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Cowboy Bebop - Poker Alice

no money no hope no future - awaken from a dream ... welcome to reality
von

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a lie and a cheat

Du warst es, der mir einst sagte, mach dir keine Gedanken über die Vergangenheit.

Ich gehe nicht dorthin, um zu sterben, sondern um herauszufinden, ob ich überhaupt noch am Leben bin.

Eine Frau namens Julia sagte es mir.

Schau in diese Augen. Eines von beiden ist eine Fälschung ... künstlich eingepflanzt.

Wenn ich dir etwas erzähle ... wirst du dann bleiben?

Wenn ich dir etwas erzähle ... lässt du mich dann gehen?
 

Schock! Faye saß plötzlich aufrecht in ihrem Bett, hellwach und doch völlig benebelt. Ihr zierlicher Körper war schweißnass, ihr violettes Haar völlig zerzaust. Minuten saß sie nur da, mit ihren grünen Augen die Wand ihrer winzigen Kabine anstarrend, und zeigte keine Regung ... oder waren es Stunden?

2:30. Nachts. Nicht das es im Weltall tatsächlich notwendig wäre, sich auf eine bestimmte Zeitrechnung festzulegen, doch half es sehr dabei, seinen Körper an einen gewissen Tagesrythmus zu gewöhnen. Gewohnheiten sterben nie. Vieles verändert sich, doch eigentlich neigen die Dinge doch dazu, sich ständig zu wiederholen. Faye musste lachen. Ob Jet jemals von seinem Spezialgericht ,Paprikaschoten mit Fleisch, herunterkommen würde? Oder würde man es sich wenigstens irgendwann leisten können, das ganze überhaupt mal mit Fleisch verzehren zu können? Oder würde Ed es jemals schaffen in der ersten Person zu sprechen? Ed, wiederholte sich die innere Stimme Fayes in ihrem Kopf. Das letzte, was ich zu ihr sagte war, dass das schönste im Leben zu wissen ist, dass es da draußen einen Ort gibt, zu dem man hingehört. Ob Ed ihn gefunden hat? Jet sagte mir, sie wäre noch auf der Erde verschwunden. Vielleicht wollte sie zu ihrem Vater. Ihn suchen gehen. Aber tatsächlich weiß niemand, wo sie nun gerade ist. Bei all den Gedanken an Früher hatte sich Fayes Kopf träumerisch nach links geneigt. Mit halbgeöffneten Augen schien sie noch immer die Wand anzustarren, in Wirklichkeit sah sie aber Bilder all der Erinnerungen an damals. Dabei versuchte sie krampfhaft nicht an Spike zu denken. Spike, der Idiot, der sein Leben wegschmiss. Spike, dem seine Vergangenheit wichtiger war, als seine Zukunft. Würdest du mich retten kommen, wenn ich dich darum bitte? Faye warf ihren Kopf zur Seite um die Gedanken an Spike abzuschütteln. Sie hatte ihn nicht geliebt. Vielleicht kurz, als er in ihre Augen blickte und von seinem falschen erzählte.Oder als er aus dem Fenster der Kathedrale stürzte, nachdem er sie befreit hatte und darauf tagelang schwerverletzt von Faye versorgt werden musste. Ja, in diesen Momenten liebte sie ihn. Doch viel wichtiger war ihr gewesen, dass Spike ihr das Gefühl gab, willkommen zu sein, ... in einer Familie. Obwohl Faye ihr Gedächtnis wiedererlangte, war ihre Vergangenheit zerstört. Ihr altes Leben zerbrach damals in tausend kleine Scherben, noch bevor es überhaupt weitergelebt werden konnte. Dieses Dasein hatte keine Zukunft mehr. Aber das, auf der Bebop. Doch als Spike ging, um niemals wiederzukommen, war auch diese Hoffnung zu nichte.

Ich will nicht für meine Schulden leben. Gedanken fuhren plötzlich durch ihren Kopf, genau wie Spike einen vernichtenen Schlag gegen jene auszuüben, bei denen sie in roten Zahlen stand. Tödlich, blutig und ohne Wiederkehr. Doch verwarf sie diesen selbstmörderischen Plan schnell wieder. Mach dir keine Gedanken über die Vergangenheit. Hatte er gesagt. Dabei hätte er derjenige sein sollen, der sich vom Vergangenen losreißt. Er lebte für die Liebe einer Frau. ... Nein, ... er lebte von der Liebe, einer Frau. Doch als diese Frau starb, starb auch Spike abermals und es war für ihn nur noch eine letzte Pflicht, all das Erlebte im Tode abzuschließen. Er war wahrhaftig jemand, der einen Traum lebt. Hätte man ihn aufgeweckt, hätte er vielleicht verstanden, was Zukunft wirklich bedeutet. Hätte ich ihn aufwecken können? Spike musste nicht für seine Vergangenheit sterben. Er hätte einfach in sein bevorstehendes Leben schauen können. Aber er existierte weiter in seinem Traum, bis dieser zerplatzte. In seinem Traum gab es keine Zukunft.

Und Faye hasste ihn dafür. Wäre er dageblieben, hätte ihr Leben auch weiterhin einen Sinn gehabt. Doch in seiner Welt sah Spike das nicht. In seiner Welt gab es keine Faye, keine Francoise, keinen Jet. Faye hasste ihn für diesen Egoismus. Doch dann erkannte sie irgendwann, dass Spike nie anders konnte. Wieder versuchte sie ihre Gedanken an ihn abzuschütteln.

Faye fehlte eine Perspektive, doch sie wollte nicht aufgeben. Seitdem Spike tot ist, sah sie die Bebop nicht mehr als ihr Zuhause, sondern nur noch als ein Ort, von dem aus sie in eine neue Zukunft wandern sollte. Doch bevor das geschehen konnte, muss sie ihrer Vergangenheit ersteinmal Herr werden. Im Gegensatz zu Spike konnte sie sich in diesem Falle nicht entscheiden. Wieder endete Faye mit der Tatsache, dass sie nun nur noch für ihre Schulden lebt.
 

6:30. Electra erwachte aus ihrem Halbschlaf. In den wenigen Stunden Ruhe, die sie fand, sah sie nur noch die Bilder all der Katastrophen, die sie in den letzten Tagen erlebt hatte. Sie wusste das es viel Kraft verlangen würde, all das Geschehene zu verarbeiten, besonders da sich bisher nie die Zeit ergab, sich selbst intensiv damit zu konfrontieren. Aber vielleicht ab jetzt, dachte Electra, die nach all den Strapazen auf der Bebop endlich eine gewisse Geborgenheit verspürte. Der alte Schiffkutter war schon immer ein Platz für Leute gewesen, die nicht mehr weiter wussten. Es erschien dabei als bittere Ironie, dass ihr Schlafplatz ausgerechnet die versiffte, gelbe Couch, Spikes alter Ruheplatz, darstellte.

Eine Weile lag Electra einfach nur da, beobachtete den Ventilator an der Decke, welcher scheinbar bereits vor Monaten seinen Geist aufgab. Tausende Gedanken schwebten durch ihren Kopf, doch nicht einen einzigen konnte sie festhalten. Es war fast so, als befinde sie sich in einem schwerelosen Zustand und fliege direkt auf eine Katastrophe zu, um sie herum all das Chaos und es gibt keine Möglichkeit, irgendetwas zu unternehmen. Dann rumorte es in ihrem Magen. Electra fragte sich, seit wie lange sie wohl nichts mehr gegessen hatte. All die Müdigkeit abschüttelnd erhob sie sich von der Couch und machte sich auf, etwas Essbares zu finden.

