Zum Inhalt der Seite

Angriff ist die beste Verteidigung

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Teil 3 - Kapitel 4

In the End
 

by CarpeDiem
 

4
 

Akihito hatte immer noch ein glückliches Lächeln auf den Lippen, als er seine Kaffeetasse anhob und den letzten Schluck austrank. Er überlegte einen Augenblick lang ob er sich von der blonden Kellnerin noch eine weitere Tasse bringen lassen sollte, entschied sich dann aber dagegen.
 

Einen Moment darauf fing neben ihm ein Handy an zu klingeln und Kou holte daraufhin ein kleines, schwarzes Telefon aus seiner Jackentasche. Er warf einen Blick auf das Display und sah Akihito entschuldigend an.
 

„Das ist Mayuka", sagte er und Akihito nickte verständnisvoll.
 

„Geh ruhig ran, ich werde inzwischen kurz zur Toilette gehen", meinte er und Kou nickte, bevor er sich das Handy ans Ohr hielt und sich meldete.
 

Währenddessen stellte Akihito seine Tasse zurück auf den Tisch und stand dann auf. Er durchquerte das Restaurant und ging einen schmalen Gang entlang nach hinten zu den Toiletten.
 

Mit seinen Gedanken war er noch immer bei dem Gespräch mit Kou, als er die Herrentoilette betrat, sich an eines der Pissoirs stellte und seine Hose öffnete. Er war dankbar dafür, dass er einen Freund hatte, der ihn selbst nachdem er vor zwei Jahren ohne ein Lebenszeichen verschwunden war nicht im Stich ließ und er fragte sich womit er das verdient hatte. Bestimmt war es nichts von dem gewesen, was er in den vergangenen zwei Jahren getan hatte. Roy hatte immer gesagt, dass die Welt nicht gerecht war, aber in diesem Falle war diese Ungerechtigkeit ein Vorteil für den Akihito unglaublich dankbar war.
 

Akihito hörte wie die Tür der Toilette geöffnet wurde, doch er machte sich nicht die Mühe sich umzudrehen, als er Schritte auf dem gefliesten Boden hörte und sich jemand an das Pissoir rechts neben ihm stellte. Im Vorraum drehte währenddessen jemand das Wasser auf und schaltete dann den Händetrockner an, der in den beiden kleinen, zusammenhängenden Räumen unangenehm laut war.
 

Nachdem Akihito fertig war, schloss er den Reißverschluss seiner Jeans wieder. Seine Finger beschäftigten sich gerade mit dem Knopf seiner Hose, als plötzlich ein Schuss direkt hinter ihm ertönte und im selben Moment eine Kugel in die weißen Fliesen ein paar Zentimeter neben seinem Kopf einschlug. Akihito zuckte unwillkürlich zusammen und wirbelte im nächsten Augenblick herum. Daraufhin fand er sich zwei Männern gegenüber, die in einer schnellen Abfolge von Schlägen miteinander kämpften. Einer von ihnen war Roy. Akihito verschwendete nicht einen Gedanken daran, wo Roy auf einmal hergekommen war, als er zusah, wie er einem Kerl mit blonden Haaren und einer Brille in diesem Moment einen harten Kinnhacken verpasste und Akihito dann direkt ansah.
 

„Akihito, neben dir!"
 

Akihito hörte die Worte über den Lärm des Händetrockners hinweg kaum, doch er reagierte dennoch, als ihm der Kerl, der sich vorhin neben ihn gestellt hatte, wieder einfiel. Er drehte sich um und sah, dass der Schwarzhaarige bereits nach seiner Waffe gegriffen hatte. Akihito schlug sie ihm aus der Hand, sodass sie von der Wand neben ihnen abprallte und auf den Boden fiel, bevor er dem anderen mit einem gezielten Schlag die Nase brach. Der Typ schrie auf und krümmte sich vorne über, während Akihito ihm einen weiteren Schlag versetzte, der ihn zu Boden gehen ließ, bevor er sich die Waffe vom Boden schnappte und sie auf ihn richtete.
 

