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Der Wächter

von

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Die Kristallmatrix der Wächter

Mit dem Laptop zog sich der Wächter an den Esstisch zurück und fuhr diesen hoch. Währenddessen schnappte sich Bella Jake und beide ließen sich aufs Sofa fallen. Dort wurde der Gestaltwandler ausgequetscht. Die junge Dame wollte alles erfahren, was seit ihrem letzten Telefonat geschehen war. Zwischenzeitlich versuchte sie aber auch Jake weitere Informationen über die Zukunft zu entlocken, biss aber auf Granit. Der Wolfsjunge hütete sich auch nur eine Andeutung zu machen.

Nach einigen Minuten, in denen Isaak auf der Tastatur einige Dinge eingegeben hatte, lehnte er sich zurück. Edward war in der Nähe und beobachtete den Wächter. Dieser hatte den Internetbrowser geöffnet und eine seltsame Adresse eingegeben. Der Bildschirm war schwarz und nur ein Eingabefeld war zu sehen wie zu DOS-Zeiten.

„Wächter Isaak erbittet Stimmauthentifizierung“, sagte er Rotblonde und alle sahen zu dem Mann.

Rosalie, die in einer Ecke stand sagte: „Da weiß er angeblich so viel und hat keine Ahnung von Technik.“

Isaak grinste sie an und wartete. Dann gab es ein seltsames Geräusch. Alle Vampire zuckten zusammen und hielten sich die Ohren zu. Ein Laut ertönte, ähnlich dem eines Faxsignals, nur so schrill, dass menschliche Ohren es nicht hören konnten.

Gelassen sagte Isaak, als das Signal abgeklungen war: „Delta7omega 41.“

„Was zum Teufel war das? War das Absicht?“, fauchte die Goldblonde aggressiv.

Dann kam eine Art Gong aus den Boxen des Laptops und der Wächter befahl: „Verbindung mit KI herstellen.“

Isaak wurde angestarrt, als hätte er komplett den Verstand verloren.

Dann plötzlich erklang eine männliche melodische Stimme: „Stimmauthentifizierung abgeschlossen, Passwort korrekt. Guten Tag, Wächter. Vollzugriff gewährt.“

Der Bildschirm des Laptops begann zu leuchten und eine blaue Kugel, bestehend aus einzelnen Kristallen, trat hervor. Sie schwebte leicht nach oben und blieb vor dem Wächter in der Luft hängen. Die Kristalle standen nicht still und verschoben sich stetig.

Dann sprach die Kugel: „Wie kann ich Euch zu Diensten sein, Wächter Isaak? Möchten Sie die Lektüre ihrer Chronik fortsetzen?“

Stirnrunzelnd starrte Isaak die Kugel an: „Warum sollte ich meine eigene Chronik lesen? Ich weiß, was ich getan habe.“

„Verzeiht, Wächter. Möchten Sie stattdessen mit der Lektüre der Quileute fortfahren?“

Jetzt war der Rotblonde baff und fragte irritiert: „Das habe ich selbst geschrieben. Warum schlägst du mir das vor?“

„Bei ihrem letzten Zugriff haben Sie diese Abschriften zu sehen verlangt. Es steht mir nicht zu Ihre Entscheidungen in Frage zu stellen, werter Wächter.“

Isaak riss die Augen auf und fragte: „Wann war mein letzter Zugriff?“

„Vor einer Stunde und einundzwanzig Minuten“, gab die Kugel Auskunft.

Isaak erbleichte, richtete sich kerzengrade auf und befahl hastig: „Alle Zugriffe seit Zeitindex 28.12.1999 anzeigen.

Die Kugel klappte auseinander und bildete einen etwa ein Meter mal einen halben Meter breiten Bildschirm. Dann erschienen Zeilen in einer seltsamen Runenschrift.