Mehr leer als voll war der Inhalt des Kühlschrankes, den Electra entgeistert auffand. Dosen mit cryptischen Aufschriften, abgelaufenes Hundefutter und haufenweise Reste waren das einzige, das sie vorfand. Sie entschied sich, vorerst nur ihren Durst zu stillen und nahm sich eine Flasche, dessen Inhalt sie wie bei allem anderen wegen der wirren Symbolsprache allerdings nicht identifizieren konnte. Sie schlug die Tür des klapprigen Kühlschrankes zu und sah plötzlich Jet in seinem typischen Outfit aus rotem Hemd und durchgehendem ISSP Overall, dessen Ärmel abgeschnitten waren, in dem Eingang zur Küche stehen. "Du kannst nicht schlafen?", fragte er, obwohl ihm die Antwort längst klar war und er diese auch nicht allzu überraschend finden würde. "Nein, .. nicht wirklich.", vernahm Jet leise piepsend aus Electras Richtung, welche sich mit ihrer ergatterten Flasche in der Hand an den Tisch in der Mitte des Raumes setzte. "Nun, ich auch nicht.", sagte Jet mit falscher Heiterkeit und setzte sich auf den Platz gegenüber von Electra. "Ich hab von allem gehört.", begann Jet mit sanfter Stimme, "Du warst da, oder? Sie haben gesagt, aus den abgeschotteten Laborzentren konnten sie alle retten. Es muss schrecklich gewesen sein." "Nun, du weißt mehr als ich.", sagte Electra leicht abweisend, während sie versuchte die Flasche zu öffnen, um Jets Blicken auszuweichen. Jener fuhr fort: "Ich weiß auch nicht viel. Die Sender halten sich begrenzt mit Informationen. Sie reden nur immer wieder von einem biologischen Anschlag und irgendeinem, unidentifizierten Erreger. Diese Feiglinge haben sogar eines der Evakurierungsschiffe zerstört." Electra konnte sich ein ironisches Lächeln nicht verkneifen. "Ich weiß ... ich war dort." Entsetzen stieg in Jets Gesicht auf. "Du warst dort?", fragte er. "Ach deshalb der Militärjäger im Hangar von den Piraten. Du bist von dem Evakuierungsschiff geflohen und bist dann ins Netz von diesen Dieben geraten." "So ähnlich." Electra beließ es bei dieser halbherzigen Antwort. Sie wollte jetzt nicht darüber reden. Jet konnte währenddessen nicht mehr mitansehen, wie sie verkrampft versuchte, die Flasche zu öffnen. Er nahm ihr das Getränk aus den Händen, was sie allerdings gar nicht wirklich zu bemerken schien, und öffnete die Flasche. Electra wusste, Jet würde weiter über das Thema reden wollen; sie verübelte ihm das ja nicht einmal. Doch weder konnte, noch wollte sie weitere Worte darüber verlieren. Sie musste das Thema wechseln. "Wo ist eigentlich Spike? Seine Swordfish war nicht im Hangar." Plötzlich trat Stille ein.

7:56. Faye erhob sich aus ihrem Bett. Als ewige Behausung war die Bebop wirklich der letzte Ort gewesen, den Faye bei freier Wahl auserkohren hätte. Die Winzigkeit ihrer stählernen Kabine musternd, dachte sie im Scherze daran, ob es nicht doch gemütlicher gewesen wäre, hätten Jet und Spike sie bei ihrer ersten Begegnung nicht doch der Polizei übergeben. Am Rande ihres Bettes saß Faye wieder einmal verträumt, aber diesmal mit einem Lächeln im Gesicht. Das Zusammenkommen der Drei war wirklich eine Geschichte, die man irgendwann seinen Enkelkindern erzählen würde. Faye schlüpfte darauf in ihren mintgrünen Bademantel, um sich unter die Dusche zu begeben und kam dabei an der Küche vorbei, in welcher Jet und Electra noch immer wortlos gegenübersaßen. "Hey, ihr seid schon wach?", fragte sie die beiden merkwürdig gut gelaunt. "Pass auf, wenn du duscht, Faye.", antwortete Jet ohne morgentliche Begrüßung. "Die Rohre sind wiedermal defekt. Es könnte sein, dass zwischendurch mal plötzlich die Temperatur wechselt." "Gott, Jet.", sagte Faye frustriert, als hätte sie es geahnt. Als sie ihren Weg zur Dusche dann fortführte, murmelte sie noch irgendetwas von ,Selbsterhaltung', ,nicht verdient' und ,Glatzen', was in Jets Ohren aber nur noch als aus den Gängen schallendes Gebrumme ankam. "Du hast doch sicher Hunger, oder?", fragte Jet Electra mit für ihn typischer Fürsorge. Jet war einfach die perfekte Mischung aus Vater, großem Bruder und Kopfgeldjäger. Electra beantwortete seine Frage lächelnd mit einem Nicken, was ihn sofort dazu veranlasste, sich seine weiße Schürze an der Wand zu schnappen und die aus dem Kühlschrank befindlichen Essensreste zusammenzukramen. Jets geschickte Kochkünste wurden nur kurz von einem hellen Kreischen aus Richtung Dusche gestört, bevor er dann darauf drei Teller mit seinem Menü füllte und zu Tische brachte. Erst beim Anblick des Essens schien Electra wieder munter geworden zu sein. Ihr skeptischer Gesichtsausdruck sprach dabei aber nicht wirklich über Sehnsucht nach dem dampfenden Fraß vor ihr.

"Jet ... was ist das?!"

"Paprikaschoten mit Fleisch."

"Ja aber da ist kein Fleisch dran. Also kannst du das wohl kaum als Paprikaschoten mit Fleisch bezeichnen."

"Doch, das kann ich."

"Aber ich seh da kein Fleisch!"

"Das ist, weil wir arm sind."

"Ich dachte, ihr seid Kopfgeldjäger."
 

Es war ein Tag wie jeder andere. Ich machte meine gewohnte Runde und versuchte alles beim Alten zu belassen. Es ist nicht leicht in einer Stadt wie Aruba City über die Runden zu kommen, aber meine Hoffnung nach Veränderung machte mir Mut. Der größte Teil der Stadt war verdreckt, mit Abschaum besudelt. Nutten, Irre, Dealer, Fixer, Mörder. Manchmal überrascht es mich, wie ich es in den letzten Monaten geschafft hab, immer noch lebend am Steuer meines Taxis zu sitzen. Ich bin ein Niemand ... irgendein Trottel der mit zwanzig den großen Traum träumte und schließlich doch nur als Lakei der Unterschicht endete. Ich fuhr überall hin ... egal welche Gegend, egal wie gefährlich. Nicht viele waren so eingestellt. Aber eigentlich war das auch gut so ... umso mehr Kunden konnte ich kutschieren. Mein Tag hat 48 Stunden, ohne Schlaf. Ich verdiente ne hübsche Stange Woolongs damit, durchgehend bei Nacht zu arbeiten. Es war nicht so viel ... aber es war genug, mir ein klein wenig Luxus zu gönnen. Am Ende sind wir doch alle Konsumenten und geben unser Geld für irgendwelchen sinnlosen Kram aus. Aber es hält uns am Leben. Etwas anderes bleibt uns nämlich nicht.

