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Der Wert eines Lebens

[Kirito-centric]
von

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Prelude: The slaughter


 

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Prelude: The slaughter

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Aincrad, 32. Ebene - 31.12.2023 - 17:43 Uhr
 

Sie ahnten nicht, dass der Tod sie erwartete. Ohne zu bemerken, wie er sich näherte, scherzten sie miteinander, ja lachten beinahe vollkommen sorglos. Ein paar Minuten früher hatten sie noch gemeinsam Monster gefarmt. Jetzt hatten sie eine Pause eingelegt, um sich zu heilen, auszuruhen und etwas zu essen. Er hatte die kleine Gilde bereits einige Zeit beobachten lassen, aber sie nun vor sich zu haben war etwas anderes. Sein Mund verzog sich zu einem herablassenden Lächeln, während seine Augen gierig aufblitzten. Die Spieler, er zählte zwölf, glaubten vorübergehend in Sicherheit zu sein, weil sie sich aus dem gefährlichen Gebiet zurück gezogen und zwei Wachen aufgestellt hatten, die die Gegend nach auftauchenden Monstern absuchten. Allerdings… Allerdings rechneten sie nicht im Entferntesten damit, dass es eine Gefahr für sie geben könnte, die nicht von Monstern ausging.
 

Kurz blickte er nach links, wo er seinen Untergebenen signalisierte, zu warten. Ein letztes Mal ließ er den Blick über die kleine Gilde schweifen, doch die Spieler hatten noch immer nichts bemerkt. Narren. Er raffte seinen schwarzen Umhang, zog die Kapuze tief ins Gesicht und trat dann aus dem Schatten der Bäume. Gemächlich, aber dennoch gewand wie eine Raubkatze näherte er sich der Gruppe. Erst nach sieben Metern bemerkte ihn eine der Wachen. „He!” Es war ein Mann mit mittelbraunen Haar und einer muskulösen Statur. Er wirkte aufmerksam, entspannte sich aber, als er erkannte, dass es sich bei ihm nicht um ein Monster handelte. Doch dessen Ausruf brachte ihm endlich die gewünschte Aufmerksamkeit der anderen Spieler ein.
 

„Oh.“, entfuhr es einem älteren Spieler, der ein Breitschwert auf dem Rücken trug und bis dahin auf einem Baumstumpf gesessen hatte. Er war komplett in eine Lederrüstung von besserer Qualität gekleidet, die ein Indiz dafür war, dass es sich bei ihm scheinbar um den Spieler mit dem höchsten Level handelte. Vermutlich der Anführer der Gilde. Allerdings befanden sie sich lediglich auf der 32. Ebene, während die Front bereits auf der 49. Ebene angelangt war und momentan an der 50. arbeitete. Er selbst und seine Leute, die sich im Schatten der Bäume am Rande der Lichtung verbargen, konnten es mühelos mit jedem dieser Amateure aufnehmen.
 

Der Anführer der Gilde strich einem kleinen Mädchen sachte über den Kopf und erhob sich dann. Wie er bemerkte, hatte er eine recht athletische Figur, was darauf hin deutete, dass er in der realen Welt offenbar viel Sport getrieben hatte. Ungewöhnlich für einen Gamer. Vermutlich war Sword Art Online also das erste Onlinespiel, das er spielte. Pech für ihn. Dass er es mit seiner Gilde trotzdem bis auf die mittleren Ebenen geschafft hatte, deutete zumindest von einem gewissen Talent.
 

„Hallo“, sagte der Mann freundlich, als er auf ihn zukam. „Willst du dich uns anschließen? Zumindest einige von uns hatten vor heute noch ein oder zwei Level aufzusteigen.“ Er antwortete nicht. Sichtlich irritiert deutete der Anführer der Gilde hinter sich. „Wir haben auch noch etwas zu essen. Da es zu viel für uns alle ist und bald ohnehin die Haltbarkeit abläuft, sollten wir keine Schwierigkeiten haben, noch jemanden satt zu kriegen. Ich bin übrigens Klev und das ist meine Gilde Leviathan.“ Er hielt ihm die Hand hin, als erwarte er einen freundschaftlichen Händedruck. Doch dazu kam es nicht. Schneller als Klev damit gerechnet hatte, schnellte seine rechte Hand unter dem Umhang hervor, packte Klevs Hand und zog ihm mit einem kräftigen Ruck zu sich hin. Im gleichen Augenblick drang sein Dolch, der fast so lang, wie ein Schlachtermesser war, durch die Lederrüstung in Klev’s Brustkorb ein. Es ging so schnell, dass Klev nicht einmal die Chance hatte sein Breitschwert auch nur zu berühren.
 

In Sword Art Online gab es kein Blut. Stattdessen drangen aus der Wunde rote Pixel, während Klev’s HP-Leiste in einer ungeheuren Geschwindigkeit sank. Sein Opfer stieß einen Schmerzensschrei aus, griff mit der freien Hand nach dem Dolch, aber der saß schon zu tief. Als er einen Blick auf seine HP-Leiste warf, die mittlerweile im gelben Bereich angekommen war, verfiel er in Panik. Mit aller Macht versuchte er Abstand zwischen sich und den Angreifer zu bringen, doch nun zeigte sich ihr Levelunterschied deutlich. Es fiel ihm geradezu leicht Klev’s Fluchtversuche zu vereiteln.
 

„Klev!“ Endlich erwachte die Gilde Leviathan aus ihrer Starre. Das blanke Entsetzen, das sie für einen Moment in einen Schock versetzt hatte, wich dem Wunsch ihrem Anführer zu helfen. Die Wache, die ihn zuerst bemerkt hatte, zog ihr Schwert und stürzte in dem Augenblick auf ihn zu, als Klev’s HP-Leiste in den gefährlichen roten Bereich fiel.
 

„Warum?“, flüsterte Klev. „Dies ist ein Spiel“, antwortete er, „es ist ganz natürlich, dass es Spieler gibt, die sich auf Playerkill spezialisieren.“ Kurz bevor seine HP auf Null fielen, öffnete Klev ein letztes Mal den Mund. Ein einziges Wort entwich ihm: „Mörder.“
 

In der nächsten Sekunde löste sich der Anführer der Gilde Leviathan in unzählige Pixel auf. Sein Kamerad, der noch nach ihm die Hand ausgestreckt hatte, hatte lediglich Zeit seinem ersten Hieb auszuweichen, ehe er ihn mit dem zweiten traf. Was für ein Dummkopf gegen einen Nahkampfspezialisten auch nur einen Moment seine Deckung aufzugeben.
 

„Sanjiro!“, rief das kleine Mädchen entsetzt. „Verschwindet!“, brüllte Sanjiro zurück. „Das lasse ich nicht zu.“, flüsterte er ihm zu und hob die Hand. Augenblicklich traten achtzehn seiner Gildenmitglieder zwischen den Bäumen hervor. Über jedem von ihnen schwebte ein orangefarbenes Icon. Sanjiro’s Gesichtsausdruck wechselte zu Verzweiflung, als er erkannte, dass sie eingekreist und zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen waren. Umso fester umklammerte er sein Schwert, ehe er ihm fest in die Augen sah. „So leicht sterben wir nicht.“
 

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, ragte ein Schwert aus seinem Brustkorb, das seine Rüstung glatt durchstoßen hatte und so dünn war, dass es ohne Probleme, dennoch Sanjiro genau ins Herz traf. Von einen auf den anderen Moment fielen seine HP um die Hälfte.
 

„Scheint doch schneller zu gehen, als gedacht, hm?“, lachte hinter ihm Red-eyed XaXa. „Ich habe noch kein Signal zum Angriff gegeben“, erklärte er XaXa, der seinem kalten Blick erstaunlich gelassen entgegen nahm. „Aber PoH-sama, Ihr könnt doch nicht nur allein den ganzen Spaß haben. Lasst wenigstens noch ein oder zwei für Johnny, mich und die anderen übrig.“ „Gib‘ mir keine Befehle, sonst töte ich dich.“, entgegnete PoH, hob den Dolch und ließ ihn auf Sanjiro niedersausen. Der mächtige Hieb beraubte ihm der anderen Hälfte seiner HP und leerte seine HP-Leiste binnen fünf Sekunden.
 

Sanjiro, der in den letzten Sekunden seines Lebens wusste, dass er sterben würde, sah ihn flehentlich an. Mit seinem Tod hatte er sich abgefunden, das konnte er erkennen und dafür zollte er dem Mann Respekt – allerdings klammerte er sich verzweifelt an die Hoffnung noch irgendetwas erreichen zu können. In dem Moment, in dem PoH in Sanjiros Augen sah, erkannte er dessen komplettes Wesen. Sanjiro war entblößt. Er brachte ihm seine Seele dar und wusste zugleich, dass er, PoH, die größte Macht erlangte, die ein Mensch über einen anderen haben konnte. Sein Opfer wusste, dass es sinnlos war. Er wusste, dass es unmöglich war und dennoch … Dennoch flehte er.
 

„L…lasst w…wenigstens m… meine Freunde am Leben.“
 

Verächtlich blickte PoH auf den Gefallenen. Ein Schwächling, der sich den Gesetzen dieser Welt gebeugt hatte und nicht nach seinen eigenen lebte. „Warum sollten wir das wohl tun?“, fragte PoH ihn, während hinter ihm das Schlachten begann. Sanjiro blickte ein letztes Mal zu ihm auf. Verzweiflung. Entsetzen. Angst. Alles zugleich. Eine einzige Träne rollte über sein Gesicht, bevor er verschwand. Doch Sanjiros Schmerz kümmerte PoH nicht. Dies hier … dies hier war wahre Macht. Und hatte Akihiko Kayaba Sword Art Online nicht gerade dafür erschaffen? Sein Mund verzog sich zu einem hämischen Grinsen, während er die Frage, die er Sanjiro gestellt hatte, selbst beantwortete.
 

„Ihr seid Zeugen, wie die erste rote Gilde Aincrads geboren wird: Laughing Coffin.“


 

Part I: The search


 

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Part 1: The search

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Aincrad, 49. Ebene, 31.12.2023, 22:13 Uhr
 

Hätte ich mich nicht am 6. November 2022 in das Virtuelle Mehrspieler-Rollenspiel Sword Art Online eingeloggt, hätte ich heute mit meiner Familie Sylvester gefeiert. Stattdessen beteiligte ich mich am Kampf gegen den Boss auf der 49. Ebene der fliegenden Festung Aincrad.
 

„Hey, Kirito! Pass auf!“, hörte ich Klein hinter mir. Keinen Moment zu früh, hechtete ich nach links und entging knapp einem Angriff. Noch im Fallen fing ich mich, fand einen festen Stand und hob mein Schwert. Während Klein und seine Gildenmitglieder von Fuurinkazan den nächsten Angriff blockten, verschaffte ich mir einen Überblick. Die Situation in diesem Bosskampf war eine der schlimmsten, die ich in all den vorherigen Kämpfen auf den bereits eroberten unteren Ebenen je erlebt hatte.
 

Der Boss „The sleeper“ war der erste Drache, der in Aincrad über einen Bossraum wachte. In den MMORPG-Spielen, die ich vor Sword Art Online gespielt hatte, war man früher oder später immer über einen Drachen gestolpert. Diese Kämpfe hatte ich immer als die aufregendsten und spannendsten in Erinnerung, sodass ich mich gefreut hatte, wenn es einen solchen Boss gab. Jetzt sah die Sache anders aus. Denn wenn hier meine HP auf Null fielen, würde das NerveGear in der realen Welt mein Gehirn zerstören und mein Leben beenden.
 

Der Bosskampf der 49. Ebene hatte gleich mit einer Überraschung begonnen, denn anders als bei den vorherigen Bosskämpfen, hatte „The sleeper“ zusammengerollt vor dem Durchgang zur nächsten Ebene geschlafen. Wie es nicht anders zu erwarten war, war er dennoch aufgewacht – und zwar mit einem so atemraubenden Angriff, dass er von sämtlichen Spielern die Hälfte ihrer HP reduziert hatte. Vermutlich hatte es deswegen auch keine anderen Diener gegeben. Diejenigen, die den ersten Angriff besser verkraftet hatten, hatten daraufhin den Drachen in Schach gehalten, ehe die anderen ihre Heiltränke benutzen konnten.
 

„Ha!“ Bevor ich wieder mein Schwert gehoben hatte, registrierte ich aus den Augenwinkeln einen blitzschnellen Angriff. Der Rapier Skill Star Splash traf den Drachen achtmal kurz hintereinander in die Seite. Die Angreiferin war niemand anderes als die Vizekommandantin der Blutritter, Asuna, der Blitz. „Switch!“, schrie Asuna und tauschte mit einem ihrer Gildenmitglieder den Platz. Die Ritter des Blutschwurs machten etwa ein Drittel des Angriffstrupps aus. Die anderen zwei Drittel bestanden aus Topgilden der Front, wie der heiligen Drachenallianz und Einzelspielern wie mir.
 

Während Asuna und ihre Gilde es irgendwie schafften, den Drachen in Schach zu halten, warf ich einen Blick auf dessen HP. Es war noch eine der fünf Lebensleisten übrig, die unter Asunas Angriff erstaunlich schnell zusammen schrumpfte, allerdings … allerdings lag genau da das Problem. Wie es eigentlich auf der Hälfte des Spiels nicht anders zu erwarten war, hatte „The sleeper“ das frustrierende Feature sich jedes Mal selbst zu heilen, wenn seine HP in den roten Bereich fielen. Dieses Phänomen hatten wir nun schon drei Mal durch gemacht und noch hatte keiner der Spieler irgendeine Idee gehabt, wie man diesen Spezialeffekt zunichtemachen konnte. Oder musste man einfach immer weiter machen, ehe man irgendwann den passenden Zeitpunkt erwischte?
 

Zeitpunkt! Das war es! Der Weg um diesen Boss zu besiegen, war das Timing abzustimmen. Kurz bevor die Spezialfähigkeit einsetzte, musste man dem Drachen so viel Schaden zufügen, sodass selbst seine Selbstheilung den Schaden nicht mehr kompensieren konnte. Und dann … würden wir „The sleeper“ zurück in den ewigen Schlaf schicken.
 

„Verdammtes Vieh!“, fluchte Klein neben mir, „hat so einen Namen und musste natürlich aufwachen.“ Ich warf ihm einen Blick zu, der so viel bedeutete, wie: Was hast du denn erwartet? Natürlich würde der Boss aufwachen, wenn man den Bossraum betrat. Allerdings war es ein außergewöhnlich fürchterlicher Anblick den obsidianschwarzen Drachen, der bis dato zusammen gerollt geschlafen hatte, mit einem schrecklichen Gebrüll aufwachen zu sehen.
 

„Klein!“, rief ich, „ich habe eine Idee! Verschafft mir eine Chance zum Angriff, ehe er sich regeneriert!“ Das brachte mir einen skeptischen Blick von Klein ein. „Wehe, das ist wieder so ein verrückter Plan, wie damals als du-“ „Mach einfach!“ „Dafür habe ich aber einen bei dir gut, Kirito!“, rief Klein, als er sein Katana zog und gemeinsam mit seiner Gilde die heilige Drachenallianz beim Angriff ablöste.
 

Klein war einer von zehn Spielern in Sword Art Online, die den Extraskill „Katana“ besaßen, und diesen Vorteil nutzte er gnadenlos aus. Während seine Gilde „The sleeper“ angriff, der sich nun zum vierten Mal regeneriert hatte, aktivierte Klein den Skill Whirlwind. Ein Angriff, der zwar einige Zeit zum Aufladen brauchte, aber im Anschluss so schnell war, dass das menschliche Auge ihm kaum folgen konnte. Alles was ich ausmachen konnte, ehe Klein sich auf den Boss stürzte, war ein von links unten nach rechts oben geführter Schlag, der es sogar schaffte den Drachen ein paar Meter zurück zu schleudern. Dieser stieß ein wütendes Brüllen aus, öffnete die mitternachtsschwarzen Flügel und schlug mit dem gepanzerten Schwanz nach Klein und erwischte ihn im Fallen. Klein stieß einen Schrei aus, hatte aber noch genug HP, während die Lebensleiste von „The sleeper“ unter dem gemeinsamen Angriff der Gilde Fuurinkazan zum fünften Mal bis kurz vor den roten Bereich sank. Jetzt!
 

Ich hob mein Schwert auf Schulterhöhe und aktivierte den Skill Sonic Leap. „Klein!“, rief ich, „Switch!“ Blitzschnell tauschte ich mit ihm den Platz, brachte so Klein außer Reichweite und traf „The Sleeper“ mit einem Diagonalschlag mitten im Sprung, ehe der seine Spezialfähigkeit aktivieren konnte. Endlich fielen seine HP auf Null und er zerbarst in tausende kleine Lichtpartikel. Im nächsten Moment erschien der Schriftzug „Congratulations“. Erschöpft ließ ich mich auf den Boden sinken, während die Frontspieler um mich herum in Jubel ausbrachen. Jemand von der heiligen Drachenallianz war sogar schon losgegangen um das Teleport-Gate zu aktivieren.
 

„Was war das denn für ein Plan, Kirito?!“, empörte sich Klein hinter mir. „Willst du, dass ich drauf gehe, oder was?“ Ich sah zu Klein auf. „Mein Plan ist doch aufgegangen, oder?“, entgegnete ich. „Plan, ha! Für mich sah das eher nach einem Selbstmordversuch aus und dann hast du auch noch den Last-Hit-Bonus bekommen.” Erst jetzt achtete ich auf das Fenster, das sich vor mir geöffnet hatte. Es waren drei Nachrichten zu lesen. Erstens: Last-Hit-Bonus erhalten. Zweitens: Level 73 erreicht und drittens war unter den erhaltenen Items ein Name aufgeführt: „Elucidator“. Irritiert berührte ich den Namen auf dem Display.
 

In meinen Händen manifestierte sich ein pechschwarzes Schwert. Hinter mir hörte ich Klein etwas murren, das verdächtig nach ‚Das ist Leben ist unfair‘ klang. Ich achtete nicht auf ihn und berührte die Waffe, woraufhin das Infofenster auftauchte. Ich zog scharf die Luft ein. So wie es aussah war Elucidator eine dieser seltenen Waffen, die man nur durch pures Glück erhielt. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte ich nicht mal den Namen dieser Waffe gehört und nun musste ich feststellen, dass das Schwert so mächtig war, dass ich es momentan nicht mal benutzen konnte. Seufzend fügte ich es meinem Inventar hinzu. Es würde eine ganze Weile dauern, bis ich es im Kampf einsetzen konnte und es war ohnehin keine gute Idee sofort mit einem Schwert zu kämpfen, mit dem man nicht vertraut war.
 

„Manchmal denke ich wirklich du bist verrückt“, riss mich Klein aus den Gedanken und hielt mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen. „Und dann wieder“, fuhr er fort, „ziehst du so ein Ding durch, auf das man nur kommen kann, wenn man entweder lebensmüde oder todesmutig ist. Trotzdem bin ich froh, dass wir bei diesen Bosskämpfen so einen Irren, wie dich dabei haben.“ Ich ergriff seine Hand und er zog mich hoch. „Vielen Dank auch“, entgegnete ich sarkastisch und war insgeheim doch froh, dass er so normal mit mir umging. Die meisten Frontkämpfer verachteten mich seit dem Bosskampf auf der ersten Ebene, nachdem ich mit meinem Wissen aus der Beta von Sword Art Online den ersten Boss „Ilfang the kobald lord“ besiegt und mich anschließend als „Beater“ bezeichnet hatte, was mir die Verachtung des Großteils der Front eingebracht hatte. Klein war einer der wenigen, die mich nicht hassten.
 

„Vielen Dank für eure Zusammenarbeit.“ Klein und ich wandten uns synchron zu dem Sprecher um. Es war Asuna. Sie schien zwar erschöpft zu sein, aber strahlte noch immer eine natürliche Selbstsicherheit aus, die ich in meinem Leben nur bei sehr wenigen Menschen beobachtet hatte. Da sie zudem mit ihren langen braunen Haar und ihrer schlanken Figur bildhübsch war, wurde sie von der gesamten Front respektiert und bewundert. Sozusagen war sie so etwas wie Aincrads Idol geworden. Asuna legte eine Hand auf das Heft ihres Rapiers.
 

„Nur durch unser Teamwork haben wir es geschafft, den Boss zu besiegen. Nun lasst uns den übrigen Spielern mitteilen, dass wir die 50. Ebene erreicht haben! Wir haben die Hälfte von Sword Art Online geschafft!“ Jubel brach aus und ein selbstzufriedenes Lächeln trat auf Asunas Gesicht, was ihre Augen regelrecht strahlen ließ. „Wir sehen uns beim nächsten Bosskampf“, verkündete sie. Damit drehte sie sich um und verschwand mit den Rittern des Blutschwurs im Gang, der zur 50. Ebene führte.
 