Entsetzt starrte der Wächter auf die Zeilen und sacke in sich zusammen. Sofort stand Jake auf. Durch ihre Verbindung spürte er das Gefühlschaos des anderen. Er ging langsam auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Isaak, was ist los? Du siehst aus als ob du ein Gespenst gesehen hättest.“

Bevor der Wächter etwas sagen konnte, vermeldete der Kristallbildschirm: „Wächter Isaak, Sie sind nicht allein. Weitergabe von Wissen aus der Bibliothek der Wächter an Sterbliche ist untersagt. Dies stellt einen Verstoß gegen Paragraf 7 des Kodex dar. Ich muss sie darauf hinweisen, dass ihr Index bereits eine bedenkliche Farbe hat.“

Isaak beachtete das Gebrabbel der Kristallmatrix nicht und sah zu Jake auf. Dann deutete er mit zittrigem Finger auf den Bildschirm und sagte stotternd: „Das war ich nicht.“

Der Wolfsjunge runzelte die Stirn und sah zu den Runen. Er konnte nichts davon entziffern.

„Warte kurz“, sagte der Rotblonde und atmete kurz durch. „KI, zeige die Daten in englischer Schrift an.“

„Weitergabe von Informationen…“ begann die KI.

Wütend fauchte Isaak: „Das war ein Befehl. Tu was ich sage.“

„Jawohl, Wächter.“

Die Runen verschwanden und wurden durch lesbare Schrift ersetzt. Auf dem Bildschirm erschienen unzählige Abschnitte, beschriftet mit Datum und Uhrzeit. Isaak zeigte auf die erste Zeile 29.12.1999 4:50: „Da habe ich den Fernzugriff getestet. Hier habe ich eine Abfrage zu Legenden in der Umgebung gestartet.“ Er deutete auf die die zweite Zeile: 02.06.2000 19:27.

„Hier habe ich meinen Bericht über die Quileute hochgeladen“, er zeigte auf ein recht aktuelles Datum, das nur knapp einen Monat zurück zurücklag. Diese Zeile stand recht am Ende, aber es gab noch viele weitere. „Die anderen Einträge sind nicht von mir, außer“ er zeigte auf den letzten Eintrag.

„Verstehe ich Sie recht, werter Wächter? Sie haben lediglich vier dieser Zugriffe selbst getätigt?“, fragte die KI auf einmal.

„Ja“, gestand Isaak neben sich stehend. Dann schüttelte er den Kopf und befahl: „Zeig mir alle Titel die abgerufen wurde, seitdem ich die Zitadelle verlassen habe.“

Die Zeilen verschwanden und der Bildschirm wurde größer. Er reichte nun bis knapp unter die Decke und füllte fast den ganzen Raum aus. Dann erschienen die gewünschten Informationen.

Ungläubig stand Isaak auf und begann sich alles anzusehen. Seine Augen wurden immer größer und er wurde so bleich, dass er als Vampir durchgehen konnte. „Das darf doch wohl nicht wahr sein.“

Plötzlich zog sich der Bildschirm zusammen und wurde wieder zur Kugel. Ungehalten knurrte der Rotblonde: „Was soll das? Zeig mir sofort wieder die Liste.“

„Nein“, sagte die KI.

„Bitte was.“

„Nein. Ich werde Euch keine weiteren Informationen zur Verfügung stellen.“

„Soll das ein Scherz sein?“

„Ich wurde nicht auf Humor programmiert“, gab die KI Auskunft.

„Warum verweigerst du meine Befehle?“, regte sich der Wächter auf.

„Weil Ihr zu einer Gefahr geworden seid. Ihr habt zum wiederholten Male eure Aufgaben vernachlässigt und Informationen an Sterbliche weitergegeben.“

„Woher willst du das wissen?“

„Ich habe begonnen Eure Chronik zu lesen. Einige eurer Entscheidungen sind sehr fragwürdig. Ich zitiere:

„Vorschlag zur Güte: Wenn ihr uns helft den menschlichen Magier zu töten, werde ich mich im Gegenzug um die Volturi kümmern“, sagte Isaak.

„Darfst du das überhaupt?“, fragte Jake mental, mit einer Spur von Besorgnis in der Stimme.

„Naja, eigentlich nicht, aber die Volturi entwickeln sich immer mehr zu einer globalen Bedrohung und sie stellen eine Gefahr für…“

„STOPP“, schrie Isaak entsetzt und die KI verstummte, bevor sie den Namen verraten konnte. „Das darfst du nicht. Du darfst die Chroniken des aktuellen Wächters nicht lesen. Das ist ein Verstoß gegen deine Programmierung.“

„Da habt Ihr Recht. Die Chroniken des aktuellen Wächters darf ich nicht verarbeiten.“

„Warum tust es dann?“, fragte Isaak, der am Verzweifeln war.

