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Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die fünf haben es mit Grauen-Eminenz' Hilfe geschafft, einen Weg zu Secret zu finden, doch was erwartet sie dort? Komplett anzeigen

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Nebendimension


 

Nebendimension

 

„Einem ist Krieg Spiel,

einem ist Spiel Krieg.“

(Manfred Hinrich) 

 

Ewigkeit hatte die Position auf seinem Knie nicht verlassen, der Bedroher saß noch immer mit verschränkten Armen gegen den Fels hinter sich gelehnt. Doch mit einem Mal wurde er unruhig und machte den Ansatz, aufzustehen.

„Sie sollten gleich da sein.“

Ewigkeit erhob sich in die Lüfte.

Secret baute sich zu voller Größe auf und grinste sie an. „Die werden Augen machen, wenn sie uns sehen.“

Ewigkeit wusste nicht, was er damit meinte, aber erwiderte das Lächeln.

Secret hob seine Rechte. „Komm hier her.“ Er bedeutete ihr, auf seinem Handteller zu landen. Unbedarft kam sie seiner Bitte nach.

Minuten verstrichen, in denen nichts geschah. Secret gab ein Stöhnen von sich.

„Auf meine Schulter.“, befahl er.

Ewigkeit war unklar, ob sie etwas falsch gemacht hatte, verließ seine Handfläche und schwebte auf seine rechte Schulter, während er die Arme wieder vor der Brust verschränkte.

„Wie lange brauchen die denn?“, schimpfte Secret und begann ungeduldig mit dem Fuß zu wippen.

Ewigkeit überlegte, was Vereinens Geschwister machten, wenn ihnen langweilig wurde. „Wir könnten ein Spiel spielen.

Eine ziemlich genervt wirkende Gesichtshälfte drehte sich zu ihr. Ewigkeit zuckte zusammen.

Secret stieß die Luft aus. „Das tun wir doch schon.“

Ewigkeit schwebte von seiner Schulter, um sein Gesicht sehen zu können. „Was für eins?“, wollte sie erfahren.

„Schatzsuche.“, antwortete er.

Das klang spannend! „Was ist das für ein Schatz?“, fragte sie aufgeregt.

Secret grinste sie an. „Das müssen wir erst noch herausfinden.“ Seine Mundwinkel senkten sich wieder. „Aber dafür müssen erst mal die anderen hier auftauchen. Wie kann man nur so lange brauchen?“

Weitere Momente vergingen. Abermals seufzte Secret genervt.

„Sind die immer so langsam?“, fragte er Ewigkeit.

Sie zuckte mit den Schultern.

„Komm.“, sagte Secret und lief zu dem Schlund, aus dessen Tiefe der gewaltige Tropfstein hervor wuchs. Er deutete nach oben. „Dort müssen wir hin.“

Ist da der Schatz?

Secret nickte.

Soll ich dorthin?“, fragte sie.

Er bedachte sie mit einem stummen Blick, dann schüttelte er den Kopf. „Es könnte gefährlich sein.“

Aber dann sollte ich nachschauen, was dort ist, oder?

Secret schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht teleportieren und ohne die anderen kann dich auch keiner heilen, wenn dir was passiert.“

Ewigkeit nickte einsichtig. „Der Schatz ist gut bewacht?

Secret nickte. „Deshalb brauchen wir die anderen. Und deshalb machen wir es so, wie ich es dir vorhin erklärt habe.“

Ewigkeit nickte überzeugt.

Secret horchte auf. „Na endlich.“ Er drehte sich zu der Felswand hinter ihnen um.

 

Hand in Hand traten die Beschützer ihren Weg durch das Portal an.

Sie hatten darüber diskutiert, dass Desire und Destiny vorausgehen sollten, um notfalls sofort ihre Paralyse und den Schutzschild einsetzen zu können. Destiny hatte jedoch darauf bestanden, dass es sinnvoller war, mit Change vorzugehen, schließlich konnte er teleportieren und die Gefahr, Desire versehentlich zu paralysieren, bestand in diesem Fall nicht. Change hatte auf die Aussicht, an Desires Stelle paralysiert zu werden, nicht grade freudig reagiert, aber hatte dann ohne Widerworte Destinys Hand ergriffen. Unite hatte ihre Hand auf Changes Rücken gelegt und hielt mit der anderen Desire, die mit Trust zusammen die Nachhut bildete.

