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Geisterhafte Vergangenheit

von

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Folgenschwere Begegnung

Joyce war noch nie so unkonzentriert gewesen wie heute, deshalb hatte sie sich entschuldigt und von einer nahenden Grippe gesprochen, da sie schlecht die Wahrheit sagen konnte. Gengar hatte sie versichert, dass sie keine unüberlegten Sachen tun würde, doch mit dem nahenden Treffen wuchs auch ihre Angst, dass bei der Sache irgendetwas schief gehen würde. Immerhin kannte sie den Trainer nicht und wusste deshalb nicht, wie sie darauf reagieren sollte.

Seufzend blickte sie auf die Uhr und musste feststellen, dass es nur noch wenige Minuten dauern würde, ehe der Kurs beendet war. Sie saß noch im Studienzimmer, aber ihre Gedanken waren momentan teilweise bei Gengar, teilweise bei ‚xx‘.

Sie konnte und wollte Gengar nicht abgeben, deshalb hoffte sie, dass sie freundlich mit dem Trainer reden und denjenigen dann überzeugen konnte, dass es besser für beide wäre, wenn Gengar dort bleiben würde, wo er gerade war. Sie hatte zwar in nur 2 Wochen maximal einige Stunden mit dem Pokémon verbracht, aber sie fühlte sich seltsamerweise für es verantwortlich.

Auch wenn sie zugeben musste, dass sie mit dem Feuer spielte, immerhin war es ein gefährliches Geist-Pokémon und das hatte es ihr schon öfters zur Genüge gezeigt. Schauer liefen über ihren Rücken und sie musste sehr auf das Gesagte achten, damit ihre Notizen nicht zu viel unter ihrer Konzentrationslosigkeit litten.

Das Signal ertönte, das andeutete, dass die Stunde vorüber war und Joyce atmete – zum ersten Mal in diesem Semester – erleichtert auf. Nun hatten die Anwärterinnen ihre Mittagspause und konnten, wenn sie wollten, außerhalb der Akademie etwas in einem der zahlreichen Cafés oder Restaurants essen gehen. Es gab dennoch viele, die dort blieben und die eigens zubereiteten Sachen aßen. Joyce gehörte auch zu denen, aber heute würde sie mit einer Notlüge aus der Akademie gehen, um sich ‚Medikamente kaufen zu gehen‘.

Dass dieses ‚Medikamente kaufen gehen‘ in Wahrheit ein Treffen mit einem Trainer war, verschwieg sie jedem und so ging sie erhobenen Hauptes aus der Tür und schlug den Weg zur Apotheke ein, bog dann – außer Sichtweise der anderen – in die Seitengasse des Place Rose ein.

Ihr Herz klopfte fest in ihrer Brust und sie war ziemlich aufgeregt. Ihre Hände waren auch etwas feucht und sie fragte sich ob sie zu früh da war, denn sie fand niemanden vor. So schien es jedenfalls.

„Haben Sie es dabei?“, ertönte eine Stimme aus dem Schatten und Joyce zuckte erschrocken zusammen.

Sie konnte sich gerade noch davon abhalten nicht vor Schreck auf zu quietschen und versuchte die Gestalt auszumachen, doch leider erkannte sie Niemanden. Alleine die Ansprache zeigte ihr, dass sie auch genauso gut etwas Illegales hätte tun können.

„Entschuldigen Sie, aber meinen Sie mich?“, fragte sie nach, weil sie sich unwissend machen wollte und so vielleicht die Person erkennen konnte, obwohl sie die Einzige in der Gasse war.

„Tun Sie nicht so unwissend, ich habe sie mit meinem Gengar gesehen“, fauchte ihr die Stimme entgegen und ein wütend dreinschauender junger Mann erschien aus dem Schatten.

Seine Kleidung war schwarz, mit einem großen R darauf. Von irgendwoher kam ihr diese Kleidung bekannt vor. Auf seinen schwarzen Haaren saß eine schwarze Kappe und seine Beine stachen in grauen Schuhen und einer schwarzen Hosen. Abgerundet wurde die Kleidung mit grauen Handschuhen und einem Gürtel. Vielleicht sollte dieses rote R irgendetwas Spezielles bedeuten, aber ihr kam nicht sofort eine wirkliche Erklärung in den Sinn.

„Wo ist er?“ Joyce wurde bewusst, dass der Junge kein Kalos-Bewohner war, da seine Aussprache fremd auf sie wirkte, auch wenn sie verstand was er sagte.

Dennoch konnte er nicht von hier sein, zumal seine Kleidung auch darauf deuten ließ, dass er nicht in Illumina City wohnte. Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie diese Kleidung schon einmal gesehen hatte, in einem ihrer Bücher, welches sie zu Hause hatte. Höchstwahrscheinlich gehörte dieser Junge der Verbrecherbande ‚Team Rocket‘ an, obwohl die – laut Informationen des Buches – schon länger aufgelöst sein sollte.