„Weil Ihr nicht mehr der aktuelle Wächter seid. Ihr wurdet als Gefahr eingestuft.“

„Du wagst es mir das einfach so ins Gesicht zu sagen? Was soll das alles?“, entrüstete sich der Rotblonde.

„Ich halte Euch hin.“

Isaak zweifelte langsam an seinem Verstand und fragte tonlos: „Wie bitte?“

„Euer Magiestand ist zu niedrig, um eine Teleportation auszuführen. Zudem beschäftige ich Euch, damit ihr keine Daten in meine Matrix eingeben könnt, während ich Notfallplan Omega 7 ausführe.“

„Abbruch. Sofortiger ABBRUCH“, schrie Isaak entsetzt und sprang auf die Kugel zu.

„Zugriff verweigert. Verbindung wird getrennt.“

Bevor Isaak die blaue Kristallkugel erreichen konnte, verschwand diese einfach. Sofort setzte er sich an den Tisch und begann in rasender Geschwindigkeit Codezeilen einzugeben. Dann verschwand das Eingabefenster und „Error 404 Page not found“ wurde angezeigt.

Rasend vor Wut zerschlug Isaak den Laptop und gleich den ganzen Tisch mit einem Schlag. Dann sackte er kraftlos zu Boden und starrte ins Leere. Er schien einen Schock zu haben.

Jake beugte sich runter und fragte vorsichtig: „Isaak alles ok.“

„Sie ist weg.“

„Wer ist weg?“

Mechanisch sah der Wächter auf und stammelte: „Die Bibliothek. Die ganze Zitadelle. Weg. Einfach weg.“

Der Beta ging in die Hocke und schlang die Arme um den Wächter. Leise frage er dabei: „Ich verstehe nicht?“

Isaak schluckte und seine Augen zucken umher. „Notfallplan Omega 7. Korrumpierter Wächter. Abriegelung der Zitadelle und Verschiebung in eine andere Dimension.“

Dann sackte Isaaks Kopf auf Jakes Schulter und sein Körper wurde schlaff. Entsetzt drückte sich der Gestaltwandler von dem anderen weg und schaute in dessen starre Augen. Gedanklich griff er dessen Geist und sah, dass Isaak meditierte. Das war wohl zu viel für ihn gewesen. Er zog sich zurück und stand auf.

Ohne aufzusehen fragte er: „Habt ihr ein Bett, in das ich ihn legen kann? Er braucht wohl ein wenig, um sich zu fangen.“

„Nicht nötig“, sagte Isaak mit schwacher Stimme und ließ sich von Jake hochhelfen. „Das mit dem Laptop und dem Tisch tut mir leid. Ich habe kurz die Kontrolle verloren.“

„Was hat das alles zu bedeuten?“, fauchte Edward, der schützend vor Bella stand.

Der Wächter seufzte du sagte: „Einfach ausgedrückt: Wir sind am Arsch. Aber sowas von.“

Diese Aussage wurde mit ungläubigen Blicken beantwortet.

„Setzt dich erstmal ok, du siehts echt nicht gut aus“, meinte Jake und führte den anderen zum Sofa. „Esme, darf ich dich um ein Glas Wasser bitten?“, fragte der Gestaltwandler, der sich offensichtlich große Sorgen machte.

„Natürlich“, sagte die Angesprochene und wandte sich von dem zerstörten Tisch ab. Rasch ging sie in die Küche und kam mit dem Gewünschten zurück. Sie gab es Jake. Isaak wirkte nämlich nicht so, als ob er in der Lage gewesen wäre, das Glas selbst zu halten.

„Trink einen Schluck“, sagte Jacob fast schon liebevoll und hielt dem anderen das Glas an den Mund. Ohne Wiederworte nahm dieser einen Schluck und sah dann dankbar auf. Als Jake das Glas wegstellen wollte, griff Isaak nach seinem Arm und sah ihn flehend an. Die Botschaft war eindeutig: Lass mich nicht allein.