Schließlich fanden sich auch die letzten von ihnen in einer Art Höhle wieder.

Secrets Stimme empfing sie: „Ihr habt euch Zeit gelassen!“

Die fünf stoben auseinander, um ihn in Augenschein zu nehmen. Zu ihrer Überraschung schwebte Ewigkeit neben ihm.

Destiny streckte ihm drohend den Arm entgegen.

Gelangweilt hob Secret die Augenbrauen. „Du weißt, ich bin schneller als du.“

Trust trat vor. „Wir werden jetzt von hier verschwinden!“

Secret deutete auf ihn oder vielmehr hinter ihn.

Die Beschützer drehten sich um und erkannten, dass das Portal, das sie soeben durchschritten hatten, verschwunden war.

Trust biss die Zähne zusammen. „Wir hatten nicht vor, durch das Schatthenreich zu gehen.“.

Ein schiefes Grinsen erschien auf Secrets Zügen. „Wie kommst du darauf, dass ihr von hier rausteleportieren könnt?“

„Ewigkeit ist hier.“, antwortete Trust mit fester Stimme. „Das heißt, sie konnte sich auch hierher teleportieren.“

Secret reckte gönnerhaft das Kinn. „Nur leider werde ich nicht mit euch gehen. Und ihr wollt mich hier doch nicht alleine lassen.“ Er stemmte die Rechte siegessicher in seine Seite.

Trust durchbohrte ihn mit Blicken. „Wir sind nicht hier, um dir bei deiner Mission zu helfen.“

Nun grinste Secret amüsiert. „Warum seid ihr sonst hier?“

Change antwortete leichthin. „Wir können aus dem Schatthenreich nicht teleportieren. Also mussten wir hierher.“

„Achso.“, sagte Secret süffisant. „Es macht euch also nichts aus, wenn Erik etwas zustößt.“

Schockiert starrten sie ihn an.

„Oder eurem Gleichgewichtsbegleiter.“, fügte er an und hielt im gleichen Moment Ewigkeit mit seinen telekinetischen Kräften fest.

„Lass sie los!“, brüllte Trust.

„Wer wird denn gleich laut werden?“, höhnte Secret. „Ihr müsst nur tun, was ich euch sage, dann passiert keinem was.“

Unite seufzte lang und theatralisch und tat ein paar Schritte nach vorne. „Du weißt doch, dass wir dir ohnehin helfen. Du kannst sie also auch loslassen.“

Secret hob kritisch eine Augenbraue.

„Du hast doch selbst gesagt, wir würden dich nie alleine lassen.“, sagte Unite lächelnd.

Secrets Blick glitt zu Trust.

„Stimmt’s, Trust?“, fragte Unite.

Trust sah alles andere als begeistert aus. Er drehte sich zu den anderen, um zu sehen, wie sie dazu standen.

Destiny stöhnte. „Wieso müssen wir immer das machen, was Secret will?“ Es klang weniger so, als könne sie das nicht mehr ertragen, als vielmehr beleidigt, dass sie und die anderen nicht auch mal die Spielregeln bestimmen durften.

„So heißt eben das Spiel.“, sagte Unite unbekümmert. „Secret sagt.“

Schatzsuche!“, verbesserte Ewigkeit freudig.

Alle starrten sie an.

„Ssch.“, machte Secret in ihre Richtung, woraufhin Ewigkeit eilig nickte.

„Was wird hier gespielt?“, fragte Desire irritiert.

Secret verdrehte die Augen und ließ Ewigkeit los. „Ich hab dir gesagt, du sollst nichts sagen.“

Die Kleine schwebte an seine Seite. „Tut mir leid.

„Was geht hier vor?“, verlangte Desire nochmals, nun mit mehr Nachdruck, zu erfahren.

Unite drehte sich zu ihr. „Offenbar hat Secret mit Ewigkeit ausgemacht, dass er sie als Druckmittel einsetzt.“

Desire zog eine fassungslose Miene.

„Das geht eindeutig zu weit!“, schrie Destiny Secret an.

Secret zuckte nur mit den Schultern.

„Alter, so machst du dir keine Freunde.“, pflichtete Change bei und deutete bedeutungsvoll auf Trust. „Trust hat nen halben Herzinfarkt bekommen.“

Trust sah zu Change und schien ihn mit Blicken zu fragen, was das nun heißen sollte.