Als Taxifahrer erlebt man außerdem so manche merkwürdige Geschichte. Zwar keine Geschichten, die man irgendwann seinen Enkeln erzählen würde, aber doch schon ziemlich verrücktes. Einmal hatte ich einen Fahrgast, den ich die ganze Nacht, und damit meine ich wirklich die ganze, durch die Gegend gefahren habe, ohne ein klares Ziel genannt zu bekommen. Als wir im Westen der Stadt waren, wollte er nach Süden. Im Norden wollte er in den Osten und manchmal fuhr ich ihn auch einfach nur um ein paar Häuserblocks. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er betrunken war ... vielleicht war er auf irgendeiner anderen, abgefahrenen Droge. Nur Gott weiß was für mieses Zeug die Verrückten gerade in diesem Moment wieder erfinden. Zumindest quatschte er mich über sein Leben voll ... naja, nicht wirklich über sein Leben. Eher über die Leere dadrin. Er erzählte mir, dass er an einen Punkt angelangt wäre, an dem es einfach nicht mehr weitergeht. Er schlief, aß, ging zu Arbeit ... doch nichts bewegte sich nicht mehr ... nichts großes zumindest. Wie war denn bloß sein Name?! Er meinte nur, vielleicht ändert sich ja dadran was, wenn er in Bewegung bleibt. Das war schon'n verzweifelter Kerl. Er schien nichts anderes mehr tun zu können, als einfach in die Welt zu blicken und zu hoffen, dass das Wunderbare geschieht. Verdammt wie war sein Name ... Als er ausstieg hat er dann sogar die ganze Summe bezahlen können, die fällig war und das war nicht wenig. Er zog einen Haufen Scheine aus der Tasche, zählte ab, schob mir das Geld unter und ging. Das war das einzige und letzte mal, dass ich ihn gesehen habe.

Ein anderes Erlebnis war da viel aufregender. Ich fuhr gerade am helligten Tage über die große Silver Rate Bridge, als da doch plötzlich so'n Vogel, ich mein ein so einen Jet, über meinem Kopf auftauchte. Das Ding war ziemlich zerschossen und notlandete direkt vor meinem Wagen. Aus der Luke stieg dann so ein komischer Kerl und rief unbeschieden Taxi. Damit meinte er mich. Das war schon'n Schock ... schließlich passiert sowas nicht jeden Tag. Sein Pech allerdings, dass wir darauf direkt in einen Stau fuhren. Frecherweise stieg er dann einfach aus und zahlte nicht einmal das Fahrgeld. Können Sie sich das vorstellen?

Joul saß seelenruhig und mit finsterem Blick auf dem Rücksitz des Taxis, die Geschichte des Fahrers mit ziemlichem desinteresse lauschend. "Sie sagten, dass wären Geschichten, die man seinen Enkeln bloß nicht erzählen sollte.", sagte Joul mit leiser, rauchiger Stimme. "Aber waren die nicht ein wenig harmlos?" "Nun ...", erwiederte der Taxifahrer, "ich will meine Fahrgäste ja nicht verschrecken, hehe." Der Fahrer erschien ziemlich heiter, als würde er vor stiller Freude platzen, endlich mal wieder jemanden seine Geschichtchen erzählen zu können. "Sie trauen mir wenig zu, wie ich sehe.", erklang es wieder aus dem hinteren Teil des Taxis. Ständig eine Gefahr erwartend, saß Joul tief in Schatten umhüllt. Ein klares Gesicht gab er dem Fahrer bisher nicht Preis.

"Wissen Sie, was die Leute noch so sagen?" fragte der am Steuer sitzende, noch immer von Heiterkeit umgebene Mann. "Ja ... man soll Acht auf seine Gäste geben. Sonst sind es am Ende die letzten, die man an ihr Ziel bringt." In Jouls Stimme zeigte sich plötzlich deutlich, wie angenervt er von seinem Fahrer war und hoffte, ihn mit dieser leisen Drohung endlich zum Schweigen gebracht zu haben. Dieser verstummte dann auch beim Anblick der grünleuchtenen Augen, die aus den Schatten hervorkamen und über den Rückspiegel fest in sein Gesicht starrten. Der Fahrer schluckte hastig seinen Brocken im Hals runter, beschloss dann aber, seine Rede zu beenden. "Ich meine die Geschichten über einen irren Taxifahrer, der hübsche Frauen von den Bürgersteigen in seinen Wagen lässt, um diese dann ..." "Das reicht .. ich weiß worauf Sie hinaus wollen.", unterbrach Joul das Gequatsche des Fahrers. Dieser fuhr fort: "Zumindest wurde ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. 30.000, ... ein hübsches Sümmchen. Zuerst dacht ich ja, sie wären ein Cowboy und auf der Jagd nach ihm ... aber Sie sahen mir dann doch eher nach etwas anderem aus." Etwas anderem, ließ Joul die Worte in seinem Kopf wiederholen und unterdrückte dabei ein Grinsen.
 

"Taxi!!!" Die Stimme einer jungen, blondhaarigen Frau durchschallte die nächtliche Umgebung, die mit bunten Lichtern der Großstadt durchleuchtet wurde. Ein etwas zerbeulter Wagen, dessen Lack an der rechten Seite bereits ziemlich abgeschrammt war, hielt an der Straßenecke, um die Frau aufzugabeln. "Zum St. Jones Krankenhaus, bitte." Der Fahrer des Taxis gab ohne jegliche Mimik oder Gestik, dass er die Anweisung verstanden hätte, Gas. Es handelte sich um einen mittelgroßen Mann. Sein Gesicht erschien durch den Rückspiegel beobachtet sehr faltig. Um seinen Mund, aus welchem mit der Zeit die Melodie irgendeines fröhlichen Liedes erklang, wuchs ein sorgsam gepflegter, schwärzlicher Bart. Die Frau hatte sich unterdessen etwas nervös in die Ecke des Rücksitzes verkrochen, was den ständigen Blicken des Steuernden galt, der sie während der ganzen Fahrt im Spiegel beobachtete und ihre blonden Locken musterte. Kreuzten sich ihre Blicke, wendete er seine Augen schnell wieder der Fahrbahn zu, als fühlte er sich ertappt.

"Sagen Sie mir ihren Namen." Nach endlos erschienenen Minuten wurde das beunruhigende Schweigen plötzlich durch die versucht sympathisch klingende Stimme des Fahrers durchbrochen.

"Was?" Bei den Worten des Taxifahrers hätte sich die Frau am liebsten noch ein Stück weiter in die Ecke verkrochen. Der Klang seiner Stimme fuhr ihr wie tausende kleiner Eisbrocken über den Rücken.

"Wie heißen Sie? Sagen Sie mir ihren Namen."

"Wieso?" Gerne hätte sie mehr gesagt ... gerne wäre sie selbstbewusster aufgetreten, doch hatte sie nicht einmal mehr die Kraft, sich zu bewegen. Wie versteinert saß sie auf ihrem Sitz, jede Sekunde zählend, bis das Taxi endlich das Krankenhaus erreichen würde.

"Da ist doch nichts dabei. Sagen Sie mir ihren Namen."