Erst jetzt drehte Akihito den Kopf wieder zurück, um zu sehen, ob bei Roy alles in Ordnung war. Er sah gerade noch wie Roy den Kopf des blonden Typen, der versucht hatte auf Akihito zu schießen, gegen die Wand der Toilette schlug und ihn so ins Reich der Träume schickte.
 

Einen Moment darauf ging der Händetrockner im Vorraum aus und es war wieder still.
 

Akihito hörte ein Stöhnen und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem schwarzhaarigen Kerl zu, der vor ihm auf dem Boden lag und versuchte sich wieder aufzurichten. Er erinnerte sich daran, dass er ihn schon einmal gesehen hatte und zwar in Shimasakis Club. Die beiden waren an der Tür gestanden und der Blonde hatte Roy nach oben zu ihrem Boss gebracht.
 

Akihito wollte den Schwarzhaarigen gerade mit dem Griff seiner Waffe bewusstlos schlagen, als Roys Stimme ihn inne halten ließ.
 

„Warte", sagte er und Akihito ließ seine Hand wieder sinken. Er sah Roy fragend an, doch er antwortete ihm nicht und kam stattdessen auf ihn zu, bis er neben Akihito stehen blieb. Dann versetzte er dem Schwarzhaarigen, der vor ihnen auf dem Boden kniete, einen leichten Tritt mit dem Fuß.
 

„Steh auf", befahl Roy ihm und der andere hob den Kopf. Aus seiner Nase tropfte Blut auf die weißen Fliesen des Bodens und seine Lippe war aufgeplatzt. Er sah Roy durch seine schwarzen Haare, die ihm ins Gesicht hingen, einen Moment lang an, bevor er sich mit einer Hand an der Wand neben ihm abstützte und dann aufstand.
 

„Hayato Shimasaki hat euch geschickt, hab ich Recht?", wollte Roy wissen, als der Schwarzhaarige wieder auf seinen Füßen stand, doch er antwortete Roy nicht, sondern sah ihn stattdessen lediglich verächtlich an.
 

Mit einem Schritt trat Roy neben ihn, packte den Kerl am Nacken und schlug seinen Kopf gegen die Wand.
 

Akihito verzog kurz das Gesicht, sagte aber nichts. Das hier war nicht der richtige Zeitpunkt um Roys Methoden in Frage zu stellen - noch dazu, da er damit in den meisten Fälle bekam, was er wollte.
 

Der Schwarzhaarige heulte auf und schlug eine Hand über seine blutende Nase, nachdem Roy ihn wieder losgelassen hatte. Roy hatte seinen Kopf gerade so fest gegen die Wand geschlagen, dass es richtig weh tat, ohne ihn das Bewusstsein verlieren zu lassen.
 

„Ahh! Verfluchte Scheiße! Meine Nase ist schon gebrochen du Arschloch!"
 

Roy sah ihn unbeeindruckt an. „Beantworte meine Frage. Ja oder Nein?"
 

„Fick dich!", schleuderte ihm der Schwarzhaarige entgegen, doch bevor er Roy noch weiter beschimpfen konnte - was er zweifellos getan hätte - packte Roy ihn erneut und schlug seinen Kopf ein weiteres Mal gegen die bereits blutverschmierten Fliesen. Dieses Mal ließ er ihn jedoch nicht wieder los, sondern hielt ihn am Kragen seines T-Shirts fest, um deutlich zu machen, dass er diese Aktion jederzeit wiederholen würde, falls er nicht die Antworten bekam, die er hören wollte.
 

„Ja! Verdammt, ja! Shimasaki hat uns geschickt!", bestätigte der Schwarzhaarige einen Moment darauf mit schmerzverzerrter Stimme und Roy nickte zufrieden.
 

„Na also. Das war doch gar nicht so schwer. Probieren wir es doch gleich nochmal. Warum solltest ihr meinen Partner umbringen?"
 

Der Schwarzhaarige antwortete nicht sofort und Roy legte mit einem genervten Blick den Kopf schief, während er den Kerl erneut ein Stück von der Wand wegzog, um ihn noch einmal daran zu erinnern, dass er eine Antwort haben wollte. Es war jedoch nicht nötig seinen Kopf ein weiteres Mal gegen die Wand zu schlagen.
 

