Umständen aber durchaus ein Vorteil hätte sein können. Kurz vor dem Eintreten in den Hangar des Gebäudes wurden innerhalb einer Luftschläuse Schutzanzüge angelegt, um im folgenden, unsicheren Bereich überleben zu können. Alle Mitarbeiter des Station wurden auf einen improvisierten Evakuierungskreuzer der Regierung gebracht. Es handelte sich dabei ursprünglich um einen alten Umsiedlungsfrachter, dessen Typ schon in Zeiten kurz nach dem Terra-Forming des Mars genutzt wurde und dank seiner gewaltigen Kapazität den Umzugsdrang all der auf der Erde lebenden Menschen stark erleichterte.

Kurz darauf zündeten die von einem Atomreaktor angetriebenen Fusionstriebwerke und durchrüttelten das Schiff während des Startvorganges heftig. Ungeschickt und nicht gerade elegant, aber wenigstens sicher, steuerte man den Kreuzer senkrecht in die Luft und durch die künstlich erzeugte Atmosphäre unter der Kuppel der Stadt. Nicht einmal wissend, was geschehen ist, fühlte sich die Frau wie vor dem Tod gerettet, nahm endlich den Helm, welcher bereits Hitzetröpfchen am Visier absonderte, von ihrem Kopf und blickte aus dem Fenster des Raumkreuzers hinunter auf die Stadt Kasei. Aus dieser Höhe konnte sie unmöglich beurteilen, was an dem Ort geschehen ist, geschweige denn mit welch grauenhafter Präzision all das Leben dort blutig ein Ende nahm. "Ich glaub das alles nicht, Electra. Das muss ein Traum sein." Entgegnete ihr Sitznachbar geschockt, welcher ohne wahre Fixierung auf Kasei hinuntersah. Electra strich sich erschöpft durchs braune Haar, lehnte sich zurück und erwartete den nächsten Schritt in diesem unkontrollierbaren Spiel.
 

"STEEEEVE!!!" Ein verärgertes Schreien drang durch die Hallen der Memento, einem modi- fizierten Frachter, der nun als Mutterschiff für eine Gruppe Piraten herhalten muss, wenn man sie denn als solche bezeichnen kann. Erneut durchschallte die männliche Stimme die Decks des Schiffes:"Verdammt holt mir doch einer Steve hier her. Es steht schon alles unter Wasser." "Nerv mich nicht. Ich weiß auch nicht wo er ist.", erwiederte eine weibliche Stimme aus einem anderen Winkel des trägen Stahlhaufens." "Dann such ihn!!!!!", war die Antwort. Eine wahrlich friedsame Atmosphäre herschte unter den Kameraden. Man sagt, im Weltraum hört man niemanden schreien, doch die Kameradschaftlichkeit unter der Crew der Memento hätte man noch bis zum anderen Ende der Galaxie spüren können. Dann endlich kam Steve, ein kleiner, faltiger Mann, mit fettigem blonden Haar und typischer Mechanikerkleidung, an dem Ort an, zu welchem man ihn bereits Ewigkeiten zuvor bestellt hatte. "Ich bin schon da, Chef. Kein Grund sich...", "Halt dein Scheiß Maul", bekam der Zwerg in fast kreischender Tonlage zur Begrüßung um die Ohren gedonnert. "Sie dir lieber diesen Dreck hier an. Aus dem einen Rohr kommt Dampf, aus dem anderen Kühlflüssigkeit. Und in dem Ergebnis davon stehst du gerade!" Die fast schon zur Lächerlichkeit hin überzogen hartklingende Stimme gehörte übrigens zu Grasp, ein junger Schönling, der gerne Abenteurer spielt, niedere Leute, die sich nicht wehren können, herumkommandiert und sich schnell verpisst, sobald es brenzlich wird. Keifend und quietschig, fast ohrenbetäubend drängte dann auch nochmals die bekannte weibliche Stimme ihren Kommentar in die Unterhaltung der beiden. "Hört endlich auf zu Schreien ihr Bastarde. Ich kann so nicht schlafen. ... Und wann kommt Ramuhn endlich wieder?" Steve hat sich inzwischen an die Arbeit gemacht, die nötigen Lecks an den rostigen Rohren zu flicken. Eine harte Arbeit, bot der enge, Gang selbst bei seiner Größe kaum Platz für ihn UND Grasp, der respektlos im unterwässerten Weg stehen blieb, doch schien Steve dies kommentarlos hinzunehmen. "Fick dich, Jewel.", antwortete Grasp überheblich auf ihre Frage, "Wenn er wieder da ist, ok?" Jewel, eine wahrscheinlich noch minderjährige Schlampe, aufgetakelt bis zur Grenze, die aufs große Geld scharf ist, nicht ein wenig Ideologie besitzt und höchstens durch ihre Beliebtheit bei einsamen, durch den Weltraum reisenden Männern, die die Reize einer Frau höchstens vom Hörensagen kennen, punkten kann. Für Piraten ist es eine geschickte Taktik, wenn man sein Schiff als im Weltraum gestrandet ausgibt, ein Helfer kommt und auf dem Frachter eine unschuldige, kleine Dame vorfindet, die dringend Hilfe benötigt.Doch leider fehlt es ihr an Gehirnkapazität, diesen Vorteil wirklich für sich auszunutzen, denn vom großen Geld, welches ständig in ihren Träumen herumspukt, hat sie bis heute nichts gesehen - aus welchen Gründen auch immer.