Asuna, die als Vizekommandantin der stärksten Gilde Aincrads einigen Einfluss hatte, übernahm in Bosskämpfen häufig die Führung. Teils, weil sie von allen, hauptsächlich männlichen Spielern, bewundert, teils weil sie eine ungeheuer starke Spielerin war und teils, weil man sich besser nicht mit Heathcliff, dem Kommandanten der Blutsritter anlegen wollte, wenn man erst einmal Asunas Rage überstanden hatte. Zu meiner eigenen Schande eckte ich bei den strategischen Vorbesprechungen vor den Bosskämpfen häufig mit ihr an, weil wir meist so unterschiedlicher Meinung waren, dass wir uns regelmäßig stritten. Es grenzte an ein Wunder, dass sie sich noch nicht bei Heathcliff über mich beschwert hatte.
 

„Lass uns gehen, Kirito. Zur Feier des Tages kannst du mich zum Abendessen einladen!“ „Hey, Moment mal!“, rief ich überrumpelt. Klein, der Asuna und den Blutsrittern bereits auf den Weg in die nächste Ebene gefolgt war, drehte sich nicht zu mir um und hob lediglich den Arm. „Hey, Klein! Das habe ich nie versprochen!”
 

Zu meinem Verdruss fand ich mich wenig später doch in einem NPC-geführten Restaurant wieder, wo ich Klein samt seiner Gilde Fuurinkazan das Abendessen ausgab. Sämtliche Col, die ich im Bosskampf gewonnen hatte, waren genauso schnell wieder verschwunden. Bald würden auch die anderen Spieler aus den unteren Ebenen eintreffen. Das Teleport-Gate brauchte immer etwa eine Stunde bis es aktiviert wurde und die übrigen Spieler die neue Ebene betreten konnten. Jedes Mal wurde die Aktivierung des Teleport-Gate mit Spannung erwartet und dementsprechend gefeiert. Da wir jetzt die 50. Ebene erreicht hatten, rechnete ich halb mit einer ausgelassenen Party. Nachdem wir gegessen hatten, hatte ich zwar aus dem Fenster des Restaurants einige Spieler gesehen, doch merkwürdiger Weise war die Stimmung alles andere als ausgelassen. Komisch.
 

In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Restaurant und eine kleine Gestalt huschte herein. Ich stutzte. Es war Argo, die Ratte, eine eher kleine Spielerin mit drei aufgemalten Schnurrhaaren auf jeder Wange und kurzen mittelbraunen Haaren. Argo war wohl die abgebrühteste Informantin in ganz Aincrad. Ich hatte sie bereits in den ersten Tagen getroffen, nachdem Kayaba Sword Art Online in ein Death Game verwandelt hatte und danach hatten wir regelmäßig Kontakt. Zudem war sie eine der wenigen Menschen, die ich in meine Freundesliste aufgenommen hatte und – wie ich eine Spielerin der Betaphase. Allerdings hatten wir noch nie darüber gesprochen. Ich wusste es einfach. Und fragen wollte ich sie erst recht nicht. Wenn ich nur daran dachte, wie viel Col ich schon an sie abgedrückt hatte … Allerdings stimmten ihre Informationen immer. Ich musste mich nur ziemlich zusammen reißen, dass ich ihr nicht bestimmte Fragen stellte, die im Endeffekt dazu führten, dass ich immer ärmer wurde.
 

Argo hielt an unserem Tisch an und setzte sich ungebeten dazu. „Ungewöhnlich dich in Gesellschaft anzutreffen, Kirito“, kam die Spielerin ohne Umschweife zum Thema. „Ungewöhnlich, dass du mich suchst“, gab ich ungerührt zurück. Argo beachtete den Seitenhieb nicht, musterte kurz Klein und seine Freunde und fuhr dann fort. „Allerdings können das, was ich dir erzählen will, auch deine …“ Sie zögerte und ich war mir meinem Status als Einzelspieler einmal mehr bewusst. „-Deine Kampfgefährten hören.“ Dieser Ausdruck zielte unweigerlich auf das Äußere Kleins und seiner Gilde ab. Jeder von ihnen hatte große Ähnlichkeit mit einem Samurai aus der Edozeit.
 

„Du gibst Informationen preis, ohne Geld dafür zu verlangen?!“, entfuhr es mir. Argo warf mir einen düsteren Blick zu. „Die Sache ist ernst, andernfalls würde ich dich ausnehmen wie eine Weihnachtsgans, schwarzer Schwertkämpfer.“ Klein runzelte irritiert die Stirn. „Etwas Ernstes? Wir haben den Boss doch besiegt.” “Es geht weder um einen Boss, noch um andere Monster. Ich bin gekommen, um euch zu warnen.“ Wortlos rief sie ihr Ausrüstungsfenster auf und entnahm ihrem Inventar einen Nachrichtenwiedergabekristall. Augenblicklich versteifte ich mich. Dieses Item hatte ich vor nicht einmal einer Woche gesehen und damals hatte er mir nur Schmerz gebracht. Argo drückte den Wiedergabeknopf. Eine Stimme, die ich noch nie gehört hatte ertönte.
 

„Spieler von Sword Art Online, Akihiko Kayaba.“ Letzterer Name wurde beinahe spöttisch ausgesprochen. „Am heutigen Tag, Sylvester des Jahres 2023, fanden die Mitglieder der Gilde Leviathan auf der 32. Ebene den Tod. Doch sie wurden keine Opfer von Monster. Auch, wenn man sagen könnte, dass Sword Art Online sie auf dem Gewissen hat“. Ein amüsiertes Lachen erklang, das mir einen Schauer über den Rücken jagte. „Sie haben tapfer gekämpft“, fuhr der Sprecher fort, „doch gegen die rote Gilde ‚Laughing Coffin‘, meine Gilde, hatten sie keine Chance. Das Spiel erlaubt Playerkill, also werden wir das Spiel nach diesen Regeln spielen. Die Gilde Leviathan ist tot und andere werden folgen. It’s showtime!“
 

Die Nachricht endete und ich starrte fassungslos auf den Kristall, der sich noch einmal um sich selbst drehte, ehe er mit einem sanften Geräusch auf den Tisch fiel. Klein war der Erste, der die Sprache wiederfand. „Playerkill?“ „So ist es”, antwortete Argo. “Jeder Informant, der etwas auf sich hält, hat einen dieser Kristalle zugeschickt bekommen. Nachdem ich meinen erhalten habe, bin ich sofort in die Stadt der Anfänge gegangen und habe auf dem Monument des Lebens nach den Namen der Gilde gesucht. … Jeder einzelne war ausgestrichen. Beim Grund des Todes stand-“ Argo hielt kurz inne und sah dann jedem von uns in die Augen.
 

„Mord.“
 

„Wieso sollte ein Spieler einen anderen umbringen wollen?“, fragte ich sprachlos. In Gedanken war ich bei Sachi und meiner alten Gilde, den schwarzen Katzen. Sie waren durch eine Falle in einem Dungeon umgekommen. Noch immer verfolgte mich die Schuld an ihrem Tod. Umso unglaublicher klang es, dass es nun Spieler geben sollte, die es darauf anlegten, andere zu töten.
 

„Ganz einfach“, antwortete Klein auf meine Frage, „sie sind entweder vollkommen irre geworden oder haben Spaß daran andere zu töten. Und jegliche Schuld fällt auf Akihiko Kayaba zurück, der Sword Art Online in ein Death Game verwandelt hat.“ Spaß am Töten! Was war daran spaßig? Die schwebende Festung Aincrad, die eigentlich der Traum eines jeden Gamers gewesen wäre, hatte sich am 6. November 2022 für alle Spieler in einen Albtraum verwandelt. Während unser Geist in Sword Art Online gefangen war, lagen unsere Körper in der realen Welt im Koma und in jeder einzigen Sekunde, die wir das Spiel spielten, schwebten wir in Lebensgefahr. Wie konnte es Spieler geben, die Spaß daran fanden mit diesem Wissen Playerkill zu begehen? In Online Games, die ich vor SAO gespielt hatte, war es zwar nicht unüblich gewesen, mal den Bösewicht zu geben und andere Spieler zu töten, doch dies hier war kein Spiel mehr. Wie Akihiko Kayaba einst gesagt hatte, war Sword Art Online kein Spiel, das dafür gedacht war, es zu spielen. Erst viel später war mir die wahre Bedeutung dieser Worte aufgegangen.
 

„Nachdem die Informanten die Nachricht erhalten hatten, haben wir umgehend die Front benachrichtigt, die eine Abordnung von Frontkämpfern in die 32. Ebene geschickt haben, um den Vorfall zu untersuchen. Schon am Teleport-Gate haben sie ein Papier mit diesem Gildenabzeichen gefunden.“ Argo manipulierte erneut ihr Inventar und rief eine Kopie des gerade beschriebenen auf. Das Gildenabzeichen zeigte einen lachenden Sarg, wie es schon der Gildenname vermuten ließ. „Sobald ihr einen Spieler mit diesem Wappen seht, rechnet damit, dass er euch töten will“, sagte Argo, „dies ist kein Scherz. Die Gilde scheint spurlos verschwunden zu sein, sie könnten also überall sein. Die Suche war auch mit erfahrenen Frontkämpfern völlig erfolglos.“ Diesen Worten folgte erneutes Schweigen. Allerdings …
 

„So einfach sterbe ich nicht“, erklärte ich. „Gerade du als Einzelspieler solltest vorsichtig sein, Kirito“, unterbrach mich Argo. „Ich kann auf mich selbst aufpassen.“ Damit stand ich auf. Ich würde nicht sterben. Ich würde nicht gegen Sword Art Online verlieren und ich würde in die reale Welt zurück kehren. Doch bis dahin war es noch ein langer Weg und der Gedanke an die rote Gilde ließ mir die ganze Nacht keine Ruhe.
 


 

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Aincrad, 56. Ebene, 14.08.2024, 14: 36 Uhr
 

Ich hatte lange nicht mehr an den Vorfall an Sylvester des Jahres 2023 gedacht. Auch, wenn ich den drei Führern der roten Gilde „Laughing Coffin“ vor gar nicht allzu langer Zeit in der Nacht des 23. Aprils selbst begegnet war. Die unvermeidliche Auseinandersetzung hatte ich damals nur verhindern können, weil ich Klein bereits eine Nachricht geschickt hatte, damit dieser mir mit 50 Frontkämpfern zu Hilfe kommen sollte. PoH, der Gildenführer von Laughing Coffin, war so klug gewesen, sich zurück zu ziehen. Dennoch … die Aussicht gegen sie kämpfen zu müssen, jagte mir auch noch nach Monaten einen kalten Schauer über den Rücken. Die Erinnerung an ihre Gier zum Töten, begleitete mich mit jedem Spieler, den ich nicht retten konnte. Mit jeder Nachricht über neue Morde. Mit jeder neuen Form des Playerkills, den diese Schlächter sich ausdachten.
 

Seit Bekanntwerden der Aktivitäten der roten Gilde am Neujahrstag des Jahres 2024, hatte „Laughing Coffin“ bereits hunderte Spieler auf die grauenhaftesten Arten getötet. Wobei sie sich anscheinend auf die Herstellung von Lähmungsgift spezialisiert hatten, das den Tod des Opfers qualvoll heraus zögerte.
 

Gleichzeitig hatte die Front die Suche nach dem Gildenhauptquartier intensiviert. Alle Frontkämpfer, die gerade nicht im Dungeon der aktuellen Ebene, der 73., kämpften, waren zur Suche abkommandiert. Doch die Zeit verstrich und während die Gilde immer mehr Morde beging, verlief die Suche aussichtslos. Wie viele Ebenen auch durchkämmt wurden, es schien nicht die geringste Spur zu geben. Und wenn es scheinbar doch eine gegeben hatte, verschwanden Frontkämpfer ebenso plötzlich wie ihre Namen auf dem Monument des Lebens.
 

Deswegen hatte es mich überrascht, als ich eine verschlüsselte Nachricht der heiligen Drachenallianz erhalten hatte, die – nachdem ich sie endlich geknackt hatte – eine Aufforderung war, mich sofort in dessen Hauptquartier einzufinden. Normalerweise hätte ich so eine Nachricht ignoriert, denn ich hatte kein unbedingt gutes Verhältnis zu dieser Gilde. Neben der Beendigung des Spiels ging es ihnen nur darum als stärkste Gilde Aincrads angesehen zu werden, was zu einer einseitigen Rivalität mit den Rittern des Blutschwurs geführt hatte, die tatsächlich die stärkste Gilde Aincrads war, obwohl die heilige Drachenallianz mehr als doppelt so viele Mitglieder hatte. Doch im Gegensatz zu Asunas Gilde, teilten sie Informationen nicht mit den übrigen Spielern und hatten sogar ihre eigenen Jagdgebiete – vorzugsweise mit Monstern, die viel Erfahrung brachten -, die anderen Spielern nicht zugänglich waren. In der Vergangenheit hatten sie mich mehrfach eingeladen, ihrer Gilde beizutreten, doch ich hatte jedes Mal abgelehnt. Nicht aus Prinzip, was bei anderen Gelegenheiten der Fall gewesen war, sondern schlicht und ergreifend, weil ich ihre Methoden nicht mochte. Der einzige Grund, warum ich mich jetzt dennoch auf dem Weg in ihr Hauptquartier befand, war das Datum in der Nachricht gewesen: der 31.12.2023.
 

Im Vergleich zu der übrigen geschwollenen Rede, wirkte es fast unscheinbar und doch war es das, was mich am meisten an dieser Nachricht alarmiert hatte. Jeder Spieler brachte mit diesem Tag nur ein einziges Ereignis in Verbindung: Die ersten Morde in Sword Art Online. Zwar hatte die Front an diesem Tag auch die 50. Ebene erreicht und ich mein Schwert Elucidator, das jetzt griffbereit über meiner Schulter hing, erhalten, doch all das war in den Hintergrund gerückt, als die Neuigkeiten über Laughing Coffin bekannt geworden waren. Zugleich war es auch der einzige Tag gewesen, an dem das Erreichen einer neuen Ebene nicht von den Spielern gefeiert wurde. Ich konnte es verstehen. Wem würde mit einer solchen Nachricht im Magen schon zum Feiern zumute sein? Die Gründung einer roten Gilde bedeutete, dass man nirgendwo außer in den sicheren Zonen mehr sicher war. Nicht von Monstern, sondern von Spielern. Die Neuigkeit über die Gründung von „Laughing Coffin“ hatte zudem zunehmendes Misstrauen unter den Spielern hervor gebracht. Keiner traute mehr einem anderen, was den Zusammenhalt, der eigentlich zur Verteidigung gegen diese Gilde notwendig gewesen, weiter schwächte. Ich war wirklich gespannt, was die heilige Drachenallianz herausgefunden zu haben glaubte.
 

Nachdem ich drei weitere Straßen hinter mich gebracht hatte, tauchte das gewaltige Hauptquartier endlich vor mir auf. Es war ein protziges Gebäude, das eher wie eine kleine Festung, denn wie ein Gildenversammlungshaus aussah. Es hatte ein imposantes Eingangstor und das Gebäude selbst ragte gut zwanzig Meter in die Höhe. Das Dach war mit roten Dachziegeln gedeckt und am Ende leicht geboten, was es einer chinesischen Pagode nicht unähnlich machte. Die Drachenskulptur auf dem Dachfirst tat ein Übriges. Außerdem wehte im Abstand von etwa zehn Metern jeweils eine riesige blaue Flagge, auf der das Gildenwappen abgebildet war: Ein silberner Drache, der über zwei gekreuzten Schwertern prangte.
 

Ein letztes Mal blickte ich zu dem imposanten Gebäude auf, dann ging ich zögernd durch das riesige Eingangstor. Kaum war ich fünf Meter gegangen, traten mir zwei Wachen in den Weg. „Zutritt für Unbefugte untersagt“, erklärte die erste Wache, ein massiger Mann mit zwei gekreuzten Streitäxten über dem Rücken, knapp. „Ich wurde herbestellt“, entgegnete ich ebenso kurz angebunden. „Glaub mir, ich verspüre nicht die Absicht lange zu bleiben.“ „Ich weiß von keinen Besuchern, die erwartet werden“, mischte sich die zweite Wache ein. Es war eine Frau, die im realen Leben etwa Mitte zwanzig gewesen wäre. Eine Studentin vielleicht. Sie musterte mich geringschätzig durch ihre Brille, die ihr ein strenges Aussehen verlieh, und packte zur Bekräftigung ihrer Worte ihre Lanze.
 

„Lass gut sein, Silaniel.“ Aus dem Gebäude trat ein Spieler, der mir wohl bekannt war. Vor nicht allzu langer Zeit hatten Asuna und ich ihm das Leben gerettet. Es war Schmitt. Er trug eine polierte Rüstung und wirkte so, als hätte er den Zusammenstoß mit „Laughing Coffin“ mittlerweile verdaut. Im Gegensatz zum nervlichen Wrack, das er zeitweilig gewesen war, strahlte er jetzt Selbstbewusstsein und Führungsstärke aus. „Was soll das, Schmitt?“, giftete Silaniel und schob sich ihre Brille zurecht. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir neuerdings einen Beater ins Hauptquartier einladen und-“ „Er gehört zu mir.“, unterbrach Schmitt sie scharf, „und vermutlich weißt du nicht mal, wen du vor dir hast, oder?“ Er überging Silaniels Schweigen und beantwortete seine Frage selbst. „Das hier-“, er deutete auf mich, „ist der stärkste Einzelspieler in ganz Aincrad. Wir können froh sein, dass er unserer Einladung überhaupt gefolgt ist.“
 

Kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, fühlte ich, wie ein seltsames Schamgefühl mich überkam. Sicher, vielleicht stimmte es. Ich war einer der stärksten Spieler, aber ich war es nur deshalb, weil ich die Erfahrung aus der Beta besaß und egoistisch genug war, um das Spiel nur nach meinen eigenen Regeln zu spielen. Ich war nicht wie Klein, der sich in erster Linie um seine Freunde sorgte und ich hatte auch nicht Asunas Führungsqualitäten. Ich war nichts weiter als ein Beater.
 

Silaniel warf mir noch einen letzten ungläubigen Blick zu und trat dann zur Seite. Ohne auf Schmitt zu warten ging ich an ihr vorbei und war froh, dass sie nicht erkannte, dass es sich bei mir um den schwarzen Schwertkämpfer, den Beater von der Front handelte. Denn dann wäre ihr Blick voller Verachtung gewesen.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst, Kirito“, griff Schmitt die Unterhaltung wieder auf. „Wegen der Heuchelei am Anfang der Nachricht bin ich bestimmt nicht gekommen.“, erklärte ich kurzangebunden.
 

„Ich weiß“, seufzte Schmitt, „Lind übertreibt manchmal etwas, aber im Grunde ist er ein guter Kerl, unser Anführer.“ Ich biss mir auf die Unterlippe, aber Schmitt bekam davon nichts mit. Unwillkürlich musste ich daran denken, wie Lind und ein paar seiner Gildenmitglieder mir und Kleins Gilde gefolgt waren, um selbst gegen den Eventboss „Nicholas the Renegade“ auf der 35. Ebene zu kämpfen und sich das seltene Item zu sichern. Lind war absolut berechnend und obwohl er es sich zur Aufgabe gemacht hatte Sword Art Online zu überleben, war er auf seinem Weg dorthin absolut kompromisslos und meist auf den eigenen Vorteil aus.
 

„Hast du mich eigentlich erwartet, Schmitt?“, wechselte ich abrupt das Thema. „Es wirkte so, als hättest du damit gerechnet, dass ich vor eurer Haustür stehe.“ Schmitt blieb vor dem riesigen Eingangstor stehen. Seine breiten Schultern wirkten plötzlich noch massiger und irgendwie kam es mir so vor, als ob er nervös geworden war. „Scharfsinnig, wie immer, was, Kirito?“ Angespannt trat ich einen Schritt zurück. Die Spielchen dieser Gilde würde ich nicht mitmachen und wenn ich noch so neugierig war. Meine Hand wanderte automatisch auf Schulterhöhe zu dem Heft meines Schwertes, als Schmitt sich umdrehte und beschwichtigend die Hände hob. „Hey! Entspann dich, Kirito! Wir wollen-“ “Auch schon da, Kirito?”
 

Die beiden Flügeltüren des Tores wurden von innen aufgestoßen und trafen Schmitt fast an den Hinterkopf. Im Türrahmen stand Argo, die spöttisch zu mir aufblickte und von Schmitt kaum Notiz war, obwohl es gewissermaßen seine vier Wände waren, die sie ganz selbstverständlich in Beschlag genommen hatte. Schmitt und ich starrten sie gleichermaßen verdutzt an. Argo, die fast eineinhalb Köpfe kleiner war als ich und neben Schmitt wie ein Zwerg wirkte, stemmte die Hände in die Hüften und warf uns einen genervten Blick zu.
 

„Schön, dass ihr uns endlich mal mit eurer Präsenz beehrt“, erklärte Argo sarkastisch, „wir hätten die Besprechung fast auf morgen verschoben, um noch ein bisschen länger zu warten.“ „In meiner Nachricht stand keine Uhrzeit“, gab ich zurück. „Dann wirst du sie wohl nicht richtig entschlüsselt haben“, knurrte Argo, „und jetzt kommt gefälligst mit. Ich warte keine Sekunde länger auf euch.“ Die Informantin drehte sich um und verschwand wutschnaubend im Hauptquartier der heiligen Drachenallianz.
 