Genug Abenteuer für eine Nacht, dachte sich die Frau und zwang sich dazu, die unheimliche Reise zu beenden. "Bitte halten Sie an." "Aber hier ist noch nicht das Krankenhaus.", sprach der Fahrer künstlich überrascht und rieb mit der rechten Hand über seine Stirn. "Es ist egal, ich geh zu Fuß weiter." Die Worte der Frau zitterten vor Angst. Wieder sah der Fahrer sie an, ihre schlanken, endlosen Beine beobachtend, diesmal aber ohne am Ende wegzuschauen. Er erhob sogar ganz offensichtlich seinen Kopf, um einen besseren Blickwinkel auf die blauäugige Schönheit zu erreichen. Wie aus leiser Panik heraus umklammerten plötzlich die Hände der Frau den Griff des Autos, nur um festzustellen, dass die Türen verriegelt waren. In ihrer Verzweiflung versuchte sie sogar die Fenster zu öffnen, doch auch diese waren nachträglich verschlossen worden. "Warum sind Sie denn so verspannt?!" Der Fahrer schien tatsächlich überrascht über das Unwohlsein seines Fahrgastes zu sein. Die Frau begann auf dem Rücksitz herumzuwühlen und mit flacher Hand gegen die Fenster zu schlagen, sich nach Rettung sehnend. "WIESO SIND SIE SO VERSPANNT?!?", brüllte der Fahrer plötzlich, "ich habe keine LUST mehr auf dieses ständige GEKEIFE!!!!" Darauf legte er eine Vollbremsung hin und begann wie Wild auf seinem Lenkrad einzuschlagen. "WIESO WIESO WIESO???? Hörn Sie auf ... hörn Sie doch auf ... wieso machen Sie das?!" Der Fahrer drehte sich bei seinem Ausraster nicht ein einziges Mal um, um direkt in die Augen seines Fahrgastes, welche bereits Tränen der Angst offenbarten, zu schauen. Die einzigen scheuen Blicke vollzog er noch immer nur über den Rückspiegel. "Hören Sie auf zu heulen!!!!!", schrie der Fahrer und legte sich schützend seine Hände auf die Ohren. Wieder versuchte die verängstigte, heulende Frau über das Fenster zu entkommen und schlug verweifelt gegen die Scheiben. Mit der Geduld des Fahrers war es nun vorbei. Wut entbrannt öffnete er den Schutzdeckel eines roten Schalters unterhalb des Armaturenbrettes. Die Betätigung des Knopfes führte dazu, dass Gas in den hinteren Teil des Taxis drang.

Langsam wurden die panischen Fensterschläge weniger, bis die Frau schließlich vernebelt auf der Rückbank zusammenbrach. Der Fahrer starrte ein paar Sekunden lang auf das Ergebnis hinter ihm. Darauf rastete er wieder aus, schlug blind auf Armaturen, Lenkrad und Hupe und trat umsich. Er beruhigte sich wieder und beobachtete das klare Himmelszelt über ihn. Ein Seufzer klang aus seinem Mund. Darauf öffnete er die Fahrertür, stieg aus dem Wagen und zog den sanft schlummernden Engel von der Rückbank des Taxis ins Freie. Dem Fahrer nicht bewusst, fiel dabei der Ausweis der Frau aus ihrer Tasche. Rebecca Keiens.
 

"Wie hast du es überhaupt geschafft, so weit ins All hinauszutreiben?!", fragte Faye, welche sich inzwischen wie gewohnt in ihre Mischung aus knappen, gelben Ledertop und knappen, gelben Shorts gezwängt hatte. "Es muss doch ne Weile dauern, bis der Sauerstoff zuende geht und bis dahin hättest du locker wieder umkehren können." Die grünäugige Femme Fatale hatte sich nach ihrer unangenehmen Heiß-Kalt-Erfahrung unter der Dusche zu den beiden anderen gesetzt, um Jets köstliches Mahl zu genießen und außerdem ihre Neugierde in Bezug auf Electras unerwartetes Erscheinen zu befriedigen. "Als wir gegen die Seperatisten kämpften, muss ein Treffer die Lebenserhaltungssysteme meines Jägers beschädigt haben. Ich kann mich nur noch daran erinnern, plötzlich unheimlich schläfrig geworden zu sein." "Ich weiß, es ist nicht gerade das rücksichtsvollste, dass ich jetzt sagen kann, aber weißt du schon, wohin du jetzt willst?", stellte Faye etwas bedrückt ihre nächste Frage. Es war schon merkwürdig genug, dass sie ihre Rücksichtslosigkeit selbst erkannte, doch noch verwirrender erschien es besonders Jet, mit welcher Anteilnahme Faye das Schicksal Electras handhabte. Ihn überraschte die merkwürdige Bindung zwischen den beiden Frauen schon sehr, denn erst nachdem sich Faye dazugesetzt hatte, konnte Electra frei über das Geschehene sprechen. Außerdem hätte Jet von Faye eigentlich erwartet, dass sie Electra zuallererst nach dem Militärjäger im Hangar der Bebop fragt, um diesen verscherbeln zu können. "Natürlich bleibst du vorerst bei uns.", viel Jet plötzlich in die Unterhaltung mit ein, was von Faye mit heiterem Kopfnicken bestätigt wurde und bei Electra ein sanftes, aber doch eher bedrücktes Lächeln auf ihren etwas blutig gebissenen Lippen auslöste. Die Situation erinnerte etwas an die "perfekte Fernsehfamilie". Alle saßen da, schwiegen, fühlten sich in diesem Moment aber doch sehr geborgen. Es war lange her, dass das Innere der Bebop einer Familie glich.

Mit einem halb leergegessenen Teller verließ Jet dann seinen Platz und begab sich mit faltiger Miene in den Wohnbereich des Schiffes, um sich dort auf der gelben Couch niederzulassen und das TV Gerät einzuschalten. Es war schon irgendwie witzig, dass der Platz tatsächlich wie ein gewöhnliches Wohnzimmer erschien, nur halt mit stählernen Wänden. "Jet, wir brauchen endlich wieder Kohle in der Kasse.", schallte Fayes Stimme nach einer Zeit aus den entfernteren Kabinen zu Jet, welcher sich gerade eine Zigarette anzündete. Mit einem Grinsen blies er den Rauch aus seinem Mundwinkel; genau diese banale Bemerkung hatte er von Faye erwartet und längst schon vermisst. "Was ist das? Big Shot?", fragte Faye, als sie alleine in den Raum trat. "Nein ... das bleibt abgesetzt.", antwortete Jet. "Das ist eine Alternativsendung. Sie zeigen hier kommentarlos die Verbrecherkartein aller möglichen Gangster und erwähnen es nebenbei, falls ein Kopfgeld ausgesetzt wurde." Faye setzte sich auf den durchgesessenen Sessel neben der Couch, steckte sich eine Zigarette in den Mund und begann nach ihrem Feuerzeug zu kramen. "Was für eine nutzlose Sendung.", nuschelte sie mit der Kippe zwischen den Lippen. "Was interessieren einem Verbrecher ohne Kopfgeld auf ihrem Kopf." Jet hielt Faye ohne sie anzublicken sein Zippo hin. "Es ist momentan das einzige seiner Art, also sei still." "Wieso soll ich still sein?!", keifte Faye, welche sich gemütlich in den mit Hundekratzspuren übersehten Sessel legte und etwas gelangweilt die weißen Stiefel an ihren Beinen baumeln ließ, "Die Sendung hat ja nichteinmal Ton." "Pssssst", setzte Jet der Nörgelei Fayes ein Ende, genau in dem Moment, als Informationen für ein Kopfgeld von einer männlichen Stimme durchgegeben wurden.