 „Mir wäre es lieber, wenn Sie vielleicht etwas freundlicher nachfragen würden und die Bitte auch vervollständigen könnten.“ Joyce blieb weiterhin freundlich, immerhin konnte sie so den jungen Mann vielleicht etwas besänftigen.

Doch ein Blick zu ihm verriet ihr, dass er nicht gewillt war, sich freundlicher zu benehmen. Schlimmer noch, seine Finger glitten über seine Pokébälle und Joyce ging einen Schritt nach hinten. Sie hoffte, dass dies nur eine reflexartige Bewegung von dem Rüpel gewesen war, denn sonst war sie in großen Schwierigkeiten.

Sie schluckte, hob abwehrend die Hände vor sich und sprach: „Wissen Sie. Ich finde es schon etwas unverschämt von Ihnen, nach so langer Zeit plötzlich hier aufzutauchen und Ihr Pokémon zurückzufordern. Immerhin haben Sie es länger als 6 Monate hiergelassen.“

Joyce war wütend und wusste, dass es keine gute Idee war dem anderen so zu antworten, aber sie war wirklich wütend und wollte wissen wieso das ganze passiert war.

„Ks! Hören Sie auf irgendwelches dummes Zeugs von sich zu geben. Denken Sie, ich werfe mein stärkstes Pokémon einfach so weg? Ihr seid doch alle dumm, wenn ihr das denkt. Ich liebe meine Pokémon und das kann mir keiner nehmen“, schrie der Rüpel und drückte auf einen seiner Pokébälle.

„Jetzt haben Sie mich wütend gemacht. Los Arbok! Setz Giftblick ein!“ Mit einem rasselnden Geräusch erschien Arbok aus seinem Ball und ließ ein ‚Arrrrbok‘ verlauten.

Joyce wich so weit sie konnte nach hinten aus und stieß mit der Schulter gegen die Hauswand und spürte wie ihr Herz immer schneller schlug. Der Blick von Arbok ließ sie erstarren und schwer atmen. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an, doch sie konnte nichts gegen die Paralyse tun.

Arboks Zunge glitt zischelnd aus seinem Maul und es kam immer näher. Joyces Atmung ging stoßweise und hektisch, doch es schien keiner in der Umgebung zu merken, dass irgendetwas Eigenartiges in dieser Gasse vor sich ging. Sie hätte am liebsten um Hilfe geschrien, doch sie konnte keinen Laut über die Lippen bringen. Es war schlimmer als Gengars Horrorblick.

„Arrrbok!“ Die Kobra kam immer näher und ihre Zunge verließ den Mund immer schneller und wilder.

Joyce hörte ihr eigenes Blut in den Ohren rauschen und bekam nur am Rande mit, wie der Rüpel sie wieder ansprach. Seine Worte konnte sie nicht wirklich verstehen, aber das, was sie von seinen Lippen ablesen konnte, hieß nichts Gutes.

‚Es wird schon noch kommen, machen Sie sich da keine Sorgen‘ konnte sie lesen und Joyce bekam es immer mehr mit der Angst zu tun. Wenn dies alles nur passierte, um Gengar aus seinem Versteck zu locken und es sich wieder unter den Nagel zu reißen, dann musste sie unbedingt etwas dagegen tun.

Sie versuchte ihre gelähmten Arme und Beine zu bewegen, doch wie ein Blitz zog sich die Paralyse über ihren ganzen Körper. Sie wollte vor Schmerz aufschreien, aber nur ein Keuchen entwich ihren Lippen. Sie wollte stark sein und nicht schon wieder in der Attacke eines Pokémons gefangen sein, doch ihr Körper ließ es zu, dass sie wieder gelähmt war.

Die Umgebung kühlte rapide um einige Grad ab und Joyce riss ihre Augen perplex auf. Sie kannte dieses Gefühl, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Es sollte nicht kommen! Das hier war doch sicherlich nur eine Falle des Trainers, um es wieder einzufangen.

Mit aller Kraft versuchte sie ihre Paralyse zu überwinden, doch es gelang ihr nur halb. Zitternd stand sie da und drehte ihren Kopf zum Schatten hin, der sich bewegt hatte. Ihre Stimmte wollte noch immer nicht wie sie, deshalb konnte sie das Pokémon nicht warnen.

Ein leises, langgezogenes Lachen schien in ihrem Kopf zu sein und sie fühlte sich immer unwohler. Sie kannte das Gefühl und es konnte nur etwas sein, das diese Gefühle in ihre auslöste. Gengar musste hier sein und kämpfen wollen. Zumindest wirkte es so auf sie.

Das Lachen schwoll an und der Rüpel grinste triumphierend in Joyces Richtung, aber just in dem Moment schwebte Gengar mit seinem Schlecker auf das Arbok zu und hatte so die volle Aufmerksamkeit der beiden Menschen.

Joyce, wie sie leicht erbost und ängstlich zuschaute und den Rocket-Rüpel, der wütend und genervt auf sein ehemaliges Team-Mitglied schaute.

