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Diplomatie im Auftrag seiner Majestät

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Dr. Adam Bottom-Wood

"Er ist eine Frau." ... eine Frau ... eine Frau ... eine Frau ... Ein Echo der Anklage, ein Widerhall der Entrüstung. Verurteilt durch einen weißen Skelettfinger der vor ihr auf und ab wippte. Gleich dem Zeiger der Uhr, der ihr die Stunde ihrer Verdammung anzeigte.

Aramis sah an sich herab. Ihr Kleid war zerrissen und zeigte zuviel von der Haut darunter. Ihre Rundungen boten sich frei seinen Blicken. Sie wollte etwas erwidern, aber die Worte blieben im Hals stecken.

Seine Anklagen wurde zum Crescendo, immer schriller, immer lauter. "Dirne, Hexe, Häretikerin, Tochter einer läufigen Hündin ..." Wieder wollte sie etwas erwidern, aber was ihre Zunge als Worte formte, kamen nur als unverständliches Krächzen über ihre Lippen.

Broussard rückte näher, dass sie seinen faulen Atem riechen konnte. "Der Kardinal wird davon erfahren. Das ist Verrat ....", fluchte er und spuckte vor ihre Füße, wo es nicht versinken konnte, weil der Boden aus Marmor und spiegelglatt ist. Aramis zuckte zusammen. Abermals versuchte sie etwas zu sagen, aber die Skelettfinger griffen nach ihrem Kleidfetzen und rissen ein großes Stücken weiter nach unten. Aramis schwieg. "Ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder nach Frankreich zurück kannst! Alle werden es wissen. Das ist Blasphemie, Verrat, Lüge ..."

Aramis schüttelte den Kopf. Mehr brachte sie nicht zu ihrer Verteidigung auf. Sie raffte die Fetzen ihres Kleides und ergriff die Flucht. Nie wieder nach Frankreich zurück, Verrat an Frankreich, Anklage, Verurteilung, Scheiterhaufen ... hallte es in ihrem Kopf. Sie fühlte ihr Herz heftig in der Brust schlagen.

"... HEXE, Hure der Musketiere ... Hetäre ..." Die keifende Stimme folgte ihr und seine Beleidigungen streckten ihre kalten Klauen nach ihr aus. Sie beschleunigte ihre Schritte, warf nervöse Blicke über die Schulter und prallte unvermittelt gegen ein menschliches Hindernis. Das Hindernis umfasste ihre Oberarme und drückte sie schnell von sich. Abweisend sahen Athos graue Augen auf sie nieder. Sie sah die Spannung an seinen Halsmuskeln und Unterkiefern...

Aramis erwachte von Schmerzen im Arm und in der Brust. Sie bekam kaum Luft und jeder Atemzug bereitete ihr Schmerzen. Tausend Nadeln, die durch ihre Brust stachen. Jemand stricht ihr mit einem nassen Tuch sanft über Stirn und Wangen. Es dauerte eine Weile, bis sie feststellte, dass noch andere Menschen anwesend waren, als ihre Stimmen endlich durch ihr Bewusstsein drangen. Da war Sophies Stimme und ihre Hand, die sich um sie sorgte.

"Oh, Aramis", flüsterte sie, mit erstickter Stimme, Tränen in ihren Augen erahnen ließen. Gute Sophie, dachte Aramis, so fürsorglich und pflichtbewusst. Das Mädchen seufzte schwer.

"Er ist über und über mit Blut beschmiert. Wir wissen noch nicht einmal, wo er verletzt ist." Das war Athos, der da sprach, ruhig und gefasst. Warum war er nicht früher da, um das Tier abzuschlachten, bevor es sie anfiel?

Rechter Arm, rechter Arm, sang Aramis. Aufgerissen vom Ellenbogen, bis zur Schulter.

"Gut möglich, dass auch was gebrochen ist." Corday, was machte Corday hier?

Die Rippe, die Rippe, ich kann kaum atmen. Mein Körper ist eine einzige Prellung, ein großer Bluterguss.

Es raschelte leise und noch jemand trat an ihr Bett.

"Wie geht es ihr?" Das war der König.

"Noch immer ohnmächtig, Eure Majestät."