Schmitt und ich tauschten einen Blick. Wenn Argo hier war, dann konnte das nur bedeuten, dass ich nichts zu befürchten hatte. Argo war eine der besten Informantinnen Aincrads. Sie würde sich sicher nicht wissend in Gefahr begeben. Schmitt sah im Gegenzug zu mir erleichtert aus. Teils, weil ich nicht mehr nach meinem Schwert griff, teils, weil ich Argo durch das Tor gefolgt war und nun eilig ihrer Silhouette hinterher eilte.
 

Um ihr nicht noch einen Grund zu liefern, mich anzufahren, wisperte ich Schmitt zu: „Warum ist sie denn so sauer?“ „Anscheinend hat Lind Informationen, die sie nicht hat und nicht eher rausrückt, ehe alle anwesend sind“, gab der große Spieler zurück. Ich seufzte. Das passte zu ihr. Argo konnte fürchterlich werden, wenn es eine Information gab, die sie nicht hatte und zu warten hasste sie noch viel mehr. Da konnte sie fast so schlimm werden, wie Asuna, wenn die sauer war.
 

Nachdem wir eine ausladende Treppe hinauf gestiegen waren, standen wir endlich vor der prächtigen Tür einen Sitzungssaales. Auf beiden Flügeltüren waren verschnörkelte Drachen abgebildet und so dicht, dass nicht mal ich mit meinem Lausch-skill etwas hören konnte. Schmitt pochte einmal laut und öffnete dann die Tür. „Kommandant“, wandte sich Schmitt an Lind, der am Kopfende eines langen Tisches saß, an den etwa zwanzig Spieler Platz genommen hatten. „Ich bringe den letzten Gast.“
 

Kaum, dass ich durch die Tür getreten war, hatte mich Lind nicht mehr aus den Augen gelassen. Offensichtlich passte es ihm gar nicht, dass ich die Frechheit besaß zu spät zu einer von ihm einberufenen Sitzung zu kommen, nachdem ich dreimal sein Angebot abgelehnt hatte, seiner Gilde beizutreten. Lind fixierte mich, entspannte sich dann und schenkte mir ein herablassendes Lächeln. „Setz‘ dich, Kirito, dann können wir anfangen.“ Schmitt schloss die Tür hinter sich und nahm dann rechts neben seinem Kommandanten Platz, der im Gegensatz zu ihm nur eine leichte Lederrüstung über einer schlichten Tunika trug, auf der das Wappen seiner Gilde abgebildet war.
 

Fast automatisch glitt mein Blick über die Runde. Zu meiner Überraschung entdeckte ich Asuna links von Lind, die mir zur Begrüßung zulächelte. Sie war das einzige Mädchen in der Runde, doch nicht einer der anderen Spieler würde es wagen, deshalb auf sie herab zu sehen. Nicht, wenn sie ihn mühelos auseinander nehmen konnte, wenn sie wollte. Zudem war es vermutlich hilfreich, dass sich keiner, wirklich keiner, ihren Kommandanten Heathcliff zum Feind machen wollte. Allerdings war sie auch die einzige, die sich über mein Eintreten zu freuen schien.
 

Argo saß neben Asuna und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Neben ihr saßen zwei ihrer männlichen Kollegen, die ebenfalls Informanten waren. Die restliche Runde bestand aus den stärksten Einzelspielern der Front wie River, der bekannt für seinen unvergleichlichen Wurf-Skill war, sowie den Kommandanten der stärksten Gilden an der Front. Da waren Kibaou, der sofort den Blick abwandte, als ich ihn beobachtete, Raven von Invictus, der gelassen sein Schwert polierte, Griffin von der Gilde „Asyl der Vertriebenen“, Wyrm von „Hellfire Vanguard“ und viele andere. Kurz, die mächtigsten Kommandanten der stärksten Gilden Aincrads. Ich war geradezu erleichtert, als ich Klein entdeckte, der einen Platz neben sich freigehalten hatte, und mich herwinkte. Zutiefst dankbar ließ ich mich neben meinem Kumpel auf den Stuhl fallen.
 

„Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr, Mann“, erklärte Klein hinter vorgehaltener Hand. Ich warf einen Blick auf Lind, der mich noch immer musterte. „Langsam glaube ich, dass der verehrte Kommandant absichtlich vergessen hat, mir die Uhrzeit mitzuteilen.“ Und dabei konnte er froh sein, dass ich überhaupt gekommen bin, fügte ich in Gedanken hinzu. Klein zuckte mit den Schultern. „Vielleicht will Lind auch einfach nur Spannung aufbauen“, mutmaßte Klein. „Die ganze Zeit ist er schon so geheimnistuerisch.“ Merkwürdig, das klang, als hätte er noch nicht mal eine Vermutung, um was es gehen könnte. Hatte nur ich den Hinweis auf „Laughing Coffin“ erhalten, damit ich auch ja kam?
 

„Da wir nun vollzählig sind, fange ich an“, unterbrach mich Lind. Er war aufgestanden und stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab. Um eine noch größere Wirkung zu erzielen, wartete er noch einen Moment länger und wischte sich eine dunkelblonde Strähne aus der Stirn, die ihm in die Augen gefallen war. „Zuerst einmal bedanke ich mich für euer Kommen. Das, was ich euch berichten werde, ist von höchster Brisanz und muss absoluter Geheimhaltung unterliegen…“ „Komm auf den Punkt“, murrte Kibaou. „Lass ihn aussprechen“, zischte Asuna und schon war Ruhe. Lind schien der kleine Zwischenfall nicht im Geringsten aus dem Konzept zu bringen.
 

„Zum jetzigen Zeitpunkt haben meine Leute unser Hauptquartier umstellt und stellen sicher, dass niemand, absolut niemand, von dem Wind bekommt, was ich euch jetzt sage.“ Er blickte jedem einzelnen in die Augen, als er seinen Blick über einige der stärksten Spieler von Sword Art Online gleiten ließ. Dann atmete er tief durch.
 

„Wir haben das Hauptquartier von „Laughing Coffin“ gefunden.“

Part II: The crusade


 

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Part 2: The crusade

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Aincrad, 56. Ebene, 16.08.2024, 15:32 Uhr
 

Die Nachricht war eingeschlagen, wie eine Bombe. Kaum, dass Lind mit den Informationen herausgerückt war, war die Hölle losgebrochen. Alle hatten durcheinander geredet und der Lautpegel war von totaler Stille über ein Wispern bis hin zu einer lautstarken Debatte angestiegen und obwohl klar war, dass diese Information ein sofortiges Handeln nach sich zog, waren sich die Spieler uneinig, was genau getan werden musste. Als es bereits dunkel geworden war, hatte Lind es beinahe aufgegeben für Ruhe zu sorgen, sodass sich Asuna der Diskussionsleitung annahm und mit kurzen präzisen Anweisungen Ordnung in die Debatte brachte. Das wiederum schien Lind auch nicht zu schmecken, obwohl ich ihm ansehen konnte, dass er die Atempause durchaus nötig hatte.
 

Klein und ich hatten uns nicht großartig an der Diskussion beteiligt. Stattdessen hatten wir zugehört und unsere eigene leise Diskussion geführt. Klein war für eine vorübergehende Beschattung des Hauptquartieres der roten Gilde, während ich einwandte, dass wir das Gelände nicht kannten und so möglicherweise von Mitgliedern von Laughing Coffin entdeckt werden konnten. Das einzige Vorgehen, auf das wir uns nach langem Ringen einigen konnten, war eine Observation aus der Entfernung, um sicherzustellen, dass sich nicht noch ein nichtsahnender Spieler in die Nähe der Gilde verirrte. Doch selbst dann konnten wir die Mitglieder von Laughing Coffin nicht komplett überwachen, wenn die mittels Teleportkristallen ohne unser Wissen kommen und gehen konnten, wann sie wollten. Wie man es auch drehte und wendete: Alles lief darauf hinaus, dass die Front einen Angriff starten musste. Alles andere waren Ausflüchte, die das Unvermeidliche nur aufschoben. Als es schließlich zwei Uhr nachts war, brachte Asuna es auf den Punkt.
 

Kibaou, Lind und Wyrm waren gerade in eine hitzige Diskussion vertieft, die lediglich alle bereits vorgetragenen Argumente ein weiteres Mal beleuchtete, als Asuna plötzlich aufsprang und mit der Faust so stark auf den Konferenztisch schlug, dass die Warnmeldung „unzerstörbares Objekt“ erschien. Erschrocken hielten alle drei Männer mitten in ihrer Debatte, die mittlerweile eher einem Streit glich, inne und sahen sie an.
 

„Wir greifen sie an“, erklärte Asuna kurz angebunden, „oder wollt ihr, dass es noch mehr Opfer gibt?“ Dieser Logik musste sogar Lind zustimmen, obwohl er dabei äußerst mürrisch dreinblickte – hatte er doch die ganze Versammlung lang jedes von Asunas Argumenten zu entkräften versucht hatte. Da ihr niemand ins Wort fiel, fuhr die Vizekommandantin der Ritter des Blutschwurs fort: „Wir bilden ein Bündnis und ziehen gegen sie ins Feld.“ Ihre Augen blitzten gefährlich und ich konnte nur ahnen, dass Asuna genau wie ich an der Front zu viele Menschen hatte sterben sehen.
 

„In zwei Tagen treffen wir uns hier wieder. Jeder gibt diese Informationen unter strengster Geheimhaltung nur an diejenigen Spieler weiter, denen er vollkommen vertraut, die stark genug sind es mit Laughing Coffin aufzunehmen und die bereit sind ihr Leben aufs Spiel zu setzen. In zwei Tagen besprechen wir dann die Strategie des Angriffs. Bis dahin werden wir die Umgebung rund um die Uhr observieren.“ Niemand wiedersprach. In der plötzlichen Stille hörte es sich ungewöhnlich laut an, wie Asuna ihren Stuhl zurück schob, ihn anschließend wieder ordentlich an den Tisch schob und mit den Worten „Und nun entschuldigt mich. Ich muss meinen Kommandanten in Kenntnis setzen.“ aus dem Besprechungssaal marschierte.
 

Kaum war Asuna gegangen, löste sich die Versammlung auf. Der muskulöse Griffin von Asyl der Vertriebenen war der erste, der aufstand, sich streckte und dann nach einer riesigen Axt griff, die bis dahin an seinem Stuhl gelehnt hatte. Griffin war groß und so bullig, dass er mich an einen amerikanischen Rugbyspieler oder einen dieser typischen Muskelprotze, die es in jeder Schule gab, erinnerte. Allerdings machte sein sanfter, einladender Blick diesen Eindruck gleich wieder zunichte. Wie ich wusste, konnte man sich im Kampf durchaus auf Griffin verlassen, andererseits war er mehr ein friedlicher Riese, als ein eiskalter Killer.
 

„Die Kleine hat recht“, erklärte Griffin der Runde, „es führt kein Weg an einem Angriff vorbei. Lind, ich nehme an, du übernimmst auch dieses Mal die Organisation der Versammlung in zwei Tagen?“ Griffin wartete nicht auf Lind’s Antwort und verließ hinter Asuna den Raum. Danach löste sich die Runde schnell auf. Bevor ich ging, erhaschte ich noch einen letzten Blick auf Lind, der offensichtlich nicht wusste, ob er sich nun freuen sollte, weil das Vorgehen endlich beschlossen war oder sich ärgern, weil Asuna die Sache in nicht mal fünf Minuten geregelt hatte, während er eine fast fünfstündige Debatte daraus gemacht hatte.
 

Klein dagegen hatte eine sehr klare Meinung. „Na endlich“, erklärte er seufzend, „ich dachte, ich komme nie aus diesem Raum.“ Innerlich musste ich ihm zustimmen und verfluchte Lind dafür, dass er eine unsinnige Diskussion so in die Länge gezogen hatte. Wer konnte schon wissen, ob nicht gerade das ein weiteres Opfer der roten Gilde gefordert hatte, nur weil die Front sich nicht zu einem Vorgehen entscheiden konnte!
 

Jetzt, zwei Tage später hatte ich mich erneut im Gildenhauptquartier der heiligen Drachenallianz eingefunden. Im Gegensatz zur ersten Versammlung, platzte der Versammlungsraum nun aus allen Nähten. Sämtliche Gildenanführer, die schon bei der ersten Versammlung anwesend gewesen waren, hatten ihre besten Leute mitgebracht. Wohin ich auch blickte, erkannte ich Frontkämpfer, die sich auf irgendeine Weise in vergangenen Bosskämpfen hervor getan hatten, und Mitglieder der stärksten Gilden Aincrads.
 

Lärm und erhitzte Gemüter gaben mir das unangenehme Gefühl auf einem Minenfeld zu gehen und immer damit rechnen zu müssen beim nächsten Schritt in tausend Stücke gerissen zu werden. Für einen Einzelgänger wie mich, der nie viel Kontakt mit anderen Menschen gehabt und sich so gut wie nie jemandem geöffnet hatte, war diese Reizüberflutung beinahe zu viel. Ich fühlte mich wie ein wildes Tier, das man in die Enge getrieben hatte und alles in mir schrie danach diesem Ort den Rücken zu kehren. Doch das konnte ich nicht. Zu genau sah ich die Gesichter der Sterbenden vor mir, die im Moment ihres Todes in Milliarden winzige Lichtpartikel zersprangen. Ich erinnerte mich an mein einziges Treffen mit der roten Gilde und blickte innerlich noch einmal in die Gesichter der Mörder. Die Augen vor Entzücken aufgerissen, als sie auf ihre Beute hinab sahen. Ich konnte mich nicht einfach abwenden.
 

Daher hatte ich mich in eine Ecke zurück gezogen hatte, um einerseits in der Masse nicht zerquetscht zu werden, andererseits beobachten zu können. Gedankenverloren lehnte ich mich gegen einen der gewaltigen roten Samtvorhänge, die die riesigen Fenster säumten, durch die helles Licht in den Raum fiel. Mein Blick streifte Lind, der in einer Gruppe seiner Gildenmitglieder heftig gestikulierte und offenbar kurz davor war, die Geduld zu verlieren. Was für ein Narr. Stunde um Stunde ging verloren mit Nichtstun während die rote Gilde weiter mordete.
 

„Woran denkst du, Kirito?“ Ich zuckte so heftig zusammen, dass ich beinahe den roten Samtvorhang herunter riss. „Oh, entschuldige. Habe ich dich erschreckt?“, fragte Asuna, die sich mit einem Grinsen über mich beugte. Unwillkürlich wich ich ein Stück zurück. „Was schleichst du dich so an mich heran?“, entgegnete ich vorwurfsvoll und versuchte gleichzeitig mein rasendes Herz zu beruhigen. Asuna zog eine Augenbraue hoch und warf dann ihr langes braunes Haar über die Schulter. „Ich mich anschleichen? Als, wenn man dich überraschen könnte, Kirito. Du hast doch ohnehin ständig deinen Suchskill aktiviert, oder nicht?“ Erwischt. Der einzige Grund, warum ich sie nicht bemerkt hatte, lag darin begründet, dass ich vollkommen in Gedanken vertieft gewesen war. Einen Moment lang war ich versucht ihr eine schnippische Antwort zu geben, aber dann seufzte ich nur.
 

„Kommt Heathcliff gar nicht?“, fragte ich stattdessen, aber Asuna schüttelte nur den Kopf. „Der Kommandant hat mir das Kommando übertragen. Er ist noch mit den Vorbereitungen auf den nächsten Bosskampf beschäftigt und außerdem …“ Die Vizekommandantin der Ritter des Blutschwurs wandte den Blick ab und verstummte. Überrascht folgte ich ihrem Blick. Es war als betrachte sie die anderen Spieler wie durch verspiegeltes Glas. Ich las Müdigkeit, so etwas wie Traurigkeit, aber auch Entschlossenheit in ihrem Blick. „Und außerdem?“, hakte ich nach und verschränkte die Arme über der Brust. Es dauerte, ehe Asuna sich wieder mir zuwandte. Statt meine Frage zu beantworten, fragte sie: „Hast du je gesehen, wie ein Mitglied von Laughing Coffin einen anderen Spieler umgebracht hat, Kirito?“ Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
 

„Ich schon“, sagte Asuna. „Es ist etwa einen Monat her, da war ich mit zwei meiner Gildenmitglieder unterwegs, um Vorräte einzukaufen. Wir begegneten einem Jungen, Claude. Er war zehn Jahre alt und allein unterwegs, was ich ungewöhnlich fand, aber wir hakten nicht weiter nach. Er hat uns geholfen, als wir den passenden Laden nicht finden konnten. Ich habe ihm im Gegenzug angeboten mit uns in einer Herberge zu übernachten, aber er hat abgelehnt.“ Asuna verstummte kurz und ich vermutete, dass sie in Gedanken noch einmal das schreckliche Geschehen durchlebte. „Es waren Mondblumen, weißt du ... Aus ihrem Saft gewinnt man ein Elixier, das Vergiftungen heilen kann. Claude war auf diese Ebene gekommen, weil sie nur dort bei Vollmond geerntet werden konnten. In jener Nacht konnte ich nicht einschlafen. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl, weil ich Claudes Level nicht kannte und Angst hatte, dass er bei seiner Suche in einen Bereich geraten würde, in dem ihn Monster angreifen konnten, die zu stark für ihn waren. Also bin ich ihm gefolgt.“
 

Ein zweites Mal hielt Asuna inne und diesmal merkte ich, dass ihre Hand zitterte. „Es waren nicht die Monster, die ihn gefunden hatten“, flüsterte sie, „es waren Spieler. Spieler die ihn vergiftet hatten und seine Qualen hinauszögerten, ehe sie ihm den Todesstoß versetzten. Ausgerechnet Gift!“ Bei dem letzten Wort spürte ich, wie sehr ihre Stimme zitterte. Dann fing sie sich wieder. Ihre Stimme kalt wie Eis. „Ich bin gerannt. Schneller, als je zuvor, aber ich habe ihn nicht rechtzeitig erreicht. Als ich bei ihm ankam, sah ich nur noch, wie seine Lebensleiste auf Null fiel und er sich vor meinen Augen ins Nichts auflöste. Die Mörder waren bereits mittels eines Teleportkristalls verschwunden.“
 

Jetzt schwiegen wir beide. Ich, weil ich nicht wusste, wie ich ihr Trost spenden sollte und Asuna, weil sie an den kleinen Jungen dachte, den sie hatte sterben sehen. „Ich will so etwas nie mehr erleben, Kirito“, erklärte Asuna mit einem Kloß im Hals. „Ich will, dass Morde nicht ungesühnt bleiben und niemand mehr sterben muss, nur weil einige Spieler den Hang zur Realität verloren oder Spaß daran gefunden haben, andere zu töten. Deshalb habe ich um das Kommando gebeten.“ Ihre schlanke Hand lag lose um den Griff ihres Rapier und Finger für Finger schloss Asuna diese um das Heft.
 

„Es wird nicht mehr geschehen“, sagte ich. „Nicht nach dem heutigen Tag.“ „Wie kannst du das einfach so sagen? Was ist, wenn etwas schief läuft? Wenn wir-“ „Auf welchem Level bist du?“, unterbrach ich sie. Asuna sah mich verständnislos an. Ich wiederholte meine Frage. Unsicher sah Asuna mich an und für einen Moment wirkte sie so verloren, dass ihr Anblick mich an meine eigene Zerrissenheit erinnerte, die ich stets mit mir herum trug, seit dieses Death Game begonnen hatte. „Level 81.“ Ihre Stimme klang unsicher. Ich sah auf. Die Vizekommandantin der Ritter des Blutschwurs hatte mir halb den Rücken zugedreht und starrte in die Menge ohne etwas zu sehen.
 

„Du bist stark. Wer könnte sich dir schon in den Weg stellen, wenn du ein Ziel hast?“ Für einen Moment zuckte um den Mund der Spielerin ein Lächeln. „Und unterschätze auch die Front nicht. Wir werden nicht zulassen, dass weitere Menschen sterben, Asuna! Ich will nicht … gegen dieses Spiel verlieren. Ich-“
 

Ein lautes Geräusch unterbrach mich mitten im Satz. Als ich dessen Ursprung endlich lokalisiert hatte, erkannte ich Raven, der scheinbar vor Wut seinen Dolch in den Konferenztisch gerammt hatte. Von einen auf den anderen Moment war der gesamt Raum verstummt. „Schluss mit dem Kindergarten“, erklärte der Anführer von Invictus erstaunlich ruhig. „Wir haben uns versammelt, um ein Vorgehen zu besprechen, nicht um uns in Kleinigkeiten zu verrennen.“ Er packte die Spitze seines Dolches und zog ihn zwischen zwei Fingern wieder aus dem Tisch, als hätte er alle Zeit der Welt. Vollkommen gelassen wischte er ein paar Holzspäne von der Klinge und ließ sich dann rücklings auf seinen Stuhl fallen. Für einen Moment glaubte ich, seine dunklen Augen auf mir zu spüren, aber Raven redete schon weiter. „Das Versteck der roten Gilde befindet sich in einer sicheren Zone mitten im Labyrinth der vierzehnten Ebene. Wer weiß etwas über das Terrain, mit dem wir es zu tun bekommen?“, hakte er nach. Argo meldete sich. „Reines Ödland. Sich zu verbergen, ehe wir ins Labyrinth kommen, wird nicht einfach. Vor allem bei so vielen Spielern. Allerdings habe ich außerhalb des Labyrinths noch nie jemanden patrollieren sehen.” Raven runzelte kurz die Stirn, wobei ihm eine dunkle Haarsträhne in die Augen fiel. „Wir riskieren es“, sagte er dann. „Wir gehen in kleinen Gruppen und dann ins Labyrinth. Damit schneiden wir ihnen den Ausgang ab.“
 

„Sofern sie keine Teleportkristalle haben“, warf Lind ein. „Laut meinen Informationen hat die Gilde um die vierzig Mitglieder. Es ist nicht gesagt, dass alle da sind, aber sie dürften nicht so viele Teleportkristalle haben, da man sie in den Städten kaufen muss und zu denen haben sie keinen Zugang“, erklärte Argo.
 