„Okay, okay warte!", bettelte er hastig und Roy sah ihn auffordernd an. „Wir sollten deinen Partner kalt stellen, um dir eine Lektion zu erteilen, weil du den Auftrag nicht erledigt hast."
 

Roy schüttelte mit einem abfälligen Schnauben den Kopf. „Das dachte ich mir. Du kannst deinem Boss ausrichten, dass es ziemlich dämlich von ihm war seine Schläger zu schicken, um zwei Profikiller auszuschalten. Und du kannst ihm noch etwas ausrichten. Ich arbeite für jeden, der mich bezahlt. Und Asami war sein Leben mehr wert, als deinem Boss sein Tod wert war. Und mir ist mehr Geld mehr wert, als weniger Geld."
 

In diesem Moment ertönte die gedämpfte Melodie eines japanischen Popsongs und Roy verzog das Gesicht. Akihito konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Roy hasste J-Pop und da dieser Klingelton folglich zu keinem ihrer Handys gehörte, musste es das Handy von dem schwarzhaarigen Typen sein.
 

Roy schnippte mit den Fingern und hielt seine Handfläche nach oben. „Her damit. Na, mach schon", befahl er dem Schwarzhaarigen, der daraufhin wiedewillig ein silbernes Handy aus seine Hosentasche zog und es Roy übergab.
 

Auf dem Display stand, dass es sich bei dem Anrufer um niemand geringeren als Shimasaki handelte und Roy gab dem anderen das Handy zurück.
 

„Geh ran. Den Lautsprecher an und pass auf was du sagst."
 

Akihito hob die Waffe an, die er immer noch in der Hand hatte, und hielt sie dem Typen an die Schläfe.
 

Der Schwarzhaarige schluckte und tat dann, was Roy ihm befohlen hatte, bevor er sich meldete. „Ja?"
 

„Wo seid ihr? Wieso dauert das so lange? Habt ihr den Typen endlich abgeknallt?"
 

Shimasaki klang ziemlich gereizt und der Schwarzhaarige warf einen Blick auf Roy. Roy schüttelte zur Antwort den Kopf.
 

„Nein, Boss."
 

„Ihr unfähigen Vollidioten! Bis Morgen will ich, dass er Typ eine Kugel im Kopf hat, verstanden? Dieser Tashiro wird es noch bereuen, dass er mich hintergangen hat. Und heute Mittag ist Asami dran. Da anscheinend niemand in der Lage war diesen Bastard zu erschießen, soll die Polizei das erledigen. Um den Dealer haben wir uns schon gekümmert und die anderen sind bereits auf dem Weg zu Asamis Lagerhaus am Hafen. Und ihr beiden befördert diesen Typen ins Jenseits! Sofort!"
 

Damit legte Shimasaki auf und der Schwarzhaarige warf einen fragenden Blick zu Roy, der ihm das Handy aus der Hand nahm und es einsteckte.
 

„Das nehme ich", sagte er, bevor er sich zu Akihito umdrehte und nickte. „Jetzt darfst du."
 

Akihito musste nicht nachfragen, was Roy damit meinte, sondern hob die Waffe und schlug den Schwarzhaarigen damit auf den Hinterkopf. Der Typ ging zu Boden, wo er bewusstlos liegen blieb und Akihito steckte die Waffe in den Bund seiner Hose.
 

„Ich muss Asami sofort warnen", sagte er und griff nach seinem Handy, um die Nummer zu wählen.
 

„Und du denkst er wird dir glauben?", fragte Roy überflüssigerweise und Akihito sah ihn einen Moment lang an.
 

Vermutlich würde Asami ihm nicht glauben, aber das spielte keine Rolle. Er musste dennoch versuchen ihn zu warnen, denn er konnte nicht zulassen, dass Asami in Shimasakis Falle lief. Akihito konnte sich nur ungefähr vorstellen, was Shimasaki mit seiner Bemerkung, dass er es der Polizei überlassen würde, Asami aus dem Verkehr zu ziehen, gemeint hatte. Anscheinend hatte er einen Drogendealer als dem Weg geräumt und seine Leute als Köder zu dem Treffen in Asamis Lagerhalle geschickt, nachdem er den Deal der Polizei gesteckt hatte. Wenn es Akihito nicht gelang Asami zu warnen, würde er entweder von den Polizisten erschossen oder verhaftet werden.
 