Und jetzt wieder ein paar Informationen für all die Kopfgeldjäger dadraußen. Es wird Jagd gemacht auf einen Taxifahrer in Aruba City, der zu nächtlicher Stunde schöne Frauen in sein Taxi holt, um sich mit diesen zu vergnügen ... und es handelt sich dabei nicht um die übliche Sorte von Frau, die gewöhnlich an Straßenecken lungert, sondern völlig gewöhnliche Heimkehrer. Bislang gibt es keinerlei Anhaltpunkte auf den Verbleib der bis jetzt mindestens 20 Opfer des Entführers. Das Kopfgeld beläuft sich auf eine Summe von 12.000.000 Woolongs ... eine motivierendes Endgeld also.

"Verdammt." Jet saß nachdenkend auf der Couch und ließ unvorsichtig seine Zigarette niederbrennen. "Was ist?", fragte die aufmerksam gewordene Faye, "Klingt doch nach einem netten Sümmchen." "Ja, aber das ist ein Taxifahrer.", sagte Jet mürrisch, "Seit den wirtschaftlichen Globalisierungen gibt es nur noch ein einziges Taxiunternehmen pro Planeten. Es dürfte fast unmöglich sein diesen einen Taxifahrer zu erwischen." Faye fing darauf an, mit fuchtelnden Armen ihre arrogante Haltung zu präsentieren. "Mal wieder typisch. Wir haben kein Geld, Jet. Wir ernähren uns von Resten!!! Aber dir ist das mal wieder viel zu schwierig." Sie deutete auf den mit einem großen, schwarzen Fragezeichen unterlegten Fernseher, was bedeutete, das es keinerlei Anhaltspunkte zur Identität des Gesuchten gib. Jet musterte Faye im Augenwinkel, konzentrierte sich dann aber wieder auf den TV Bildschirm. "Es gibt bestimmt noch andere Kopfgelder zu Jagen.", sagte er seltsam motiviert, in der Hoffnung, den Taxiplan über den Haufen schmeißen zu können. Faye allerdings erhob sich von ihrem Platz und begab sich eleganten Schrittes in Richtung der Steuerzentrale der Bebop. "Was hast du vor?!", fragte Jet entgeistert. "Kurswechsel zum großen Geld, Jet.", antwortete Faye, die nun ganz deutlich Blut geleckt hatte. "Aruba City." Jet kauerte sich darauf in der Ecke der Couch zusammen, schloss die Augen und schüttelte bei Fayes unkontrollierbarem Verhalten frustriert mit dem Kopf.
 

"Hey Travis, wie läuft das Geschäft?" "Ganz gut.", antwortete Travis und setzte sich an den Tisch seiner Kollegen, allerdings etwas Abstand haltend.Es war das Stammlokal der Taxifahrerclique; hätte Travis vor ein paar Monaten nicht zufällig eine Unterhaltung zweier Kollegen belauscht, wüsste er wahrscheinlich nicht einmal, dass es so einen Ort gibt. "Ich sagte ihr also, auf keinen Fall und damit war es eigentlich auch schon getan. Die beiden knutschten auf meiner Rückbank rum, als hätt ich einen Puff in meinem Taxi eingerichtet. Ich meine ... ich fand es ok, aber nur solange sie die Hosen anbehielten ... das sagte ich ihnen auch." Travis lauschte dem unbedeutenden Gequatsche der anderen Fahrer, während er die rothaarige, etwas vollschlanke Kellnerin an der Theke beobachtete, welche gerade ein unterhaltsames Gespräch mit ihrem älteren Chef zu führen schien. Der alte Mann hatte bereits Falten und Glatze, unterließ allerdings trotzdem nicht die offensichtlichen Annäherungsversuche bei seiner mindestens 20 Jahre jüngeren Mitarbeiterin. Irgendwie war es aber auch verständlich,denn in dieser Gegend von Aruba City war jeder Mann ein Schwein. Und damit ist nicht das allgemeine Men are such idiots gemeint. Es war nie zu übersehen, dass sich nur die notgeilsten Versager solch einen Ort zum Wohnen aussuchen würden. "Du schuldest mir noch Geld, Travis." Etwas konfus und gar nicht mitbekommend, dass man ihn angesprochen hatte, drehte er sein Gesicht plötzlich zu einem etwas dürren, viel zu groß geratenen, schwarzen Mann, schüttelte kurz seinen Kopf und griff dann in seine linke Jackentasche, um darauf ein riesiges Bündel Geldscheine hervorzukramen. "Wow Travis, du platzt ja fast vor Knete.", sagte der riesige Schwarze, der mit seinen überlangen Beinen den Eindruck machte, wie auf Kinderbänken zu sitzen. Um gemütlich sitzen zu können, war sein Rücken dabei tief gekrümmt. "Wer hatn heutzutage noch soviel Bargeld, Travis?!", fragte ein anderer seiner Kollegen. "Bei unserem Lohn kann ich mir die Steuer nicht mehr leisten.", antwortete Travis selbstbewusst, dabei gelassen einen fünfer Geldschein rüberreichend, als wäre er plötzlich mit Freuden in die Unterhaltungen der anderen Taxifahrer intigriert worden. Die bei seinem Eintreten begonnene Konversation wurde darauf beendet. "Naja um es also kurz zu machen ... ich hab sie rausgeschmissen." "Naja Jungs, ich muss dann wieder." Erzwungene Kopfnicker waren das einzige, das man dem kleinen, halbglatzigen Mann zum Abschied mitgab, doch er blieb neutral und sah seine Arbeit weiterhin nur als Mittel zum Zweck, was seine Kollegen miteinschloss.

Als Travis das weißgeputzte, mit braunen schmierflecken an den Wänden bedeckte Lokal verließ und in sein Taxi stieg um die letzten drei Stunden seiner immergleichen Schichten auslaufen zu lassen, blinkte das rote Lämpchen für eingehende Nachrichten zusammen mit einem leisen, klaren Piepen in der Mitte des Lenkrades auf. Jets Gesicht erschien plötzlich auf der Monitorfläche rechts neben dem Alarmlämpchen. "Hallo alter Freund. Is' lange her. Wir sollten uns treffen. Ich warte bei unserem alten Platz. Bis dann." Jets Stimme klang in Travis Ohren vertrauter denn je. Seit ihrem letzten Treffen ist eine lange Zeit vergangen, trotzdem war Jet der letzte, wirkliche Freund in seinem Leben. Trotzdem beunruhigte ihn die in seinen Augen aufkommende Verzweiflung, kurz bevor das Video mit einem Zischen in schwarzer Leere endete.
 

"Es ist nicht mehr viel, aber es ist alles, was ich noch habe."

"Ich habe gar nichts mehr." Eine gewaltige, melancholische Schönheit zeigte sich plötzlich in Electras Augen, schwimmend in Tränen der Angst und der Wut.

Fayes Gedanken waren von Zweifeln geplagt. War sie wirklich sie selbst ... die Bebop als ihr zuhause bezeichnend? Oder ist sie nur noch der Geist, der an die Orte zurückkehrt, an denen er sich am wohlsten fühlte. Oder kehrt er nur dorthin zurück, wo noch eine auf ewig unerfüllte Aufgabe vor ihm liegt?

"Das alles ist nicht wahr. Ich träume nur. Das alles ist nur ein Albtraum."

Electra starrte auf die große, vor ihr liegende weiße Tischfläche. Ihre Augen waren wie in Trance nur noch halb geöffnet. Mehr aus Gewohnheit pustete sie in ihre Tasse mit versüßtem Schwarztee, um diesen abzukühlen.