Außer dem schwarzen Hühnen Ramuhn, ein ehemaliger Kopfgeldjäger, der nun selbst zum Gejagten wurde, war das ganze Treiben auf der Memento nur eine Odyssee im Weltraum mit einem Haufen schlechter Darsteller.
 

Schwarze Schatten umhüllten den großen Raum an Bord eines Kreuzers der Blue Phytons, eine einst unbedeutende Triade in der Welt des organisierten Verbrechens. Seit dem Zusammenbruch der Red Dragons sind sie allerdings die einzige Gruppierung, die überhaupt noch so etwas wie eine organisierte Herschaftsform kennt.

Vier nicht zu erkennende Gestalten standen auf einem etwas höhergelegenen Deck und starrten einschüchternd auf den jungen Mann auf der Plattform vor ihnen herab, um ihm abwechselnd Instruktionen zu geben. Jener Zuhörende lauschte den klapprigen Stimmen aufmerksam, aber mit Verachtung im Herzen.

"Vielleicht taten Sie uns einen Gefallen damit."

"Es ist nun alles vorbei."

"Alles, was gefährlich sein könnte."

"Oder werden könnte."

"Es ist tragisch."

"Sie taten uns einen Gefallen damit."

"Doch trotzdem ist es gut."

"Einen großen Gefallen."

"Vielleicht nicht so groß wie jetzt angenommen."

"Ja, es ist tragisch."

"Aber passiert."

"Es wurde Ärger aus dem Weg geräumt."

"Das ist gut so."

"Ihr macht euch jetzt auf den Weg."

"Es ist noch viel zu tun."

"Wir müssen uns organisieren."

"Wir müssen erfahren was passiert ist."

"Sagt unseren Freunden bescheit."

"Kalastan ist gefährlich."

"Noch immer gefährlich."

"Hört euch um."

"Organisiert uns."

Mit dem letzten Satz erloschen dann auch die spärlichen Lichter über den Köpfen der vier alten Männer, welche gerade in ihrer eigenen Komposition die Prophezeihung vom Tod ihres Feindes, Kalastan und seine Führung, aussprachen, um so die erträumte Macht zu erlangen. Der junge Mann, der seine Befehle mit einem kalten Kopfnicken als Vernommen bestätigte, machte sich danach auf in den Hangar des Kreuzers, stieg in seinen Hochgeschwindigkeitsjäger und startete die Maschinen mit direktem Weg auf Rivast, einer weiteren Hauptstadt auf dem Mars. Nur noch kurz hatte er das gewaltige Schiff seiner Triade im Rücken, welches in solch ruhiger, und doch bedrohlich wirkener Haltung langsam um den Planeten kreiste, bevor es hinter dem roten Planeten verschwand.
 