Neben mir machte Asuna einen Schritt auf den Konferenztisch zu. „Lind und Argo haben beide recht“, sagte sie, „wenn PoH seine Leute mit Teleportkristallen versorgt hat, haben wir ein Problem. Trotzdem können es nicht viele sein. Die einzigen, die sie in die Finger kriegen können, sind die, denen sie ihren Opfern abgenommen haben und selbst, wenn sie welche haben, haben wir immer noch den Überraschungseffekt auf unserer Seite.“ Jetzt trat ein zuversichtlicher Ausdruck auf ihr Gesicht und ich sah, wie sich die Spieler sichtbar entspannten. Das passierte immer, wenn Asuna das Kommando übernahm. Ob es nun Bosskämpfe oder kleine Streitigkeiten waren – sie strahlte eine so natürliche Führungskraft aus, dass die Menschen ihr nur allzu leicht vertrauten und ihr die Entscheidungen überließen. Allerdings … Allerdings hatte ich schon immer das Gefühl gehabt, dass Asuna nicht so selbstsicher war, wie sie vorgab zu sein. Manchmal hatte ich geglaubt zu beobachten, wie Angst in ihr aufflackerte und sie darum kämpfte diese zu überwinden, ehe sie wieder zur Rolle der Vizekommandantin der mächtigsten Gilde Aincrads zurück kehrte.
 

„Außerdem hat Kommandant Heathcliff mir die hier mitgegeben.“ Asuna aktivierte ihr Statusfenster, drückte ein paar Menüpunkte und einen Augenblick später materialisierten sich etwa ein Dutzend dunkelblaue Korridorkristalle. Nicht wenige schnappten überrascht nach Luft. „Ist es das was ich denke?“, hakte Kibaou erstaunt nach. Asuna grinste. „Alle diese Kristalle führen direkt ins Gefängnis auf der ersten Ebene. Ich habe das mit der Armee bereits abgestimmt. Sie werden uns zwar nicht helfen, aber sie werden … kooperieren." Sie warf Kibaou, der eben dieser Gilde angehörte, einen bedeutungsvollen Blick zu. "Ich schlage vor, wir teilen uns in zehn Gruppen mit je fünf Personen auf, von denen jede einen Korridorkristall erhält. Die übrigen beiden nehmen Lind und ich.“ Keiner wiedersprach. Vermutlich, weil Asuna die Kristalle organisiert hatte.
 

„Dann lasst uns jetzt zu den Informationen über die einzelnen Mitglieder der Gilde übergehen“, bestimmte Lind. „Setzt euch.“ Es folgte ein Stühlerutschen, Gefluche und Gequetsche ehe alle vorhandenen Stühle besetzt waren und die übrigen Spieler sich so arrangiert hatten, dass jeder dem Geschehen gut folgen konnte. Mit fünfzig Leuten wirkte der Konferenzsaal plötzlich doch etwas kleiner, als bei der ersten Besprechung. Wie auch bei dieser fand ich mich neben Klein wieder und auf meiner anderen Seite ragte Argo gerade so mit dem Kopf über die Tischkante. Lind räusperte sich, um sich erneut der Aufmerksamkeit der Allgemeinheit zu versichern.
 

Für einen Moment konnte ich nicht umhin zu denken, wie sehr er in diesem Moment Diabel ähnelte. Ich hatte Diabel bei dem Bosskampf auf der ersten Ebene getroffen. Er war verlässlich, besorgt um andere und hatte einen starken Willen gehabt. Wie ich war er ein Betatester gewesen, doch genau diese Tatsache war ihm auch zum Verhängnis geworden. Er glaubte sich zu stark, die Gefahr zu unbedeutend und war vor meinen Augen gestorben. Diabel war der zweite Spieler, den ich in Sword Art Online hatte sterben sehen, aber der erste, der im Moment seines Todes darum bat, dass wir den Kampf zu Ende brachten. Dass wir siegten und bewiesen, dass das Spiel nicht unbezwingbar war … Lind hatte immer zu Diabel aufgesehen. So weit, dass er ihm sogar äußerlich ähnelte. Blau gefärbte Haare, ein silberner Brustpanzer und Schulterplatten, die einen blauen Waffenrock bedeckten, und mit einem Krummsäbel bewaffnet, der „Bleiche Schneide“ genannt wurde. Gerüchten zufolge hatte der die Heilige Drachenallianz gegründet, um Diabels Willen fortzusetzen.
 

„Schmitt, schicke allen die Info.“, wandte sich Lind an Schmitt, der daraufhin in seinem Statusfenster einige Operationen vornahm. Im nächsten Moment ertönte ein kurzer Ton und zeigte mir an, dass ich eine Nachricht erhalten hatte. Ich öffnete sie und vor meinen Augen baute sich ein Steckbrief auf, der das Gesicht eines Spielers zeigte, der eine schwarze Kapuze trug und ein gefährliches Funkeln in den Augen hatte. Ein Schauer durchfuhr mich. Ich erinnerte mich an diesen kalten Ausdruck, obwohl ich diesen Spieler erst einmal getroffen hatte.
 

„PoH“, erklärte Lind, als sämtliche Spieler auf die Informationen starrten, „ist der Anführer von Laughing Coffin. Er denkt analytisch, spricht drei Sprachen – Englisch, Japanisch und Spanisch – und benutzt ein Messer im Kampf.“ Ich vergrößerte das Bild der Waffe, das direkt unter PoH’s Bild aufgelistet war. Messer war untertrieben. Das was ich auf dem Informationsfenster anstarrte, war ein Ding, dessen Schneide so lang wie mein Unterarm und erstaunlich breit war. Es hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Schlachtermesser, als einem Dolch, den ich mir unter dem Begriff vorgestellt hatte. Wie aus weiter Ferne, hörte ich, wie Lind fortfuhr: „PoH ist derjenige, der die Idee verbreitet hat, dass es in Ordnung sei andere Spieler zu töten, weil laut ihm Akihiko Kayaba der Mörder ist. Er hält es für ein Feature des Spiels.“ Auch, wenn man es Lind nicht ansehen konnte, hörte ich doch die Abscheu aus seinen Worten heraus. „PoH’s Level ist unbekannt, aber es ist anzunehmen, dass es mindestens so hoch ist, wie das eines durchschnittlichen Frontkämpfers. Wer es mit ihm zu tun bekommt, greift ihn niemals – niemals! – alleine an. Wir wissen nicht, was für Fähigkeiten er besitzt oder wie stark er ist. Doch auch er kann sich nicht gegen eine Übermacht behaupten.“
 

Ich dachte daran, wie dieser Spieler mir auf einem Hügel auf der neunzehnten Ebene begegnet war – in der Absicht Schmitt, Yolko und Kains zu töten, ehe Asuna und ich sie aufhalten konnten. Er war der Ursprung all dieser Morde. Zwar hatte er in einer gewissen Art und Weise recht und letztlich war wirklich Kayaba für alle Morde verantwortlich, aber die Tatsache, dass er es als Entschuldigung darstellte und damit seine Handlungen legalisierte, weckte die Wut in mir. Kayabas NerveGear vollstreckte zwar das Todesurteil, aber PoH fällte es. Letztlich musste ich nur eines wissen: Mord war Mord und, wenn wir jemals diesem Wahnsinn entfliehen wollten, dann mussten wir verhindern, dass mehr Morde geschahen. Über die Frage der Schuld konnten wir nachdenken, wenn wir das Death Game überlebt hatten. Tief in Gedanken versunken, bekam ich die Informationen über einen Spieler mit Skelettmaske nur halb mit und erwachte erst aus meiner Trance, als Lind zum nächsten überging.
 

„Johnny Black“, erklärte der, „einer der Befehlshaber der Gilde und ein Giftmischer. Angeblich benutzt er einen vergifteten Dolch im Kampf, sodass jeder Treffer einem Todesurteil gleichkommt. Ich kann nicht sagen, wie lange es dauert, bis wir sie überwältigt haben, aber jeder von uns wird im Vorfeld ein Gegenmittel zu sich nehmen. Nur, um sicher zu sein.“
 

„Kämpf‘ nicht mit ihm, Kirito.“ Ich erschrak, wie ernst Klein klang. „Ich bin ihm einmal begegnet. Der Typ ist ein Sadist. Kämpf nicht mit ihm oder wir wissen nicht, wen wir beschützen sollen.“ Erneut starrte ich auf das Bild von Johnny Black. „Kirito“, wiederholte Klein nachdrücklich und packte mich an der Schulter. „Kämpf nicht mit ihm. Versprich es mir!“ Ich erwiderte Klein’s Blick nachdrücklich und zum ersten Mal war mir klar, wie viel älter er war. Und er war besorgt um mich, obwohl er sich viel mehr Sorgen um sich selbst und seine eigenen Leute machen sollte, dessen Level allesamt nicht so hoch war, wie der Durchschnitt der Front. Ich war mir nicht mal sicher, dass selbst Klein mit seinem Katana-Skill eine Chance gegen PoH oder Johnny Black hatte, wenn er ihnen allein gegenüber stand.
 

„Kirito!“ „Na, schön, ich verspreche es", lenkte ich schließlich ein. "Es wird schon noch genug andere Leute geben, um die ich mich kümmern kann.“ Klein entspannte sich sichtlich. Nachdem Lind alle bekannten Mitglieder von Laughing Coffin durchgekaut hatte, entschieden er, Asuna und die anderen Gildenanführer die Teamaufteilung. Zu meiner großen Erleichterung wurde ich gemeinsam mit River, einem anderen Einzelspieler, Klein und zwei seiner Leute zugeteilt. Klein vertraute ich blind und mit River hatte ich mich bereits in vergangenen Bosskämpfen zusammen geschlossen. Er war ein recht umgänglicher Typ, auch wenn er nicht unbedingt derjenige war mit dem man Smalltalk halten konnte. Er hatte kurzes braunes Haar und trug eine Lederrüstung, die leichter war und somit seine Schnelligkeit, nicht beeinträchtigte. Bei Kämpfen war er sehr fokussiert, was allerdings kein Nachteil war. Vom Alter her schätzte ich ihn auf achtzehn oder neunzehn. Außerdem hatte ich den Verdacht, dass er auch ein Betatester war, aber ich konnte mir natürlich nicht sicher sein.
 

„Yo.“, grüßte River, als er bei uns ankam. „Du bist unser Anführer?“, erkundigte er sich bei Klein, der es ihm bestätigte. „Wir brauchen noch einen von den Kristallen“, stellte er dann fest, worauf Klein sich gegen die Stirn schlug. „Gut, dass du das sagst. Beinahe hätte ich es vergessen.“ River runzelte die Stirn, als wolle er sich vergewissern, dass Klein wirklich der Anführer war. Der war indessen durch das Gedränge verschwunden, um einen Korridorkristall zu holen. River wandte sich mir zu. „Kirito“, begrüßte er mich und hielt mir die Hand hin, die ich zögernd ergriff. „Lange her, was?“ „Wir haben uns das letzte Mal beim Bosskampf auf der sechsundsechzigsten Ebene zusammen getan.“ River lachte. „Die gute alte Zeit, was?“ Gut würde ich diese Erinnerung nicht bezeichnen. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte mich dort ein Basilisk fast zu Tode gequetscht. Daher antwortete ich nur: „Hoffen wir, dass es diesmal glimpflicher ausgeht.“ „Wird schon“, sagte River zuversichtlich, „sie haben keine Chance gegen fünfzig Frontkämpfer.“ Ich hoffte wirklich, dass er Recht behielt.
 

„Die Versammlung ist beendet!“, verkündete Lind gerade und riss mich aus den Gedanken. „Ihr habt alle Gruppen gebildet?“ Er wartete nicht auf die Antwort. „Wir greifen kurz vor Mitternacht an. Wir treffen uns um halb zwölf am Teleportgate. Bis dahin ruht euch aus.“ Das plötzliche Ende überrumpelte mich. Alles war angesprochen worden. Von der Strategie über persönliche Informationen der einzelnen Spieler der roten Gilde bis hin zu den örtlichen Gegebenheiten, doch die wichtigste Frage hatte Lind ausgelassen. Was würden wir tun, wenn die Spieler gegen uns kämpfen würden, obwohl sie wussten, dass sie keine Chance hatten? Wenn sie töteten …
 

♦♦♦
 

Aincrad, 56. Ebene, 16.08.2024, 22:45 Uhr
 

Ich schlief nicht. Alles was ich tat, war auf einem unbequemen Bett zu liegen und darauf zu warten, dass die Zeit verging. Eigentlich reine Verschwendung, dass ich zum Nichtstun ein Zimmer in einer Herberge gemietet hatte – für drei Stunden! Aber aus irgendeinem Grund war ich unruhig, obwohl logisch gesehen eigentlich nichts schief gehen konnte. Die Front hatte den Überraschungsmoment, eine Übermacht und noch dazu sämtliche Informationen, die ihr einen Vorteil verschaffen würden. Es konnte nichts schief gehen! Doch trotzdem wurde ich das ungute Gefühl nicht los, dass ich irgendetwas übersehen hatte.
 

Gerade wollte ich mich auf die Seite drehen, als es klopfte. Sofort war ich hellwach und griff nach den Wurfnägeln, die ich stets bei mir trug. Im nächsten Moment schalt ich mich einen Trottel und steckte sie wieder weg. Ich wurde langsam schon paranoid, höchste Zeit, dass ich die Sache endlich hinter mich brachte. Es klopfte wieder. Diesmal öffnete ich und stand zu meiner Überraschung Asuna gegenüber.
 

„Tut mir leid, dass ich dich störe, Kirito“, redete sie drauflos und mir dämmerte, dass ihr die Situation noch unbehaglicher war, als mir. „K-komm doch rein“, stotterte ich und fühlte mich unangenehm daran erinnert, wie ich das gleiche auf der ersten Ebene zu ihr gesagt hatte. DAS, was dann gefolgt war, war mir noch heute so peinlich, dass ich die Einzelheiten verdrängt hatte. Asuna schien es vergessen zu haben, drückte sich an mir vorbei und schob entschlossen die Tür zu.
 

„Setz dich doch“, sagte ich, ehe mir einfiel, dass die einzige Sitzgelegenheit das Bett war. Augenblicklich lief ich rot an. „Äh, ich meine…“ „Ist schon in Ordnung“, sagte Asuna, „ich bin ohnehin sofort wieder weg. Ich … ich wollte dir nur etwas geben.“ Nun war meine Neugier geweckt. Asuna visualisierte ihr Statusfenster, gab ein paar Befehle ein und einen Augenblick hielt sie einen dunkelblauen Korridorkristall in der Hand. Es musste einer der beiden sein, die Asuna und Lind zusätzlich bekommen hatten. „Ich brauche keine zwei Kristalle, sonst kann ich mich nicht auf meine Aufgabe konzentrieren.“ „Das kann ich nicht annehmen-“ „Bitte!“ Asuna sah mich flehentlich an. „Die ganze Zeit liege ich wach und muss daran denken, was mit Claude passiert ist. I-ich ich habe Angst um dich, Kirito.“ Sie drückte mir den Kristall in die Hand und schloss meine Finger darum. „Du musst ihn nicht benutzen. Nur zu wissen, dass du ihn hast, würde mir helfen die Nerven zu behalten.“
 

„Du weißt schon, dass ich stärker bin, als du?“ für einen Moment wich Asunas Angst Empörung. „Darum geht es doch gar nicht, du Idiot! Ich bin für diese ganzen Leute verantwortlich und ich weiß wie schnell du den Ärger anziehst!“ „Also bin ich ein hitzköpfiger Trottel, der mit seinem Schwert in der Gegend herum fuchtelt und sich ohne nachzudenken ins Getümmel stürzt? Hast du schon vergessen, wer dir beim letzten Bosskampf, den Hals gerettet hat, als du es geschafft hattest dich paralysieren zu lassen?“ Ironischerweise merkte ich, wie mich die Diskussion von meiner eigenen Nervosität ablenkte. „Nimm ihn einfach!“, knurrte Asuna. Sie löste ihre Hand von dem Kristall und stellte offenbar erleichtert fest, dass ich den Kristall nicht fallen gelassen hatte. „Und sei ja pünktlich!“ Als sie schon an der Tür war, grinste ich sie an. „Vielleicht benutze ich ihn ja gar nicht und verhökere das Ding bei Agil.“ Asuna warf mir einen tödlichen Blick zu, dann war sie verschwunden. Eine Dreiviertelstunde später traf ich mit den anderen Frontkämpfern am Teleportgate zusammen und teleportierte mich auf die vierzehnte Ebene.

Part III: The ambush


 

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Part 3: The ambush
 

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Aincrad, 14. Ebene, 16.08.2024, 23:33 Uhr
 

Das Gelände auf der vierzehnten Ebene wirkte vollkommen ausgestorben, als Klein, seine beiden Gildenmitglieder Dale und Dynamm, River und ich den Eingang des Labyrinths erreichten, wo schon sieben weitere Gruppen auf uns warteten. Kleins Freunde, die mit ihm zusammen die Gilde Fuurinkazan gegründet hatten, kannte ich allesamt nur vom Sehen. Dale war ein dicklicher Mann, der vor allem durch hohe Verteidungswerte bekannt war. Dynamm hingegen ähnelte äußerlich ein wenig an Klein. Wie er trug er einen leichten Kinnbart und um seinen Kopf war ein rotes Kopftuch geknotet. Beide trugen eine rote Rüstung, die der Kleins sehr ähnelte.
 

Die übrigen drei Mitglieder der Gilde Fuurinkazan waren ebenfalls anwesend, jedoch anderen Gruppen zugeteilt. Ich hielt das für einen klugen Schachzug, da Klein mit Abstand der stärkste Spieler in seiner Gilde und ohnehin ständig damit beschäftigt war, seine Leute zu beschützen. Den eher strategisch denkenden Kunimittz, den verlässlichen Issin und den Allrounder Harry One anderen Gruppen zuzuweisen, war daher gar nicht so verkehrt. Indem Klein River und mich als starke Einzelspieler dazu bekam, war die Gruppenstärke ausgeglichen und Klein musste sich nicht ständig Sorgen um seine Leute machen. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass wir sehr eng mit den Gruppen zusammen arbeiten würden, denen Kleins Freunde zugeteilt worden waren.
 

„Da kommen die nächsten“, machte mich River auf eine ankommende Fünfergruppe aufmerksam, die von Wyrm angeführt wurde. „Wie spät ist es?“, fragte ich statt einer Antwort. „23:42 Uhr”, antwortete River genau in dem Moment, als Wyrm sich bei Lind meldete. Klein hingegen achtete nicht auf die Neuankömmlinge, sondern starrte konzentriert auf das Kartenmaterial in seinem Statusfenster, das Argo jedem einzelnen von uns hatte zukommen lassen.
 

„Irgendwelche Vorkommnisse?“, hörte ich wie sich Lind bei Wyrm erkundigte, aber der schüttelte nur den Kopf und antwortete düster: „Alles ausgestorben. Wir haben nicht mal einen Späher gesehen.“ Ich beobachtete wie Wyrm sein gezacktes Schwert fester packte und konnte seine gut verborgene Nervosität absolut nachempfinden. Wie er hatte ich fest mit zumindest einem Späher gerechnet. Wenn es einen gegeben hätte, hätte die Front ihn todsicher aufgestöbert, da zumindest ein Fünftel der anwesenden Spieler einen hervorragenden Suchskill besaßen. Aber es hatte keinen Späher gegeben … War Laughing Coffin sich der eigenen Unantastbarkeit mittlerweile so sicher geworden, dass sie es nicht mal für nötig hielten Wachen aufzustellen?
 

Weitere fünf Minuten später waren wir vollzählig und Lind gab den Befehl das Labyrinth zu betreten. Es war lange her, seit ich hier gewesen war. Um genau zu sein, hatte ich diesen Ort seit den Vorbereitungen auf den Bosskampf auf der vierzehnten Ebene nicht mehr betreten. Das war im dritten Monat seit Spielbeginn gewesen. Damals hatte ich geglaubt nie mehr zurück zu kehren.
 

Die Gänge sahen aus, wie in jedem anderen Labyrinth auch. Blaugrüne, glatte Wände, die ein wenig an eine Höhle erinnerte, wie ich sie einmal in einer Reportage gesehen hatte. Doch dieses Gefühl dauerte wie immer nicht lange an. Kaum, dass man sich dessen bewusst wurde, fiel einem wieder ein, dass nichts wirklich war. Auch, wenn diese virtuelle Welt so real war, dass ich es manchmal vergaß, war sie doch nichts als eine Illusion. Geschaffen von einem Mann, der unseren Geist in einem Gefängnis aus Daten gefangen hielt.
 