"Das ist kein Traum mehr." Mit diesen Worten verließt Faye ihren Platz, um ihren Redtail-Jäger für die kommende Kopfgeldjagd bereitzumachen.

Im Hangarbereich der Bebop war Jet gerade damit beschäftigt, ein paar lockere Schrauben und andere Kleinigkeiten an seinem Schiff zu erledigen. "Wenn du nicht bald mal ein paar Waffenupgrades an dem Schrotthaufen vornimmst, wird dich das irgendwann nochmal den Kopf kosten." Faye, welche sich entspannt an das Gittertor zum Hangar lehnte und genüsslich an ihrer Zigarette zog, sprach ihre arroganten Worte mit gewohnter Verachtung, ungleich dessen, wie ihre trümmerhaften Gefühle tatsächlich aussahen. Jet ließ sich vom Zickenalarm nicht stören und antwortete, ohne sich umzudrehen. "Du willst mitkommen?" "So hatte ich mir das vorgestellt." Faye stieß sich mit ihrem linken Stiefel vom Gittertor ab, um in einem motivierten Schwunggang das Cokpit ihrer Redtail zu besteigen. "Das kannst du gleich vergessen.", hielt Jet die Kopfgeldjägerin, deren Übereifer mit Sicherheit der hohen Kopfgeldsumme und dem dazu relativ einfach klingenden Auftrag gewidmet war. "Darf ich fragen wieso?" Eigentlich war die Frage unnötig, denn trotz der Infragestellung von Jets Befehl wartete Faye nicht dessen Antwort ab und war bereits kurz davor, in die Redtail zu steigen. Ein Knopfdruck neben der gelblich refklektierenden Sichtkapsel öffnete den Mechanismus zum Einstieg. Ein kleiner, silberner Stab, dessen Knopf an der Spitze darauf von Jet betätigt wurde, brach das Hochfahren der Elektronik allerdings ab und setzte das Fluggerät außer Gefecht. "Du wirst nirgendwo hingehen." Jet, hoch oben auf seinem Schiff stehend, begab sich soeben in den Hammerhead und betätigte die Zündelektronik zum Start. Faye, welche mit geschrenkten Armen und fassungsloser Miene im Zentrum der Halle stand, schockte die Handlungsweise Jets. Das Verhalten erinnerte sie viel eher an Spike, als an den alten Haudegen. "Sorg dafür, dass unsere beiden Gefangenen bei der Polizei abgeliefert werden. Und leg meinen Anteil beiseite. Mir ist's egal, was du mit deiner Kohle machst, aber meine soll nicht im Casino Endstation haben, klar?" Nicht einmal auf eine Reaktion von Faye wartend, tauchte Jet in seinen Hammerhead ab, ließ den Normaldruckbereich des Hangars abschotten und begann seinen Flug in Richtung Mars. Sekunden völliger Regungslosigkeit vergangen, bevor die violetthaarige Valentina den Hangarbereich verließ und ihre Stimmung dabei noch mit einem Fußtritt gegen die Redtail kommentierte. Der schallende, seelenlose Metallklang war dabei die Abgangssymphonie, welche Faye bei ihrem Verlassen des Hangars begleitete.
 

Ein kurzer Zwischenstopp. Evita Arvani hielt ihren roten Ford Thunderbird, eine Antiquität, wenn auch an moderne Vorraussetzungen angepasst, auf einem sandigen Streifen rechts neben der Landstraße an, um kurz die Strapazen der zurückliegenden Geschehnisse zu verarbeiten und ihrem schlanken, wenn auch sehr zierlichen und unscheinbaren Körper eine Pause zu gönnen. Sie stieg, eine Flasche Bier in der Hand haltend, aus dem Wagen und setzte sich auf die Haube des Kofferraumes. Sie stellte sich nun vor, die weite, grüne Graslandschaft, welche unter dem strahlend blauen Himmel und einem leichten Westwind wie gemalt erschien, zu genießen und die darliegende Schönheit mit einem sanften Lächeln auf ihrem schmalen Mund zu würdigen. Ihre Augen allerdings waren tot, ihr Blick starr und ihre Gedanken höchstens bei der tatsächlichen Existenz der vor ihr liegenden Wiese, welche am Horizont in einen breiten Waldstreifen überging, als auf die träumerische Pracht des Ganzen konzentriert. Für Evita stellte dies allerdings auch keinen Unterschied dar. Sie nippte genüsslich am Hals ihrer Bierflasche, der Inhalt war längst warm geworden, und starrte auf die grüne, lebendige, für sie allerdings allzu sterile, gewöhnliche Fläche vor ihr. Gewöhnlich ... das Wort spukte bereits eine Ewigkeit in ihrem Kopf herum, seit ein unbedeutender Bursche es in irgendeiner unwichtigen Unterhaltung einbrachte. War Evita gewöhnlich? Was ist gewöhnlich. Bedeutet es normal? So war sie es nicht. Doch sie dachte normal, normaler und logischer als die meisten anderen. Die Hälfte leergetrunken schleuderte sie, nachdem der perfekte Zeitpunkt für sie gekommen sei, die Flasche in die Luft und zielte mit ihrem Indexfinger, die Hand wie eine Pistole geformt, auf das routierende Gefäß. "Bang!"
 