"Woran haben Sie zuletzt gearbeitet, Miss Ovilo?", fragte die vertraute Stimme eines alten Mannes die in ihrer rotbraunen Lederjacke vor sich hinträumende Electra. "Wollen Sie mich das wirklich fragen?", antwortete sie mit sanftem Lächeln, "Ich bin kein Doktor wie Sie, Mister Harasso. Ich war nur Officer bei den Marines und habe kaum Ahnung von all der Technik. Außerdem ... sollten Sie doch wissen, worin mein Aufgabenbereich besteht." Harasso ließ es sich nicht nehmen, ein kurzes Lachen bei sich aufkommen zu lassen. Ein Lachen, dass bei all dem Ernst in den Gesichtern der umliegenden Menschen auf Electra kurz wie eine Rettung aus all dem Chaos wirkte. Kurz trat Schweigen ein. "Was ist da draußen passiert, Mister Harasso?" Der verzweifelten Heiterkeit in Harassos Gesicht wich nun wieder der Ernst. "Ich weiß es nicht, Miss Ovilo. Es will mir kaum jemand Auskunft geben. Das einzige ist ...", Harasso unterbrach kurz, scheinbar um Mut zu fassen, das folgende aus seinem Mund verlautbaren zu lassen." "Es scheint niemand mehr da unten zu sein, der es uns erzählen könnte." Electra schloss die Augen, als ob sie bereits geahnt hätte, welches Ausmaß an Gefahr geschehen sein muss, um eine solche Evakuierung zu rechtfertigen, aber erst jetzt schien sie damit zu beginnen, die Tatsache zu verdrängen. Wieder wurde es still. "Und wohin bringt uns das Schiff jetzt?", fragte sie Harasso in schläfriger Haltung. "Die nächste große Forschungseinrichtung ist auf der Venus. Ich denke aber, dass sie vorerst die Überlebenden nach Rivast bringen werden." "Gibt es die denn?", fügte Electra mit fast erschreckender Kälte an. Wieder trat Schweigen ein.

Electra wurde nicht viel Zeit zugesprochen, ein wenig über die Vergangenheit nachzudenken. Es folgte eine brutale Beschallung der Ohren, ausgelöst durch den plötzlichen Alarm, der die gesamten Decks zusätzlich in ein rotes Licht flutete. In der Masse untergehendes Gemurmel wurde abrupt beendet, als die erste Explosion das Schiff durchrüttelte. Schwere Raumjäger der Kalastanseperatisten griffen den fast unbewaffneten Transporter an, der nun wie ein gestrandeter Wahl auf sein qualvolles Ende wartete. Nachdem Electra von der Attacke der Terroristen erfuhr, zögerte sie nicht lange, sich in den Hangar des Schiffes zu begeben, um dem Angriff in einem der wenigen, bewaffneten Militärjäger zusammen mit einer Hand voll Marines etwas entgegenzusetzen. Zwar verbuchte man Aufgrund der hohen Kampferfahrung für sich sprechende Verluste auf Seiten der Angreifer, doch konnten diese durch die klare Überzahl und der selbstmörderischen Taktik, alles Feuer auf das Mutterschiff zu konzentrieren, trotzdem ihr Ziel erreichen. Der gewaltige Transporter, hilflos und regungslos, zersplitterte in einer gewaltigen Explosion in seine Einzelteile. Drei Jäger der Marines, welche sich zu nahe am erschreckenden Schauspiel befanden, wurden ebenso ihrem Schicksal überlassen. Nur zwei, einer von ihen war Electra, überlebten den feigen Angriff und mussten mit Ansehen, wie zehntausende Menschen gleichzeitig ihr Leben lassen mussten. Es stimmt, ... im Weltraum hört man niemanden schreien und so verlieh diese Tatsache dem ganzen überflüssigerweise noch eine groteske Wirkung, als all das beklemmende Zusammenspiel aus Farben, Feuer und Licht ganz ohne Geräuschkulisse von statten ging. Das ganze Universum hielt den Atem an und seine unendliche Schwärze blickte auf das monströse Geschehen nieder. Für einen kurzen Moment schien die Zeit stehenzubleiben.

Dann ein Funken und ein Treffer am Triebwerk des zweiten Militärjägers führte zur langsamen Demontage des ganzen Gerätes, was in einer, im Vergleich zur vorherigen, fast peinlich wirkenden Explosion endete.

Obwohl Electras Jäger nun nur noch das einzige, potenzielle Ziel darstellte konzentrierte man nicht, wie sie zunächst eigentlich erwartete, alles Feuer auf sie, sondern brach zu einem schnellen Rückzug auf. Nur drei feindliche Jäger nahmen den Angriff auf sie auf, in Zeichen der Gurilliataktik natürlich ein logisches Verhalten. Die geschehene Katastrophe veranlasste sie dann auch zur Flucht, bei der Geschwindigkeit ihres Gefährtes und dem Alter jener ihrer Verfolger stellte das nun mehr kein Problem dar, so dass sie bald, kurz noch mit einem Blitz aufleuchtend, in der Schwärze des Weltraumes verschwand.
 