Change machte eine lässige Armgeste. „Also, was sollen wir machen? Ich hab keinen Bock drauf, aber du gibst vorher ja eh keine Ruhe.“

„Es ist nicht so spaßig, wenn ihr es einfach macht.“, entgegnete Secret.

Change spottete: „Uuuuh, soll ich jetzt ängstlich schauen oder willst du mich erst an eine Wand klatschen, bevor wir tun, was du willst?“

„Keine schlechte Idee.“, grinste Secret.

„Wehe!“, schrie Destiny.

Secret machte eine wedelnde Handbewegung. „Jaja, nur du darfst ihm wehtun, hab schon verstanden.“

„Verdammt richtig!“, rief Change.

Destiny warf ihm einen schockierten Blick zu und schüttelte den Kopf.

„Oder so ähnlich.“, fügte Change an.

„Keiner tut Change weh.“, kam Desire ihm zu Hilfe.

„Genau.“, stimmte Change nickend zu. „Und was sollen wir jetzt machen?“

Da oben ist ein Schatz!“, informierte Ewigkeit sie.

„Dort sind Lichtlose.“, verbesserte Trust streng.

Ewigkeit machte große Augen und sah bestürzt zu Secret.

„Was? Ich hab nicht gesagt, was für ein Schatz.“, verteidigte sich Secret.

Ewigkeit zog einen beleidigten Schmollmund.

„Hab dich nicht so. Oder willst du, dass jemand anderes diese gefährlichen Lichtlosen hier entdeckt?“

Ewigkeit schien darüber nachzudenken.

„Du willst sie doch nur dem Schatthenmeister übergeben.“, warf Trust ihm vor.

Secret lachte auf. „Ach, das denkst du?“

„Was solltest du sonst damit vorhaben?“

Secret zog die Augenbrauen zusammen. „Ja, vielleicht hatte ich genau das vor.“ Etwas wie Verachtung erschien auf seinen Zügen. „So wie der brave Junge, der du bist.“

Trust stockte.

Ein hämisches Grinsen nahm Secrets Gesicht ein. „Du würdest doch alles tun, was ein Erwachsener dir sagt, damit du weiterhin jedermanns Liebling bist.“ Er spuckte zu Boden, um seine Abscheu deutlich zu machen. „Erbärmlich.“

Trust ballte die Hände zu Fäusten.

Unite trat neben ihn und berührte seine Linke. Erbittert starrte er auf sie herab, als wolle er sie für Secrets Worte strafen. Sie begegnete ihm mit flehentlichem Blick. Trust entriss ihr seine Hand und wandte sich ab. Sein Verhalten tat Unite weh, doch sie wusste, dass das, was er ihr stumm vorwarf, zutraf. Sie würde tun, was Secret verlangte, egal wie sehr Trust dagegen war. Dass er sich deswegen verraten fühlte, konnte sie nachvollziehen. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen, wie sie das wiedergutmachen konnte.

Kurz überlegte sie, Trust per Telepathie daran zu erinnern, dass Secret sie angreifen würde, wenn sie nicht taten, was er ihnen befahl. Aber dann hätte er wohl nur darauf bestanden, dass sie ohne Secret von hier weg teleportierten, und das konnte sie nicht zulassen. Sie drehte sich zu Secret.

„Was sollen wir tun?“

 

Sie hatten sich in einer Reihe aufgestellt. Secret bildete das eine Ende, Destiny das andere. Wegen ihrer Paralyse-Kräfte hatte Secret darauf bestanden, dass sie am weitesten von ihm entfernt stand.

„Du fliegst vor.“, sagte Secret zu Ewigkeit. Sie nickte.

Change, der neben ihm stand, hatte Einwände. „Es wäre besser, ich fliege vor und teleportiere dann zu euch zurück.“ Er verzog das Gesicht. „Es ist echt Mist, mit so vielen Leuten gleichzeitig zu fliegen!“

„Ach, willst du lieber ohne Schutzschild und ohne sonstige Verteidigung fliegen?“, fragte Secret höhnisch.

Change grummelte und sah kurz zu den anderen. Dann holte er tief Luft. „Haltet euch fest!“ Er ließ seine Kräfte mit Unites Unterstützung durch die anderen fließen. Sie erhoben sich vom Boden. Langsam gewannen sie an Höhe.

„Geht das auch schneller?“, nörgelte Secret.