"Es wundert mich, dass diese alte Ruine immer noch steht." Travis stand angelehnt an einen Pfeiler aus rotem Backstein, eine Zigarette im Mundwinkel qualmend, im Zentrum eines gewaltigen Burgkomplexes, der zu Beginn des Mars-Terraforming als sogenannte "Künstliche Traditionskultur" entstand, nach einem großangelegten Bombenanschlag, der wichtigen Politikern, wie auch zahlreichen Zivilisten das Leben kostete, allerdings weitgehend dem Erdboden gleichgemacht wurde. Das Bollwerk, dass errichtet wurde, um Geschichte zu kopieren, schrieb so selbst Geschichte. "Es muss ...", Jet, welcher genau an der gegenüberliegenden Seite des Pfeilers stand, sparte sich eine Erläuterung seines Gedankenweges. Da das Dach der Burg damals weggesprengt, wurde erstrahlte über den halbzerstörten Mauern ein Himmel in tiefstem Blau. Der Boden war mit quadratischen Marmorplatten, bzw. ein Material, dass diesem glich, gefließt worden. Einige nackte Flächen, an dessen Stellen weiches Mos den Defekt scheinbar beheben wollte, schlichen sich, teilweise künstlich hergestellt um den Eindruck einer altgewordenen Ruine zu verstärken, in der soliden Fläche ein. "Was willst du von mir, Jet ... was erwartest du." "Ich erwarte nicht viel. Nur, dass du einem alten Freund den Gefallen tust, den du ihm noch schuldig bist." Klänge der Enttäuschung durchzogen die toten Wände der Burg. Etwas folgenreiches musste in der Vergangenheit der beiden Männer geschehen seien. Etwas, dass diesen Ton der Verachtung rechtfertigen musste. "Ich hatte mir damals geschworen, dass ich dich bei unserem nächsten Treffen wieder als Freund umarmen kann. Vorher würde ich dich nicht sehen wollen. Warum machst du mir das so schwer." Travis drehte seinen Kopf zur linken Seite, als ob er eine bestimmte Antwort erwarten würde, die nun in sein Ohr zu dringen hat. "Die Welt dreht sich nach wie vor nicht nur um dich, Travis." Jet schnappte sich eine etwas zerknickte Zigarette aus seiner Jackentasche. "Männer müssen an ihr Ziel kommen. Und zwar auf einem Weg ... einem einzigen. Den, den SIE für richtig halten. Das hast du nie kapiert. Du musstest es dir leichter machen und wusstest dann nicht weiter, weil plötzlich zu viele Wege vor dir erschienen und nur einer konnte richtig sein." "Spar dir deine Weisheiten." Travis bellte seine Worte mit Wut und Hass zurück, Hass, welcher zum Teil auch auf sich selbst gerichtet war. Eine kurze Zeit hörte man nur den Wind, wie er Sandkörner oben von den Backsteinen der Mauern herunterfegte und dabei dieses reine Knistern verursachte. "Nennen sie dich immer noch .. Black Dog?", unterbrach Travis plötzlich die Stille. "Der Köter, der nie loslässt? Du hast dein Ziel auch außer Augen verloren, Jet. Du machtest dir's aber immer nur schwerer." Der winzige Travis ging nun um den ründlichen Pfeiler herum und stellte sich mit direkter Haltung neben Jet, welcher nachdenkend seine Kippe regungslos im Mundwinkel behielt und Travis ohne den Kopf zu ihm zu drehen nur in seinen Augenwinkeln beobachtete. "Also worum geht es?" Er wusste, dass er keine andere Wahl hatte, wenigstens sein innerer Konflikt ließ ihm keine andere Wahl, als sich kooperativ zu verhalten. "Ich muss Taxifahrer werden.", antwortete Jet kaltschneuzig. "Es geht um diesen berüchtigten Frauenmörder, der attraktive Vertreter in sein Taxi steigen lässt und sie dann entführt." "Ja, ich hab davon gehört. Man erzählt sich bei uns bereits düstere Geschichten über ihn. Ich hab sogar davon gehört, dass manche Wetten abschließen würden, wer von uns es denn sein könnte." Jet ging ein paar schritte Vorwärts. "Es ist schon komisch, dass du plötzlich Kopfgeldjäger bist." Der glatzköpfige Riese mit dem Stahlarm machte kurz Anzeichen, sich umdrehen zu wollen, setzte seinen Gang dann aber fort. Travis folgte ihm, blieb aber etwas zurück. "Gut, ich helfe dir. Du bekommst den Wagen vom alten Gilmore. Der hat schon vor Jahren aufgehört, sollte also niemandem auffallen. Ich stell dich den Kollegen dann als den Neuen vor. Ne Lizens kannst du natürlich leider nicht kriegen, das wär' zu heiß." Jet blieb stehen und wartete, bis Travis auf gleicher Höhe war. "Die Einzelheiten kannst du mir dann erzählen. Wann muss ich da sein?" "6 Uhr 30." Jet merkte Travis deutlich den versöhnlichen Ton in seiner Stimme an, ignorierte dieses eventuelle Vorhaben allerdings und konzentrierte sich weiter auf seine Aufgabe. "Dann sehen wir uns dann." Jet wollte gerade das Burggebiet verlassen, als sich Travis vor ihn hinstellte, um ein paar letzte, direkte Worte zu wechseln. "Wir sind keine Freunde mehr, Jet. Ich tu das um Alisas Willen. Das ich dir noch was Schulde, ist mir so gesehen eigentlich egal." Jet zuckte zusammen. Nicht, weil er vielleicht überrascht über Travis Reaktion war. Der Klang von Alisas Namen ließ eine unangenehme Gänsehaut auf seiner Haut und eine verräterische Blässe in seinem Gesicht entstehen. Fast kommentarlos, nur mit einem Kopfnicken als Zeichen dafür, dass man sich einig sei, verließ Jet Travis und die Burg, die Zigarette noch immer qualmend im Mundwinkel steckend, von welcher er seit Minuten keinen Zug mehr genommen hatte.
 

Keine Zukunft. Kein Schicksal. Meine Taten sind ihren Folgen nun vorraus. Lebt!!

"Was schreibst du da?" Mit typischer Bissigkeit fragte Electra, in reizvoller Haltung an die Gitterstäbe gelehnt, mit gespieltem Interesse nach der aktuellen Tätigkeit des gefangenen Ramuhns, der sich in der Ecke seines Gefängnisses zusammengekauert hatte. Der schwarze Hüne blieb verschwiegen. "Zeug." Electra trieb ihren überheblichen Ton darauf auf die Spitze. "Du weißt, dass für euch beiden die kleine Reise bald vorbei sein wird, oder? Ich werd dich und deinen kleinen, hässlichen Freund wirklich vermissen." Ramuhn ließ sich von dem Geschwafel der braunhaarigen Amazone nicht beirren und klopfte mit seinem Zeigefinger auf das Stückchen Metal, dass er aus der Wand seiner Zelle entfernen konnte. Mit einem silbernen Schmuckstück, das um seinen Hals gebunden war, krtzte er dabei eine Nachricht in die Stahlplatte. Als dies vollendet war, schleuderte er sie unter der Zellentür zu Electra hindurch, welche sich, nun leicht verdutzt, bückte, um diese aufzuheben. Der freie Blick auf Electras weibliche Reize ließ bei dieser Bewegung besonders Steve, welcher etwas unscheinbar im Schatten lungerte, aufmerksam werden. Er neigte seinen leicht übergewichtigen Körper etwas, um eine bessere Sicht auf die erotischen Rundungen zu erhaschen. Nicht sonderlich überrascht davon, aber angewidert von der Notgeilheit des kleinen Mechanikers, belohnte Electra seine Gier damit, ihm gezielt ins Auge zu spucken. Ungewöhnlich wutentbrannt stürzte sich Steve, nachdem er sich den Speichel aus den Augen gewischt hatte, zu den Gitterstäben, auf dessen Gegenseite Electra nun mit provozierender Pose auf seine Reaktion wartete. Sein Übereifer wurde allerdings schnell gestoppt. Noch bevor Steve, wirkungslos und in seiner Situation unnötig, am Gitter geflucht und gebrüllt hätte, zielte Electras Pistole auf seine runzlige Stirn. Ein erregtes Lächeln zeichnete sich sanft auf ihren Lippen ab, Steves hasserfülltes Augenfunkeln wandelte sich dagegen in angsterfüllte Ernüchterung um. Die letzten Tage mussten Electras Geist völlig vernebelt haben. Ihre sonst besonnene Art war ihr nun völlig Fremd. Auf Aktionen schien sie nur noch mit auf das Wesentlichste reduzierter Logik zu reagieren. Ein brutaler Wurf ins kalte Wasser war schon längst überfällig, um die träumende Schönheit zurück in die Realität zu holen. Dieser Moment schien nun gekommen - ohne Hast und Eile war Electra gerade dabei, die auf Steve gerichtete Waffe wieder in ihr Holster zu stecken, als sie sah, dass sich Ramuhn aus seiner Ecke erhoben hatte und sich scheinbar ohne Hintergedanken, nur aus menschlichem Interesse, dem skurillen Konflikt näherte. Mit Verachtung starrte Electra in die braunen Augen des breiten Schlächters, dieser nutzte allerdings diesen Moment der gelösten Konzentration, packte blitzschnell mit festem Griff Electras Waffe, zog ihren Arm heran und Schlug mit flacher Hand brutal auf ihren Ellenbogen, so dass dieser offen brach und der Speichenknochen hervortrat. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, dessen Haut vor Anspannung fast zu Reißen drohte, und tapfer unterdrücktem Schreien, kauerte sich Electra mit blutenem Arm auf den Boden. Ganz im Gegensatz zu Steve, der sich, entsetzt von Ramuhns präziser Gewalttat, wieder in der schattigen Ecke versteckte. Die Waffe nun auf die, vor der Ohnmacht kämpfenden, Electra gerichtet, um ihr den letzten Gnadenschuss zu geben, trat plötzlich Faye in den Raum, welche die Situation sofort erkannte und mit ihrer Pistole in verteidigender Haltung auf den Gefangenen zielte. "Gleich bist du tot, Scheißkerl." Selbstüberzeugt und in dem Glauben,die Situation unter Kontrolle zu haben, spannte Faye den Hahn ihrer Glock. "Beachte ... wer hat wohl mehr zu verlieren?" Faye starrte in die leeren Augen Ramuhns. Er war deutlich dazu bereit, konsequent zu handeln. Endgültigkeit zeichnete sich in seinem entspannten Gesichtsausdruck ab. Der Anblick auf die am Boden liegenden Electra, unter der sich bereits eine kleine Blutlarche angesammelt hatte, ließ die zuerst so selbstsichere Faye allerdings zögern, bevor sie ihre Waffe schließlich frustriert und mit hasserfülltem Blick auf Ramuhn zu Boden warf. Mit einer wortlosen Kopfbewegung deutete Ramuhn auf die Schaltkonsole neben der Eingangstür des Raumes, um Faye dazu zu bringen, die Gefängnistür zu öffnen. Sein Wunsch wurde erfüllt.