"Nun, also was denken Sie ist hier geschehen." Chief-Detective Quentin O'Revell, ein grauhaariger, alter Haase bei der ISSP hatte, nachdem von einem Blutbad in einer Bar berichtet wurde, sich zum Ort des Geschehens aufgemacht und fragte nun den zuständigen Officer, der mit der Sicherung des Einsatzgebietes beschäftigt war, nach Fakten aus. "Ganz offensichtlich ein Bandenkrieg, Sir.", antwortete der junge Polizist respektvoll. Für O'Revell war die blutige Szenerie, die er vorfand, nichts besonderes mehr. In seiner langen Zeit als Polizist war es bei weitem nicht das erste Mal, dass sich zwei Syndikate einen brutalen Schlagabtausch leisteten.

O'Revell machte sich in das Innere der Bar auf. Die Fenster der Einrichtung waren zerschossen; aus einem hing noch ein totes Syndikatsmitglied, seine Waffe fest in der steifen Hand umklammert. Eine Fütze von Blut sammelte sich vor ihm an. Der beigefarbende Musteranzug deutete auf die White Tigers hin, eine lateinamerikanische Mafiaorganisation, die seit dem Abbruch der Handlungsbeziehungen mit den Red Dragons immer mehr an Stärke und Einfluss einbußten und seitdem aus Kasei so gut wie vertrieben wurden. Rivast City schienen sie bisher aber immer noch unter sicherer Kontrolle gehalten zu haben. Für O'Revell machte es einfach keinen Sinn in Mitten einer völlig unwichtigen Stadt wie Rivast einen Krieg mit einer sterbenden Mafiabande anzufangen.

Sechs Leichen, allesamt angehörige der White Tigers, lagen auf dem Boden der Bar verteilt. Der Tresen wurde von Maschinengewehrfeuer geradezu zerfetzt. Der Barkeeper lag mit einer Kugel im Kopf hinter seinem Arbeitsplatz. Der Alkohol der zerschossenen Flaschen über ihn sammelte sich in seiner Blutlache an. Ein verdammt unangenehmer Geruch, solch eine Mischung. So dachte auch O'Revell, der ständig darauf achtete, seinen altmodischen, grauen Mantel nicht in Berührung mit all dem Dreck kommen zu lassen. Er war erfahren und sehr fähig, doch legte er in all den Jahren auch nie seine Eitelkeit ab. In so einem Job muss man sich an Traditionen klammern. Sagte er sich ständig selbst, seine schlechten Eigenschaften, die ihn schon bei manchen Kollegen unbeliebt gemacht haben, rechtfertigend.

O'Revell war angewiedert. Nicht wegen dem widerlichen, aus Blut und Gedärmen bestehenden Bild, das sich vor ihm entblößte, sondern wegen der Ungewissheit, die auf ihn zukam. Für gewöhnlich bedeuteten solche blutigen Schießereien nur Kämpfe zwischen sich bekriegenden Mafiasyndikaten und aus sowas versuchte sich die ISSP für gewöhnlich weitgehenst rauszuhalten. Nur aufpassen, dass es nicht ausartet, lautete die Deviese und so auch O'Revells Arbeitsprinzip. Und seit seiner Versetzung nach Rivast, eine Stadt die dank ihrer Bedeutungslosigkeit kaum großen Ärger machte, hatte er angenommen, sich für immer aus solchen Kriegen raushalten zu können. Ein Feind im Stillen musste dafür verantwortlich sein und so etwas bedeutet immer Gefahr, da man sein Gesicht nicht erkannte. Mit einem angewiderten Laut verließ O'Revell die Bar, ging zurück zum jungen Officer, mit welchem er vorher seine Standartunterhaltung führte und knurrte ihm seine Befehle entgegen: "Die Spurensicherung soll anrücken. Und sobald sie was finden, will ich der erste sein, der davon erfährt. Haben Sie sich das notiert?" O'Revell deutete beim Aussprechen seines letzten Satzes auf seinen Kopf, was seine arrogante Haltung gegenüber dem jungen Polizisten vor ihm bewies. Er hätte genauso gut sagen können, schreiben Sie sich's auf, sonst vergessen Sie es noch. Er hielt wahrhaftig nicht viel von jüngeren Kollegen. "Ja Sir." Jener schien allerdings zu ihm aufzuschauen, wie es wohl auch viele tun ... O'Revell gilt als Legende. Ob ihm dieser Titel tatsächlich zustand, sei dahingestellt.
 