"Wir, England und die Königin sind ihr sehr zu Dank verpflichtet", erklärte seine Majestät nasal. "Wir denken jedoch, dass wir ihren derzeitigen Anblick der Königin ersparen. Sie ..." Karl konzentrierte sich und seine Lippen bewegten sich, bevor er das Wort formulierte, er schien die Aussprache erst auszuprobieren, "... stinkt. Wir werden ihr unseren Arzt schicken. Man sollte sie aus Kleid und Korsette befreien und ..."

Mit einem Schlag schlug Aramis die Augen auf und starrte den König entsetzt an.

Man hatte sie im Zelt der Königin untergebracht. Für den Fall, dass ihre Majestät in den Nachmittagsstunden zu Ruhen gedachte, war dieses am Lichtungsrand aufgestellt worden.

"... oh, Ihr seid wach!" Karl I. wich bedächtig zurück. Stand die junge Frau unter Schock, dass sie ihn mit offenem Mund und hervorquellenden Augen anstarrte. Die Pupillen wirkten riesig in dem fahlen Weiß ihres Gesichtes.

Mühsam richtete sich Aramis auf den Ellenbogen auf, obwohl ihr übel wurde und Schwindelgefühl sie erfasste.

Karl I. lachte dröhnend. "Wir wollten gerade vorschlagen Euer Kleid als Ehrenbanner zu verwenden. Als Triumphstandarte für das Niederzwingen des wohl mächtigsten Ebers, der je in diesen Wäldern sein Unwesen getrieben hat. Wir wollten es nicht glauben, als uns die Königin alles erzählte. Wer wohl mehr litt? Der Eber oder Ihr?" Er zwinkerte amüsiert und beglückwünschte sich zu seinem eigenen Witz. Der Rest stimmte seinem Lachen gequält ein.

"Mademoiselle, wir sprechen Euch unsere Hochachtung für Euer selbstloses Eingreifen aus. Die Königin wünscht Euch zu sehen, aber wir denken, wir werden uns erst um Euer Erscheinungsbild kümmern." Erschöpft ließ sich Aramis den Oberkörper wieder sinken.

"Ich danke Euch, Eure Majestät", krächzte sie.

Karl I. nickte wohlwollend und verbeugte sich galant. "Unser Leibarzt wird bald hier sein."

Der König wandte sich zum Gehen. Mit Schmutz und Blut konnte er nichts anfangen und fühlte sich äußerst Unbehagen, wenn sich das eine oder andere in seiner unmittelbaren Nähe befand. Gerade hier, wo sie in geballter Form vertreten war.

Erschrocken sah Aramis zu den Anderen. Alle werden es dann wissen, dachte sie voll Panik, Athos, Broussard, der Kardinal. Alle werden es erfahren, Porthos, die Musketiere, der König, ja ganz Frankreich und alle werden sie verurteilen.

"Das ist sehr großzügig, Eure Majestät", wandte Corday schnell ein. "Aber ich habe schon den Arzt der Cordays rufen lassen." Er sagte das, in der Hoffnung seinem Freund und Cousin zu helfen.

Aramis empfand mittlerweile nicht nur Panik, sie stand Todesängste aus. Vor Ärzten empfand sie heilloses Schrecken. Ärzte waren die monströsen, menschenfressenden Spinnen ihrer Albträume. Ob Erkältung oder Verletzungen, Aramis rettete sich sieben lange Jahre ohne nötige Arztkonsultation durch ihr Leben als Mann. Jetzt kam die Rechnung. Gott half nicht mehr. Er nahm die Bilder von Schmach und Schande nicht aus ihrem Kopf.

Ihre Rache gelebt und bekommen zu haben tröstete sie nicht, zu wissen, dass Kapitän de Treville sie schütze tröstete sie nicht, ihre hohe Position als Musketier tröstete sie nicht und ihre Freunde trösteten sie nicht. Sie wusste, dass wenn Frankreich erfuhr, dass sie eine Frau war, - und Frankreich würde es erfahren, -fand sie sich vor dem Richterstuhl wieder und dieser kannte kein Erbarmen. Nicht in einer Welt, in der die Gesetze der Männer galten. Da konnte sie noch so vielen Königen und Königinnen das Leben retten. Und das Land ihrer Vorväter, der Ort an dem sie geboren war und an dem sie lebte und liebte, würde sie hinrichten. Karl I.

Großzügigkeit leitete ihren Albtraum ein.

Das wusste sie alles. Und sie wusste, dass der einzige Ausweg aus der Schande der Tot sein wird. Sie hatte aber keine Lust zu sterben. Nur was sollte sie tun? Ihr kranker, geschwächter, gepeinigter Körper fesselte sie auf der Liege. Sie saß in seinem Inneren und hämmerte mit den Fäusten dagegen.
 