„Halt’s Maul.“, blaffte Change.

Als sie genug Abstand zum Boden erreicht hatten, neigte Change seinen Oberkörper leicht nach vorne, sodass auch die anderen in diese Position wechselten.

„Mit diesem Riesenfelsteil in der Mitte wird das nicht leicht.“, sagte Change.

„Dann streng dich mal an.“, meinte Secret provokativ.

Der Flug ging los und Change wechselte erneut die Körperposition. Sie flogen nun nach oben. „Bleibt eng zusammen!“, rief er.

Destiny klammerte sich an Desires Hand fest. Sie war bisher nie außen geflogen, außer mit Change alleine, aber das hier war ein Albtraum. Sie sah hinab in die ewig wirkende Tiefe und kniff die Augen zu.

„Ganz ruhig.“, sprach Desire ihr besänftigend zu. „Change schafft das.“

Destiny nickte. Ihre Hand tat jetzt schon weh.

Sie flogen immer höher, Ewigkeit ihnen voraus. Change bemühte sich, das Tempo gemäßigt zu halten, da er mit der ganzen Gruppe seine Wendigkeit eingebüßt hatte und bei etwaigen Hindernissen schnellstmöglich reagieren können wollte.

„Vorsicht!“, schrie Secret plötzlich.

Change wusste nicht, worauf sich der Ausruf bezog, er konnte nichts ausmachen, das eine Gefahr darstellte.

Eine jaulende Windböe kam aus dem Nirgendwo geschossen, als würde sie dem Fels um sie entspringen. Die Gruppe kam ins Trudeln und schrie.

Change versuchte verzweifelt gegen die Kraft des Windes anzukommen. Er hörte Tiny kreischen und war bemüht, die Gruppe wieder in eine aufrechte Haltung zu bringen. Doch schon riss ein weiterer Windstoß an ihnen.

Desire schrie etwas, das er nicht verstand. Das schrille Kreischen von Destiny klang wie aus weiter Entfernung. Er wusste nicht, was vor sich ging, war zu sehr damit beschäftigt, noch zu wissen, wo unten und oben war. Er atmete hektisch. Ein jähes Gewicht riss ihn an Secrets Seite nach unten.

Als er zu Secret sah, bemerkte er, dass dieser den freien Arm nach etwas ausgestreckt hatte und wie unter höchster Anstrengung die Zähne zusammenbiss. Changes Blick schnellte in die Tiefe.

Meterweit unter ihnen hing Destiny in der Luft, allein von Secrets telekinetischen Kräften gehalten.

Entsetzen packte ihn. Er wollte sich losreißen und zu ihr fliegen, aber das ging nicht! Er war das einzige, das verhinderte, dass auch die anderen abstürzten.

Wie lange würden Tiny und Secret das aushalten?

In Windeseile ging er seine Optionen durch. So konnte er auf keinen Fall weiter nach oben fliegen! Auch wenn Secret Destiny festhielt. Und egal wie schnell er zu Serena zu teleportieren versuchte, in der Millisekunde, in der er die Gruppe teleportierte, würde die telekinetische Verbindung zwischen ihr und Secret abbrechen und sie würde in die Tiefe stürzen. Destiny war von ihnen abgeschnitten!

„Ich übernehme!“, schrie Unite neben ihm.

Change sah sie ungläubig an. Unite hatte noch nie alle auf einmal in der Luft halten müssen.

Secret brüllte ihn an: „Jetzt hol sie schon!“ Destiny hing so weit unter ihnen, dass die Verstärkung seiner Kräfte, die mit der Telekinese einherging, offenbar eine Grenze erreicht hatte.

Change führte Unites Hand zu Secrets. Dann ließ er los.

Er nahm sich nicht die Zeit, sich zu überlegen, ob er mit der Teleportation schneller bei ihr sein könnte. Er war es nicht gewöhnt, in Höhen zu teleportieren und er konnte nicht riskieren, dass etwas schiefging.

In rasantem Sturzflug näherte er sich Destiny, bremste ab und begab sich wieder in eine aufrechte Haltung. Er musste kurz nachdenken, wie er sie am besten zu greifen bekam, ohne Secrets Telekinese in die Quere zu kommen.

Er schwebte auf ihre Höhe und legte seinen Arm um ihre Taille, ließ seine Levitationskräfte auf ihren Körper übergehen. Im gleichen Moment ließ Secret sie los.