"Hey ,,, ist sie tot?", quietschte Jewels Stimme durch die Krankenstation der Memento; Krankenstation ... so nannten sie es. "Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten. Gibt's nicht irgendwo notgeile Spacetrucker, die du ficken kannst?" Kam Grasps kalte Antwort zurückgefaucht. Jewel kümmerte sich nicht weiter darum und verließ den Raum. Steve musterte den Arm der Patientin. "Was ist das für eine Tätowierung, Chef?" Ramuhn, der von seinem kurzen Abstecher zurückgekehrt war und wie alle gespannt um die Daliegende herumstand, gab Auskunft, auf seine Frage. "Ein Brandzeichen. Das bedeutet, sie war beim Militär." Aufgebracht viel Grasp ihm ins Wort: "Militär? Dann können wir sie unmöglich hierbehalten. Wir setzen sie zurück in ihren Flieger und schießen sie sonst wohin in die Galaxie." Von all dem Gerede bekam die Patientin nichts mit. Ihre Augen waren friedlich geschlossen. Die Stimmen der um sie herumstehenden Piraten hörte sie nur dumpf, ohne zu wissen, aus welcher Entfernung oder Richtung sie kamen. "Das is' nich'."lehnte Ramuhn den eben geäußerten Plan ab, "Sie bleibt hier. Sicherheitshalber natürlich als unsere Gefangene." Grasp fuhr mit seiner Hand, damit seine Meinung zu Ramuhns Vorhaben kommentierend, über sein unrasiertes Gesicht. "Bist du irre? Die sind doch eh schon auf der Jagd nach uns. Und so'n Soldat wird uns mit Sicherheit nicht einfach nur bei den Bullen abliefern. Die wird uns einfach den Schädel wegpusten." In einer einzigen, fließenden Bewegung schnappte Ramuhns riesige Hand plötzlich um Grasps Hals und schleuderte seinen Körper gegen die ihm gegenüberstehende Wand. "Ich werd dir sagen, was wir jetzt machen.", fauchte Ramuhn mit völlig ruhiger, eisiger Stimme in Grasps Gesicht. Selbst Steve, der vorher noch zappelig den Körper der Bewusstlosen beobachtete, starrte nun auf die beiden und hielt dabei den Atem an, "Das ist eine ganz unkomplizierte Sache." Grasp fing wegen dem extremen Gewicht, das nun auf seiner Brust lag, an zu röcheln. "Hör auf!!", quetschte er gequält aus seiner Lunge. Ein halbes Lächeln zeichnete sich auf Ramuhns Gesicht ab, während seine andere Hand zu der Pistole im Holster der Soldatin griff, die Waffe herausnahm und auf Grasps Schädel richtete. "Das werden wir machen.", fuhr der schwarze Riese fort. "Was?", röchelte Grasp hinterher. Plötzlich ließ Ramuhn locker und machte sich, die Pistole noch in der Hand, auf, den Raum zu verlassen. "Wir nehmen ihr die Knarre weg, dann kann sie uns auch nicht erschießen.", sagte er kühl ohne sich umzudrehen, während er aus der Tür trat.

Nach Luft ringend rieb sich Grasp noch Sekunden den Hals, bevor er all seine Wut herunterschluckte und sich wieder um die Frau auf dem Tisch kümmerte. Jene hatte ihre Augen bereits halb geöffnet, nahm das Geschehen um sie aber trotzdem noch nur zu einem Teil wahr. Plötzlich erschien das verschwommene Gesicht Grasp's über sie. Seine Worte kamen nur wiederschallend in ihren Ohren an. "Alles in Ordnung, Miss? Können Sie mich hören?" Es war merkwürdig, das Grasp die Frau mit "Sie" ansprach. In seinem ganzen Leben hatte er vor Leuten nie genug Respekt gehabt, diese so höflich anzusprechen. Plötzlich drängte sich auch Steves Fratze in das verwaschene Bild. "Wo bin ich?", fragte sie mit schwacher Stimme. Steve schien erleichtert. "Auf der Memento, Lady. Ein Frachtschiff." Grasp trat einen Schritt zurück. Die Frau schüttelte ihren mit braunem, kurzen Haar bedeckten Kopf durch, um kurz zur Besinnung zu kommen. "Was ist passiert?" Steve, wie immer für technische Sachen zuständig, ließ sich eine Antwort darauf nicht nehmen. "Sie hatten ganz schön Glück, dass wir sie gefunden haben. Lange hätten Sie's ohne Sauerstoff nämlich nicht mehr ausgehalten." Steve lachte, als hätte er einen lockeren Witz gemacht. "Wie ist Ihr Name?", stellte Grasp die nächste Frage. "Electra ... Electra Ovilo." Steve ging kurz auf Grasp zu, der sich noch ein wenig weiter entfernt hatte, um ihn ein hächelndes "Sie ist ganz schön heiß!" ins Ohr zu flüstert. Grasp kommentierte das allerdings nur dadurch, Steve einen leichten Schuppser nach hinten zu geben. "Komm schon.", raunzte er genervt. "Schleppen wir sie ins Verließ." "Verließ?", fragte Steve ungläubig. "Irgend'n Raum halt, den man absperren kann.", gab Grasp hinterher, "Nun komm schon." Die beiden halfen Electra vom Tisch runter und trugen die Bewusstlose unter ihren Armen in einen nach Grasps Meinung geeigneten Raum - eine winzige Abstellkammer.
 