Akihito wählte die Nummer und hielt sich das Handy ans Ohr, während er Roy ignorierte. Egal wie die Sache ausging, Shimasaki würde sein Ziel erreichen und Akihito konnte nicht zulassen, dass das passierte.
 

Das Freizeichen ertönte und Akihito wartete angespannt darauf, dass Asami an sein Handy gehen würde, doch er wartete vergeblich.
 

„Verdammter Mist", fluchte Akihito leise und steckte sein Handy wieder in seine Jackentasche.
 

Er überlegte einen Moment lang, was er jetzt tun sollte, aber im Grunde hatte er seine Entscheidung bereits getroffen. Kou würde nicht glücklich darüber sein, dass er schon wieder verschwinden würde.
 

„Ich muss sofort zum Hafen", entschied Akihito und setzte sich bereits in Bewegung, als er sich noch einmal zu Roy umdrehte. „Danke für deine Hilfe."
 

Akihito hatte noch keine drei Schritte gemacht, als er Roys Stimme hinter sich hörte.
 

„Und was willst du tun, wenn do dort bist? Vorausgesetzt zu schaffst es rechtzeitig. Willst du einfach mitten in die Lagerhalle platzen - ohne Rückendeckung? Die werden dich abknallen."
 

Akihito biss die Zähne zusammen und blieb langsam wieder stehen. Das wusste er auch, aber das änderte nichts daran, dass er versuchen musste Asami zu retten. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte war, dass ihm jemand sinnlose Ratschläge gab, die ihn kein Stück weiter brachten. Er ballte die Hände zu Fäusten und drehte sich zu Roy um.
 

„Was interessiert dich das?", fragte er scharf. „Warum bist du überhaupt zurück gekommen?"
 

„Weil ich befürchtet habe, dass genau so etwas", sagte Roy und nickte zu dem bewusstlosen Kerl auf dem Boden, „passieren würde. Ich war schon fast wieder in Osaka, als ich umgedreht und zurückgefahren bin. Und als ich heute Morgen vor dem Hotel war, habe ich unsere beiden Freunde hier gesehen und bin ihnen gefolgt. Ohne mich wärst du jetzt tot, also beschwer dich nicht."
 

Akihito sah Roy trotzig an. „Vielen Dank."
 

Der spitze Tonfall in seiner Stimme ließ Roy vernehmlich aufstöhnen, doch dann schloss er für einen Moment die Augen, um sich von Akihitos Kommentar nicht aus der Fassung bringen zu lassen.
 

„Hör zu. Es tut mir leid, okay?", sagte er schließlich und breitete die Arme aus. „Ich hätte den Auftrag nicht annehmen sollen, das weiß ich jetzt. Ich habe dein Vertrauen missbraucht und du hattest allen Grund mich zu verraten. Allerdings bin ich immer noch der Meinung, dass ich dir mit Asamis Tod einen Gefallen getan hätte, aber das ist jetzt nicht mehr mein Problem. Du bist nicht mehr mein Partner und du kannst auf dich selbst aufpassen. Und ich verspreche dir, das nächste Mal, wenn jemand versuchen sollte Asami eine Kugle in den Kopf zu jagen, werde ich es ganz bestimmt nicht sein."
 

Akihito sah Roy einen Moment lang an, doch dann nickte er. „Danke."
 

Er konnte sich vorstellen, wie schwer es Roy gefallen sein musste, ihm das zu sagen, denn er wusste, dass dem anderen eine Entschuldigung nur sehr selten über die Lippen kam. Roy war niemand, dem es leicht fiel sich einzugestehen, dass er falsch lag. Akihito bedeutete diese Entschuldigung gerade deshalb sehr viel und er war froh darüber, dass sie sich nun doch im Guten trennen konnten. Außerdem rechnete er es Roy hoch an, dass er ihm praktisch versprochen hatte keinen Auftrag mehr anzunehmen, der beinhaltete Asami zu erschießen. Die Liste von Asamis Feinden war lang und so viele gute Auftragskiller gab es nicht, was bedeutet hätte, dass sie sich über kurz oder lang wieder als Feinde gegenübergestanden hätten. Akihito war sehr froh darüber, dass das nun nicht geschehen würde, denn Roy hatte viel für ihn getan und er war ihm in den letzten beiden Jahren ein guter Freund geworden. Der Gedanke, dass er gezwungen sein könnte irgendwann wieder vor der Entscheidung zu stehen auf ihn zu schießen, war für Akihito beinahe unerträglich gewesen.
 