Klein war derjenige in unserer Gruppe, der die Mapdaten geöffnet hatte und den Weg im Auge behielt, während River, Dale, Dynamm und ich die Umgebung nach der kleinsten Bewegung absuchten. Nichts. Alles war totenstill und das einzige Geräusch wurde von dem rhythmischen Marsch unserer Schritte verursacht. Mich schauderte. Die Front wirkte wie eine gut geölte Maschinerie, die in stetig gleicher Reihenfolge auf ihr Ziel zu marschierte, es eliminierte und dann wieder abzog. So wie sie es schon dutzende Male zuvor getan hatte. Doch diesmal war es anders. Wo mich der immer gleiche Ablauf eines Bosskampfes sonst beruhigt hatte, machte er mich heute nervös. Wir würden es nicht mit einem computergenerierten Monster zu tun bekommen, dem Bewegungsmuster, Techniken, Stärken, Schwächen, Waffen – ja alles – einprogrammiert worden war, sondern mit selbstständig denkenden Menschen. Individuen, die in ihren Handlungen unberechenbar waren.
 

Die Schritte der Masse halten von den Wänden wieder und als wir zwei Abzweigungen genommen hatten, hatte mich die Anwesenheit der anderen so eingelullt, dass meine Nervosität leicht nachgelassen hatte. Urplötzlich ertönte hinter mir ein Schrei. Ohne Nachzudenken, riss ich Elucidator aus der Scheide über meiner Schulter und fuhr herum. Mitten auf dem Gang hatten sich vier dunkelgrüne, mit langen Ohren und spitzen Zähnen ausgestattete Gnome materialisiert, die die Gruppe hinter meiner anfielen.
 

„Idioten.“ Ein Zischen ertönte und ich konnte gerade noch sehen, wie Rivers Hand ein silbernes Geschoss verließ und keine zwei Sekunden später gleich zwei der Gnome durchbohrte, die daraufhin in unzählige blaue Pixel zersprangen. Gerade als er sich umdrehen wollte, entdeckte ich einen fünften Gnom in seinem Rücken. Ein einziger Schwerthieb meinerseits erledigte ihn. „Sei selber vorsichtig“, sagte ich zu River, der mich eine Sekunde lang verdutzt angesehen hatte. „Als, wenn uns die Viecher ernsthaft was anhaben könnten“, knurrte River, „auf welchem Level sind die denn? Zehn? Elf?“ “Darum geht es hier doch nicht, Mann”, mischte sich jetzt Klein ein und sprach dann das aus, das mir auch gerade durch den Kopf gegangen war. „Wir sind hier wie auf dem Präsentierteller. Laughing Coffin könnte uns jederzeit angreifen. Wir müssen nicht noch zusätzliche Aufmerksamkeit auf uns lenken.“ River hob beschwichtigend die Hände. „Ist ja gut, Hauptmann. Mich hat es lediglich gestört, dass sich manche von uns bei ein paar läppischen Gnomen gleich ins Hemd machen.“ „Ich fand, dass du einen Moment ziemlich erschrocken gewirkt hast.“, sagte Dale und kassierte daraufhin einen bösen Blick von River. Bevor dieser jedoch etwas erwidern konnte, tauchte Asuna auf.
 

„Seid ihr in Ordnung? Jemand verletzt?“, erkundigte sie sich leise. Wir schüttelten allesamt den Kopf und sie huschte weiter. Einen Moment schwiegen wir. Für einen Augenblick spürte ich, wie Asunas Anwesenheit die Spieler beruhigte, aber kaum war sie vorbei, ergriff die Furcht erneut Besitz von ihnen. Aus reiner Gewohnheit ließ ich meinen Blick unter meine Lebensanzeige gleiten unter der die meiner Gruppe aufgelistet waren. Keiner hatte auch nur das kleinste bisschen Schaden genommen. Langsam löste sich der Schreck aus meinen Knochen und ich atmete erleichtert auf.
 

Der plötzliche Angriff, der keinem einzigen Spieler gefährlich werden konnte und den niemand hatte kommen sehen, vermochte es Angst in die Herzen der Spieler zu pflanzen. Angst, die die Herzen schlagen ließ, das Blut zu Eis erstarren ließ und die Spieler dazu veranlasste ständig über die Schulter zu sehen, obwohl ihr Suchskill seit Betreten des Labyrinths aktiviert war. Ich hingegen war froh über die Gelegenheit irgendetwas zu tun. Ich war noch nie gut im Abwarten gewesen, da war mir ein kurzes Scharmützel mit ein paar Monstern sehr viel lieber. Allerdings hatte der wenn auch kurze Kampf es wenigstens geschafft meine Nerven ein wenig zu beruhigen. Warum war ich überhaupt so nervös? Die Front führte einen Angriff aus dem Hinterhalt auf Laughing Coffin, sie hatte den Überraschungsmoment auf ihrer Seite, sie war zahlenmäßig weit überlegen und auch leveltechnisch sollten sich die Spieler der Front weit über denen der roten Gilde befinden. Was war also diese Unruhe in mir?
 

Ein Aufblinken am Rande meines Gesichtsfeldes weckte meine Aufmerksamkeit. Eine neue Nachricht war eingetroffen. Absender war Lind und sie war an alle gerichtet. Wir gehen weiter – Seid leise und behaltet die Umgebung im Auge. Ich tauschte einen Blick mit Klein, der mir zu nickte und bedeutete dem sich langsam in Bewegung setzendem Angriffstrupp zu folgen.
 

Die Spieler wirkten geradezu hoch konzentriert. Obwohl es mir schwer fiel, ließ ich Elucidator wieder in die Scheide gleiten und nahm stattdessen die Umgebung genau in Augenschein. Die Gänge schienen an Höhe zu verlieren und wurden etwas schmaler, was es unmöglich machte neben mehr als zwei anderen Spielern zu gehen. Ich biss die Zähne zusammen, als ich mir des geografischen Nachteils bewusst wurde. Sollten wir irgendwo einem Mitglied von Laughing Coffin begegnen, bräuchte uns dieses nur der Reihe nach auszuschalten, weil durch das dünne Nadelöhr des Ganges nicht mehr als ein oder zwei Spieler gleichzeitig kamen und die Front ihre volle Truppenstärke nicht optimal nutzen konnte.
 

Doch meine Befürchtung schien unbegründet. Nach einer Viertelstunde war noch immer nichts passiert. Der Stoßtrupp der Front marschierte so leise wie möglich durch die Gänge, schickte dann und wann Späher in Nebengänge, die jedoch stets zurückkehrten ohne irgendetwas berichteten zu können. Nach und nach kam mir auch die Umgebung bekannter vor und ich erinnerte mich, dass die vierzehnte Ebene nicht deshalb so schwierig gewesen war, weil der Bosskampf so schwer war, sondern, weil das Labyrinth so verflucht verwinkelt war. Im Vergleich zu anderen unteren Ebenen war es geradezu riesig.
 

„Kirito“, zischte Klein und machte mich damit auf die riesige Tür des Bossraumes aufmerksam, die ich durch die vorderen Spieler erspähte. „Haben wir was übersehen?“, flüsterte ich zurück. Der Bossraum befand sich am Ende eines jeden Labyrinths – aus dem einfachen Grund, weil es sich dabei um die größte Herausforderung der jeweiligen Ebene handelte. Deshalb war die Umgebung um einen Bossraum und auch der Bossraum selbst meist ziemlich kreativ designed was die düstere Atmosphäre anging. Allein bei der Vorstellung, wie Akihiko Kayaba diese Räume gestaltet und programmiert hatte, wurde mir schlecht. Hatte er schon damals gewusst, dass hier Menschen sterben würden? Hatte es ihm in einer verqueren Weise vielleicht sogar Spaß gemacht einen Raum zu entwerfen, der die Angst zukünftiger Spieler sogar noch steigerte?
 

Jedenfalls stellte auch die vierzehnte Ebene keine Ausnahme dieser Regel dar. Neben den riesigen Flügeltüren, die mit unzähligen auffälligen Symbolen übersät waren, flankierten zwei riesige Fackeln, die in metallenen Halterungen eingelassen waren, beide Seiten und warfen ein orangefarbenes Licht auf die dunklen Fliesen. Erst jetzt fiel mir auf, dass auch sie aufwendig verziert waren. Ich runzelte die Stirn und beobachtete, dass Asuna weiter vorn offenbar zur gleichen Erkenntnis gekommen war wie ich und jetzt intensiv damit begann den Boden zu untersuchen.
 

„Ihr Versteck ist direkt hier“, sagte Klein und riss mich damit aus den Gedanken. Ich sah über seine Schulter und betrachtete die virtuelle Karte auf der ein roter Punkt gemächlich an der Stelle blinkte, an der wir uns gerade befanden. „Ein Geheimgang?“, erkundigte ich mich verblüfft. Klein nickte. „Wie sollten sie sich sonst an so einem Ort verstecken, Mann, und es muss ein verflucht gut versteckter sein, wenn wir ihn bis jetzt nicht gefunden haben.“ Gedanklich stimmte ich Klein zu und bückte mich, um gleichzeitig den Boden zu betrachten. Wonach ich suchte war einfach: Zugänge zu Geheimgängen wurden immer durch irgendwas ausgelöst. Sei es ein Schalter … oder ein bestimmtes Symbol, das man berühren musste – oder eine Fliese.
 

Die Fliesen waren achteckig und auf den ersten Blick mit verschlungenen Symbolen versehen. Linien, Kreise, etwas, das wie keltische Runen aussah … Ich kam nicht drauf. Irgendwo musste es ein Muster geben. Ohne auf meine Gruppe zu achten, arbeitete ich mich weiter vor. Linien, Kreise, Runen – nichts schien sich verändert zu haben. Vielleicht irrte ich mich. Auch die nächsten Fliesen wiesen die gleichen Verzierungen auf. Um mich herum sah ich, wie die Spieler langsam nervös wurden. Manche klopften in Vermutung auf Hohlräume die Wände ab, andere starrten in den Gang, aus dem wir gekommen waren. Ich richtete meinen Blick wieder auf den Boden und versuchte mich an alle Tricks und Kniffe zu erinnern, die mir in Sword Art Online, aber auch in anderen Spielen bereits begegnet waren.
 

Ich ging weiter. Wieder nur Linien, Kreise und Runen … Moment! War dieser Kreis wirklich so rund wie die vorherige? Ich nahm mir die nächste vor, die meine Vermutung bestätigte. Der Kreis nahm auf einer Seite ab. Nachdem ich fünf weitere Fließen untersucht hatte, gelangte ich bei der sechsten auf eine Abbildung, bei der nur noch ein Halbkreis zu sehen war. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Natürlich gab es ein Muster! Der ganze Boden spiegelte den Mondkreislauf! Wenn ich recht hatte, dann würde die Fliese, die den Geheimgang öffnete … Fieberhaft suchte ich den Boden ab. Die Lösung lag in keinem Muster, die Lösung war, dass es überhaupt kein Muster gab! Ohne die Augen vom Boden zu nehmen, näherte ich mich der Wand. Sieben weitere Fliesen … Nichts… Drei… immer noch nichts…
 

Langsam wurde ich ratlos und stieß im nächsten Moment gegen jemanden. „Hey!“, entfuhr es diesem jemand. “Oh, Entschuldigung”, sagte ich abwesend und wollte mit meiner Inspektion fortfahren. „Kirito?“ Ich sah auf. Asuna stand vor mir und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Im nächsten Augenblick schien ihr ein Licht aufzugehen. „Du hast etwas gefunden?“ “Einen Anhaltspunkt”, gab ich zu, ”Die Fliesen zeigen den Mondzyklus. Wenn ich recht habe, muss es irgendwo eine geben, die einen schwarzen Kreis oder gar nichts aufweist.“ „Neumond?“, fragte Asuna. „Genau. So simpel, dass es schon fast wieder lächerlich ist. Aber ich kann die verdammte Fliese nicht finden.” Asuna überlegte einen Moment und dann legte sich ein so zufriedener Ausdruck auf ihr Gesicht, als hätte sie gerade einen Test mit Bestnoten zurück erhalten.
 

„Ich schon“, erklärte sie. „Siehst du diese Symbole am Rand?“ „Du meinst diese komischen Runen?“ „Ja, genau. Ich hatte das mal im Geschichtsunterricht. Hier stellen sie einen Code dar. Wie es funktioniert ist jetzt zu kompliziert zu erklären. Auf jeden Fall lässt sich über die Ecken der Fliesen ein Weg berechnen. Vorher wusste ich nur nicht, wonach ich suchen musste. Aber jetzt…“ Zielstrebig schritt sie durch den Gang und kam dann an der Wand zehn Meter entfernt vom Eingang des Bossraumes zum Stehen. Ich runzelte die Stirn. „Aber hier ist doch nichts.“ “Eben.Wart’s ab!” Asuna legte ihre Hand auf die dunkelblaue Wand und erst da bemerkte ich die fast unsichtbaren Rillen in der Wand – ein Achteck. Die Fliese, die ich vergeblich gesucht hatte, war nicht auf dem Boden, sondern auf der Wand. Asuna drückte dagegen und Fliese sank in die Wand ein. Ein Rumpeln ertönte, als sich ein Mechanismus in Gang setzte und dann öffnete sich vor Asuna und mir ein Durchgang. Wir wechselten einen Blick. „Lind?“, rief Asuna, „wir haben den Eingang gefunden.“
 

In den nächsten Minuten herrschte stille Hektik, dann eine nervöse Anspannung, als Wyrm und Raven ihre Gruppen durch den Gang führten, der glücklicherweise sehr viel größer war, als es Geheimgänge sonst waren. Der Gang war nicht lang. Höchstens fünfzehn Meter. Das führte dazu, dass längst nicht alle fünfzig Spieler im Gang Platz hatten und einige Gruppen am Eingang warten mussten. Raven, der über den Nachtsichtsskill verfügte, führte die ganze Sache gemeinsam mit Lind an. Fünf Meter vom Ausgang entfernt, nahm ich einen Lichtschein wahr. Wie auf ein stummes Zeichen hin, lösten Raven und Lind ihre Schwerter, was ihnen anschließend sämtliche Spieler nachtaten. Dicht neben Klein und River spürte ich, wie mein Herz schneller zu schlagen begann und Adrenalin durch meine Adern pumpte. Eine Sekunde lang, rührte sich niemand. Dann hob Lind seine Waffe. „Angriff!“, brüllte er und stürzte in den Raum, in den der Gang mündete. Mit lautem Kriegsgesschrei stürzte der Angriffstrupp der Front hinterher – und fand sich im nächsten Moment in einem vollkommen leeren Raum wieder. Hektisch blickte ich mich um, ließ den Blick den Blick über die Einrichtung – Schlafplätze, Waffenlager, ein kleines Labor, Küche und Sitzgelegenheiten – schweifen und stellte zu meinem absoluten Terror fest, dass niemand da war. Der Raum war leer.
 

„Unmöglich!“, machte Lind seinem Ärger Luft, als er mitten im Raum vor einem Banner mit dem Wappen der Gilde, einem Sarg mit lachendem Gesicht, stehen blieb und es anstarrte. In dem Moment, in dem Lind noch einen Schritt darauf zu machte, wusste ich, dass es ein Fehler war. „Halt!“, brüllte ich, aber es war schon zu spät. Linds Gewicht hatte einen weiteren Mechanismus ausgelöst. Ohne, dass es irgendjemand verhindern konnte, verriegelte sich der Geheimgang hinter uns und schnitt den Teil des Angriffstrupps von uns ab, der noch im Gang steckte oder am Eingang wartete. „Was zur Hölle-?“, entfuhr es Klein. Vollkommen panisch verstrich ein Moment vollkommener Reglosigkeit. Dann blinkte bei allen Spielern eine Nachricht auf. Die Botschaft bestand nur aus einem Wort und hätte nicht klarer sein können:
 


 

DIE
 

Ein Lachen ertönte, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ und mich zurück kehren ließ in jene Nacht, in der ich es schon einmal gehört hatte … Damals auf dem Hügel auf der neunzehnten Ebene … Aber ich hatte keine Zeit nachzudenken, denn im gleichen Moment ließen sich die roten Spieler von der Decke mitten unter die Frontkämpfer fallen und gingen mit gezückten Waffen auf sie los. Mit einem Schlag waren wir zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen. „Kirito!“, schrie Klein und riss mich gerade noch rechtzeitig aus meiner Starre, um einem Spieler auszuweichen, der mit dem Vertical Arc-Skill einen Angriff auf mich gestartet hatte, der in einem senkrechten Bogen bestand und eine zwei Trefferquote besaß. Dem ersten Hieb wich ich aus, den zweiten überstand ich nur dank meines Abwehrskills. Ich gestattete mir keinen Moment zum Ausruhen. Kaum war ich wieder auf den Beinen ging ich hinter einem Tisch in Deckung, den ich auf die Seite kippte. Mein Angreifer war indessen im Kampfgetümmel verschwunden. Panisch warf ich einen Blick unter meine Lebensleiste und stellte voller Erleichterung fest, dass noch alle vier meiner Gruppenmitglieder darunter waren.
 

„So sieht man sich wieder, schwarzer Schwertkämpfer.“ Ich zuckte zusammen. Keine drei Meter weiter ragte ein Spieler auf, der beinahe vollkommen in rot gekleidet war, dazu rote Haare und Augen besaß und einen Helm mit einem umgedrehten Kreuz trug. Seine Erscheinung ähnelte auf bizarre Weise der Uniform der Ritter des Blutschwurs. Hatte Asuna nicht bei seiner Erwähnung irritiert auf das Bild gestarrt, als er bei der Versammlung zur Sprache gekommen war?
 

„Aber, aber. Wo sind denn deine Manieren geblieben? Willst du mich nicht begrüßen? Wir haben uns ja schließlich so lange nicht gesehen.“
 

Grinsend richtete er einen Panzerbrecher auf mich, ein dünnes, beidhändig geführtes Schwert mit gerader Klinge und so stabil, dass es eine Rüstung mühelos durchdringen konnte. Da ich nicht mal eine trug, konnte ich mir ausmalen, was mir blühte, wenn mich das Ding erwischte. Der Spieler trat näher. Von einem auf den anderen Moment war er plötzlich ernst. „Jetzt hast du nicht mehr so eine große Klappe, was? Die Front ist wohl doch nicht so stark, wie du dachtest.“ Mir brach der kalte Schweiß aus, als ich meine schwarze Klinge packte. In Gedanken ging ich die Skills durch mit denen ich mich verteidigen konnte. „Wie auch immer“, sagte mein Gegner, „du stirbst sowieso!“ Einen Moment glühte seine Waffe in blauem Licht auf und verriet mir, dass er einen Skill aktiviert hatte. Da ich unmöglich ausweichen konnte, schleuderte ich den Tisch auf ihn, dem mein Angreifer auswich und stattdessen zwei Spieler hinter ihm umwarf. Kaum war das Hindernis aus dem Weg, hatte er freie Bahn und ich wich dem ersten Schlag aus, aber der rotgewandte Spieler war noch nicht fertig. Er wirbelte auf dem Fußballen herum und erwischte mich beinahe am Arm.
 

Doch noch immer war das Licht nicht verschwunden, was mich vermuten ließ, dass es eine vier-Schlag-Kombination handelte. Ich biss die Zähne zusammen und aktivierte ebenfalls einen Skill. Der minimale Seitenschritt erlaubte es mir dem Angriff auszuweichen und einen Konter zu führen, der darauf abzielte meinen Gegner zu entwaffnen. Die Schwerter kreischten, als beide Skills mit einem hässlichen Geräusch aufeinander trafen, wobei weder ich noch mein Gegner die Oberhand gewinnen konnten. Ich biss die Zähne zusammen, aber ich hätte eigentlich vorher wissen müssen, dass ich den Skill nicht mehr abbrechen konnte – ebenso wenig wie mein rotgewandter Gegner. Das Kreischen steigerte sich in einen schrillen Schrei und dann schleuderte es uns beide in entgegengesetzte Richtungen.
 

Für einen Augenblick machte mich der gerade beendete Skill bewegungsunfähig und ich konnte nicht verhindern, dass ich mit dem Rücken voran gegen ein Sofa krachte, es dabei umwarf, mich überschlug und plötzlich dahinter wieder fand. Doch kaum hatte ich meine Orientierung wieder gefunden, sah ich, wie mein Gegner plötzlich über mir mit gezückter, noch immer glühender Waffe auftauchte. Starr vor Entsetzen und Lähmung begriff ich zu spät, dass mein Gegner noch einen Schlag übrig hatte und nur darauf wartete bis das System den Rest übernahm.
 

Ich hörte nur noch ein Zischen, dann sauste ein blitzschnelles Objekt über mich hinweg und traf die Waffe, die mein Gegner schon zum Schlag erhoben hatte. Der Aufprall des Messers war so präzise und kraftvoll, dass der eigentlich für mich bestimmte Schlag automatisch gegen das Wurfgeschoss gerichtet wurde.
 