"Dann haben Sie sich also doch entschlossen, beizutreten.?" Ein kleiner, stickiger Raum ... in der Mitte ein Tisch, um welchen zwei Männer saßen, ihre Kanonen auf jenem Tisch abgelegt ... war der erwählte Handlungsort für ein kriminelles Geschäft. Einer von beiden ist Joul Garon, der junge Mann, welcher von den Führern der Blue Phytons vor nicht allzu langer Zeit seine bekannten Befehle erhielt.

"Nicht in der Art, wie Sie sich es wahrscheinlich vorgestellt haben."

"Na dann spannen Sie mich nicht weiter auf die Folter. Was haben Sie sich denn vorgestellt?" Der im Schatten sitzende Mann sprach seine Worte mit beunruhigender Besonnenheit und heiterem Tonfall.

"Sie kennen meine Foltermethoden ja gar nicht." Joul lehnte seinen Kopf leicht in den Nacken, so dass sein langes, dunkelgraues Haar nach hinten fiel.

"Und dabei sollten wir es auch belassen." Ein gequältes Lachen folgte der Bitte von Jouls Geschäftspartner.

Die beiden Männer starrten sich kurze Zeit wortlos an. Dann eine zuckende Bewegung von Seiten des Unbekannten. Er erhob seine Hand und bat einen seiner Untergebenen, welcher wie unsichtbar in einer dunklen Ecke stand, zum Tisch zu kommen und einen Koffer auf die hölzerne Platte zu stellen.

"Ich hoffe ihnen wird unser kleines Spielzeug gefallen."

Joul schob den schwarzen Koffer zu sich ran um zu überprüfen, ob die soeben geäußerte Hoffnung tatsächlich gerechtfertigt war. Er öffnete ihn, mussterte kurz den Inhalt und klappte ihn ebenso schnell wieder zu. Noch einmal trat kurzes Schweigen ein. Dann erhob sich Joul, um den Raum kommentarlos zu verlassen, was für ihn soviel bedeutete, wie Alles zu meiner Zufriedenheit.

"Und meine besten Grüße." Warf der Mann im Schatten noch hinterher.

"Werd ich ausrichten.", antwortete Joul halb murmelnd, nahm seine Waffe und verließ seinen geschätzten Geschäftspartner.
 

Grasp lag gerade faul auf seiner braunen, mit seltsamen Flecken übersähten Couch, sich eine langweilige TV-Show anschauend, als Ramuhn in den Versammlungsraum gestürzt kam. "Na? Wieder auf Abenteuerjagd gewesen?", fragte Grasp, noch immer von der Glotze gefesselt. Anteilslos schmiss Ramuhn seine ergaunerte, gold glitzernde, Beute auf den Tisch vor Grasps Beine. "Wo ist Jewel??", raunzte der schwarze Mann. "Ich hab keine Ahnung.", antwortete Grasp anteilnahmslos. "Wahrscheinlich wieder ...", er gähnte genüsslich, bevor er fortfur, "sonstwo." Ein verärgertes Hmmmm kam aus der Richtung Ramuhns. "Was willst du denn von ihr?", wollte Grasp von ihm wissen, doch machte sich jener schon wieder auf, den Raum zu verlassen, was Grasp mit Sicherheit auch lieber war, als schon wieder die mieslaunigen Reden des alten Halunken anhören zu müssen. Doch kurz bevor Ramuhn durch die Tür treten wollte, kam Jewel in typisch hochnäsigem Gang hereingeschlendert. Sie musste wirklich denken, dass sie der Mittelpunkt allen Geschehens im Universum ist. "Wo bist du gewesen?", fauchte Ramuhn Jewel hinterher, doch diese setzte ihren Weg mit einem ignorierenden "Denke nicht, dass dich was angeht." zu ihrem Quartier fort. Auf ihrem Shirt waren verdächtige, weiße Flecken zu erkennen. Eigentlich hätte sich Ramuhn die Frage sparen können. Trotzdem wollte er sich einen nachträglichen Kommentar sparen, wobei der Versuch allerdings von Grasps plötzlichen Geschrei unterbrochen wurde. "Leute, kommt her, schnell!!" Wortlos und träge kamen sie Grasps Befehl nach und starrten darauf fassungslos auf den TV-Bildschirm.