"Sie braucht einen Arzt." "Sie hat Glück, dass sie keinen Bestatter braucht." An ein höhergelegenes Versorgungsrohr gekettet, versuchte Faye, die auf den Spitzen ihrer weißen Stiefel stehen musste, um nicht die ganze Last auf ihren Armen zu verteilen, Ramuhn an seine Menschlichkeit zu erinnern. Menschlichkeit schien er allerdings nur für sich selbst zu kennen. Überhaupt konzentrierte sich Ramuhn momentan nur auf den Bordcomputer der Bebop, an dem er verzweifelt versuchte, einen Kurswechsel vorzunehmen. Das aktuelle Ziel war das ISSP Hauptquartier in Aruba City, was, so dachte der schwarze Klotz, nicht unbedingt der erste Ort seines neuen, unabhängigen Lebens werden sollte. Leider verweigerte die Steuerkonsole Ramuhns Zugriffe. "Sag mir wie das geht." Ramuhn versuchte weiterhin, einen ruhigen, kontrollierten Eindruck zu machen, allerdings schien auch bei ihm nun die Nervosität durch, was auch für Faye deutlich zu erkennen war, obwohl er mit dem Rücken zu ihr stand und niemals Anzeichen machte, sich umzudrehen. Schweißperlen sonderten sich auf seinem rasierten Hinterschädel ab. "Verdammt, sie verblutet!!" Adrenalin schoss durch Fayes hängenden Körper. Ihre kraftvolle Stimme schlug wie ein Vorschlaghammer in Ramuhns Hirn, der, von der Hektik das Schiff umzulenken bevor es die künstliche Atmosphäre Aruba Citys erreichte, seine verschwitzte, dunkelblaue Manschaftsjacke der Memento ablegte, um sich Luft zu machen. Das Gefühl, Zentnerpfunde des Stresses von seinen Schultern genommen zu haben, hielt allerdings nur für Sekunden an. "Mach endlich das Maul auf und sag mir, wie das funktioniert." Ramuhns zitternde Hand ballte sich. Faye verstand, die einzige Möglichkeit, etwas zu bezwecken, war es, ihn weiter zu provozieren. "Ich weiß nicht ... ich kann nicht. Ich .. will weg ... lass mich ..." Die Wahrscheinlichkeit, dass er beide am Leben behält, sollte er fliehen können, war nebenbei eh gering. Hauptsächlich allerdings wären die erlittenen Strapazen eine gute Rechtfertigung dafür, das ganze Kopfgeld einzusacken. Der in armfreien Hemd herumzitternde Hühne, welcher eigentlich schon kompliziertere Situationen mit kühlerem Kopf gemeistert hatte, drehte sich zu Faye um und zog Electras erbeutete Pistole. Das für Ramuhn scheinbar so nah liegende Ziel musste eine wirklich gewaltige Bedeutung für ihn haben. Anders ließ sich seine unkontrollierte Haltung nicht erklären. Geisteslos stampfte er quer durch den Steuerraum zu Faye und hielt ihr die Mündung der Waffe so fest an die Stirn, dass ein runder Abdruck entstand. "Ich warn dich nicht mehr oft ..", drohte Ramuhn Faye mit zittriger Stimme und weit aufgerissenen Augen. Fayes erschöpfter Gesichtsausdruck wechselte allerdings nun einem spöttischen. Als würde sie sein Versagen auslachen, grinste sie in Ramuhns hasserfüllte Fratze. Mit seiner Zurückhaltung war nun entgültig schluss. In weitem Bogen holte er den Arm mit der Waffe in der Hand aus und schlug der gefesselte Faye ins Gesicht, dass sie Ohnmächtig zusammensackte und nur noch ihre mit Handschellen am Stahlrohr geketteten Hände, an denen sich blutige Ringe abzeichneten, ihren Körper aufrecht behielten.

Eine automatische und vor allem unauffällige Kursänderung war nun nicht mehr möglich. Die bewusstlose Faye würde erst aufwachen, wenn es längst zu spät wäre und die Unkontrolliertheit in Ramuhns nervösen Händen und sein vernebelter Verstand waren nicht mehr in der Lage, die komplizierte Elektronik der Bebop zu durchschauen. Ein Tropfen Blut viel zu Boden. Blut aus dem Mundwinkel Fayes.

Der schwarze Muskelmann sprang auf den gepolsterten, leicht zerkratzten Sessel an der Seite des Bordcomputers und umklammerte die manuelle Handsteuerung rechts neben ihm. Den alten Schiffkutter per Hand zu fliegen war nunmehr die einzige Möglichkeit Ramuhns, seinem vorgesehenen Gefängnisaufenthalt zu umgehen. Doch er musste sich beeilen, denn das Schiff war bereits kurz vor dem Eintreten in die Atmosphäre Aruba Citys. Zwar schaffte es Ramuhn, die schwerfällige Bebop von der Gefahrenzone wegzusteuern, doch war genauso der Moment verpasst, das Raumschiff auf einen anderen Kurs zu bringen. Ramuhn musste die Mühle Notlanden und brachte sie ungefähr 100 Kilometer vor Aruba City auf Wüstenland runter. Die holprige Prozedur, die zusätzlich einen Druckabfall in den Kabinen verursachte, riss der noch immer regungslos am Versorgungsrohr baumelnden Faye beinahe die Arme ab. Trotzdem landete Ramuhn den Stahlkasten in einem Stück. Seine nächste Aufgabe war es, zurück in den Raum seines ehemaligen Gefängnisses zu laufen und die auf Metal gekritzelte Nachricht zu holen, die er zuvor Electra anvertrauen wollte, bevor sich die Chance zum Ausbruch ergab. Keine Zukunft. Kein Schicksal. Meine Taten sind ihren Folgen nun vorraus. Lebt!!



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