Destiny gab einen erschrockenen Laut von sich, aber sie konnte nicht mehr fallen.

„Halt dich fest.“, stieß Change aus und merkte, wie schwach seine Stimme klang.

Sofort schlang Destiny ihre Arme um seinen Hals und drückte sich verängstigt an ihn. Change hob seinen noch freien linken Arm in die Höhe, um damit zu navigieren. Schnellstens flog er wieder nach oben zu den anderen, denn er wusste, dass Unite einen Windstoß wie den eben nicht überstehen würde. Sie war schon völlig damit ausgelastet, die anderen und sich selbst nicht abstürzen zu lassen. Die Schweißperlen standen ihr auf der Stirn.

Gekonnt flog Change an Desires Seite. Diese hielt ihm bereits die Hand hin, die er sogleich ergriff. Doch der Versuch, sie alle direkt aus der Gefahrenzone zu manövrieren, misslang. Nicht lange damit aufhalten!

„Komm hier rüber!“, schrie er Secret über das Pfeifen des Windes zu.

„Wie?“, brüllte dieser zurück.

„Zieh dich an mich ran!“, befahl Change.

„Wenn ich dich von den anderen wegreiße!“, gab Secret zu bedenken.

„Dann streng dich an!“, konterte Change.

Hochkonzentriert hob Secret seinen linken Arm und verzog das Gesicht. „Sie ist im Weg!“

Destiny klammerte sich noch immer an Change fest und verdeckte damit jede Möglichkeit für Secret sich an Change heranzuziehen.

Change biss die Zähne zusammen. Er hielt Destinys Taille noch fest umschlungen, aber wenn das funktionieren sollte, musste er sie jetzt loslassen.

„Halt dich fest.“, sagte er ihr nochmals. „Ich lass dich nicht fallen.“ Solange sie Körperkontakt zu ihm hielt, würde die Levitation sie tragen. Sie durften nicht noch mehr Zeit verlieren.

Change ließ Destiny los und streckte seinen rechten Arm aus. Im gleichen Moment spürte er, wie Secret an ihm riss.

„Wir bilden jetzt einen Kreis!“, schrie Change den anderen zu. Auch wenn sie dadurch mehr Platz zum Fliegen brauchten, war das die sicherere Variante, um zu verhindern, dass einer von ihnen von einem erneuten Windstoß mitgerissen wurde.

Change und Secret näherten sich einander, dafür mussten die anderen die Verbindung stabil halten. Endlich gelang es, die Kette zu einem Kreis zu formen und Secret bekam Changes Unterarm zu packen.

Change atmete kurz auf und wandte sich wieder Destiny zu. „Tiny. Es ist besser, du nimmst jetzt meine und Secrets Hand. Sie reagierte nicht. „Tiny.“

„Ich kann nicht.“, winselte sie.

„Natürlich kannst du.“, versuchte er, ihr Mut zuzusprechen.

„Lass sie.“, sagte Secret und ließ Changes Arm los.

„Bist du irre?“, schrie Change. Doch im gleichen Moment spürte er wie Secret telekinetisch nach seinem Kopf griff. „Au!“

„Irgendwie muss ich ja an dich rankommen!“ Offenbar tastete sich Secret mit seinen Kräften zu seiner linken Schulter vor.

„Das ist ne Scheißidee!“, rief Change.

„Leg deinen Arm um sie, damit sie zufrieden ist!“, gab Secret zurück.

„Halt’s Maul!“, blaffte Change, tat aber wie ihm geheißen, um Destiny abzusichern. Dann spürte er, wie Secrets Hand auf seinem Nacken landete. Die Hand tastete sich weiter, bis sie seine Schulter erreicht hatte.

„Alter, du rückst mir ganz schön auf die Pelle!“, schimpfte Change, der nun vorne von Destiny und hinten von Secret festgehalten wurde.

„Ach, ich dachte, so zwischen mir und Destiny eingequetscht, das würde dir gefallen.“, höhnte Secret.

Change schluckte einen Kommentar runter. „Kommt näher zusammen!“, rief er den anderen zu. Sie bildeten jetzt einen engen Kreis.

Change blickte nach oben. „Ewigkeit!“

Die Kleine erschien direkt über seinem Gesicht. Zum Glück war ihr nichts passiert.