Noch ist unklar, welche Substanz genau zu dieser Katastrophe führte, sicher ist nur, dass es sich dabei um einen biologischen Anschlag seitens der Terrororganisation Kalastan handelte.Soweit zuständige Behörden und auch das Militär beurteilen können, liegt die Überlebensquote unter einem Prozent, was bedeutet, dass die gesamte Stadt Kasei geradezu vollständig leergefegt wurde. Hinzu kommt noch, dass kurz darauf der Evakuierungskreuzer Eratus von Streitkräften Kalastans zerstört wurde. Auch hier liegt die Überlebensquote bei unter einem Prozent. Sollten sie Angehörige oder Familie haben, die in Kasei ansässig war, wenden Sie sich bit ...

Grasp schaltete den Fernseher aus. "Also, ... was haltet ihr davon? Das zeug läuft schon die ganze Zeit über alle Kanäle. Erst jetzt haben sie mal Bilder gezeigt." Ramuhn und Jewel saßen nur schweigend und fassungslos da, ihren Blick immer noch auf den Bildschirm gerichtet.

Viel Zeit zum Nachdenken gab es allerdings nicht, denn kurz darauf wurde die Memento Opfer einer Explosion, welche das Deck heftig durchschüttelte. Ramuhn machte sich sofort auf zur Steuerzentrale, um die Herkunft des soeben geschehenen Angriffes zu erfahren. "Verdammt, wer war das.", rief Grasp entsetzt. "Bullen?" "Nein.", antwortete Ramuhn darauf, immer noch konzentriert auf das Pult vor ihn blickend, "Kopfgeldjäger."

Das unbekannte, wesentlich formschönere Schiff hatte eine Rakete als Warnung auf die Memento gefeuert. Zwei, in kampftauglichen Raumanzügen gekleidete Mitglieder machten sich auf, die Memento zu entern und drangen über den Hangarpunkt ins Innere.

Kommentarlos machten sich die drei Crewmitglieder der Memento zum Kaperpunkt auf und verteilten sich auf dem Weg dorthin in drei Gänge, um die Angreifer in einer Zange zu überraschen. Jene erfahrenen Attackierenden infiltrierten das Schiff allerdings von unten durch die engen Versorgungsschächte. Der in einem blauen Anzug gekleidete Kopfgeldjäger wartete nun nur noch, bis einer der Piraten über den Gang über ihm rannte. Das erste Opfer schien Ramuhn zu sein, der unwissend durch die Flure der Memento flitzte, in der Hoffnung am anderen Ende die Angreifer zu stellen. Zu seiner Überraschung entstieg hinter ihm dann allerdings jener blaugekleidete Kopfgeldjäger, der ihm mit einem dumpf durch den Helm dringenden "Keine Bewegung, Freundchen. Du bist verhaftet." die Situation klarmachte. Ramuhn zeigte Kooperation, indem er seine Arme hob um klarzu- machen, dass er nicht vorhat, Widerstand zu leisten. Dies überließ er Grasp, welcher sich nun von hinten anschlich, um seinen Feind mit einem gezielten Kopfschuss ungefährlich zu machen. Das Entsicherungsklicken der Pistole ließ den Kopfgeldjäger allerdings blitzschnell reagieren, welcher herumfuhr und mit vier sicheren Schüssen in Grasps Oberkörper diesen in die ewigen Jagdgründe beförderte. Gerademal ein Schuss löste sich aus seiner Pistole, welcher allerdings unkoordiniert in Ramuhns Arm landete. Jener schrie nun mit einem schmerzverzerrten Gesicht auf, machte aber keine weiteren Anzeichen von Gegenwehr, als der Kopfgeldjäger ihm die Handschellen anlegte.