In meinem Blickfeld tauchte River auf, der meinen Gegner mit einem weiteren Messer in Schach hielt. Kaum, dass die Lähmung von mir abgefallen war, rappelte ich mich auf und hob die schwarze Klinge. Ein Blick auf meine Lebensleiste verriet mir, dass dieser Schlagabtausch mich etwa zehn Prozent meiner Kraftpunkte gekostet hatte. Unter meiner Lebensleiste hatte die von River etwa dreißig Prozent eingebüßt. River war hier als Fernkämpfer eindeutig im Nachteil. Wenn ihm nun die Wurfmesser ausgingen …
 

Eine Sekunde lang begegneten sich unsere Blicke über die Entfernung. Dann trat plötzlich ein Schatten in mein Blickfeld und bewegte sich so schnell, so plötzlich auf mich zu, dass ich noch nicht mal Zeit hatte, zu begreifen, dass mein Gegner gerade den nächsten Skill aktiviert hatte. Reflexartig riss ich die Waffe hoch, doch mein Schwert war ohne aktivierten Skill genauso nützlich, als wenn ich versucht hätte den Schlag mit bloßen Händen abzuwehren. Der Angriff schleuderte mich drei Meter rückwärts, riss mir fast das Schwert aus der Hand und ließ mich gegen die Wand krachen.
 

„Kirito!“ Ich sah den zweiten Angriff zu spät. Im nächsten Moment spürte ich, wie sich die Klinge in meine Schulter bohrte. Rote Pixel traten aus der Wunde hervor und machten den Schmerz, der nun folgte nur noch surrealer. Mir entwich etwas, das ein Schrei sein könnte. Vor Schmerz oder Überraschung vermochte ich nicht zu sagen. Dann wurde mein Gegner fortgerissen und ich erkannte nur noch, wie sich Raven seiner annahm und mit kräftigen Hieben in die Enge drängte. Mein Gegner stieß ein gackerndes Lachen aus, bevor ich ihn in der Masse der Kämpfenden aus den Augen verlor, aber seine Worte hörte ich dennoch: „Ich töte dich! Warte nur! Ich werde dich umbringen!“
 

Ich werde dich töten. Ich bringe dich um. Seine Worte rüttelten mich auf eine Weise wach, als würde ich aus einem Traum aufwachen und feststellen, dass der Albtraum nicht vorüber war. Fassungslos starrte ich auf die Wunde auf meiner Schulter, aus der noch immer rote Pixel austraten. Ich hätte nicht so überrascht sein sollen, dennoch war ich es. Er hatte mich ohne zu zögern verletzt. Er hatte gewollt, dass ich Schaden nahm.
 

„Heilen.“ Außer Atem drückte River einen Heilkristall auf meine Schulter und zerrte mich dann hinter ein Bücherregal in Deckung. Ich fragte nicht mal, wie er den Angreifer losgeworden war. Einen Moment lang holten wir beide Atem und versuchten den Schreck zu verdauen.
 

River sammelte sich einen Moment, holte Luft und herrschte mich dann an: „Willst du eigentlich sterben?“ Willst du sterben? Jedes Wort bohrte sich tief in mich hinein. Ich konnte … sterben. Ich musste an meine kleine Schwester Suguha denken, die eigentlich meine Cousine war. Vermisste sie mich? Wahrscheinlich. Ich durfte nicht aufgeben, wenn ich jemals wieder zu meiner Familie zurück kehren wollte. „Natürlich nicht!“, zischte ich nach einer winzigen Sekunde des Zögerns zurück. „Warum hast du dann nicht gekämpft? Wenn du nicht kämpfst, bringen sie dich um!“, fauchte River prompt, „verstehst du es nicht, Kirito? Es interessiert sie nicht das Spiel zu beenden! Diese Irren genießen es zu töten. Sieh es dir doch an! Für sie ist Sword Art Online zur Realität geworden!”
 

River deutete auf den Kampf, der um uns herum tobte. Noch immer von den anderen Frontkämpfern abgeschnitten, wurden die Spieler der Front zusehends in die Enge getrieben. Die plötzliche Übermacht von Laughing Coffin hatte die Front in einen Schockzustand versetzt und ihre Skrupellosigkeit ohne jede Moral anzugreifen, brachte die Frontkämpfer in eine Zwickmühle. Denn die Front hatte nie beabsichtigt wirklich ernsthaft zu kämpfen. Die Fallensteller waren selbst in die Falle gegangen und der Hinterhalt, den die Front gelegt hatte, hatte sich gegen uns selbst gerichtet … Aber wieso? Es war unmöglich, dass sie von dem Angriff erfahren hatten. Es konnte keinen Verräter in unseren Reihen geben… Oder?
 

Eine plötzliche Veränderung der Lebensanzeigen meiner Gruppe, fesselte meine Aufmerksamkeit. Kleins Anzeige war nur noch minimal im grünen Bereich, die von Dale und Dynamm waren bereits gelb. Hektisch hielt ich nach ihnen Ausschau und entdeckte schließlich alle drei mitten im Kampfgeschehen, wo sie mit aller Macht versuchten dem Angriff stand zu halten.
 

„Warum benutzt Klein den Korridorkristall nicht?“ „Er hat ihn schon verbraucht“, gab River düster Auskunft. „Hat damit drei Spieler ins Gefängnis geschickt, aber es sind zu viele.“ Obwohl ich es nicht wahrhaben wollte, musste auch ich einsehen, dass die in zwei Teile gesplitterte Front hoffnungslos unterlegen war. Ich stand auf und packte mein Schwert. Meine Hand zitterte. „Was hast du vor, Kirito? Du kannst nicht-“ „Ich werde nicht dabei zusehen, wie meine Freunde sterben!“, unterbrach ich ihn. „Denk doch mal nach! Du kannst nicht-“, setzte River an, aber den Rest hörte ich nicht mehr, weil ich ohne einen weiteren Blick zurück direkt auf Klein zustürzte, der in diesem Moment eine Wunde am Arm davon trug, woraufhin seine Lebensleiste endgültig gelb wurde.
 

„Klein!“, brüllte ich, überwand mit Sonic Leap blitzschnell die Distanz und wehrte einen Angriff auf meinen Freund ab, der diesen um ein Haar einen Kopf kürzer gemacht hätte. „Kirito? Was geht hier vor sich?“, fragte Klein atemlos. Aber uns blieb keine Zeit weiter zu reden, denn was nun folgte, forderte meine ganze Aufmerksamkeit.
 

Zwei der Angreifer stürzten sich gleichzeitig auf mich. Ich wich dem ersten mit einem weiteren Seitwärtsschritt aus und duckte mich unter seinem Schwert hinweg, aber der zweite war schon da und holte aus. Sieben Sekunden verstrichen, in denen ich zögerte. Ich wollte nicht kämpfen, aber ich konnte nicht zulassen, dass Klein starb. Im nächsten Augenblick glühte Elucidator rot auf und ich warf es in die Luft. Für einen Moment war mein Gegner derart verdutzt, dass ich ihn mit dem Faustschlag in den Magen komplett überraschte. Ich drehte mich halb herum, fing das Schwert wieder auf und durchbrach dann die Verteidigung des Feindes so mühelos, als wenn ich seine Waffe nur sanft beiseitegeschoben hätte. In der virtuellen Realität aber bohrte sich die schwarze Klinge tief in den Brustkorb des Mannes und trat am Rücken wieder aus. Eine perfekte Ausübung des Sword-Sills Meteor Fall, eine zwei-Schlag-Kombination, die einen grundlegenden Martial-Arts-Skill mit einem Schwertstreich kombinierte. Noch nie hatte ich sie bei einem anderen Spieler angewandt. Mir war so schlecht, dass ich fürchtete mich jeden Moment übergeben zu müssen. Ich konnte nur ahnen, dass das über meinem Kopf schwebende Icon sich in diesem Moment von grün zu orange verfärbt hatte.
 

„Vorsicht!“ ich sah den Angriff dank Kleins Warnung gerade noch aus den Augenwinkeln kommen. Ich riss das Schwert aus dem Körper des gegnerischen Spielers und blockte den nächsten Schlag über meiner Hüfte. Einen Moment lang waren wir uns ganz nah. Ich spürte die Kraft, die in dem Angriff meines Gegners lag, fühlte seinen Atem fast auf meiner Haut und konnte doch nicht doch nicht durch die Dunkelheit um sein Herz dringen. Dann verlagerte mein Angreifer den Winkel seines Schwertes, was ein schrilles, metallenes Geräusch erzeugte und meinem Gegner genug Zeit gab einen Skill zu aktivieren. Ich konnte nicht mehr ausweichen und ich spürte, dass es mein Gegner ebenfalls wusste. Für den Bruchteil einer Sekunde erschien ein siegessicheres Grinsen auf seinem Gesicht, dem einzigen Teil, der nicht von einer Maske bedeckt wurde. Er holte aus und zum ersten Mal, zum allerersten Mal packte mich in Sword Art Online Todesangst. Sie legte ihre kalten, klammen Finger um mich und drang so tief in mein Innerstes ein, dass die stille Qual mich beinahe überrollte. Ich konnte sterben. Natürlich konnte ich sterben. All die Zeit hatte ich damit verbracht so stark zu werden, dass keine Gefahr, die Sword Art Online mir entgegen schleuderte, mir noch etwas anhaben konnte. Doch dabei hatte ich den essentialen Fakt verdrängt, dass es keine Garantie gab am Leben zu bleiben
 

„Uaaargh!“ Klein warf sich auf meinen Angreifer und ging mit ihm in einer Nische voller kleiner Fläschchen, Phiolen und anderer Laborgegenstände zu Boden, die beide im Kampf miteinander zur Seite fegten. Eigenartig taub berührte ich meine Wange. Rote Pixel fanden einen Weg durch meine Finger und lösten sich auf. Blut. Die Klinge hatte mein Gesicht gestreift und einen weiteren Teil meiner Lebensanzeige mit sich fort gerissen.
 

„Kirito! Da vorne!” Mein Blick folgte Kleins Fingerzeig, schweifte über die Kämpfenden und blieb dann an einer Uhr hängen, in dessen Mitte ein kleines Achteck angebracht war. Es wies keine Verzierungen auf, bis auf eine. Natürlich … Neumond, um einen Weg in die Dunkelheit zu öffnen und Vollmond, um ins Licht zurück zu kehren – oder einen Weg für die restlichen Frontkämpfer zu öffnen, um uns zu retten. Gehetzt kehrte mein Blick zu Klein zurück, der den Spieler über sich mit einem gezielten Faustschlag zu Boden schickte. „Mach schon!“, brüllte Klein und endlich setzte ich mich in Bewegung.
 

Der Schalter, der Leben oder Tod bedeutete befand sich etwa fünfundzwanzig Meter entfernt von mir. Fünfundzwanzig Meter voller Kämpfenden durch die ich mir einen Weg bahnen musste. Waffen strahlten in sämtlichen Farben unterschiedlicher Skills, hier und da erkannte ich den dunklen Korridor, der in das Gefängnis führte, und von einem Kristall geöffnet worden war. „Kirito!“ In Kleins Stimme klang Verzweiflung. Selbst mit der Hilfe von Dale schien er sich gerade noch so verteidigen zu können. Dynamm lag regungslos am Boden, vermutlich durch Lähmungsgift paralysiert.
 

„Stirb!“ Vor mir glänzte eine Klinge in einem satten Giftgrün. „Nicht so schnell!“ Plötzlich war Griffin da, holte mit der Axt aus und rammte sie dem in schwarz gekleideten Spieler in die Brust. Augenblicklich sank dessen Lebensanzeige auf Null und er zersprang in abertausende kleine Datenfetzen. Kurz begegnete ich Griffins Blick. „Mach schon!“, blaffte er, “du hast gehört, was dieser Möchtegernsamurai gesagt hat. Wir verschaffen dir Zeit und-“ Im nächsten Moment ragte eine blau leuchtende Klinge aus seinem Brustkorb. Ein Spieler hatte ihn von hinten mit dem Schwert durchbohrt. Der Augenblick schien in der Starre zu schweben, dann wurde die Waffe heraus gerissen und traf Griffin aus nächster Nähe dreimal blitzschnell hintereinander. „Kommandant!“, schrie eine Spielerin von Asyl der Vertriebenen, doch es war bereits zu spät. „Schnell“, brachte Griffin noch heraus, dann löste auch er sich auf. Irgendwo in einem Krankenhaus Japans zerstörte in diesem Moment das NerveGear Griffins Gehirn. Irgendwo erlosch gerade ein Leben, das noch gar nicht richtig begonnen hatte.
 

Ich durfte nicht nachdenken. Mit einem Hechtsprung rettete ich mich vor einem mit dem Wurf-Skill Single Shot geworfenen Dolch hinter eine Säule. Im nächsten Moment war ich wieder mitten im Kampf und die Masse der Kämpfenden wogte über mich hinweg, warf mich mal in die, mal in die andere Richtung und noch immer war das Ziel so unendlich weit entfernt. Vor Angst war ich wie von Sinnen, schlug um mich. Die Luft schien von roten Pixeln getränkt zu sein. Ein Blutbad. Wenn ich mir eine Hölle ausgemalt hatte, dann war es das hier. Und das Spiel … das Spiel tötete uns alle.
 

Ein Schlag rechts von mir, links, oben, unten, diagonal, quer. Ich sah nur noch wie meine Sicht sich trübte und ich begriff, dass mich eine Waffe mit Lähmungsgift getroffen haben musste. Meine Lebensanzeige war kurz vor dem tödlichen roten Bereich. Ich hörte das Sirren in der Luft, als die Wurfaxt die Luft zerschnitt. „Nein!“ Vier silberne Pfeile flogen in der Luft an der Axt vorbei, bohrten sich jede in einen kritischen Punkt am Körper des Angreifers und seine Lebensleiste erlosch. Im gleichen Moment tauchte vor mir ein Schatten auf. Die Hand noch zum Wurf erhoben, erkannte ich River in der Sekunde in der ihn die geworfene Axt traf. „Heilen!“ Irgendjemand befreite mich aus meiner Misere und die Lähmung löste sich.
 

Dumpf kam River auf dem Boden auf. So schnell ich konnte aktivierte ich mein Statusfenster, materialisierte einen Heilkristall, aber bevor ich River damit retten konnte, löste sich dessen Lebensanzeige in nichts auf. Es war zu spät. So nah wie ich ihm war, konnte ich den Schriftzug erkennen, den das Spiel nun einspielte: „YOU ARE DEAD.“ „Nein!“, rief ich. Tränen brannten hinter meinen Augen und auch in Rivers Blick mischten sich Angst, Verzweiflung und Machtlosigkeit. In einem letzten Akt des Widerstandes packte er meine Hand. „Beende es, Kirito. Ich flehe dich an, beende es.“ Ich erfuhr nie, ob er das Massaker meinte oder Sword Art Online. Dann wurden Rivers Daten gelöscht. Ebenso wie Griffin vor ihm zersprang sein Avatar in Millionen kleine Pixel, der wie bei uns allem seinem Selbst in der realen Welt bis aufs Haar glich. Er war tot. River war tot!
 

River. Ein Einzelspieler wie ich. Ein Gamer, ein Teenager, ein Frontkämpfer. River, der jedes Mal ins Schwarze traf. River. River … River!!! Ein Kamerad, ein Freund … Unter meiner eigenen Lebensanzeige waren jetzt nur noch drei weitere Gruppenmitglieder aufgelistet. Er war fort und ich hatte nichts tun können. Vor meinen Augen sah ich Sachi sterben, meine Gilde, die schwarzen Katzen. Nichts hatte sich geändert. Ich war stärker geworden, aber noch immer reichte es nicht aus, um die Menschen beschützen zu können, die mir nahe standen. Aber das hier war nicht irgendein Dungeon mit einer Falle. Dieses hier war eine von Menschen gemachte Hölle.
 

Eine rote Wut packte mich, die die kalte Angst in mir nieder kämpfte und dann übermannte mich ein Gefühl der totalen Endgültigkeit. In mir wurde etwas taub und mein Herz, das zuvor fast zerbrochen war, versteinerte. Ich kämpfte nicht mal die Tränen zurück, die hinter meinen Augen hervor brachen. Hass brandete in mir auf. Hass und Angst und Gleichgültigkeit. Alles wurde mir egal. Sollten sie mich doch töten! Ich packte Elucidator und die schwarze Klinge schnitt durch die Masse und räumte mir einen Pfad der Verwüstung frei.
 

Wenn das hier die Wirklichkeit gewesen wäre, wäre der Boden mit blutrot gewesen, aber in der virtuellen Welt von Sword Art Online ließ der Tod nichts zurück. Dann sah ich das Mädchen. Es war Griffins Spielerin, die durch seinen Tod wie gelähmt gewesen war, und nun von drei Mitgliedern von Laughing Coffin bedrängt wurde. Sie hatte ihre Waffe verloren und weinte Tränen, die sich in der Luft auflösten. Sie würde sterben, wenn ich nicht handelte. In mir legte sich ein Schalter um. Ich war einer der stärksten Spieler dieses Spiels und ich war schnell. Zwar nicht so schnell wie Asuna, aber irgendwie schaffte ich es zwischen das Mädchen und ihre Angreifer zu gelangen. Die schwarze Klinge schien zu wissen, was sie zu tun hatte. Der Skill glühte violett, dann traf ich den ersten Spieler mitten ins Herz.
 

Wenn ich gewollt hätte, hätte ich mein Schwert aufhalten können. Alles was ich wollte war die Spieler von Laughing Coffin im Gefängnis einzusperren, sodass sie niemandem mehr schaden konnten, doch ich stoppte meinen Angriff nicht. Die Angst … die rote Wut in mir beherrschte alles und wütete in mir wie ein Orkan, der jeden klaren Gedanken im Keim erstickte. Es war mir egal, ob ich sterben würde. Es war mir egal, was passieren würde. Alles war egal. Nur noch das Hier und Jetzt. Doch der Schmerz über das Wissen, was ich getan hatte, zerriss mich fast. Ich stieß ein Geräusch aus, das an ein verwundetes Tier hervorbringen würde, das in die Enge gedrängt worden war.
 

Der Widerstand löste sich in dem Moment, als der rote Spieler vor meinen Augen verschwand. Ich hatte ihn umgebracht. In einem Krankenhaus bäumte sich in diesem Moment ein Körper ein letztes Mal gegen die Todesqual auf, ehe er in sich zusammen sank und sein Herzsignal auf dem Monitor eines der medizinischen Geräte verschwand. Tod! Tod! TOD!!! Meinetwegen! Hatte er Familie und Freunde gehabt, die an seinem Bett warteten, dass er wieder erwachte? Oder war mitten in der Nacht niemand bei ihm und sie wussten noch nicht, dass er in dieser Nacht ein Game Over erlebte? Ich kam erst wieder zu mir, als sich das Mädchen an mich klammerte und hemmungslos zu schluchzen begann. „Danke, danke, danke“, wimmerte sie. Ich hatte keinen Dank verdient. Jemand so verabscheuungswürdiges wie ich verdiente ihn nicht. Ich stieß sie von mir, warf ihr einen Dolch hin, drehte mich um und dann sah ich etwas, das mich erstarren ließ.
 

Keine sechs Meter von mir ging Asuna auf den Stufen, die zu der riesigen Uhr führten, zu Boden und vor ihr setzte ein roter Spieler zum Sprung an. Selbst Asuna, der Blitz, war nicht schnell genug sich in dieser Lage zu retten. Dazu kam, dass sie anscheinend durch das Ende eines Skills vom Spiel gelähmt war und sich nicht bewegen konnte. Mein Denken setzte aus. Nicht sie! Bitte! Nicht sie! Asuna, die von dem kleinen Jungen erzählte, den sie nicht hatte retten können. Asuna, die ihre selbstgemachten Sandwiches mit mir geteilt hatte. Asuna, die mich bat vorsichtig zu sein, obwohl sie selbst immer an vorderster Front kämpfte. Asuna, die die Front vereinte. Nein. Eiskalte Gewissheit breitete sich in jeder Pore meines Körpers aus. Sie würde nicht sterben. Nicht wie Sachi. Nicht wie Griffen. Nicht wie River. Nicht wie alle anderen Spieler, die ich schon sterben gesehen hatte. Sie nicht.
 

Mein Körper bewegte sich wie von selbst, der Skill Sonic Leap erledigte den Rest und das System lenkte mein Schwert, mit dem ich Asunas Angreifer den Schädel zerschmetterte. Er kam nicht mal auf dem Boden auf. Ich fiel durch einen Schwarm blauweißer Datenpixel, die einmal ein Mensch gewesen waren. Es hatte keinen anderen Weg gegeben. Um Asuna zu retten, musste ich ein zweites Mal töten. Doch dieses Mal war es bewusster. Eine Entscheidung, die ich im Bruchteil eines Augenblicks getroffen hatte, in dem ich beschlossen hatte Asunas Leben zu retten. Selbst, wenn dafür ein Teil von mir starb.
 