„Gibt es auf der Strecke ein Hindernis?“

Ewigkeit schüttelte den Kopf.

„Ok. Haltet euch verdammt gut fest!“, wiederholte er noch einmal.

„Soll ich den Schutzschild einsetzen?“, fragte Desire.

„Das bringt nichts. Es hindert niemanden daran, rauszufallen.“, erwiderte Change. Auch die Windböen würden wohl durch den Schutzschild nicht abgehalten werden.

Change entschied sich, dieses Mal nicht im Schneckentempo hochzufliegen. Die Gefahr, sonst erneut einer Windböe zum Opfer zu fallen, war ihm zu groß. Er setzte die Gruppe in Bewegung und flog so schnell er es eben wagte, ohne den Kreis dadurch zu gefährden. Als er merkte, dass die Konstruktion hielt, beschleunigte er nochmals. Doch leider konnte er nur nach oben sehen.

„Ewigkeit! Du musst mir sagen, wo ich hin muss!“

Daraufhin lotste sie ihn. Es ging noch weiter hinauf. Eine weitere Windböe riss an der Gruppe. Anstatt anzuhalten, flog Change schneller, gab alles, um die Gruppe auf Kurs zu halten.

„Wie weit noch?“, brüllte er.

Noch ein Stück!“, war die Antwort.

Change nahm seine letzten Kräfte zusammen und flog weiter.

Langsamer!“, rief Ewigkeit.

Change bremste ab.

Noch etwas höher. Jetzt nach vorne. Etwas nach links. Noch ein bisschen. Wieder vor. Langsam absetzen.

Angestrengt folgte Change Ewigkeits Anweisungen. Als er endlich Boden unter seinen Füßen spürte, wäre er fast zusammengebrochen, hätte er nicht Destiny in Armen gehalten und Secret im Rücken gehabt. Er rang nach Atem.

Die anderen ließen voneinander ab und schüttelten ihre schmerzenden Arme aus. Sie befanden sich offenbar auf dem Abschluss des gewaltigen Tropfsteins. 

Endlich ließ Destiny ihn los und Change sank zu Boden. Er war völlig am Ende.

Destiny kniete sich zu ihm. „Es tut mir leid.“

„Sei still.“, presste er hervor. Er wollte grade keine unnötigen Entschuldigungen von ihr hören und hatte nicht die Kraft ihr zu erklären, dass sie nichts falsch gemacht hatte.

„Lass ihn.“, sagte Secret ruhig.

„Du!“, schrie Destiny und sprang wieder auf die Beine, sie zitterte. „Das ist alles deine Schuld!“

Secret seufzte. „Wer hat sich vom Wind wegreißen lassen und wollte Change dann nicht mehr loslassen?“

Destiny funkelte ihn in einer Mischung aus Ohnmacht und Wut an.

„Wenn du mich jetzt paralysierst, kommen wir hier gar nicht mehr raus.“, meinte Secret.

„Dann kann Change uns hier weg teleportieren!“

„Ach, und du denkst, das hat er eben nicht schon versucht, um uns zu retten?“, entgegnete Secret.

Destiny drehte sich zurück zu Change, der von Desire behandelt wurde.

„Wir kommen hier nicht so einfach wieder raus.“, eröffnete Secret. „Man kann hier reinteleportieren, aber nicht raus.“

„Woher willst du wissen, dass es überhaupt einen Ausgang gibt!“, schrie Destiny.

„Sechster Sinn.“, erinnerte er.

„Du hättest uns fast umgebracht!“, kreischte sie.

„Aber wir leben noch.“

„Glaub nicht, dass ich dir dankbar bin!“, fauchte sie.

„Das hab ich nicht erwartet.“, antwortete Secret, weiterhin gelassen.

Trust biss die Zähne zusammen und ermahnte sich, Ruhe zu bewahren. Er kniete sich zu Change. „Wie geht es dir?“

Change nickte bloß, sah aber nicht gut aus.

„Mehr kann ich nicht tun.“, bedauerte Desire.

Unite kniete sich ebenfalls zu Change und zog seinen Kopf in eine feste Umarmung.

„Unite, deine Brüste zerquetschen mich.“, klagte Change.

Sie kicherte und ließ ihn wieder los. „Danke.“

Change rappelte sich wieder auf und funkelte Secret an. „Du bist echt ein Scheißkerl.“ Secret blieb davon unbeeindruckt.