In einem anderen Teil des Schiffes hörte Jewel gerade die fallenden Schüsse, die sie kurz von ihrer Konzentration abbrachen und aufhorchen ließ. In einem entfernteren Gang zeigte sich nun ein grüngekleideter Kopfgeldjäger, welcher mit seiner Pistole direkt auf Jewel zielte. "Hey", rief ersterer, um die Aufmerksamkeit des überheblichen Mädchens, dass ihre Kanone leichtsinnig im Arm taumeln ließ, auf sich zu lenken. Jewel schaltete sofort und versuchte den Angreifer ins Visier zu nehmen. Als dann ein Schuss von ihrer Seite viel, duckte sich der Kopfgeldjäger in einer schnellen Bewegung und versuchte Jewel mit gezielten Treffern in die Beine bewegungsunfähig zu machen. Das ungeschickte Mädchen stürzte nach vorn, richtete ihre Waffe dabei allerdings auf sich selbst und drückte versehentlich den Abzug, was zur Folge hatte, dass, als sie auf den Boden aufschlug, die Hälfte ihres hübschen Gesichtes weggefetzt war. "Shit!", drang eine weibliche Stimme aus dem Helm, bevor sich ihr Intercom meldete. "Faye, alles klar bei dir? Ich habe Schüsse gehört." Faye nahm ihren Helm ab und blickte auf den Bildschirm ihres Intercoms. "Nichts ist klar. Das Kopfgeld für das Mädchen kannst du abhaken." Fayes enttäuschter Tonfall galt einzig dem verlorenen Geld. Die ziemlich widerlich hingerichtete Jewel ließ sie dabei fast völlig außer Acht. "Und wie sieht's bei dir aus?" "Rosiger.", fuhr ihr Gesprächspartner fort, "Der Anführer ist tot, aber ich hab den Mechaniker und den anderen ... du weißt, den Kriegsverbrecher. Beide sind unversährt." Darauf brach Faye die Verbindung ab, setzte ihren Helm auf und befand sich kurz darauf wieder auf dem Weg zum alten Mutterschiff.

Das Wort unversährt ließ Ramuhn grinsen, dessen auf seinem Rücken zusammengebundener Arm, vor Schmerzen pochend, noch immer nicht aufhörte zu bluten und eine kleine Fütze an roten Lebenssaft hinter ihm entstehen ließ. Der blaugekleidete Kopfgeldjäger legte Steve, welcher sich freiwillig ergab, gerade Handschellen an, während er eher instinktiv fragte, ob noch weitere Personen auf dem Schiff sind. "Keine!", antwortete Steve vorschnell. Der Kopfgeldjäger wollte gerade aufbrechen, als Ramuhn noch hinzufügte: "Unten ist noch jemand." "Wo?" fragte der andere nach.
 

Electra hatte verzweifelt versucht, in eine bequemere Sitzlage zu wechseln. Mit am Rücken an einem Rohr zusammengebundenen Händen, ihre Gelenke waren bereits wundgerieben, schien das allerdings hoffnungslos zu sein. Frustriert trat sie noch einmal gegen die Tür der Abstellkammer, worauf sich diese tatsächlich öffnete. Verdutzt blickte sie ins Freie, als sich plötzlich der blaugekleidete Kopfgeldjäger in den Weg stellte. "Electra!", erklang die überraschte Stimme des Mannes, welcher nun seinen Helm abnahm und in die gequälten Augen der Gefangenin blickte. "Jet!", rief sie freudig. Jener legte seinen überraschten Blick ab und setzte sein typisch breites Grinsen auf. "Lust auf eine kleine Reise?" Das erste mal seit langer Zeit schien sich wieder Hoffnung und Freude in Electras Gesicht abzuzeichnen.
 

SEE YOU, MARYS LITTLE LAMB



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Von: abgemeldet
2004-02-15T02:23:04+00:00 15.02.2004 03:23
Mich hat diese Fanfic erstaunt. Ich les weißgott genug dieser Geschichten und viele sind so grauenhaft allein schon der Schreibweise wegen, dass diese hier eine wahre Wohltat war. Die Darstellung einzelner Charaktere gelingt dem Autor sehr gut, er flechtet geschickt absolut neue Charaktere in das Geschehen ein, immer darauf bedacht, korrekt an die Story der Serie anzukoppeln. Dadurch entstehen keine krassen Verfälschungen der Story CowboyBebops. Allein dieser Aspekt erfordert weit gefächertes Wissen über die Serie. Hier hat jemand genau aufgepasst beim Gucken;).
Die Darstellung der Ortschaften und Geschehnisse gelingen ihm sehr gut. Das ganze Schreiben basiert nicht auf unendlichen Dialogen, was die Geschichte hätte trocken und auf Dauer öde werden lassen.
Meiner Meinung nach eine gute Idee für eine Fortsetzung CowboyBebops.
Eines hätte ich noch zu bemängeln: Schreib bitte weiter!


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