Athos sah die Angst in Aramis Augen. Zwei große blaue Augen, fiebrig und vor Panik glänzend, in einem leichenblassen Gesicht mit hässlichen roten Blutspritzern. Das Blut war überall. In ihren Haaren, in den Brauen, Spritzer auf ihrer Nase, auf den Wangen. Die Hände blutrot bis unter die Fingernägel, dass Kleid durchtränkt, voll gesogen vom nassen Tuch in Sophies Händen. Zum ersten Mal tat sie ihm leid und er wusste nichts mit diesem Gefühl anzufangen.

"Papalapp", wandte der König ein. Er wollte nur raus aus dem Zelt, kein Gedanken mehr an die Französin und ihre Wahnsinnstat verschwenden. Sich der Jagd hingeben, es musste ja kein Eber sein, einen weißen, willigen Frauenkörper in sein Bett rufen, ohne blutgetränkte Röcke und die von Gott gegebene Königswürde genießen. "Wir haben nach unserem Leibarzt schicken lassen." Er bewegte sich zum Zeltausgang zu. Athos und Corday folgten ihm.

Draußen diskutierten die Männer weiter und weil Zeltwände nur aus Stoff bestanden, konnte Aramis alles hören.

"Doktor Hemilton, ist schon seit Generationen der Arzt der Cordays. Durch die Verlobung mit meinem Cousin dem Graf de la Feré, gehört die Comtesse praktisch zur Familie", sagte Corday.

"Ich weiß, dass meine Verlobte sich unwohl fühlen würde, extra Euren Leibarzt zu bemühen, Eure Majestät. Wie kann sie sich mit Euch gleichsetzen?", sagte Athos, der Aramis Augen nicht vergessen konnte.

Sie diskutierten und argumentierten, bis Karl stutzig wurde.

Er lachte irritiert. "Er mag vielleicht ein bisschen zu viel trinken und ist den Reizen der Damen zu sehr zugeneigt. Aber meine, Herren, wer tut das nicht? Wenn er für den König als Leibarzt gut genug ist, dann wird er es für eine Comtesse ganz sicher sein. Schließlich besitzen wir das von Gott gegebene Königsrecht und uns behandelt er. Beleidigt uns und unsere Dankbarkeit nicht mit Anmaßung, Charles!"

"Sicherlich, Eure Majestät", wandte Corday ein, "... wir wollten Euch nur die Umstände ersparen ..." Cordays Stimme starb ab, als er Graf de Meyè mit einem feisten Grinsen den Weg zu ihnen bannen sah. Gekleidet in feinstem Samtbrokat mit breitem Spitzenkragen und selbstsicherem, überlegenen Lächeln auf den berechnenden Gesichtszügen stieß er zu dem König vor, ohne einen Gedanken dran zu scheren, dass er unerwünscht war.

Diplomaten genossen politische Immunität und das angeborene Verhalten von Anmaßung und Hochmut.

"Majestät", Sein Gesicht strahlte vor falscher Unterwürfigkeit. "Wie ich hörte, wollt Ihr eigens Euren Leibarzt kommen lassen. Wie gütig und großherzig Ihr seid." Der König neigte unverbindlich das Haupt.

"Ich werde dem französischen König umgehen davon unterrichten."

"Tut das", erwiderte Karl I. ungerührt. "und schreibt ihm, dass es seiner Schwester, der englischen Königin ausgezeichnet geht ... dank der Comtesse." Ein zweites unverbindliches Nicken in Richtung von Athos und Corday. "In Zukunft wird die politische Beziehung zwischen Frankreich und England ohnehin angespannt sein, da kann die kleine Episode bei der heutigen Jagt nicht schaden, unsere Beziehung zu Ludwig zu verbessern."

Eine Episode? Athos zog die Luft ein und sein Kiefer wurde kantig.

"Angespannte politische Beziehung, Eure Majestät?" Wendig wie eine Schlange, schlängelte sich de Meyé an den König heran und zischelte gierig nach Informationen. Dieser Mann ging nie seine Mitmenschen heran, er hangelte sich über Serpentinen.

Karl I. Gesicht verriet nichts. "Wir haben La Rochelle unsere militärische Unterstützung zugesagt." Schlagartig wurde es still. De Meyé Stimme brach.