Ich kam krachend auf den Stufen aus und kurz ertrank meine Sicht in Rot. Meine Lebensleiste … war kurz vor dem Erlöschen … „Kirito! Kirito-kun!” Warme Hände packten mich an den Schultern. “Komm zu dir, bitte komm zu dir! Der Schalter!” Ich verstand nicht, was sie sagte. Eine andere Stimme, die so klang wie die von Lind, diesem aufgeblasenen Schnösel, brüllte: “Haltet Stand!” „Kirito! Kirito!“ Die warmen Hände zerrten an mir. Ich ließ das Schwert fallen und es kam klirrend auf dem Boden auf und mein Herz schrie vor Schmerz. Es gab keine Entschuldigung für das, was ich getan hatte. Ich war nicht besser als sie. Ich wollte nicht mehr. Ich konnte nicht mehr. Jemand legte sich meinen Arm um die Schulter. Geistesabwesend ging mir durch den Kopf, dass dieser jemand ein ziemlich hohes Kraftlevel haben musste, um mich so mühelos mit sich herum zu tragen.
 

„Nur noch ein Stückchen“, murmelte die Stimme. Ein Schatten tauchte vor mir auf, doch das silberne Rapier wischte ihn zur Seite, als sei es nichts. Ich stolperte Stufen hinauf ohne sie wirklich zu sehen. Irgendetwas tickte. War das eine Uhr? “Das lässt du schön bleiben, Schätzchen.” Ich erkannte eine verschwommene Gestalt, die mir eigenartig bekannt vor kam. ‚Kämpf‘ nicht mit ihm, Kirito. Kämpf nicht mit ihm oder wir wissen nicht, wen wir beschützen sollen.‘, hörte ich Klein sagen. Johnny Black. Die Information sickerte irgendwie durch den Nebel meiner Gedanken.
 

„Du kannst mich nicht aufhalten!”, erwiderte Asuna und die silberne Waffe, die fast wie eine Nadel wirkte, deutete direkt auf sein Herz. „Er vielleicht nicht, aber ich werde es tun.“ Eine Stimme, kalt wie Eis schnitt in mein Bewusstsein. „Ihr werdet ihm nichts tun!“ Asunas Stimme zitterte. „Du kannst nicht gegen uns beide gewinnen, Vizekommandantin. Mit ihm hättest du eine Chance, aber ohne ihn … er ist labiler als ich dachte.“ „Steht er unter Schock?“, gackerte Johnny Black. Ich verstand den Sinn hinter diesen Worten nicht.
 

„Nicht ganz so selbstsicher, wie bei unserer letzten Begegnung, was Kirito?“, sagte der Mann und ich kam ein wenig zu mir. Asuna hatte mich losgelassen und ich war auf den Boden gesunken. Langsam verstand ich, wo ich war – noch immer in der Hölle – und was um mich herum geschah. Schreie, Flehen, bunte Lichter, die aufblitzten und erloschen, Gänge, die aus dem Nichts auftauchten, und Spieler verschluckten. Und ich verstand den Schmerz in mir, der tobte und wütete und kein Ventil fand. Schmerz um das Wissen jemanden umgebracht zu haben.
 

„Du dachtest, du wärest so viel besser als wir, aber wenn es um Leben oder Tod geht, tötest du doch. Mach dir keine Sorgen, das ist ganz natürlich. Warum sträubst du dich sosehr gegen deinen Überlebensinstinkt? Uns hast du verurteilt, aber bist du nicht ebenso ein Mörder, wie wir?“ „Das ist nicht wahr!“, rief Asuna, „Kirito, hör nicht auf das, was er sagt! Du bist nicht, wie sie!“ Ein Geräusch erklang und ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es dasselbe Lachen war, das ich gehört hatte, als die Front Laughing Coffin in die Falle gegangen war. Mein Blick wurde klarer. Asuna stand vor mir, schirmte mich von Johnny Black ab - und von PoH, dem Wahnsinnigen, der Laughing Coffin gegründet hatte und für all die begangenen Morde verantwortlich war. Derjenige, der den Gedanken in die Köpfe der brutalsten Spieler Aincrads gepflanzt hatte, dass es in Ordnung war zu töten. Ja, dass das Spiel gar diesen Zweck hatte.
 

„Ein Leben …“ Erst als die Worte meinen Mund verlassen hatten, begriff ich, dass es meine Stimme war. „Ein Leben … ist euch das gar nichts wert?“ „Was redest du da?“, erwiderte PoH, „Das hier ist ein Spiel!“ „Aber-“, wandte ich ein und wollte auf den ersten Tag in SAO hinaus, an dem Kayaba uns die Regeln erklärt hatte, doch PoH fiel mir ins Wort. „-Aber man stirbt, wenn Game Over ist?“ PoH lachte schallend. „Kannst du das beweisen? Woher soll man wissen, dass man wirklich stirbt? Was, wenn all die Toten in der Realität aus dem Koma erwacht sind und nur wir weiter gefangen sind?“ „Du willst doch gar nicht aufwachen!“, rief Asuna wütend. „All das hier bietet dir doch die Möglichkeit ungestraft deine Mordgier auszuleben!“ „Vorsicht, Schätzchen!“, knurrte Johnny Black, aber PoH hob die Hand. „Lass sie ruhig ihre Meinung sagen, ehe wir sie töten.“ Daraufhin grinste dieser und leckte sich betont über die Lippen. „Wenn das so ist, Kommandant.“
 

„Was nun, Kirito?“, erkundigte sich PoH hämisch. „Was wirst du tun? Kämpfen und damit beweisen, dass du nicht besser bist, als wir, die du so verabscheust, oder sterben und hoffen, dass du in der Realität aufwachst?“ Er griff nach seiner Waffe und mir brach der kalte Schweiß aus. Ich hatte keine Waffe mehr. Elucidator hatte ich losgelassen und auf den Stufen verloren. Meine Lebensleiste wies nur noch ein bisschen rot auf und machte es überflüssig mir auszurechnen, was passieren würde, wenn er mich angriff. Für einen Moment schien alles zu verstummen. Die Schreie, meine Angst, die Schuld. Alles, bis auf das gemächliche Ticken hinter mir. Und ich erinnerte mich an die Uhr, in dessen Ziffernblatt der einzige Ausweg schlummerte. Alles kreiste um diese Uhr. Um den Vollmond, der in einem achteckigen Stein eingelassen war … Griffin, River, all die anderen Toten. Sie alle waren dafür gestorben, um das Überleben aller zu sichern.
 

Ich wusste nicht, woher ich die Kraft nahm. Stolpernd kam ich auf die Beine und fiel ohne auf Asuna, PoH oder Johnny Black zu achten die letzten zwei Meter zum Schalter eher hinauf, als dass ich sie ging. Ehe, sie begriffen, was ich vorhatte, berührten meine Finger den Vollmond und der achteckige Stein sank in die Wand ein. Licht brandete auf und neues Kampfgeschrei ertönte. Eine Sekunde lang sah ich, wie sich Poh’s Mund zu einem wütenden Aufschrei verzog. Meine Sicht verschwamm. Dann wieder Dunkelheit. Stille. Lärm. Lichter in allen Farben. Asuna rief meinen Namen, als ich an der Wand zusammen brach. Zunehmend lehrte sich der Raum, als die Front über Laughing Coffin mit schierer Übermacht hinweg fegte, sämtliche ihr zur Verfügung stehende Korridorkristalle einsetzte und die Mitglieder von Laughing Coffin entweder direkt ins Gefängnis schickte oder … tötete. Verschwommen erinnerte ich mich an einen Moment vor einer Ewigkeit, als das Mädchen neben mir, mir so ein Ding gegeben hatte. Ich hatte es … vergessen. Ich beobachtete mit glasigem Blick wie sich unter Lind‘s Kommando die Front neu formierte und die rote Gilde zurückschlug. Wir waren gerettet und doch waren wir es nicht. Dieser Sieg war nicht mehr als eine weitere Niederlage gegen Akihiko Kayaba. Gegen Sword Art Online.

Postlude: The protector


 

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Postlude: The protector
 

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Aincrad, 56. Ebene, 17.08.2024, 03:41 Uhr
 

Die Front zählte zweiunddreißig Tote. Elf Frontkämpfer und einundzwanzig Mitglieder von Laughing Coffin. Neunundreißig Frontkämpfer hatten überlebt und elf rote Spieler von Laughing Coffin waren von der Front in das schwarze Gefängnis auf der ersten Ebene geschickt worden. Das waren die Fakten. Asuna seufzte und gestattete sich einen Moment der Schwäche, als sie ihren Blick über die anderen Spieler kreisen ließ, die ein behelfsmäßiges Lager außerhalb des Labyrinths errichtet hatten. Asuna hatte Fakten immer gemocht. In der Schule, noch bevor sie Gefangene von SAO geworden war, waren Fakten etwas Unverrückbares gewesen. Etwas Beständiges, das ihr ein Gefühl von Sicherheit verliehen hatte. Doch in keinem einzigen Geschichtstest oder einer Mathematikklausur hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, was hinter diesen Fakten stand.
 

Hinter diesen Fakten stand ein Kampf auf Leben und Tod. Ein Hinterhalt, der den Angreifern fast selbst zum Verhängnis geworden wäre. Ein Massaker in einer virtuellen Welt, von dem kein Außenstehender etwas mitbekam. Und Angst. Verzweiflung, Wut, Ohnmacht. Schuld. Die Front wollte Gefangene machen und war der roten Gilde stattdessen selbst in die Falle gegangen, bis sie nur noch die Wahl zwischen töten und getötet werden hatten. Vielen Frontkämpfer war erst mitten im Kampf bewusst geworden, dass sie es nicht fertig brachten, einen anderen Menschen umzubringen. Und es war ihr Ende gewesen …
 

Erst als einige Spieler wie Kirito die Initiative ergriffen und getötet hatten, hatte die Front zu kämpfen begonnen. Doch jetzt … Wohin sie auch blickte, sah Asuna nur trostlose Gesichter. Manche vor Schmerz verzogen, andere von Angst entstellt und wieder andere starrten nur stur ins Nichts. Wäre das hier die Wirklichkeit, dann würde Asuna ihren Zustand als Schock, ja beinahe als Trauma bezeichnen, doch in dieser virtuellen Welt würde sich die Statusanzeige der Spieler nicht verändern, egal, was für seelische Schmerzen sie auch auszustehen hatten.
 

Sie selbst spürte all diese Gefühle und noch etwas anderes: Mitleid und Dankbarkeit. Es war eine merkwürdige Mischung und es verwirrte sie, beides gleichzeitig zu empfinden, doch sie musste nur an Kirito denken und die widersprüchlichen Gefühle keimten wieder in ihr auf. Kirito saß abseits von dem Großteil der Front. Er lehnte an einem großen Felsbrocken und hatte den Kopf in den Armen vergraben. Vor ihm stand Argo, die kleine Spielerin, die Asuna schon seit dem Anfang von SAO kannte, und redete leise auf ihn ein. Kirito zeigte nicht eine einzige Gefühlsregung. Er nickte an den passenden Stellen und antwortete in kurzen knappen Sätzen, doch seine wahren Gefühle schien er sorgfältig unter Verschluss zu halten.
 

Da war wieder dieser Moment … Dieser Moment, als das System ihre Bewegungen nach Beenden des Skills eingefroren hatte und sie sich plötzlich einem Angreifer gegenübersah, dessen Schlag sie getötet hätte, wenn er sie getroffen hätte. Und dann war da Kirito gewesen. Wie aus dem Nichts heraus. Und er hatte ihr das Leben gerettet. Er hatte ihr das Leben gerettet und gleichzeitig ihren Angreifer getötet. Was musste das für ein Gefühl gewesen sein? Zu wissen, dass in diesem Augenblick irgendwo das NerveGear das Urteil vollstreckte …
 

„Du hast keine Ahnung!“ Asuna schrak aus ihren Gedanken, als sie Kiritos Ausbruch vernahm. Er war aufgesprungen und überragte Argo um fast anderthalb Köpfe. Die kleine Spielerin entgegnete etwas, das Asuna nicht verstand. Kirito machte eine wüste Geste und Argo machte sich wutschnaubend von dannen.
 

Einen Moment lang zögerte Asuna, doch schließlich machte sie einen Schritt auf ihn zu. Möglicherweise war es nicht die beste Idee, ihn jetzt ebenfalls zu überfallen, aber sie konnte ihn auch nicht alleine lassen, wenn es so offensichtlich war, dass er sich quälte. Entschlossen machte sie einen weiteren Schritt. Und noch einen. Erst als sie nur noch ein paar Meter von ihm entfernt war, hielt sie inne. Kirito hatte ihr den Rücken zugekehrt.
 

„Verschwinde, Argo“, sagte er, als er ihre Anwesenheit endlich zur Kenntnis nahm. „Ich bin nicht Argo“, antwortete Asuna. Kirito verkrampfte sich. „Lass mich allein, Asuna. Bitte …“ Seine Stimme, die eben noch voller Wut gewesen war, klang von einem Schlag auf den anderen gebrochen. Bitte … Das Wort war voller Hilflosigkeit. Er bat sie darum, allein zu sein und gleichzeitig hörte sie aus seinen Worten den verzweifelten Wunsch, dass irgendjemand bei ihm war.
 

„Du bist schon zu lange allein“, sagte sie schließlich. Kirito zuckte lediglich mit den Schultern. „Ich weiß, dass du das nicht wirklich willst, Kirito“, fuhr sie fort. „Wenn dir alles und jeder egal wäre, würdest du nie zu den Bosskämpfen auftauchen. Wenn es dir wirklich egal wäre, dann wärst du der Front nicht zur Hilfe gekommen. Die Menschen sind dir nicht gleichgültig und auch der Front bist du nicht gleichgültig. Sie verlassen sich auf dich.“ Der Junge vor ihr stieß ein kehliges Lachen aus, das eine Mischung aus Spott und Unglauben war. „Sie hassen mich“, stellte er nüchtern fest. „Und trotzdem bist du hier“, schnitt ihm Asuna das Wort ab. Einen Moment schwieg er. Sie wussten beide, dass er keine Erklärung hatte.
 

„Und wofür? Für zweiunddreißig Tote? Dafür, dass PoH entkommen ist?“ Asuna zuckte zusammen. „Was?“, flüsterte sie. „Er ist fort“, erwiderte Kirito, „Argo hat es mir eben gesagt. Er wird Leute um sich scharen, er wird ihnen den Gedanken in den Kopf setzen, dass der wahre Sieger nur derjenige ist, der das Spiel beherrscht. Der andere beherrscht. Er wird weiter morden und all das hier wird umsonst gewesen sein.“ „Es ist nicht umsonst!“, rief Asuna und wusste zugleich nicht, warum sie sich so sicher war. „Nein?“, fragte Kirito. „River ist vor meinen Augen gestorben und ich konnte nichts – nichts! – tun, um ihn zu retten. Wofür also war das, wenn wir nicht mal unsere eigenen Leute beschützen können!“
 

Sie schwiegen beide. Zum ersten Mal wurde Asuna bewusst, dass auch Kirito, der sonst immer so gelassen, ja fast kontrolliert war, Angst hatte. Immer war er derjenige gewesen, der alles im Griff hatte, ab und an etwas zu risikobereit vielleicht, aber doch immer wissend, was zu tun war. Jetzt bröckelte seine sorgsam aufgebaute Maske von ihm ab.
 

„Erinnerst du dich an den Bosskampf auf der ersten Ebene?“, fragte Asuna in die Stille hinein. „Ich dachte, ich muss sterben. Ich wollte nicht von diesem Spiel beherrscht werden, aber ich habe geglaubt es wenigstens versuchen zu müssen. Als Diabel gestorben ist, habe ich die Hoffnung verloren, aber er wollte, dass wir kämpfen, auch, wenn er wusste, dass er sterben würde. Im Gegensatz zu mir hast du nicht aufgegeben. Du hast gekämpft. Du hast dich ans Leben geklammert und gekämpft. Wenn du gefallen bist, bist du wieder aufgestanden. Du hast weiter gemacht. Immer und immer wieder. Aber, wenn du jetzt aufgibst, dann ist der Tod unserer Gefährten wirklich sinnlos.“
 

Die Anspannung in Kiritos Körper löste sich ein wenig. Sie merkte wie sein Blick über die zerklüfteten Felsen zum Eingang des Labyrinths wanderte. Über die Spieler hinweg und dann den Horizont entlang fuhr. Er dachte lange über ihre Worte nach. Asuna gab ihm Zeit. Kirito war immer stark. Manchmal musste auch er sich einen Augenblick der Schwäche gestatten. Außerdem … wenn Kirito jetzt aufgab, dann würde auch ihre Entschlossenheit wanken.
 

„Du … du weißt nicht, wie es sich angefühlt hat.“ Er ballte die Hände zu Fäusten und Asuna sah wie er am ganzen Leib zu zittern begann. „Ich habe mich selbst verloren. Ich habe Griffin sterben sehen und River und kurz habe ich geglaubt, dass sie auch Klein umbringen. Ich … ich habe nicht mehr nachgedacht … ich wollte, dass es aufhört. Ich habe mich verloren und wusste doch genau, was passieren würde, wenn ich dem Spiel nachgab. Ich … ich hatte Angst. Ich wusste es und es war mir egal. Es fühlte sich nicht mal anders an, als ein Monster zu töten.“ Er hielt inne und erschrocken stellte Asuna fest, dass seine Stimme sich je länger er sprach verändert hatte. Kirito weinte.
 

Minutenlang hörte Asuna ihm schweigend zu, ohne sich vom Fleck zu bewegen. Letztlich war auch der stärkste Spieler nur ein Mensch. Ein Junge, wahrscheinlich nicht viel älter als sie selbst, der schlicht und ergreifend mit der Situation überfordert war.
 

„Sie hatten recht“, sagte Kirito irgendwann, „ich bin nicht anders, als sie. Ich wollte Leben beschützen und trotzdem habe ich getötet – genau, wie sie.“ Die Art, wie er sich mit diesen Worten selbst verurteilte, erschütterte sie bis ins Mark. Mit jedem einzelnen Wort versetzte er sich einen Peitschenhieb. Vielleicht wusste er nicht, dass gerade das ihn anders machte. Laughing Coffin tötete ohne einen einzigen Gedanken an ihre Opfer zu verschwenden, doch Kirito brachte der Gedanke, dass er sein Schwert gegen Spieler erhoben hatte, fast um den Verstand. Dabei hatte er so viele gerettet. Nur, weil Kirito getan hatte, was nötig gewesen war, hatten andere den Mut gefunden sich zu verteidigen. In seiner Art nicht aufzugeben und sich PoH und Johnny Black offen entgegen zu stellen, hatte er den anderen Frontkämpfern Hoffnung gegeben.
 

Er hatte sie alle gerettet. Er hatte ihr Leben gerettet. Auch, wenn er Spieler getötet hatte, was unleugbar falsch war, änderte es nichts an der Tatsache, dass er sie gerettet hatte. Kirito hatte den Wert eines jeden einzelnen Lebens erkannt. Das war der Grund, warum er sich quälte und auch, warum er immer versuchen würde andere zu retten. Denn ein Leben bot viel mehr, als rote Gilde je erkannt hatte. Ein Leben bot Freude, Leid, Freundschaft, Wut, Liebe, Hass, Abenteuer und seine ganz eigene Welt. Es jemanden zu nehmen war, als würde man der Welt selbst ein Stück entreißen und sie der vielen Möglichkeiten berauben, mit der ein einzelnes Leben sie verändern konnte. Selbst hier in dieser virtuellen Welt waren es doch die Menschen, die sie formten und es waren die Menschen, die lebten. Die Menschen, die ihr Leben miteinander teilten und einander beistanden.
 

„Es gibt verschiedene Arten jemanden zu beschützen“, sagte sie nach einer Ewigkeit, „du glaubst, dass du versagt hast und in einer gewissen Weise hast du das auch. Wir alle. Aber du hast uns auch beschützt, Kirito. Diesen Schmerz, den du fühlst … Willst du ihn jemand anderen aufbürden? Du hast dir all die Schuld aufgeladen und bist stark genug sie zu tragen. Nicht alle sind so stark. Ich kann nicht begreifen, wie furchtbar das für dich sein muss, weil ich es nicht selbst empfinde. Aber ich weiß, dass du mich beschützt hast. Nicht nur, weil du mein Leben gerettet hast, sondern weil du mir erspart hast diese Schuld zu tragen.“
 

Asuna sah, wie Kirito sich etwas entspannte. Der Kampf, den er die ganze Zeit gegen sich selbst ausgefochten hatte, schien endlich ein Ende zu finden. Dennoch wusste sie, dass er immer noch litt. Dass er sich immer dieser Qual aussetzen würde. Die Schuld einem anderen Menschen das Leben genommen zu haben, konnte man nicht tilgen, aber man konnte leben und damit fertig werden. Kirito war noch am Leben. Alle, die hier versammelt waren, lebten noch und Asuna wusste, dass sie es dafür verwenden mussten, um weiter zu kämpfen und endlich diesem Spiel zu entkommen. Nicht indem sie überlebt hatten, würde sich etwas ändern, sondern wenn sie wahrhaft lebten und ihr Ziel niemals aus den Augen verloren.
 

„Du hast eine ganz eigene Art mit Worten umzugehen, Asuna.“ Fast behutsam riss der Klang seiner Stimme sie aus den Gedanken, aber in jeder Silbe lag auch eine Wärme, die vorher nicht da gewesen war. Endlich drehte er sich zu ihr um. Auf seinem Gesicht war keine Spur von Tränen mehr zu finden. Nicht einmal seine Trauer richtig auszuleben gestattete diese Welt, doch etwas hatte sich in ihm verändert. Kirito wirkte ruhiger. Es war, als wäre etwas tief in ihm an seinen Platz gerückt und eiserner Entschlossenheit gewichen.
 