„Gut. Dann los", entschied Roy schließlich und Akihito sah ihn fragend an.
 

Roy grinste. „Wenn wir rechtzeitig am Hafen sein wollen, um Asami das Leben zu retten, müssen wir uns beeilen. Mein Auto steht draußen. Ich nehme an du weißt wo dieses Lagerhaus ist."
 

Auf Akihitos Gesicht breitete sich ebenfalls ein Grinsen aus, als ihm klar wurde, dass Roy vorhatte ihm zu helfen. Er war bereit dazu gewesen allein zum Hafen zu gehen, obwohl ihm klar gewesen war, dass das Selbstmord sein würde. Mit Roy als Rückendeckung standen seine Chancen das Lagerhaus wieder lebend zu verlassen mit einem Mal gar nicht mehr so schlecht.
 

+++ XXX +++
 

Akihito musste sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das weiße Metall stemmen, bevor er in der Lage war eine Seite der großen Schiebetür des Lagerhauses zu öffnen. Mit einem lauten, rumpelnden Geräusch bewegte sich die Tür in der Führung mehrere Meter über ihm und als Akihito sie losließ, kam sie erst nach einem Moment wieder zum Stillstand.
 

Anschließend nahm Akihito die Hände über den Kopf und spazierte geradewegs in die Lagerhalle.
 

Es war immer eine ziemlich schlechte Idee direkt durch die Vordertür zu kommen, aber da er und Roy keine Zeit gehabt hatten, sich etwas besseres einfallen zu lassen, musste Akihito mit diesem machomäßig blöden Auftritt Vorlieb nehmen. Allerdings war das eine Rolle, die er sehr gut spielte und immer wenn Roy die Ideen ausgegangen waren - was glücklicherweise nur sehr selten der Fall gewesen war - hatten sie auf diese Vorgehensweise zurück gegriffen. Plan-B hatte dann im Allgemeinen darin bestanden Plan-A durchzuziehen. Diese Strategie hatte zwar ihre Schwächen, aber sie ließ sehr viel Platz für Improvisation und war darüber hinaus ziemlich einfach umzusetzen.
 

Das Laute Geräusch mit dem Akihito die Vordertür aufgeschoben hatten, war nicht zu überhören gewesen und als er die Lagerhalle betrat, richteten sich alle Augen sofort auf ihn. Im hinteren Teil der Halle standen fünf Männer um eine Holzpalette auf einem Gabelstapler herum und Akihito vermutete, dass sich in dem schwarzen Koffer, der oben auf der Palette lag, die Drogen befanden. Asami und Kirishima standen vor dem Gabelstapler, während sich Shimasakis Männer dahinter befanden. Sie alle hatten ihre Waffen gezogen und sich zu Akihito umgedreht, aber bis jetzt hatte noch niemand auf ihn geschossen. Wenn man sich nicht die Mühe machte sich anzuschleichen, waren die Leute von einem lautstarken Auftritt meist zu sehr verwirrt, um sofort um sich zu schießen.
 

Akihito ließ seinen Blick schnell durch die Halle schweifen und er musste sich zusammenreißen, um nicht das Gesicht zu verziehen. Überall standen Frachtcontainer, Kisten und Werkzeug herum, was bedeutete, dass Roy es von seinen Platz aus - einer Brüstung, die an der Außenwand des Lagerhauses herumführte - schwer haben würde durch die hochgelegenen Fenster ein klares Schussfeld zu bekommen. Roy war ein sehr guter Schütze, aber in diesem Fall könnte es trotz der Rückendeckung sehr eng werden, denn auch Roy konnte nur dann treffen, wenn er sein Ziel sehen konnte. Akihito musste versuchen etwas Zeit zu schinden, bis Roy eine Position gefunden hatte, von der aus er das Lagerhaus am besten im Blick hatte.
 