"Oh, ich hörte, dass Ihr Euch mit La Rochelle gar nicht befassen würdet ...

sondern eher Irland Eure Aufmerksamkeit zuwendet", sagte er weder laut noch leise und blickte zu Lord Corday. Corday blechte die regelmäßigen Zähne und lächelte zuvorkommend. Aus de Meyés Augen sprach Hass. Funken sprühten.

"Natürlich befassen wir uns damit", erwiderte der König ärgerlich.

"Richelieu streckt uns zu sehr seine gichtgekrümmten Finger nach den letzten Stützpunkten, die neutral zu England stehen. Wir sehen unsere Küste in Gefahr."

De Meyé sprach zwischen zusammengebissenen Zähnen und gefährlichen Funkeln im Blick.

"Das wusste ich nicht, Eure Majestät. Wenn Ihr mich davon unterrichtet hättet, dann hätte ich Euch unterstützen können, Ludwig gnädig zu stimmen."

"Genau darum wurdet Ihr nicht informiert", erklärte der König fröhlich.

"Jedenfalls freue ich mich, dass es der Königin gut geht und die Comtesse so einen heldenhaften Einsatz gezeigt hat", fuhr de Meyé mit regungslosen Gesichtszügen fort, ohne sich anmerken zu lassen, wie zornig er war. "Wie ich hörte tötete sie den Eber."

"Ja", Karl grinste jungenhaft. "Sie ging nicht gerade sanft mit ihm um. Die Jagdgöttin Diana wählte Pfeil und Bogen, um das Herz zu treffen, unsere Amazone den Dolch und die Kehle. Ein breiter Schnitt quer über den Hals."

"Also nicht Diana, sonder Herkules?", erwiderte der Graf. Athos musterte de Meyé zornig, bei dessen Anspielungen, sein Cousin ließ nervös den Blick vom König zum Grafen schweifen.

"Die Comtesse muss wahrlich stark sein? Solch ein Verhalten ist sonst nur von einem Mann zu erwarten. Sie scheint für eine Frau, über gerade zu ungeahnte Fähigkeiten zu verfügen", fuhr der Graf fort. "Ich hoffe, Euer Leibarzt wird ... nun ja, ihr hoffentlich helfen können." Mit mehreren Verbeugungen entfernte sich de Meyé rückwärts. Karl runzelte ärgerlich die Augenbraue. Karl I. war vielleicht für die Königsbürden etwas zu jung und draufgängerisch, war keineswegs dumm und glaubte langsam zu wissen, warum er nicht verstand. Sein Freund Lord Corday war in letzter Zeit nicht mehr der, der er früher gewesen war. Der König mochte nicht über alle Intrigen am Hof bescheid wissen oder gar interessieren, aber er witterte wie ein Bluthund, wenn sich das Verhalten seiner Vertrauten veränderte. Der einzig wahre Besitz eines Königs war sein guter Ruf. Mochte man sein Vermögen, durch den Staat gegeben, wegnehmen, so blieb nur noch der Name und den zu verteidigen war das höchste Recht. Die schlimmste Demütigung für einen Herrscher war, dass man über ihn lachte. Zielscheibe des Spottes zu werden, weil man ihn mit einem dahergelaufenen Hermaphroditen, den er an seinem Hof zuließ, zum Narren hielt, war undenkbar für Karl I. Mit einem harschen Blick beorderte er den Pagen nach seinem Leibarzt zu schicken. Der herrische Blick in seinen Augen unterband jeden Widerspruch.
 

Adam Bottom-Wood, verfügte nicht nur über den schwungvollen Namen seiner Vorväter, er hatte auch noch dessen Beruf ererbt. Er war der Leibarzt des Königs, wie schon sein Vater Leibarzt dessen Vater war, wie dessen Vater ... und so weiter und so fort. Das Studium hatte er mittelmäßig absolviert, weil es sein Vater so wollte und seine Stellung hatte er erhalten, weil er der Sohn seines Vaters war. Karl I. war jung, gesund und stark wie ein junger Bär. Er maß ihm jeden Morgen den Puls, roch an der königlichen Pisse und verlernte sein desinteressiert erworbenes Wissen im Laufe der Zeit. Die restlichen Stunden des Tages pflegte er zu trinken, zu schlafen, zu huren oder sich dem Nichtstun hinzugeben. Gerade lag er im Bett. Dutzende Seidenkissen stützen seinen Rücken. Das Hemd war fleckig und stand offen. Er betrachtete träge seinen leicht hervorstehenden Bauch mit der dunklen Behaarung, die sich wie ein schmaler Pfad von seiner Körpermitte zu seiner Brust hochzog.