„Bevor er starb sagte River zu mir, dass ich es beenden soll. Ich bin mir nicht sicher, ob er Sword Art Online oder den Kampf gegen Laughing Coffin gemeint hat, aber seine Worte verbieten es mir, jetzt aufzugeben.“ Langsam zog Kirito die schwarze Klinge aus der Scheide, die quer über seinem Rücken hing, und deutete mit der Klinge in den Himmel. Irgendwo über uns befand sich die hundertste Ebene. Unser Tor in die Freiheit. „Ich werde es beenden.“, sagte der schwarze Schwertkämpfer, „ich schwöre, ich werde dieses Spiel beenden und dafür sorgen, dass alle, die ihr Leben gelassen, nicht umsonst gestorben sind! Ich werde Sword Art Online besiegen!“
 


 

ENDE
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Lieber Niklas, liebe Leser (anyone out there?),

Sword Art Online habe ich kürzlich für mich entdeckt und lieben gelernt. Es ist in den Light Novels zwar die Rede von einem Kreuzug gegen die rote Gilde "Laughing Coffin", aber diese Geschichte wurde nirgendwo nieder geschrieben, daher habe ich mir die Freiheit genommen dies zu tun. Ich habe mich bemüht dabei so nah am Original zu bleiben wie irgend möglich. Nur bei den Tatsachen, die ich nirgendwo herausfinden konnte, habe ich dann meine eigene Fantasie spielen lassen. Wobei ich zugeben muss, dass es ganz schön schwierig für mich war, mich auf ein Gamer - Fandom umzustellen, doch in der Gesamtheit bin ich eigentlich ganz zufrieden. Zukünftig lade ich drei folgende Parts und einen Postlude 1x die Woche hoch, bis die Fanfiction abgeschlossen ist. Ich würde mich also sehr über ein paar Leser freuen, die dabei bleiben. (Nächstes Mal geht es dann mit Kirito weiter :)) Dort wird die Länge dann auch wieder die für mich übliche Größe erreichen ;) Der Prolog war für meine Verhältnisse recht kurz ;)

Ich hoffe, ihr hattet Spaß und seid ein bisschen neugierig geworden ;)

Zu guter letzt, wünsche ich dir, Niklas, alles, alles Gute zum Geburtstag und einen schönen Tag. Ich hoffe wirklich, dass ich deinen Geschmack treffe :)

alles Liebe
moony Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ;)

Wie versprochen geht es eine Woche später weiter mit Teil I. Diesmal und auch die beiden nächsten Parts aus Kiritos Sicht, die für mich eine regelrechte Herausforderung darstellt, weil sie mir so ungewohnt ist. Kann aber auch daran liegen, dass mir das Fandom nicht so vertraut ist. ^^

Ein paar Infos noch zu dem Kapitel:

- Kirito hat tatsächlich sein schwarzes Schwert "Elucidator", das während SAO seine Hauptwaffe ist, als Bossdrop bei dem Kampf um die 50. Ebene erhalten. Der Kampf selbst entspricht allerdings meiner Fantasie, da keinerlei Informationen dazu auffindbar waren.
- Die Skills entsprechen tatsächlichen in SAO vorkommenden Skills.
- Sämtliche Zeitdaten entsprechen den gegebenen Informationen.
- Die bereits erwähnten Spieler River, Raven, Griffin, Silaniel und Wyrm sind OCs und kommen in den Light-Novels nicht vor (da die Auswahl jedoch so dünn war, habe ich sie erfunden). Ihre Gilden "Asyl der vertriebenen", "Hellfire Vanguard" und "Invictus" sind ebenfalls Erfindungen von mir.

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen ;) Ich versuche diese Geschichte so authentisch wie möglich zu halten.

alles Liebe
moony Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen :)

So, langsam geht es in die heiße Phase dieser Geschichte. Der nächste und letzte der Hauptparts wird dann jede Menge Action und Drama enthalten und die Quintessenz dieser Geschichte liefern. Ich hoffe, dass ich dann noch ein paar Leser außer L-San dazu gewinnen kann ;) Es steckt jedenfalls eine Menge Herzblut drin und langsam merke ich, wie ich mit dem Fandom warm werde ;) Alles Gewohnheitssache *lol* Wenn man möchte, kann man hier und auch später Hints zu Kirito und Asuna sehen. Da sie ohnehin Canon sind und ich sie beide als Pair sehr gerne mag, kann ich es nachvollziehen. Allerdings steht Romantik in dieser Geschichte in keinster Weise im Vordergrund. Das möchte ich noch mal betonen.

Ob sich das Hauptquartier von Laughing Coffin wirklich auf der 14. Ebene befindet, ist unbekannt. Es gibt lediglich Informationen darüber, dass es sich "auf einer der unteren Ebenen in einer sicheren Zone" befindet. In meinem Egoismus habe ich beschlossen, dass es in dieser Geschichte die 14. Ebene ist ;)
Noch etwas ... ich hoffe, dass man mir meinen Frust zu Sitzungen beim Schreiben nicht zu sehr angemerkt hat. Da ich Protokollantin im Finanzausschuss bin, weiß ich aus erster Hand, wie sich Debatten in die Länge ziehen können ...

Aber ich hoffe, ihr hattet trotzdem Spaß beim Lesen, besonders du, Niklas ;)

alles Liebe
moony Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ;)

Dies ist nun der letzte der drei Hauptparts und obwohl er mir ziemliche Schwierigkeiten und fast eine Schreibblockade bescherrt hat, bin ich doch recht stolz darauf. Ich wollte Kirito in ein Wechselbad der Gefühle schicken, wollte ihn Angst, Verzweiflung und Trauer durchleben lassen, ehe er dann die Entschlossenheit findet zu kämpfen. Gleichzeitig sollte nicht verloren gehen, was richtig und was falsch ist und, dass es eben genau das manchmal nicht gibt. Ich muss gestehen, dieser Teil berechtigt mein Drama-Genre und beeinhaltet die Quintessenz dessen, was ich mit dieser Geschichte sagen will. Mal wieder Action zu schreiben, hat auch viel Spaß gemacht, allerdings hätte ich vielleicht ein, zwei Beschreibungen mehr reinbauen können, aber um die Dynamik zu halten, ist das nicht ganz leicht. Deswegen habe ich die priorisiert ^^

Die Art und Weise, wie der Geheimgang zu öffnen ist, basiert auf meiner Fantasie und lässt sich nicht in den Light Novels finden - trotzdem bin ich ziemlich mit der Idee warm geworden *lol* Weiterhin könnten Fans der Serie jetzt argumentieren, dass Kirito bei einer anderen Konfrontation mit einer orangenen Gilde gesagt hat, dass es ihm nichts ausmache eine Weile ein orangefarbener Spieler zu sein (das wird man, indem man andere verletzt), weil er ein Einzelspieler sei. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass er hier in eine Extremsituation geworfen wird, in der er weiß, dass er töten und nicht nur verletzen muss, um zu überleben. Aus Rücksicht auf diese Geschichte habe ich sein Verhalten entsprechend angepasst ;)

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Den Postlude gibt es noch und dann ist dieses Projekt beendet und ich widme mich wieder neuen Herausforderungen, auf die ich mich auch sehr freue ;)

Alles Liebe
moony Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Lieber Niklas, liebe Leser,

dies ist nun der Postlude und somit das Ende dieser kleinen Fanfiction. Zugegebener Maßen habe ich gegen Ende mal wieder meine philosophische Ader ausgelebt - aber das musste ich auch, um 1. dem Titel der FF treu zu bleiben und 2. mag ich die Idee total, dass Kirito aufgrund dieser Erfahrung schließlich den Entschluss fasst Sword Art Online auf jeden Fall zu beenden.

Noch ein Wort zu den Charakteren, die gestorben sind. Griffin und River. Wie viele andere auftauchende Charaktere sind diese keineswegs im Sword Art Online Universum zu finden, sondern entstammen meiner Fantasie. Besonders River mochte ich dabei sehr. Um das ganze aber authentisch darstellen zu können, musste jemand sterben (die angegebenen Daten der Toten und Gefangenen entsprechen den Tatsachen). Vor allem auch dafür, dass Kirito wirklich all dieses Gefühlschaos durchleben kann. Es durfte auch kein Charakter wie z.B. Klein sein, der ja im eigentlichen SAO überlebt. Da ich dem Original so treu wie nur irgend möglich folgen wollte, bin ich daher auf OCs ausgewichen.

Ich hoffe, das Lesen hat ein bisschen Spaß gemacht und natürlich würde ich mich über jegliches Lob oder Kritik freuen. :)

Alles Liebe
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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Teemo
2018-10-27T19:54:38+00:00 27.10.2018 21:54
Hallo :)

Ich moechte eigentlich gar nicht lange stoeren, sondern nur ein kurzes und kleines Feedback abgeben!
Fuehl dich also bitte nicht all zu gestoert von mir :3

Der Gesamtaufbau - Charbeschreibungen und Kurzbeschreibungen - war schon mal eine Einladung mir diese FF durchzulesen. Ich mag es, wenn man sich auch im Background Muehe gibt, immerhin sehe ich das auch so als kleinen Auftakt zum Hauptpunkt. Dafuer kriegst du also schon mal einen Pluspunkt.

Der Aufbau der Story an sich hat mich sehr begeistert. Du schreibst sehr fluessig und man bekommt eine bildliche Vorstellung von dem Geschriebenen. Auch was deine Wortwahl betrifft kann ich dich nur loben. Ebenso die Recherchen und Angaben die du in der Story verwendet hast passten fuer mich. (Ich kenne mich mit SAO jz nicht all zu gut aus; generell was alle Namen oder Techniken betrifft.. gomen ne~) Da hast du dir also wirklich viel Muehe gegeben und das merkt man beim Lesen auch. Rechtschreibung und Grammatik ist auch super (hier und da mal ein kleines Malheur aber nicht tragisch; passiert jedem Schreiber!) Kurzum: auch hier kann ich dir nur ein + geben.

Zum Thema an sich moechte ich natuerlich auch noch kurz kommen. Alleine der Titel hat mich sehr neugierig gemacht und auch hier wurde ich wieder ueberrascht, was du wohl fuer eine Idee hast. Mich haben einige Textpassagen recht nachdenklich gemacht; ja, du hast mit vielem recht was du geschrieben hast. Generell ist die Frage zum Wert eines Lebens recht schwierig zu beantworten in solch einer Welt wie SAO. An manchen Stellen verirrten sich sogar ein paar von diesen waessrigen Kullern in meine Augen.. bitte nicht weiter erzaehlen ;)
Fuer die Umsetzung der Thematik gebe ich dir also auch ein +.

Etwas schade fand ich, dass du passend zu dieser Thematik Asuna und Kirito kein happy End gegeben hast. Dadurch haette der Wert eines Lebens noch mal eine besondere Bedeutung bekommen. Vermutlich meintest du diese Thematik allerdings wohl eher auf das Allgemeine bezogen; quasi jeder einzelne Wert jeden Spielers.. so oder so: es ist nicht tragisch das es kein happy End gab. :)

Wahrscheinlich sprengt mein kurzer und kleiner Kommentar wieder mal den Rahmen.. *hust*
Alao allgemein gesagt: mich hat deine FF echt beruehrt. Ich mag sie sehr und fuege sie definitiv zu meinen Favoriten dazu!
Demnaechst schaue ich auch gerne mal was sich an FF sonst noch so bei dir finden laesst - vielleicht finde ich da was passendes fuer mich.
Fuers weitere Schreiben jedenfalls weiterhin viele gute Ideen!

Danke fuer deine FF und noch einen angenehmen Samstagabend :)

PS: bzgl. zum gewuenschten happy End - du hattest es zwischen den beiden ja auch immer mal so suess angedeutet; wohl moeglich stammte daher auch mein Wunsch fuer das happy Ending :)

Jz bin ich aber echt weg •_•

Von:  L-San
2014-07-14T13:59:24+00:00 14.07.2014 15:59


Yo, moony! ;D


Ich kann es nicht fassen, ich bin schon am Ende angelangt und stehe nächste Woche vor der Qual der Wahl. ;D
Wie dem auch sei, ich komme mal auf den Punkt.
Das Ende hat mir besonders mit deiner philosophischen Ader gefallen.
Das Kapitel war ja mehr aus Asunas Sicht beschrieben, ne?
Zumindest hat sie hier die beobachtende Rolle eingenommen und uns Lesern eben ihre Eindrücke widergegeben.
Dafür hatte ich zumindest keinen starken Zugang zu dem Protagonisten.
Klar, ich verstehe vollkommen seine Trauer und so, auch wie er gegen Ende dann einen Entschluss fasst und SAO bekämpfen will.
Aber so wirklich hat er mich nicht erreichen können.
Das ist der wohl einzige Kritikpunkt, den ich habe.^^
Ah, und noch eine Kleinigkeit.
Man setzt eigentlich kein Komma bei Konstruktionen wie 'auch, wenn ...' oder 'selbst wenn'.
Ansonsten, gutes Kapitel!
Ich würde ich ja wirklich auf eine Fortsetzung freuen, aber so muss ich SAO mal lesen. ;D
Jetzt hast du mich erwischt. ;D


LG
L-San


Von:  L-San
2014-07-07T16:38:38+00:00 07.07.2014 18:38


Yo, moony! ;D


Endlich komme ich zum Lesen!
Und ich muss sagen, das Kapitel gefällt mir bisher als Bestes, weil du da mal wieder so schön Action und Drama eingepackt hast, wo ich wirklich nicht meckern kann.
Mir gefällt nach wie vor deine Vorangehensweise an diese FF.
Die Idee, wie sie den Ort finden, fand ich prima umgesetzt.
Action sowieso.
Ich konnte diesmal sehr gut die Emotionen des Protagonisten nachempfinden.
Es war bewegend und spannend, Hut ab! ;D
Und natürlich bin ich ja sehr gespannt, wie jetzt alles enden wird, denn ich habe keine Idee.


LG
L-San
Von:  niklas4_0
2014-06-30T20:40:39+00:00 30.06.2014 22:40
Hi Moony,

Also ... Wow. Echt mal, du hast es (von meiner Sicht aus) sehr gut hinbekommen, deine typische Erzählweise mit dem MMORPG-Style der Sword-Art-Online-Reihe zu kombinieren ^^

Mich würde aber folgendes interessieren: Ist es wirklich bestätigt, dass der Boss der Ebene 49 ein Drache ist oder hast du es für diese FF frei erfunden? ;DD
Der Bosskampf mit dem Drachen zählt auf jeden Fall zu meinen Highlights in dieser Fanfiction ;)
Auch der Prolog war sehr gelungen :D Ich konnte es mir richtig gut vorstellen, die Bilder liefen in meinem Kopf ab ^^

Aber das Ende war ... wahnsinn *~*
Ein (wenn man so will ^^) offenes Ende, das einen richtig schönen bitteren Beigeschmack beim Leser hinterlässt ^^

Abschließend: SAO bekommt endlich eine Fanfiction, die so gut ist, in den Anime mitaufgenommen zu werden :)

Von:  L-San
2014-06-30T15:00:51+00:00 30.06.2014 17:00


Yo, moony! ;D


Erst mal, ich hoffe auch für dich, dass neue Leser dazukommen.
Dabei muss das Fandom nur bekannter sein. >.<
Wie dem auch sei, ich fange an.
Mir hat das Kapitel wesentlich mehr gefallen als das vorherige, vor allem weil man hier einen besseren Einblick in die Gedanken des Protagonisten bekommt.
Der Anfang war mäßig interessant, noch nicht viel passiert, aber man bekommt einen besseren Überblick über die Charaktere, insbesondere da muss ich irgendwie Richtung Kirito x Asuna denken. ;D
Asunas Charakter erscheint insofern interessant, als sie in seltenen Momenten Charakter-Züge Schwächen zeigt, etwas, das andere Spieler vielleicht nicht wirklich gern sehen, zumal sie ja eine starke Persönlichkeit ist, schon quasi ein Idol, eine Heldin, zu der man aufblickt.
Wirklich interessant fände ich es, wenn ich wisse würde, wie sie außerhalb der Welt dieses Spiels, also im Reallife ist.
Das Ende fand ich ungewohnt, zumindest die Interaktion bei unseren beiden.
Zunächst unbeholfen und müde, dann gibt er dummer Sprüche von sich, und sie macht sich nur Sorgen um ihn.
Er ist ein richtiger Gentleman, muss ich sagen. ;D
So, das war's.
Ich bin wirklich gespannt, wie es weitergeht, vor allem, was es mit dem 'Bösewichten' des Spiels auf sich hat, was mehr hinter ihm steckt.


LG
L-San


Von:  L-San
2014-06-23T15:20:14+00:00 23.06.2014 17:20


Yo, moony! ;D


Ich muss sagen, je weiter ich lese, desto mehr gefällt mir SOA.
Dein Schreibstil ist hier merklich besser, und so hat das Lesen mehr Spaß gemacht.
Die Kampf-Szene mit dem Drachen fand ich nett, auf die Idee, ihn mit einem heftigen Schlag zu töten, bevor er sich regeneriert, wäre ich nicht gekommen.
Ganz schön mutig die Leute, die versuchen, weiterzukommen.
Und sie haben erst die Hälfte von SOA erreicht, was also bedeutet, dass es insgesamt 100 Levels gibt?
So langsam sollte ich mir wirklich mal SOA anschauen. ;D
Kiritos Sichtweise ist normal gut geschildert, eben wie in vielen anderen Büchern auch, aber ich vermisse ein wenig seinen Tiefgang, da ist irgendwie eine leichte Distanz zwischen ihm und den Lesern, was gut und gewollt sein kann, da er wohl noch ein paar Geheimnisse hat?
Ich lasse mich überraschen.
Dann die eine Gilde, die Freude am Töten hat.
Ich bin gespannt, was im nächsten Kapitel passiert, jetzt, da ihr Lager gefunden wurde.
Aber von wem? Eine Falle?
Fragen über Fragen.
Du hast mich auf jeden Fall neugierig gemacht und so warte ich gespannt auf nächste Woche! ;D


LG
L-San
Von:  L-San
2014-06-16T16:00:08+00:00 16.06.2014 18:00


Yo, moony! ;D


Das sagenumwobene SOA, von dem du mir die ganze Zeit geschwärmt hast.
Ich glaube zu verstehen, weshalb.
Mir sagt diese Art von Geschichte sehr zu.^^
Aber nun denn, kommen wir zum eigentlichen Review.
Was die Kurzbeschreibungsseite sowie die Charakterseite angeht, da gibt es nur ein Wort: Wow.
Ich muss sagen, da hast du ordentlich viel rausgeputzt!
Finde ich sogar besser als meine Art.
Die japanischen Schriften und kleinen Infos unter den Namen finde ich schön. ;D
Die Inhaltsangabe an sich fand ich gelungen, da sie Neugierde weckt und zum Weiterlesen motiviert.^^

Der erste Satz ist sehr ausdrucksstark.
Da hast du mich schon mal gepackt, mal wieder. ;DD
Die kleine Action-Szene fand ich gelungen.
Wie aus dem Text zu entnehmen ist, ist es eigentlich nicht schlimm, wenn man stirbt?
Gleichzeitig hat man das Gefühl, dass dahinter doch mehr steckt, als man ahnt.
Wenn das deine Absicht war, dann ist dir das gut gelungen!
Den Schreibstil fand ich in Ordnung diesmal, technisch gesehen fand ich das Kapitel wirklich gut, aber - und mein Eindruck könnte täuschen - irgendwie hat mich der Prolog nicht ganz gepackt, irgendwie fand ich den Schreibstil nicht sonst so lebhaft oder einladend als sonst, was vielleicht daran liegen könnte, dass ich heute zu viel gelesen habe ... Unizeugs ...
Vielleicht lag es am Stress, ich weiß es nicht, aber der Ton war diesmal anders, als bisher gewohnt.^^
Vielleicht ja Experimentieren mit Schreibstil?
Wer weiß.^^
Noch ein paar Auffälligkeiten, die ich anmerken will:
Aincrad, 32. Ebene - 31.12.2023 - 17:43 Uhr
-> entweder du ersetzt die Bindestriche durch Kommas oder durch einen längeren Strich, und zwar dem Gedankenstrich, da der Bindestrich nicht wirklich passt von der Funktion her^^
-> ich rate zu Kommas^^

„Gib‘ mir keine Befehle, sonst töte ich dich.“, entgegnete PoH, hob den Dolch und ließ ihn auf Sanjiro niedersausen.
-> du hast oft Sätze, wo du in "..." einen Punkt machst
-> in dem Beispielsatz muss der erste Punkt weg, da der Satz nicht abgeschlossen ist, weil ja danach ein Verb folgt, in dem Fall 'entgegnete'

Allerdings… Allerdings rechneten sie nicht im Entferntesten damit, dass es eine Gefahr für sie geben könnte, die nicht von Monstern ausging.
-> die drei Punkte stehen getrennt von den Wörtern, da sie wie als ein Wort zählen, Ausnahme nur, wenn ein Wort nicht fertig ausgesprochen wird: "Du Arschl... du!"


So, das war's. ;D
Ich bin gespannt aufs nächste Kapitel. ;D


LG
L-San


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