„Nicht schießen, ich bin unbewaffnet", sagte Akihito laut, während er die Lagerhalle durchquerte und auf die fünf Männer zuging. Zwar hatte er die Waffe, die er dem Schwarzhaarigen Typen in der Toilette abgenommen hatte, immer noch im Bund seiner Hose stecken, aber es würde nicht soweit kommen, dass man ihn durchsuchte.
 

„Wer bist du? Was zum Teufel hast du hier zu suchen?", fragte ein Kerl mit einer schwarzen Mütze auf dem Kopf, der offensichtlich den Dealer in dieser Scharade spielte. Er hatte seine Waffe in der einen und ein Messer in der anderen Hand.
 

Als Akihito näher kam, sah er, dass neben dem Koffer ein Stück Alufolie und ein Feuerzeug lagen. Anscheinend ging es bei diesem Deal um Kokain und Akihito hatte sie gestört, bevor sie dazu gekommen waren die Reinheit zu überprüfen.
 

Akihito blieb angesichts dieser Frage jedoch nicht stehen, sondern ging langsam weiter. Er sah zu Asami und ihre Blicke begegneten sich. Akihito konnte sehen, wie sich seine Augen misstrauisch verengten, als er ihm direkt in die Augen sah. Vermutlich hatte Asami nicht damit gerechnet ihn so bald wieder zu sehen und Akihito konnte nur hoffen, dass er ihn nach ihrer letzten Begegnung nicht einfach erschießen würde. Nach einem langen Moment brach Asami den Blickkontakt wieder und nahm anschließend langsam seine Waffe runter, was Kirishima, der neben ihm stand, ihm gleich tat.
 

Der vermeintliche Dealer beobachtete die ganze Szene argwöhnisch, doch für ihn sah es lediglich so aus, als ob Asami Akihito für einen harmlosen Spinner halten würde.
 

„Ihr werdet es mir vermutlich nicht glauben, aber ich habe vor nicht ganz einer Stunde zufällig ein Telefongespräch mit angehört", begann Akihito beiläufig, als wäre ihm vollkommen entgangen, dass er hier gerade in einen Drogendeal hereinplatzt war und immer noch Waffen auf ihn gerichtet wurden. „Obwohl - zufällig mit angehört ist vielleicht nicht ganz richtig. Immerhin habe ich den Typen erst verprügelt und ihm dann das Handy abgenommen. Aber zumindest war es Zufall, dass sein Boss gerade in dem Moment angerufen hat."
 

„Was laberst du da für eine Scheiße?", fragte der Typ hinter dem Gabelstapler verärgert und ließ seine Waffe ein Stück sinken, während er eine genervte Geste mit seinen Händen machte. „Wer bist du?"
 

„Oh, ich bin nur jemand, der aufgeschnappt hat, dass die Polizei jeden Moment hier sein wird", eröffnete Akihito mit einem Grinsen. „Aber das wisst ihr natürlich schon, schließlich arbeitet ihr für Shimasaki und spielt die Lockvögel für diese Falle, nachdem ihr den echten Dealer umgelegt habt."
 

„Du verdammter Wixer!", schrie der Kerl daraufhin ärgerlich und riss seine Waffe wieder nach oben. Akihitos Hand zuckte augenblicklich hinter seinen Rücken, um nach der Waffe in seinem Hosenbund zu greifen, aber er wusste, dass er nicht schnell genug sein würde. Bevor der andere jedoch auf Akihito schießen konnte, traf ihn eine Kugel genau zwischen die Augen und er sackte einen Moment darauf in sich zusammen.
 