Sein Unterkörper war nackt und seine Männlichkeit lag ebenso träge dahin.

Er sah zu dem weißen Frauenkörper neben sich und wartete vergebens auf eine Erektion. Derweil trank er Wein und nagte an einer Hühnerkeule. Die Frau an seiner Seite kicherte und drehte sich auf den Bauch. Ihre Beine waren angewinkelt und wippten mädchenhaft vor und zurück. Eine Weile verfolgte Adam das hin und her der schmalen Unterschenkel, dann beugte er sich runter und biss in eine der weißen Halbmondhälften seiner Bettgefährtin, die zwischen Steiß und Oberschenkeln lagen. Weil es ein, für seine Verhältnisse anstrengender Tag gewesen war, blieb er gleich dort liegen. Die Nase in der samtigen Haut des Hinterteils vergraben. So fand ihn der Diener. Noch immer hatte sich keine Erektion eingestellt.

Mit neuem Hemd und nervösen Lächeln erschien er beim König. Karl saß auf einem weichen Sessel am Rande der Lichtung inmitten seines Hofstaates.

Wildbraten in der einen und ein Weinpokal in der anderen Hand. Adam Bottom-Wood schluckte schwer. Die dunklen Braunen des Königs waren finster zusammengezogen. Die Lippen zu einem schmalen Strich gepresst. Fett tropfte über die geschlossene Faust, die eisenhart die Wildkeule umklammerte. Zwei äußerst nervöse Männer flankierten ihn. Er erkannte Lord Corday und seinen Cousin, den kürzlich angereisten Graf de la Feré.

"Eure Majestät." Bottom-Woods Stimme war so heiser, als hätte sich der ferne Donner eines Gewitters auf seine Stimmbänder verirrt. Wenn der König erkrankte und sein Können versagte, dann musste er mit dem Todesurteil rechnen. Adam Bottom-Wood lebte in ständiger Todesangst. Deshalb versoff er die vielen müßigen Stunden in seinem Leben. Er war der Meinung, dass sich Mühe und Anstrengung, um im Leben voranzukommen, nicht lohnen würden, da über seinem Hals ja ohnehin ständig das Henkersbeil schwebte.

Karl ließ die Keule fallen und wischte sich die fetttriefende Hand an einem Tuch ab.

"Gut, gut, mein lieber Bottom-Wood, es gibt für Euch etwas zu tun." In einem Zug leerte er den Pokal, reichte ihm an den Pagen weiter und rieb sie erwartungsvoll die Hände zusammen. "Wir haben hier eine junge Dame, die bei der Jagt verunglückt ist." Er legte vertraulich den Arm um die Schultern des Arztes und schob ihn in Richtung Zelt. "Jetzt ist Euer Können gefragt!"

Nervös zog Bottom-Wood die Tränen durch die Nase hoch. Wie der König, verabscheute er Blut und Dreck. Was dem anderen lediglich ein lästiges Makel seines Berufes war, war Bottom-Woods Handicap. Zu seinem Glück kam der Karl I. kaum mit Dreck und Blut in Verbindung. Die meiste Zeit über floss es sicher verpackt in den Adern des jungen Königs.

"Eine junge Dame?", erkundigte er sich vorsichtig.

Karl nickte. "Ganz recht, eine junge Dame." Er hielt den Arzt leicht zurück. "Mein guter, Bottom-Wood, Ihr habt die Pflicht mir alles zu berichten, was Ihr sehen werdet, dass ist ein Befehl!" Die dunklen Augen des Königs bohrten sich in das Gesicht des Arztes und schwächten seine Darmfunktion. Er kniff die Hinterbacken zusammen und nickte hastig. Er wusste nicht, was der König zu sehen glaubte, aber er erahnte Schlimmes.

"Majestät ...", wandte Corday vorsichtig ein.

"Dr. Bottom-Wood wird nun die Comtesse untersuchen, meine Herren", unterbrach ihn Karl, überbetont und umklammerte noch immer die zitternden Schultern des bibbernden Dr. Bottom-Wood. Schwungvoll schob Karl die Zeltklappe zurück und schupste den Arzt ins Zeltinnere. Die Zeltklappe fiel wieder zu und das gefilterte Sonnenlicht durch den hellen Zeltstoff, verbreitete mildes Licht. Adam schluckte schwer und umklammerte hilflos seine Arzttasche. Vorsichtig schob er sich durch den Stoff nach draußen, um sich dem König zu stellen.