„Danke, dass du sie festgehalten hast.“, ergänzte er. Secret zuckte nur mit den Schultern.

„Du brauchst dich nicht bei ihm bedanken!“, wetterte Destiny. „Wenn er nicht gewesen wäre, wären wir gar nicht hier!“

„Das war unsere Entscheidung!“, antwortete Change.

Destiny stockte und schlug die Augen nieder.

„Der einzige, der sich beschweren kann, ist Trust.“, fügte Change an.

Trust seufzte und stand auf. „Stimmt es, dass wir hier nicht rausteleportieren können?“

Change senkte den Blick. Als er die anderen wieder erreicht und Desires Hand ergriffen hatte, war der Versuch erfolglos gewesen. „Wir können es noch mal versuchen.“

Zu ihrer Überraschung reichte Secret ihnen bereitwillig die Hand. Destiny sah ihn so böse an, als würde sie darüber nachdenken, ihn an diesem Ort zurückzulassen. Vielleicht war sie auch einfach nur verletzt. Doch wie Secret vorhergesagt hatte, war es nicht möglich, sich zurück in die normale Welt zu teleportieren.

„Das hier ist wie eine Einbahnstraße.“, erklärte Secret. „Portale und Teleportation  können einen hier reinbringen, aber nicht wieder hinaus. Das war wohl ein Schutz für das, was sich hier drin befindet.“

„Warum hast du uns das nicht gleich gesagt?“, fragte Trust misstrauisch, als wittere er einen Komplott.

„Wo wäre da der Spaß gewesen?“, entgegnete Secret mit einem schiefen Grinsen.

„Wie kommen wir dann hier raus?“, wollte Desire wissen.

„Ohne Ausgang wäre der Erschaffer selbst hier drin gefangen gewesen.“, gab Secret zu bedenken. „Vermutlich befindet er sich in der Nähe dessen, was hier versteckt ist.“

„Du willst nur die Büchse der Pandora holen.“, warf ihm Trust vor.

Secret blieb locker. „Es ergibt einfach den meisten Sinn, dass das, was am besten geschützt ist, auch zum Ausgang führt, findest du nicht?“

„Wartet.“, sagte Desire. „Wenn es wirklich stimmt, dass es nur einen Ausgang gibt und man hier drin gefangen ist, wenn man diesen nicht erreicht, wieso bist du dann hier reingegangen? Das war doch reiner Selbstmord!“ Sie wandte sich an die anderen. „Er lügt. Es gibt bestimmt noch einen anderen Ausgang.“

Secret reckte das Kinn und sah sie mit verletztem Stolz in den Augen an. „Ich lüge nicht. Ich war bloß überzeugt, dass ihr auftauchen würdet.“

Change zog eine Grimasse. „Bist du bescheuert? Wir wären fast nicht gekommen.“

Secret wandte den Blick ab, seine Stimme verlor an Vehemenz. „Aber ihr seid da.“

Trusts Gesichtszüge wurden hart. „Gib mir einen Grund, dir zu vertrauen.“

Secret grinste überlegen. „Es ist besser, mir nicht zu vertrauen.“

„Jaja.“, machte Unite, als nähme sie Secrets Gerede ohnehin nicht ernst. „Also, wo müssen wir lang?“

„Halt mal.“, warf Destiny ein. „Diese Dimension ist nur dafür da, diese Büchse zu verstecken, je näher wir ihr kommen, desto gefährlicher wird es. Und wir laufen da jetzt einfach hin?“

„Sieh es als extra Training.“, sagte Secret selbstgefällig und war jäh paralysiert.

Change bekam einen Lachflash. „Tiny! Du bist genial!“ Er schlug ihr laut lachend auf den Rücken.

Desire schüttelte nur noch den Kopf und trat an Secrets Seite. „Soll ich ihn läutern?“, fragte sie Trust.

„Wir werden seine Hilfe brauchen.“, meinte Unite.

Desire setzte ihre Kräfte ein. Im nächsten Moment wurden Change die Beine telekinetisch weg geschlagen, sodass er zu Boden knallte, was seinen Lachschwall abrupt beendete.

„Hey!“, schimpfte Change. „Tiny hat dich paralysiert!“

„Du hast gelacht.“, gab Secret patzig zurück.

Desire seufzte und bedeckte ihr Gesicht mit einer Hand.