Von einem Augenblick auf den anderen flogen überall Kugeln durch die Luft, als Shimasakis Männer anfingen auf Akihito zu schießen und Asami und Kirishima zurück feuerten. Akihito duckte sich eilig und lief zu mehreren Kisten links von ihm, um dahinter in Deckung zu gehen, während er seine Waffe zog. Aus den Augenwinkeln sah Akihito eine Bewegung neben sich, doch als der den Kopf drehte, sah er, dass es Asami war. Ein schneller Blick sagte ihm, dass Kirishima auf der anderen Seite der Halle hinter einem Container in Deckung gegangen war. Shimasakis Männer waren wohl irgendwo im hinteren Teil der Halle, zumindest kamen die Schüsse aus dieser Richtung, aber Akihito war gezwungen seinen Kopf wieder einzuziehen, als eine Kugel direkt über ihm von der Kiste abprallte. Er lehnte sich daraufhin seitlich an der Kiste vorbei und gab mehrere Schüsse auf einen der beiden Kerle ab, doch er traf ihn nicht und musste einen Moment darauf wieder in Deckung gehen.
 

„Die Polizei wird jeden Moment hier sein, wir müssen sofort verschwinden", sagte Akihito nachdrücklich und drehte sich dann zu Asami um.
 

Er brauchte nur einen Augenblick, bis ihm klar wurde, dass mit Asami irgendetwas nicht stimmte. Er saß mit dem Rücken an die Kiste gelehnt, eine Hand auf seine Brust gepresst und seine Waffe lag neben ihm auf dem Boden. Die Finger seiner rechten Hand waren blutig und er hatte die Zähne zusammen gebissen.
 

Akihito wurde mit einem Mal eiskalt.
 

„Asami!", rief er entsetzt und vergaß alles um ihn herum, als er so schnell er konnte zu ihm hinüber krabbelte.
 

Als er Asami erreicht hatte, ließ er die Waffe auf den Boden fallen, doch er wusste nicht was er tun sollte. Asamis Jackett war bereits blutdurchtränkt und er hatte mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen zusammen gekniffen, während er mühsam nach Atem rang. Akihito wurde mit Entsetzen klar, dass die Kugel Asami sehr nahe am Herzen getroffen haben musste. Er wollte ihm helfen, doch er wusste nicht wie und seine Angst um Asami lähmte jeden Muskel in seinem Körper. Er fühle sich vollkommen hilflos, während er nichts anderes tun konnte, als da zu sitzen und Asamis blutige Hände anzustarren.
 

Dann hörte Akihito plötzlich eine Stimme neben sich und er drehte ruckartig den Kopf. Kirishima kam auf sie zugelaufen.
 

„Boss, Takaba! Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden", sagte er drängend und Akihito erwachte wieder aus seine Starre. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass Kirishima und Roy die beiden Kerle erledigt hatten.
 

„Asami wurden angeschossen", informierte er Kirishima mit zittriger Stimme. „Wir müssen ihn sofort in ein Krankenhaus bringen!"
 

Akihito legte sich Asamis Arm um die Schulter, um ihn mühsam auf die Beine zu ziehen. Er schwankte etwas unter dem Gewicht, aber er schaffte es Asami zu stützen.
 

Kirishimas Augen weiteten sich entsetzt, als er das hörte und er beeilten sich Akihito zu helfen, damit sie Asami hier raus bringen konnten, bevor die Polizei auftauchen würde.
 

„Der Wagen steht neben dem Lagerhaus", sagte Kirishima und Akihito nickte hastig.
 

Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er Asamis Stimme neben sich hörte. „Akihito der… der Koffer..."
 

Akihito drehte den Kopf und sah, dass Asami sich bemühte die Augen offen zu halten, um ihn anzusehen. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißtropfen gebildet, während er noch immer eine Hand auf seine Wunde gepresst hatte. Blut tropfte auf den Boden und Asami stöhnte leise und kniff die Augen wieder zusammen, während er darum kämpfte sich aufrecht zu halten.
 

In dem Moment, kam eine Gestalt durch die Vordertür gelaufen und Akihito sah, dass es Suoh war. Er hatte seine Waffe gezogen, doch als er sah, was passiert war, steckte er sie wieder ein und lief auf sie zu.
 

„Mach schon, Takaba! Wir bringen ihn hier raus", befahl Kirishima Akihito eindringlich und griff bereits nach Asamis Arm. Alles in Akihito wehrte sich dagegen Asami los zu lassen und er dachte einen Moment daran sich zu weigern, aber das hier war nicht der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion.
 