"Was ist los Bottom?" Verwundert sah Karl seinen Leibarzt an. Bottom-Woods Gesicht war so fahl, wie die weißen Wolken am Firmament.

"Das Zelt ist leer, Eure Majestät!", wisperte er tonlos.



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  blubbie
2011-06-26T18:36:48+00:00 26.06.2011 20:36
Lol..leeres zelt...dumm gleaufen. Aber besser, als wenn sie sich von diesem Scharlachtan untersuchen lassen hätte. Ist sie nach Schottland gegangen? Ja, ich weiß...ich nerve damit....überlies es einfach...ich mag die Idee daran ;)
Von:  blubbie
2011-06-26T18:29:49+00:00 26.06.2011 20:29
Oh...es war nur ein Albtraum..hehe...ups....
Von:  blubbie
2011-06-26T18:25:23+00:00 26.06.2011 20:25
Ich habe gerade mal einen Absatz von diesem Kapitel gelesen udn könnte mich schon wieder aufregen.
WER ZUM GEIER HAT DIESEN BROUSSARD IN ARAMIS KRANKENZIMMER GELASSEN??????? Der hat da überhaupt kein Recht zu sein. Und dann diese Beschimpfungen! Ich will dass er umgebracht wird. Sofort. Egal von wem! Was hältst du von Charles? Und jetzt kann er sie wenigstens heiraten. Und wenn nicht...ich bleibe dabei...Schottland ist wunderschön!
Von: abgemeldet
2004-11-13T13:43:30+00:00 13.11.2004 14:43
Kann mich den anderen nur noch anschließen. Das war wieder ein klasse Kapitel. Mir hat vorallem die Szene mit dem leere Zelt gefallen.
Bis zum nächsten Kapitel.

Au revoir,Ayumi Kishu
Von:  Tach
2004-11-12T18:54:42+00:00 12.11.2004 19:54
Fein fein fein *klatsch* x]. Du hast mir einen beschissenen Tag versüßt, ich danke dir =]. Mich würde aber schon interessieren, in wie weit die beiden jungen Männer mit dem leeren Zelt zu tun haben x]
Von:  Kanoe
2004-11-10T21:40:25+00:00 10.11.2004 22:40
... langsam fangen meine fingernägel daran darunter zu leiden.. ich steh nach jedem kappitel näher daran sie mir ab zu knabbern...
Von:  Kajuschka
2004-11-10T11:42:26+00:00 10.11.2004 12:42
.....also jetzt wurde schon alles zu deinem Kapitel gesagt. Ich schließe mich einfach an. Und auch wenn ich mich wiederhole, du hast wieder ein richtig spannendes Kapitel geschrieben. Ich hoffe deine Kreativphase hält weiter an :-)
Von:  amacie
2004-11-10T08:44:19+00:00 10.11.2004 09:44
@ Krisi: ich treib sie dazu ja auch täglich an weiterzuschreiben^^
Also ich finde es ja erstaunlich genug das du es tatsächlich schaffst, bei jedem neuen Kapitel mind. deine 3.000 Wörter zu schaffen. Da darf ich gar nicht an meine Anfänge zurückdenken *drop*
Nun ja ich finde es wie gesagt, einen sehr würdigen Nachfolger nach dem 27 Kapitel, habe aber schon den leisen Verdacht, dass das noch nichts im Vergleich zum nächsten Kapitel sein wird.
Von: abgemeldet
2004-11-09T21:25:11+00:00 09.11.2004 22:25
Genial! Wirklich ein sehr gutes Ende dieses Kapitels... Mach mir schon wieder sehr viele Gedanken, wie es denn weiter verlaufen könnte :o) Außerdem scheints du jetzt in Rekordzeit deine Kapitel hochzuladen, Fasti :o)
Mach weiter so :o)
Krisi
Von:  hamfre
2004-11-09T21:04:25+00:00 09.11.2004 22:04
*lol* ein absolut geniales ende dieses kapis!!! aber auch hier hat sich die gute aramis geschickt aus der affäre gezogen!*gg*(das zelt ist leer!)
bitte bitte schnell weiter schreiben!! das is ja nicht zum aushalten!!
cu


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