„Was soll das Gengar?! Erkennst du deinen eigenen Trainer nicht mehr? Los, zurück in deinen Ba-“, knirschte der Rüpel hervor, doch als er nach dem Pokéball von Gengar greifen wollte, war dort nichts.

Fluchend ging er einen Schritt nach hinten und zeigte mit dem Finger auf Arbok. Ohne etwas sagen zu müssen, glitt das große Schlangen-Pokémon vor seinen Trainer, um ihn zu verteidigen und blickte konzentriert auf seinen ehemaligen Kumpanen.

Das Zischeln wurde immer lauter und das Lachen immer grausiger und langgezogener. Beide machten keine Anstalten, als erster angreifen zu wollen, doch die Spannung, die in der Luft hing, war zum Greifen nahe. Man konnte die Anspannung in den Gesichtern der beiden Pokémon erkennen und auch die beiden Menschen, die dort standen, wirkten alles andere als entspannt.

Joyce versuchte mit all ihrer Kraft gegen die Paralyse anzukämpfen, doch es trieb ihr nur den Schweiß auf die Stirn und ihr Herz raste immer schneller. Ihr Atem ging auch hektischer und sie hatte das Gefühl, die Schmerzen der elektrisierenden Paralyse würden sie in den Wahnsinn treiben. Der Rüpel beachtete sie überhaupt nicht, sondern feuerte sein Arbok an.

Langsam formten sich bei beiden Pokémon Attacken. Gengar ließ einen Spukball auftauchen und Arbok präparierte alles für eine Matschbombe. Beide wollten zuerst angreifen, doch keiner hatte die Überhand. Zeitgleich griffen sie sich an und stoben dann wieder wütend auseinander. Beide waren verletzt worden und es zerriss Joyce das Herz.

Es machte sie überaus wütend, nichts gegen den Kampf zu machen. Auch wenn sie keine Trainerin war und das Adrenalin, das in den Venen pumpt nicht nachvollziehen konnte, so hatte die Anspannung sie völlig im Griff. Sie spürte, wie die Paralyse langsam ihren Körper wieder losließ und fiel erst einmal vor Erschöpfung auf die Knie.

Keuchend blickte sie zu Boden, weil die tanzenden Flecke vor ihren Augen ihr ein fokussiertes Sehen nicht ermöglichten. Die Kampfgeräusche hatten einige Schaulustige angelockt, aber keiner wollte eingreifen. Ihr Blick ging kurz umher, doch alles drehte sich und sie spürte, wie ihr übel wurde.

„Los Arbok, setz Knirscher ein!“, hörte sie den Rüpel schreien.

Wie in Zeitlupe drehte sie sich zu den beiden Pokémon um und sah wie Gengar der Attacke auswich. Es hatte sich etwas in seinem Blick verändert, doch Joyce konnte nicht genau erkennen um was es sich da handelte. Vielleicht setzte er auch nur Horrorblick ein.

„Nicht… weitermachen…“ Ihre Stimme glich nur einem Flüstern und es fiel ihr noch immer schwer sich auf die Beine zu ziehen.

Doch sie tat es um Gengar davon abzuhalten, weiter verletzt zu werden. Das Arbok hatte sogar auch ihr Mitleid, obwohl es ihrem Freund momentan wehtat. Langsam torkelte sie zum Kampfgeschehen und sah alles noch immer doppelt und dreifach. Der Rüpel hatte ihre Aufforderung nicht gehört und er attackierte sein eigenes Pokémon mit weiteren Attacken.

„Stop“, versuchte es Joyce noch einmal und torkelte zwischen Arbok und Gengar.

Sie hatte das Gengar hinter sich und bereute ihre Entscheidung keinen Moment. Durch die Punkte vor ihren Augen hatte sie nicht gesehen, dass das Gengar einen Angriff gestartet hatte und nun mit voller Geschwindigkeit in ihre Richtung stob. Das Arbok schlängelte zischelnd nach hinten und Joyce fragte sich im ersten Moment wieso. Doch dann verstand sie.

Der Schmerz, der durch ihren Körper fuhr, zeigte ihr, dass sie von einer Attacke getroffen wurde. Sie versuchte zu ermitteln, um welche es sich handelte, doch sie konnte wegen dem kraftvollen und pochenden Schmerz keinen klaren Gedanken fassen. Geschwächt torkelte sie langsam zur Seite und spürte, wie sie von zwei Armen aufgefangen wurde.

Der Rüpel hatte sie aufgefangen und blickte sie mit vor Schreck geöffneten Augen an. Sie wollte noch irgendetwas sagen, aber es kam wieder nichts über ihre Lippen. Der Blick in seinen Augen und die angsterfüllten Schreie um sie herum waren das letzte was sie hörte, ehe sie in ein dunkles Loch fiel.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiss nicht genau, was beim letzten Abschnitt geschah, aber - sollte er anders sein, als die anderen - ich entschuldige dieses kleine Problem. Komplett anzeigen

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