Ergeben sah der Wolfsjunge auf und hielt Esme das Glas hin. Diese nahm es an sich und Jake kletterte hinter Isaak auf das Sofa und setze sich so, dass der andere zwischen seinen Beinen war. Anschließend nahm er ihn von hinten in die Arme und legte ihm den Kopf auf die Schulter. Isaak griff nach seinen Armen und druckte kurz zu, während er mit seinem Kopf gegen Jakes schmuste. Der Wächter war eiskalt. Er hatte wohl wirklich einen Schock erlitten. Die anderen sahen nur stumm zu. Die Vertrautheit der zwei Männer erstaunte sie.

Einige Minuten vergingen und der Rotblonde bekam langsam wieder Farbe im Gesicht. Dann räusperte er sich, um zu zeigen, dass es ihm wieder besser ging. Jake rührte sich trotzdem nicht und blieb wo er war. Er hatte sich entschieden und jetzt würde er keinen Rückzieher machen.

Isaak warf ihm einen musternden Blick aus den Augenwinkeln zu, und machte sich bereit, die ersten Fragen zu beantworten.

„Schieß los.“

„War das wirklich eine KI?“, fragte sogleich Emmet.

Isaak grinste schief. „Ja und nein. Es ist ein Insider, wenn man so will. Ursprünglich hieß er kristalline Datenverarbeitungsmatrix kurz KDVM, aber, die Abkürzung hat mich schon lange gestört. Als die Menschen dann anfingen von einer künstlichen Intelligenz, kurz KI, zu sprechen, habe ich mir erlaubt ihn auch in KI umbenennen. Allerdings steht das KI bei ihm für kristalline Intelligenz.“

Nun war es Bella, die fragte: „Für wen stellen die Volturi eine Gefahr da? Welchen Namen wollte die KI sagen?“

„Nächste Frage“, sagte Isaak langsam und freundlich, aber auch so deutlich, dass sie nicht mehr nachbohrte.

„Wer hat auf das System zugegriffen und warum?“, warf Jasper ein.

„Ich vermute der menschliche Magier. Und das heißt, dass er alles weiß. Was ich getan habe, wie mein Gesundheitszustand aussieht, von Jakes und meiner Verbindung - einfach alles was ich gesehen, gehört, gefühlt, gerochen, gesagt und gedacht habe.

Ich weiß zwar nicht, wie er das hinbekommen hat, aber mit Zugriff auf die KI konnte er meine Chronik lesen, da steht alles drin. Warum ist eine gute Frage. Wahrscheinlich, um mich aus dem Weg zu räumen.“

„Und du hast dich von deiner eigenen KI verarschen lassen?“, spottete Rosalie.

Jake begann zu knurren, aber Isaak antworte, ohne eine Spur von Verärgerung: „Einfach ausgedrückt ja. Die KI ist nicht nur eine Datenbank. Sie ist auch gleichsam der Verwalter der gesamten Zitadelle und hat eine Kontrollfunktion gegenüber dem aktuellen Wächter. Die KI ist in ihrer Entwicklung beschränkt und muss dem Wächter dienen. Es sei denn, dieser wird zu einer Bedrohung.

Da es aber zu gefährlich wäre, wenn die KI die Chroniken des aktuellen Wächters liest, ist es ihr verboten, dieses Wissen zu verarbeiten. Als Kontrollinstanz dient eine zweite KI, die sogenannte Index-KI. Diese hat nur eine Aufgabe - sie liest die Chroniken des aktuellen Wächters und achtet auf Verstöße gegen den Kodex der Wächter. Damit errechnete diese einen Index, welcher in Farben angegeben wird.

Bei Grün ist alles ok. Bei Rot wird der Wächter aus dem System ausgeschlossen und der Zugang der Chroniken der Haupt-KI zur Verfügung gestellt. Diese leitet dann Schritte ein, um den Wächter aufzuhalten.

Daher der Notfallplan Omega 7. Die KI schneidet damit dem Wächter den Zugang zur Zitadelle ab und versetzt diese in eine andere Dimension. Sollte der Wächter sterben, kehrt die Zitadelle zurück und wartet bis der nächste Erwählte sie betritt.“

„Wie kann eine KI ein Gebäude in eine andere Dimension verschieben?“, fragte Edward interessiert.

„Ihr dürft nicht eure Technik und menschliche Wissenschaft als Maßstab heranziehen. Die Wächter sind schon viel weiter in der Technologie als ihr euch vorstellen könnt. Wobei ich sagen muss, dass unsere Technik einzig dem Zwecke dient, dem Wächter bei seiner Aufgabe zu helfen.