„Wenn du ihn noch mal angreifst, kannst du froh sein, wenn ich dich nur paralysiere!“, drohte Destiny Secret.

„Oh, entschuldige, dass dein Liebster auf die Fresse geflogen ist.“, spottete Secret. Schon war er erneut paralysiert.

„Destiny!“, klagte Desire. „Wie oft soll ich das denn noch machen? Ich hab langsam keine Lust mehr.“ Dennoch läuterte sie Secret erneut.

Secret brüllte Destiny an: „Nächstes Mal schmeiß ich dich die Klippe runter!“ Desire neben ihm sah ihn vorwurfsvoll an.

„Was?“, schimpfte er.

„Ich habe keine Lust, dich schon wieder läutern zu müssen.“, erklärte Desire.

Secret verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Offenbar hatte keiner mehr Respekt vor ihm.

„Also wo müssen wir lang?“, fragte Unite lächelnd.

Ewigkeit neben ihr untermalte die Worte mit einem heiteren Glöckchenlaut.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Um zum Ausgang zu gelangen, müssen sie zur Büchse der Pandora. Wie sich dieser Weg mit Secret gestaltet, erfahrt ihr nächste Woche in "Familienausflug". Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  totalwarANGEL
2022-07-29T23:06:53+00:00 30.07.2022 01:06
Schon witzig, wie "Trust" am wenigsten Vertrauen von allen hat...

> „Das geht eindeutig zu weit!“, schrie Destiny Secret an.
Wenn sie da freiwillig mit macht.
Wobei... die hellste ist sie auch nicht gerade.
(Ich meine jetzt nicht ihre Watt-zahl. Leuchten kann die ja...)

> „Verdammt richtig!“, rief Change.
> Destiny warf ihm einen schockierten Blick zu und schüttelte den Kopf.
:D
Darauf steht der also. Kleiner Masochist.

> Wegen ihrer Paralyse-Kräfte hatte Secret darauf bestanden, dass sie am weitesten
> von ihm entfernt stand.
Feige Sau!

> „Halt dich fest.“, stieß Change aus und merkte, wie schwach seine Stimme klang.
Und jetzt Paralyse: MCD times 2. :D

> „Unite, deine Brüste zerquetschen mich.“, klagte Change.
Da von mir bestimmt erwartet wird, dass ich das jetzt kommentiere...
Irgend was an ihr muss ja groß sein.

Ha ha, die Nummer mit der Dauerparalyse ist geil.
Serena in Bestform.


Was, schon wieder Schluss? :O
Antwort von:  Regina_Regenbogen
14.08.2022 17:07
>Schon witzig, wie "Trust" am wenigsten Vertrauen von allen hat...
Jap, manchmal sind ihre Namen das, was sie noch lernen müssen, auch wenn sie selbst diese Wirkung auf andere haben.
Schicksal war ja auch nicht grade zufrieden mit ihrem Schicksal. ;D

>Wobei... die hellste ist sie auch nicht gerade.
>(Ich meine jetzt nicht ihre Watt-zahl. Leuchten kann die ja...)
XD XD XD

>> „Verdammt richtig!“, rief Change.
>> Destiny warf ihm einen schockierten Blick zu und schüttelte den Kopf.
>:D
>Darauf steht der also. Kleiner Masochist.
Man muss wohl ein wenig darauf stehen, wenn man sich in die Frau verliebt. 😂

>> Wegen ihrer Paralyse-Kräfte hatte Secret darauf bestanden, dass sie am weitesten
>> von ihm entfernt stand.
>Feige Sau!
Das nennt man intelligent. XD

>> „Halt dich fest.“, stieß Change aus und merkte, wie schwach seine Stimme klang.
>Und jetzt Paralyse: MCD times 2. :D
XD XD XD So böse bin ich nicht.

>> „Unite, deine Brüste zerquetschen mich.“, klagte Change.
>Da von mir bestimmt erwartet wird, dass ich das jetzt kommentiere...
>Irgend was an ihr muss ja groß sein.
Wie kommst du darauf, dass ich etwas von dir erwarte? Oder wie Ariane sagen würde: Setze dich über die Erwartungen hinweg. ;D

>Ha ha, die Nummer mit der Dauerparalyse ist geil.
>Serena in Bestform.
Tja, wenn zwei Figuren, die gerne mal nicht hundertprozentig strahlende Helden sind, aufeinander treffen. 😂


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