Akihito biss die Zähne zusammen und überließ es Kirishima Asami zu halfen, während er zu dem Gabelstapler rannte. Er packte das Feuerzeug und die Alufolie, warf beides in den Koffer zu dem Päckchen Kokain und schlug den Deckel zu, bevor er hinter Kirishima und Suoh, die Asami nach draußen brachten, herlief. Vor der Tür der Lagehalle stand bereits die schwarze Limousine und Akihito öffnete die Tür, damit Kirishima Asami ins Innere des Wagens helfen konnte.
 

Währenddessen drehte Akihito den Kopf um sich umzusehen, aber von der Polizei fehlte bis jetzt jede Spur. Als er seinen Blick noch einmal zum Lagerhaus schweifen ließ, entdeckte er Roy, der auf der Brüstung am Rand des Daches stand. Er hatte seine schwarze Tasche in der Hand und nickte ihm mit einem schmalen Lächeln zu. Akihito erwiderte die Geste, während er sich fragte, ob sie sich wohl jemals wieder sehen würden. Er glaubte ehrlich gesagt nicht daran, aber bei Roy konnte man das nie so genau wissen.
 

„Takaba!"
 

Akihito wandte seinen Blick von Roy ab und sein Kopf fuhr herum, bevor er hastig ins Innere des Wagens kletterte und die Tür hinter sich zu zog. Einen Moment darauf rauschten sie bereits über den Pier des Hafens und hinaus auf die Straße.
 

Asami hatte die Augen geschlossen und atmete unregelmäßig. Seine Wunde blutete stark und Akihito zog seine Lederjacke aus und drückte sie auf Asamis Brust, um die Blutung zu verlangsamen. Asami stöhnte leise und Akihito biss die Zähne zusammen.
 

„Alles wird gut, Asami", sagte er mit erstickter Stimme. „Wir bringen dich ins Krankenhaus. Halte durch!"
 

Entschlossen versuchte Akihito die Tränen, die ihm in die Augen stiegen, wegzublinzeln, aber er schaffte es nicht. Auf die hellen Ledersitze der Limousine tropfte immer noch Blut und Akihito drückte seine Jacke fester auf Asamis Wunde, während der einzige Gedanke, der ihm durch den Kopf ging war, dass Asami nicht sterben durfte.
 

„Akihito…", flüsterte Asami kaum hörbar und seine blutigen Finger schlossen sich um Akihitos Handgelenk, während er Akihito mit einem verschwommenem Blick ansah. „Ich will… ich will, dass du bei mir bleibst."
 

Ein freudloses Lächeln erschien auf Akihitos Lippen, als er das hörte.
 

„Schon wieder ein Befehl?", fragte er mit trauriger Stimme.
 

„Ich kann nicht fragen…", entgegnete Asami schwach und seine Augen schlossen sich wieder. „Ich kann nicht… riskieren, dass du nein sagst…"
 

Akihito starrte Asami an und wieder nahmen ihm die Tränen seine Sicht, doch er wischte sie mit seiner anderen Hand bei Seite. Er fühlte wie diese Worte etwas tief in seinem Inneren berührten, denn sie zeigten ihm einen Teil von Asami, den er bisher nicht verstanden hatte.
 

Asamis Griff um sein Handgelenk löste sich in diesem Moment und sein Kopf fiel zur Seite, als er das Bewusstsein verlor.
 

„Asami!", schluchzte Akihito verzweifelt. „Du verdammter Bastard, wage es ja nicht jetzt aufzugeben!", befahl er und drückte seine Jacke weiterhin so fest er konnte auf Asamis Brust, bevor er sich zu Suoh und Kirishima umdrehte.
 

„Verdammt! Beeilt euch!"
 

tbc.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Onlyknow3
2010-10-21T09:18:50+00:00 21.10.2010 11:18
Heftig,so ein ende hat selbst Asami nicht verdient.Ob es bei Akihito nun Klick gemacht hat? Wäre schön für die zwei bin gespannt,auch darauf ob er Roy noch mal trifft.

LG
Onlyknow3
Von:  Cendy
2010-10-20T21:40:18+00:00 20.10.2010 23:40
Was für eine Wendung - sowohl am Anfang als auch am Ende!
Wieder ein tolles Kapitel... Ich freu mich auf das nächste!

LG Cendy


Zurück