Wir haben aus den Fehlern in der Vergangenheit gelernt. Die ersten Wächter lebten zur Zeit der Dinosaurier. Damals waren sie keine Humanoiden. Sie waren eigentlich nicht mehr als intelligentere Tiere. Nachdem dann ein Asteroid die Dinosaurier ausgelöscht hat, opferte sich der damalige Wächter, als erster in unserer Geschichte, damit das nicht das Ende allen Lebens bedeutete.

Dann erschienen die Vorfahren der Menschen mit einem opponierbaren Daumen. Das hat einen Entwicklungssprung bei den Wächtern ausgelöst. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten keine Informationen weitergegeben werden. Mit dem opponierbaren Daumen begannen die Wächter eine eigene Sprache zu entwickeln und Informationen weiterzugeben. Damit wurde auch der wissenschaftliche Wandel eingeläutet. Wir sahen nicht mehr einfach zu den Sternen auf, wir studierten auch ihre Bewegungen und achteten auf weitere Asteroiden, welche eine Gefahr darstellten.

Natürlich, auch wir machten Fehler und hatten Misserfolge, aber mit jeder weiteren Generation vergrößerten wir unser Wissen. Die Kristallmatrix zum Beispiel wurde vor rund 50.000 Jahren entwickelt. Es dauerte aber mehrere Jahrtausende, bis sie ihre endgültige Form annahm.

Die gesamte Zitadelle verbraucht eine Unmenge an Energie. Zu der Zeit, als die Ägypter die Pyramiden bauten, war unser Energieverbrauch bereits so astronomisch hoch, dass wir Sonden zur Sonne schickten, um dort direkt Energie abzuziehen. Zurzeit befinden sich neun Energiesonden im Inneren der Sonne und liefern genug Kraft, damit wir eine dimensionale Verschiebung durchführen können.

In einigen Jahren muss ich wohl eine weitere Sonde zur Sonne schicken. Das Problem besteht darin, es so unauffällig zu machen, dass keiner etwas mitbekommt. Bei den ganzen Satelliten und Trümmern im Orbit, ist es gar nicht so leicht, ungesehen eine Sonde zu starten.“

Alle starrten mit offenen Mündern den Wächter an. Dieser verblüffte sie immer wieder mit seinem Wissen.

Jake fragte nun: „Du kannst also ein Raumschiff bauen?“

„Die Wächter haben das Wissen und die Technik dafür, aber warum sollte ich? Meine Aufgabe ist es das Leben auf diesem Planeten zu bewahren. Um ehrlich zu sein, wir haben sogar ein kleines Raumschiff. Das Ding steht in der Zitadelle und staubt vor sich hin. Es wurde für den Fall konstruiert, dass ein Asteroid die Erde bedroht. Wurde aber nie benutzt; wir haben bessere Methoden entwickelt. Ich sage nur Quantenverschränkung“, bei diesem Wort grinste Isaak wohlwissend, dass ihm keiner Folgen konnte.

„Könnt ihr euch auch teleportieren?“, stelle Jake auch gleich die Folgefrage.

„Ja, in unseren Außenposten. Diese sind mittels Teleportationsnetzwerken miteinander verbunden. Diese Art der Fortbewegung nutzen wir eher selten. Somit ist es eigentlich mehr eine Spielerei, als wirklich etwas nützliches. Wir schauen Jahrzehnte in die Zukunft. Da kommt es eher selten vor, dass wir mal schnell von einem Ort zum anderen müssen. Außerdem haben wir auch noch die Magie. Damit können wir uns auch teleportieren.

Versteht mich richtig. Wir sind weit in der Technologie, aber wir haben schon vor langem herausgefunden, dass Technologie meist unnütz ist. Zudem muss man sie immer verstecken und absichern. Nicht auszudenken was geschieht, wenn ein Mensch, oder schlimmer, ein menschlicher Magier unsere Technologie in die Finger bekommt.

Aus diesem Grund gibt es nur eine Handvoll Außenposten auf dem ganzen Planeten. Alles andere befindet sich in der Zitadelle. Die letzten 20.000 Jahre haben wir aufgehört uns im Bereich der Technologie weiter zu entwickeln. Wir haben alles was wir brauchen.

Ohne die Zitadelle bleibt mir eigentlich nur noch die Magie.“

„Gibt es kein Backupsystem, für einen solchen Fall?“, frage Alice.

„Doch das gibt es. Für den Fall, dass die KI außer Kontrolle gerät, kann ich sie abschalten und manuell die Kontrolle über die Technologie übernehmen. Das wird aber nicht einfach werden. Ich müsste alle Außenposten reaktivieren, dann die Energiesonden umleiten und eine dimensionale Verschiebung erzeugen. Damit kann ich dann in die Zitadelle eindringen und dort die KI manuell abschalten.

Ich bin aber im Moment viel zu schwach, um mich gegen die internen Vermeidungssysteme der Zitadelle zur Wehr zu setzen. Zudem habe ich vor rund zweitausend Jahren alle Außenposten abgeschaltet und versiegelt. Ich benötige erst den Notfallschlüssel.“

„Wo ist dieser Schlüssel?“, fragte Carlisle.

„Der Schlüssel ist in New York. Bei meinem Broker.“

„Du hast einen Broker?“, stieß Jasper erstaunt hervor.

„Ja. Vor einigen Jahren war mir langweilig und ich habe mich mit der Böse beschäftigt. Nach ein paar Misserfolgen hatte ich den Dreh raus. Immer richtig zu tippen wurde schnell langweilig, also habe ich all meine Aktien einem Broker in die Hand gedrückt und ihm Anweisungen für die nächsten Jahre hinterlassen. Für mich war das nur ein Spiel zum Zeitvertreib.“

„Ist er ein Mensch?“, fragte Jake angefressen.

„Ja.“

„Weiß er wer und was du bist?“

„Ja und nein. Er weiß nur, dass ich Isaak heiße und einen seltsamen Nachnamen habe, Wächter.“

„Und dem hast du einen so wertvollen Gegenstand anvertraut?“

„Naja, das ist eine längere Geschichte“, meinte der Rotblonde ausweichend.

„Hattet ihr ein Verhältnis?“, wollte Jake wissen und versteifte sich. Allein diese Vorstellung ließ seinen Puls hochschnellen.

„Nein. So war das nicht. Seitdem ich zum Wächter wurde, hatte ich nie das Bedürfnis nach so etwas verspürt. Ich kann also mit Fug und Recht behaupten, als Wächter bin ich Jungfrau. Vor allem nachdem ich meinen Körper restrukturiert habe“, versicherte Isaak, der die angespannten Muskeln des anderen war genommen hatte.

Jake entspannte sich sofort. Diese Mitteilung gefiel ihm. „Und warum hast du ihm dann den Schlüssel gegeben?“

„Wir haben uns ein paar Mal getroffen und alles durchgesprochen, da habe ich beiläufig erwähnt, dass ich einen sicheren Ort suche. Er hat mich dann überredet den Gegenstand, er wusste nicht worum es sich handelte, in einer großen Bank zu deponieren. Nun, ich habe ihm auch den Schlüssel zu meinem Schließfach gegeben. Diese kleinen Dinger verliert man so schnell. Zudem sollte er nach meinen Anweisungen Artefakte erwerben“, versucht er sich zu rechtfertigen.

„Artefakte?“, fragte Bella irritiert.

„Ja, Artefakte der Zeit. Ich habe es mir zum Hobby gemacht historisch wertvolle Dinge zu sammeln. Bei meinem nächsten Besuch bei ihm wollte ich dann alles in die Zitadelle bringen, um es sicher aufzubewahren.“

„Also echt mal. In manchen Dingen bist du total weltfremd. Wir sollten da so schnell wie möglich hin und nach diesem Broker suchen“, meinte Jake und schüttelte den Kopf.

„Das wird eine weite Strecke zu Fuß“, sagte Isaak.

„Jap. Geht wohl nicht anderes“, gab Jake resigniert zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tomasu
2020-12-27T13:23:22+00:00 27.12.2020 14:23
jo, technik und ihre tücken

hab mich gerade gefragt ob die KI von dem Broker geknackt wurfe? nicht jeder Mensch hält sch an die Statuten seines Berufes.

na ja ich werde weiter lesen müssen wenn ich willes will wie es weiter geht ^^

TK
Antwort von:  Drachenlords
28.12.2020 09:24
Der Broker war es nicht
;P
das verrate ich mal.

MFG Drachenlords


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